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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bodenständiger Unterricht - S. 17

1913 - Leipzig : Dürr
— 17 — Wir achten weiter auf die bei Hochwasser trübe, gelbe und braune Färbung der Bäche, und die Schüler werden veranlaßt, sich nach starkem oder längerem Regen einmal ein Gefäß voll schmutzigen Flußwassers hinzustellen und nach einiger Zeit den Bodensatz anzu- sehen, vielleicht auch zu wiegen und zu messen. Größere Schüler könnten unter Anleitung des Lehrers durch eigene Messungen und Berechnungen ermitteln, wieviel Wasser täg- lich, monatlich, jährlich in Werre und Aa durch Herford fließt,*) wieviel Schwemmstoffe mitgeführt werden, wie hoch hier die Regenhöhe**) in einem Jahre ist, wieviel Erdreich usw. auf unfern Feldern, etwa auf 1 qkm oder im ganzen Kreise Herford, abgeschwemmt wird: alles Aufgaben, die eigene sorgsältige Beobachtung, selbständiges Denken und gewissenhafte Arbeit verlangten. So kommen wir nach und nach durch zahlreiche Beobachtungen und Vergleiche dahin, in dem Fluß einen außerordentlich erfolgreichen Sandfabrikanten, einen fleißigen Lumpensammler, der auf die Dauer nichts von dem, was ihm erreichbar ist, liegen laffen kann, und einen » billigen Lieferanten zu sehen. Auch mit einem Riesen-Fuhrgeschäft könnte man ihn vergleichen. Unaufhörlich, tagaus, tagein, ist er an der Arbeit, erstaunlich große Massen von Erde, Steinen, Sand und Schlamm loszureißen, fortzufpülen, weiterzuschleppen und nach dem Meere zu verfrachten. Wir kommen an einem mit 2 Pferden bespannten Sandwagen vorüber und fragen im Vorbeigehen den Knecht, wieviel Sand er da fährt. Es sind meist l1/2 cbm. Im Weitergehen rechnen wir sofort einige dazu paffende Auf- gaben, z. B. daß man, um 30 cbm Sand auf einmal zu fahren, 20 solcher Wagen und 40 solcher Pferde brauchte. *) Herrn Dipl.-Jng. Ulrici verdanke ich weiter folgende Angaben: Durchfluß 1. in der Werre an der Milcherbrücke im Jahresmittel 8 cbm/sec. 2. „ „ Aa bei Spilker „ „ 3,6 „ „ 3. „ „ Werre an der Hansabrücke „ „ rund 12 „ „ **) Herr Rektor Wulff als Leiter der hiesigen Wetterwarte („Königl. Meteorologischen Station") ermittelte als das 15 jährige Jahresmittel der Jahre 1895—1910 = 717,1 mm, als das Jahresmittel für 1910 —751,1mm (regenreich!) ii ii ii „ 1911 =485,1 mm (fehr trocken!) ii ii ii „ 1912 = 837,0 mm (regenreich !) Allein am 25. August 1912 betrug hier die Niederschlagsmenge 22 mm, im August 1912 überhaupt 126 mm! Vergl. dazu die regenreichsten Stellen der Erde: Kamerunberg mit 10 m, Assam am Himalaja 12 m! Nolte, Bodenständiger Unterricht. 2

2. Bodenständiger Unterricht - S. 18

1913 - Leipzig : Dürr
— 18 — Wir hören von dem Müller Schachtstek in Diebrock, — wir treffen ihn gerade an, wie er bei seiner Mühle aus dem Arme der Aa, der nach dem Mühlrad zu abgeleitet ist, den abgelagerten Sand aus- wirft, um das Flußbett wieder tiefer zu machen — daß er dort jedes Jahr etwa 50 cbm Sand abfahren muß — über 30 Fuder. Die Schüler haben gesehen und werden angehalten, dauernd daraus zu achten, wie oft Kolke, Teiche, Straßen- und Ackergräben gereinigt, „ausgeschlämmt" werden müssen. So lernen sie auf Grund vielfacher Beobachtungen in ihrer engsten Heimat, welche gewaltige Mengen festen Erdreichs usw. aus den Bergen und Feldern des Binnenlandes durch die zahlreichen kleinen und großen Flüsse und Ströme abgeschwemmt, fortgespült und in das Meer geschleppt werden. Nun klingt es ihnen glaubhaft, wenn sie hören, daß alljährlich allein aus dem sächsischen Elblaufe *) über 34000 cbm Sand, Kies und Steine (rund 23000 Fuder oder was 46000 Pserde ziehen können!) ausgebaggert werden müssen, damit die Fahrrinne tief genug bleibt; daß die Donau **) jährlich über 35^ Millionen cbm — rund 23 Millionen Fuder für 46 000000 Pferde, der Mississippi weit über 211 Millionen cbm — 140 Millionen Fuder für 280000000 Pferde, der Hoangho sogar 472 ^ Millionen cbm = 315 Millionen Fuder für 630000000 Pferde, Erde, Steine, Sand und Schlamm nach dem Meere bringt, daß allein aus der schwäbischen Alb jedes Jahr 63600 cbm Kalksteine vom Wasser ausgewaschen und abgeschwemmt werden = 42400 Fuder für 84800 Pferde, daß dort, wie man an zurückgebliebenen Spuren nachweisen kann, bereits eine Erd- und Gesteinsschicht von 200 m Dicke und 23 km Ausdehnung fortgespült worden ist. Da sehen die Schüler allmählich ein, daß bei solch ungeahnter, unaufhörlicher Riesenarbeit des Wassertropfens nach und nach Gebirge und andere hoch gelegene Teile der Erdoberfläche abgetragen werden, und daß durch diese ungeheure Einebnungsarbeit des Wassers schließlich eine völlige Beseitigung aller Erhebungen stattfinden müßte, wenn nicht auch andere Kräfte mit entgegengesetztem Erfolge an der Arbeit wären. *) Vgl. Fraas, Die Naturerscheinungen der Erde. Verlag von Lutz, Stuttgart. **) Vgl. Volk, Geologisches Wanderbuch. Verlag von Teubner, Leipzig.

3. Bodenständiger Unterricht - S. 86

1913 - Leipzig : Dürr
— 86 — Daß dadurch nicht nur der Heimatkunde, sondern auch manchem andern Unterrichtsfach, z. B. der übrigen Erdkunde, den eizelnen Zweigen der weiteren Naturkunde, und ferner dem Endzweck des Unterrichts überhaupt ein großer Dienst geleistet werden könnte, ist außer Zweifel, da zu bewußtem Sehen und zu eigenem Beobachten und Untersuchen angeregt und angeleitet würde. Die Lichtbildvorführungen ließen sich sehr wohl zu einem so ausgezeichneten Veranfchaulichungs-, Unterhaltungs- und Bildungs- mittel machen, daß wir Berlin um die bekannte „Urania" kaum noch zu beneiden brauchten. Rundbild. Im Dienste der Erdkunde wird an manchen Orten heute auch schon ein anderes geschäftliches Unternehmen ausgenutzt: das Rund- bild (Panorama). Ein „Kaiserpanorama" bietet wohl in jedem Winter aus längere Zeit in größeren Orten Gelegenheit zur Betrachtung von Bildern entfernter Gegenden und anderer sehenswerter Dinge. So haben unsere Schüler im Kaiserpanorama u. a. die Polar- meere gesehen, die Naturschönheiten Norwegens bewundert, die Alpen- dörser im Winter betrachtet und mit Zeppelin Luftreifen gemacht. Freilich ist ein Kaiserpanorama in erster Linie nicht für die Belehrungszwecke der Schule eingerichtet, sondern man hat es dabei auf geschäftlichen Gewinn und deshalb auf die Reizung der Neugierde bei Kindern und Erwachsenen abgesehen. Daher bietet es für erd- kundliche Belehrungen oft nicht genug. So brachte das Kaiferpanorama bei den Alpendörfern im Winter viele Gasthäuser und Rodelbahnen, während es doch für uns wünschens- wert gewesen wäre, daß uns in einem Alpenrundbild Klammen, Schluchten, Gletscher, Gletschertore, Gletschermühlen, Moränen, Straßen, Pässe, Eisenbahnen, Häuser, Lawinen und ihre Folgen, die Wirkung des Föhns, Almen mit Sennhütten, Alpenseen, die einzelnen Stufen eines Berges vom tiefen, warmen, obst- und weinreichen Tale über Laub- und Nadelwald und Almengürtel hinauf bis zu den nackten Felszacken usw. gezeigt worden wären. Das hätte für die Schüler auch anziehend sein können und viel mehr Gewinn gehabt. So könnte das Kaiserpanorama viel besser das bringen, was wir für den Unterricht veranschaulichen möchten. Wenn sich da nun wieder Lehrer der Erdkunde zusammentäten, um ihre Wünsche durchzuberaten und zusammenzustellen, so könnte

4. Bodenständiger Unterricht - S. 46

1913 - Leipzig : Dürr
— 46 — zurück mit der Fähre. Bedeuwng der Fähre. Amthausberg. Er- innerung an die Lage der Raubritterburgen; warum so gelegen? Besichtigung der Altertümer- und Schmetterlingssammlung auf der Burg. Blick ins Wesertal: Prachtvolle Aussicht. Gesichtskreis unten an der Weser und oben auf dem Berge. Bedeutung des Tales für den Verkehr; wo sind Eisenbahn, Straße, Fluß, warum? Längstal. Blicke nachdem Winterberg. Übungen im Bestimmen der Himmels- Achtungen: wo liegt Herford, Detmold, Bielefeld, Oeynhausen, Minden, Hannover, Berlin, Köln, Bremen, Hameln, Kassel. Wien, Rom, Paris, London, Petersburg? Stand der Sonne um 5 Uhr. Rückfahrt mit der Kleinbahn. Bahnhöfe bis Herford. 19. Spaziergang (Turnfahrt): Stand der Sonne, morgens 6 Uhr. Staatsbahn bis Löhne. Wallücke-Bahn. Während der Fahrt: Beachtung der fruchtbaren Felder und Wiesen. Gut Steinlake. Zigarren- fabriken. Wald. Gruben und Stellen zur Gewinnung des Eisensteins in der Wallücke; Verladen und Fortschaffung der Steine nach Georgs- Marienhütte bei Osnabrück. Wo liegt Osnabrück? Auf dem Wege nach Bergkirchen: Hinweis aus die vor uns liegende Einfenkung in dem Höhenzuge. Schöne Aussicht rechts und links. Spuren des Wassers auf dem Wege. Fingerhut. Rote und schwarze Schnecken. Wind in den Baumkronen auf dem Berge, unten still. Hinabrollen von Steinen. Hinweis aus das Abstürzen von verwitterten Gesteinstrümmern in den Hochgebirgen, Gefahren. Weicher und harter Untergrund. Wo ist die Auswaschung stark? Ausschleifung durch Räder schwerer Wagen. Aus- hobelung durch Eisblöcke, Gletscher: Hinweis auf die Vertiefung der Hochgebirgstäler. Fjorde. Unten am Berge wärmer, oben mehr Wind, kälter. Wärme in tiefen Tälern, Kälte auf Bergen und Hochebenen (Eifel, Alpen). Luftschächte sür die Eisenstein-Stollen. Wald- oder Bickbeeren. Schonung. Schlucht bei Bergkirchen. Pässe in den Gebirgen. Blick auf Quer- und Längstäler vor uns. Richtung. Ihre Bedeutung für den Übergang über das Gebirge. Gebirge als Verkehrshindernisse. Legung von Feld-, Fernschreib- und Fernsprechleitungen durch Soldaten des 15. Regiments aus Minden, die dort gerade Felddienst übten. Aus- rüstung, Aussehen der abrückenden Soldaten: Schmutz, Schweiß. Ebene nördlich vom Wesergebirge. Flach- und Hügelland, Höhenzug, Berg, Gebirge usw. Marsch über den Kamm. Anstalt für Blöde im Witte- kindshof. „Krause Buche" mit den sonderbar verflochtenen und ver- wachfenen Zweigen, eigenartiges Naturspiel. „Wilder Schmied". Blick nach Oeynhausen, auf die Wefer, auf Hügel- und Flachland. Steiler Abhang des Berges. Bedeutung des Waldes bezügl. Verhütung der

5. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 73

1878 - Leipzig : Spamer
Lothringer. 73 iit dem Wort „Pers(ch)on" und in den beliebten Frankfurter „Würs(ch)teu". Eigenthümlich ist der Frankfurter Mundart der Nasenlaut in den Endungen an, än und en, sowie die scharfe, fast wie k lautende Aussprache des g im An- fange des Wortes und der Konsonanten p, t, k mit einem Hauchlaut fast wie p'h, t'h, ff). In der Pfalz ist die fränkische Mundart mit vielen Resten der alemannischen vermischt. Die Kölnische Mundart steht bereits der nieder- deutschen näher und hat manche Ausdrücke aus dem Flämischen und Hollän- dischen aufgenommen; sie wird auf eine weiche, schalkhaft gemächliche und etwas gezogene, singende Weise gesprochen, welche den Kölner, auch wenn er hochdeutsch spricht, bald kenntlich macht. Trachten aus Hessen-Darmstadt. In der Pfälzer Mundart hat Franz von Kobell — obgleich selbst kein geborener Pfälzer, fondern ein Bayer (geb. zu München 1803), — die an- muthigsten Lieder gedichtet. Wir wählen darunter: 's Lob vuu Binge. Die herrlichschst' Gegend am ganze Rhei' Deß ist die Gegend vnn Binge, Es wachst der allerbeschte Wei', Der Scharlach wachst bei Binge. Die gschickt'schte Schifflent, die mer find't, Deß sin die Schiffer vnn Binge, Un ficht mer in Meenz e' hübsches Kind, Wo is es her? — Vnn Binge!

6. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 88

1878 - Leipzig : Spamer
88 Das Alpengebirge. von 4500 Quadratmeilen. Sie erstrecken sich vom Lignrischen Meere bis zum Donautieflande und dem Meerbusen von Fiume, oder von Genua bis nach Wien und Trieft in einer Länge von 150 Meilen, während ihre Breite von 20 bis 40 Meilen wechselt. In ihrem ersten Theile, von den Erhebungen am Meerbusen von Genua bis zur Montblancgruppe, folgen die Alpen der Rich- tuug von Süd nach Nord, mit ihrem Ostfuße im Tieflaude des Po stehend, die westlichen Vorketten gegen das Tiefland des Rhone vorgeschoben; in diesem Theile ist die Richtung No.-Sw. vorherrschend. Bei der Montblancgruppe beginnt die Spaltung in mehrere Züge, welche durch die Längenthüler der Misse von einander geschieden sind und in den Richtungen gegen Nordost und Ost fast fächerförmig aus einander gehen; ihren Nordfuß umgiebt auf der Strecke von 70 Meilen ein Gürtel von Seeu, — der Genfer, Thuner, Vier- Waldstädter, Zuger, Züricher, Bodeu-, Ammer-, Wurm-, Chiem-, Kochel-, Mond-, Atter- und Trauusee, — und es bildet der Lanf der Donau, schon von der Jnnmündnng an, bis gegeil Wien die äußerste Greuze ihrer nördlichen Ab- dachung; ihr Südfuß steht in der lombardisch-venetianischen Tiefebene und um- schließt ebenfalls einen Kranz von Seen,— Lago Maggiore, Lugano-, Como-, Jseo- und Gardafee, — die mit ihrer prachtvollen Färbnng, ihren reizenden Usern, ihrem milden Klima den herrlichsten Schmnck der Alpennatnr bilden. Die Erhebung der Alpen ist sehr verschieden; die höchsten Gipfel liegen an der schmälsten Stelle. Hier ist es der Montblanc (4810 in.), der höchste Berg Europa's, dessen zackige Krone prachtvoll über den ihn umlagernden Gletschern und Eisfeldern glänzt. Gegen Osten nimmt die Höhe der Alpen im Allgemeinen ab, die Breite und Zerspaltung dagegen zu. Die Abdachung nach Norden ist eine allmähliche, stnsenförmige; im Süden steigt man an vielen Stellen ans dem Hochgebirge unmittelbar in die Ebene hinab, anch liegen die bedeutenden Gipfelerhebungen dem Südfuße näher. Der Anblick der Alpen ist daher von der Poebene ans imposanter, von Norden her mannichsaltiger und lieblicher. Tic Alpen, ein Riesenbauwerk der Schöpfung. Die Alpen erheben sich als mächtige Denksänlen der Schöpsnngsgeschichte. Wir stehen oft bewundernd vor den Bauwerken von Menschenhänden, den Thürmcn und Tempelhallen, welche die Jahrhunderte übcrdanerten; — hier erblicken wir vor nns ein Gottesgebäude, dessen Entstehung um Jahrmillionen vor der Geburt der ersten Menschen zurückliegt. Wir fußen auf einer der Hochzi'.rnen unserer nördlichen Alpen und vcr- setzen uns im Geiste in jene Urzeit zurück, als die Berge und Felsen um uns, als die ganze Erdoberfläche unter den fortwährenden gewaltigen Kämpfen der Naturmächte, des Feuert und des Wassers, noch in der Bildnng und Waudluug begriffen waren. Es ist die Periode der sogenauuteu Triasgebilde, der dritte, vieltausendjährige Zeitraum in der Schöpfungsgeschichte. Noch liegen die Gegenden im weiten Umkreise von den vergletscherten Firsten Centraltirols bis zu einer verschwundenen Festlandsgrenze in der bayrisch-schwäbischen Hochebene unter den Fluten des Triasmeeres begraben; aber ans dem Grunde dieses Meeres hänft sich bereits das Material für die Gebirgsbauten einer fernen Zukuuft.

7. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 90

1878 - Leipzig : Spamer
90 Das Alpengebirge. Felsenwällen einen nicht zu brechenden Widerstand, mächtige Schichtenlager wölben zu weitgespannten Bogen und Knppen sich empor. Und dieses Drängen und Treiben, Zerstören des Bestehenden und Neu- schaffen gewaltiger Bauten aus den Trümmern der alten überlebten Welt zeigt sich um diese Zeit allüberall im weiten Alpenlande. Wohin wir blicken, treten beredte Zeugen für dieses Schassen übermütiger, kaum saßbarer Naturkräfte auf. Wir sehen die stolzen Bergeshäupter alle, aus welchen der herrliche Kranz unseres Aussichtsbildes sich zusammenschließt, vor unseren Augen sich erheben, zerspalten, zurücksinken, sich wieder hebeu und gegenseitig verschieben. Wir sehen die Felseninsel selbst, von der wir diese Rückschau halten, dem gleichen Drncke weichen, fühlen das Riff, aus dem wir sußeu, in reger Bewegung erzittern; es beugt und knickt sich in sich selbst zusammen, und seine hochgeschwungene Zinne blickt erhaben hinaus über die weite Fläche, iu welche die Welleusaltungen der aus ihrer Lage gedrängten Gesteinsschichten, gleich Wogen der Uferbrandung in deu freien Meeresspiegel hinaus sich verlieren. — Die Ausbruchsmassen, Gneis, Granit, Porphyr, Syenit n. s. w>, füllten die Klüfte zum Theil wieder an und bildeten bei ihrem Erkalten ein halb kry- stallinisches, festes Gefüge. Die Kernstücke der Alpen bestehen ans solchen un- geheuren Felsentrümmern, welche durch die Gewalt des Feuers aus dem Schöße der Erde emporgehoben, dnrch die Macht der eindringenden Wasserfluten ans- gewaschen, von Neuem gehoben und zerstrümmert und dnrch chemische und phy- sikalische Einflüsse vielfach verwandelt und umgestaltet wurden. Die ans- gethürmten Riesenschollen stürzten an manchen Stellen wieder zusammen, um mächtige Thäler und Wasserbecken zu bildeu. Die vou den Gletschern herab- stürzenden Gewässer spülten die Berge ans und gruben allmählich tiefe Rinn- sale in die Felsenklüfte, bildeten romantische Thäler und Schluchten, rissen das verwitterte Gesteiu mit sich fort und füllten die tieferen Gegenden mit Trüm- mern au. Manche Wildbäche wurden dnrch Felsenmauern eingedämmt und bildeten die lieblichen Alpenseen. Durch das Emporsteigen der vorzugsweise aus Gneis, Glimmerschiefer und Porphyr bestehenden Centralkette wurden die älteren, hauptsächlich aus neptunischem Gestein, ans Kalkstein, Sandstein und Schiefer, gebildeten Schich- ten nach beiden Seiten auseinander geschoben und lagerten sich im Norden und Süden als sogeuauute ,,Kalkalpen" der Centralkette vor. Sie sind weniger hoch als die letztere und schon in Form und Farbe von dieser zu unterscheiden. Den nördlichen und südlichen Fnß der Alpen umsäumen sogenannte tertiäre Ablagerungen, Molasse und Nagelflne, welche durch Kalkmergel zu- sammengekittet sind. Unberechenbare Zeitränme sind vergangen, bis der Ban des Alpengebirges vollendet war, aber auch diese scheinbar unvergänglich feststehende Felsenwelt ist noch dem Wechsel und Waudel unterworfen- Dieselben Kräfte und Gesetze, durch welche die Schöpfung ins Leben gerufen ward, wirken auch zu ihrer Er- Haltung und Weiterbildung fort; denn alles Geschaffene geht wieder in neuen, vollkommneren Bildungen auf, fortwährend erneuert die Schöpfung sich ans sich selbst. Ueberall in der Natnr giebt sich das Drängen nach dem Fortschritt,

8. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 155

1878 - Leipzig : Spamer
Die Pflanzen- und Thierwelt. 155 wuudene Taue erscheinen, erreichen oft eine Länge von 10 12 m., eine Stärke von 20—30 cm. So willkommene Hülfe ihre zähen Ranken, welche bei Fingers- dicke bereits einen Mann zu tragen vermögen, dem Bergsteiger an'steiler Wand, auf eugem Pfade in wildem Geklippe gewähren, so entsetzlich wird ihm das Krummholz, wenn er, den Alpenpfad verlierend, in seine endlosen Lockungen hinein sich verirrt. Kein Schritt mehr ist ihm gesichert; auf schaukelnden Stäm- men und Zweigen, die er mühsam unter die Füße tritt, verfolgt er seinen Weg. 1. 2. 3. 4. 5. Alpenblumen. 1. Felsenwildhalm. 2. Alpenklee. 3. Ruchbrändli (Nigritelle). 4. Großblumiges Fingerkraut. 5. Alpenwegerich. 6. Alpenknollenkraut (V2 Gr.). Mit äußerster Anstreuguug nur vermag er das schwankende Gitterwerk zu theilen, das ihm über dem Haupte zusammenschlägt und mit den Schöß- lingen seiner Nadelzweige ihm das Gesicht peitscht, mit Blütenstaub und be- täubendem Harzdufte die Atmosphäre füllend, während eine dumpfe Gluthitze im Innern brütet. Jeden Augenblick sinkt der Tritt des Wanderers in moos- überdeckte Felsenlöcher oder es beugt sich eiuer der elastischen Stämme, zur Seite gedrängt, wieder zurück und reißt ihn erbarmungslos zwischen dasheidel- beeren- und Alpenrosengestrüppe nieder. So nützlich daher die Legföhre der Alpen im Haushalte der Natur ist, indem sie deu Boden bindet und ihn vor Abschwemmung schützt, die Wasser sammelt und als gute Quellen zu Thale leitet und den Lawinen einen festen Damm entgegensetzt, so wenig beliebt ist sie dem Alpenwanderer, welcher das Durchschreiten der Krummholzzone stets unter seine heikelsten Aufgaben zählt und aus seinen, auch bei größter Auf- merksamkeit nicht völlig zu vermeidenden Jrrgängen manchem Knieholzwalde

9. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 156

1878 - Leipzig : Spamer
156 Naturbilder aus den deutscheu Alpen. ■feciv Schicksal eines Bergbrandes wünscht, welches dnrch unvorsichtiges Feuer- Qnzünden nicht selten sich einstellt. Solche öde Brandstätten, die Bergflanken, mit den verkohlten Stämmen der Legföhren bedeckt, machen sich dem Auge schon aus weiter Entfernung bemerkbar und bilden bei dem langsamen Wachsthume dieses Baumes für eiue lauge Reihe von Jahren einen Cha- T'akterzng im Aussehen des betreffenden Berges. Noch länger erhält sich die Erinnerung an solche Waldbrände in ortsüblichen Benennungen, wie „Brandenberg", „gebrannte Wand", „am Brand" und dgl., welchen man häufig in unseren Gebirgen begegnet. Nächst der Legsöhre ist als Bewohner der höheren Zone in den nörd- lichen Kalkalpen noch die Zirbelkiefer oder Zirb e (Pinns cembra) zu nennen, welche indessen ihres feinen Nutzholzes wegen eifrig gesucht wird und mehr und mehr ans unseren Bergen verschwindet. Schöne Bestände dieses Baumes mit nachwachsenderjngend zeigen sich fast nirgends mehr; nur ausdemschachen im Wettersteingebirge befindet sich noch ein solcher von größerer Ausdehuuug, und einzelnen größeren Gruppen dieser schönen Bäume begegnet man auch aus dem Hochplateau der Reitalm im Berchtesgadener Lande. Oft aber sieht man -einen vereinsamten knorrigen Stamm, nicht selten schon halb abgedorrt, mitten aus dem Krummholze heraus sich erheben, leicht kenntlich an seinem Qrmlenchterähnlichen Wnchse, indem drei bis vier der größten Aeste dem Hauptstamme parallel senkrecht emporstreben. So vereinzelt zeigt sich die Zirbe noch in einer Höhe, wo sonst ansrechter Banmwnchs nicht mehr vor- kommt, bis zu 1950 m. Die Krummholzregion ist auch das Hauptrevier der Alpenrose, welche ganze Bergeshänge überwuchert und zu ihrer in den Monat Juni und den halben Juli fallenden Blütezeit mit einem Schmucke überkleidet, welcher dem üppigsten Blumenflor eines Kunstgartens in keiner Weise nachsteht. Besonders ausgezeichnet sind in dieser Beziehung das hintere Wimbachthal bei Berchtes- gaden, wo die mächtigen Bosquete der blutrothen Blütentrauben aus dem Rahmen der wie künstliche Wege sie einrandenden Schnttströme in wirksamstem Farbenkontraste sich emporheben; ferner das Plnmser Joch am Achensee und der Schachen im Wettersteingebirge, wo außer der bekauuteu rothen Alpenrose Qnch uoch eiue sehr seltene weiße Abart vorkommt. So weit die Krnmmholzregion reicht, begleiten dieselbe anch zwei alte Bekannte aus den Nadelholzwäldern des Flachlandes, die Sträuche der Heid el- beere (Yaccinium myrtillus) und Preißelbeere (Yaccinium vitis iclaea), deren schmackhafte Früchte dem Bergwanderer oft ein willkommenes Labsal bieten. Endlich ist noch des großblütigen, violetten oder gelben Enzians (Gentiana pannonica und punctata) zu gedenken, dessen Wurzeln zur Be- reitung des bekannten und beliebten Gesuudheits-Brauutweius dienen und welcher gleichfalls in der Krummholzzoue seinen Hauptstandort hat. — Wersen wir einen Blick auf das Thierleben dieser Gebirgszone, so findet sich hier bereits ein größerer und — was für den Alpenwanderer besonders von Bedeutung — eilt mehr sichtbarer Reichthum vou Wild als in der Wald- region. Die Legsöhrendickichte bergen schon manches Rndel der zierlichen

10. Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern - S. 92

1878 - Leipzig : Spamer
92 Das Alpengebirge. Dicht unter dem Rande der Gletscher beginnen schon die grünenden Alpen- wiesen mit ihren würzigen Kräutern. Die vorspringenden Abhänge sind init Zarten Moosen und blühenden Alpenrosen bekränzt. Weiter abwärts grünen prächtige Waldungen, Gruppen von Laubholz und ausgedehnte Forsten von Tannen und Fichten. In den südlichen Thälern betreten wir die Gefilde, wo Weinberge, Kastanien und Olivenhaine und die edleren Obstarten gedeihen. In den hochgelegenen Thälern vereinigen sich diese verschiedenartigen Er- scheinungen in dem lieblichsten Bilde. Licht und Luft, Berg und Wald, das frische Grün der Alpenwiesen unter den starren Gletscherfeldern, die reizenden Alpenseen, in deren krystallenem Spiegel die Ufer, die Gipfel der Berge und die Wolken des Himmels wiederschimmern, — dieses Alles übt auf das Ge- müth eiueu zauberhaften Eindruck, der durch die eigentümliche Alpenmusik, das Rauschen der Stnrzbäche und Wasserfälle, das Donnern der herabstürzen- den Lawinen, das Läuten der Herdenglocken und das Jodeln der Senner und Sennerinnen noch erhöht wird. Der physischen und klimatischen Verschiedenheit der Länder zu beiden Seiten des Alpenwalles entspricht die Verschiedenartigkeit der Völker, welche sie bewohnen: hier Völker germanischen Stammes, ernst und bedächtig, fleißig und treu, — drüben romanische Völker, leidenschaftlich und feurig, mehr dem behaglichen Genüsse als dem fleißigen Erwerb zngethan. Die Alpen bilden die Scheide zwischen den Völkern deutscher und wälscher Zuuge, zwischen ger- manischen und romanischen Stämmen und Staaten. Aber anch diese Trennung ist keine absolute. In den Alpenländern begegneten sich die Völker seit Alters mit bewaffneter Hand, wie im friedlichen Verkehr. Hier trafen zuerst die Scharen der Kimbern und Teutonen mit den Römern zusammen; von hier aus drangen in den Zeiten der Völkerwanderung West- und Ostgothen, Hunnen, Heruler, Rugier und Langobarden in das ersehnte Land des Südens, um der Weltherrschaft Roms den Todesstoß zu gebeu und neue Reiche auf deu Trümmeru des römischen zu errichten; und hier faudeu noch in neuer Zeit, in den durch die Französische Revolution erregten Kriegen, die blutigen Kämpfe statt zwischen den Heeren der Französischen Republik und denjenigen Oesterreichs und Rußlands, letztere zum Theil aus dem fernen Asien herbeigekommen. Heber die Alpeu zogen aber auch schon während des Mittelalters die langen Waarenzüge von den Stapelplätzen am Mittelmeere nach den blühenden Handelsstädten des Reichs, und in der Gegenwart arbeiten die Völker von beiden Seiten des Gebirgswalls daran, die gewaltige Schranke der Natur zu durchbrechen und über den Sattel der Gebirge hinweg, durch das Innere der Berge hindurch, dem friedlichen Verkehr neue Wege zu bahnen. In den Alpen treffeil sich jährlich Gelehrte vou allen Nationen, um die Wissenschaft durch neue Entdeckungen und durch die Ergebnisse ihrer Forschungen zu bereichern. So sind die Alpen zwar Trennungsmarke, aber zugleich auch dasjenige Gebiet, auf welchem die Interessen der Völker sich begegnen und verschmel- zen, und üben deshalb — vorzugsweise auf die ihnen zunächst anwohnenden Völker — in kulturgeschichtlicher, politischer und materieller Beziehung einen bedeutsamen Einfluß aus. f\
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