82
V. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I.
geschlossen. Die Dänen traten die Herzogtümer Schleswig-Holstein und Lauenburg an Österreich und Preußen ab. Österreich verkaufte seinen Anteil an Lauenburg für 2500000 dänische Reichstaler, das sind ungefähr 5645000 Mark, an Preußen; das Herzogtum Lauenburg gehörte nun ganz dem Königreich Preußen, die beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein wurden von Österreich und Preußen gemeinschaftlich Verwaltet^/
4. Der Deutsche Krieg im Jahre 1866.
Veranlassung. Die gemeinsame Verwaltung von Schleswig-Holstein führte zu Streitigkeiten zwischen Preußen und Österreich. Zwar hätten diese leicht beigelegt werden können. Doch es bestand seit langer Zeit ein innerer Zwiespalt zwischen den beiden Staaten, der endlich ausgetragen werden mußte. Österreich war seit Jahrhunderten der erste Staat Deutschlands gewesen, und 3y2 Jahrhunderte hindurch hatten die österreichischen Herzöge die deutsche Kaiserkrone getragen. Aber die meisten Länder Österreichs gehörten nicht zum Deutschen Reiche, z. B. Ungarn, Galizien, Siebenbürgen, Kroatien, Slawonien, Dalmatien usw. Dagegen hatten die meisten Provinzen Preußens eine deutsche Bevölkerung. Auch war Preußen im Laufe der Zeit so mächtig geworden, daß es auf gleicher Stufe mit Österreich und nicht unter diesem stehen wollte. Wilhelm I. war nicht österreichfeindlich. Als Österreich 1859 mit Frankreich und Italien kämpfte, hatte er mobil gemacht, um Österreich zu helfen. Auch hatte er beim Bundestage die Mobilmachung des deutschen Bundesheeres beantragt, aber als Gegenleistung den Oberbefehl über die Bundestruppen gefordert. Die österreichische Regierung setzte lieber die Lombardei aufs Spiel, als daß sie auf diese Bedingung einging. Sie beantragte 1863 eine Reform des Deutschen Bundes und lud die deutschen Fürsten zu einem Fürstentage nach Frankfurt ein. Erst vierzehn Tage vor dem Eröffnungstermine gab Kaiser Franz Joseph König Wilhelm davon mündlich Kenntnis. Die Einzelheiten des österreichischen Reformplanes wurden erst in Frankfurt bekanntgegeben. König Wilhelm erschien nicht, und Bismarck erklärte, daß es der Würde seines Monarchen nicht entspreche, Vorschläge entgegenzunehmen, über die er vorher nicht gehört worden sei. Auch hierin zeigt sich, daß Preußen Gleichberechtigung mit Österreich verlangte, nicht Unterstellung. Nach dem Kriege von 1864 wollte Österreich aus Schleswig-Holstein einen selbständigen deutschen Staat machen und den Prinzen Friedrich von Sonderst burg-Augustenburg zum Herzog einsetzen. Preußen war nicht grundsätzlich Dagegen, verlangte aber,.daß Schleswig-Holstein in den Zollverein eintrete, sein Post- und Telegraphenwesen sowie sein Heer unter preußische Verwaltung stelle und den Kieler Hafen abtrete. Auf diese Bedingungen ließen sich weder der Prinz von Augustenbnrg noch Österreich ein. Darauf
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deutschenhansestdte. So erstreckte sich das Weltreich Napoleons, der sich als Nachfolger Karls des Groen betrachtete, 130 Departe-ments umfassend, den Ksten des westlichen und sdlichen Europas entlang von Lbeck und Hamburg bis Trieft und Korsu. Die meisten brigen Staaten Europas standen in mittelbarer Abhngigkeit von ihm (s. Karte Xi).
85.
Napoleons Feldzug gegen Rußland 1312.
1. Zug bis Moskau. Da der Kaiser Alexander I. von Rußland von dem Kontinentalsystem, das den Handel seines Reiches zu vernichten drohte, sich lossagte, geriet er in Krieg mit Napoleon. Dieser sammelte ein Heer, so groß, wie es die Welt seit den Tagen des Xerxes nicht gesehen, Fran-zosen, Deutsche, Hollnder, Schweizer, Polen, Italiener, Spanier und Por-tugiesen; dazu kamen ein preuisches und ein sterreichisches Hilfscorps. Im ganzen betrug die Streitmacht 600 000 Mann mit 140 000 Pferden und 1300 Geschtzen. Im Juni 1812 berschritt der Kaiser mit der Hauptarmee den Niemen und rckte in der Richtung auf Moskau, das Herz des rufst-schert Reiches, vor. Gleichzeitig sollte ein Heeresteil, zu dem die Preußen ge-hrten, gegen Riga vorgehen; ein anderer, hauptschlich sterreicher, sollte von Galizien aus in das sdliche Rußland vordringen. Die Russen, an Zahl dem Feinde bei weitem nicht gewachsen, wichen ohne Kampf, alles hinter sich verheerend, zurck. Erst bei dein Dorfe Borodino (westlich von Moskau, am Flchen Moskwa) kam es zu einer blutigen Schlacht (7. September), in der Napoleon das russische Heer unter Kutusoss besiegte. Einige Tage darauf zog er in Moskau ein. Mit der alten Hauptstadt, dem heiligen Mittel-punkt des Zarenreiches, schien ganz Rußland berwltigt zu seinen Fen zu liegen; hier hoffte er fr sein Kriegsheer Ruhe und ausreichende Vorrte zu finden; hier gedachte er dem bezwungenen Feinde einen demtigenden Frieden vorzuschreiben.
2. Rckzug. Aber er fand die Stadt verdet; ihre Bewohner waren geflchtet und hatten alle Lebensmittel fortgeschafft oder vernichtet; und als-bald verwandelte der surchtbare Brand von Moskau, der von dem russischen General-Gouverneur Rostops chin als Rettungsmittel ersonnen war, fast die ganze unermeliche Hauptstadt in einen Trmmerhaufen. Da mute Napoleon der Not weichen und sich zum Rckzge entschlieen. Umsonst war es, da er mit dem Kaiser Alexander Friedensunterhandlungen anzuknpfen suchte; der preuische Minister Stein, der sich als Alexanders Ratgeber in Petersburg befand, bewog den russischen Kaiser, den Friedensantrag abzu-lehnen. Unter diesen russischerseits absichtlich verzgerten fruchtlosen Ver-Handlungen war es bereits Sptherbst geworden, als Napoleon endlich mit
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die Polen und die Dnen. Sein Nachfolger Karl Xi. regierte friedlich. Ihm folgte 1697 auf dem Throne sein noch minderjhriger Sohn Karl Xii.
2. Polen war unter dem Knigshause der Jagellonen (13861n^zu einem ausgedehnten Reiche angewachsen, das sich von dem Schwarzen Meere bis zur Ostsee er-streckte. Seit es aber nach dem Aussterben des jagellonischen Mannsstammes in ein Wahl reich (1572) umgewandelt war, wurde die knigliche Macht durch den Adel, der den König whlte, sehr eingeschrnkt. Deshalb geriet das Reich mehr und mehr in Schwche und Verfall. Selbst der tapfere König Johann Sobiesky war nicht imstande, das Land zu heben. Sein Nachfolger Augnst Ii. der Starke, Kurfürst von Sachsen, suchte Livland, das an Schweden verloren gegangen war, wieder zu gewinnen und ver-band sich zu diesem Zwecke mit Rußland.
3. Rußland wurde (seit 1613) von Zaren aus dem Hause Romanow regiert, die in Moskau ihren Herrschersitz hatten. Als Feodor Iii. (1682) starb, wurde sein zehn-jhriger Halbbruder Peter zum Zaren ausgerufen.
-M5 75. (132.)
Peter der Groe (16891725).
1. Peters Jugend. Peter der Groe (geboren 1672) stand während seiner Minderjhrigkeit unter der Leitung seiner Mutter. Aber seine herrsch-schtige Stiefschwester Sophie wute sich der Regentschaft zu bemchtigen und ging darauf aus, ihn ganz vom Throne zu verdrngen. Von ihr auf-gewiegelt, erhoben die Stretzen, die Leibgarde der Zaren, einen furcht-baren Aufstand gegen Peter. Er floh Schutz suchend in eine Kirche. Dort fanden ihn die Emprer am Altare knieend, und schon wollte ihm einer das Messer ins Herz stoen, als ein anderer ausries: Halt, Bruder! Nicht hier am Altare. Er wird uns ja doch nicht entrinnen." In diesem Augenblicke erschien Reiterei und trieb die Strelitzen auseinander. Peter war gerettet. Er zog sich mit seiner Mutter nach einem Dorfe bei Moskau zurck und lebte hier unter einem Schwarme junger Russen in ungebundener Frhlichkeit. Ein kenntnisreicher Genfer mit Namen Lefort, der nach Moskau gekommen war, wute durch seine Erzhlungen von den Sitten und Einrichtungen der gebildeteren Völker in dem jungen Zaren eine hohe Begeisterung fr europische Bildung zu wecken. Vor allem zog diesen das Militrwesen an. Er bildete aus seinen Spiel-genossen eine kleine Soldatenschar und lie sie von Lefort nach auslndischer Weise einben und ausbilden. Diese Waffenbungen fhrten bald eine Menge vornehmer russischer Jnglinge herbei, die unter die Poteschni" d. i. Kameraden des Zaren, wie Peter seine neue Kompanie nannte, aufgenommen wurden. Jetzt merkte Sophie, wie gefhrlich Peter mit seinen bewaffneten Gefhrten ihr werden knnte. Sie hetzte daher die Strelitzen von neuem auf, ihn zu er-morden. Allein Peter unterdrckte durch seine Poteschni" die Emprung und verwies feine Stiefschwester in ein Kloster.
2. Peters Regierungsanf'nge. Jetzt war der siebenzehnjhrige Jng-liug Alleinherrscher (1689). Seine nchste Sorge ging dahin, sich ein tchtiges Heer zu bilden, zu welchem er in der Schar der Kameraden" den Grund gelegt. Aber er dachte auch an die Grndung einer Seemacht. Um Seeschiffe zu sehen, machte er eine Reise nach Archangel am Weien Meere, ergtzte sich dort am Anblicke der vorbersegelnden hollndischen Schiffe und befuhr in Schiffertracht das Meer. Als bald darauf ein glcklicher Krieg gegen die
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154
des westlichen und sdlichen Europas entlang von Lbeck und Hamburg bis Trieft und Korsu. Die meisten brigen Staaten Europas standen in mittel-barer Abhngigkeit von ihm (f. Karte Xi).
In Schweden hatte Gustav Hi. (17711792) die Adelsherrschaft gestrzt, war aber dafr (auf einem Maskenballe) erschossen worden. Sein Sohn Gustav Iv., der voll Ha gegen Napoleon bestndig im Kriege gegen Frankreich beharrte, verlor 1807 Pommern, das die Franzosen besetzten, 1808 Finnland, welches die Russen eroberten. Eine Ver-schwrung ntigte ihn 1809 abzudanken, und sein kinderloser Oheim, der ihm als Karl Xm. (18091818) folgte, nahm den franzsischen Marschall Bernadotte zum Kronprinzen und Thronfolger an.
95. (155.)
Napoleons Feldzug gegen Rußland 1312.
1. Zug bis Moskau. Da der Kaiser Alexander I. von Rußland von dem Kontinentalsystem, welches den Handel seines Reiches zu vernichten drohte, sich lossagte, geriet er in Krieg mit Napoleon. Dieser sammelte ein Heer, so groß, wie es diewelt seit den Tagen des Xerxes nicht gesehen, Fran-zosen, Deutsche, Hollnder, Schweizer, Polen, Italiener, Spanier und Por-tugiesen; dazu kamen ein preuisches und ein sterreichisches Hilfscorps; im ganzen betrug die Streitmacht 600 000 Mann mit 140000 Pferden und
18121300 Geschtzen. Im Juni 1812 berschritt der Kaiser mit der Hauptarmee den Riemen und rckte in der Richtung auf Moskau, das Herz des rufst-schen Reiches, vor; gleichzeitig sollte ein Heeresteil, zu welchem die Preußen gehrten, gegen Riga vorgehen; ein anderer, hauptschlich sterreicher, sollte von Galizien aus in das sdliche Rußland vordringen. Die Russen, an Zahl dem Feinde bei weitem nicht gewachsen, wichen ohne Kampf, alles hinter sich verheerend, zurck; auch Smolensk wurde eingenommen. Erst bei dem Dorfe Borodino (westlich von Moskau, am Flchen Moskwa) kam es zu einer blutigen Schlacht (7. September), in welcher Napoleon das russische Heer unter K u t u s o f f besiegte. Einige Tage darauf zog er in Moskau ein. Mit der alten Hauptstadt, dem heiligen Mittelpunkt des Zarenreiches, schien ganz Rußland berwltigt zu seinen Fen zu liegen; hier hoffte er fr fein Kriegsheer Ruhe und ausreichende Vorrte zu finden; hier gedachte er dem bezwungenen Feinde einen demtigenden Frieden vorzuschreiben.
2. Rckzug. Aber er fand die Stadt verdet; ihre Bewohner waren geflchtet und hatten alle Lebensmittel fortgeschafft oder vernichtet; und als-bald verwandelte der furchtbare Brand von Moskau, der von dem rufst-schen General-Gouverneur R o st o p s ch i n als Rettungsmittel ersonnen war, fast die ganze unermeliche Hauptstadt in einen Trmmerhaufen. Da mute Napoleon der Not weichen und sich zum Rckzge entschlieen. Umsonst war es, da er mit dem Kaiser Alexander Friedensunterhandlungen anzuknpfen
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221
148.
Napoleons Feldzug gegen Rußland 1812.
1. Zug bis Moskau. Da der Kaiser Alexanderi. von Ru-land von dem Kontinentalsystem, welches den Handel seines Reiches zu vernichten drohte, sich lossagte, geriet er in Krieg mit Napoleon. Dieser sammelte ein Heer, so ungeheuer und bunt gemischt, wie es die Welt seit den Tagen des Xerxes nicht gesehen, Franzosen, Deutsche, Hollnder, Schweizer, Polen, Italiener, Spanier und Portugiesen; dazu kam ein preuisches und ein sterreichisches Hilfscorps; im ganzen eine Streitmacht von 600 000 Mann mit 140 000 Pferden und 1800 Geschtzen. Im Juni berschritt der Kaiser den Niemen mit der Hauptarmee und rckte in der Richtung auf Moskau, das Herz des russischen Reiches, vor; gleichzeitig sollte ein Heeresteil, zu welchem die Preußen gehrten, gegen Riga, ein anderer, hauptschlich sterreicher, von den Karpathen aus vorgehen. Die Russen, an Zahl dem Feinde bei weitem nicht gewachsen, wichen ohne Kampf, alles hinter sich ver-heerend, zurck; auch Smolensk wurde eingenommen. Erst bei dem Dorfe Borodino (westlich von Moskau, am Flchen Moskwa) kam es zu einer furchtbar blutigen Schlacht (7. September), in welcher Napoleon das russische Heer unter Kutusoff besiegte. Einige Tage darauf zog er in Moskau ein. Mit der alten Hauptstadt, dem heiligen Mittelpunkt des Zarenreiches, schien ganz Rußland berwltigt zu seinen Fen zu liegen; hier hoffte er fr sein Kriegsheer Ruhe und ausreichende Vorrte zu finden; hier gedachte er dem bezwungenen Feind einen demtigenden Frieden vorzuschreiben.
2. Rckzug. Aber er fand die Stadt verdet; ihre Bewohner waren geflchtet und hatten alle Lebensmittel fortgeschafft oder ver-nichtet. Und alsbald verwandelte von dem russischen General-Gouverneur Rostops chin als Rettungsmittel ersonnen der furchtbare Brand von Moskau fast die ganze unermeliche Hauptstadt in einen Trmmerhaufen. Da mute Napoleon der ihn bedrngenden Not weichen und sich zum Abzge entschlieen. Umsonst war es, da er mit dem Kaiser Alexander Friedensunterhandlungen anzuknpfen suchte: der von ihm gechtete preuische Minister Stein befand sich jetzt als Alexanders Ratgeber in Petersburg und bewog den russischen Kaiser, den Friedensantrag mit der Antwort abzulehnen: Jetzt soll der Krieg erst recht anfangen." Unter diesen rnssischerseits absichtlich verzgerten fruchtlosen Verhandlungen war es bereits Sptherbst geworden, als Napoleon endlich mit seinem Heere den Rckmarsch an-
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- 189
pommerns (mit Stralsund und der Insel Rgen) blieb einstweilen noch schwedisch.
Endlich schlo Schweden auch mit Rußland Frieden: imfriedenzuny-ftbt (1721) trat Schweden die Ostfeeprovinzen Livland, Estland und Jngerman-land an Rulanb ab. So verlor Schweden feinen Vorrang im Norden Europas, undnunwurde Rußland die erste Macht im Norden und Osten Europas. Peter der Groe nahm (1721) neben dem altrussischen Titel Zar den europischen Namen Kaiser an und war bis zu seinem Tode rastlos bemht, Rulands Gre zu frdern (sein den Reformen widerstrebender Sohn Alex ei endete im Kerker). Peter starb (1725) nach 36 jhriger Regierung, erst 53 Jahre alt.
Ihm folgte auf dem Throne feine Gemahlin Katharina I., eine Livlnderin von niedriger Herkunft.
3. Kaiser Karl Vi. und das Deutsche Reich. Im Deutschen Reiche war dem Kaiser Joseph I. sein Bruder Karl Vi. (1711 1740) als Kaiser gefolgt. Unter ihm sank Deutschlands Macht und Ansehen tiefer und tiefer. Nachahmung franzsischer Sitte und Bil-dung hatte es von dem Einflsse Frankreichs abhngig gemacht; die ppigkeit und Schwelgerei der Hfe (z. B. des schsischen unter August dem Starken, der, wie viele andere Fürsten, in dem groen" Ludwig sein Vorbild sah) hatte Zerrttung der Staatseinknfte, Verarmung des Volkes (bei welchem jetzt zuerst die Auswanderung nach Nord-amerika aufkam), Unterdrckung der alten brgerlichen Freiheiten 2c.2c. herbeigefhrt. Die Reichsfrsten, untereinander uneinig, sorgten selbstschtig nur fr sich und vergaen ihre Pflichten gegen den Kaiser und das Reich. Der Kaiser dagegen war darauf bedacht, seine Haus-macht auszubilden und das Reich fr seine Zwecke zu gebrauchen. Seine Wrde war mehr eine Last, als da sie Macht verlieh; bei mehr als 300 beinahe selbstndigen Staaten, in welche das Reich zerfiel, war eine einheitliche oberste Gewalt fast nur noch ein Name. Der Reichstag, der! seit 1663 seinen stndigen Sitz zu Regensburg hatte, wurde nicht mehr von den Fürsten in Person besucht, sondern durch Gesandte beschickt. Seine Verhandlungen schleppten sich unter lauter Frmlichkeiten in endloser Breite hin: Beschlsse kamen nur mhsam zustande. Er bestand aus drei Abteilungen: dem Kurfrsten-kollegium, dem Frstenkollegium und dem Stdterat. Nur wenn alle drei Kollegien den kaiserlichen Antrgen zustimmten, konnte ein gl-tiger Reichsschlu ergehen. Auch nach auen erlitt das Reich wieder eine Einbue durch den
polnischen Erbsolgelrieg (17331738). Der nach Augusts Il Tode von den Polen zum König gewhlte Stanislausleszinski war nmlich mit Einwilligung des Kaisers von den Russen vertrieben,
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Extrahierte Personennamen: Peter Katharina_I. Karl_Vi Karl Karl_Vi Karl August Ludwig Ludwig Augusts
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Livland Estland Schweden Europas Europas Rulands Deutsche_Reich Deutschlands Frankreichs Nord-amerika
— 148 —
Steiermark, Kärnten, Krain und das Egerland abzutreten und wurde dafür von Rudolf mit Böhmen und Mähren belehnt.
Aber so leicht konnte Ottokar den jähen Sturz von seiner Höhe nicht verschmerzen, er bereitete sich auf einen größeren Kampf bor. Verbündete und Helfer fand er an den schlesischen und polnischen Fürsten, an den Markgrafen von Brandenburg und Meißen und an dem Herzog von Niederbayern, ja selbst der Erzbischof von Köln zeigte sich ihm günstig. Im Jahre 1278 brach der Krieg von neuem aus. Rudolf belichtete auf das Reichsheer, wahrscheinlich um keine Verpflichtungen zu haben, aber die Ungarn und seine näheren Freunde, wie der Burggraf von Nürnberg, führten ihm Truppen zu. Bei Dürnkrut an der March trafen die Gegner aufeinander. Anfangs war Ottokar im Vorteil, seine schweren böhmischen Reiter drängten Rudolfs rechten Flügel zurück, aber auf dem linken Flügel des königlichen Heeres hielt sich die ungarische Reiterei tapfer, und als die Reserbetruppen, schwere Berittene unter der Führung des langen Ulrich von Kapell, eingriffen, war der Sieg gewonnen. Die Böhmen mußten nach der March hin zurückweichen und suchten ihr Heil in der Flucht. Ottokar selbst wurde gefangen genommen und dabei getötet.
Rudolf konnte nun thun, was er längst im Sinne gehabt hatte. Er belehnte mit Zustimmung der Fürsten seine beiden Söhne Albrecht und Rudolf mit Östreich, Steiermark, Kärnten und Krain, das heißt, er machte diese Herzogtümer zu habsburgischem Hausgut, Böhmen und Mähren gab er Ottokars Sohne Wenzel, bemahlte mit ihm aber eine seiner Töchter, um noch mehr Länder an sein Haus zu knüpfen.
Gern hätte Rudolf sich des Reiches angenommen, besonders lag ihm die Sorge für den Landfrieden am Herzen. Allein in dieser Beziehung war er von dem guten Willen der Fürsten abhängig; wenn die Gesetze, die er erließ, in den einzelnen Staaten nicht ausgeführt wurden, so hatte er die Macht nicht, Gehorsam zu erzwingen. Das Beste, was er zu thun bermochte, war, mit gutem Beispiele bor anzugehen. Wo er konnte, zog er selbst gegen die Raubritter zu Felde und bestrafte
die, welche in seine Gewalt fielen, mit dem Tode. Als er 1290 fast
das ganze Jahr hindurch in Erfurt berweilte, zerstörte er mehr als 60
solcher Ritterburgen. Die Kaufleute, deren Handel durch das Raubge-
sindel gelähmt wurde, waren ihm dafür sehr dankbar. Aber daß er in den freien Reichsstädten eine Vermögenssteuer, den 30. Pfennig, erhob und bei den fortwährenden Streitigkeiten der Ratsherrn mit den Fürsten den letzteren beistand, gefiel den stolzen Bürgern nicht, es kam in Frankfurt a. M. und anderwärts in den Rheingegenden sogar zu trotzigem Widerstände gegen die königlichen Auflagen. Die Städter ge-
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— 11 —
Donau zusammendrängten. Auf ihreu Wunsch wurden 200 000 streitbare Männer mit Weib und Kind über den Strom gesetzt. Der Kaiser wollte, daß die Angekommenen sogleich in einzelne Haufen getrennt in die ihnen überlassenen Lcmdstrecken zwischen der Donail und dem Balkangebirge (in dem jetzigen Nordbulgarien) abgeführt würden, allein die habgierigen Statthalter hielten sie lange ans, um von ihrer Not Gewinn zu ziehen. Sie verkauften ihnen die Lebensmittel zu hohen Preisen und fuhren damit fort, bis die Goten, aller Mittel bar, Weib und Kind als Zahlung hingeben mußten, um nicht Hungers zu sterben. Eine dumpfe Gährung, Wut und Verzweiflung bemächtigte sich der Masse des gotischen Heeres. Um dasselbe doch noch zu bändigen und um endlich die anbefohlene Trennung ins Werk zu fetzen, zogen die Statthalter die Truppen vom Donanufer herbei. Dies hatte aber zur Folge, daß nun noch mehr gotische Scharen über den Fluß herüberkamen. Unterdes brachte ein verräterischer Anschlag auf die Führer die Empörung der eingeschlossenen Westgoten zum Ausbruch. Ein Statthalter (Lnpicinns) lud Fritigern und seinen Freund Alariv zu einem Gastmahle ein, um sie im Weinrausche ermorden zu lassen. Zuerst sollte ihr Gefolge niedergehauen werden, aber der Lärm, der dabei entstand, drang bis zu den Fürsten; sie erkannten den Verrat, ergriffen die Waffen und schlugen sich glücklich durch bis zu den Ihrigen. Nun war der Krieg erklärt; rachedürstend warfen sich die Westgoten auf die Römer, überwanden sie und versahen sich mit den besseren Massen der Gefallenen. Fritigern rief die Ostgoten, sowie alanische und hunnische Scharen, welche in deren Gesolge ebenfalls die Donan überschritten, zu sich. Mit echt barbarischem, wildem Grimme fielen die Germanen über die offenen Dörfer und weniger befestigten Landstädtchen her, mordeten und Plünderten, fo viel sie konnten, und zogen von Ort zu Ort, namenloses Elend und entsetzliche Verwüstung hinter sich zurücklassend. Das brachte die römische Welt in Bewegung. Aus dem Orient und aus Italien eilten Truppen herbei, Valens selbst stellte sich an die Spitze des Heeres, und bei Adrianopel kam es zur Schlacht (378). Sie ging für die Römer verloren. Die grimmigen Westgoten und ihre ostgotischen, alanischen und hunnischen Verbündeten behaupteten das Schlachtfeld, Valens selbst fand bei der furchtbaren Verwirrung, welche die Flucht der Seinen erzeugte, den Tod. Die Westgoten aber stürmten weiter, in grauenhafter Weise alles verheerend; nur Adrianopel und Konstantinopel, die großen Städte, wiederstanden. Bis zu Italiens Grenzen am Adriatischen Meere und bis zum Schwarzen Meere brach die römische Kulturwelt unter den schweren Tritten der germanischen Heerscharen zusammen.
Pfalz, Geschichte. H. 2
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4. Peter L, der Begrnder des russ. Kaisertums, u. Karl Xu., König v. Schweden. 59
fnft prfen und darber ein Zeugnis ausstellen. In Hannover zeigte er der Kurfrstin feine schwielige Hand und rhmte sich, da er vierzehn Hand-werke verstehe. In Amsterdam trennte er sich von der Gesandtschaft, um in Zaandam als Schiffszimmermann unter dem Namen Peter Baas zu arbeiten. Man wute, wer er war, aber er wollte nicht gekannt fein. Von da fuhr er nach England, dann zurck der Holland, Leipzig, Dresden nach Wien an den Kaiferhof. berall warb er tchtige Arbeiter aus allen Erwerbszweigen an und schickte sie nach Rußland, wo sie die Lehrer feines Volkes wurden. Ein Aufstand der Strelitzeu^) ntigte ihn zur Heimkehr. Unerwartet war er in Moskau und bestrafte die Aufrhrer mit dem Tode. Nun fing er an, in Rußland einzufhren, was er im Auslande gesehen. Im Jahre 1703 begann er den Ban von St. Petersburg nach dem Muster von Amsterdam. Tausende von Familien wurden gewaltsam dahin verpflanzt. Unterdessen hatte er schon Bundesgenossen geworben und den Krieg mit den Schweden begonnen, um ihnen die Mndungen der russischen Strme an der Ostsee zu entreien.
In jener Zeit regierte in Schweden Karl Xu. Er war eine Kraft-natur wie Peter. Als dreizehnjhriger Knabe machte er alle bungen der Soldaten mit. Wie ein ergrauter Krieger ertrug er Hunger und Durst und trotzte jeder Gefahr. Ein khner Ritt, eine verwegene Brenjagd waren seine Freude. Im fnfzehnten Jahre trat er die Regierung an. Die Kriegs-gefahren, die ihn umschwebten, entmutigten ihn nicht. Peter hatte ihm den Krieg erklrt und lagerte schon mit einem starken Heere vor der Festung Narwa. Da erschien Karl mit Blitzesschnelle. Mit 8000 Mann wagte er den Sturm auf 40000 hinter Verschanzungen stehende Russen und siegte. Peter sagte: Mein Bruder Karl wird uns zwar noch manches Mal schlagen, aber schlielich werden wir doch von ihm lernen, ihn zu besiegen." Dies war im Jahre 1700. Leicht htte Karl jetzt Peters Macht vernichten knnen, er mischte sich statt dessen in polnische Thronstreitigkeiten. Erst 1708 brach er wieder gegen Peter auf, aber er fand nicht mehr die Feiglinge von Narwa. Peter hatte inzwischen unablssig an der Fortbildung seines Heeres gearbeitet. Bei Pnltawa wurde Karl geschlagen. Er floh zu den Trken und trieb diese zur Kriegserklrung gegen Rußland. Peter wurde in seinem festen Lager am Prnth eingeschlossen und schien verloren. Da rettete ihn seine Gemahlin Katharina. Sie gab ihren Schmuck her und erbat von jedem Soldaten im Lager, was er besa. So brachte sie 200000 Rubel auf. Damit bestach sie den trkischen Growesir; Peter wurde mit seinem ganzen Heere freigelassen. Karl wollte die Russen angreisen, der bestochene Growesir duldete es nicht. Peter eroberte die Ostfeeprovinzen, während Karl unttig in Bender fa. Unterdessen waren die Trken des kostspieligen Gastes in Bender berdrssig geworden und mahnten ihn an die Heimkehr. Dafr hatte Karl kein Ver-stndnis. Er blieb aus Eigensinn, und die Trken muten Gewalt gegen ihn gebrauchen. Sie belagerten ihn in seiner Wohnung. Er kmpfte und wurde verwundet. Die Trken bten ihre Gastfreundschaft weiter, unterlieen aber nicht, ihn wiederholt an die Heimkehr zu mahnen. Alles scheiterte an seinem Eigensinne. Da kam ein schwedischer General, vom Reichsrat gesandt, zu ihm
*) Die Streichen (= Schtzen) bildeten die Leibwache des russischen Herrschers; man bezeichnet damit aber auch die gesamten Futruppen.
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Extrahierte Personennamen: Peter_L Karl_Xu Karl Peter_Baas Karl_Xu Karl Peter Peter Karl Karl Peter Karl Karl Karl Karl Peters Peter Narwa Peter Karl Karl Peter Katharina Peter Karl Peter Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Hannover Amsterdam Zaandam England Holland Leipzig Dresden Wien Kaiferhof Moskau Petersburg Amsterdam Ostsee Schweden Prnth
Der Krieg gegen sterreich im Jahre 1866.
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nur schlecht verteidigen. Trotzdem gelang die berfahrt unter Anfhrung Herwarths von Bittenfeld, und die Dnen wurden von der Insel vertrieben.
Friedensschlu. Als die sterreicher in die dnische Halbinsel Jtland eindrangen, baten die Dnen um Frieden. Dieser wurde zu Wien geschlossen. Die Dnen traten die Herzogtmer Schleswig-Holstein und Lauenburg an sterreich und Preußen ab. sterreich verkaufte seinen Anteil an Lauenburg fr 2500000 dnische Reichstaler, das sind ungefhr 5645000 Jb an Preußen; das Herzogtum Lauenburg gehrte nun ganz dem Knigreiche Preußen, die beiden Herzogtmer Schleswig und Holstein wurden von sterreich und Preußen gemein-schaftlich verwaltet.
Der Krieg gegen sterreich im Jahre ^8 66.
Veranlassung. Die gemeinsame Verwaltung von Schleswig-Holstein fhrte zu Streitigkeiten zwischen Preußen und sterreich. Zwar htten diese leicht beigelegt werden knnen. Doch es bestand seit langer Zeit ein innerer Zwiespalt zwischen den beiden Staaten, der endlich aus-getragen werden mute. Osterreich war seit Jahrhunderten der erste Staat Deutschlands gewesen, und 3 */a Jahrhunderte hindurch hatten die sterreichischen Herzge die deutsche Kaiserkrone getragen. Doch die meisten Lnder sterreichs gehrten nicht zum Deutschen Reiche, z. B. Ungarn, Galizien, Siebenbrgen, Kroatien, Slawonien, Dalmatien usw. Dagegen hatten die meisten Provinzen Preuens eine deutsche Bevlkerung. Auch war Preußen im Laufe der Zeit so mchtig geworden, da es aus gleicher Stufe mit sterreich und nicht unter diesem stehen wollte. So kam es zum Kriege.
Verlauf des Krieges. Auf sterreichs Seite standen Bayern, Sachsen, Hannover, Hessen, Nassau. Bhmen und das Gebiet des untern und Mittlern Mains waren die Kriegsschaupltze. Die preuische Main-armee unter dem Oberbefehle des Generals Vogel von Falckenstein siegte am 10. Juli bei Kissingen und am 14. Juli bei Aschaffenburg der die Bundesgenossen sterreichs. Die sterreicher selbst wurden in Bhmen in siegreichen Gefechten geworfen. Die Entscheidungsschlacht bei Kniggrtz, die am 3. Juli 1866 stattfand, wurde im letzten Augen-blicke durch das Eintreffen des Kronprinzen Friedrich Wilhelm gewonnen.
Friedensschlu. Im Frieden zu Prag trat sterreich aus dem Deutschen Bunde aus; Preußen erhielt als Entschdigung fr die Kosten des Krieges von Osterreich 60 Million Jf>, ferner wurden das Knig-reich Hannover, das Kurfrstentum Hessen, die Freie Stadt Frank-furt, das Herzogtum Nassau und die Herzogtmer Schleswig-Hol-stein dem Preuischen Staate einverleibt.
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Extrahierte Personennamen: Herzogtmer_Schleswig Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Wien Schleswig-Holstein Lauenburg Lauenburg Holstein Schleswig-Holstein Deutschlands Ungarn Galizien Kroatien Slawonien Dalmatien Sachsen Hannover Hessen Nassau Main-armee Kissingen Aschaffenburg Osterreich Hannover Hessen