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1. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 43

1902 - Leipzig : Hirt
86. Das Ende der Franzsischen Republik. 43 behaupten und wurde endlich 1801 infolge eines Vertrages auf eng-tischen Schiffen nach Frankreich zurckgebracht. 5. Sturz des Direktoriums, 1799. Whrend Napoleons Abwesenheit hatten England, sterreich, Rußland und die Trkei 1798 die zweite Koalition geschlossen. Die Heere des Direktoriums hatten von den sterreichern und Russen in Sddeutschland und Italien ver-schiedene Niederlagen erlitten. Da kam Napoleon, der Held des Tages, zurck, erkannte die fr seine Absichten gnstige Lage und strzte mit Waffengewalt die beim Volke unbeliebte Direktorial-Regiernng. Zufolge1'va-der neuen Verfassung traten drei Konsuln auf zehn Jahre an die Spitze des Staates (mit Senat und Gesetzgebendem Krper). Napoleon wurde Erster Konsul mit monarchischer Gewalt. 6. Beendigung des zweiten Aoalitionskrieges. Als die Friedens-briese, die Napoleon an die Herrscher Englands und sterreichs (Ru-land hatte sich von der Koalition zurckgezogen) richtete, erfolglos blieben, folgten ihm seine Krieger begeistert der deu Groen St. Bern-hard und schlugen die sterreicher 1800 bei Marengo, während ein 1800. anderes franzsisches Heer bei Hohenlinden siegte und Wien bedrohte. Im Frieden zu Lnneville, dem auch das deutsche Reich beitrat, wurde 1801 das linke Rheinufer an Frankreich abgetreten. Die deutschen 1s01. Fürsten aber, welche ihre linksrheinischen Besitzungen verloren, wurden 1803 durch den unwrdigen Reichsdeputationshauptschlu mit 180,>. eingezogenen geistlichen Lndern und freien Reichsstdten entschdigt. 112 deutsche Staaten hrten dadurch auf zu bestehen. Das traurige Schauspiel hatte aber wenigstens das Gute, da die Zerrissenheit Deutsch-lands vermindert wurde; die Verteilung wurde die Grundlage der spteren Gestaltung Deutschlands. (Karten Nr. 9 und 10.) 7. Napoleon als Konsul, a) Nur die Formen der Verfassung waren noch republikanisch; in Wirklichkeit herrschte Napoleon allein. 1802 1802. erhielt er durch Volksabstimmung das Konsulat auf Lebenszeit. b) Die tchtigsten und fr seine Plne brauchbarsten Beamten verstand Napoleon fr sein Interesse und seinen Dienst zu gewinnen (Minister Talleyrand). Den Emigranten wurde die Rckkehr gestattet. Durch Stiftung der Ehrenlegion entstand eine neue, dem Stifter-ergebene Ritterschaft. c) Durch einen Vertrag mit dem Papste wurde die katholische Kirche wiederhergestellt; doch wurde auch deu anderen Bekenntnissen Duldung gewhrt. d) In der Pariser Gesellschaft war die geistreiche Frau von Stael der Mittelpunkt der dem Despotismus abholden gebildeten Welt.

2. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 32

1902 - Leipzig : Hirt
32 Zweite Periode. Die Zeit der unumschrnkten Frstengewalt. Gunst des Groen Knigs, dem die damalige Sprache zu schwerfllig war, und der die literarischen Gren seiner Zeit (auer Geliert) nicht nach Verdienst wrdigte,^) versagt. 3. Die deutsche Musik hatte mit der Literatur gleichzeitig ihre klassische Periode, und zwar wurde sie unter Maria Theresia und Joseph Ii. am meisten in Wien gepflegt. Hier lebte Haydn, der in seinen Symphonien und Streichquartetten nicht weniger als in seinen Oratorien (Die Schpfung, Die Jahreszeiten) sich als den bahnbrechenden Meister der Neuzeit zeigt. Einer der gewaltigsten, vielseitigsten und fruchtbarsten Komponisten aller Zeiten war Mozart aus Salzburg. Schon in frher Jugend war er ein musikalisches Wunder. Unter Joseph Ii. lebte er bis zu seinem frhen Tode (er starb im 36. Lebeils-jhre) in Wien. (Opern: Figaros Hochzeit, Don Juan, Zauberflte.) Nach seinem und Josephs Il Tode lebte Beethoven aus Bonn in Wien. Er hat das Hchste auf dem Gebiete der Instrumentalmusik geleistet. In der letzten Zeit seines Lebens war er taub! Gleichzeitig mit ihm wirkte dort der gemtvolle Liederkomponist Franz Schubert. Die Wissenschaften. Wie die unbeschrnkte Duldung des Groen Knigs und anderer Fürsten, die ihm nachahmten, den Wissenschaften zu gute kam, zeigte sich in ihren Leistungen. Berufene Geschichtschreiber, wie Joh. v. Mller,*) schrieben die Ereignisse ihrer Zeit nieder, Herder wies in seinen Ideen zur Philosophie der Geschichte" den Fortschritt in der Entwicklung der Menschheit nach, Winckelmann erschlo das Verstndnis der alten Kunst in seiner Geschichte der Kunst des Alter-turne", Lessiug wies im Laokoon" der Malerei und der Poesie ihr Gebiet an, und der bescheidene Knigsberger Weltweise Kant, der in seinem laugen Leben nie der die Umgegend seiner Vaterstadt hinausgekommen ist, bte durch seine Lehren**) eilten Einflu aus, dein sich auch die grten Geister (z. B. Schiller) willig hingaben. Unterdessen gab der Schweizer Pdagoge Pestalozzi die Anregung zur Verbesserung des Schulunterrichts, der Amerikaner Benjamin Franklin erfand den Blitzableiter, der Englnder James Watt verbesserte die Dampfmaschine ( 90, 3), der Franzose Montgolfier machte zum Staunen der Menschheit seine ersten Luftfahrten, und der Schwede Linne fand die nach ihm benannte Einteilung der Pflanzen. Welche Wissenschaften wurden vorzugsweise in Deutschland und welche mehr im Auslande gefrdert? *) Schillers Tell V, I, 110. **) Die hchsten Begriffe: Gott, Freiheit, Unsterblichkeit, lassen sich durch bloes Nachdenken (reine Vernunft) nicht beweisen, sie sind aber unabweisbare Forderungen des sittlichen Bewutseins (der praktischen Vernunft).

3. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 35

1902 - Leipzig : Hirt
83. Rckblick. 35 (zur Zeit des Freiheitskrieges 3 Millionen, jetzt fast 80 Mill.), Bildung und Macht. Auch die wirtschaftliche Bedeutung hat fortwhrend zugenommen. Eine ergiebige Ausnutzung der ungeheuren Flchen haben die Bewohner ermglicht durch ein Netz von Kanlen und Eisenbahnen, von denen sie, begnstigt durch den Reichtum an Kohlen, viele nur deshalb anlegten, um die Bodenerzeugnisse (besonders Baum-wolle, Getreide und Petroleum) an die Seehfen befrdern zu knnen, b) Das Beispiel der englischen Ansiedlnngen wirkte auf die spanischen und portugie-sischen; nachdem Napoleon I. 1807 und 1808 die Könige von Portugal und Spanien vertrieben ( 87, 6), ri sich eine Kolonie nach der anderen los: Mexiko (Neu-Spanien) und die spanischen Kolonien in Sdamerika wurden nach vielen Kmpfen Republiken; Brasilien war bis 1890 ein Kaiserreich und wurde dann ebenfalls Republik, c) Das Beispiel der nordamerikanischen Republik wirkte auch auf Europa zurck: es wurde eine der Ursachen der Franzsischen Revolution. Welchen Anteil haben die Romanen und welchen die Germanen an der Ent-deckuug und Anpflanzung der Neuen Welt? 83. Mickblick. Nachdem Europa durch den Westflischeu Frieden zur Ruhe ge-kommen, war das Bestreben der bestehenden und werdenden Gro-mchte (welche waren es?) darauf gerichtet, bei mglichster Erweiterung der eigenen Macht keinen der Nachbarstaaten zu mchtig werdeil zu lasseu (europisches Gleichgewicht). Die mittelalterliche Lehns-Verfassung war bergegangen in die f r st l i ch e U n u m s ch r n k t h e i t; nur tu den germanischen Staaten Holland, England und den nord-amerikanischen Kolonien bildeten sich freiere Verfassungen. Vielfach wurde der unbeschrnkte Gebrauch der Gewalt zu einem Mibrauch, indem er in der Verwaltung zu Willkr, in der Lebensweise zu Sitteulosigkeit und nach auen zu Erbfolge- und Eroberungs-kriegen fhrte. Das Auftreten Friedrichs des Groen bezeichnet einen Wendepunkt: die Fürsten begannen einznfehen, da nicht der Staat fr sie da sei, sondern sie fr den Staat (aufgeklrter Despo-tismus). Ein anderer Widerspruch gegen die despotische Frstengewalt ging im Zusammenhang mit dem ganzen Geistesleben vom Volke aus: in Frankreich tauchten neue Staatslehren auf, welche dem Volke die hchste Gewalt beilegten. Die Achtung vor Thron und Altar wurde untergraben durch die Schriftsteller der Aufklrung", einer Richtung, die hervorging aus dem Streben nach tieferer wissenschaftlicher Erkenntnis, aber Ma und Ziel ans den Augen verlor. Die Wissenschaft in Deutschland befreite sich endlich von der Sprache der Rmer (Leibniz, Wolf) und bediente sich der Landessprache, wie sie es in anderen Lndern schon frher getan hatte. 3*

4. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 81

1902 - Leipzig : Hirt
97. Schlubetrachtungen. 81 welcher das deutsche Volk fr lange Zeit lhmte, erscheint die zweite Periode (bis zur franzsischen Revolution) wie eine bergangszeit, wie eine Vorbereitung zu neuen, groen Aufgaben. Staatliche Fragen stehen im Vordergrunde; in Deutschland verschiebt sich der Schwerpunkt vom Sden nach dem Norden. Gegen die zu sittenloser Willkrherrschaft entartete Frstengewalt in Frankreich emprt sich das im Volke lebende Bewutsein der persnlichen Freiheit und Menschen-wrde, und wie die erste, beginnt die dritte Periode der Neuzeit mit einer groen Umwlzung. Die staatliche Entwicklung unseres Jahrhunderts wird bestimmt durch das Streben nach Freiheit und Nationalitt. Wie jene durch den Despotismus, wurde diese von Napoleon I. mit Fen getreten und eben dadurch zu neuem Leben erweckt. Viele innere Kmpfe, viele heftige Kriege sind um diese beiden Gter gefhrt worden. In der Zeit von 186471 hat insbesondere das deutsche Volk nach langem, vergeblichem Sehnen ein nationales Reich sich erkmpft. 3. Die Kultur der Gegenwart. Mit berechtigtem Stolze blickt die Wissenschaft auf die Fortschritte der letzten Jahrzehnte. Sie gibt Aufschlu der die frhesten Perioden der sagenumhllten Vorzeit, und der dunkle" Erdteil verdient diesen Namen nicht mehr, seit er von khnen Forschern in verschiedenen Richtungeu durchquert" worden ist; sie untersucht die chemische Zusammensetzung der entferntesten Himmelskrper und beobachtet das Treiben der kleinsten, dem bloen Auge unsichtbaren Lebewesen. Und doch sind wir von einer voll-stndigen Erkenntnis der Natur sehr weit entfernt. Kennt doch der Mensch die Natur feines eigenen Krpers so wenig, da der die Behandlung der inneren Krankheiten die verschiedensten Ansichten sich nebeneinander behaupten. Mehr als jemals hat die Bildnng das ganze Volk durchdrungen. Durch die Verbreitung und sorgfltige Einrichtung der Schulen, durch volkstmliche Bcher, Zeitungen und Zeitschriften, durch Vereine und Vortrge ist fr das Bildungsbedrfnis aller gesorgt. Nicht gebildet" zu sein, gilt heute als ein wesentlicher Mangel; freilich wird oft ein uerer Schliff, eine gewisse Gewandtheit, sich gebildet zu geben, hher geschtzt als wahre Bildung. Jeder, der gebildet sein will, bemht sich, leider oft ohne gengende Grundlage, der die Werke der bildenden Kunst mit-zusprechen, die durch Museen und Ausstellungen, durch Holzschnitte und Photographien ebenso sehr Gemeingut geworden sind, wie die Werke der Tonkunst durch Konzerte und Hausmusik. Fast unbersehbar ist aus beiden Gebieten die Zahl der schaffenden Knstler. Infolge Christensen, Kleines Lehrbuch der Geschichte, m. B. 3. Aufl. 6

5. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 83

1902 - Leipzig : Hirt
83 Im edelsten Lichte zeigt sich unsere Zeit unzweifelhaft in ihrer werkttigen Frsorge fr die Unmndigen und Waisen, fr die Kranken und Elenden, fr die leiblich und geistig Armen. 4?. Die Entwicklung der Menschheit. Jeder Mensch, der sich normal entwickelt, vervollkommnet sich: sollte die Menschheit zum Still-stnde oder Rckgange bestimmt sein? Ein Blick auf die Geschichte zeigt ungeheure Fortschritte. Freilich wird der Fortschritt in der Geschichte geleugnet, indem man sagt: Was ntzen uns unsere Kenntnisse, unsere Erfindungen? Sind wir dadurch glcklicher? Haben sie die Mhen und Sorgen der Menschen erleichtert?" Die so sprechen, vergessen, da das wahre Glck nicht im mhelosen Genu besteht. ,,Jm Schweie deines Angesichts sollst du dein Brot essen!" In harter Arbeit soll der Mensch seinem Ideale, ein Ebenbild Gottes zu sein, sich nhern. Und von diesem Standpunkte aus lt sich ein Fortschritt in jeder greren Periode der Geschichte nicht leugnen; ein Fortschritt im ganzen und allgemeinen; auf den einzelnen Gebieten ist er teilweise von Rckschlgen unterbrochen und bewegt sich in Schlangenlinien. Welches ist die Ursache des Fortschritts? Das starre Naturgesetz, der blinde Zufall oder die menschliche Vernunft? Allerdings ist der Mensch als Kind der Erde gewissen unabnderlichen Gesetzen uuter-werfen; als freies Vernnnftwefen aber ist er Herr seiner Handlungen, und dies ist um so mehr der Fall, je mehr das Gttliche in ihm der das Tierische die Oberhand gewinnt. Doch ist die menschliche Vernunft kein gengender Erklrungsgrund fr den Fortschritt in der Geschichte; denn die fr die Kultur wichtigsten Ereigniffe sind durch uere Zuflle entweder verursacht oder doch wesentlich untersttzt worden (3. B. der Verlauf des zweiten Pnnischen Krieges, die Ausbreitung des Christen-tnms, der Humanismus, der Verlauf des Siebenjhrigen Krieges, die deutsche Einigung) und wren ohne diese Zuflle entweder gar nicht oder zu einer weniger passenden Zeit eingetreten. Zuflle aber, die nach einem bestimmten Plane arbeiten, verdienen diesen Namen nicht: die gttliche Vorsehung ist es, welche die Geschicke der Mensch-heit leitet. In dieser Erkenntnis knnen wir getrost in die Znkuust blicken. In Bezug auf unser Volk aber knnen wir aus dem, was voran-gegangen ist, schlieen, da ihm auch ferner eine groe Aufgabe und eine wichtige Stelle unter den Vlkern der Erde bestimmt ist. Der Herr hat Groes an uns getan: Ehre sei Gott in der Hhe!" (Geibel.) 6*

6. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 31

1902 - Leipzig : Hirt
81. Zustnde im Zeitalter Friedrichs des Groen. 31 sich die Honoratioren", d. h. die Studierten und die greren Kauf-leute. Sie pflegten sich zu treffen in der Apotheke und dort bei einem Glschen feinen Branntweins nicht nur rtliche Angelegenheiten, wie die Ankunft des Postwagens oder die Anlage einer neuen Landstrae, sondern auch literarische Erscheinungen und staatliche Ereignisse zu besprechen. c) Die Frauen. Whrend die hfischen und adligen Kreise mit seltenen Ausnahmen noch ganz im Zwange franzsischer Galanterie steckten, bot die brgerliche Familie ein erfreulicheres Bild. Nachdem die Verwilderung des 17. Jahrh. berwunden war und die Teilnahme des weiblichen Geschlechts am Erwerbsleben ( 51, 7) aufgehrt hatte, gewannen die Frauen mehr und mehr eine Stellung, wie sie Schiller im Liede von der Glocke schildert, und wie wir sie an Goethes Mutter sehen. Das Haus wurde ihre eigentliche Heimat, und die ausblhende Literatur, an der viele Frauen regen Anteil nahmen, zeigte ihnen ihre wahren Ziele und Aufgaben. In der Kleidung der Frauen (Fig. 158 und 160) tritt das Unnatrliche der Rokokozeit" hervor. d) Die Huslichkeit. Die Wohnungen waren einfach und die Zimmer, deren Wnde man angefangen hatte mit Papiertapeten zu bekleben, in wechselndem Gesd)mack ( 75, 6; 89, 1) ausgestattet. Die Hausfrau hatte Freude an kupfernem und zinnernem Gert, das in der sorgfltig geputzten Kche ausgestellt wurde, an Meiener Porzellansachen, die auf der damals aufgekommenen Kommode zur Schau standen, und an den feinen Damastgeweben, die bei Festlichkeiten die Tafel zierten. Die Ordnung im Hause war strenge, viele Verrichtungen (z. B. Vergngungen, Besuche, Aderlsse, Bleigieen) hatten ihre bestimmten Zeiten im Jahre, und der Umgang hatte nichts von seiner steifen Frmlichkeit verloren (Anrede mit Sie"). 2. Die deutsche Literatur. Ans der Nachahmung des Auslandes, die bis dahin auch in der Literatur geherrscht hatte, arbeitete sich der deutsche Geist heraus zur Freiheit des Denkens und Fhlens. Das Austreten Friedrichs des Groen gab der ganzen Nation Selbstvertrauen wieder und trug dadurch dazu bei, da auch die Dichtung selbstndiger wurde, wenn auch eine unmittelbar befruchtende Wirkung seiner Taten nur in wenigen Werken (Gleims Kriegsliedern, Lessings Minna) erkennbar ist. Klopstock setzte dem Voltaireschen Witz deutsche Begeisterung entgegen; Herder wies auf die Kraft der Volksdichtung hin; wie Friedrich bei Robach den Franzosen eine Probe deutscher Kriegskunst gab, so beleuchtete Lessing die ganze Nichtigkeit der franzsischen Dichtkunst, und die Werke Goethes und Schillers zeigten, da die deutsche Dichtung der hchsten Vollendung fhig sei. Und doch blieb ihr die

7. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 80

1902 - Leipzig : Hirt
80 Dritte Periode. Die Zeit der Umwlzungen. an Fllen von Untreue nicht fehlt, sich in allen Zeiten bewhrt hat. Whrend der Grieche den listenreichen" Odyssens verherrlichte, erhlt im deutschen Liede die Treue einer Chriemhild, einer Gudrun, eines Ernst von Schwaben den hchsten Preis. Weil der Deutsche wahr-Haft ist, sieht er mehr auf das Wesen als auf den Schein, mehr auf den Inhalt als auf die Form. Und weil er willensstark ist, macht er seine Eigenart geltend und ordnet sich nicht gern einem Hheren unter; der ungestme Freiheitsdrang, den schon Armin gegen sich hatte, als er die deutschen Stmme einigen wollte, ist dem Volke oft verderblich geworden, und noch heute ist trotz des geeinten Reiches das Sonderstreben nicht geschwunden. Um so nachgiebiger ist der Deutsche, wo ihm kein Zwang entgegentritt. Unbefangen nimmt er, oft zum Schaden heimischer Art und Sitte, Fremdes auf, und nicht genug knnen wir daran gemahnt werden, da das Fremde meistens minderwertig ist, und da schon die Dankbarkeit gegen uuser Vaterland uns gebietet, das Heimische hochzuhalten. An Gemtstiefe kommt kein Volk dem*nnsern gleich. Daher ist dem Deutschen die Religion immer Herzenssache gewesen. An der Natur hat er eine innige Freude. Nirgends sindet mau eine grere Wertschtzung des Weibes und eine hhere Auffassung der Ehe. Unter den Knsten hat unser Volk am meisten die aus dem Gemt entspringenden, Tonkunst und Dichtkunst, ausgebildet. Vergleichen wir Sd- und Norddeutschland, so bemerken wir, da dort Gemt und Einbildungskraft, hier Verstand und Willens-kraft mehr hervortreten. Wien war in der klassischen Periode der deutschen Musik die Hauptpflegesttte dieser Kunst, Mnchen wurde bald darauf ein wichtiger Sitz der bildenden Knste, aus dem Sden stammen die meisten unserer groen Dichter um 1200 und um 1800. Dagegen verdanken wir dem Norden Fürsten, die den Beinamen des Groen führen (Kaiser Otto 1., Kurfürst Friedrich Wilhelm I., König Friedrich Il), und Geisteshelden wie Luther. Kant, Bismarck, Moltke. Im Umgange sticht das mehr zurckhaltende, abgemessene Wesen des Norddeutschen gegen die sich leicht anschlieende Art des Sddeutschen ab. 2. Die Neuzeit. Deutlich unterscheidet sich das Leben der Neu-zeit mit seinen mannigfaltigen Bestrebungen von dem der Mittelalter-liehen Menschen, deren Interessen und Gedanken von einem ver-hltnismig engen Horizont begrenzt waren. Mit einem allgemeinen Aufschwung der Bildung und des Vlkerverkehrs beginnt die erste Periode (von der Entdeckung Amerikas bis zum Westflischen Frieden); unter den wichtigen Fragen der Zeit aber stehen die kirchlichen allen brigen voran. Nach der traurigen Zeit des Dreiigjhrigen Krieges,

8. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 95

1902 - Leipzig : Hirt
Quellenstze. 95 damit den Anspruch, da wir noch grere Anstrengungen machen mssen als andere Mchte zu gleichem Zweck, wegen unserer geographischen Lage .... Gott hat uns in eine Situation gesetzt, in welcher wir durch unsere Nachbarn daran der-hindert werden, irgendwie in Trgheit und Versumpfung zu geraten. Er hat uns die kriegerischste und unruhigste Nation, die Franzosen, an die Seite gesetzt, und er hat in Rußland kriegerische Neigungen groß werden lassen, die in frheren Jahrhun-derten nicht in dem Mae vorhanden waren . . . Die Hechte im europischen Karpfenteich hindern uns, Karpfen zu werden, indem sie uns ihre Stacheln in unseren beiden Flanken fhlen lassen; sie zwingen uns zu einer Anstrengung, die wir freiwillig vielleicht nicht leisten wrden, sie zwingen uns auch zu einem Zu-sammenhalten unter uns Deutscheu, das unserer innersten Natur widerstrebt; sonst streben wir lieber auseinander . . . Wir mssen dieser Bestimmung der Vorsehung aber auch entsprechen, indem wir uns so stark machen, da die Hechte uns nicht mehr tun als uns ermuntern. Wir hatten ja frher in den Zeiten der Heiligen Allianz . . . eine Menge Gelnder, an denen wir uns halten konnten, und eine Menge Deiche, die uns vor den wilden europischen Fluten schtzten. Da war der Deutsche Bund, und die eigentliche Sttze und Fortsetzung und Vollendung des Deutschen Bundes, zu deren Dienste er gemacht, war die Heilige Allianz. Wir hatten Anlehnung an Rußland und sterreich, und vor allen Dingen, wir hatten die Garantie der eigenen Schchternheit, da wir niemals eine Meinung uerten, bevor die anderen gesprochen hatten. Das alles ist uns abhanden gekommen; wir mssen uns selber helfen .... In der Ziffer (Anzahl der Soldaten) sind sie (unsere Nachbarn) ebenso hoch wie wir, aber in der Qualitt knnen sie es uns nicht nachmachen. Die Tapferkeit ist ja bei allen zivilisierten Nationen gleich; . .. aber unsere Leute . . . sind kriegs-gedient, . . . ausgediente Soldaten, und die noch nichts verlernt haben. Und was uns kein Volk in der Welt nachmachen kann: wir haben das Material an Offizieren und Unteroffizieren, um diese ungeheure Armee zu kommandieren .... Dazu gehrt das ganz eigentmliche Ma der Verbreitung der Volksbildung in Deutsch-land, wie es in keinem anderen Lande wieder vorkommt .... Wir knnen durch Liebe und Wohlwollen leicht bestochen werden, vielleicht zu leicht, aber durch Drohungen ganz gewi nicht. Wir Deutsche frchten Gott, aber sonst nichts in der Welt; und die Gottesfurcht ist es schon, welche uns den Frieden lieben und Pflegen lt. Wer ihn aber trotzdem bricht, der wird sich berzeugen, da die kampfesfreudige Vaterlandsliebe, welche Anno 1813 die gesamte Bevlkerung des damals schwachen, kleinen und ausgesogenen Preußen unter die Fahne rief, heutzutage ein Gemeingut der ganzen deutschen Nation ist, und da derjenige, welcher die deutsche Nation irgendwie angreift, sie einheitlich gewassnet finden wird, und jeden Wehrmann mit dem festen Glauben im Herzen: Gott wird mit uns sein!" 62) Aus der Kaiserlichen Botschaft an den Reichstag vom 17. November 1881: Die Heilung der sozialen Schden wird nicht ausschlielich im Wege der Unter-drckung sozialdemokratischer Ausschreitungen, sondern gleichmig auf dem der positiven Frderung des Wohles der Arbeiter zu suchen sein. Wir halten es fr Unsere kaiserliche Pflicht, dem Reichstage diese Aufgabe von neuem ans Herz zu

9. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 8

1902 - Leipzig : Hirt
8 Zweite Periode. Die Zeit der unumschrnkten Frstengewalt. geworden war als der Pflug, kamen wieder unter harte Zucht, die den Gutsherren um so leichter wurde, je mehr die Zahl der Bauern zusammengeschmolzen war. Viele suchten das unstete Lebeu fortzusetzen, bis sie von ihren Herren eingefangen wurden. Nur wer unter der Fahne gedient hatte, sollte die Freiheit erhalten. Die Zahl der Unfreien betrug mehr als die Hlfte des deutschen Volkes. 3. Geistiges Leben, a) Religion. Nnr allmhlich konnte das kirchliche Leben wieder uerlich sich heben und innerlich erstarken. Wahre Frmmigkeit war selten, desto hufiger gemtloser Buchstaben-glaube und vllige Gleichgltigkeit. Wo der Glaube Schaden gelitten hatte, wucherte ppig der Aberglaube (Hexenprozesse, Sterndeutern, Gespeusterglaube). b) Sprache. Am meisten zeigte sich die geistige Herrschaft Frank-reichs in der Verwelfchnng der Sprache. Wer in vornehmen Kreisen nicht französisch sprach oder schrieb, mute wenigstens, um als gebildet zu gelten, die Muttersprache durch mglichst viele, grtenteils sran-zsische Fremdwrter verunstalten. Vergebens bemhten sich die Sprachgesellschaften, unter denen die Fruchtbringende Gesellschaft die erste war, dieser Sprachmengerei43) Einhalt zu tun. Welche Sprache wirkte schon im 16. Jahrhundert schdigend auf die deutsche ein ( 61,3)? c) Die Dichtung wurde zwar von Gelehrten gepflegt, konnte aber in der berall herrschenden Unnatur nicht gedeihen. Einige tief empfundene Kirchenlieder (von Paul Gerhardt it. ct.) sind wie Oasen in der Wste der inhaltsarmen Reimereien, die von den beiden so-genannten schleichen Dichterschulen geliefert wurden. 74. Ber Groe Kurfürst und seine Zeit, 16401688. V Der Aurprinz. Friedrich Wilhelm, der Sohn des Kurfrsten 1620. Georg Wilhelm, geb. 1620, wuchs auf unter den Leiden und Gefahren des groen Krieges und ging als heranwachsender Jngling zu seiner Ausbildung auf einige Jahre nach Holland, wo er die Universitt Leiden besuchte und an Friedrich Heinrich von Oranien das Muster eines Regenten kennen lernte. Er sah, wie das kleine, im Freiheitskampf abgehrtete Volk durch weise Staatseinrichtungen, durch Flei und Seehandel aufblhte, während sein Brandenburg sich in der traurigsten Lage befand. 2. Die ersten Regierungsjahre. Die brandenburgischen Lnder (Karte Nr. 13) hingen weder uerlich noch innerlich zusammen. Das einigende Band: das stolze Bewutsein, einem tchtigen und mchtigen

10. Von der Zeit des Großen Kurfürsten bis auf die Gegenwart - S. 48

1902 - Leipzig : Hirt
48 Dritte Periode. Die Zeit der Umwlzungen. Durch andere Gesetze wurden bestehende Vorrechte und Standes-unterschiede (vergl. 80, 3) beseitigt. Niemandem war fortan der Weg zu staatlichen und militrischen Ehrenstellen versperrt. Jedem Ein-wohner des Staates wurde es freigestellt, Rittergter zu erwerben und jedes ihm zusagende Gewerbe zu betreiben; denn Freiheit sollte auch tu wirtschaftlichen Dingen vorwalten. Die Znfte, die ihren nrsprng-licheu Zweck, das Handwerk zu heben, lngst nicht mehr erfllten, durften zwar fortbestehen, aber nur als freie Vereinigungen. Scharnhorst, der Sohn eines hannverischen Baueru, unter-nahm als Kriegsminister die Neubildung des Heerwesens, untersttzt von Gneisen au. Die allgemeine Wehrpflicht wurde eingefhrt. Wissenschaft und Dichtkunst nahmen eine vaterlndische Haltung an. Die 1810 gegrndete Berliner Universitt zhlte die bedeutendsten Vertreter der Wissenschaft zu den Ihrigen, n. a. ticn Theologen Schleiermacher, der durch seine Reden der die Religion die durch die Aufklrung" geschwundene Achtung vor dem Christentum wiederherstellte, und den Philosophen Fichte, der in seinen ,,Reden an die deutsche Nation" eine nationale sittliche Erziehung als erste Bedingung fr die knftige Hebung des Staates forderte. Die Dichter sangen in dem von Schiller im Tell angeschlagenen Tone weiter. Lebten auch die Romantiker noch mehr in dem bis dahin unbekannten Mittelalter als in der trben Gegenwart, so wirkten andere, wie Arndt und Rckert, unmittelbar auf das Leben der Zeit ein. Im ganzen Volke wehte ein Geist der Auflehnung gegen die Herrschaft der Fremden, die durch Erpressungen und bermtiges Aus-treten das Ihrige dazu beitrugen, diese Stimmung zu nhren. Man bte nach dem Beispiele der kniglichen Familie Entsagung und Spar-samkeit, um dem Staate alle Krfte zu erhalten. Geheime Verbindungen verbreiteten vaterlndische Gesinnung (der Tugendbund). Der urwchsige Turnvater" Jahn legte in Berlin die ersten Turnpltze au, um die mnnliche Jugend fr den Waffendienst vorzubereiten. 6. Milungene Erhebungen gegen Napoleon. Auch in sterreich war man nicht mig; in der Verwaltung wie im Heerwesen wurden wohlttige Neuerungen eingefhrt und Vorbereitungen fr den Krieg getroffen. 1807 hatte Napoleon Portugal, welches sich der Festlandsperre nicht fgen wollte, besetzen lassen (die knigliche Familie war nach Brasilien entflohen), 1808 den König von Spanien zur Abdankung bewogen und feinen eigenen Bruder Joseph zum König dieses Landes gemacht. Aber die franzsischen Heere wurden in Spanien, wo ge-
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