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1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 114

1888 - Leipzig : Engel
— 114 — Die Zahl der Juden in Polen im 16. Jahrhundert wird auf eine viertel Million und darüber angegeben. Sie bildeten grosse Gemeinden, in denen die Rabbiner, von den Königen bestätigt, wichtige Mittelpersonen der Krone waren, insofern sie die Kopfsteuer für die Staatskasse einzuziehen hatten; sie übten die bürgerliche Gerichtsbarkeit und standen sehr besuchten Hochschulen vor. Nirgends wurde im 16. und 17. Jahrhundert das Talmudstudium mehr betrieben als in Polen; die talmudischen Hochschulen in Krakau und Lublin, wo sich auch bedeutende jüdische Druckereien befanden, in Brzesc und Lemberg waren die berühmtesten von ganz Europa, welche auch von Jüngern aus Italien, Deutschland, Mähren und Schlesien besucht wurden. Nächst Schalom Schechna in Lublin (st. 1558), dem Begründer der dortigen Schule, war eine der hervorragendsten talmudischen Grössen Salomo Luria (Meharschal), ein Mann von grossem Scharfsinn, der unbekümmert um ältere Autoritäten selbständig seinen Weg ging. Durch seine seltene Charakterfestigkeit und die Rücksichtslosigkeit, mit der er Scheinheiligkeit und Eitelkeit geisselte, zog er sich viele Feinde zu, aber selbst seine Gegner mussten seinen Leistungen Anerkennung und Bewunderung zollen. Sein Hauptwerk „Jam schel Schelomo“, ein Muster von Gründlichkeit und Kritik, blieb unvollendet und erstreckt sich nur auf einzelne Tractate. Ferner schrieb er Glossen zum Talmud und dessen Commentaren (Meharschal), Rechtsgutachten u. a. m. Berühmter als Luria (st. 1573) wurde sein Zeitgenosse, der bereits erwähnte Moses Isserles in Krakau, der den Religionscodex Karo’s erschwerend ergänzte und einen Commentar zu den Turim (Darke Mosche) sowie Rechtsgutachten schrieb. Isserles beschäftigte sich auch mit Philosophie, was ihm Luria zum Vorwurf machte, arbeitete einen Commentar zu einem astronomischen Werke und schrieb Ergänzungen zu Zacuto’s „Juchasin“. Er starb 1572. Schüler Isserles’ war Josua Falk Kohen in Lemberg (st. 1614), der einen Commentar zu dem Codex Choschan Mischpat, „Sepher Meirat Enajim“ (S’ma) genannt, und zu den Turim schrieb. Er fand einen heftigen Gegner an Mei’r Lublin (1616), Rabbiner in Krakau, Lemberg und Lublin, der Rechtsgutachten sowie auch Novellen zum Talmud hinterliess; die bedeutendsten Rabbiner der folgenden Generation zählten zu seinen Schülern. Ferner sind noch zu nennen: Samuel Edels (Meharscha), Rabbiner in Posen, Lublin und Ostrog, der den Talmud mit, Novellen versah, und Joel Jafe oder Serkes aus Lublin, Rabbiner in verschiedenen Gemeinden Polens, seit 1619 in Krakau, wo er 1640 starb; er vermehrte die Commentare zu den Turim durch ein „neues Haus1, (Bach). Eine beachtenswerthe Erscheinung in dieser Zeit ist der Karäer Isaak den Abraham aus Troki bei Wilna, der, mit der einschlägigen Literatur innig vertraut, in seiner Yertheidigung des Judenthums „Chissuk Emuna“ (Befestigung des Glaubens) das Christenthum mit scharfen Waffen angriff. Sein 1593 verfasstes Buch, das sich der Anerkennung Voltaire’s zu erfreuen hatte, wurde von Tv agenseil ins Lateinische und von David Deutsch ins Deutsche übersetzt. Mit den Uebergriffen der katholischen Geistlichkeit zu Anfang des 17. Jahrhunderts und der Bedrückung der zur griechisch-katholischen Religion sich bekennenden Kosacken änderte sich auch die glückliche Lage der Juden in Polen.

2. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 113

1888 - Leipzig : Engel
— 113 - Jakob Frank aus Polen (geb. 1720, gest. 1791). Er offenbarte sich den Sabbatianern in Polen und Galizien als Nachfolger Sabbatai’s und liess sich von seinen Anhängern „der heilige Herr" nennen. Im Betrügen geübt, gelang es diesem Schlaukopfe, eine Rolle zu spielen. Das Geheimnissvolle, worin Alles was er that, gehüllt war, seine auffallende Avohlthätigkeit, sein fürstlicher Aufwand, seine grossartigen Hauseinrichtungen, dies Alles erwarb ihm Freunde und Beschützer. Scharen von Verblendeten wallfahrten zu ihm und ungeheure Summen wurden von seinen Anhängern ihm geschickt. Von den Rabbinern verfolgt, liess er sich taufen; nichtsdestoweniger blieben seine Anhänger ihm treu und verschafften ihm die Mittel, fürstlich zu leben. Sowol in Wien als in Brünn lebte er, von grossem Gefolge begleitet, als Baron, und liess sich, da er aus Oesterreich ausgewiesen wurde, in Offenbach am Main nieder, wo er mit der abenteuerlichen Eva Frank ein fürstliches Schloss bewohnte und sich in strenger Abgeschlossenheit hielt. Ueber die Geschichte Frank’s und seiner Begleiterin ist noch immer ein düsterer Schleier gebreitet. Mit den Sabbatianern nicht zu verwechseln sind die Sabbatharier, eine Sekte in Siebenbürgen, als deren Gründer Andreas Eössy und als deren eigentlicher Vertreter Simon Pecsi gilt. Pecsi war ein hochbegabter Mann, der 17 Sprachen genau kannte und sich bis zum Reichskanzler emporzuschwingen wusste. Im Jahre 1615 trat er als Apostel des Mosaismus auf und wirkte im Verein mit seiner Gattin, welche nach der Tradition eine Jüdin gewesen sein soll, für die Verbreitung seiner Glaubensansicht. Deswegen seiner 70 Dörfer verlustig erklärt, flüchtete er mit Weib und Kindern nach Konstantinopel, wohin ihm auch viele Anhänger folgten; die daheim gebliebenen bekannten sich äusser-lich zu den Reformirten, übten aber im geheimen ihre sabbatharischen oder jüdischen Gebräuche. Unter Maria Theresia und noch später wurde auf Drängen der Kirche Gewalt gegen sie in Bewegung gesetzt; viele gingen ihres Glaubens wegen freiwillig ins Exil. In neuester Zeit sind viele Sabbatharier öffentlich zum Judenthum übergetreten. § 5. Die Juden in Polen; die Verfolgung Chmelnicki’s. Wie die Türkei war im 16. Jahrhundert Polen für die Juden ein königliches Land, in dem sie sorglos wohnten. Durch ihre Stellung zu den Grossen des Reichs, deren Pächter sie waren, durch ihre Freiheit des Handels, durch ihre Arbeitsamkeit als Handwerker und Ackerbauer gewannen sie Wohlstand und Einfluss. Die fanatischen Geistlichen und neidischen Krämer drangen wol zuweilen auf Beschränkungen der ungläubigen Juden, aber die letzten jagel-lonisclien Könige Sigismund I. und Sigismund August schützten sie in ihrer nahezu 70jährigen Regierungszeit gegen Verfolgungen und Ausschliessungen. Polen blieb ein Asyl für alle Verfolgten; dorthin flüchteten sich die 1517 aus Böhmen verjagten Juden, und die deutschen Einwanderer verpflanzten dorthin die deutsche Sprache und die neue Methode der Talmudauslegung, die Disputirkunst, welche den Namen „Pilpul“ erhalten hat.

3. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 115

1888 - Leipzig : Engel
— 115 — Gross war die Steuerlast, unter der die Kosacken seufzten, es bedurfte bios der Leidenschaft eines Einzelnen, um diese wilde Horde zur Empörung zu bringen. Hire Wuth wandte sich nicht nur gegen die Polen, ihre Bedrücker und Frohnherren, sondern auch gegen die Juden, welche ihnen als die Werkzeuge des polnischen Adels und die rücksichtslosen Eintreiber der Steuern verhasst waren. Schrecken und Entsetzen verbreitete sich daher unter den Juden des Polenreichs bei der Kunde von dem Aufstande des Kosackenhäuptlings Chmel- nicki (Chmel). Mit wilden Mordscharen unter noch wildern Führern durchzog er mordend und plündernd das Land, überall wohin ihn der Kriegsturm führte, stürzte er sich mit furchtbarer Wuth auf die Juden und richtete ein Blutbad unter ihnen an, wie die Geschichte es nicht schrecklicher zu verzeichnen hat. Die Metzeleien begannen im Mai 1648 östlich vom Dnieper, Tausende wurden ermordet, Tausende geriethen in die Gefangenschaft der Tataren; in Nemirow wurden 6000 Juden mit ihrem Eabbi (10. Juni) erschlagen und ihre Leichen den Hunden vorgeworfen. Den Juden in Tulczyn stellte man die Wahl zwischen Taufe und Tod, aber kein Einziger wollte um diesen Preis das Leben erkaufen, gegen 1500 wurden gemartert und hingerichtet. An demselben Tage, 24. Juni, fielen ebensoviel in Homel. In der Stadt Nerol wurden 12000 Juden erschlagen. Grauenhafte Scenen wiederholten sich in allen Städten der Ukraine, Volhyniens und Podoliens, selbst die Wahl Johann Kasimir’s zum König von Polen machte dem Schlachten kein Ende; es dauerte bis zum Jahre 1655 und erstreckte sich auch auf die bis dahin verschonten Gemeinden von Lithauen. Die Gemeinde Wilna, eine der grössten Polens wurde fast vollständig aufgerieben, in Lublin wurden fast alle erschlagen. Kaum waren diese Leiden überstanden, so durchzog (1656) Karl X. von Schweden sengend und brennend das Land. In Posen, wo 2000 Familien wohnten, starben die meisten vor Hunger oder fielen der Pest zum Opfer; in Lissa wurden Hunderte gemordet, überall bis Krakau richtete er Verheerung unter den Juden an. Die Zahl der Juden, welche in den Jahren 1648—1658 in Polen umgekommen sind, wird von Einigen auf 600000 angegeben. Ueber diese Drangsale hat sich eine Reihe deutscher und polnischer Rabbiner in Klagen und Selichot vernehmen lassen; mehrere dieser Klagelieder werden alljährlich am 20. Siwan, dem Tage des Gemetzels von Nemirow, der seit damals als Trauertag eingeführt ist, von den jüdischen Gemeinden in Polen noch jetzt recitirt. Seit der Vertreibung aus Spanien hatte die Juden ein solches Leid nicht getroffen. Aller Mittel entblösst traten alle diejenigen, welche dem Blutbade und der Pest entronnen waren, die Wanderschaft an: viele entflohen nach Ungarn, Mähren und Böhmen, andere begaben sich nach Deutschland, Holland und Italien. Die Juden aller Länder leisteten den Unglücklichen brüderliche Hülfe, dafür boten ihnen die polnischen Flüchtlinge ihr talmudisches Wissen. Unter den aus-gewanderten Rabbinern ragte besonders hervor: Sabbatai Kohen, der, erst 41 Jahre alt, als Rabbiner von Holleschau (Mähren) 1663 starb; sein Commen-tar zum Schulchan Aruch Jore Dea und Choschan Mischpat, „Sifte Kohen“ (Schach) genannt, steht in gleichem Range mit dem von Abraham Abele Gumbinner

4. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 147

1888 - Leipzig : Engel
— 147 — Verträge wurde auch sie gezwungen, die bürgerliche Ungleichheit aus ihrem Gesetzbuche zu streichen: nach einem harten Kampfe wurden die schweizerischen Juden 1863 emancipirt. Bekenner des jüdischen Glaubens leben jetzt in allen Kantonen im vollen Genuss aller bürgerlichen Rechte. Russland steht hinter den Forderungen der Zeit noch immer zurück. Wol suchto man die Zustände der Juden auch dort zu verbessern, indem man ihnen den Besuch der russischen Schulen und Universitäten, sowie die Errichtung eigener zeitgemässer Schulen erlaubte und ihnen Freiheiten in der Ausübung der Gewerbe gewährte. Nahum Funkelstein, ein Jude aus Sklow, erhielt auf sein Ansuchen die Erlaubniss (1808), in der Gegend von Nikolajew jüdische Ackerbaukolonien zu gründen. Er legte deren sieben an, gab ihnen hebräische Namen und bevölkerte sie mit jüdischen Einwohnern. Diese jüdischen Ackersleute sind im Sommer Bauern, im Winter Gelehrte; denn zur Winterzeit wird das Talmudstudium mit demselben Fleisse betrieben, wie im Sommer der Ackerbau und die Viehzucht Auf dieselbe Weise leben sie in Kaukasien und Grusien. Kaiser Nikolaus I. behandelte die Juden mit Härte. Er vertrieb sie willkürlich aus Petersburg und Kiew und wollte sie durch einen Ukas von 1843 in die inneren Gouvernements verweisen. Er erliess die allerdrückendsten Ausnahmegesetze und befahl die gewaltsame Abführung zahlloser Judenkinder als zukünftige Rekruten in das Innere des Reichs und ihre Taufe. Seit dem Regierungsantritt Alexander’s Ii. trat auch für die Juden des grossen Czarenreichs eine allmähliche Besserung ihrer Lage ein, die sich aber bald um so trauriger gestaltete. Die Juden in Rumänien hatten trotz der Bestimmung der Pariser Convention vom Jahre 1856, welche die bürgerliche Gleichstellung aller Moldauer und Wallachen ohne Unterschied der Religion verlangte, unausgesetzt mittelalterliche Bedrückungen zu erleiden. Durch den Berliner Vertrag von 1878, der die Gleichstellung aller Staatsangehörigen, sowie die Freiheit der Ausübung aller Kulte für alle Donaustaaten als Grundprincip aufgestellt hat, wurde ihre Lage wol etwas verbessert, aber noch immer stehen sie unter Ausnahmegesetzen. Günstiger gestalteten sich die Verhältnisse der Juden in Serbien, wo ihrer völligen Gleichstellung nur wenig fehlt, und in Griechenland, wo ihnen Freiheiten gewährt sind. In Spanien ist das Verbannungsedict noch immer nicht aufgehoben und trotz mehrfacher Bemühungen freisinniger Männer (Castelar) den Juden der Wiedereintritt noch immer verboten; doch wird den Bekennern des Judenthums, welche sich in verschiedenen Städten des Landes niedergelassen haben, die freie Ausübung ihrer Religion gestattet. § 5. Die Juden in Afrika und Asien. Die Blutbeschuldigung in Damaskus. Der Zustand der Juden in den Reichen der Moslemim ist im allgemeinen Unterdrückung und Entziehung aller Rechte. In Marokko, wo sich gegen 200,000 Juden befinden, die in den Städten Marokko, Fez, Mequinez, Mogador, Tanger u. A. in abgesonderten Vierteln 10*

5. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 151

1888 - Leipzig : Engel
- 151 — gegen die Juden schürte; zu ihm gesellte sich Professor von Treitschke und eine ganze Anzahl judenfeindlicher Scribenten, deren Streben darauf gerichtet war, die Judenfrage wieder in Fluss zu bringen und den Juden die durch die Verfassung gewährleisteten Rechte zu schmälern. An verschiedenen Orten kam es zu Tumulten, an einzelnen auch zu thatsächlichen Ausschreitungen (Neu-Stettin). Die heftigsten Angriffe richteten die Antisemiten sowohl in der Tagespresse als in einer Fluth von Büchern und Broschüren nicht allein gegen die Juden, sondern auch gegen das Judenthum. Um das Judenthum, die Mutterreligion des Christenthums, verächtlich zu machen, tischte Rohling, Professor in Piag, in seiner Schrift „der Talmudjude“, die von Eisenmenger, Chiarini und anderen Judenfeinden gegen dasselbe erhobenen ungerechten Beschuldigungen von neuem auf, Beschuldigungen, welche sowol von jüdischen Gelehrten, wie Kroner, J. Frankel und besonders Bloch, letzterer jetzt Reichstagsabgeordneter in Wien, als von christlichen Theologen, wie von dem auch im Talmud bewanderten Professor Franz Delitzsch in Leipzig, von Professor J. Döllinger in München, von A. Wünsche, dem Uebersetzer des Midrasch Rabba, von Baumgarten u. A. gründlich widerlegt wurden. Das schmähliche Treiben der Antisemiten wurde von hochherzigen Regenten und Fürsten, von dem österreichischen Kaiser Franz Joseph, von den Königen in Baiern, Württemberg und Holland, von dem deutschen Kronprinzen, von dem Herzog von Meiningen, ebensowol wie von allen Edeldenkenden in und ausserhalb Deutschlands verdammt; mehrere, wie Professor Schleiden, Pastor Gruber, Professor Virchow, die deutschen Reichstagsmitglieder Eugen Richter, Hänel und Andere traten in Schriften und geharnischten Reden zur Vertheidigung der Juden auf. Die Feindseligkeiten gegen den jüdischen Stamm verbreiteten sich von Deutschland aus wie eine ansteckende Krankheit alsbald nach den verschiedensten Gegenden. In Russland, wo nach der Ermordung Alexander’s Ii. die Verhältnisse im Allgemeinen sich immer schwieriger gestalteten, waren die Juden die ersten Opfer der lange genährten leidenschaftlichen Erregung; es traten für sie Zustände ein, wie sie das Mittelalter nicht grauenhafter kannte. Das Signal zu einer Judenverfolgung war gegeben. Am Osterfeste, dem 27. April 1881, wurde in Elisabethgrad der Ruf: [Schlaget die Juden todt! zuerst vernommen; er fand an vielen Orten den traurigsten Widerhall. Am 8. Mai kam es zu Tumulten in Kiew ; die Judenhäuser wurden demolirt, die Synagogen zerstört, die Thorarollen zerschnitten; mehrere Juden grausam ermordet. Von Kiew zog die wilde Horde in die Nachbarorte; wohin sie kam, zerstörte oder plünderte sie der Juden Besitz, ln ganz Südrussland, in den Provinzen Cherson, Poltawa, Czernigow und Podolien wälzte sich die Aufruhrsbewegung lavinenartig von Ort zu Ort und dauerte von Mai bis September; auch später wiederholten sich die Tumulte, besonders in Balta, in erschreckender Weise. Die Verfolgungen hatten noch nicht aufgahört, da kam über die Juden ein neues Elend, gegen das zu kämpfen unmöglich war. Die von Juden am zahlreichsten bewohnten Städte wurden erbarmungslos niedergebrannt. Am 3. Juli 1881 wurden in Minsk 2000 Judenhäuser und 22 Synagogen, bald darauf der grösste Theil der Städte Koretz, Slonim, Mohilew u. a., am 11.

6. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 104

1888 - Leipzig : Engel
— 104 — Juden in grosser Anzahl. König Kasimir beschützte sie und legte 1180 den Grund zu den Privilegien, welche Boleslaw, Herzog von Kalisch, 1264 den Juden ertheilte. Unter Boleslaw V. hatten die polnischen Juden von den eingewanderten Deutschen, mehr aber noch von den das Land verwüstenden Mongolen viel zu leiden: Tausende von Juden wurden nach Asien in die Knechtschaft geschleppt-diejenigen, welche ihre Rettung in der Flucht suchten, fielen durchs Schwert. Der ’Wahn, dass die Juden Christenblut gebrauchen, fand auch in Polen sehr früh Glauben und forderte auch hier nicht wenige Opfer. Durch fanatische Geistliche, welche das Volk gegen die Juden aufhetzten, durch die Bürgerkriege, welche seit dem Tode Boleslaw’s V. wütheten, und durch die häufigen Einfälle der Tataren war die Lage der Juden eine trostlose geworden und erst unter Kasimir dem Grossen wurde sie wieder erträglicher. Kasimir bestätigte 1334 die von Boleslaw gegebenen Privilegien und beschützte sie im Jahre 1349 gegen die Wuthausbrüche der Bevölkerung; nichtsdestoweniger kam es in Kalisch, Krakau, Glogau und anderen Städten zu Metzeleien, und sollen damals mehr als 10000 Juden umgekommen sein. Dass Kasimir eine Jüdin, Esterka, zur Geliebten gehabt, ist geschichtlich nicht erwiesen. Auch Kasimir Iv. ertheilte den Juden 1447 Privilegien, wie sie solche damals in keinem ändern Lande genossen. Um Judenhetzen zu verhindern, befahl er, dass kein Jude beschuldigt werden dürfe, Christenblut gebraucht ’oder Hostien geschändet zu haben. Den Geistlichen war die günstige Stellung der Juden ein Dorn im Auge, sie waren hoch erfreut, dass Capistrano auch nach Polen kam; ihm gelang es, Kasimir gegen die Juden aufzustacheln. Der König, von den deutschen Ritterorden besiegt, liess seinen Zorn gegen die Juden aus; er hob die ihnen ertheilten Privilegien wieder auf und befahl, dass sie besondere,' von den Christen sie unterscheidende Trachten anlegen sollten. Ueber den Aufenthalt der Juden in dem eigentlich europäischen Russland während des Mittelalters finden sich keine Berichte. Sechster Abschnitt. Ton der Vertreibung der Juden aus Spanien und Portugal bis zur Zeit Moses Mendelssohn’s (1497—1750). §. 1. Die Juden in Afrika und der Türkei. Don Joseph Nasi. In der Geschichte des jüdischen Volkes zeigt sich oft recht deutlich das Walten der Vorsehung. Gott schickt Heilung vor dem Schlage! Am 2. August 1492 wurden die Juden Spaniens von ihrem heimatlichen Boden vertrieben, Tags zuvor hatte Columbus sich eingeschifft, um ein neues Land zu entdecken, das
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