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1. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 13

1902 - Leipzig : Hirt
75. Friedrich Hl (I.) und seine Zeit. 13 riefen angesehene Männer den Statthalter von Holland, Wilhelm von Oranien, der mit Jakobs protestantischer Tochter Maria ver-mahlt war, herbei. Kurfürst Friedrich Iii. untersttzte ihn, indem er ihm Hilfstruppen schickte und durch Aufstellung eiues Heeres am Rheine die Niederlande gegen Frankreich deckte. Wilhelm Iii., auch von seinen Glaubensgenossen untersttzt, nahm, nachdem Jakob Ii. nach Frankreich entflohen war, den englischen Thron ein. 2. Der Orleanssche "Krieg, 168897. Um dieselbe Zeit erhob 1688 Ludwig Xiv. fr seine Schwgerin Elisabeth Charlotte von der Pfalz . widerrechtlichen Anspruch auf dieses Land und begann zu seiner @r=ly'-obernng den Krieg gegen Deutschland, indem er seine Truppen in die Rhein-gegenden eiufallen lie. Sofort trat der Kurfürst von Brandenburg den Franzosen am Rheine entgegen, entri ihnen Bonn und schtzte durch seine Siege das ganze nordwestliche Deutschland. Bald kam auch ein Bndnis zwischen ihm, dem Kaiser, dem Reiche, Holland und England zu stnde. Da aber die kaiserlichen Truppen noch an der unteren Donau gegen die Trken beschftigt waren, konnte Ludwigs Xiv. Befehl, die Pfalz auszuplndern und in eine Wste zu verwandeln, uuge-hindert ausgefhrt werden. In Heidelberg hauste der Mordbrenner Melac 1689. Das Schlo ( 62, 4) wurde in eine Ruine verwandelt, 1689. ein groer Teil der Stadt in Asche gelegt, die Bewohner wurden mihandelt und gettet. Ahnliches Schicksal hatten Worms, Speier (wo sogar die Kaisergrber geplndert wurden) und Hunderte von kleineren Stdten und Drfern. Im weiteren Verlaufe des Krieges behielten zwar die franzsischen Waffen durch die Uneinigkeit der Gegner im ganzen die Oberhand, doch war Frankreich so erschpft, da es im Frieden zu Rijswijk (fpr. Reisweik) 1697 keine neuen Eroberungen 1697. machte. 3. Preußen ein Knigreich, 1701. Bei seiner Vorliebe sr Glanz und Pracht wnschte Kurfürst Friedrich Iii. die Macht, die der Staat tatschlich besa, durch Erhebung zum Knigtum auch anerkannt zu sehen. Da Wilhelm von Oranien König von England, der Herzog von Hannover Kurfürst (neunte Kurwrde) und August der Starke vou Sachsen König von Polen geworden war, mute ihn in diesem Wunsche bestrken. Kaiser Leopold, an den er sich deshalb wandte, berwand seine Bedenken, als ihm der Kurfürst fr den bevorstehenden Krieg gegen Frankreich seine Hilfe zusicherte, und erteilte ihm die Ein- lg willigung, sich König in*) Preußen nennen zu drfen. Am 18. Ja- c-Qu. nuctr 1701 fetzte Friedrich sich und seiner Gemahlin, Sophie Char-1701. *) Erst Friedrich der Groe nahm den Titel König von Preußen" an.

2. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 56

1902 - Leipzig : Hirt
1 56 Dritte Periode. Die Zeit der Umwlzungen. Vorschriften der christlichen Religion einander wie Brder beizustehen und ihre Völker wie Vter zu regieren. Die meisten anderen euro-Peuschen Fürsten traten dem Bunde bei. 89. Das Wiederaufleben der bildenden Kunst. V Der Zopfstil. Als um die Mitte des 18. Jahrhunderts die Ausgrabungen in Herknlanenm und Pompeji bekannt wurden, ver-loren die Schnrkel des Rokoko ihre Beliebtheit, und mau bevorzugte in der Baukunst wie int Kunsthandwerk wieder geradlinige Formen*) nitd antike Verzierungen. Zunchst freilich wurden sie mit groer Willkr und Mangel an Verstndnis angewandt, so da diese ersten, unklaren Anfnge einer neuen Zeit dem 19. Jahrhundert nicht weniger geschmacklos erschienen als der Zopf an einem Soldaten. Erst nach-dem Winckelmann ( 81, 4) mehr Licht der die griechische Kunst ver-breitet hatte, konnte man sich mit besserem Rechte der Nachahmung des Klassischen" rhmen. In der huslichen Ausstattung finden wir nach kurzer Herrschaft des Zopfes (Fig. 143) zur Zeit des Kaiserreiches wieder gebogene und geschweifte Linien an Mbeln, die sich, wenn auch nicht durch Behaglichkeit, so doch durch festen Bau auszeichneten Mg. 144). Der Empire-Stil" fand eine weite Verbreitung und hat sich lange erhalten, auch noch, als spter das Rokoko zurckgekehrt war. 2. Die klassische Richtung, a) In der Baukunst wurden in Deutschland die antiken Formen den Bedrfnissen der Gegenwart an-gepat. Schon das Brandenburger Tor (Fig. 132a) in Berlin, um 1790 erbaut, zeigt die Selbstndigkeit des schaffenden Knstlers. (Vergleiche die Propylen in Athen.) Nach den Befreiungskriegen wurde Schinkel der Hauptvertreter der freieren klassischen Richtung. Seine bedeutendsten Werke sind das Alte Museum und das Schau-spiel haus in Berlin (Fig. 133). b) Malerei. Als Vorlufer der klassischen Periode ist Chodo-wiecki (spr. zki) zu betrachten, Direktor der Berliner Akademie, be-rhmt als Radierer und Kupferstecher. Er schilderte in vielen Zeich-imngen Szenen aus dem tglichen Leben und illustrierte die bedeutendsten literarischen Erscheinungen. Angelika Kauffmann aus Chur lebte meistens in Italien, gefeiert von Knstlern unfc) Gelehrten. Unter ihren Werken sind am besten die Bildnisse gelungen (z. B. Winckelmann und Herder). Carstens aus Schleswig, der eigentliche Begrnder der klassischen Richtung, lebte in seiner spteren Zeit in Rom. *) Vgl. Hermann und Dorothea Iii, 99102.

3. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 22

1902 - Leipzig : Hirt
22 Zweite Periode. Die Zeit der unumschrnkten Frstengewalt. 2. Die ersten Zchlesischen Kriege und der (sterreichische Erbfolge-krieg. Wenige Monate nach Friedrich bestieg Maria Theresia, durch ihre Herrschereigenschaften und durch die Reinheit ihres Charakters eine der hervorragendsten Frstinnen, den Thron. Sie war uuablssig auf das Wohl ihres Volkes bedacht und fhrte mancherlei Verbesfe-ruugen ein, unter denen eine der wichtigsten die Abschaffung der Folter war. Bei ihren Negieruugssorgen versumte sie aber nicht ihre Mutter-pflichten und fhrte mit ihrem Gemahl ( 77, 4) im Kreise ihrer Kinder ein schnes Familienleben. Nach ihrer Thronbesteigung machte Kurfürst Karl Albrecht von Bayern als Verwandter des habsbur-gifchen Hauses (Stammtafel) Anspruch auf die sterreichische Monarchie. Zugleich erneuerte Friedrich den alten Anspruch seines Hauses auf Teile von Schlesien ( 66, 2; 74, 6), erbot sich aber, falls dieser An- 1740 spruch befriedigt wrde, die Pragmatische Sanktion gegen jedermann zu bis verteidigen. Da das Anerbieten zurckgewiesen wurde, entstand der 1742.erste Schlesische Krieg, 174042, durch den Friedrich die ganze Provinz eroberte (Stege bei Mollwitz und Chotusitz, Friede zu Breslau). 1741.1741 begann Karl Albrecht, untersttzt von Frankreich trotz der Prag-matischen Sanktion, densterreichischen Erbfolgekrieg. Er drang 1742. in sterreich ein, lie sich in Prag zum König von Bhmen und 1742 in Frankfurt als Karl Vii. zum deutschen Kaiser krnen. Maria Theresia, welche uach Preburg geflchtet war, faud nach ihrem Er-scheinen auf dem dortigen Reichstage Untersttzung bei den ungarischen Groen, die fr ihre Knigin ein allgemeines Aufgebot des ungarischen Volkes ins Werk setzten. Nun hatten die sterreichischen Waffen so glnzende Erfolge gegen die Franzosen und Bayern, da nicht nur der unschlssige Karl Vii. in Frankfurt fr sein Land und seine Krone frchten mute, sondern auch Friedrich Ii. sich in dem Besitze von 744 Schlesien bedroht sah. Er fiel deshalb mit einem Heere kaiserlicher bis Hilfsvlker" in Bhmen ein und begann damit den zweiten Schle-1745.sifchen Krieg, 174445, in dem er Schlesien behauptete (Siege bei Hohenfriedeberg und Keffelsdorf, Friede zu Dresden). 1745 starb Karl Vii., und der Gemahl der Maria Theresia wurde unter dem Namen Franz I. (174565) als deutscher Kaiser anerkannt. 3. Sanssouci. Bei Potsdam lie sich Friedrich Ii. nach dem Kriege auf einem Hgel das Schlo Sanssouci (Fig. 131) erbauen und mit prchtigen Anlagen umgeben, um dort sorgenfrei" zu leben. (Der Mller von Sanssouci.) Die Umgebung des Knigs bestand grten-teils ans Franzosen, zu denen auch Voltaire gehrte. (Vgl. Fig. 150.) Er wurde vom König wegen seines Witzes und feiner Gewandtheit in der Behandlung der franzsischen Sprache geschtzt, machte sich aber

4. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 15

1902 - Leipzig : Hirt
75. Friedrich Iii. (I.) und seine Zeit. 15 5. Geistiges Leben in Preußen. Wie das Staatsleben, so trieb auch die deutsche Bildung nach dem Winterschlafe des Dreiigjhrigen Krieges ihre ersten neuen Blten im brandenburgisch-preuischen Staate unter dem Schule des prachtliebenden Knigs und der wisfensdurstigeu Knigin. Sie lie sich in dem Dorfe Liezen, das nach ihrem Tode Charlottenburg genannt wurde, durch A. Schlter, den deutschen Michelangelo", ein Schlo erbauen und durch franzsische Grtner mit einem Park umgeben. Hier verweilte sie, so oft sie sich dem lstigen Hofleben entziehen konnte, und sammelte einen Kreis gleichgesinnter Männer und Frauen um sich, mit denen sie sich den Genssen einer feineren Bildung hingab. Zwar waren die Lebensformen: die mndliche und briefliche Unterhaltung, die Sitten und Trachten, noch durchaus französisch. Auch die Gelehrten und Knstler, welche die Knigin empfing, waren groenteils Franzosen, ausgewanderte Hugenotten. Doch war der Mann, dessen Umgang sie am meisten schtzte, der deutsch-gesinnte, fr die Ehre der deutschen Sprache eintretende^) Philosoph Leibniz. Von ihm lie sie sich der die Ursachen und den Zusammen-hang der Dinge unterrichten.*) Er wurde der erste Vorsitzende der Akademie der Wisseuschasteu in Berlin, deren Grndung die Knigin betrieb. Groe Freude hatte sie auch an der Musik und am Theater. Sie spielte auf dem Klavier (dem Hackebrett oder Cymbal, dem Vorlufer des zu Anfang des 18. Jahrhunderts aufgekommenen Fortepianos), sang und komponierte und lie Konzerte, franzsische Schauspiele und Opern auffhren. Das kirchliche Leben erhielt neuen Gehalt durch die Pietisten, welche dem bloen Buchstabenglauben die Frmmigkeit des Herzens gegenberstellten. Der Hauptsitz des Pietismus wurde die neue Uni-versitt Halle. (A. H. Francke, Stifter des Halleschen Waisenhauses.) 6. Deutsche Kunst in der ersten Hlfte des *8. Iahrh. Wie die meisten deutschen Fürsten ihr Versailles haben wollten, lie auch Fried-rieh I. seine Hauptstadt durch Werke der Baukunst und Bildhauerkunst verschnern und stiftete die Akademie der Knste. Whrend die reine Renaissance im Zeitalter Ludwigs Xiv. fast berall in den Barockstil (vorspringende Bauglieder, reiche Verzierungen) bergegangen war, zeigen die Berliner Bauten jener Zeit, vor allen das Zeughaus (jetzt Ruhmeshalle), einen ernsteren, edleren Charakter. (Fig. 128.) Mehr mit Barockelementen versetzt ist das Schlo (Fig. 127), dessen Umbau A. Schlter leitete. *) Leibniz: Es ist nicht mglich, Sie zufrieden zu stellen; Sie wollen das Warum vom Warum wissen."

5. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 16

1902 - Leipzig : Hirt
16 Zweite Periode. Die Zeit der unumschrnkten Frstengewalt. Einen hnlichen Eindruck wie die Bauwerke machen die Mbel der Barockzeit mit ihren vorspringenden Platten, gewundenen Sulen, schweren, gegliederten Beinen, breiten Fen und reichem Schnitzwerk. (Fig. 141.) Aus dem Barock ist der Rokokostil (Stil Ludwigs Xv.) hervorgegangen, der alle festen Formen auflst und mit einem berma von Verzierungen (Muschelformen, 8-frmigen Linien, Blumengewinden) ein willkrliches Spiel treibt. Mehr als an Auenflchen (Fig. 129 und 130) wurde er zur Ausstattung von Jnnenrumen (Fig. 142) und im Kunsthandwerk angewandt und erzielte namentlich in der Porzellan-Manufaktur (erfunden am Anfang des Jahrhunderts zu Meien) schne Wirkungen. In der Bildhauerkunst war A. Schlter der hervorragendste Meister. Sein Hauptwerk ist das Erzdenkmal des Groen Kurfrsten in Berlin. (Fig. 136.) 76. Der Horben Europas. V Peter I. von Rußland. Noch als Kurfürst erhielt Friedrich deu Besuch des Zaren Peter I., des Groen, der sich aus seiner Haupt-stadt Moskau mit einer Gesandtschaft aufgemacht hatte, um die enro-pifchen Zustnde aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Vou Deutschland reiste er weiter nach Holland und England. Peter stellte sich die Aufgabe, die rohen Russeu gesitteter zu machen. Um sie mit anderen Vlkern in Handelsverkehr zu bringen, mute er vor allen Dingen ein Gebiet an der Ostsee gewinnen. 2. Schweden. Zu Schweden gehrten reiche auswrtige Ksteu-lnder mit den Stdten Wismar, Stralsund, Stettin ( 69, 7, b), Riga, Reval. Die Ausflsse der Weser, Oder, Dna und Newa lagen in seinem Gebiet. Jngermanland, Livland und Estland waren seine Korn-kammern. So beherrschte Schweden den Handel des Nordens und konnte durch seine auslndischen Besitzungen die eigene Armut decken. Als nun der jugendliche Karl Xii. auf den Thron kam, schien dem Zaren der gnstige Zeitpunkt gekommen, um Schwedens Ubermacht zu 1700 brechen. Er schlo mit August Ii. dem Starken von Polen ein Bndnis, big dem auch Dnemark beitrat, zu einem Eroberungskriege gegen die 1721. skandinavische Gromacht, dem Nordischen Kriege, 17001721. 3. Karls Xu. Stege. Karl Xu. aber landete sofort auf Seeland und zwang die Dnen zum Frieden. Dann erschien er in Estland und besiegte die Russen. Der dritte Gegner Karls, August der Starke, hatte sich als Kurfürst von Sachsen den polnischen Thron erkauft. Er war ein

6. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 15

1902 - Leipzig : Hirt
75. Friedrich Iii. (I.) und seine Zeit. 15 5. Geistiges Leben in Preußen. Wie das Staatsleben, so trieb auch die deutsche Bildung nach dem Winterschlafe des Dreiigjhrigen Krieges ihre ersten neuen Blten im brandenbnrgisch-preuischeu Staate unter dem Schutze des prachtliebenden Knigs und der wissensdurstigen Knigin. Sie lie sich in dem Dorfe Liezen, das nach ihrem Tode Charlottenburg genannt wurde, durch A.schlter, den deutschen Michelangelo", ein Schlo erbauen und durch franzsische Grtner mit einem Park umgeben. Hier verweilte sie, so oft sie sich dem lstigen Hofleben entziehen konnte, und sammelte einen Kreis gleichgesinnt^ Männer und Frauen um sich, mit denen sie sich den Genssen einer feineren Bildung hingab. Zwar waren die Lebensformen: die mndliche und briefliche Unterhaltung, die Sitten und Trachten, noch durchaus frauzfisch. Auch die Gelehrten und Knstler, welche die Knigin empfing, waren groenteils Franzosen, ausgewanderte Hugenotten. Doch war der Mann, dessen Umgang sie am meisten schtzte, der deutsch-gesinnte, fr die Ehre der deutschen Sprache eintretende^) Philosoph Leibniz. Von ihm lie sie sich der die Ursachen und den Zusammen-hang der Dinge unterrichten.*) Er wurde der erste Vorsitzende der Akademie der Wissenschaften in Berlin, deren Grndung die Knigin betrieb. Groe Freude hatte sie auch an der Musik und am Theater. Sie spielte auf dem Klavier (dem Hackebrett oder Cymbal, dem Vorlufer des zu Anfang des 18. Jahrhunderts aufgekommenen Fortepianos), fang und komponierte und lie Konzerte, franzsische Schauspiele und Opern auffhren. Das kirchliche Leben erhielt neuen Gehalt durch die Pietisten, welche dem bloen Buchstabenglauben die Frmmigkeit des Herzens gegenberstellten. Der Hauptsitz des Pietismus wurde die neue Uui-versitt Halle. (A. H. Francke, Stifter des Halleschen Waisenhauses.) 6. Deutsche Aunst in der ersten Hlfte des \8. Iahrh. Wie die meisten deutschen Fürsten ihr Versailles haben wollten, lie auch Fried-rich I. seine Hauptstadt durch Werke der Baukunst und Bildhauerkunst verschnern und stiftete die Akademie der Knste. Whrend die reine Renaissance im Zeitalter Ludwigs Xiv. fast berall in den Barockstil (vorspringende Bauglieder, reiche Verzierungen) bergegangen war, zeigen die Berliner Bauten jener Zeit, vor allen das Zeughaus (jetzt Ruhmeshalle), einen ernsteren, edleren Charakter. (Fig. 128.) Mehr mit Barockelementen versetzt ist das Schlo (Fig. 127), dessen Umbau A. Schlter leitete. *) Leibniz: Es ist nicht mglich, Sie zufrieden zu stellen; Sie wollen das Warum vom Warum wissen."

7. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 22

1902 - Leipzig : Hirt
22 Zweite Periode. Die Zeit der unumschrnkten Frstengewalt. 2. Die ersten Schlesischen Kriege und der sterreichische Erbfolge-krieg. Wenige Monate nach Friedrich bestieg Maria Theresia, durch ihre Herrschereigenschaften und durch die Reinheit ihres Charakters eine der hervorragendsten Frstinnen, den Thron. Sie war unablssig auf das Wohl ihres Volkes bedacht und fhrte mancherlei Verbessernden ein, unter denen eine der wichtigsten die Abschaffung der Folter war. Bei ihren Negieruugssorgen versumte sie aber nicht ihre Mutter-pflichten und fhrte mit ihrem Gemahl ( 77, 4) im Kreise ihrer Kinder ein schnes Familienleben. Nach ihrer Thronbesteigung machte Kurfürst Karl Albrecht von Bayern als Verwandter des habsbnr-gifchen Haufes (Stammtafel) Anspruch auf die sterreichische Monarchie. Zugleich erneuerte Friedrich den alten Anspruch seines Hauses aus Teile von Schlesien ( 66, 2; 74, 6), erbot sich aber, falls dieser An- 1740 ffu(f) befriedigt wrde, die Pragmatische Sanktion gegen jedermann zu bis verteidigen. Da das Anerbieten zurckgewiesen wurde, entstand der 1742. erste Schlesische Krieg, 174042, durch den Friedrich die ganze Provinz eroberte (Siege bei Mollwitz und Chotusitz, Friede zu Breslau). 1741.1741 begann Karl Albrecht, untersttzt von Frankreich trotz der Prag-matischen Sanktion, den sterreichischenerbfolgekrieg. Er drang 1742. in sterreich ein, lie sich in Prag zum König von Bhmen und 1742 tu Frankfurt als Karl Vii. zum deutfcheu Kaiser krnen. Maria Theresia, welche uach Preburg geflchtet war, saud nach ihrem Erscheinen ans dem dortigen Reichstage Untersttzung bei den ungarischen Groen, die fr ihre Knigin ein allgemeines Aufgebot des ungarischen Volkes ins Werk setzten. Nun hatten die sterreichischen Waffen so glnzende Erfolge gegen die Franzofen und Bayern, da nicht nur der unschlssige Karl Vii. in Frankfurt fr fein Land und feine Krone frchten mute, sondern auch Friedrich Ii. sich in dem Besitze von 1744 Schlesien bedroht sah. Er fiel deshalb mit einem Heere kaiserlicher big Hilfsvlker" in Bhmen ein und begann damit den zweiten Schle-1745. sischen Krieg, 174445, in dem er Schlesien behauptete (Siege bei Hohensriedeberg und Kesselsdorf, Friede zu Dresden). 1745 starb Karl Vii., und der Gemahl der Maria Theresia wurde unter dem Namen Franz I. (174565) als deutscher Kaiser anerkannt. 3. Sanssouci. Bei Potsdam lie sich Friedrich Ii. nach dem Kriege auf einem Hgel das Schlo Sanssouci (Fig. 131) erbaueu und mit prchtigen Anlagen umgeben, um dort sorgenfrei" zu leben. (Der Mller von Sanssouci.) Die Umgebung des Knigs bestand grten-teils aus Franzosen, zu denen auch Voltaire gehrte. (Vgl. Fig. 150.) Er wurde vom König wegen seines Witzes und seiner Gewandtheit in der Behandlung der franzsischen Sprache geschtzt, machte sich aber

8. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 16

1902 - Leipzig : Hirt
16 Zweite Periode. Die Zeit der unumschrnkten Frstengewalt. Einen hnlichen Eindruck wie die Bauwerke machen die Mbel der Barockzeit mit ihren vorspringenden Platten, gewundenen Sulen, schweren, gegliederten Beinen, breiten Fen und reichem Schnitzwerk. (Fig. 141.) Aus dem Barock ist der Rokokostil (Stil Ludwigs Xv.) hervorgegangen, der alle festen Formen auflst und mit einem berma von Verzierungen (Muschelformen, S-frmigen Linien, Blumengewinden) ein willkrliches Spiel treibt. Mehr als au Auenflchen (Fig. 129 und 130) wurde er zur Ausstattung von Jnnenrnmen (Fig. 142) und im Kuusthandwerk angewandt und erzielte namentlich in der Porzellan-Manufaktur (erfunden am Anfang des Jahrhunderts zu Meien) schne Wirkungen. In der Bildhauerkunst war A. Schlter der hervorragendste Meister. Sein Hauptwerk ist das Erzdenkmal des Groen Kurfrsten in Berlin. (Fig. 136.) 76. Der Norden Europas. V pcter I. von Rußland. Noch als Kurfürst erhielt Friedrich den Besuch des Zaren Peter I., des Groen, der sich aus seiner Haupt-stadt Moskau mit einer Gesandtschaft aufgemacht hatte, um die enro-pifchen Zustnde aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Von Deutschland reiste er weiter nach Holland und England. Peter stellte sich die Aufgabe, die rohen Russen gesitteter zu machen. Um sie mit anderen Vlkern in Handelsverkehr zu bringen, mute er vor allen Dingen ein Gebiet an der Ostsee gewinnen. 2. Schweden. Zu Schweden gehrten reiche auswrtige Ksten-lnder mit den Stdten Wismar, Stralsund, Stettin ( 69, 7, b), Riga, Reval. Die Ausflsse der Weser, Oder, Dna und Newa lagen in seinem Gebiet. Jngermanland, Livland und Estland waren seine Korn-kammern. So beherrschte Schweden den Handel des Nordens und konnte durch feine auslndischen Besitzungen die eigene Armut decken. Als nun der jugendliche Karl Xii. auf den Thron kam, schien dem Zaren der gnstige Zeitpunkt gekommen, um Schwedens bermacht zu 1700 brechen. Er schlo mit August Ii. dem Starken von Polen ein Bndnis, bis dem auch Dnemark beitrat, zu einem Eroberungskriege gegen die 1721. skandinavische Gromacht, dem Nordischen Kriege, 17001721. 3. Karls Xu. Siege. Karl Xii. aber landete sofort auf Seeland und zwang die Dnen zum Frieden. Dann erschien er in Estland und besiegte die Russen. Der dritte Geguer Karls, August der Starke, hatte sich als Kurfürst von Sachsen den polnischen Thron erkauft. Er war ein

9. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 13

1902 - Leipzig : Hirt
75. Friedrich Iii. (I.) und seine Zeit. 13 riefen angesehene Männer den Statthalter von Holland, Wilhelm von Oranien, der mit Jakobs protestantischer Tochter Maria ver-mhlt war, herbei. Kurfürst Friedrich Iii. untersttzte ihn, indem er ihm Hilfstruppen schickte und durch Aufstellung eines Heeres am Rheine die Niederlande gegen Frankreich deckte. Wilhelm Iii., auch von seinen Glaubensgenossen untersttzt, nahm, nachdem Jakob Ii. nach Frankreich entflohen war, den englischen Thron ein. 2. Der Grleanssche "Krieg, 168897. Um dieselbe Zeit erhob 1688 Ludwig Xiv. fr seine Schwgerin Elisabeth Charlotte von der Pfalz bis widerrechtlichen Anspruch auf dieses Land und begann zu seiner Er-1697. oberung den Krieg gegen Deutschland, indem er seine Truppen in die Rhein-gegenden einfallen lie. Sofort trat der Kurfürst von Brandenburg den Franzosen am Rheine entgegen, entri ihnen Bonn und schtzte durch seine Siege das ganze nordwestliche Deutschland. Bald kam auch ein Bndnis zwischen ihm, dem Kaiser, dem Reiche, Holland und England zu stnde. Da aber die kaiserlichen Truppen noch an der unteren Donau gegen die Trken beschftigt waren, konnte Ludwigs Xiv. Befehl, die Pfalz auszuplndern und in eine Wste zu verwandeln, unge-hindert ausgefhrt werden. In Heidelberg hauste der Mordbrenner Melac 1689. Das Schlo ( 62, 4) wurde in eine Ruine verwandelt, 1689. ein groer Teil der Stadt in Asche gelegt, die Bewohner wurden mihandelt und gettet. Ahnliches Schicksal hatten Worms, Speier (wo sogar die Kaisergrber geplndert wurden) und Hunderte von kleineren Stdten und Drfern. Im weiteren Verlaufe des Krieges behielten zwar die franzsischen Waffen durch die Uneinigkeit der Gegner im ganzen die Oberhand, doch war Frankreich so erschpft, da es im Frieden zu Rijswijk (spr. Reisweik) 1697 keine neuen Eroberungen 1697. machte. 3. Preußen ein Knigreich, 1701. Bei seiner Vorliebe fr Glanz und Pracht wnschte Kurfürst Friedrich Iii. die Macht, die der Staat tatschlich besa, durch Erhebung zum Knigtum auch anerkannt zu sehen. Da Wilhelm von Dranien König von England, der Herzog von Hannover Kurfürst (neunte Kurwrde) und August der Starke von Sachsen König von Polen geworden war, mute ihn in diesem Wunsche bestrken. Kaiser Leopold, an den er sich deshalb wandte, berwand seine Bedenken, als ihm der Kurfürst fr den bevorstehenden Krieg gegen Frankreich seine Hilfe zusicherte, und erteilte ihm die Ein- lg willigung, sich König in*) Preußen nennen zu drfen. Am 18. Ja- yan. nuar 1701 setzte Friedrich sich und seiner Gemahlin, Sophie Ehar-1701. *) Erst Friedrich der Groe nahm den Titel König von Preußen" an.

10. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 56

1902 - Leipzig : Hirt
56 Vorschriften der christlichen Religion einander wie Brder beizustehen und ihre Völker wie Vter zu regieren. Die meisten anderen enro-pischen Fürsten traten dem Bunde bei. 89. Das Wiederaufleben der bildenden Kunst. \. Der Zopfstil. Als um die Mitte des 18. Jahrhunderts die Ausgrabungen in Herkulanenm und Pompeji bekannt wurden, ver-loten die Schnrkel des Rokoko ihre Beliebtheit, und man bevorzugte in der Baukunst wie im Kunsthandwerk wieder geradlinige Formen*) und antike Verzierungen. Zunchst freilich wurden sie mit groer Willkr und Mangel an Verstndnis angewandt, so da diese ersten, unklaren Anfnge einer neuen Zeit dem 19. Jahrhundert nicht weniger geschmacklos erschienen als der Zopf an einem Soldaten. Erst nach-dem Winckelmann ( 81, 4) mehr Licht der die griechische Kunst ver-breitet hatte, konnte man sich mit besserem Rechte der Nachahmung des Klassischen" rhmen. In der huslichen Ausstattung finden wir nach kurzer Herrschaft des Zopfes (Fig. 143) zur Zeit des Kaiserreiches wieder gebogene und geschweifte Linien an Mbeln, die sich, wenn auch nicht durch Behaglichkeit, so doch durch festen Bau auszeichneten (Fig. 144). Der Empire-Stil" fand eine weite Verbreitung und hat sich lange erhalten, auch noch, als spter das Rokoko zurckgekehrt war. 2. Die klassische Richtung, a) In der Baukunst wurden in Deutschland die antiken Formen den Bedrfnissen der Gegenwart an-gepat. Schon das Brandenburger Tor (Fig. 132a). in Berlin, um 1790 erbaut, zeigt die Selbstndigkeit des schaffenden Knstlers. (Vergleiche die Propylen in Athen.) Nach den Befreiungskriegen wurde Schinkel der Hauptvertreter der freieren klassischen Richtung. Seine bedeutendsten Werke sind das Alte Museum und das Schau-spielhaus in Berlin (Fig. 133). b) Malerei. Als Vorlufer der klassischen Periode ist Chodo-toteckt (spr. zki) zu betrachten, Direktor der Berliner Akademie, be-rhmt als Radierer und Kupferstecher. Er schilderte in vielen Zeich-nungen Szenen ans dem tglichen Leben und illustrierte die bedeutendsten literarischen Erscheinungen. Angelika Kauffmann aus Chur lebte meistens in Italien, gefeiert von Knstlern und Gelehrten. Unter ihren Werken sind am besten die Bildnisse gelungen (z. B. Wtmmmann und Herder). Carstens aus Schleswig, der eigentliche Begrnder der klassischen Richtung, lebte in seiner spteren Zeit in Rom. *) Vgl. Hermann und Dorothea Iii, 99102.
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TM Hauptwörter (200)200

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