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Das zweite Schuljahr,
Iv. Die Pflanzenwelt. Wie sehen jetzt die Blätter der Bäume und
Sträucher aus? Welche haben rotes, welche braunes, welche gelbes
Laub? Was geschieht mit dem welken Laube? Wohin fallen die welken
Blätter? Was bedecken sie am Boden während des Winters? Welche
Tierchen finden unter den Blättern Schutz? Wie sehen die Bäume und
Sträucher aus, wenn sie das Laub verloren haben? Kahl.
Welche Blumen blühen im Herbste im Garten? Astern und Georginen.
Welche Früchte des Waldes werden reif? Welchen Tieren dienen die
Eicheln, Bucheln und Haselnüsse zur Nahrung?
V. Die Gaben des Kerbstes. Herbsteszeit, reiche Zeit. Warum
nennen wir die Herbsteszeit eine reiche Zeit? Der Herbst bringt uns
mancherlei Gaben. Was ernten wir im Garten? Wo werden die Äpfel,
Birnen und Nüsse aufbewahrt? Was bereitet man aus den Pflaumen?
Wann werden die eingeernteten Nüsse die Kinder wieder erfreuen?
Auf den Weinbergen geht es im Herbste gar lustig zu. Warum
heißen diese Berge Weinberge? Die Weinstöcke sind an Pfählen empor-
gewachsen. An den Weinreben sitzen die süßen Beeren in großen Trauben.
Sie sind reif geworden und werden abgeschnitten oder gelesen. Wie wird
deshalb die Weinernte auch genannt? Weinlese. Die saftigen Trauben
werden von den Winzern und Winzerinnen in Körben zur Traubenmühle
getragen. Hier werden die Beeren zerquetscht, dann in ein Faß eingefüllt
und nach Hause gefahren. Hier steht die Weinpresse, Kelter, in welcher die
zerquetschten Beeren vollständig ausgepreßt — gekeltert — werden. Der
süße Saft, der aus den Beeren gepreßt wird, heißt Most. Aus dem Most
wird später Wein.
Was erntet der Landmann im Herbste auf dem Felde? Wo werden
diese Feldfrüchte — Kartoffeln, Rüben, Möhren, Kohl — aufbewahrt?
Welche Arbeiten verrichtet der Landmann im Herbste auf dem Felde? Er
pflügt den Acker und bestellt die Wintersaat. — Nun kann der Winter
kommen; Keller und Scheune sind gefüllt.
Sprachübung,
a) Mündlich.
I. Kerbstes Anfang. Tag und Nacht sind gleich.
Die Luft wird kühl.
Weitere und warme Tage wechseln mit trüben und regnerischen
Tagen ab.
Die Obstbäume strecken uns ihre fruchtbeladenenzweige entgegen.
Die reifen Früchte laden zum Genüsse ein.
Die Obst- und Weinernte beginnt.
Der Landmann erntet die letzten Feldfrüchte und bestellt die Wintersaat.
Das Laub der Bäume färbt sich bunt.
I — 45 —
seine Helfer erwies sich'waldemar sehr dankbar, indem er ihnen Landstriche und Gerechtsamen abtrat. Kaiser Karl erkannte ihn zuerst an; da er sich aber später mit Ludwig aussöhnte, erklärte er ihn für einen Betrüger, und Ludwig eroberte die abgefallenen Städte bald zurück. Er hatte aber alle Freude an der Mark verloren, überließ sie seinen Brüdern Ludwig dem Römer und Otto dem Faulen und zog sich nach seinem schönen Tirol zurück. Der falsche Waldemar starb in Dessau und wurde fürstlich bestattet. Er soll ein Knappe Waldemars, der Müller Jakob Rehbock, gewesen und wegen seiner Ähnlichkeit mit Waldemar zu dem Betrüge benutzt worden sein.
Otto dem Faulen, dem kläglichsten Fürsten, der je ein Land regiert hat, wußte der schlaue Kaiser Karl Iv. die Mark durch allerlei List aus den Händen zu reißen, um seinen Sohn Wenzel damit zu belehnen (1373).
15* Die Mark unter den Luxemburgern (1373—1415).
1. Karl Iv. im deutschen Reiche. Er war auf allerlei krummen Wegen zum Throne gekommen und wußte überall seinen Vorteil wahrzunehmen. Dem deutschen Reiche war er ein Stiefvater und vergab dessen Gerechtsamen, um seinen Säckel zu füllen. In Italien spielte er ohne Heer eine traurige Rolle und stahl sich am Tage seiner Krönung wie ein Dieb aus Rom. Der Dichter Petrarca rief ihm nach: „Wenn dir dein ritterlicher Großvater in den Alpen begegnete, mit welchem Namen würde er dich anreden?"
In dieser Zeit wurden die Gemüter durch große Schrecknisse, wie Hungersnot, Erdbeben, Heuschreckenschwärme und den „schwarzen Tod" erschüttert. Letzterer war eine Pest, die wie ein Würgengel Europa durchzog und ein Drittel aller Menschen wegraffte. Weil das entsetzte Volk meinte, die Juden hätten sie durch Vergiftung der Brunnen erzeugt, so wurden diese Unglücklichen grausam verfolgt. Andere sahen in ihr ein göttliches Strafgericht und wollten den Zorn Gottes durch schmerzliche Bußübungen versöhnen. Die Geißler zogen in Schwärmen
unter einer roten Fahne umher, sangen Büßlieder und
geißelten sich mit Stachelriemen blutig. Zuletzt sammelten sie auch Geld ein und verübten allerlei Gewaltthaten, so daß man die Thore vor ihnen schloß. — Karl Iv. _ -
setzte durch die goldene Bulle (von der goldenen 25. Karl iv. Siegelkapsel so genannt) 1356 fest, daß 7 Kur- oder Wahlfürsten den Kaiser wählen sollten, und zwar drei geistliche: die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, und vier weltliche: der König von Böhmen, der Pfalzgraf am Rhein, der Herzog von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg.
2. Karl in Böhmen und Brandenburg. Für diese Länder war er ein wahrer Vater. In Böhmen brach er die Räubernester, sorgte für gerechtes Gericht, ließ Wege und Brücken bauen, Flüsse schiffbar machen, zog
deutsche Gelehrte, Künstler und Landbauer ins Land und gründete 1348 die Universität Prag als eine Pflanzstätte der Bildung. Bisher war die Wissenschaft in den Klöstern gepflegt worden oder das Vorrecht der Geistlichen gewesen. Bis zu 20000 stieg die Zahl der Studenten. War Böhmen für den Kaiser das rechte, so war Brandenburg das linke Auge. Er weilte gern in Tangermünde an der Elbe und machte es zum Mittel-
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig_dem_Römer Ludwig Otto Jakob_Rehbock Otto Karl_Iv Karl Karl_Iv Karl Petrarca Karl_Iv Karl Karl_iv Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Dessau Italien Rom Europa Mainz Rhein Sachsen Brandenburg Brandenburg Brandenburg
Ii
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Südeuropa erzeugt Mais und Reis, Apfelsinen und Feigen, Wein und
Olivenöl. Die Fruchtbäume und Sträucher werden meist zwischen Getreide-
feldern gezogen. Mitteleuropa ist reich an Getreide, Obst, Wein und Wäldern.
Der Land- und Obstbau ist ein sehr sorgfältiger. Nordeuropa hat Nadel-
wälder und Birken, Gerste und Hafer, Beeren, Moose und Flechten. Zu
unsern Haustieren kommt in Südeuropa noch das Maultier; in Nordeuropa
ersetzt oft das Renntier alle anderen Haustiere.
Die Bevölkerung Europas gehört fast ganz der kaukasischen
Menschenrasse an. Sie ist am dichtesten im W., am geringsten im N. und
O. Drei große Völkerfamilien, die in den Thälern der Alpen zusammen-
stoßen, haben sich in den Erdteil geteilt. In der Mitte und im N. wohnen
germanische, im O. slavische und im S. und S.-W. romanische
Völker. Erstere gehören überwiegend der evangelischen, die zweiten der
griechischen, die letztgenannten der römisch-katholischen Kirche an. Diese
zählt etwa 180 Millionen Bekenner, die beiden ersten zusammen zu gleichen
Teilen 185 Millionen. Zerstreut leben 6v2 Millionen Juden und auf der Balkan-
Halbinsel ebensoviel Mohammedaner. Die Beschäftigung der Bewohner erstreckt
sich auf alle Zweige der menschlichen Thätigkeit, besonders blühen Landbau
und Obstzucht, Gewerbe und Handel, Schiffahrt und alle geistigen Arbeiten.
7. Die Staaten Europas sind im N.: Schweden mit Norwegen,
Dänemark, im O. Rußland, im S.-O. Österreich, Rumänien,
Bulgarien, Serbien, Montenegro und die Türkei, im S. Griechen-
land, Italien, Spanien und Portugal, im W. Frankreich, Belgien,
Niederlande und England, in der Mitte die Schweiz und das Deutsche
Reich. Die Schweiz und Frankreich sind Republiken, Deutschland, Ruß-
land, Österreich und die Türkei sind Kaiserreiche, Bulgarien und Monte-
negro Fürstentümer, die übrigen Staaten sind Königreiche.
Gieb an, wie die Staaten zu einander liegen! Wo liegen die Hauptstädte:
Stockholm, Kopenhagen, Petersburg, Wien, Bukarest, Sofia, Bel-
grad, Cetinje, Konstantinopel, Athen, Rom, Madrid, Lissabon,
Paris, Brüssel, Haag, London, Bern, Berlin? In welcher Richtung
reist man von der einen in die andere? —
6. Deutschland?)
(Flächeninhalt: 540 000 qkm. — Bevölkerung: 54 Mill. Einw.)
1. Wie Europa das Herz der Erde, so kann Deutschland das Herz
Europas genannt werden. Es vermittelt die Gegensätze von N. und S.,
O. und W. und zeichnet sich durch seine Lage, seine wechselvolle Boden-
gestaltung und die Bildung seiner Bewohner aus. Es ist der Schauplatz der
größten europäischen Kämpfe gewesen.
2. Das Deutsche Reich umfaßt 540000 qkm Fläche und zählt
54 Millionen Einwohner. Etwa 19 Millionen davon sind Katholiken, über
34 Millionen Protestanten und über V2 Million Juden. Vom Bodcnsee
bis an die Königsau, die dänische Grenze, sind es 900 km, von Metz bis
Memel 1300 km. In Europa wird es nur von Rußland und Österreich
an Ausdehnung und von Rußland an Volkszahl übertroffen.
3. Die natürlichen Grenzen sind im S. die Alpen, im N. die
Nord- und Ostsee, im S.-W. die Vogesen. Im O. und N.-W. fehlen
natürliche Grenzen. Inwiefern? — Die staatlichen Grenzen sind im N.
Dänemark, im O. Rußland und Österreich, im S. Österreich und die
Schweiz, im W. Frankreich, Belgien und die Niederlande. *)
*) Vergl. Fig. 12 und Karte Ii am Schlüsse des Buches.
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Extrahierte Personennamen: Metz
Extrahierte Ortsnamen: Mitteleuropa Nordeuropa Südeuropa Nordeuropa Europas Europas Norwegen Dänemark Bulgarien Serbien Montenegro Italien Spanien Portugal Frankreich Belgien Niederlande England Deutsche
Reich Frankreich Deutschland Bulgarien Stockholm Kopenhagen Petersburg Wien Bukarest Sofia Konstantinopel Athen Rom Madrid Lissabon Paris Brüssel London Bern Berlin Deutschland Europa Deutschland Europas Europa Ostsee Schweiz Frankreich Belgien Niederlande
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Im östlichen Teile (Sandsteinteile) des Odenwaldes, links und rechts
von dem Mümlingthale, wird meist bis auf die höchsten Höhen, und oft mitten
zwischen größeren Waldstrecken, die meist aus Nadelwald bestehen, Ackerbau ge-
trieben. Doch ist das Klima auf den Höhen rauh, und der Boden nur in den
Thälern sehr ergiebig. Getreide, Obst, Kartoffeln, Heidekorn, vortreffliche Wiesen,
Wild, Forellen rc. Im westlichen Teile des Odenwaldes, der meist aus Ur-
gebirge (Granit und Syenit) besteht, sind fast alle Höhen mit Laubwald (Buchen
und Eichen) bedeckt, die Thäler und Ebenen sind fruchtbar. Namentlich zeichnet
sich die Bergstraße und das Ried durch Fruchtbarkeit aus. Getreide, Wein,
Kern- und Steinobst, Kastanien-, Mandel- und Nußbäume, Tabak u. s. w.
In der Provinz Starkenburg ziehen Eisenbahnen nach allen Richtungen:
1. Die Main-Neckarbahn (Hess. Staatsbahn), Frankfurt—darmstadt —
Bensheim—heidelberg—mannheim; und Frankfurt—offenbach.
2. Die Königlich Preußische und Großherzoglich Hessische Staats-
Eisenbahn (vor 1897 hessische Ludwigsbahn):
a) die Links-Main'sche Bahn. Mainz—bischofsheim—frankfurt;
t>) die Main-Rheinbahn von Mainz über Groß-Gerau, Darmstadt
nach Aschasfenburg;
c) die Bahn von Frankfurt (Nieder-Rad) über Groß-Gerau, Biblis nach
Mannheim mit der Abzweigung Lampertheim—worms und Mann-
heim—weinheim—heidelberg.
ck) die Riedbahn von Darmstadt über Gernsheim, Biblis nach Worms;
o) die Bensheimer Bahn. Bensheim—lorsch—bürstadt—worms;
f) die Odenwaldbahn von Darmstadt über Reinheim (mit der Ab-
zweigung Wiebelsbach—babenhausen—hanau) nach Erbach und Eber-
bach mit einem 3100 m langen Tunel durch den Krähberg.
3. Nebenbahnen von Reinheim —Reichelsheim; Eberstadt —Pfung-
stadt; Darmstadt—griesheim; Darmstadt—arheiligen; Darmstadt—
Groß-Zimmern; Weinheim—fürth.
4. Die Lokalbahnen Sachsenhausen—offenbach; Offenbach—dietzenbachs
Dieburg—reinheim; Bickenbach—seeheim.
5. Die Waldbahn Isenburg —Frankfurt.
1. Kreis Darmstadt, mit 23 Gemeinden.
Darmstadt einschließlich Bessungen und des Militärs mit
69 300 E., am Darmbach gelegen, ist die Residenzstadt des Landes.
Die Altstadt ist enge und winkelig, dagegen zeichnet sich die Neustadt durch
breite Straßen aus, unter welchen die von dem Schlosse nach dem Rheinthor
führende und mit Linden bepflanzte Rheinstraße die schönste ist. Sie durch-
schneidet den Luisenplatz, dessen Mitte die Ludwigssäule ziert. Diese trägt
auf einer schlanken, 34 in hohen, von Sandstein erbauten Säule das Standbild
Ludwigs I. Das Schloß besitzt ein herrliches Museum mit Sammlungen aus
alter und neuer Zeit, eine schöne Gemäldegallerie, ein Naturalienkabinett und
eine über 500 000 Bände zählende, dem Publikum zugängliche Hofbibliothek.
Der mittlere Turm ist mit einem Glockenspiel von 35 Glocken versehen, welches
zu jeder Stunde einen Choral ertönen läßt. Das Großh. neue Palais, das
Elisabethenstift (Diakonissenhaus), die Bank, das Postamt, das Ministerium, das
Ständehaus, der Justizpalast, das Theater, Polytechnikum, der Saalbau, die
neuen Volksschulhäuser, die neue Viktoriaschule, der großartige Schlachthof, die
Bahnhöfe, die kath. Kirche mit dem Grabmal der Großherzogin Mathilde, die
Johannis- und Martinskirche und die reichverzierte r u ssis ch e K ap elle sind statt-
liche Gebäude. Der Herrngarten, vor dessen Eingang die Bildsäulen Philipps
des Großmütigen und Georgs I. stehen, sowie die prächtigen, mit schönen An-
lagen versehenen Waldun gen in der Nähe der Stadt bieten herrliche Spazier-
gänge. Der Karlshof, die Fasanerie, das romantische Jagdschloß Kranichstein,
die Ludwigshöhe, der Herrgottsberg sind vielbesuchte Vergnügungsorte.
Darmstadt besitzt ein Polytechnikum, zwei Gymnasien, ein Realgymnasium,
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Teil der ganzen oberrheinischen Tiefebene. In den Thalern finden sich Weizen,
Roggen, Raps, Gerste, Kartoffeln, Obst- und Nußbäume, an den Abhängen
fast durchweg zusammenhängende Weinberge, so daß die ganze Provinz einem
einzigen großen mit einem Kranz von Rebenhügeln besetzten Ackerfelde gleicht,
das durch die darin auftauchenden Ortschaften eine angenehme Abwechslung
erhält. Liebfrauenmilch und Katterlöcher bei Worms, Niersteiner, Oppen-
heimer, Guntersblumer und Scharlachberger bei Bingen sind weltbekannte weiße
Weine; ebenso roter Wein bei Ingelheim und bei Gundersheim. Die Wiesen
fehlen fast vollständig, wofür „ewiger Klee" als Futtergewächs gebaut wird;
der Spargel-, Gurken- und Zuckerrübenbau (Zuckerfabrik bei Offstein) ist im
Kreise Worms sehr ausgedehnt uüd einträglich. Waldungen finden sich nur auf
den stärker ansteigenden Höhen des westlichen und nordwestlichen Teiles der
Provinz, so daß nicht mit Unrecht gesagt wird: „Wenn die Pfalz hätt' Heu
und Holz, wär' sie noch einmal so stolz."
Das Ufergelände des Rheines ist häufigen Überschwemmungen ausgesetzt,
liefert jedoch an Rohr und Weiden (Hamm, Eich, Gimbsheim» bedeutenden Ertrag.
Die Königlich Preußische und Großherzoglich Hessische Staats-
Eisenbahn, welche ihren Centralpunkt in Mainz hat, besitzt folgende (teilweise
nach der bayr. Pfalz laufende) Linien:
a) Worms—alzey—armsheim—bingen; f) Worms—monsheim—dürk-
b) Alzey—armsheim—mainz; heim—neustadt;
c) Alzey—kirchheimbolanden — Marnheim; g) Mainz—worms—ludwigs-
d) Alzey—armsheim—flonheim; Hafen—neustadt;
o) Worms—monsheim—marnheim—lang- b) Mainz—bingen.
meil—kaiserslautern;
Ferner Nebenbahnen Worms—offstein; Osthofen—westhofen; Boden-
heim—alzey—osthofen; Sprendlingen—wöllstein—fürfeld; Finthen—mainz;
Hechtsheim—mainz; Osthofen—rheindürkheim; Osthofen—odernheim; Arms-
heim—wendelsheim.
1. Der Kreis Mainz, mit 23 Gemeinden.
Mainz mit 805 00 E., schon 38 v. Chr. als eine römische Nieder-
lassung bekannt, seit 719 durch Bonifacius der Sitz eines Erzbischofs,
gegenwärtig noch eine Festung, der Mündung des Mains gegenüber
am Rheine gelegen und durch die neu erbaute feststehende steinerne
Brücke mit Kastei, sowie durch eine großartige eiserne Eisenbahn-
brücke mit der Gustavs bürg verbunden.
Mainz ist die größte Handelsstadt des Landes; Früchte, Öl, Leder, Stein-
kohlen, Möbel, Tapeten, Bierbrauereien, bedeutender Weinhandel. Obgleich die
Straßen enge sind, so finden sich doch schöne Plätze und herrliche Gebäude in
dem „goldnen Mainz". Der prachtvoll erbaute neue Bahnhof, der Guten-
bergsplatz mit dem 1837 errichteten Denkmal des Joh. Gutenberg, das
Großh. Schloß (ehemals das Deutsch-Ordenshaus), das Kurfürst!. Schloß mit
Museum, Naturalienkabinett und einer ansehnl. Bibliothek, das Zeughaus, das
Theater, die Stadthalle mit dem zweitgrößten Saale Deutschlands, die pracht-
vollen Anlagen längs des Rheines :c. sind sehenswert. Unter den 9 Kirchen
ragt der unter Erzbischof Willigis 978 begonnene Dom mit 6 Türmen und die
Sephanskirche weit hervor. Mainz besitzt ein Gymnasium, eine Realschule
und ein Priesterseminar. Schwere Zeiten erlebte es unter Adolf von Nassau
1462, im 30jährigen und spanischen Erbfolgekriege, sowie zur Zeit der franz.
Revolution von 1792—1814. Die über Zahlbach führende Wasserleitung, der
auf der Citadelle befindliche (Drusus gewidmete) Eichelstein, die im Paulus-
museum zu Worms aufbewahrten Pfeiler der ehemaligen Drususbrücke und
vieles andere erinnern an die alte Römerzeit. Kaftel mit 8000 E- und
Kostheim mit 4000 E. liegen auf dem rechten Rhein- u. Mainufer. Größere
Orte sind noch Momdach, Gonsenheim, Finthen (Quelle der röm. Wasser-
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Extrahierte Personennamen: Gustavs Gutenberg Willigis Adolf_von_Nassau Adolf Drusus
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seine Helfer erwies sich Waldemar sehr dankbar, indem er ihnen Landstriche
und Gerechtsamen abtrat. Kaiser Karl erkannte ihn zuerst an; da er sich
aber später mit Ludwig aussöhnte, erklärte er ihn für einen Betrüger, und
Ludwig eroberte die abgefallenen Städte bald zurück. Er hatte aber alle
Freude an der Mark verloren, überließ sie seinen Brüdern Ludwig dem
Römer und Otto dem Faulen und zog sich nach seinem schönen Tirol
zurück. Der falsche Waldemar starb in Dessau und wurde fürstlich bestattet.
Er soll ein Knappe Waldemars, der Müller Jakob Rehbock, gewesen und
wegen seiner Ähnlichkeit mit Waldemar zu dem Betrüge benutzt worden sein.
Otto dem Faulen, dem kläglichsten Fürsten, der je ein Land regiert
hat, wußte der schlaue Kaiser Karl Iv. die Mark durch allerlei List aus
den Händen zu reißen, um seinen Sohn Wenzel damit zu belehnen (1373).
15. Die Mark unter den Luxemburgern <1373—1415).
1. Karl Iv im deutschen Reiche. Er war auf allerlei krummen Wegen
zum Throne gekommen und wußte überall seinen Vorteil wahrzunehmen. Dem
deutschen Reiche war er ein Stiefvater und vergab dessen Gerechtsamen, um seinen
Säckel zu füllen. In Italien spielte er ohne Heer eine
traurige Rolle und stahl sich am Tage seiner Krönung
wie ein Dieb aus Rom. Der Dichter Petrarca rief ihm
nach: „Wenn dir dein ritterlicher Großvater in den Alpen
begegnete, mit welchem Namen würde er dich anreden?"
In dieser Zeit wurden die Gemüter durch große Schreck-
nisse, wie Hungersnot, Erdbeben, Heuschreckenschwärme
und den „schwarzen Tod" erschüttert. Letzterer war eine
Pest, die wie ein Würgengel Europa durchzog und ein
Drittel aller Menschen wegraffte. Weil das entsetzte
Volk meinte, die Juden hätten sie durch Vergiftung der
Brunnen erzeugt, so wurden diese Unglücklichen grausam
verfolgt. Andere sahen in ihr ein göttliches Strafgericht
und wollten den Zorn Gottes durch schmerzliche Buß-
übungen versöhnen. Die Geißler zogen in Schwärmen
unter einer roten Fahne umher, sangen Büßlieder und
geißelten sich mit Stachelriemen blutig. Zuletzt sammelten
sie auch Geld ein und verübten allerlei Gewaltthaten,
so daß man die Thore vor ihnen schloß. — Karl Iv.
setzte durch die goldene Bulle (von der goldenen
Siegelkapsel so genannt) 1356 fest, daß 7 Kur- oder
Wahlfürsten den Kaiser wählen sollten, und zwar drei geistliche: die
Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, und vier weltliche: der König
von Böhmen, der Pfalzgras am Rhein, der Herzog von Sachsen und
der Markgraf von Brandenburg.
2. Karl in Böhmen und Brandenburg. Für diese Länder war er
ein wahrer Vater. In Böhmen brach er die Räubernester, sorgte für ge-
rechtes Gericht, ließ Wege und Brücken bauen, Flüsse schiffbar machen, zog
deutsche Gelehrte, Künstler und Landbauer ins Land und gründete 1348 die
Universität Prag als eine Pflanzstätte der Bildung. Bisher war die
Wissenschaft in den Klöstern gepflegt worden oder das Vorrecht der Geist-
lichen gewesen. Bis zu 20000 stieg die Zahl der Studenten. War Böhmen
für den Kaiser das rechte, so war Brandenburg das linke Auge. Er
weilte gern in Tangermünde an der Elbe und machte es zum Mittel-
25. Karl iv.
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Extrahierte Personennamen: Waldemar Karl Karl Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig_dem
Römer Ludwig Otto Waldemar Jakob_Rehbock Waldemar Otto Karl_Iv Karl Karl_Iv Karl Petrarca Karl_Iv Karl Karl Karl Karl_iv Karl
Extrahierte Ortsnamen: Dessau Italien Rom Europa Mainz Rhein Sachsen Brandenburg Brandenburg Brandenburg
— 47 —
Als diesen der Erzbischof erblickte, rief er: „Das ist Markgraf Waldemars Ring!" Sogleich ließ er den Pilger herauf führen und erkannte aus seinen Zügen, seiner Haltung und seinen Worten den totgeglaubten Waldemar. Dieser erzählte, daß er nicht gestorben, sondern, der sorgenvollen Regierung müde, in aller Stille nach dem gelobten Lande gepilgert sei. Dort habe er von der kläglichen Not seines Volkes gehört und sei nun heimgekehrt, um sie zu enden. Die Feinde Ludwigs und das Volk der Mark fielen dem vorgeblichen Waldemar zu. Nur Frankfurt, Spandau und Treuenbrietzen blieben Ludwig treu. Gegen seine Helfer erwies sich Waldemar sehr dankbar, indem er ihnen Landstriche und Gerechtsamen abtrat. Kaiser Karl erkannte ihn zuerst an; da er sich aber später mit Ludwig aussöhnte, erklärte er ihn für einen Betrüger, und Ludwig eroberte die abgefallenen Städte bald zurück. Er hatte aber alle Freude an der Mark verloren, überließ sie seinen Brüdern Ludwig dem Römer und Otto dem Faulen und zog sich nach seinem schönen Tirol zurück. Der falsche Waldemar starb in Dessau und wurde fürstlich bestattet. Er soll ein Knappe,,Waldemars, der Müller Jakob Rehbock, gewesen und wegen seiner Ähnlichkeit mit Waldemar zu dem Betrüge benutzt worden sein.
Otto dem Faulen, dem kläglichsten Fürsten, der je ein Land regiert hat, wußte der schlaue Kaiser Karl Iv. die Mark durch allerlei List aus den Händen zu reißen, um seinen Sohn Wenzel damit zu belehnen (1373).
16. Die Mark unter den Luxemburgern (1373—1415)*
1. Karl Iv. tut deutschen Reiche. Er wußte überall seinen Vorteil wahrzunehmen. Dem deutschen Reiche war er ein Stiefvater. Im Jahre 1355 empfing er in Rom die Kaiserkrone. In dieser Zeit wurden die Gemüter durch große Schrecknisse, wie Hungersnot, Erdbeben, Heuschreckenschwärme und den „schwarzen Tod" erschüttert. Letzterer war eine Pest, die wie ein Würgengel Europa durchzog und ein Drittel aller Menschen wegraffte. Weil das entsetzte Volk meinte, die Juden hätten sie durch Vergiftung der Brunnen erzeugt, so wurden dieselben grausam verfolgt. Solche Schrecknisse brachten eine ungewöhnliche Aufregung hervor; in ganz Deutschland bildeten sich Bruderschaften, um durch strenge Bußwerke die Gnade des Himmels zu erflehen. Sie zogen von Stadt zu Stadt und zerschlugen sich Brust und Rücken mit eisernen Geißeln, weshalb sie auch Flagellanten (Geißler) hießen. Dabei sangen sie den Gesang:
Stabat mater zu Ehren Mariä, oder den Trauergesang: Dies irae. Weil aber die Flagellanten aus- 22- Karl v. arteten und sich Irrtümer und Frevel zu schulden kommen ließen, so machte die Kirche ihrem Wesen ein Ende. — Karl Iv. setzte durch die goldene
Bulle (1356) fest, daß 7 Kur- oder Wahlfürsten den Kaiser wählen
sollten, und zwar 3 geistliche: die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, und 4 weltliche: der König von Böhmen, der Pfalzgraf am Rhein, der Herzog von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg. Von dem angehängten goldenen Siegel (Bulle) erhielt dieses Reichsgrundgesetz den Namen goldene Bulle.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwig Ludwig Waldemar Karl Karl Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig_dem_Römer Ludwig Otto Jakob_Rehbock Otto Karl_Iv Karl Karl_Iv Karl Karl_v Karl Karl_Iv Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Spandau Dessau Rom Europa Deutschland Mainz Rhein Sachsen Brandenburg
B. Bilder aus der heimatlichen Geschichte.
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ihn auf seinem Krönungszuge nach Rom und rettete Friedrich in einem
Aufstande der treulosen Römer mit eigener Lebensgefahr das Leben.
Dankbar bestätigte Kaiser Friedrich ihm die Herrschaft über Bayern.
3. In höchster Macht herrschte nun der 27jährige Sachsenherzog.
Gern weilte er im Sachsenlande; die Burg Dankwarderode in der
Stadt Braunschweig war sein Lieblingssitz. Hier stellte er zum Zeichen
seiner Macht den ehernen Löwen auf, der noch jetzt die ehrwürdige
Burg schmückt. Er verdiente den Ruhm, den er neben seinem kaiser-
lichen Vetter genoß. Denn nach außen hin hatte er dessen Grenzen
erweitert. Jenseit der Elbe hatte er die slavischen Völker, die heidnischen
Obotriten, unterworfen. Nicht mit Gewalt hatte er ihre Tempel zer-
brochen, nicht mit dem Schwerte sie zur Taufe getrieben, sondern durch
treue, würdige Priester ihnen das Evangelium lieb und wert machen
lassen; auch hatte er viele sächsische Ansiedler unter sie gemengt, und
so befestigte er hier nach und nach seine Herrschaft. Auch im Innern
hatten seine Lande an Macht zugenommen. Er duldete nicht Fehden
und Unordnung. Der Handel Bardowiks erblühte unter Heinrichs
Schutze und füllte die Stadt mit Reichtum, und mehr noch geschah
dies bei Lübeck, als der Herzog dieje nenerworbene Stadt wegen ihrer
günstigern Handelslage bevorzugte (worüber freilich Bardowik ihm gram
wurde). Das von den Slaven eingeäscherte Hamburg war unter ihm
herrlich erstanden. In Bayern erhob sich München unter seiner Pflege.
Er sah mit Freuden seine Werke, erkannte mit Hochgefühl die Macht
seines Willens. So wollte er seinen Willen auch vor niemand beugen,
wollte allein Herr sein in seinem Reiche. Was bisher nur dem Kaiser
vergönnt war, das that er jetzt; er gründete neue Bistümer (jenseit der
Elbe); er setzte Bischöfe ein nach eigenem Ermessen. Da wurden ihm
die mächtigen geistlichen Herren rings umher gar feind. Bald kam es
zu offener Fehde. Im Jahre 1172 machte er eine Betfahrt nach
Jerusalem. An den Grenzen der Länder, die er zu durchziehen hatte,
empfingen fürstliche Gesandte den Weltgepriesenen, ehrten ihn mit
reichen Geschenken. Auch der türkische Sultan feierte ihn hoch. Sein
Ruhm ließ selbst Kaiser Friedrich den mächtigen Welfen mit besorgtem
Blicke betrachten. Er kaufte zur Stärkung seiner Macht Heinrichs
schwelgerischem Oheim Welf Vi. Besitzungen ab, die nach dessen Tode
von Rechts wegen Heinrich hätten zufallen müssen. Da wandte dieser
sich kalt von seinem Waffenbruder ab. Italien hatte die Bande der
Freundschaft geschlungen, Italien zerriß sie wieder. Der Kaiser wollte
die aufrührerischen Städte der Lombardei züchtigen. Sie standen wider
ihn mit großer Macht. Er konnte Heinrich nicht entbehren. Heinrich
wollte wohl Unterstützungen an Geld und Volk gewähren, aber selber
mitziehen wollte er nicht. „Es hat dich Gott im Himmel," so redete
der Kaiser, „über andere Fürsten erhoben, daß alle Macht des Reiches
auf dir allein beruht; so ist es billig, daß du jetzt des Reiches Ehre
rettest." Heinrich forderte die kaiserliche Reichsstadt Goslar mit ihren
Bergwerken zum Lohn. Die konnte der Kaiser nicht geben. Aber er
sah im Geiste sein kleines Heer von den Lombarden vernichtet, sah
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrichs Heinrichs Friedrich Friedrich Heinrichs Heinrichs Welf_Vi Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
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Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte.
Unrecht. Als ihm einst die Nachricht gebracht wurde, einige Ritter
seines Landes wollten einen Kaufmannszng überfallen, da setzte er sich
auf einen der Wagen. Als dann im Dunkeln die Räuber hervor-
brachen, rief er mit gewaltiger Stimme die einzelnen an, und Scham
und Furcht trieb die Erkannten zur Flucht. Das Althergebrachte
achtete und ehrte er, soweit es gut war; gegen seine Untergebenen war
er leutselig und herablassend, gegen seine Prediger freigebig; sein Ohr
stand den Klagen eines jeden offen. Er sprach gut und vermochte
durch die Kraft seiner Rede manchen zu überzeugen. Denn was er
redete, war stets seine eigene innere Überzeugung, und die Macht seiner
Persönlichkeit mußte man empfinden, wenn er das Wort ergriff. Den
Krieg fürchtete er nicht; aber er wollte ihn nicht selbst herbeiführen,
sondern nur angegriffen das Schwert ziehen. Wie Luther hat ihn der
Tod vor dem Schmalkaldischen Kriege hingerafft.
Aus „Bilder zur Heimatskunde" (Bielefeld, Velhageu u. Klasing).
33. Die Kitdeshermer Stiftsfehde.
1. Das Bistum Hildesheim war seit der unglücklichen Verwaltung
Johannes Iii. (1398—1424) mit Schulden also beladen, daß der
Bischof oft nicht eine Burg frei hatte, wo er seinen Wohnsitz nehmen
mochte; an eine kräftige Wahrung der fürstlichen Rechte konnte gar
nicht gedacht werden. Im Laufe eines Jahrhunderts war diese Besitz-
losigkeit fast Rechtsgrundsatz geworden, und wie das Reich durch die
Erblichkeit der Reichsümter um sich selbst gekommen war, so mußte
hier durch die Erblichkeit der Pfandschaften das Fürstentum, soweit es
auf Landesteilen beruhte, beinahe zu bestehen aufhören. Als nun
Johann Iv., welcher eine geordnete bürgerliche Wirtschaft dem ziel-
und ratlosen Prassen vorzog, im Jahre 1504 zum Bischöfe erhoben
war und die Pfandschaften einzulösen begann, standen die Ritter-
mäßigen im erbittertsten Grimme gegen ihn auf. Denn es war süßer,
auf den landesherrlichen Burgen zu hausen, über eine schöne Landschaft
fast unumschränkt zu gebieten und durch Steigerung der bäuerlichen
Dienste das auf die Burg vorgestreckte Geld sich reichlich verzinsen zu
lassen, oder auch von sicherer Feste aus durch Fehde und Raub sich
ein ritterliches Ergötzen und Einkommen zu verschaffen, als auf mäßigem
väterlichen Erbteile zum Pfluge und prunkloser, doch rechtlicher Lebens-
weise zu greifen. Die Gewaltthätigkeiten begannen im Jahre 1518;
die Rittermäßigen verbündeten sich mit den Herzögen von Braunschweig;
der Bischof erfocht am 28. Juni 1519 auf der Soltauer Heide
einen entscheidenden Sieg, konnte ihn aber nicht gehörig benutzen.
Seine Feinde bewirkten die Verhängung der Reichsacht über ihn, deren
Vollziehung gerade ihnen übertragen wurde.
2. Wie die Rittermüßigen gegen ihre Fürsten, so standen die
Bürger für ihn, und die Treue, welche damals Hildesheim, Peine und
Bockenem mit ihrem Blute bewährt haben, wird in jeder Zeit rühmens-
wert erscheinen. Retten konnten sie den Bischof nicht. In den Jahren
1521 und 1522 wurde das ganze Stift bis auf Hildesheim, Peine
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