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1. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 55

1902 - Leipzig : Hirt
55. Napoleons Fall. 55 angriffe suchte er die von Eisen starrenden feindlichen Vierecke zu er-schttern. Sie standen, aber ihre Verluste waren groß. Sie wnschten die Nacht oder die Preußen" herbei. Diese kamen auf den durch an-haltenden Regen grundlos gewordenen Wegen noch zu rechter Zeit an und entschieden die Schlacht. Auch der trotzige Todesmut der franzsischen Garde*) konnte nichts mehr retten. Blcher und Wellington auf der Hhe bei Belle-Alliance. Verfolgung durch Gneifenan bis zum letzten Hauch von Ro und Mann". Napoleon selbst entkam ohne Hut und Degen nach Paris. Von der Volksvertretung aufgefordert, daukte er ab.' Zu Rochefort begab er sich auf ein englisches Kriegs-schiff, auf die Gromut der Englnder hoffend. Er wurde aber nach St. Helena gebracht und scharf bewacht, bis er 1821 starb. 8. Napoleons weltgeschichtliche Bedeutung. Obgleich sich Napo-leon als den Vollender der Revolution hinstellte, waren die von ihm gewhrten Freiheiten nur scheinbare, und die Gleichheit war nur die der Unterdrckung. Unermelich waren die Verluste an Menschenleben und Wohlstand. In den von ihm unterworfenen Lndern aber wurde dadurch, da er das Alte mit rauher Hand zerstrte, der Anfang einer neuen, besseren Zeit herbeigefhrt. Die Steinschen Reformen waren eine Folge der Schlacht bei Jena. Deutschland verdankt Napoleon den Beginn seiner politischen Wiedergeburt. Welche verschiedene Haltung zeigte das franzsische Volk gegen seinen Kaiser zur Zeit seines hchsten Kriegsruhmes, nach dem Feldzuge 1814, vor dem Feld-zuge 1815 und nach demselben? Charakteristik Napoleons (Napoleon als Feldherr, als Staatsmann und als Mensch). - Vergleiche Napoleon mit Attila. 9. Der zweite Pariser friede, 1815. Nach der Schlacht bei 1815. Waterloo nahm Blcher zum zweiten Male Paris ein und trat nun mit kriegerischer Strenge auf. Zwar verbot ihm sein Kllig, die Brcke von Jena" in die Luft zu sprengen und eine Kriegssteuer von 100 Millionen Franken einzutreiben, aber desto eifriger suchte er die geraubten Mnstschtze auf und schickte sie nach Deutschland zurck. Mit Hilse der Englnder wurde Ludwig Xviii. wieder auf deu Thron gesetzt. Mit ihm schlssen die Verbndeten den zweiten Pariser Frieden. Durch Vermittlung Englands und Rulands brauchte Frankreich nur einige unbedeutende Grenzpltze abzutreten, 700 Millionen Franken Kriegskosten zu bezahlen und ein Besatzungsheer einige Jahre zu verpflegen. Whrend der Friedensunterhandlungen schlo Kaiser Alexander mit dem König voll Preueu und dem Kaiser von Oster-reich die Heilige Allianz, wodurch sie sich verpflichteten, nach den *) Die Garde stirbt; aber sie ergibt sich nicht."

2. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 22

1902 - Leipzig : Hirt
22 Zweite Periode. Die Zeit der unumschrnkten Frstengewalt. 2. Die ersten Zchlesischen Kriege und der (sterreichische Erbfolge-krieg. Wenige Monate nach Friedrich bestieg Maria Theresia, durch ihre Herrschereigenschaften und durch die Reinheit ihres Charakters eine der hervorragendsten Frstinnen, den Thron. Sie war uuablssig auf das Wohl ihres Volkes bedacht und fhrte mancherlei Verbesfe-ruugen ein, unter denen eine der wichtigsten die Abschaffung der Folter war. Bei ihren Negieruugssorgen versumte sie aber nicht ihre Mutter-pflichten und fhrte mit ihrem Gemahl ( 77, 4) im Kreise ihrer Kinder ein schnes Familienleben. Nach ihrer Thronbesteigung machte Kurfürst Karl Albrecht von Bayern als Verwandter des habsbur-gifchen Hauses (Stammtafel) Anspruch auf die sterreichische Monarchie. Zugleich erneuerte Friedrich den alten Anspruch seines Hauses auf Teile von Schlesien ( 66, 2; 74, 6), erbot sich aber, falls dieser An- 1740 spruch befriedigt wrde, die Pragmatische Sanktion gegen jedermann zu bis verteidigen. Da das Anerbieten zurckgewiesen wurde, entstand der 1742.erste Schlesische Krieg, 174042, durch den Friedrich die ganze Provinz eroberte (Stege bei Mollwitz und Chotusitz, Friede zu Breslau). 1741.1741 begann Karl Albrecht, untersttzt von Frankreich trotz der Prag-matischen Sanktion, densterreichischen Erbfolgekrieg. Er drang 1742. in sterreich ein, lie sich in Prag zum König von Bhmen und 1742 in Frankfurt als Karl Vii. zum deutschen Kaiser krnen. Maria Theresia, welche uach Preburg geflchtet war, faud nach ihrem Er-scheinen auf dem dortigen Reichstage Untersttzung bei den ungarischen Groen, die fr ihre Knigin ein allgemeines Aufgebot des ungarischen Volkes ins Werk setzten. Nun hatten die sterreichischen Waffen so glnzende Erfolge gegen die Franzosen und Bayern, da nicht nur der unschlssige Karl Vii. in Frankfurt fr sein Land und seine Krone frchten mute, sondern auch Friedrich Ii. sich in dem Besitze von 744 Schlesien bedroht sah. Er fiel deshalb mit einem Heere kaiserlicher bis Hilfsvlker" in Bhmen ein und begann damit den zweiten Schle-1745.sifchen Krieg, 174445, in dem er Schlesien behauptete (Siege bei Hohenfriedeberg und Keffelsdorf, Friede zu Dresden). 1745 starb Karl Vii., und der Gemahl der Maria Theresia wurde unter dem Namen Franz I. (174565) als deutscher Kaiser anerkannt. 3. Sanssouci. Bei Potsdam lie sich Friedrich Ii. nach dem Kriege auf einem Hgel das Schlo Sanssouci (Fig. 131) erbauen und mit prchtigen Anlagen umgeben, um dort sorgenfrei" zu leben. (Der Mller von Sanssouci.) Die Umgebung des Knigs bestand grten-teils ans Franzosen, zu denen auch Voltaire gehrte. (Vgl. Fig. 150.) Er wurde vom König wegen seines Witzes und feiner Gewandtheit in der Behandlung der franzsischen Sprache geschtzt, machte sich aber

3. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 90

1902 - Leipzig : Hirt
90 Quellenstze. wills den Teufel thun; ich wnsche, da da giftig, garstigs Zeug gar nicht da Wre und getrunken wrde." 46) Aus der geheimen Anweisung fr den Minister Grafen Fink:*) Sollte ich gettet werden, so sollen die Staatsangelegenheiten ohne die geringste nderung, und ohne da man es merke, da sie in anderen Hnden seien, ihren Gang fort-gehen, und in diesem Falle sollen die Eidesleistungen und Huldigungen sowohl hier als in Preußen und besonders in Schlesien beschleunigt werden. Wenn ich das Unglck haben sollte, in Gefangenschaft zu geraten, so verbiete ich, da man irgend welche Rcksicht auf meine Person nehme oder sich im geringsten an das kehre, was ich aus der Gefangenschaft schreiben knnte. Wenn mir ein solches Unglck begegnet, so will ich mich fr den Staat opfern, und man soll alsdann meinem Bruder Gehorsam leisten, welcher ebenso wie alle meine Minister und Generale mir mit ihrem Kopfe dafr haften, da man fr meine Befreiung weder eine Provinz noch Lsegeld anbiete, und da man den Krieg fortsetze und seine Vorteile so betreibe, als ob ich niemals in der Welt gewesen wre." 47) Nach der Schlacht bei Kunersdorf schrieb Friedrich: ,,C'est un cruel revers; je n'y survivrai pas; les suites de l'affaire seront pires que l'affaire meme. Je n'ai plus de ressource, et ne point mentir, je crois tout perdu. Je ne survivrai point la perte de ma patrie. Adieu pour jamais. Frederic." 48) Kabinettsbefehl an die kurmrkische Kammer: Da verschiedene Beamte**) die Bauern mit Stockschlgen bel traktieret haben, S. K. M. aber dergleichen Tyrannei gegen Dero Untertanen durchaus nicht gestatten wollen, so wollen Hchstdieselben, da, wenn forthin einem bewiesen werden kann, da er einen Bauer mit dem Stocke geschlagen habe, ersterer sodann deshalb alsofort und ohne einige Gnade auf sechs Jahre zur Festung gebracht werden soll, wenn auch schon der-gleichen Beamte der beste Bezahler wre und seine Pacht sogar prnumerierte." 49) Nous aurons nos auteurs classiques; chacun, pour en profiter, voudra les lire; nos voisins apprendront l'allemand; les cours le parleront avec delice; et il pourra arriver que notre langue polie et perfectionnee s'etende, en faveur de nos bons ecrivains, d'un bout de l'europe l'autre. Ces beaux jours de notre litterature ne sont pas encore venus; mais ils s'approchent. Je vous les annonce, ils vont paraitre; je ne les verrai pas, mon ge m'en interdit l'esperance. Je suis comme Molse: je vois de loin la terre promise, mais je n'y entrerai pas." (Friedrich d. Gr. im Jahre 1780.) 50) Die Knigin sagte zu ihren Shnen: Lasset euch, meine Prinzen, nicht von der Entartung dieses Zeitalters hinreien! Werdet Männer und geizet nach dem Ruhme groer Feldherren und Helden! Wenn euch dieser Ehrgeiz fehlte, so wrdet ihr des Namens von Prinzen und Enkeln des groen Friedrich un-wrdig sein." *) Nach F. v. Kppen, Die Hohenzollern. Die Urschrift ist in franzsischer Sprache abgefat. **) Domnenbeamte.

4. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 105

1902 - Leipzig : Hirt
Bildhauerkunst. 105 Fig. 137. Lrzdenkinal Friedrichs des Groen in Berlin von K. Hauch. (Enthllt 1851.) S9, Ter König ist in Uniform mit Hut, Krnungsmantel und Krckstock dargestellt; der Mittelteil des Denkmals ist mit Bildern berhmter Zeit- und Kampfgenossen geschmckt; an den Ecken Prinz Heinrich, Prinz Ferdinand von Braunschweig, Zieten und Seydlitz.

5. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 24

1902 - Leipzig : Hirt
24 Zweite Periode. Die Zeit der unumschrnkten Frstengewalt. durch feine Eitelkeit, Habsucht und Bosheit bald unmglich. Ein Anhnger der von Voltaire vertretenen Geistesrichtnng war Friedrich, insofern er weniger Wert legte auf die kirchlichen Lehrstze als ans christliche Gesinnung*) und strenge Pflichterfllung. Durch richtige Benutzung und Einteilung der Zeit ermglichte er eine viel-fettige Ttigkeit, bei welcher er feine Regentenpflichten nicht nur nicht vernachlssigte, sondern so gewissenhaft erfllte wie kein anderer Fürst. Als erster Diener des Staates" griff er persnlich in alle Zweige der Verwaltung ein45) und kmmerte sich um das Kleinste. Das Gerichts-wesen wurde vllig umgestaltet und das Allgemeine preuische Landrecht" vorbereitet. Die schriftstellerischen Arbeiten des Knigs zeigen seine umfassenden Kenntnisse und sein scharfes Urteil. Seine geschichtlichen Werke **) gehren zu den wichtigsten Quellen des 18. Jahr-Hunderts. Auch die Flte ruhte nicht. 4^. Der König auf Reisen. Auf zahlreichen Reisen ***) lernte Friedrich die Anstnde feines Landes genau kennen. Wohin er kam, forderte er die Beamten zu eingehenden Berichten auf; auch bei Kaufleuten, Handwerkern und Landleuten fragte er an und nahm auf ihre Wnsche Rcksicht. Er verfolgte das Gedeihen der Einrichtungen, die zur Hebung des Wohlstandes und der Wehrkraft getroffen waren: wie die waren-beladenen Khne mit Benutzung des neuen Finowkanals nach Stettin fuhren und auf dem Plauenschen nach Magdeburg; wie fleiige Bauern dem entwsserten Oderbruch vielfltige Frucht abgewannen; wie in Schlesien neue Drfer entstanden; wie die Eisenwerke, die er hatte anlegen lassen, Vorrte an Kanonen lieferten. Er hielt Truppenmusterungen ab und berzeugte sich von der Beschaffenheit der neu gebauten Festungswerke. *) Die Stelle des Kirchengebetes: La dir, 0 Gott, empfohlen sein Seine Majestt unsern teuersten König", lie er ndern in die Worte: La dir, 0 Gott, empfohlen sein deinen Knecht unsern König." **) Das Hauptwerk aus dieser Zeit ist die Histoire de mon temps". Spter schrieb er u. a. die Histoire de la Guerre de sept ans". ***) Das Reisen in damaliger Zeit war bei den schlechten Wegen und Wagen recht beschwerlich. (Fig. 145 ff.) Privatleute reisten meistens mit der Post, hufig mit Extrapost, da die gewhnlichen Postverbindungen selten waren. Mehr als 40 Kilometer am Tage wurden durchschnittlich nicht gemacht. Als Klopstock mit Gleim 1750 die Strecke von Halberstadt nach Magdeburg iu leichtem Wagen mit vier Pferden in sechs Stunden zurcklegte, fand er die Schnelligkeit so groß, da er sie mit dem Wettrennen der olympischen Spiele verglich. Waren aber die Wege durch Regen aufgeweicht, so gehrten Unglcksflle zur Tagesordnung. Vgl. Goethe auf der Reise von Frankfurt nach Leipzig in Dichtung und Wahrheit".

6. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 26

1902 - Leipzig : Hirt
26 Zweite Periode. Die Zeit der unumschrnkten Frstengewalt. Reichsexekutionsarmee". Gegen diesen letzteren Feind brach Friedrich mit 22000 Mann aus der Lausitz auf und errang der die doppelte bermacht in wenigen Stunden den glnzenden Sieg bei Robach, bei dem sich besonders der Reitergeneral Seydlitz auszeichnete. Gegen Ende des Jahres befreite er Schlesien von den sterreichern durch den noch ruhmvolleren Sieg bei Leuthen, wo die Berliner Wachtparade" die dreifache bermacht des Feindes in die Flucht schlug.*) Vergleiche Pirua-Lobositz mit Prag-Kolin. 1758. H. Zorndorf und Hochkirch. 1758 mute sich Friedrich gegen die Russen wenden, welche bis an die Oder vorgedrungen waren und mit unmenschlicher Grausamkeit hausten. Seine erbitterten Truppen er-rangen iu der mrderischen Schlacht bei Zorndorf einen schweren Sieg. Voll den Russen befreit, ging der König nach Sachsen, wo sein Bruder Heinrich sich nur mit Mhe gegen die sterreicher hielt, und bezog, den vorsichtigen Daun unterschtzend,**) in ungnstiger Stellung eiu Lager bei Hochkirch. Hier wurde er in der Morgenfrhe eines Oktobertages von den sterreichern berfallen intd erlitt bedeutende Verluste. Doch behauptete er Sachsen und Schlesien. 5. Kunersdorf. Friedrich hatte sich in diesen Kriegsjahren als einen der grten Feldherren aller Zeiten gezeigt; mit Bewunderung sah man, wie er bald hier, bald da den Feind packte, wo dieser es am wenigsten vermutete, wie er durch geschickte Stellung und Bemchnng der Bodenverhltnisse die viel strkeren Feinde schlug, wie er seine Verluste schnell ergnzte, wie er auch jungen Mannschaften Begeisterung und Ausdauer einflte. Dichter wie Gleim und E. v. Kleist saugen das Lob des Knigs. In ganz Europa verfolgte man mit wachsender Teilnahme den Verlauf des ungleichen Kampfes. Sogar in Petersburg und Paris stand die Mehrzahl der Gebildeten auf Friedrichs Seite. Er selbst aber sah mit wachsender Sorge den Ereignissen entgegen. Das Kriegfhren wurde fr ihn immer schwieriger: die Kassen waren erschpft, die englischen Hilfsgelder gengten nicht; viele seiner er sahrenen Generale waren tot, und die kriegsgefangenen Sachsen und sterreicher, die ans Not eingestellt wurden, waren ein schlechter Ersatz 1759. fr seine frheren bewhrten Soldaten. 1759 ging nur der Feldzug gegell die Franzosen wieder glcklich voll statten. Zwar gelang es *) Nun danket alle Gott." Friedrich im Schlosse zu Lissa: Bonsoir, messieurs! Sie haben mich wohl nicht vermutet? Kann man denn hier noch mit unterkommen?" **) Als der Feldmarschall Keith bemerkte: Die sterreichischen Generale ver-dienen gehngt zu werden, wenn sie uns hier ruhig lassen," erwiderte der König: Sie frchten sich vor uns mehr als vor dem Galgen."

7. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 20

1902 - Leipzig : Hirt
20 Zweite Periode. Die Zeit der unumschrnkten Frstengewalt. 1730. drckenden Lage zu befreien, wollte Friedrich 1730 auf einer Rheinreise, die er mit seinem Vater machen mute, von Mannheim aus nach England entfliehen. Der Plan wurde aber verraten und der ent-lauseue Fritz", der den ein Kriegsgericht sich weigerte das Urteil zu sprechen, auf die Festung Kstriu geschickt, sein Vertrauter, der Lent-nant Ka-tte, hingerichtet. Nachdem Friedrich den Vater demtig um Verzeihung gebeten hatte, wurde er begnadigt und mute nur noch zwei Jahre auf der Kriegs- und Domnenkammer (Finanzbehrde) in Kstrin arbeiten; hier wurde er ein guter Wirt. Dauil vermhlte er sich auf den Wunsch seines Vaters mit der Prinzessin Elisabeth von Brannschweig-Bevern (die er zwar stets mit aller Achtung behandelte, aber uie von Herzen lieben konnte) und erhielt von ihm ein Regiment und das Schlo Rheinsberg bei Nen-Rnppin. Hier lebte er in nn-gezwungenem Verkehr mit seiner Gemahlin, Offizieren, Knstlern und Gelehrten und widmete sich mit Eifer feiner militrischen Ttigkeit und wissenschaftlicher Beschftigung. Er las die Werke der damaligen Haupt-Vertreter der sogenannten Aufklrung, des Franzosen Voltaire und des deutscheu Philosophen Wolf. Whrend in der evangelischen Kirche im 17. und am Anfang des 18. Jahrhunderts neue Sekten (die Pietisten und die herrnhutische Brdergemeinde in Deutschland) dem religisen Bedrfnis zu gengen suchten, war die Philosophie ihre eigenen Wege gewandelt und hatte sich ganz vom Christentum entfernt. Der Franzose Descartes hatte zur Zeit des Dreiigjhrigen Krieges die neuere Philo-sophie begrndet, indem er vom Zweifel an allem ausging, und der hollndische Jude Spinoza hatte Gott und Natur fr gleichbedeutend erklrt (Pantheismus). Auch die Entdeckung der Gesetze der Schwere (Anziehung) durch den Englnder Newton leistete bei vielen halbwissenschaftlichen Geistern einer solchen Anschauung Vorschub. In Frankreich trug zum Gedeihen dieser Richtung die Verderbtheit der Zustnde unter Ludwig Xv. bei. Rousseau sah die verfeinerte Bildung als Ursache aller Mistnde an; der Urzustand erschien ihm als der allein naturgeme und gute. Voltaire und gleichgesinnt Schriftsteller richteten ihre boshaften An-griffe gegen alles Bestehende in Staat, Kirche und Sitte und erklrten alles als Lug und Trug, was dem Menschenverstand nicht sofort einleuchtete. Die deutschen Aufklrer, unter denen auer Wolf auch L es sing einen hervorragenden Platz einnimmt, stellten ebenfalls die Vernunft der die Offenbarung, aber sie gingen in ihrem Widerfpruch gegen die bestehenden Anschauungen lange nicht so weit wie manche Franzosen, die sich bis zur Leugnung alles Geistigen verstiegen. Neben den philosophischen Studien bereitete sich Friedrich ans seinen knftigen Beruf vor und schrieb den Anti-Mac chiavel*): der Fürst ist der erste Diener des Staates". *) Macchiavelli, ein florentinischer Staatsmann des 16. Jahrhunderts, hatte in seinem Buche Vom Fürsten" den Satz aufgestellt, da dem Fürsten jedes Mittel zur Erreichung seines Zieles recht sein msse.

8. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 89

1902 - Leipzig : Hirt
Quellenstze. 89 44) Aus einem Gesuche der brandenburgischen Stnde, worin sie den Kur-surften um Verminderung der Truppen bitten: Bishero haben die Soldaten den armen Leuten die Trnen ausgepresset; nun wir in die Hand der Obrigkeit geraten, wollen wir nicht hoffen, da dergleichen Snde und Unglck uns treffen werde; denn der Bedrngten Trnen flieen zwar die Wangen herunter, sie steigen aber der sich und schreien zu dem, der aller Elenden Vater ist, und knnen nimmermehr dem, der sie elicieret, zum besten kommen. E. K. D. wissen die Not Dero armen Untertanen, und da Sie daran einigen Zweifel htten, so knnen Sie es durch Ihre Haupt- und Amtsleute sattsam erfahren. Der andern Untertanen, so dem Adel und andern zustehen, Condition ist nicht besser, sondern sie seind alle zu solcher Decadence geraten, da es eine Gewissenssache ist, wenn man ihnen mehr auf-legen oder sie in vorigen Pressnren wollte stecken lassen."*) 44a) Aus der 1902 verffentlichten Instruktion Friedrich Wilhelms I. fr seinen Nachfolger, seinem sogenannten politischen Testament: Kurfürst Friedrich Wilhelm hat das rechte Flor und Aufnahme in unser Haus gebracht, mein Vater hat die Knigliche Wrde gebracht, ich habe das Land und die Armee in Stande gebracht, an Euch, mein lieber Succeffor, ist, was Eure Vorfahren angefangen, zu foutenieren und Eure Lnder und Prtensionen darbei zu schaffen, die unserem Hause von Gottes und Rechts wegen gehren. Betet zu Gott und fanget nie einen ungerechten Krieg an, aber wozu Ihr Recht habet, da lasset nicht ab.... Eure Finanzen msset Ihr selber und allein traktieren und das Kommando bei der Armeeselberund allein bestellen." Offiziere und Beamte mssen wissen, da Ihr den Knopf auf dem Beutel allein habt.... Aber arbeiten mt Ihr, so wie ich bestndig getan: ein Regente, der mit Honneur in der Welt regieren will, mu seine Affairen alles selber tun; denn die Regenten sind zur Arbeit erkoren .... Wenn das Land gut peuplieret ist, das ist der rechte Reichtum." Wo kleine Städte fehlen, sind sie anzulegen. Manufakturen, hauptschlich fr Tuch- und Wollwaren, sind berall einzurichten. Alsdann werdet Ihr sehen, wie Eure Revenuen zunehmen werden und Eure Lande in florissanten Stande kommen.... Frher schickten wir das Geld auer Landes und itzo kommet aus anderen Landen Geld ins Land.... Ein Land sonder Manufakturen ist ein menfck)licher Krper sonder Leben, ergo ein totes Land, das bestndig power und elendig ist und nid)t zum Flor sein Tage nid)t gelangen kann. Derowegen bitte ich Euch, mein Succeffor, konservieret die Manusaktureu, protegieret sie und pflanzet sie fort und fort, breitet sie in Eure Lande aus." 45) Randbescheioe Friedrichs des Groen. 1. An den Prsidenten des Kon-sistoriums: Die Religionen Mssen alle Tolleriret werden, . . . denn hier mus ein jeder nad) Seiner Faon Selich werben." 2. An einen Hauptmann, der zum Major befrdert zu werden wnschte: Das Regiment ist bestnbig vohr den Feinbt gelausen, und mus er notwenbig allerwegens mitgelaufen Seinbt; id) avansire die Officiers, die den Feindt geschlagen haben, aber nicht diejenigen, die nirgendt sich gehalten haben." 3. An einen Kaufmann, welcher nm Erlaubnis und Untersttzung zur Anlegung einer Arrak- und Rumfabrik gebeten hatte: ich *) 44. 45. 47. 48. 49. 52. 53. 55 nach Schilling, Quellenbuch,

9. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 22

1902 - Leipzig : Hirt
22 Zweite Periode. Die Zeit der unumschrnkten Frstengewalt. 2. Die ersten Schlesischen Kriege und der sterreichische Erbfolge-krieg. Wenige Monate nach Friedrich bestieg Maria Theresia, durch ihre Herrschereigenschaften und durch die Reinheit ihres Charakters eine der hervorragendsten Frstinnen, den Thron. Sie war unablssig auf das Wohl ihres Volkes bedacht und fhrte mancherlei Verbessernden ein, unter denen eine der wichtigsten die Abschaffung der Folter war. Bei ihren Negieruugssorgen versumte sie aber nicht ihre Mutter-pflichten und fhrte mit ihrem Gemahl ( 77, 4) im Kreise ihrer Kinder ein schnes Familienleben. Nach ihrer Thronbesteigung machte Kurfürst Karl Albrecht von Bayern als Verwandter des habsbnr-gifchen Haufes (Stammtafel) Anspruch auf die sterreichische Monarchie. Zugleich erneuerte Friedrich den alten Anspruch seines Hauses aus Teile von Schlesien ( 66, 2; 74, 6), erbot sich aber, falls dieser An- 1740 ffu(f) befriedigt wrde, die Pragmatische Sanktion gegen jedermann zu bis verteidigen. Da das Anerbieten zurckgewiesen wurde, entstand der 1742. erste Schlesische Krieg, 174042, durch den Friedrich die ganze Provinz eroberte (Siege bei Mollwitz und Chotusitz, Friede zu Breslau). 1741.1741 begann Karl Albrecht, untersttzt von Frankreich trotz der Prag-matischen Sanktion, den sterreichischenerbfolgekrieg. Er drang 1742. in sterreich ein, lie sich in Prag zum König von Bhmen und 1742 tu Frankfurt als Karl Vii. zum deutfcheu Kaiser krnen. Maria Theresia, welche uach Preburg geflchtet war, saud nach ihrem Erscheinen ans dem dortigen Reichstage Untersttzung bei den ungarischen Groen, die fr ihre Knigin ein allgemeines Aufgebot des ungarischen Volkes ins Werk setzten. Nun hatten die sterreichischen Waffen so glnzende Erfolge gegen die Franzofen und Bayern, da nicht nur der unschlssige Karl Vii. in Frankfurt fr fein Land und feine Krone frchten mute, sondern auch Friedrich Ii. sich in dem Besitze von 1744 Schlesien bedroht sah. Er fiel deshalb mit einem Heere kaiserlicher big Hilfsvlker" in Bhmen ein und begann damit den zweiten Schle-1745. sischen Krieg, 174445, in dem er Schlesien behauptete (Siege bei Hohensriedeberg und Kesselsdorf, Friede zu Dresden). 1745 starb Karl Vii., und der Gemahl der Maria Theresia wurde unter dem Namen Franz I. (174565) als deutscher Kaiser anerkannt. 3. Sanssouci. Bei Potsdam lie sich Friedrich Ii. nach dem Kriege auf einem Hgel das Schlo Sanssouci (Fig. 131) erbaueu und mit prchtigen Anlagen umgeben, um dort sorgenfrei" zu leben. (Der Mller von Sanssouci.) Die Umgebung des Knigs bestand grten-teils aus Franzosen, zu denen auch Voltaire gehrte. (Vgl. Fig. 150.) Er wurde vom König wegen seines Witzes und seiner Gewandtheit in der Behandlung der franzsischen Sprache geschtzt, machte sich aber

10. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 26

1902 - Leipzig : Hirt
26 Zweite Periode. Die Zeit der unumschrnkten Frstengewalt. Reichsexekutionsarmee". Gegen diesen letzteren Feind brach Friedrich mit 22000 Mann aus der Lausitz auf und errang der die doppelte bermacht in wenigen Stunden den glnzenden Sieg bei Robach, bei dem sich besonders der Reitergeneral Seydlitz auszeichnete. Gegen Ende des Jahres befreite er Schlesien von den sterreichern durch den noch ruhmvolleren Sieg bei Lenthen, wo die Berlinerwachtparade" die dreifache bermacht des Feindes in die Flucht schlug.*) Vergleiche Pirna-Lobositz mit Prag-Kolin. 1758. Zorndorf und Hochkirch. 1758 mute sich Friedrich gegen die Russen wenden, welche bis an die Oder vorgedrungen waren und mit unmenschlicher Grausamkeit hausten. Seine erbitterten Truppen er-rangen iu der mrderischen Schlacht bei Zorndorf einen schweren Sieg. Von den Russen befreit, ging der König nach Sachsen, wo sein Bruder Heinrich sich nur mit Mhe gegen die sterreicher hielt, und bezog, den vorsichtigen Daun unterschtzend,**) in ungnstiger Stellung ein Lager bei Hochkirch. Hier wurde er in der Morgenfrhe eines Oktobertages von den sterreichern berfallen und erlitt bedeutende Verluste. Doch behauptete er Sachsen und Schlesien. 5. Kunersdorf. Friedrich hatte sich in diesen Kriegsjahren als einen der grten Feldherren aller Zeiten gezeigt; mit Bewunderung sah man, wie er bald hier, bald da den Feind packte, wo dieser es am wenigsten vermutete, wie er durch geschickte Stellung und Benutzung der Bodenverhltnisse die viel strkeren Feinde schlug, wie er seine Verluste schnell ergnzte, wie er auch jungen Mannschaften Begeisterung und Ausdauer einflte. Dichter wie Gleim und E. v. Kleist sangen das Lob des Knigs. In ganz Europa verfolgte man mit wachsender Teilnahme den Verlauf des ungleichen Kampfes. Sogar in Petersburg und Paris stand die Mehrzahl der Gebildeten auf Friedrichs Seite. Er selbst aber sah mit wachsender Sorge den Ereignissen entgegen. Das Kriegfhren wurde fr ihn immer schwieriger: die Kassen waren erschpft, die englischen Hilfsgelder gengten nicht; viele seiner er-fahrenen Generale waren tot, und die kriegsgefaugenen Sachsen und sterreicher, die aus Not eingestellt wurden, warnt ein schlechter Ersatz 1759 fr seine frheren bewhrten Soldaten. 1759 ging nur der Feldzug gegen die Franzosen wieder glcklich von statten. Zwar gelang es *) Nun danket alle Gott." Friedrich im Schlosse zu Lissa: Bonsoir, messieurs! Sie haben mich wohl nicht vermutet? Kann man denn hier noch mit unterkommen?" **) Als der Feldmarschall Keith bemerkte: Die sterreichischen Generale Verdienen gehngt zu werden, wenn sie uns hier ruhig lassen," erwiderte der König. Sie frchten sich vor uns mehr als vor dem Galgen."
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