— 17 —
Wir achten weiter auf die bei Hochwasser trübe, gelbe und
braune Färbung der Bäche, und die Schüler werden veranlaßt, sich
nach starkem oder längerem Regen einmal ein Gefäß voll schmutzigen
Flußwassers hinzustellen und nach einiger Zeit den Bodensatz anzu-
sehen, vielleicht auch zu wiegen und zu messen.
Größere Schüler könnten unter Anleitung des Lehrers durch
eigene Messungen und Berechnungen ermitteln, wieviel Wasser täg-
lich, monatlich, jährlich in Werre und Aa durch Herford fließt,*) wieviel
Schwemmstoffe mitgeführt werden, wie hoch hier die Regenhöhe**) in
einem Jahre ist, wieviel Erdreich usw. auf unfern Feldern, etwa auf
1 qkm oder im ganzen Kreise Herford, abgeschwemmt wird: alles
Aufgaben, die eigene sorgsältige Beobachtung, selbständiges Denken
und gewissenhafte Arbeit verlangten.
So kommen wir nach und nach durch zahlreiche Beobachtungen
und Vergleiche dahin, in dem Fluß einen außerordentlich erfolgreichen
Sandfabrikanten, einen fleißigen Lumpensammler, der auf die Dauer
nichts von dem, was ihm erreichbar ist, liegen laffen kann, und einen
» billigen Lieferanten zu sehen. Auch mit einem Riesen-Fuhrgeschäft
könnte man ihn vergleichen. Unaufhörlich, tagaus, tagein, ist er an
der Arbeit, erstaunlich große Massen von Erde, Steinen, Sand und
Schlamm loszureißen, fortzufpülen, weiterzuschleppen und nach dem
Meere zu verfrachten.
Wir kommen an einem mit 2 Pferden bespannten Sandwagen
vorüber und fragen im Vorbeigehen den Knecht, wieviel Sand er da
fährt. Es sind meist l1/2 cbm.
Im Weitergehen rechnen wir sofort einige dazu paffende Auf-
gaben, z. B. daß man, um 30 cbm Sand auf einmal zu fahren,
20 solcher Wagen und 40 solcher Pferde brauchte.
*) Herrn Dipl.-Jng. Ulrici verdanke ich weiter folgende Angaben:
Durchfluß 1. in der Werre an der Milcherbrücke im Jahresmittel 8 cbm/sec.
2. „ „ Aa bei Spilker „ „ 3,6 „ „
3. „ „ Werre an der Hansabrücke „ „ rund 12 „ „
**) Herr Rektor Wulff als Leiter der hiesigen Wetterwarte („Königl.
Meteorologischen Station") ermittelte als das 15 jährige Jahresmittel der
Jahre 1895—1910 = 717,1 mm,
als das Jahresmittel für 1910 —751,1mm (regenreich!)
ii ii ii „ 1911 =485,1 mm (fehr trocken!)
ii ii ii „ 1912 = 837,0 mm (regenreich !)
Allein am 25. August 1912 betrug hier die Niederschlagsmenge 22 mm,
im August 1912 überhaupt 126 mm!
Vergl. dazu die regenreichsten Stellen der Erde: Kamerunberg mit 10 m,
Assam am Himalaja 12 m!
Nolte, Bodenständiger Unterricht. 2
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
Extrahierte Personennamen: Spilker Wulff August August
— 18 —
Wir hören von dem Müller Schachtstek in Diebrock, — wir treffen
ihn gerade an, wie er bei seiner Mühle aus dem Arme der Aa,
der nach dem Mühlrad zu abgeleitet ist, den abgelagerten Sand aus-
wirft, um das Flußbett wieder tiefer zu machen — daß er dort
jedes Jahr etwa 50 cbm Sand abfahren muß — über 30 Fuder.
Die Schüler haben gesehen und werden angehalten, dauernd
daraus zu achten, wie oft Kolke, Teiche, Straßen- und Ackergräben
gereinigt, „ausgeschlämmt" werden müssen.
So lernen sie auf Grund vielfacher Beobachtungen in ihrer
engsten Heimat, welche gewaltige Mengen festen Erdreichs usw. aus
den Bergen und Feldern des Binnenlandes durch die zahlreichen
kleinen und großen Flüsse und Ströme abgeschwemmt, fortgespült
und in das Meer geschleppt werden.
Nun klingt es ihnen glaubhaft, wenn sie hören, daß alljährlich
allein aus dem sächsischen Elblaufe *) über 34000 cbm Sand, Kies
und Steine (rund 23000 Fuder oder was 46000 Pserde ziehen können!)
ausgebaggert werden müssen, damit die Fahrrinne tief genug bleibt;
daß die Donau **) jährlich über 35^ Millionen cbm — rund
23 Millionen Fuder für 46 000000 Pferde,
der Mississippi weit über 211 Millionen cbm — 140 Millionen
Fuder für 280000000 Pferde,
der Hoangho sogar 472 ^ Millionen cbm = 315 Millionen
Fuder für 630000000 Pferde,
Erde, Steine, Sand und Schlamm nach dem Meere bringt,
daß allein aus der schwäbischen Alb jedes Jahr 63600 cbm
Kalksteine vom Wasser ausgewaschen und abgeschwemmt
werden = 42400 Fuder für 84800 Pferde,
daß dort, wie man an zurückgebliebenen Spuren nachweisen
kann, bereits eine Erd- und Gesteinsschicht von 200 m Dicke
und 23 km Ausdehnung fortgespült worden ist.
Da sehen die Schüler allmählich ein, daß bei solch ungeahnter,
unaufhörlicher Riesenarbeit des Wassertropfens nach und nach Gebirge
und andere hoch gelegene Teile der Erdoberfläche abgetragen werden,
und daß durch diese ungeheure Einebnungsarbeit des Wassers schließlich
eine völlige Beseitigung aller Erhebungen stattfinden müßte, wenn nicht
auch andere Kräfte mit entgegengesetztem Erfolge an der Arbeit wären.
*) Vgl. Fraas, Die Naturerscheinungen der Erde. Verlag von Lutz,
Stuttgart.
**) Vgl. Volk, Geologisches Wanderbuch. Verlag von Teubner, Leipzig.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
— 86 —
Daß dadurch nicht nur der Heimatkunde, sondern auch manchem
andern Unterrichtsfach, z. B. der übrigen Erdkunde, den eizelnen
Zweigen der weiteren Naturkunde, und ferner dem Endzweck des
Unterrichts überhaupt ein großer Dienst geleistet werden könnte, ist
außer Zweifel, da zu bewußtem Sehen und zu eigenem Beobachten
und Untersuchen angeregt und angeleitet würde.
Die Lichtbildvorführungen ließen sich sehr wohl zu einem so
ausgezeichneten Veranfchaulichungs-, Unterhaltungs- und Bildungs-
mittel machen, daß wir Berlin um die bekannte „Urania" kaum noch
zu beneiden brauchten.
Rundbild. Im Dienste der Erdkunde wird an manchen Orten heute auch
schon ein anderes geschäftliches Unternehmen ausgenutzt: das Rund-
bild (Panorama).
Ein „Kaiserpanorama" bietet wohl in jedem Winter aus längere
Zeit in größeren Orten Gelegenheit zur Betrachtung von Bildern
entfernter Gegenden und anderer sehenswerter Dinge.
So haben unsere Schüler im Kaiserpanorama u. a. die Polar-
meere gesehen, die Naturschönheiten Norwegens bewundert, die Alpen-
dörser im Winter betrachtet und mit Zeppelin Luftreifen gemacht.
Freilich ist ein Kaiserpanorama in erster Linie nicht für die
Belehrungszwecke der Schule eingerichtet, sondern man hat es dabei
auf geschäftlichen Gewinn und deshalb auf die Reizung der Neugierde
bei Kindern und Erwachsenen abgesehen. Daher bietet es für erd-
kundliche Belehrungen oft nicht genug.
So brachte das Kaiferpanorama bei den Alpendörfern im Winter
viele Gasthäuser und Rodelbahnen, während es doch für uns wünschens-
wert gewesen wäre, daß uns in einem Alpenrundbild Klammen,
Schluchten, Gletscher, Gletschertore, Gletschermühlen, Moränen, Straßen,
Pässe, Eisenbahnen, Häuser, Lawinen und ihre Folgen, die Wirkung
des Föhns, Almen mit Sennhütten, Alpenseen, die einzelnen Stufen
eines Berges vom tiefen, warmen, obst- und weinreichen Tale über
Laub- und Nadelwald und Almengürtel hinauf bis zu den nackten
Felszacken usw. gezeigt worden wären.
Das hätte für die Schüler auch anziehend sein können und viel
mehr Gewinn gehabt.
So könnte das Kaiserpanorama viel besser das bringen, was
wir für den Unterricht veranschaulichen möchten.
Wenn sich da nun wieder Lehrer der Erdkunde zusammentäten,
um ihre Wünsche durchzuberaten und zusammenzustellen, so könnte
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Kaiserpanorama Norwegens
— 46 —
zurück mit der Fähre. Bedeuwng der Fähre. Amthausberg. Er-
innerung an die Lage der Raubritterburgen; warum so gelegen?
Besichtigung der Altertümer- und Schmetterlingssammlung auf der
Burg. Blick ins Wesertal: Prachtvolle Aussicht. Gesichtskreis unten
an der Weser und oben auf dem Berge. Bedeutung des Tales für
den Verkehr; wo sind Eisenbahn, Straße, Fluß, warum? Längstal.
Blicke nachdem Winterberg. Übungen im Bestimmen der Himmels-
Achtungen: wo liegt Herford, Detmold, Bielefeld, Oeynhausen, Minden,
Hannover, Berlin, Köln, Bremen, Hameln, Kassel. Wien, Rom, Paris,
London, Petersburg? Stand der Sonne um 5 Uhr. Rückfahrt mit
der Kleinbahn. Bahnhöfe bis Herford.
19. Spaziergang (Turnfahrt): Stand der Sonne, morgens
6 Uhr. Staatsbahn bis Löhne. Wallücke-Bahn. Während der Fahrt:
Beachtung der fruchtbaren Felder und Wiesen. Gut Steinlake. Zigarren-
fabriken. Wald. Gruben und Stellen zur Gewinnung des Eisensteins
in der Wallücke; Verladen und Fortschaffung der Steine nach Georgs-
Marienhütte bei Osnabrück. Wo liegt Osnabrück? Auf dem Wege nach
Bergkirchen: Hinweis aus die vor uns liegende Einfenkung in dem
Höhenzuge. Schöne Aussicht rechts und links. Spuren des Wassers auf
dem Wege. Fingerhut. Rote und schwarze Schnecken. Wind in den
Baumkronen auf dem Berge, unten still. Hinabrollen von Steinen.
Hinweis aus das Abstürzen von verwitterten Gesteinstrümmern in den
Hochgebirgen, Gefahren. Weicher und harter Untergrund. Wo ist die
Auswaschung stark? Ausschleifung durch Räder schwerer Wagen. Aus-
hobelung durch Eisblöcke, Gletscher: Hinweis auf die Vertiefung der
Hochgebirgstäler. Fjorde. Unten am Berge wärmer, oben mehr Wind,
kälter. Wärme in tiefen Tälern, Kälte auf Bergen und Hochebenen (Eifel,
Alpen). Luftschächte sür die Eisenstein-Stollen. Wald- oder Bickbeeren.
Schonung. Schlucht bei Bergkirchen. Pässe in den Gebirgen. Blick
auf Quer- und Längstäler vor uns. Richtung. Ihre Bedeutung für
den Übergang über das Gebirge. Gebirge als Verkehrshindernisse.
Legung von Feld-, Fernschreib- und Fernsprechleitungen durch Soldaten
des 15. Regiments aus Minden, die dort gerade Felddienst übten. Aus-
rüstung, Aussehen der abrückenden Soldaten: Schmutz, Schweiß. Ebene
nördlich vom Wesergebirge. Flach- und Hügelland, Höhenzug, Berg,
Gebirge usw. Marsch über den Kamm. Anstalt für Blöde im Witte-
kindshof. „Krause Buche" mit den sonderbar verflochtenen und ver-
wachfenen Zweigen, eigenartiges Naturspiel. „Wilder Schmied". Blick
nach Oeynhausen, auf die Wefer, auf Hügel- und Flachland. Steiler
Abhang des Berges. Bedeutung des Waldes bezügl. Verhütung der
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Personennamen: Amthausberg
Extrahierte Ortsnamen: Altertümer- Wesertal Winterberg Herford Detmold Bielefeld Oeynhausen Minden Hannover Berlin Bremen Hameln Kassel Wien Rom Paris London Petersburg Herford Eisensteins Georgs-
Marienhütte Bergkirchen Bergkirchen Minden Witte- Oeynhausen
Autor: Klöden, Gustav Adolph von, Regnet, A., Köppen, Fedor von, Barth, Hermann von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Bayern
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Lothringer. 73
iit dem Wort „Pers(ch)on" und in den beliebten Frankfurter „Würs(ch)teu".
Eigenthümlich ist der Frankfurter Mundart der Nasenlaut in den Endungen
an, än und en, sowie die scharfe, fast wie k lautende Aussprache des g im An-
fange des Wortes und der Konsonanten p, t, k mit einem Hauchlaut fast wie
p'h, t'h, ff). In der Pfalz ist die fränkische Mundart mit vielen Resten der
alemannischen vermischt. Die Kölnische Mundart steht bereits der nieder-
deutschen näher und hat manche Ausdrücke aus dem Flämischen und Hollän-
dischen aufgenommen; sie wird auf eine weiche, schalkhaft gemächliche und
etwas gezogene, singende Weise gesprochen, welche den Kölner, auch wenn er
hochdeutsch spricht, bald kenntlich macht.
Trachten aus Hessen-Darmstadt.
In der Pfälzer Mundart hat Franz von Kobell — obgleich selbst kein
geborener Pfälzer, fondern ein Bayer (geb. zu München 1803), — die an-
muthigsten Lieder gedichtet. Wir wählen darunter:
's Lob vuu Binge.
Die herrlichschst' Gegend am ganze Rhei'
Deß ist die Gegend vnn Binge,
Es wachst der allerbeschte Wei',
Der Scharlach wachst bei Binge.
Die gschickt'schte Schifflent, die mer find't,
Deß sin die Schiffer vnn Binge,
Un ficht mer in Meenz e' hübsches Kind,
Wo is es her? — Vnn Binge!
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Autor: Klöden, Gustav Adolph von, Regnet, A., Köppen, Fedor von, Barth, Hermann von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Bayern
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
88 Das Alpengebirge.
von 4500 Quadratmeilen. Sie erstrecken sich vom Lignrischen Meere bis zum
Donautieflande und dem Meerbusen von Fiume, oder von Genua bis nach
Wien und Trieft in einer Länge von 150 Meilen, während ihre Breite von
20 bis 40 Meilen wechselt. In ihrem ersten Theile, von den Erhebungen am
Meerbusen von Genua bis zur Montblancgruppe, folgen die Alpen der Rich-
tuug von Süd nach Nord, mit ihrem Ostfuße im Tieflaude des Po stehend,
die westlichen Vorketten gegen das Tiefland des Rhone vorgeschoben; in diesem
Theile ist die Richtung No.-Sw. vorherrschend. Bei der Montblancgruppe
beginnt die Spaltung in mehrere Züge, welche durch die Längenthüler der
Misse von einander geschieden sind und in den Richtungen gegen Nordost und
Ost fast fächerförmig aus einander gehen; ihren Nordfuß umgiebt auf der
Strecke von 70 Meilen ein Gürtel von Seeu, — der Genfer, Thuner, Vier-
Waldstädter, Zuger, Züricher, Bodeu-, Ammer-, Wurm-, Chiem-, Kochel-,
Mond-, Atter- und Trauusee, — und es bildet der Lanf der Donau, schon von
der Jnnmündnng an, bis gegeil Wien die äußerste Greuze ihrer nördlichen Ab-
dachung; ihr Südfuß steht in der lombardisch-venetianischen Tiefebene und um-
schließt ebenfalls einen Kranz von Seen,— Lago Maggiore, Lugano-, Como-,
Jseo- und Gardafee, — die mit ihrer prachtvollen Färbnng, ihren reizenden
Usern, ihrem milden Klima den herrlichsten Schmnck der Alpennatnr bilden.
Die Erhebung der Alpen ist sehr verschieden; die höchsten Gipfel liegen
an der schmälsten Stelle. Hier ist es der Montblanc (4810 in.), der höchste
Berg Europa's, dessen zackige Krone prachtvoll über den ihn umlagernden
Gletschern und Eisfeldern glänzt. Gegen Osten nimmt die Höhe der Alpen
im Allgemeinen ab, die Breite und Zerspaltung dagegen zu. Die Abdachung
nach Norden ist eine allmähliche, stnsenförmige; im Süden steigt man an
vielen Stellen ans dem Hochgebirge unmittelbar in die Ebene hinab, anch
liegen die bedeutenden Gipfelerhebungen dem Südfuße näher. Der Anblick
der Alpen ist daher von der Poebene ans imposanter, von Norden her
mannichsaltiger und lieblicher.
Tic Alpen, ein Riesenbauwerk der Schöpfung. Die Alpen erheben sich
als mächtige Denksänlen der Schöpsnngsgeschichte. Wir stehen oft bewundernd
vor den Bauwerken von Menschenhänden, den Thürmcn und Tempelhallen,
welche die Jahrhunderte übcrdanerten; — hier erblicken wir vor nns ein
Gottesgebäude, dessen Entstehung um Jahrmillionen vor der Geburt der ersten
Menschen zurückliegt.
Wir fußen auf einer der Hochzi'.rnen unserer nördlichen Alpen und vcr-
setzen uns im Geiste in jene Urzeit zurück, als die Berge und Felsen um uns,
als die ganze Erdoberfläche unter den fortwährenden gewaltigen Kämpfen der
Naturmächte, des Feuert und des Wassers, noch in der Bildnng und Waudluug
begriffen waren. Es ist die Periode der sogenauuteu Triasgebilde, der dritte,
vieltausendjährige Zeitraum in der Schöpfungsgeschichte. Noch liegen die
Gegenden im weiten Umkreise von den vergletscherten Firsten Centraltirols bis
zu einer verschwundenen Festlandsgrenze in der bayrisch-schwäbischen Hochebene
unter den Fluten des Triasmeeres begraben; aber ans dem Grunde dieses Meeres
hänft sich bereits das Material für die Gebirgsbauten einer fernen Zukuuft.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Ortsnamen: Donautieflande Fiume Genua Wien Genua Nord Nordost Ost Donau Wien Berg_Europa's
Autor: Klöden, Gustav Adolph von, Regnet, A., Köppen, Fedor von, Barth, Hermann von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Bayern
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
90 Das Alpengebirge.
Felsenwällen einen nicht zu brechenden Widerstand, mächtige Schichtenlager
wölben zu weitgespannten Bogen und Knppen sich empor.
Und dieses Drängen und Treiben, Zerstören des Bestehenden und Neu-
schaffen gewaltiger Bauten aus den Trümmern der alten überlebten Welt zeigt
sich um diese Zeit allüberall im weiten Alpenlande. Wohin wir blicken, treten
beredte Zeugen für dieses Schassen übermütiger, kaum saßbarer Naturkräfte
auf. Wir sehen die stolzen Bergeshäupter alle, aus welchen der herrliche Kranz
unseres Aussichtsbildes sich zusammenschließt, vor unseren Augen sich erheben,
zerspalten, zurücksinken, sich wieder hebeu und gegenseitig verschieben. Wir sehen
die Felseninsel selbst, von der wir diese Rückschau halten, dem gleichen Drncke
weichen, fühlen das Riff, aus dem wir sußeu, in reger Bewegung erzittern; es
beugt und knickt sich in sich selbst zusammen, und seine hochgeschwungene Zinne
blickt erhaben hinaus über die weite Fläche, iu welche die Welleusaltungen der
aus ihrer Lage gedrängten Gesteinsschichten, gleich Wogen der Uferbrandung
in deu freien Meeresspiegel hinaus sich verlieren. —
Die Ausbruchsmassen, Gneis, Granit, Porphyr, Syenit n. s. w>, füllten
die Klüfte zum Theil wieder an und bildeten bei ihrem Erkalten ein halb kry-
stallinisches, festes Gefüge. Die Kernstücke der Alpen bestehen ans solchen un-
geheuren Felsentrümmern, welche durch die Gewalt des Feuers aus dem Schöße
der Erde emporgehoben, dnrch die Macht der eindringenden Wasserfluten ans-
gewaschen, von Neuem gehoben und zerstrümmert und dnrch chemische und phy-
sikalische Einflüsse vielfach verwandelt und umgestaltet wurden. Die ans-
gethürmten Riesenschollen stürzten an manchen Stellen wieder zusammen, um
mächtige Thäler und Wasserbecken zu bildeu. Die vou den Gletschern herab-
stürzenden Gewässer spülten die Berge ans und gruben allmählich tiefe Rinn-
sale in die Felsenklüfte, bildeten romantische Thäler und Schluchten, rissen das
verwitterte Gesteiu mit sich fort und füllten die tieferen Gegenden mit Trüm-
mern au. Manche Wildbäche wurden dnrch Felsenmauern eingedämmt und
bildeten die lieblichen Alpenseen.
Durch das Emporsteigen der vorzugsweise aus Gneis, Glimmerschiefer
und Porphyr bestehenden Centralkette wurden die älteren, hauptsächlich aus
neptunischem Gestein, ans Kalkstein, Sandstein und Schiefer, gebildeten Schich-
ten nach beiden Seiten auseinander geschoben und lagerten sich im Norden und
Süden als sogeuauute ,,Kalkalpen" der Centralkette vor. Sie sind weniger
hoch als die letztere und schon in Form und Farbe von dieser zu unterscheiden.
Den nördlichen und südlichen Fnß der Alpen umsäumen sogenannte
tertiäre Ablagerungen, Molasse und Nagelflne, welche durch Kalkmergel zu-
sammengekittet sind.
Unberechenbare Zeitränme sind vergangen, bis der Ban des Alpengebirges
vollendet war, aber auch diese scheinbar unvergänglich feststehende Felsenwelt
ist noch dem Wechsel und Waudel unterworfen- Dieselben Kräfte und Gesetze,
durch welche die Schöpfung ins Leben gerufen ward, wirken auch zu ihrer Er-
Haltung und Weiterbildung fort; denn alles Geschaffene geht wieder in neuen,
vollkommneren Bildungen auf, fortwährend erneuert die Schöpfung sich ans
sich selbst. Ueberall in der Natnr giebt sich das Drängen nach dem Fortschritt,
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Autor: Klöden, Gustav Adolph von, Regnet, A., Köppen, Fedor von, Barth, Hermann von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Bayern
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Pflanzen- und Thierwelt. 155
wuudene Taue erscheinen, erreichen oft eine Länge von 10 12 m., eine Stärke
von 20—30 cm. So willkommene Hülfe ihre zähen Ranken, welche bei Fingers-
dicke bereits einen Mann zu tragen vermögen, dem Bergsteiger an'steiler Wand,
auf eugem Pfade in wildem Geklippe gewähren, so entsetzlich wird ihm das
Krummholz, wenn er, den Alpenpfad verlierend, in seine endlosen Lockungen
hinein sich verirrt. Kein Schritt mehr ist ihm gesichert; auf schaukelnden Stäm-
men und Zweigen, die er mühsam unter die Füße tritt, verfolgt er seinen Weg.
1. 2. 3. 4. 5.
Alpenblumen.
1. Felsenwildhalm. 2. Alpenklee. 3. Ruchbrändli (Nigritelle). 4. Großblumiges Fingerkraut.
5. Alpenwegerich. 6. Alpenknollenkraut (V2 Gr.).
Mit äußerster Anstreuguug nur vermag er das schwankende Gitterwerk zu
theilen, das ihm über dem Haupte zusammenschlägt und mit den Schöß-
lingen seiner Nadelzweige ihm das Gesicht peitscht, mit Blütenstaub und be-
täubendem Harzdufte die Atmosphäre füllend, während eine dumpfe Gluthitze
im Innern brütet. Jeden Augenblick sinkt der Tritt des Wanderers in moos-
überdeckte Felsenlöcher oder es beugt sich eiuer der elastischen Stämme, zur
Seite gedrängt, wieder zurück und reißt ihn erbarmungslos zwischen dasheidel-
beeren- und Alpenrosengestrüppe nieder. So nützlich daher die Legföhre der
Alpen im Haushalte der Natur ist, indem sie deu Boden bindet und ihn vor
Abschwemmung schützt, die Wasser sammelt und als gute Quellen zu Thale
leitet und den Lawinen einen festen Damm entgegensetzt, so wenig beliebt ist
sie dem Alpenwanderer, welcher das Durchschreiten der Krummholzzone stets
unter seine heikelsten Aufgaben zählt und aus seinen, auch bei größter Auf-
merksamkeit nicht völlig zu vermeidenden Jrrgängen manchem Knieholzwalde
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
Autor: Klöden, Gustav Adolph von, Regnet, A., Köppen, Fedor von, Barth, Hermann von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Bayern
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
156 Naturbilder aus den deutscheu Alpen.
■feciv Schicksal eines Bergbrandes wünscht, welches dnrch unvorsichtiges Feuer-
Qnzünden nicht selten sich einstellt. Solche öde Brandstätten, die Bergflanken,
mit den verkohlten Stämmen der Legföhren bedeckt, machen sich dem Auge
schon aus weiter Entfernung bemerkbar und bilden bei dem langsamen
Wachsthume dieses Baumes für eiue lauge Reihe von Jahren einen Cha-
T'akterzng im Aussehen des betreffenden Berges. Noch länger erhält sich
die Erinnerung an solche Waldbrände in ortsüblichen Benennungen, wie
„Brandenberg", „gebrannte Wand", „am Brand" und dgl., welchen man
häufig in unseren Gebirgen begegnet.
Nächst der Legsöhre ist als Bewohner der höheren Zone in den nörd-
lichen Kalkalpen noch die Zirbelkiefer oder Zirb e (Pinns cembra) zu nennen,
welche indessen ihres feinen Nutzholzes wegen eifrig gesucht wird und mehr
und mehr ans unseren Bergen verschwindet. Schöne Bestände dieses Baumes
mit nachwachsenderjngend zeigen sich fast nirgends mehr; nur ausdemschachen
im Wettersteingebirge befindet sich noch ein solcher von größerer Ausdehuuug,
und einzelnen größeren Gruppen dieser schönen Bäume begegnet man auch aus
dem Hochplateau der Reitalm im Berchtesgadener Lande. Oft aber sieht man
-einen vereinsamten knorrigen Stamm, nicht selten schon halb abgedorrt,
mitten aus dem Krummholze heraus sich erheben, leicht kenntlich an seinem
Qrmlenchterähnlichen Wnchse, indem drei bis vier der größten Aeste dem
Hauptstamme parallel senkrecht emporstreben. So vereinzelt zeigt sich die
Zirbe noch in einer Höhe, wo sonst ansrechter Banmwnchs nicht mehr vor-
kommt, bis zu 1950 m.
Die Krummholzregion ist auch das Hauptrevier der Alpenrose, welche
ganze Bergeshänge überwuchert und zu ihrer in den Monat Juni und den
halben Juli fallenden Blütezeit mit einem Schmucke überkleidet, welcher dem
üppigsten Blumenflor eines Kunstgartens in keiner Weise nachsteht. Besonders
ausgezeichnet sind in dieser Beziehung das hintere Wimbachthal bei Berchtes-
gaden, wo die mächtigen Bosquete der blutrothen Blütentrauben aus dem
Rahmen der wie künstliche Wege sie einrandenden Schnttströme in wirksamstem
Farbenkontraste sich emporheben; ferner das Plnmser Joch am Achensee und
der Schachen im Wettersteingebirge, wo außer der bekauuteu rothen Alpenrose
Qnch uoch eiue sehr seltene weiße Abart vorkommt.
So weit die Krnmmholzregion reicht, begleiten dieselbe anch zwei alte
Bekannte aus den Nadelholzwäldern des Flachlandes, die Sträuche der Heid el-
beere (Yaccinium myrtillus) und Preißelbeere (Yaccinium vitis iclaea),
deren schmackhafte Früchte dem Bergwanderer oft ein willkommenes Labsal
bieten. Endlich ist noch des großblütigen, violetten oder gelben Enzians
(Gentiana pannonica und punctata) zu gedenken, dessen Wurzeln zur Be-
reitung des bekannten und beliebten Gesuudheits-Brauutweius dienen und
welcher gleichfalls in der Krummholzzoue seinen Hauptstandort hat. —
Wersen wir einen Blick auf das Thierleben dieser Gebirgszone, so findet
sich hier bereits ein größerer und — was für den Alpenwanderer besonders
von Bedeutung — eilt mehr sichtbarer Reichthum vou Wild als in der Wald-
region. Die Legsöhrendickichte bergen schon manches Rndel der zierlichen
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Autor: Klöden, Gustav Adolph von, Regnet, A., Köppen, Fedor von, Barth, Hermann von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Bayern
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
92 Das Alpengebirge.
Dicht unter dem Rande der Gletscher beginnen schon die grünenden Alpen-
wiesen mit ihren würzigen Kräutern. Die vorspringenden Abhänge sind init
Zarten Moosen und blühenden Alpenrosen bekränzt. Weiter abwärts grünen
prächtige Waldungen, Gruppen von Laubholz und ausgedehnte Forsten von
Tannen und Fichten. In den südlichen Thälern betreten wir die Gefilde, wo
Weinberge, Kastanien und Olivenhaine und die edleren Obstarten gedeihen.
In den hochgelegenen Thälern vereinigen sich diese verschiedenartigen Er-
scheinungen in dem lieblichsten Bilde. Licht und Luft, Berg und Wald, das
frische Grün der Alpenwiesen unter den starren Gletscherfeldern, die reizenden
Alpenseen, in deren krystallenem Spiegel die Ufer, die Gipfel der Berge und
die Wolken des Himmels wiederschimmern, — dieses Alles übt auf das Ge-
müth eiueu zauberhaften Eindruck, der durch die eigentümliche Alpenmusik,
das Rauschen der Stnrzbäche und Wasserfälle, das Donnern der herabstürzen-
den Lawinen, das Läuten der Herdenglocken und das Jodeln der Senner und
Sennerinnen noch erhöht wird.
Der physischen und klimatischen Verschiedenheit der Länder zu beiden
Seiten des Alpenwalles entspricht die Verschiedenartigkeit der Völker, welche
sie bewohnen: hier Völker germanischen Stammes, ernst und bedächtig, fleißig
und treu, — drüben romanische Völker, leidenschaftlich und feurig, mehr dem
behaglichen Genüsse als dem fleißigen Erwerb zngethan. Die Alpen bilden
die Scheide zwischen den Völkern deutscher und wälscher Zuuge, zwischen ger-
manischen und romanischen Stämmen und Staaten. Aber anch diese Trennung
ist keine absolute. In den Alpenländern begegneten sich die Völker seit Alters
mit bewaffneter Hand, wie im friedlichen Verkehr. Hier trafen zuerst die
Scharen der Kimbern und Teutonen mit den Römern zusammen; von hier aus
drangen in den Zeiten der Völkerwanderung West- und Ostgothen, Hunnen,
Heruler, Rugier und Langobarden in das ersehnte Land des Südens, um der
Weltherrschaft Roms den Todesstoß zu gebeu und neue Reiche auf deu
Trümmeru des römischen zu errichten; und hier faudeu noch in neuer Zeit, in
den durch die Französische Revolution erregten Kriegen, die blutigen Kämpfe
statt zwischen den Heeren der Französischen Republik und denjenigen Oesterreichs
und Rußlands, letztere zum Theil aus dem fernen Asien herbeigekommen.
Heber die Alpeu zogen aber auch schon während des Mittelalters die langen
Waarenzüge von den Stapelplätzen am Mittelmeere nach den blühenden
Handelsstädten des Reichs, und in der Gegenwart arbeiten die Völker von
beiden Seiten des Gebirgswalls daran, die gewaltige Schranke der Natur zu
durchbrechen und über den Sattel der Gebirge hinweg, durch das Innere der
Berge hindurch, dem friedlichen Verkehr neue Wege zu bahnen. In den Alpen
treffeil sich jährlich Gelehrte vou allen Nationen, um die Wissenschaft durch
neue Entdeckungen und durch die Ergebnisse ihrer Forschungen zu bereichern.
So sind die Alpen zwar Trennungsmarke, aber zugleich auch dasjenige
Gebiet, auf welchem die Interessen der Völker sich begegnen und verschmel-
zen, und üben deshalb — vorzugsweise auf die ihnen zunächst anwohnenden
Völker — in kulturgeschichtlicher, politischer und materieller Beziehung einen
bedeutsamen Einfluß aus.
f\
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
Extrahierte Ortsnamen: West- Hunnen Roms Französischen_Republik Oesterreichs Asien