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1. 6. Schuljahr - S. 17

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
17 der Armee, von emer überlegenen, handfesten Menge umgeben, was blieb ihm übrig, als sich in Geduld zu fassen und, auf welche Be- dingung es auch sei, die beleidigte Dame zu versöhnen. Heinrich von Braunschweig faßte sich zuerst und brach in ein lautes Gelächter aus. Er ergriff den vernünftigen Ausweg, den ganzen Vorgang ins Lustige zu kehren, und hielt der Gräfin eine große Lobrede über ihre landesmütterliche Sorgfalt und den entschlossenen Mut, den sie be- wiesen. Er bat sie, sich ruhig zu verhalten, und nahm es auf sich, den Herzog von Alba zu allem, was billig sei, zu vermögen. Auch brachte er es bei dem letzteren wirklich dahin, daß er auf der Stelle einen Befehl an die Armee ausfertigte, das geraubte Vieh den Eigentümern ohne Verzug wieder auszuliefern. Sobald die Gräfin von Schwarzburg der Zurückgabe gewiß war, bedankte sie sich aufs schönste bei ihren Gästen, die sehr höflich von ihr Abschied nahmen. Schiller. 9. Der Pilgrim vor St. Just. 1. Nacht ist's, und Stürme sausen für und für, hispan'sche Mönche, schließt mir auf die Thür! 2. Laßt hier mich ruh'n, bis Glockenton mich weckt, der zum Gebet euch in die Kirche schreckt! 3. Bereitet mir, was euer Haus vermag, ein Ordenskleid und einen Sarkophag! 4. Gönnt mir die kleine Zelle, weiht mich ein! Mehr als die Hälfte dieser Welt war mein. 5. Das Haupt, das nun der Schere sich bequemt, mit mancher Krone ward's bediademt. 6. Die Schulter, die der Kutte nun sich bückt, hat kaiserlicher Hermelin geschmückt. 7. Nun bin ich vor dem Tod den Toten gleich und fall' in Trümmer wie das alte Reich. v. Platcn. 19. Wallenstein vor Stralsund. 1. Im Schatten einer Eiche ist Friedlands Zelt erbaut; es schüttelt ihre Zweige die alte Riesin laut. 2. Umhüllt vom Purpurkleide im Zelt der Herzog sitzt, viel goldenes Geschmeide an Hals und Brust ihm sitzt. Vaterland 11. (1628.) 3. Doch finster hat zur Erde sein Auge sich gewandt, die Rechte mit dem Schwerte durchgräht des Bodens Sand. 4. Es sitzet ihm zur Seite Arnim, der Feldmarsch all, des Blick schweift in die Weite hin nach der Festung Wall, 2

2. 6. Schuljahr - S. 30

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
30 Als die französische Armee unter Soubise Ende Oktober über die Saale gegangen war und sich Leipzig näherte, brach Friedrich mit einem kleinen Häuflein von nur 22 000 Manu von Erfurt auf, um in einer entscheidenden Schlacht Sachsen zu retten oder zu sterben. Am 4. November stieß er in der Gegend von Merseburg und Weißenfels, unfern der großen alten Schlachtfelder, auf die sranzösiscbe Armee, die beinahe die dreifache Stärke hatte; denn zu den 36 000 Franzosen unter Soubise waren 27 000 Mann Reichstruppen unter dem Prinzen Josef von Sachsen-Hildburghansen gestoßen. Die Franzosen hatten sich der Saale bemächtigt und rechneten darauf, ihr Winterquartier in Sachsen zu nehmen. Mit dem „Marquis de Brandenburg“, wie sie Friedrich übermütig nannten, dachten sie leicht fertig zu werden; geschah ihm doch schon, meinten sie, eine große Ehre, daß man sich überhaupt mit ihm einließ. Ein so kleines Heer zu umzingeln schien leicht, und schon hatte Soubise den Parisern versprochen, ihnen den König als Gefangenen aufzuführen — ein Schauspiel, dem sie mit Begierde ent- gegensahen. Es war am Morgen des 5. Novembers 1757. Der König war auf den Boden des Herrenhauses zu Roßbach gestiegen und erforschte durch das Fernrohr die Bewegung des Feindes. Dieser ließ sich aus einer vor- teilhaften Stellung in die Ebene locken und wollte die Preußen umgehen. Schon dehnte er sich links und rechts über ihre Flanken aus; seine kriege- rische Musik scholl herausfordernd herüber, und noch rührten sich die Preußen nicht, außer daß sie ihr Mittagsmahl kochten und zur gewohnten Stunde

3. 6. Schuljahr - S. 32

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
32 in ein großes Putzzimmer gekommen zu sein. Man fand eine reiche Beute an Köchen, Haarkünstlern, Schauspielern, Schlafröcken, Pudermänteln, Haar- beutein, wohlriechenden Wassern und Papageien, denn alles dies hatten die Franzosen in großer Menge mit sich geführt. In die Flüchtlinge war ein panischer H Schrecken gefahren, und viele schienen gar nicht mehr haltmachen zu wollen. Die Straßen nach dem Rheine, dem sie zueilten, waren mit Kürassen, langen Reiterstiefeln, Waffen und allem, was sie abwerfen mochten, um es sich leicht zu machen, bedeckt. Die thüringischen Bauern, denen die Franzmänner arg mitgespielt hatten, machten förmlich Jagd auf sie und lieferten sie in großer Anzahl den Preußen aus. Durch ganz Deutschland, nicht allein durch Preußen, ging ein lauter Jubel über die meisterhaft entworfene, meisterhaft ausgeführte, von dem vollständigsten Erfolge begleitete Schlacht, welche den übermütigen Erbfeind, der dem Vaterlande ungestraft so viel Leid zugefügt hatte, zu Boden warf und uns endlich wieder das Vollgefühl unserer Manneskraft gab. G. Wirth. 19. Der Choral von Leuthen. 1. Gesiegt hat Friedrichs kleine Schar. Rasch über Berg und Thal von dannen zog das Kaiserheer im Abendsonnenstrahl; die Preußen steh'n auf Leuthens Feld, das heiß noch von der Schlachten- des Tages Schreckenswerke rings umschleiert mild die Nacht. 2. Doch dunkel ist's hier unten nur, am Himmel Licht an Licht, die goldnen Sterne zieh'n herauf, wie Sand am Meer so dicht; sie strahlen so besonders heut', so festlich hehr ihr Lauf, es ist, als wollten sagen sie: „Ihr Sieger, blicket auf!" 3. Und nicht umsonst. Der Preuße fühlt's: es war ein großer Tag. Drum still im ganzen Lager ist's, nicht Jubel noch Gelag; so still, so ernst die Krieger all', kein Lachen und kein Spott. — Auf einmal tönt es durch die Nacht: „Nun danket alle Gott!" 4. Der Alte, dem's mit Macht entquoll, siugt's fort, doch nicht allein, Kam'raden um ihn her im Kreis, gleich stimmen sie mit ein; die Nachbarn treten zu, es wächst lawinengleich der Chor, und voller, immer voller steigt der Lobgesang empor. 5. Aus allen Zelten strömt's, es reiht sich singend Schar an Schar, ein fallen jetzt die Jäger, jetzt fällt ein auch der Husar, auch Musika will feiern nicht, zu reiner Harmonie lenkt Horn, Hobo' und Klarinett' die heil'ge Melodie. 6. Und stärker noch und lauter noch, es schwillt der Strom zum Meer, am Ende wie aus einem Mund singt rings das ganze Heer; im Echo donnernd wiederhallt's das aufgeweckte Thal, wie hundert Orgeln braust hinan zum Himmel der Choral. H. Besser. *) Die Griechen glaubten, ein plötzlicher Schrecken rühre von dem grauenhaften bocksfüßigen Wald- und Hirtengotte Pan her. 2) 5. Dezember 1757.

4. 6. Schuljahr - S. 40

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
40 eine Glocke aus gutem Erz gegossen, klingend und singend unterm Volke von der Gnade Gottes nun schon seit beinahe zweihundert Jahren. August Hermann Francke ist in der zweiten Hälfte des Jahr- hunderts zur Welt gekommen, da der dreißigjährige Krieg unser Deutschland mit seinen Flammen und Greueln jämmerlich zurichtete. Er ward in der freien Stadt Lübeck im Jahre 1663 geboren. Da seine Eltern fromme Christen waren, wußten sie auch ihrem Sohne kein besseres Erbteil mitzugeben, als daß sie ihn in der Zucht und Vermahnung zum Herrn erzogen. Und Gott gab seinen Segen dazu. Als der Knabe erst ins zehnte Jahr ging, bat er seine Mutter, sie möchte ihm doch ein stilles Kämmerlein im Hanse ein- räumen, daß er daselbst ungestört beten und lernen könne. Hier hat die kindliche Seele mit ihrem himmlischen Vater fleißigen Verkehr gehabt und besonders dies Gebet oftmals inbrünstig gethan: „Lieber Gott, es müssen ja allerlei Stände und Hantierungen sein, die doch alle endlich zu deiner Ehre gereichen; aber ich bitte dich, du wollest mein ganzes Leben bloß und allein zu deiner Ehre lassen ge- richtet sein." Und der liebe Gott that also. — August Hermann machte in raschem Laufe die niederen und die hohen Schulen durch, zu Erfurt und zu Kiel, lernte in Hamburg bei einem berühmten Lehrer das Hebräische, um Gesetz, Propheten und Psalmen in ihrer Ursprache lesen zu können, und zu Leipzig ward er Magister der Gottes- gelahrtheit und nahm daselbst mir den jungen Studenten das Bibel- buch vor, daß sie darinnen heimisch werden möchten. Danach war er ein Jahr lang Lehrer einer Hamburger Schule. Hier ward er zu seiner Herzensbetrübnis gewahr, wie elendiglich es um die Kinder- zncht stand, und der Gedanke stieg in seiner Seele ans, ob er wohl dazu helfen möchte, daß das verkommene Erziehungswesen wieder ans bessere Wege gebracht werde. Einen frommen Gedanken läßt der Himmel nimmer verloren gehen. Er behält seine Keimkraft, wenn er schon bisweilen für unsere Ungeduld viel zu lange stille liegen muß. Endlich aber weht von oben her die Frühlingsluft über ihn, und er bricht hervor wie eine Blume aus ihrer Knospe. Francke ward aus der Hamburger Schule als Prediger nach Erfurt gerufen. Hierselbst predigte er zwei Jahre lang in der Augustinerkirche gewaltig das Wort Gottes, daß die ganze Stadt davon bewegt ward, und verbreitete die heilige Schrift und andere fromme Bücher unter das Volk. Darüber er- bosten sich die Neider und Feinde des Evangeliums dermaßen, daß sie ihn mit Gewalt zwangen, die Stadt zu verlassen. Aber das mußte also kommen, damit er nun vom Finger Gottes an den Ort hingewiesen würde, wo er anheben sollte, die schönste Arbeit seines Lebens auszurichten. Nämlich er ward jetzt Professor an der Hochschule zu Halle,

5. 6. Schuljahr - S. 42

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
42 Als nun das Gerücht davon sich weiter durch die Stadt ver- breitete, wurde die Armenschule oftmals auch von anderen Gemeinde- gliedern und Bürgern besucht; denn die Leute hatten solches noch nicht erlebt und waren neugierig, was das werden solle. Einige aber, welche sahen, daß die Kinder hier so fein unterrichtet würden, nahmen es sich zu Herzen und wollten ihren eigenen Kindern auch so gute Lehre gönnen und erboten sich ans freien Stücken Schulgeld dazu herzugeben. Und Francke nahm sie mit Freuden ans. In dem- selben Sommer wuchs die Zahl aller Schüler schon auf 50 bis 60. Dies alles geschah im Jahre 1695. Als der Herbst kam, reichten die Stuben im Pfarrhanse nicht mehr ans für die Menge der Schü- ler. Darum mietete Francke jetzt ein besonderes Hans und verordnete, daß daselbst die Kinder der Armen und der Bürger in zwei Ab- teilungen unterrichtet würden. Solches konnte er schon ausführen; denn Gott hatte vieler Menschen Herzen so mitleidig gemacht, daß die Unterstützungen in kurzer Zeit gar reich flössen. Aber die Liebe ist wie ein Strom. Je weiter er fließt, desto tiefer gehen seine Gewässer, desto höher schlagen seine Wellen, desto schwerer trägt er ans seinem Rücken. Francke's Herz wallte über vor Dank gegen Gott, wenn er unter seinen Kindern stand und sah, wie die jungen Seelen znm Himmel aufblühten. Aber eines machte ihm Schmerz. Er merkte nämlich bald, daß manches mühsam eingesäete und hoffnungsvoll anfgegrünte Wort draußen ans der Straße im Verkehr mit der Welt wieder zertreten und vergessen ward. So kam ihm der Gedanke, etliche Kinder ganz in Aufsicht und Pflege zu nehmen. Davon sagt er nachher selbst: „Das war in meinem Gemüte die erste Ver- anlassung und der erste Anschlag zur Aufrichtung eines Waisenhauses, ohne daß ich das geringste Kapital dazu wußte." Aber Gott hatte insgeheim schon eins bereit gelegt. Denn gleich darauf setzte ein frommes Menschenkind 500 Thaler ans, von denen Francke jährlich die Zinsen zur Erziehung armer Kinder erheben sollte. Dazu wollte er sich, wie er sagt, „ein armes Waiselein" aufsuchen. Aber es wurden ihm gleich vier genannt, die in denselben Nöten steckten. Da nahm er sie in Gottes Namen alle ans. In den folgenden Tagen wurden ihm noch fünf verlassene Kinder zugeführt, und auch diese nahm er zu den anderen. Da er diese neun Waisen nicht in dem eigenen Hanse beherbergen konnte, brachte er sie zu gottes- fürchtigen Familienvätern der Nachbarschaft, und ein frommer Student mußte alle Tage bei denselben ans- und eingehen, daß sie beaufsich- tigt und behütet wurden. Und Gott segnete das Werk, welches August Hermann Francke begonnen hatte. Nach wenigen Monaten waren durch Geschenke über 1400 Thaler zusammen gekommen. Da nahm sich Francke das Herz, ein eigenes Hans zu kaufen, daß er seine Waisenkinder, deren jetzt schon 18 ge-

6. 6. Schuljahr - S. 70

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
70 40. Des Volkes Not 1813. Die furchtbare Schlacht bei Bautzen kam, der Waffenstillstand folgte. Sorgenvoller wurde der Blick des Volkes. Ströme von Blut waren geflossen, ihr Heer war zurückgedrängt, der Kaiser schien für irdische Waffen unbesiegbar. Und doch, obgleich gerade die Klügsten einige Wochen finster in die Zukunft schauten, dem Volke erhielt eine richtige Empfindung das Selbstgefühl und den gehobenen Entschluß. Vertrauen zu Gott, zur guten Sache, zur eigenen Kraft war die Grnndstimmung. Jeder sah, daß die preußische Kraft in diesem Feldzuge unvergleichbar stärker war als im unseligen letzten Kriege. Nur noch wenig schien an Stärke zu fehlen, und man warf den Tyrannen; wenn man die Anstrengung noch um etwas erhöhte, so mochte er hinweggeschleudert werden. Die freiwilligen Beiträge gingen fort, noch im Spätherbste wurde über den Empfang quittiert. Die Ausrüstung der Landwehren wurde beendet, überall schnitt, nähte, pochte der Handwerker für seinen König und das Vaterland. Und wieder begann der Drang des Krieges, Stoß und Gegen stoß, Flut und Rückschlag; hart drängten die Heere, bald sah man vom Turme die Heerhaufen der Feinde, bald der Freunde heran- ziehen. Die Städte und Landschaften im Westen von Berlin und Breslau erfuhren jetzt selbst das Schicksal des Krieges. Ach, seine schrecklichen Bilder sind dem Deutschen nicht fremd; bis zur Zeit unserer Väter haben sie fast jeder Generation deutscher Bürger die Seele erschüttert. Dumpfe, kurze Schläge in der Luft; es ist ferner Kanonen- donner. Auf dem Markte, vor den Thoren stehen lauschende Hansen, wenig wird gesprochen, halbe Worte mit gedämpfter Stimme, als fürchte der Sprecher, den Klang in der Luft zu übertönen. Vom Kranz der Türme, vom Giebel der Häuser, welche dem Kampfplatze zu liegen, spähen die Angen der Bürger ängstlich in die Ferne. Am Rande des Horizonts liegt es wie eine weiße Wolke im Sonnenlichte, nur zuweilen regt es sich darin, ein helles Ausleuchten, ein dunkler Schatten. Aber auf den. Seitenwegen, welche ans den nächsten Dörfern von der Landstraße seitab führen, bewegen sich dunkle Hau- fen. Es sind flüchtige Landleute, welche quer durch das Land in den Wald oder in die Berge ziehen. Jeder trügt auf den Schultern, was er zusammenraffte; nur wenige vermögen ihre Habe zu fahren, denn Wagen und Pferde sind ihnen schon seit Wochen vom Kriegsvolke genommen, Buben und Männer treiben mit ängstlichem Schlage ihre Herden, laut jammernd tragen die Weiber ihre kleinsten Kinder. Und wieder ein Rollen in der Lust, deutlicher, heller. In wildem Rennen stürmt ein Reiter durch das Stadtthor und wieder einer. Die Unseren ziehen sich zurück. Die Haufen der Unseren fahren aus- einander, angstvoll rennt das Volk in Häuser und wieder auf die Straßen; auch in der Stadt beginnt die Flucht. Lmit ertönt Schrei,

7. 6. Schuljahr - S. 44

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
44 er in seinem Garten ans nnb ab. Es war gerade Frühling und blauer Himmel und heller Sonnenschein, und die Lilien und die Rosen blühten im ganzen Garten. Da sprach er in seinem Herzen: „Schauet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen, sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage ench aber, daß anch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist, als derselben eins." Daranf fing er an, ans Grund der Seele zu beten. Und als er ans dem Garten ins Haus gegangen war, fand er eine nene Gabe, und eine Stunde daranf kam noch eine andere hinzu. Da hatte die Be- drängnis ein Ende. So antwortete Gott mit seiner Hilfe ans den betenden Glauben und ließ nicht ab, bis der Ban unter Dach stand und der letzte Nagel in die Wand geschlagen war. Gegen das Lebensende Frauckes waren in seiner Anstalt 134 Waisenkinder und 2207 andere Kinder, die von 175 Lehrern unter- richtet und an Leib und Seele gepflegt wurden; und 255 arme Studenten setzten sich daselbst alle Mittage umsonst an den Tisch. Er starb unter Gebet und Gesang der Seinen, die um sein Bett her standen, am 8. Juni 1727. Wenn du nach Halle kommst und fragst nach der Franckeschen Waisenanstalt, so zeigt man dir eine lange Häuserreihe, die beinahe eine Straße einnimmt. In derselbigen wird seit beinahe zweihundert Jahren gelehrt und gelernt, erzogen und gerettet bis aus diesen Tag. Und über dem Hauptthore predigt der Prophet Jesaia diesen Spruch: „Die ans den Herrn harren, kriegen neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler, daß sie laufen und nicht matt werden, daß sie wandeln und nicht müde werden." Huusrückcr Chronist. 26. Ernst Moritz Arndts Kinderjahre. Zn Anfange des 18. Jahrhunderts kam ein schwedischer Unter- offizier, Namens Arndt oder zu deutsch Adler, nach der Insel Rügen, wo er in ein Banernwesen der Herrschaft Putbns einheiratete. Sein Sohn war unterthäniger Schäfer zu Putbus und Darnsband, brachte es aber zu einem leidlichen Wohlstände und hatte viele Kin- der. Das vorletzte derselben war der Vater unsers Ernst Moritz und hieß Ludwig Nikolaus Arndt. Der ward ein rüstiger, brauch- barer Bursche und der Liebling seines Herrn, des Grafen Putbns. Er begleitete denselben mehrere Jahre hindurch auf Reisen, und zur Zeit des siebenjährigen Krieges, als die Schweden, unter deren Herrschaft damals noch Rügen stand, ein Heer gegen den alten Fritz schickten, diente er ihm als treuer Bote bei allerlei mißlichen Sen- dungen. Dadurch kam Ludwig Nikolaus Arndt mit vornehmen Leuten zusammen und eignete sich allmählich selber die Art eines gebildeten Mannes an. Nach dem Kriege ließ ihn der Gras zur Belohnung seiner treuen Dienste frei und machte ihn zuletzt sogar

8. 6. Schuljahr - S. 73

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
73 Land mußte man senden, den Hunger zu stillen. Aber der Mensch wird bei einer schnellen Folge großer Ereignisse kälter, zäher, härter gegen sich selbst, der starke Anteil, welchen jeder einzelne an dem Schicksale des Staates nahm, machte gleichgültiger gegen die eigene Not. Nach jeder Gefahr empfand man mit Behagen, daß man das letzte, das Leben, doch gerettet. Und man hoffte. Gustav Freytag. 41. Der Trompeter an der Kaizbach. 1. Von Wunden ganz bedecket der Trompeter sterbend ruht, an der Katzbach hingestrecket, der Brust entströmt das Blut. 2. Brennt auch die Todeswunde, doch sterben kann er nicht, bis neue Siegeskunde zu seinen Ohren bricht. 3. Und wie er schmerzlich ringet in Todesängsten bang, zu ihm herüber dringet ein wohlbekannter Klang. 4. Das hebt ihn von der Erde! Er streckt sich starr und wild — dort sitzt er auf dem Pferde, als wie ein steinern Bild. 5. Und die Trompete schmettert — fest hält sie seine Hand — und wie ein Donner wettert Victoria in das Land. 6. Victoria! — so klang es, Victoria! — überall, Victoria! — so drang es hervor mit Donnerschall. 7. Doch als es ansgeklungen, die Trompete setzt' er ab; das Herz ist ihm zersprungen, vom Roß stürzt' er herab. 8. Um ihn herum im Kreise hielt's ganze Regiment. Der Feldmarschall sprach leise: „Das heißt ein selig End'!" Z. v. Mosen. 42. Die Leipziger Schlacht. 1. „Wo kommst du her in dem roten Kleid und färbst das Gras auf dem grünen Plan?" Ich komme her aus dem Männerstreit, ich komme rot von der Ehrenbahn. Wir haben die blutige Schlacht geschlagen, drob müssen die Mütter uitb Bräute klagen; da ward ich so rot. 2. „Sag' an, Gesell, und verkünde mir, wie heißt das Land, wo ihr schlugt die Schlacht?" Bei Leipzig trauert das Mordrevier, das manches Auge voll Thränen macht; da flogen die Kugeln wie Winterflocken, und Tausenden mußte der Atem stocken bei Leipzig, der Stadt. 3. „Wie heißen, die zogen ins Todesfeld und ließen fliegende Banner aus?"

9. 6. Schuljahr - S. 47

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
47 knixen und jedem die Hand küssen, sonst aber waltete eine gute, kräftige Zucht und Sitte im Hause. Bei den Knaben legte der Vater besonderes Gewicht auf die Abhärtung des Körpers; er pflegte wohl zu sagen: Ein Junge, der einmal Stahl und Eisen anfassen müsse, dürfe nicht in Baumwolle eingepackt werden. Manchen Ritt hat Ernst Moritz in strömendem Regen oder dicht fallendem Schnee gemacht, ohne Mantel und Überrock, wenn es galt, in der Nachbar- schaft etwas zu bestellen. Ging der Vater mit dem alten Ohm zur Jagd, so ward der Bube gewöhnlich aufs Pferd gesetzt und zu bei- den Seiten waren Bänder an den Sattel gebunden, woran die Hasen und die schnell abgestreiften Fuchsbälge ausgehängt wurden. So mußte er dann vom Morgen bis Abend oft durch Sturm, Regen und Schneegestöber den beiden noch rüstigen Männern folgen und durfte nicht mucksen, wie er auch vor Kälte und Nässe innerlich schaudern mochte. Und er that's gerne; gab's doch der Abenteuer so viele dabei, daß er auch für sein jugendlich feuriges Herz immer Ausbeute fand. Selbst noch jung und kräftig, fühlte der Vater für die Knaben kein weichliches Mitleid. Arndt erzählt, wie er einmal als Junge von 9 bis 10 Jahren in einem fremden Hanse auf dem Stuhle eingeschlafen war. Es war Winter, und draußen starrte alles von Eis und Schnee. Nachts um 12 Uhr wurde er vom Vater aufgerüttelt, und schlaftrunken kroch er hinaus in den offenen Schlü- ten. So oft sie durch Dörfer kamen, mußte er dann heransspriugeu, um die Schlagbäume zu öffnen. Mehrere Male warf ihn der Vater recht absichtlich hinaus in den liefen Schnee, daß er um und um kegelte, als wär's auf der grünen Maiwiese. Wehe ihm, wenn er, sich herauswühlend und hinter dem Schlitten herlaufend, eine weiner- liche Gebärde gezeigt hätte! Das war eine seltsame Vaterliebe; aber sie hat doch ihre guten Früchte getragen, und Arndt ist sein Leben lang dafür dankbar gewesen. Daß es bei der jugendlichen Schar nicht ohne die gewöhnlichen mutwilligen Streiche und Heldenthaten lebhafter Kinder abging, läßt sich denken. Zweimal ist Ernst Moritz in augenscheinlicher Lebens- gefahr gewesen. Das erste Mal brach er auf einein Teiche durchs Eis und war schon einmal versunken, als sein älterer Bruder ihn erfaßte und herauszog; das andere Mal hatte er sich zur Erntezeit auf ein Pferd des schwer beladenen Erntewagens geschwungen und war bei einem Sprunge desselben herabgestürzt. Das Rad ging ihm über den Kopf, so daß Haut und Haare abgestreift wurden. Weiter jedoch erhielt er keine Verletzung. Wahrscheinlich hat das Rad un- mittelbar vorher einen Sprung iiber einen Stein gemacht und war also halb in der Luft leichthin über ihn weggegangen. Wie's aber auch zu erklären sein mag, jedenfalls hat Gottes Hand schirmend über dein Knaben gewaltet. Im Jahre 1780 zog der Vater in die nordwestliche Ecke Rügens zur Übernahme zweier Güter, Grabitz und Breesen. Jetzt kam auch

10. 6. Schuljahr - S. 75

1895 - Leipzig : Siegismund u. Volkening
75 Da fielen alle dreie auf einen Schlag zugleich; der eine rief mit Schreie: „Hoch lebe Österreich!" Der andre, sich entfärbend, rief: „Preußen lebe hoch!" Der dritte, ruhig sterbend, was rief der dritte doch? 3. Er rief: „Deutschland soll leben! Ta hörten es die zwei, wie rechts und links daneben sie sanken nah dabei. Da richteten im Sinken sich beide nach ihm hin, zur Rechten und zur Linken, und lehnten sich an ihn. Da rief der in der Mitten noch einmal: „Deutschland hoch!" Und beide mit dem dritten riefen's, und lauter noch. 4. Da ging ein Todesengel im Kampfgewühl vorbei, mit einem Palmenstengel, und liegen sah die drei. Er sah auf ihrem Munde die Spur des Wortes noch, wie sie im Todesbunde gerufen: „Deutschland hoch!" Da schlug er seine Flügel um alle drei zugleich und trug zum höchsten Hügel sie auf in Gottes Reich. Rückert. 44. Blücher am Rhein. Die Heere blieben am Rheine steh'n. Soll man hinein nach Frankreich geh'n? Man dachte hin und wieder nach, allein der alte Blücher sprach: „Generalkarte her! Nach Frankreich geh'n ist nicht so schwer. Wo steht der Feind?" — „Der Feind? Dahier!" „Den Finger drauf, den schlagen wir! Wo liegt Paris?" — „Paris? Dahier!" „Den Finger drauf, das nehmen wir! Nun schlagt die Brücken übern Rhein, Ich denke, der Champagner-Weiil wird, wo er wachst, am besten sein! Vorwärts!" Kopisch. 45. Blüchers Marsch nach Waterloo. Napoleon entwickelte unaufhörlich neue Streitkräfte, sein Geschütz wirkte verheerend, seine Truppen rückten entbrannt zu neuen Angriffen vor: die Kräfte Wellingtons erschöpften sich. Es war hohe Zeit, daß Blücher auf dem Kampsplatze erschien; doch zeigte sich von ihm noch keine Spur, und die Lage der Dinge wurde jeden Augenblick be- denklicher. Blücher war seinem Versprechen gemäß am 18. Juni früh morgens vor Wavre in zwei Heereszügen aufgebrochen; der eine, den Heeres- teil von Zieten begreifend, zog rechts über Froman auf Ohain, dem linken Flügel Wellingtons zu; der andere, aus den Heeresteilen von Pirch und Bülow bestehend, ging links über Neuf-Cabarets und St. Lambert dem rechten Flügel Napoleons in Seite und Rücken; der dritte Heeresteil unter Thielmann sollte bei Wavre stehen bleiben und nur, wenn dort kein Feind erschiene, den übrigen als Unter- stützung nachrücken. Blücher hatte am 17. an den Folgen eines Sturzes mit dem Pferde im Bette zubringen müssen, und am 18. in der Frühe, als er unmittelbar aus dem Bette wieder aufs Pferd
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