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1. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 9

1902 - Leipzig : Hirt
74. Der Groe Kurfürst und seine Zeit. 9 Staate anzugehren, mute der Kurfürst, der 1640 die Regierung an-1640. trat, erst schaffen. Ein Teil von Brandenburg und ganz Pommern waren in den Hnden der Schweden, die seit dem Prager Frieden Brandenburg als Feinde behandelten, und im Westflischen Frieden mute er ihnen Vorpommern lassen. Die Belehnung mit Preußen mute er sich erst durch harte Bedingungen*) erkaufen. Den Widerstand der Stnde^) mute er berwinden, als er, um die notwendigen Mittel zum Handeln zu gewinnen, eine Verbrauchs st euer (Akzise) einfhrte und ein stehendes Heer aus Sldnern grndete, welches zwar anfangs klein war, aber bestndig vergrert und gut geschult wurde. Wodurch allein konnte der junge Kurfürst sich Ansehen verschaffen unter den Mchten? 3. Preußen unabhngig. In einem Kriege zwischen Schweden und Polen untersttzte Kurfürst Friedrich Wilhelm, dem weder ein mchtiges Schweden noch ein mchtiges Polen erwnscht sein konnte, zuerst den Schwedenknig (Karl X.) und verhalf ihm in der dreitgigen Schlacht bei Warschau 1656 zum Siege. Sein Bundesgenosse ver-1656. sprach ihm daher die Landeshoheit in Preußen. Nachher aber schlo der Kurfürst Frieden und Bndnis mit dem Polenknige, der ihm das Gleiche versprach, und kmpfte von nun an auf polnischer Seite. Im Frieden zu Oliva wurde 1660 die vllige Unabhngigkeit Preuens 1660. besttigt. 4. Ttigkeit im Frieden. In den folgenden Friedensjahren war der Kurfürst eifrig bemht, den zerrtteten Wohlstand seines Landes zu heben. Durch Ansiedler, die er heranzog, namentlich aus den Niederlanden, wurden verdete Ortschaften bevlkert, wste Strecken dem Pfluge zurckgewonnen und Hollnderin" angelegt. Die Bauern wurden zu regelrechter Bebauung ihrer Felder, zu Obst-**) und Ge-mfebau und zur Bienenzucht angehalten. Die Gew erb ttig keit, besonders die Tuchmachern und die Metallindustrie, wurden gefrdert durch die Anlage neuer Werksttten und durch Verbote gegen die Ein-fuhr fremder Erzengniffe und gegen die Ausfuhr von Rohstoffen. Das Zunftwesen erhielt eine neue Ordnung, indem mit veralteten Be-stimmnngen ausgerumt wurde; u. a. durfte den Shnen der Bauern und der unehrlichen" Leute die Aufnahme nicht mehr verweigert werden. Auch die Knste verdanken dem Kurfrsten manche Unter-- *) Jhrliche Abgabe von 130000 Gulden. Jeder Preuße hatte das Recht, seinen Kurfrsten beim König von Polen zu verklagen. **) Auf den Domnen mute jeder Brutigam vor der Trauung nachweisen, da er mindestens sechs Obstbume veredelt und ebenso viele gepflanzt habe.

2. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 22

1902 - Leipzig : Hirt
22 Zweite Periode. Die Zeit der unumschrnkten Frstengewalt. 2. Die ersten Zchlesischen Kriege und der (sterreichische Erbfolge-krieg. Wenige Monate nach Friedrich bestieg Maria Theresia, durch ihre Herrschereigenschaften und durch die Reinheit ihres Charakters eine der hervorragendsten Frstinnen, den Thron. Sie war uuablssig auf das Wohl ihres Volkes bedacht und fhrte mancherlei Verbesfe-ruugen ein, unter denen eine der wichtigsten die Abschaffung der Folter war. Bei ihren Negieruugssorgen versumte sie aber nicht ihre Mutter-pflichten und fhrte mit ihrem Gemahl ( 77, 4) im Kreise ihrer Kinder ein schnes Familienleben. Nach ihrer Thronbesteigung machte Kurfürst Karl Albrecht von Bayern als Verwandter des habsbur-gifchen Hauses (Stammtafel) Anspruch auf die sterreichische Monarchie. Zugleich erneuerte Friedrich den alten Anspruch seines Hauses auf Teile von Schlesien ( 66, 2; 74, 6), erbot sich aber, falls dieser An- 1740 spruch befriedigt wrde, die Pragmatische Sanktion gegen jedermann zu bis verteidigen. Da das Anerbieten zurckgewiesen wurde, entstand der 1742.erste Schlesische Krieg, 174042, durch den Friedrich die ganze Provinz eroberte (Stege bei Mollwitz und Chotusitz, Friede zu Breslau). 1741.1741 begann Karl Albrecht, untersttzt von Frankreich trotz der Prag-matischen Sanktion, densterreichischen Erbfolgekrieg. Er drang 1742. in sterreich ein, lie sich in Prag zum König von Bhmen und 1742 in Frankfurt als Karl Vii. zum deutschen Kaiser krnen. Maria Theresia, welche uach Preburg geflchtet war, faud nach ihrem Er-scheinen auf dem dortigen Reichstage Untersttzung bei den ungarischen Groen, die fr ihre Knigin ein allgemeines Aufgebot des ungarischen Volkes ins Werk setzten. Nun hatten die sterreichischen Waffen so glnzende Erfolge gegen die Franzosen und Bayern, da nicht nur der unschlssige Karl Vii. in Frankfurt fr sein Land und seine Krone frchten mute, sondern auch Friedrich Ii. sich in dem Besitze von 744 Schlesien bedroht sah. Er fiel deshalb mit einem Heere kaiserlicher bis Hilfsvlker" in Bhmen ein und begann damit den zweiten Schle-1745.sifchen Krieg, 174445, in dem er Schlesien behauptete (Siege bei Hohenfriedeberg und Keffelsdorf, Friede zu Dresden). 1745 starb Karl Vii., und der Gemahl der Maria Theresia wurde unter dem Namen Franz I. (174565) als deutscher Kaiser anerkannt. 3. Sanssouci. Bei Potsdam lie sich Friedrich Ii. nach dem Kriege auf einem Hgel das Schlo Sanssouci (Fig. 131) erbauen und mit prchtigen Anlagen umgeben, um dort sorgenfrei" zu leben. (Der Mller von Sanssouci.) Die Umgebung des Knigs bestand grten-teils ans Franzosen, zu denen auch Voltaire gehrte. (Vgl. Fig. 150.) Er wurde vom König wegen seines Witzes und feiner Gewandtheit in der Behandlung der franzsischen Sprache geschtzt, machte sich aber

3. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 90

1902 - Leipzig : Hirt
90 Quellenstze. wills den Teufel thun; ich wnsche, da da giftig, garstigs Zeug gar nicht da Wre und getrunken wrde." 46) Aus der geheimen Anweisung fr den Minister Grafen Fink:*) Sollte ich gettet werden, so sollen die Staatsangelegenheiten ohne die geringste nderung, und ohne da man es merke, da sie in anderen Hnden seien, ihren Gang fort-gehen, und in diesem Falle sollen die Eidesleistungen und Huldigungen sowohl hier als in Preußen und besonders in Schlesien beschleunigt werden. Wenn ich das Unglck haben sollte, in Gefangenschaft zu geraten, so verbiete ich, da man irgend welche Rcksicht auf meine Person nehme oder sich im geringsten an das kehre, was ich aus der Gefangenschaft schreiben knnte. Wenn mir ein solches Unglck begegnet, so will ich mich fr den Staat opfern, und man soll alsdann meinem Bruder Gehorsam leisten, welcher ebenso wie alle meine Minister und Generale mir mit ihrem Kopfe dafr haften, da man fr meine Befreiung weder eine Provinz noch Lsegeld anbiete, und da man den Krieg fortsetze und seine Vorteile so betreibe, als ob ich niemals in der Welt gewesen wre." 47) Nach der Schlacht bei Kunersdorf schrieb Friedrich: ,,C'est un cruel revers; je n'y survivrai pas; les suites de l'affaire seront pires que l'affaire meme. Je n'ai plus de ressource, et ne point mentir, je crois tout perdu. Je ne survivrai point la perte de ma patrie. Adieu pour jamais. Frederic." 48) Kabinettsbefehl an die kurmrkische Kammer: Da verschiedene Beamte**) die Bauern mit Stockschlgen bel traktieret haben, S. K. M. aber dergleichen Tyrannei gegen Dero Untertanen durchaus nicht gestatten wollen, so wollen Hchstdieselben, da, wenn forthin einem bewiesen werden kann, da er einen Bauer mit dem Stocke geschlagen habe, ersterer sodann deshalb alsofort und ohne einige Gnade auf sechs Jahre zur Festung gebracht werden soll, wenn auch schon der-gleichen Beamte der beste Bezahler wre und seine Pacht sogar prnumerierte." 49) Nous aurons nos auteurs classiques; chacun, pour en profiter, voudra les lire; nos voisins apprendront l'allemand; les cours le parleront avec delice; et il pourra arriver que notre langue polie et perfectionnee s'etende, en faveur de nos bons ecrivains, d'un bout de l'europe l'autre. Ces beaux jours de notre litterature ne sont pas encore venus; mais ils s'approchent. Je vous les annonce, ils vont paraitre; je ne les verrai pas, mon ge m'en interdit l'esperance. Je suis comme Molse: je vois de loin la terre promise, mais je n'y entrerai pas." (Friedrich d. Gr. im Jahre 1780.) 50) Die Knigin sagte zu ihren Shnen: Lasset euch, meine Prinzen, nicht von der Entartung dieses Zeitalters hinreien! Werdet Männer und geizet nach dem Ruhme groer Feldherren und Helden! Wenn euch dieser Ehrgeiz fehlte, so wrdet ihr des Namens von Prinzen und Enkeln des groen Friedrich un-wrdig sein." *) Nach F. v. Kppen, Die Hohenzollern. Die Urschrift ist in franzsischer Sprache abgefat. **) Domnenbeamte.

4. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 105

1902 - Leipzig : Hirt
Bildhauerkunst. 105 Fig. 137. Lrzdenkinal Friedrichs des Groen in Berlin von K. Hauch. (Enthllt 1851.) S9, Ter König ist in Uniform mit Hut, Krnungsmantel und Krckstock dargestellt; der Mittelteil des Denkmals ist mit Bildern berhmter Zeit- und Kampfgenossen geschmckt; an den Ecken Prinz Heinrich, Prinz Ferdinand von Braunschweig, Zieten und Seydlitz.

5. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 7

1902 - Leipzig : Hirt
73. Zustnde in Deutschland nach dem Dreiigjhrigen Kriege. nationale Fragen. Dazu kam eine lcherliche Rang- und Xitelfucht und eine frher nicht gekannte Kriecherei auf. 2. Gesellschaftliches Leben. Der Vergleich der zerrtteten heimischen Zustnde mit denen der Nachbarlnder, besonders Frankreichs, fhrte zur Nachahmung des Auslandes, und die eingerissene sittliche Verwilderung barg sich hinter steifer Frmlichkeit. Nach Paris ahmen die Shne der Vornehmen, um feine Lebensart" zu lernen; aus Paris kameu die alamodischeu" Trachten ( 72,2). Die einfache deutsche Art erschien als altfrnkisch". Vergebens erhoben ernste Geistliche und Schriftsteller gegen den Franzosenteufel" ihre warnende Stimme. . Die Stnde, a) Der Adel, mit wichtigen Vorrechten (Befreiung von Abgaben, Hof- und Staatsmter) ausgestattet, wurde der herrschende Stand. Zwar waren seine Reihen durch den Krieg sehr gelichtet, aber am kaiserlichen Hofe war man gern bereit, fr Geld zu adeln. Viele waren wirtschaftlich und sittlich heruntergekommen; solche pflegten als Krippenreiter" (Schmarotzer) ihre besser gestellten Standesgenossen zu belstigen. Auch in den Stdten kaufte sich mancher, der etwas Vermgen gerettet oder erworben hatte, einen Adelsbrief und tat sich dann durch Verschwendung und Vornehmtuerei hervor. d) Die Brger. Wie der Adel'gegen den Brgerstand, so schlssen sich in den Stdten die Gelehrten gegen die Ungelehrten ab, die Kaufleute gegen die Handwerker, die Znfte gegen drauen Stehende. Viele Znfte nahmen einen Fremden nur dann auf, wenn er die Tochter oder die Witwe eines Meisters heiratete. An die Stelle frherer religiser Gebruche waren leere Frmlichkeiten getreten (An-rede mit Gunst"). Eine vermehrte Anzahl von Beschftigungen galt als unehrlich" (z.b. die der Zllner, Gerichtsdiener, Nachtwchter, Musikanten). Sobald aber der ruhige Fortgang der Arbeit wieder die Freude am Dasein erhhte, tauchten auch die alten Lustbarkeiten wieder auf (Jahrmrkte, Tnze, Gelage). Der Handel erblhte zuerst in Hamburg wieder. Die Frauen und Mdchen standen ganz im Banne des ala-modischen Geistes. Arm an Bildung, wandten sie ihren Sinn nur auf das Nchstliegende, nicht am wenigsten auf Putz (Schnpflsterchen) und Tand und lernten aus Lehrbchern der Hflichkeit Rede und Gegenrede. Wie der ganze Verkehr, verlief auch die Eheschlieung in genau vorgeschriebenen Formen, und wichtiger als srher wurde die vermittelnde Rolle des Freiwerbers. e) Die Bauern. Die Unfreien, deren Verhltnis zur Gutsherr-schast durch den Krieg gelockert war, und denen die Flinte vertrauter

6. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 47

1902 - Leipzig : Hirt
87. Napoleons Macht. 47 Könige von Preußen Friedensvorschlge machte; dieser wies sie, um sich nicht von seinem russischen Verbndeten zu trennen, zurck. Bei Fried-laud wurden die Verbndeten von Napoleon entscheidend geschlagen. Auf Kaiser Alexanders Vorschlag unternahm Luise den schweren Schritt, mit Napoleon in Tilsit persnlich der die Friedensbedingungen zu sprechen; vergebens: nachdem Alexander sich fr ein Bndnis mit Napoleon hatte gewinnen lassen, mute Preueu im Tilsiter Frieden 1. die Lnder westlich von der Elbe als Knigreich Westfalen au Napoleons Bruder Jerme berlassen; 2. die meisten ehemals polnischen Lnder als Herzogtum Warschau au Sachsen abtreten; 3. ungeheure Kriegs-kosten bezahlen und, bis sie bezahlt waren, eine franzsische Besatzung im Laude behalten. 5. Preuens Wiedergeburt. Die Knigin bewog in richtiger Erkenntnis der Lage51) ihren Gemahl, Stein an die Spitze des Ministeriums zu berufen. Freiherr vom Stein, aus altem, ritterlichem Geschlechte, geboren auf seinem Stammschlo an der Lahn, hatte ein warmes Herz fr das Wohl des Volkes und des deutschen Vaterlandes. Whrend des letzten Krieges war er als Minister vom König in Ungnaden entlassen. Trotz dieser Krnkung und seiner er-schlitterten Gesundheit zgerte er nicht, die Leitung des Staatswesens zu bernehmen. berzeugt, da iu der Erziehung des Volkes zur Freiheit und Vaterlandsliebe die Rettung des Staates liege, bewirkte er, da eine Reihe von Gesetzen erlassen wurde, durch welche erst die freie Entfaltung der Volkskrfte und ihre Verwertung fr das Gemeinwohl ermglicht wurde. Zwar mute er schon im folgenden Jahre, weil er bei Napoleon in Ungnade fiel, seine Entlassung nehmen, aber sein Nachfolger, Staats-kanzler Hardenberg, wirkte in seinem Geiste fort.*) Zunchst wurde die Erbuntertnigkeit der Bauern aus-1807, gehoben. Die Frondienste hrten auf, und der Bauer war nicht mehr an die Scholle gebunden, sondern freier Eigentmer. 1808 wurde die von Friedrich Wilhelm I. herrhrende Form der Verwaltung des Staates vereinfacht: von nun an stand jeder Verwaltungszweig unter einem Minister, jede Provinz unter einem Oberprsidenten, jeder Bezirk unter einer Regierung. Im selben Jahre folgte die Stdteordnung: die Brger erhielten das Recht, die stdtischen Obrigkeiten selbst zu whlen und durch Stadtverordnete an der Verwaltung des Gemein-wesens Anteil zu nehmen. *) Eine Revolution im guten Sinne, durch Weisheit der Regierung und nicht durch gewaltsame Jmpnlsion von innen oder auen, das ist unser Ziel." (Hardenberg.)

7. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 24

1902 - Leipzig : Hirt
24 Zweite Periode. Die Zeit der unumschrnkten Frstengewalt. durch feine Eitelkeit, Habsucht und Bosheit bald unmglich. Ein Anhnger der von Voltaire vertretenen Geistesrichtnng war Friedrich, insofern er weniger Wert legte auf die kirchlichen Lehrstze als ans christliche Gesinnung*) und strenge Pflichterfllung. Durch richtige Benutzung und Einteilung der Zeit ermglichte er eine viel-fettige Ttigkeit, bei welcher er feine Regentenpflichten nicht nur nicht vernachlssigte, sondern so gewissenhaft erfllte wie kein anderer Fürst. Als erster Diener des Staates" griff er persnlich in alle Zweige der Verwaltung ein45) und kmmerte sich um das Kleinste. Das Gerichts-wesen wurde vllig umgestaltet und das Allgemeine preuische Landrecht" vorbereitet. Die schriftstellerischen Arbeiten des Knigs zeigen seine umfassenden Kenntnisse und sein scharfes Urteil. Seine geschichtlichen Werke **) gehren zu den wichtigsten Quellen des 18. Jahr-Hunderts. Auch die Flte ruhte nicht. 4^. Der König auf Reisen. Auf zahlreichen Reisen ***) lernte Friedrich die Anstnde feines Landes genau kennen. Wohin er kam, forderte er die Beamten zu eingehenden Berichten auf; auch bei Kaufleuten, Handwerkern und Landleuten fragte er an und nahm auf ihre Wnsche Rcksicht. Er verfolgte das Gedeihen der Einrichtungen, die zur Hebung des Wohlstandes und der Wehrkraft getroffen waren: wie die waren-beladenen Khne mit Benutzung des neuen Finowkanals nach Stettin fuhren und auf dem Plauenschen nach Magdeburg; wie fleiige Bauern dem entwsserten Oderbruch vielfltige Frucht abgewannen; wie in Schlesien neue Drfer entstanden; wie die Eisenwerke, die er hatte anlegen lassen, Vorrte an Kanonen lieferten. Er hielt Truppenmusterungen ab und berzeugte sich von der Beschaffenheit der neu gebauten Festungswerke. *) Die Stelle des Kirchengebetes: La dir, 0 Gott, empfohlen sein Seine Majestt unsern teuersten König", lie er ndern in die Worte: La dir, 0 Gott, empfohlen sein deinen Knecht unsern König." **) Das Hauptwerk aus dieser Zeit ist die Histoire de mon temps". Spter schrieb er u. a. die Histoire de la Guerre de sept ans". ***) Das Reisen in damaliger Zeit war bei den schlechten Wegen und Wagen recht beschwerlich. (Fig. 145 ff.) Privatleute reisten meistens mit der Post, hufig mit Extrapost, da die gewhnlichen Postverbindungen selten waren. Mehr als 40 Kilometer am Tage wurden durchschnittlich nicht gemacht. Als Klopstock mit Gleim 1750 die Strecke von Halberstadt nach Magdeburg iu leichtem Wagen mit vier Pferden in sechs Stunden zurcklegte, fand er die Schnelligkeit so groß, da er sie mit dem Wettrennen der olympischen Spiele verglich. Waren aber die Wege durch Regen aufgeweicht, so gehrten Unglcksflle zur Tagesordnung. Vgl. Goethe auf der Reise von Frankfurt nach Leipzig in Dichtung und Wahrheit".

8. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 28

1902 - Leipzig : Hirt
28 Zweite Periode. Die Zeit der unumschrnkten Frstengewalt. Schnelle Hilfe tat not. Da berwies der König den Bauern die Vorrte, die er fr den Feldzug des nchsten Jahres aufgespart hatte, Getreide, Pferde und bares Geld. Die am rgsten mitgenommenen Provinzen erhielten Steuererla auf mehrere Jahre. Am meisten ge-schal) fr Schlesien, dessen Bewohner recht den Unterschied zwischen der lssigen sterreichischen Verwaltung und dem straffen preuischen Regiment empfanden. Drfer wurden neu angelegt, zerstrte Städte wieder aufgebaut, die Abgaben gerecht verteilt. In kurzer Zeit hoben sich Wohlstand und Zahl der Bevlkerung. Um auch die Bildung des Volkes zu heben, erlie der König bald nach dem Frieden das Generallandschulreglement. Nach einigen Jahren sah Friedrich sich gentigt, um der erschpften Staatskasse aufzuhelfen, die vom Groen Kurfrsten stammende Einrichtung der Verbrauchssteuer bedeutend zu erweitern. (Kaffee-und Tabakmonopol.) Die drckenden Abgaben wren von der Be-vlkernng freudiger ertragen worden, htte er nicht zu Beamten der Regie" (Steuerverwaltung) Franzofen berufen, welche durch Hrte und Willkr sich verhat machten. 2. Die erste Teilung Polens, 1772 Im Wahlreiche Polen, in dein der König machtlos und ein zgelloser Adel im Besitz aller Rechte war, hatte alle staatliche Ordnung aufgehrt. Nach dem Tode Augusts Iii. wurde uuter dem Einflsse russischer Bajonette Stanislaus Ponia-towski, ein Gnstling der Kaiserin Katharina, die schon lange ihre begehrlichen Augen auf Polen richtete, zum König gewhlt. Gegen ihn bildete sich eine Adelsverschwrung (Konfderation"), die einen grauenvollen Brgerkrieg erregte. Da kam zwischen Rußland, Preußen .und sterreich ein Teilungsvertrag zu stnde; jeder der drei Staaten nahm die au sein Gebiet angrenzenden polnischen Landesteile. Preußen bekam das alte deutsche Westpreuen ( 57, 1) und den Netzedistrikt. Das Deutschtum in diesen Gegenden wurde dadurch vor dem Unter-gange gerettet. Die Zustnde im Lande waren trostlos. Städte und Drfer lagen in Trmmern, Gewerbe und Handel waren fast ver-fchivundeu; die von Wlfen geplagte, von verwilderten Gutsherren gepeinigte Landbevlkerung erlag der Pest und dein Branntwein. Mit liebevoller Sorgfalt nahm sich der Groe König des Landes an, und den Beamten, Schullehrern, Handwerkern und Landwirten, die er hinschickte, gelang es in einigen Jahrzehnten, die Spuren der Verwahr-lofnng zu tilgen. 3. Friedrich der Groe und die Stnde. Die Sorge des Knigs erstreckte sich auf alle Provinzen und auf alle Klasseu der Bevlkeruug. Zwar hielt er die Ausrechterhaltung der bestehenden Trennung der

9. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 48

1902 - Leipzig : Hirt
48 Dritte Periode. Die Zeit der Umwlzungen. Durch andere Gesetze wurden bestehende Vorrechte und Standes-unterschiede (vergl. 80, 3) beseitigt. Niemandem war fortan der Weg zu staatlichen und militrischen Ehrenstellen versperrt. Jedem Ein-wohner des Staates wurde es freigestellt, Rittergter zu erwerben und jedes ihm zusagende Gewerbe zu betreiben; denn Freiheit sollte auch tu wirtschaftlichen Dingen vorwalten. Die Znfte, die ihren nrsprng-licheu Zweck, das Handwerk zu heben, lngst nicht mehr erfllten, durften zwar fortbestehen, aber nur als freie Vereinigungen. Scharnhorst, der Sohn eines hannverischen Baueru, unter-nahm als Kriegsminister die Neubildung des Heerwesens, untersttzt von Gneisen au. Die allgemeine Wehrpflicht wurde eingefhrt. Wissenschaft und Dichtkunst nahmen eine vaterlndische Haltung an. Die 1810 gegrndete Berliner Universitt zhlte die bedeutendsten Vertreter der Wissenschaft zu den Ihrigen, n. a. ticn Theologen Schleiermacher, der durch seine Reden der die Religion die durch die Aufklrung" geschwundene Achtung vor dem Christentum wiederherstellte, und den Philosophen Fichte, der in seinen ,,Reden an die deutsche Nation" eine nationale sittliche Erziehung als erste Bedingung fr die knftige Hebung des Staates forderte. Die Dichter sangen in dem von Schiller im Tell angeschlagenen Tone weiter. Lebten auch die Romantiker noch mehr in dem bis dahin unbekannten Mittelalter als in der trben Gegenwart, so wirkten andere, wie Arndt und Rckert, unmittelbar auf das Leben der Zeit ein. Im ganzen Volke wehte ein Geist der Auflehnung gegen die Herrschaft der Fremden, die durch Erpressungen und bermtiges Aus-treten das Ihrige dazu beitrugen, diese Stimmung zu nhren. Man bte nach dem Beispiele der kniglichen Familie Entsagung und Spar-samkeit, um dem Staate alle Krfte zu erhalten. Geheime Verbindungen verbreiteten vaterlndische Gesinnung (der Tugendbund). Der urwchsige Turnvater" Jahn legte in Berlin die ersten Turnpltze au, um die mnnliche Jugend fr den Waffendienst vorzubereiten. 6. Milungene Erhebungen gegen Napoleon. Auch in sterreich war man nicht mig; in der Verwaltung wie im Heerwesen wurden wohlttige Neuerungen eingefhrt und Vorbereitungen fr den Krieg getroffen. 1807 hatte Napoleon Portugal, welches sich der Festlandsperre nicht fgen wollte, besetzen lassen (die knigliche Familie war nach Brasilien entflohen), 1808 den König von Spanien zur Abdankung bewogen und feinen eigenen Bruder Joseph zum König dieses Landes gemacht. Aber die franzsischen Heere wurden in Spanien, wo ge-

10. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 20

1902 - Leipzig : Hirt
20 Zweite Periode. Die Zeit der unumschrnkten Frstengewalt. 1730. drckenden Lage zu befreien, wollte Friedrich 1730 auf einer Rheinreise, die er mit seinem Vater machen mute, von Mannheim aus nach England entfliehen. Der Plan wurde aber verraten und der ent-lauseue Fritz", der den ein Kriegsgericht sich weigerte das Urteil zu sprechen, auf die Festung Kstriu geschickt, sein Vertrauter, der Lent-nant Ka-tte, hingerichtet. Nachdem Friedrich den Vater demtig um Verzeihung gebeten hatte, wurde er begnadigt und mute nur noch zwei Jahre auf der Kriegs- und Domnenkammer (Finanzbehrde) in Kstrin arbeiten; hier wurde er ein guter Wirt. Dauil vermhlte er sich auf den Wunsch seines Vaters mit der Prinzessin Elisabeth von Brannschweig-Bevern (die er zwar stets mit aller Achtung behandelte, aber uie von Herzen lieben konnte) und erhielt von ihm ein Regiment und das Schlo Rheinsberg bei Nen-Rnppin. Hier lebte er in nn-gezwungenem Verkehr mit seiner Gemahlin, Offizieren, Knstlern und Gelehrten und widmete sich mit Eifer feiner militrischen Ttigkeit und wissenschaftlicher Beschftigung. Er las die Werke der damaligen Haupt-Vertreter der sogenannten Aufklrung, des Franzosen Voltaire und des deutscheu Philosophen Wolf. Whrend in der evangelischen Kirche im 17. und am Anfang des 18. Jahrhunderts neue Sekten (die Pietisten und die herrnhutische Brdergemeinde in Deutschland) dem religisen Bedrfnis zu gengen suchten, war die Philosophie ihre eigenen Wege gewandelt und hatte sich ganz vom Christentum entfernt. Der Franzose Descartes hatte zur Zeit des Dreiigjhrigen Krieges die neuere Philo-sophie begrndet, indem er vom Zweifel an allem ausging, und der hollndische Jude Spinoza hatte Gott und Natur fr gleichbedeutend erklrt (Pantheismus). Auch die Entdeckung der Gesetze der Schwere (Anziehung) durch den Englnder Newton leistete bei vielen halbwissenschaftlichen Geistern einer solchen Anschauung Vorschub. In Frankreich trug zum Gedeihen dieser Richtung die Verderbtheit der Zustnde unter Ludwig Xv. bei. Rousseau sah die verfeinerte Bildung als Ursache aller Mistnde an; der Urzustand erschien ihm als der allein naturgeme und gute. Voltaire und gleichgesinnt Schriftsteller richteten ihre boshaften An-griffe gegen alles Bestehende in Staat, Kirche und Sitte und erklrten alles als Lug und Trug, was dem Menschenverstand nicht sofort einleuchtete. Die deutschen Aufklrer, unter denen auer Wolf auch L es sing einen hervorragenden Platz einnimmt, stellten ebenfalls die Vernunft der die Offenbarung, aber sie gingen in ihrem Widerfpruch gegen die bestehenden Anschauungen lange nicht so weit wie manche Franzosen, die sich bis zur Leugnung alles Geistigen verstiegen. Neben den philosophischen Studien bereitete sich Friedrich ans seinen knftigen Beruf vor und schrieb den Anti-Mac chiavel*): der Fürst ist der erste Diener des Staates". *) Macchiavelli, ein florentinischer Staatsmann des 16. Jahrhunderts, hatte in seinem Buche Vom Fürsten" den Satz aufgestellt, da dem Fürsten jedes Mittel zur Erreichung seines Zieles recht sein msse.
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