Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Allgemeine Weltgeschichte - S. 74

1884 - Leipzig : Weber
74 Zweites Hauptstück. Das Mittelalter. durch die sich bildende nationale Verschiedenheit zwischen dem germanischen Anstrasien und dem vorwiegend römischen Neustrien, neue, besonders durch den Haß zwischen der austrasischen Brunhilde und der nenstrischen Fredegunde greuelvolle Bruderkriege, bis Chlotar Ii. die Ordnung wiederherstellte und jedem der drei Hauptländer, Austrasien, Neustrien und Burgund, einen eigenen Majordomus gab. Diese Würde, ursprünglich nur die Aufsicht über das königliche Hauswesen, wuchs in der Hand des Anstrasiers Pipin d. ä. auch zu politischer Bedeutung heran und wurde für seine kräftigen Nachkommen das Mittel, das Reich aus seiner Versunkenheit wieder aufzurichten, zugleich aber auch die königliche Macht dein verkommenden merowingischen Hause allmählich ganz zu entwinden. Pipins gleichnamiger Enkel, durch die 687] Schlacht bei Testri Majordomus des ganzen Frankenreichs, vererbte 7i4] seine Kraft und seine Würde aus seinen Sohn Karl Martell, 732] der durch den großen Sieg bei Tours und Poitiers das Weiterschreiten der über die Pyrenäen gedrungenen Sarazenen hemmte und die christliche Kultur des Abendlandes vor dem Halbmond rettete. Sein Sohn Pipin der Kleine stieß endlich den Merowinger 752] Childerich Iii. ganz vom Throne und ließ sich selbst von den Franken zum Könige erheben. § 47. Verfassung der germanischen Staaten. Die Kirche. Mit' der hohem Bildung nahmen die Germanen von den unterworfenen Römern auch deren feste Rechtsordnung an. Das ursprünglich wählbare Königtum näherte sich mit der Zeit der Erblichkeit; die Einkünfte des Königs flössen aus dem großen Grundbesitz, den Abgaben und Tributen; er ernennt die Beamten, die Gaugrafen und die Herzöge, die Vorsteher mehrerer Gaue. Er bedarf der Zustimmung seiner Getreuen, doch verlor bei den Franken die jährliche Versammlung des bewaffneten Volks, das Märzfeld, mit der wachsenden Ausdehnung des Reichs allmählich ihre Bedeutung. Der altgermanische Staat beruhte aus der Gleichberechtigung aller Freien, die dem König eidlich zu Treue und Heeresfolge verpflichtet waren. Indem aber nach und nach die Könige, namentlich in der Karolingerzeit, an ihre Anhänger, die Leute ihres Gefolges, ihres Hofstaates, selbst an ihre Dienstmannen, die Ministerialen, Stucke ihres Grundbesitzes in Form von Lehen (beneficium, feudum) austeilten, wobei die Empfänger als Vasallen aus Lebenszeit zu ihnen in ein besonderes Schutz- und Treueverhältnis traten, bildete sich das L eh e n sw e s e n. Das höhere Ansehen, welches der materielle

2. Allgemeine Weltgeschichte - S. 80

1884 - Leipzig : Weber
80 Zweites Hauptstück. Das Mittelalter. Bau von Straßen und Brücken, der Königsschutz und die Errichtung von Märkten. Karl selbst verweilte mit Vorliebe in den Rheingegenden, der Wiege seines Geschlechts, zu Aachen, wo er den Dom baute, oder aus den Pfalzen zu Ingelheim und Nymwegen; seine Meierhöse gaben das Vorbild veredelten Bodenbaues. Selbst ein Verehrer der Wissenschaft, so daß er noch als Mann schreiben und Latein lernte, versammelte er ausgezeichnete Gelehrte, wie Alcuin aus Jork, den Longobarden Paulus Diaconus, den Grammatiker Petrus von Pisa, den Dichter Angilbert, den Baumeister Eginhard, an seinem Hofe, sorgte für die Pflege der Muttersprache, für Errichtung von Schulen, Heranbildung tüchtiger Geistlichen und Veredelung des Gottesdienstes durch Kunstgesang. So legte oder entwickelte Karl der Große nach allen Seiten hin Keime einer hohem Lebensordnung. Über seine majestätische Gestalt hat auch die Sage ihren Schimmer reichlich ausgegossen. § 50. Die Karolinger. Das Weltreich Karls des Großen hatte keinen Bestand. Selbst ein stärkerer Arm als der seines der 814-40] Geistlichkeit zu sehr ergebenen Sohnes Ludwigs des Frommen würde bei dem Streben der verschiedenen darin vereinigten Nationalitäten nach Absonderung nicht imstande gewesen sein es aus die Dauer zusammenzuhalten; die Unfähigkeit von Karls Nachfolgern beschleunigte den Zerfall. Schon daß Ludwig bereits 817 jedem seiner drei Söhne Lothar, Pipin (j 838) und Ludwig einen besondern Reichsteil zuwies, wurde, obgleich die Anerkennung des ältesten als Kaiser die Einheit sichern sollte, die Quelle trauriger Zerwürfnisse, zumal als Ludwigs zweite Gemahlin Judith auch für ihren Sohn Karl (den Kahlen) eine Versorgung begehrte. Die drei älteren Söhne erhoben sich gegen den von ihr beherrschten Vater, aus dem Lügenfelde bei Colmar von den Seinen verlassen/ wurde dieser von Lothar zu öffentlicher Kirchenbuße gezwungen und der Regierung beraubt, bis der zwischen den Söhnen ausbrechende Zwist ihn wiederherstellte. Vor Entscheidung des Kampfes starb Ludwig der Fromme. Über seinem Grabe entbrannte der Krieg zwischen den Brüdern. Lothar erlitt bei Font an et um durch Ludwig und Karl, von denen jener alle deutschen Stämme diesseit des Rheins unter seiner Führung vereinigte, eine schwere Niederlage, und da seine Brüder ihren Bund zu Straßburg erneuerten, die Vasallen immer lauter die Beilegung des Krieges forderten, so verstand er sich zur Zeitung. 843] Durch den Vertrag zu Verdun erhielt Kaiser Lothar zu

3. Allgemeine Weltgeschichte - S. 82

1884 - Leipzig : Weber
82 Zweites Hauptstück. Das Mittelalter. Italien Mittelsranken zwischen Rhein, Rhone, Saone und Maas, Ludwig Ostfranken nebst Mainz, Speier und Worms, Karl Westsranken. Wurde dabei auch noch die Vorstellung des Gesamtreichs festgehalten, so führte doch die nationale Scheidung der romanifierten Westfranken von den ihrer Volkssprache treugebliebenen Ostfrauken auch die völlige politische Trennung herbei. Das mittelfränkische Reich verschwand bei dem kinderlosen Absterben der Söhne Lothars. Nach Lothars Ii. Tode nötigte Ludwig der 870] Deutsche Karl den Kahlen im Vertrag zu Mersen, das Land bis Maas und Vogesen ihm zu lassen, dagegen bemächtigte sich Karl nach Kaiser Ludwigs Ii. Tode der Kaiserkrone. Bei Lud-876] wigs des Deutschen Tode teilten sein Reich seine drei Söhne Karlmann, Ludwig der Jüngere und Karl der Dicke; der letztere, seit 881 auch Kaiser, vereinigte seine Brüder überlebend nicht nur Ostfranken wieder, sondern auch, da die westsränkischen Großen von der Wiederherstellung der Einheit Schutz gegen die Normannen hofften, noch einmal das ganze Reich Karls des Großen 884] bis auf das cisjurauische Burgund, wo sich Graf Boso unabhängig gemacht hatte. Da aber Karl den gehegten Erwartungen nicht entsprach, so wurde er entsetzt; die Deutschen erhoben Karl-887] manns unechten Sohn Arnulf von Kärnten auf den Thron, in Oberburgund gründete Gras Rudolf ein eigenes Reich, das 934 mit Niederburgund zu dem Reiche Arelat vereinigt wurde. Mit dem Zerfall der karolingischen Monarchie schwand der Gedanke der Vereinigung aller christlichen Völker durch das Kaisertum. Nur das Papsttum vertrat noch in der allgemeinen Zerrissenheit die Einheit der Christenwelt, in der allgemeinen Roheit und Gewaltthätigkeit den Frieden und das Recht. Ihren Ausdruck fand diese Zeitrichtung in den von Mainz ausgegangenen pseudo-isidorischen Decretalen und ein kräftiger Papst wie 858-67] Nicolaus I. wußte den Grundsatz der monarchischen Kirchengewalt selbst gegen Lothar Ii., der einer Buhlerin zuliebe seine Gemahlin verstoßen hatte, und die dem Könige willfährigen Bischöfe zur Geltung zu bringen. Daß er dem Photius die Anerkennung als Patriarch von Konstantinopel versagte, machte die bereits gelockerte Verbindung mit der griechischen Kirche äußerlich wie dogmatisch zur förmlichen Trennung. 887-99] Kräftig schützte Arnulf die Grenzen, nordwärts gegen die Normannen, ostwärts gegen Swatopluk, der von Mähren aus ein mächtiges Slawenreich gegründet hatte. Gegen ihn rief er das

4. Allgemeine Weltgeschichte - S. 134

1884 - Leipzig : Weber
134 Drittes Hauptstück. Die neue Zeit. Luther von seinem gelehrten Gegner, dem Jngolstädter Professor Dr. 3oh. Eck, gedrängt, die apostolische Einsetzung des Papsttums und die Unfehlbarkeit der Concilien zu leugnen und sich aus die heilige Schrift als alleinige Erkenntnisquelle des Glaubens zu berufen. Frohlockend erwirkte Eck in Rom die Bannbulle gegen den Ketzer, ihre Veröffentlichung ward jedoch an vielen Orten durch die Stimmung des Volkes vereitelt. Luther aber, innerlich gekräftigt durch eine unerschütterliche Glaubensfreudigkeit, kündigte nun in seinen 10. Dec. 1520] Schriften und durch die Verbrennung der Bannbulle dem Papst offen den Krieg an. Das fünfmonatliche, von Friedrich dem Weisen nach Maximilians Tode geführte Reichsvicariat hinderte jede Gewaltmaßregel gegen ihn. Eine große Entscheidung lag in der Wiederbesetzung des Kaiserthrons. Die größten Anstrengungen ließ es sich Franz I. kosten weniger seine eigene Wahl durchzusetzen als die seines Mitbewerbers Karls I. von Spanien, Ferdinands^ des Katholischen und Maximilians Enkels (geb. 1500 zu Gent), zu verhindern, dessen Macht Frankreich gefahrdrohend umspannte, allein Friedrich der Weise, der selbst die ihm angetragene Wahl abgelehnt hatte, entschied, da das Reich gegen Franzosen und Türken eines mächtigen Schützers bedürfe, für Karl; eine Wahlkapitulation sollte die fürstliche Unabhängigkeit gegen seine Übermacht sicherstellen. Mit freudigen Hoffnungen begrüßten patriotische Männer wie Ulrich von Hutten und Franz von Sickin gen den jungen Kaiser, aber es war das Verhängnis des deutschen Volkes, daß in dem Moment seiner größten geistigen Erhebung ein Kaiser den Thron einnahm, der für dieselbe kein Verständnis hatte, der in der Aufrechthaltung der römischen Kirche zugleich die seiner Kaiserkrone sah und dem die Sorgen für sein unermeßliches Weltreich, in welchem die Sonne nicht unterging, höher standen als die nationalen Interessen Deutschlands. Für den bevorstehenden Kamps mit Franz I. der Freundschaft des Papstes bedürftig, wäre er zur Unterdrückung der lutherischen Ketzerei bereit gewesen, wenn ihn nicht die Rücksicht aus Friedrich den Weisen zurückgehalten hätte. Aus dem Reichstage 1521] zu Worms, wo er auch die deutschhabsburgischen Länder seinem Bruder Ferdinand übertrug, wurde Luther, weil er den geforderten Widerruf ohne Überführung aus der heiligen Schrift verweigerte, durch das Wormser Edict geächtet, allein Kurfürst Friedrich brachte ihn heimlich auf die Wartburg in Sicherheit. Hierin der Verborgenheit und Stille begann Luther die Bibelübersetzung,

5. Allgemeine Weltgeschichte - S. 141

1884 - Leipzig : Weber
Erste Periode. Von der Kirchenreformat. Luthers b. z. westfäl. Frieden. 141 aus Jnsbruck über das Gebirge, setzte den gefangenen Kurfürsten in Freiheit und bevollmächtigte den römischen König Ferdinand mit Moritz zu unterhandeln. Der zwischen beiden geschlossene Pass au er Vertrag machte der Haft des Landgrafen ein Ende, [1552 hob alle gegen die Evangelischen erlass neu Mandate auf und sprach die Anerkennung der evangelischen Kirche als einer eigenen und selbständigen aus, indem er ihr den Frieden auch dann verbürgte, wenn auf dem binnen sechs Monaten zu berufenden Reichstage keine Vereinigung über den Glauben erreicht werden sollte. Wie im Triumph kehrte Johann Friedrich der Großmütige, der fürstliche Märtyrer des evangelischen Glaubens, nach Weimar zurück. Karl V. aber, der das Werk seines Lebens mit einem Schlage vernichtet sah, überließ tief verstimmt und körperlich leidend die ferneren Verhandlungen seinein Bruder und wendete sich nach Lothringen gegen die Franzosen, aber die Belagerung von Metz war vergeblich und Deutschland bezahlte die Errettung von der spanisch-römischen Tyrannei mit dem Verluste eines kostbaren Gebietes. Unterdessen fiel Moritz7 Waffengefährte, der wilde Markgraf Albrecht von Brandenburg-Culmbach, brandschatzend in die fränkischen Bistümer ein; als er sich jedoch in die braunschweigische Fehde einmischte, machte ihn Moritz, der in ihm ein Werkzeug der kaiserlichen Rache argwöhnte, unschädlich, bezahlte aber den Sieg bei Sievers- [1553 hausen mit dem Leben. Erst im I. 1555 kam der Augsburger Religionsfriede zustande, indem man endlich der vergeblichen Mühe die Religivnsmeinuugen zu vereinigen entsagte und sich mit einem Friedstand auch ohne Einigung über die Glaubenslehre begnügte. Derselbe gewährte jedoch nur den Reichsständen, die sich zur augsburgischen Consession bekannten, freie Religionsiibnng sowie den Besitz der säkularisierten Kirchengüter, den andersgläubigen Unterthanen bloß das Recht freien Abzugs, die Frage wegen des Übertritts geistlicher Reichsstände, der sog. geistliche Vorbehalt, blieb unerledigt und dadurch der ganze Friede ein Stückwerk und eine Aussaat verderblichen Haders für die Zukunft. Karl V. aber übertrug 1556 die Regierung seiner Staaten seinem Sohne Philipp, entsagte der Kaiserwürde, zu der sein Bruder Ferdinand 1. [1556—64 gewählt wurde, und zog sick in das Kloster St. Inste zurück, wo er 1558 starb. § 79. Die Ausbreitung der Neformation. In kurzer Zeit fand die Reformation ihren Weg zu allen germanischen Völkern, die romanischen dagegen blieben der päpstlichen Kirche treu. Die

6. Allgemeine Weltgeschichte - S. 151

1884 - Leipzig : Weber
gifte Periode. Von der Kirchenreformat. Luthers b. z. westfäl. Frieden. 151 Frankreichs gegen das Haus Habsburg wieder aufzunehmen, als er unter dem Messer des sanatisierten Franz Ravaillac fiel. fi6io § 83. Deutschland von 1555—1618. Deutschland erfreute sich seit Albrechts von Kulmbach Ausgang länger als sechzig^Jahre hindurch einer nur wenig unterbrochenen Friedenszeit, während deren sich der Protestantismus siegreich fast über das ganze Reich ausbreitete. Schon hatte, um ihn zu hemmen, der Papst dem Baiernherzog und dem milden, zum evangelischen Glauben neigenden Kaiser Maximilian Ii. für ihre Unterthanen den [1564-7g Laienkelch und die Priesterehe zugestanden, als der Protestantismus das Opfer der Parteiungen in seinem eignen Schoße wurde. Namentlich seit Melauchthous Tode standen sich Lutheraner und [1560 Calvinisten und innerhalb der lutherischen Kirche die Orthodoxen, deren Hauptburg die 1558 gegründete Universität Jena war, und die Philippisten oder Kryptocalvinisten zu Wittenberg mit größerer Erbitterung gegenüber, als diese alle den Katholiken. Der freudige, siegesgewisse Geist der Reformation entwich vor dem Gezänk der Theologen. Mit dem confefsionellen Haß verschmolz der alte Vetternhaß zwischen den Albertinern und Ernestinern^in Sachsen, wie er bei Gelegenheit der grumbachschen Händel in der Achtsvott-strecknng an Johann Friedrich dem Mittlern von Gotha durch Kurfürst August zutage kam, und ebenso die Eifersucht Augusts auf den wachsenden Einfluß des zur reformierten Kirche übergetretenen Kurfürsten Friedrich von der Pfalz (Heidelberger Katechismus 1563), wodurch er, bisher ein Gönner der Philippisten, plötzlich in die Arme der Orthodoxen getrieben wurde, mit deren Hülfe er vergeblich durch die Concordienformel die Prote- [1580 steinten wieder unter seiner Leitung zu vereinigen suchte. Uber dem Streit um unverstandne Dogmen vergaßen die Deutschen der Verteidigung gegen Sultan Soliman Ii , der abermals die Ostgrenze des Reichs bedrohte, zum Glück aber vor dem von Zrrny helfen- .io6g mütig verteidigten Szigeth starb und die erobernde Kraft der Türken auf lange mit sich ins Grab nahm. Hatte früher Maximilian Ii. seinen Übertritt zum Protestantismus hier hoffen, dott fürchten lassen, so hielt ihn nun nicht bloß die Aussicht auf die spanische Erbfolge nach Don Carlos' Tode, sondern vor allem dte Zwietracht der Evangelischen davon zurück. Diese war es auch, die den Jesuiten ihre unterwühlende Thätigkeit erleichterte. Mit ihnen vereinigten sich seit der Thronbesteigung des geistesarmen, w Madrid erzogenen Rudolf Ii. die Bestrebungen der bislang einander >1576 i6i-

7. Allgemeine Weltgeschichte - S. 153

1884 - Leipzig : Weber
Erste Periode. Von der Kirchenreformat. Luthers b. z. westfäl. Frieden. 153 Herzogtuin Preußen anfiel) zur reformierten; durch den Vertrag zu Xanten teilten dieselben das streitige Land. § 84.. Der dreißigjährige Krieg 1618—48. a) Der böhmisch-pfälzische Krieg (— 1623) und der nieder* sächsisch-dänische Krieg (— 1629). Die Leichtigkeit, mit beider kinderlose Kaiser Matthias die Anerkennung seines [1612—19 Vetters Ferdinand von Steiermark als alleinigen Erben der österreichischen Erblande durchsetzte, ermutigte die katholische Partei zu neuen Angriffen auf die Evangelischen. Da riß die Erbitterung über die Abweisung der gegen die gewaltsame Störung des Kirchenbaus zu Klostergrab und Braunau erhobenen Beschwerde die evangelischen Stände Böhmens zu einer That offener Auflehnung hin: sie stürzten die kaiserlichen Statthalter Martiniz und [23. Mai 1618 Slavata samt dem Schreiber Fabricius aus dem Schloßfenster zu Prag. Mit Frohlocken begrüßte die Jesuitenpartei in Wien diesen Anlaß, Gewaltmaßregeln zu ergreifen; sie entriß dem sterbenden Matthias durch einen Gewaltstreich seinen versöhnlich gesinnten Ratgeber, den Cardinal Clesl, um selbst das Heft in die Hand zu nehmen; aber die Böhmen warfen unter Führung des Grasen Matth. Df;um die Kaiserlichen zurück, die Mähren schlossen sich ihnen an, Thurn bedrohte selbst Wien und zu derselben Zeit, [I6i9 37 wo Ferdinand, dank der Zwietracht der Evangelischen, zu Frankfurt zum Kaiser gewählt wurde, sprachen die Böhmen seine Absetzung aus und übertrugen die böhmische Krone dem jungen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, Gemahl der englischen Königstochter Elisabeth. Allein während dieser zu Prag die Zeit unter Festlichkeiten vergeudete und seine neuen Unterthanen durch calvinistischen Eifer beleidigte, stärkte sich Ferdinand Ii. durch einen Bund mit Maximilian von Baiern und der Liga, selbst Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen versprach ihm, voll Eifersucht auf den Pfalzgrafen, seinen Beistand zur Unterwerfung der Lausitzen und Schlesiens und der Sieg der Lignisten unter Tilly am weißen Berge bet [7. Nov. 1620 Prag machte den geächteten „Winterkönig" zu einem heimatlosen Flüchtling. Die Union löste sich auf; Böhmen verfiel einer furchtbaren jesuitischen Reaction, 27 Häupter des Aufstandes starben auf dem Blutgerüste zu Prag und mit eigner Hand zerschnitt Ferdinand den Majestätsbrief; aber mit der Ausrottung des Protestantismus war auch zugleich der Wohlstand des schönen Landes vernichtet. Als jedoch Tilly nun auch an der Pfalz die Acht zu vollstrecken begann, erhoben sich zur Verteidigung des Geächteten und des

8. Allgemeine Weltgeschichte - S. 156

1884 - Leipzig : Weber
156 Drittes Hauptstück. Die neue Zeit. Protestantismus in Deutschland denselben auch in den übrigen Ländern gefährde, reiften in ihm den Entschluß, in den deutschen Krieg einzugreifen. Richelieu, um so ernstlicher aus die Eindämmung der habsburgischen Macht bedacht, als eben in Italien um das 1626] erledigte Herzogtum Mantua der Krieg Frankreichs gegen sie ausgebrochen war, vermittelte ihm einen Waffenstillstand mit Polen und gewährte im Vertrag zu Bärwalde Subsidien. So landete 30. Juni 1630] Gustav Adolf aus Rügen mit 15 000 Mann, der Vorhut, wie er hoffte, der um ihn sich scharenden deutschen Protestanten. Aber während das Volk ihn als Befreier begrüßte, hielt die Fürsten die Furcht vor dem Kaiser und Mißtrauen gegen den Fremdling zurück. Nur gezwungen öffnete Herzog Bogislav von Pommern ihm die Thore Stettins und Johann Georg von Sachsen bewog lieber die Evangelischen auf einem Convent zu Leipzig zu dem Versuche, durch erneute Vorstellungen beim Kaiser die Zurücknahme des Restitutionsedicts zu bewirken, bis endlich Gustav Adolf, ungeduldig dem von Tilly und Pappeuheim belagerten Magdeburg zuhülfe zu eilen, den Anschluß Brandenburgs erzwang; allein Sachsens fortdauernde Zögerung verschuldete Magdeburgs Fall; io. Mai 1631] von Pappenheim erstürmt wurde es ein Raub der Flammen. Erst als Tilly zur Strafe für den Leipziger Convent sengend und brennend in Sachsen einbrach, schloß der Kurfürst sich an Gustav Adolf an und auf dem Schlachtfelde bei Breiten-7. Sept.] feld büßte Tilly vor der schwedischen Tapferkeit und Kriegskunst den Ruhm der Unbesiegbarkeit ein, ein Schlag, der alle bisherigen Erfolge des Kaisers und der katholischen Reaktion in Norddeutschland zertrümmerte; der Protestantismus erhob wieder das Haupt. Während die Sachsen unter Arnim in Böhmen eindrangen, zog Gustav Adolf nach dem Main und Rhein, die Evangelischen auch 5.April 1632] dort wiederaufzurichten, der Sieg am Lech, wo Tilly fiel, öffnete ihm den Weg ins Baierland, als schonender Sieger hielt er seinen Einzug in das von Maximilian verlassene München; Wien schien das nächste Ziel seines Siegeszugs. In dieser Not nahm der Kaiser seine Zuflucht zu dem gekränkten Wallenstein, aber erst nach langen demütigen Bitten und aus Bedingungen, durch die er aufhörte ein Unterthan zu sein und ein unabhängiger Kriegssürst wurde, ließ er sich herbei dem Kaiser ein neues Heer zu werben und es als Generalissimus zu führen. Rasch warf er die Sachsen aus Böhmen hinaus, statt aber dann dem ihm verhaßten Maximilian direkt zuhülfe zu eilen, bezog er, seinem großen Gegner

9. Allgemeine Weltgeschichte - S. 167

1884 - Leipzig : Weber
Zweite Periode. Vom toeftfäl. Frieden bis zur französ. Revolution. 167 Polen ausbrechenden Kriege nicht nur zu behaupten, sondern selbst wichtige Vorteile daraus zu ziehen. Als des großen Gustav Adolf Tochter Christine, die Freundin der Wissenschaften und der Gelehrten, unfähig ihre Neigungen dem äöchte des Staats zu opfern, dem Throne zu Gunsten ihres Vetters Karl X. Gustav entsagt hatte, um in den Schoß der katho- [1654-60 lifchen Kirche zurückzukehren und ihr abenteuerndes Leben zuletzt in Rom zu beschließen, überzog Karl X., der die vom Adel eingeschränkte Königsmacht durch Erneuerung des schwedischen Kriegsruhms zu heben wünschte, Polen, weil dessen König Johann Kasimir sich weigerte ihn anzuerkennen, mit Krieg, eroberte es und zwang selbst den Kurfürsten von Brandenburg sich als schwedischen Vasallen zu bekennen. Die Nachbarn zitterten vor dem nordischen Eroberer, als ein Aufstand der Polen ihn bei dem Kurfürsten Hülfe zu suchen ^ nötigte. In der dreitägigen mörderischen Schlacht bei W a r s ch au, 11656 in der die Polen geschlagen wurden, empfing das junge branden-burgische Heer seine ruhmvolle Bluttause. Seine fernere Hülfe verkaufte ihm Friedrich Wilhelm in dem Vertrage zu Labiau gegen den Verzicht auf die schwedische Lehensherrlichkeit über Preußen. ^ Als aber Karl X. von Polen ablassend sich plötzlich aus Dänemark stürzte, auf dem Eise über die Belte ging und dasselbe durch Bedrohung Kopenhagens zum Frieden von Roeskilde zwang, benutzte der 11657 Kurfürst seinen Abzug, um durch den Vertrag zu äb eh lau auch von Polen die Souveränität Preußens anerkennen zu laijen, die nach Karls X. plötzlichem Tode in dem Frieden zu Oliva l16g0 von beiden Seiten nochmals bestätigt wurde 3n Danmiark stürzte der Bürgerstand voll Unwillen über das schmähliche Verhalten des Adels während des Kriegs die ständische Verfassung um und ufcr= trug durch das Königsgesetz der Krone d'e unbeschrankte Gewalt. Di- Souveränität Preußen« aber wurde der Schemel für d,e Große der hohmzollernschen Macht; Friedlich Wilhelm brach den Widerspruch der preußischen Stände und verschmolz seme verschonen Gebiete zu einem Staate, der fortan der Schutz und Schum des zerfallenden Reichs gegen Frankreich und Schweden wurde. 8 90. L»dwii,s Xiv. erster und zweiter Raublrieg. Rücksichtslos und hochfahrend begann Ludwig Xiv bte tn den letzten Kriegen gewonnene Überlegenheit Frankreichs nach. außen gettent> zu machen. Eines bloßen Etikettenstreits wegen drohte er mrt Spanien zu brechen, Papst Alexander Vii. mußte ernt dem sranzostschen Gesandten in Rom widerfahrene Beleidigung mit den tiefsten

10. Allgemeine Weltgeschichte - S. 169

1884 - Leipzig : Weber
Zweite Periode. Vom westfäl. Frieden bis zur französ. Revolution. 169 lockungen unzugänglich, mit der bedrohten, durch die Spaltung zwischen der orauischeu und antioranischen Partei und den Verfall ihrer Landmacht geschwächten Republik. Im Fluge eroberte Ludwig an der Spitze seines von Tnrenne [1672 .und Sonde geführten, mit Pontons und Bajonetten ausgerüsteten Heeres fast das ganze Land. Da aber loderte die Leidenschaft des Volkes aus. Sich verraten glaubend, ermordete es die Brüder Jan und Cornelius de Witt und übertrug den Oberbefehl dem jungen Wilhelm Iii. von Oranien. Entschlossen, das mühsam dem Meere abgerungene Land eher in den Fluten zu begraben, als es den Franzosen zu lassen, öffneten die Niederländer die Schleusen, das Ausbleiben der Flut vereitelte die Landung der Engländer im Texel. Erschreckt über die Fortschritte der Franzosen entsandte selbst der Kaiser Montecuculi mit 12000 Mann, da aber geheime Weisungen diesen zur Unthätigkeit nötigten, machte Kursürst Friedrich Wilhelm, in Sorge um seine rheinischen Gebiete, zu Vossen: [1673 mit Ludwig Frieden; Tnrenne brach in Süddeutschland ein. Dagegen schloß sich Spanien den Niederländern an, das englische Parlament, des rühmlosen Kriegs überdrüssig, zwang den König zum Frieden, auch Köln und Münster legten die Waffen nieder, endlich erklärte auch das Reich an Ludwig den Krieg, worauf Brandenburg wieder an demselben teilnahm. Die Franzosen mußten Holland räumen, bei S asb ach fiel Turenne. Den Kaiser [1675 beschäftigte mehr der Ausstand der Ungarn unter Tökeli als der Krieg am Rhein. Um den Kurfürsten von diesem abzuziehen, reizte Ludwig die Schweden zum Einbruch in die Marken; unter Wrangel erneuerten sie hier die Unmenschlichkeiten des dreißigjährigen Kriegs. Da flog der Kurfürst herbei, schlug bei F ehr bell in mit [18. Juni 6000 Reitern 11 000 Schweden, entriß ihnen ganz Pommern und mit Hülse der neubegründeten brandenbnrgischen Kriegsflotte auch Rügen. Der Ruhm des „großen Kurfürsten" und seiner Brandenburger erfüllte die Welt. Zur See fiel de Ruyter vor Messina, das von Spanien abgefallen war. Die Erschöpfung Frankreichs, die seit der Vermählung Wilhelms von Oranien mit Maria, der Tochter des Herzogs von York, aufsteigende Gefahr eines englischniederländischen Bündnisses und die Bedrängnis der Schweden mahnten Ludwig, die errungenen Vorteile durch einen Frieden zu sichern. Die Trennung seiner Feinde machte diesen höchst vorteilhaft für Frankreich, schmachvoll für jene. Zu Nymwegen [1678 schlossen zuerst die Niederlande ohne Einbuße Frieden, dann Spanien
   bis 10 von 122 weiter»  »»
122 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 122 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 48
3 5
4 17
5 0
6 0
7 1
8 1
9 0
10 10
11 0
12 1
13 1
14 0
15 0
16 0
17 0
18 1
19 0
20 0
21 0
22 0
23 1
24 0
25 28
26 1
27 18
28 0
29 0
30 0
31 18
32 0
33 0
34 22
35 6
36 3
37 6
38 1
39 1
40 1
41 0
42 8
43 0
44 0
45 1
46 39
47 30
48 9
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 4
2 0
3 0
4 3
5 0
6 0
7 11
8 4
9 32
10 0
11 0
12 0
13 1
14 0
15 2
16 6
17 16
18 0
19 1
20 12
21 1
22 0
23 6
24 0
25 1
26 0
27 0
28 0
29 0
30 1
31 0
32 6
33 0
34 23
35 0
36 0
37 22
38 6
39 0
40 0
41 13
42 2
43 9
44 6
45 3
46 2
47 0
48 1
49 1
50 0
51 1
52 0
53 0
54 1
55 0
56 6
57 0
58 5
59 3
60 8
61 0
62 0
63 0
64 1
65 7
66 1
67 5
68 4
69 5
70 0
71 1
72 2
73 4
74 9
75 0
76 6
77 0
78 3
79 0
80 3
81 0
82 0
83 25
84 0
85 36
86 56
87 0
88 1
89 2
90 12
91 0
92 8
93 0
94 1
95 0
96 17
97 1
98 11
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 32
1 6
2 1
3 6
4 21
5 6
6 10
7 27
8 25
9 69
10 37
11 2
12 8
13 10
14 6
15 18
16 49
17 12
18 50
19 45
20 1
21 35
22 17
23 4
24 13
25 116
26 16
27 23
28 8
29 31
30 35
31 8
32 10
33 19
34 2
35 19
36 1
37 20
38 4
39 11
40 52
41 2
42 7
43 3
44 35
45 3
46 2
47 18
48 15
49 17
50 2
51 2
52 20
53 1
54 66
55 60
56 12
57 12
58 32
59 30
60 1
61 15
62 26
63 14
64 12
65 2
66 0
67 63
68 6
69 0
70 2
71 34
72 13
73 41
74 9
75 14
76 5
77 33
78 5
79 27
80 53
81 31
82 6
83 3
84 2
85 17
86 1
87 4
88 41
89 13
90 0
91 22
92 1
93 15
94 13
95 33
96 0
97 39
98 18
99 17
100 9
101 1
102 3
103 50
104 0
105 3
106 4
107 1
108 14
109 1
110 3
111 1
112 3
113 1
114 1
115 9
116 0
117 9
118 31
119 15
120 10
121 10
122 12
123 0
124 10
125 6
126 5
127 34
128 25
129 1
130 11
131 18
132 39
133 7
134 3
135 2
136 55
137 3
138 4
139 8
140 12
141 19
142 17
143 4
144 22
145 22
146 23
147 10
148 86
149 2
150 37
151 7
152 8
153 2
154 5
155 9
156 17
157 20
158 44
159 4
160 0
161 15
162 19
163 17
164 3
165 18
166 19
167 1
168 2
169 3
170 29
171 70
172 5
173 16
174 15
175 6
176 49
177 39
178 1
179 4
180 16
181 16
182 84
183 54
184 4
185 3
186 4
187 11
188 9
189 25
190 4
191 47
192 37
193 5
194 17
195 3
196 0
197 34
198 36
199 19