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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 111

1914 - München : Oldenbourg
— m — bis auf wenige Familien gestorben oder verdorben. Ohne Unterricht, ohne Gottesdienst war das junge Volk aufgewachsen in Roheit und Sittenlosigkeit; von den Soldknechten der Heere hatte es Gewalttätigkeit und Verbrechen aller Art gelernt. Über den ehemaligen Acker war Wald gewachsen; angebaut wurde nur so viel Feld, als 3um (Ertrage der nötigen Nahrung erforderlich war. Der wert der Grundstücke war ungemein gesunken. Ost weigerten sich Nachbarn, anstoßende herrenlose Acker schenkungsweise anzunehmen, um die darauf lastenden Bodenabgaben nicht zahlen zu müssen. Die Ortsgeschichten belegen diese 2lngaben mit (Einzelbeispielen. So schreibt die dhronif von Gerolzhofen: „(Ein jammervolles Bild boten Stadt und Markung von Gerolzhofen nach den Drangsalen des Krieges. Die Mittel des Stadthaushaltes waren völlig erschöpft, Stadt- und Landgemeinden an den Bettelstab gebracht. Greulichen Anblick bot das Gebiet der Stadtmarhmg, der Umgebung, dessen ausgebrannte, totenstille Dörfer Lindelach, Rügsbofen, Stockheim, Alitzheim, Mittelmühle in Trümmern lagen. Rügshofen erlangte feinen früheren Umfang nicht wieder, Lindelach erhob sich überhaupt nicht mehr. Auren und wiesen waren nach langem Verwildern ertraglos, Acker und Weingärten von wildem Buschwerk überwuchert. Auch der sittliche Zustand der gelichteten Bevölkerung hatte begreiflicherweise sehr stark gelitten unter den (Eindrücken endloser blutiger Greuel, unbeschreiblicher Ausschreitungen, jammervoller Seuchen, He$enverfolgungen und Kriegsläufe. Zahlreiche Güter waren herrenlos und fanden tatsächlich keinen Herrn." In der Ortsgeschichte von Untererthal ist zu lesen: „Zwischen \652 und \650 verschwanden Nachbarn mit Familienangehörigen. Gegen (Ende der Kriegstvirren waren an die 50 Hofstätten verödet. Von 25 dem Frhrn. von (Erthal zustehenden Häusern standen 20 leer. Die unbewohnten Häuser waren teilweise abgebrannt oder verfallen. Steine und Holz verwendeten die den Krieg überlebenden Nachbarn zum Ausbessern ihrer baufälligen Heimstätten. Felder, wiesen und Weinberge lagen größtenteils brach; sie waren vielfach mit Hecken und Stauden verwachsen. Auf Hetzloser Markung waren \658 von 295 Morgen (Erthaljcher Acker nur ungefähr 40 Morgen bebaut, „das übrige mit Hecken und Holz verwachsen". Von \03 Morgen wiesen konnten nur 35 Morgen genutzt werden, die übrigen waren verwachsen und verwildert. Noch um 1?oo lagen \56 Morgen Feld bei Hetzlos wüst und das Dorf zählte noch ^6 öde Hofstätten. Hier wie überall wurde die Markung neu vermessen, da sie „mit Holz, Hecken und Sträuchern dergestalt verwachsen, daß sich darinnen schwerlich mehr zu finden". Die Stadt Karlstadt hatte ^670 {7? leere Häuser. Infolge der großen Verarmung der (Einwohnerschaft wurde der Gemeindewald verteilt.

2. Bürgerkunde - S. 12

1907 - München : Gerber
12 P. K. Rosegger*) erzählt: „Der Bauernhandwerker, als der Schuster, der^Schneider, der Weber, der Böttcher, anderwärts auch der Sattler,^der Schreiner sind in manchen Alpengegenden eine Art Nomaden- bolk. Sie Haben wohl irgend eine bestimmte Wohnung, entweder im eigenen Häuschen oder in der gemieteten Stube eines Bauernhofes, wo ihre Familie lebt, wo sie ihre Habseligkeiten bergen und wo sie ihre Sonn- und Feiertage zubringen; am Montagmorgen aber nehmen sie ihr Werk- zeug ans den Rücken oder in die Seitentasche und gehen ans die Stör, d. i). sie gehen ans Arbeit aus und heimsen sich im Bauerhause, wohin sie bestellt sind, so lange ein, bis sie die bestimmte Arbeit, den Hans bedarf, verfertigt haben. Dann wenden sie sich zu einem andern Hof." ^Arbella^ Durch das Wandern ging oft viel Zeit verloren. Ferner Hauptberuf, traf es oft zu, daß der Störer bald viel bald gar keine Arbeit hatte. Um seine Familie ernähren zu können, war er daher ge- zwungen, neben seiner eigentlichen Arbeit auch Landwirtschaft zu treiben. Oer L'ronhof als Wirtschaftsgemeinde. Neben den freien Bauern bestand der freie Adel?) Der ger- manische Adel setzte sich ans jenen angesehenen Familien zusammen, aus welchen die Herzöge gewählt wurden. Jede Adelsfamilie hatte ein Gut, das sich von dem Vater auf den Sohn, von diesem auf den Enkel ic. vererbte. Der Adel ging also von einem Ge- schlechte auf das folgende über; darum wird dieser Adel als Geschlechts- oder Geburtsadel bezeichnet. Der erwählte Herzogs war im Kriege der Führer der ade- ligen und nichtadeligen Grundbesitzer. Er erlangte immer mehr Macht. Aus den: Herzogtum entstand nach und nach das Königtum. Der König bedurfte verschiedener Diener, der Beamten. Diese königlichen Beamten bildeten im fränkischen Reiche den Dienstadel. Mit der Zeit verschmolzen Geschlechts- und Dienstadel zu einem Stande, dem freien Adels- oder Ritterstande. Die germanischen Könige eroberten von den besiegten Römern große Ländereien. Sie konnten daher die Dienste ergebener Adeliger dadurch belohnen, daß sie diesen große, bisher unbebaute Grundstücke schenkten. So wurden die Adeligen Großgrundbesitzer, die „weltlichen Grundherren". Auch die Geistlichen wurden mehrmals von den Königen mit Ländereien beschenkt. Auf diese Weise wurden manche Klöster zu „g erstlich en Grundherrschaften". — Die Grundherren suchten ihren Besitz zu vergrößern, ihre Macht zu vermehren. *) „Aus meinem Handwerkerleben". 2) Adel — Geschlecht auf dein Erbgut. 'h Herzog -- - Heerführer, der das Heer (nach sich, zieht, d. h. führt.

3. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 36

1912 - München : Kellerer
— 36 - Der Hauptgegenstand des Handels war auf dieser Straße das Salz, das von Salzburg ins Schwäbische gebracht wurde. Für diese Salzwagen mußte bei Föhriug eiu hoher Zoll bezahlt werden, der dem Bischof von Freising und seinem Lande zugute kam. Diese Brücke war Herzog Heinrich schon lange ein Dorn im Auge. Er hätte den reichen Zollertrag gut für sich und sein Herzogtum brauchen können. Nun begann er mit dem Bischof zu unterhandeln. Dieser aber wollte nicht nachgeben und die beiden gerieten in erbitterten Streit. Wenn die Fürsten stritten, gab es damals meist Krieg. So war es auch diesmal. Herzog Heinrich zog mit seinen Landsknechten, den damaligen Soldaten, nach Föhring, ließ die Brücke niederbrennen und eine andere bei dem Dörflein Munichen aufrichten, die Straße dorthin leiten und das Zollhaus bauen. Dieses geschah im Jahre 1158. Durch den lebhaften Verkehr auf dieser Straße zogeu bald mehr Bürger nach München und Heinrich versah die Ortschaft, um sie auch gegen äußere Überfälle zu schützen, mit Mauern, Wall und Graben und schlug seinen Wohnsitz in München auf. Nun war München eine Stadt geworden und wir nennen Heinrich den Löwen den Gründer der Stadt München. 18. Sagenhaftes von Herzog Heinrich demlöwen. Herzog Heinrich war, wie sein Beiname sagt, ein gar tapserer, starker Herr. Zu den vielen Fehden und Kriegszügen, die er unternahm, gehörte auch eine Fahrt zur Befreiung des hl. Landes aus den Händen der Türken, ein Kreuzzug. Unter- Wegs erwählte sich jeder der Krieger, die Kreuzfahrer hießen, einen besonderen Schutzheiligen. In einem Kloster, in dem sie einkehrten, sah Heinrich der Löwe einen Altar, dem hl. Onuphrius geweiht, und hörte so viel von den Tugenden und der mächtigen Hilfe dieses Heiligen, daß er ihn zum Schutzheiligen erwählte. Er erhielt vou den Mönchen als Gegengabe für reiche Ge- schenke die Hirnschale und das Bild des Heiligen. Beides brachte er nach München. Auf demselben Kreuzzug kam der Herzog in einen einsamen, abgelegenen Wald. Da sah er ein greuliches Untier, das mit seinen gewaltigen Tatzen einen Löwen so sest gepackt hielt, daß dieser vollständig wehrlos war. Der unerschrockene Herzog griff schnell nach dem Schwert, trennte mit einem Hieb den Schwanz des Untiers vom Rumpf und rettete so den Löwen. Dieser begleitete nun aus Dankbarkeit von Stund an den Herzog auf

4. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 169

1912 - München : Kellerer
— 169 — fließt, dient zur Wäsche, zum Gemüseputzen, Geschirrschwenken u. dergl. Auch die Gießkannen füllen wir am Brunnen, wenn wir das Wurzgärtleiu am Hause gießen, damit Sonnenblumen, Rosen, Pfiugstblumeu, Mohn und wie die ländlichen Blumen zu Festtagssträußchen heißen, die den Rand der Beete zieren, ordentlich blühen und Salat, Bohnen, Schnittlauch und ähn- liches gedeihen. Am wichtigsten für uns ist allerdings die Hecke aus Stachel- und Johannisbeeren. Doch nicht nur zum Pflanzengießen tragen wir Wasser in unserer Gießkanne. Im Grasgarten hinter dem Hause liegen die Wäsche und die Lein- wand zum Bleichen ausgebreitet und harren des Besprengens. Wenn im Sommer die Kirschen rot sind, im Herbste Zwetschgen und Äpfel locken, dann sind wir Kinder am liebsten im Baum- garten, erklettern die Obstbäume mit und ohne Leiter und holen uusern saftigen Schmaus. Ein Gebäude hätte ich beinahe der- gessen, nun mahnt mich Sultan mit einem Stoß seiner feuchten Schnauze. Sein Hundehaus steht im Hofe, in dem er besonders nachts Haus und Hof behütet. Jetzt trabt er zutraulich neben mir, wir stehen an der offenen Scheunentüre, deren Breite den schwerbeladenen Wagen noch einfahren läßt. Auf dem hölzernen Boden stehen die Leiterwagen und die Dreschmaschine. Auf hohen Leitern ersteigt man Heu- und Getreideboden. Das Glöcklein vom Turm des Daches ertönt, daß es über die Felder klingt und die fleißigen Arbeiter zur ersehnten Mittagrast ruft. d) Die Bewohner und ihre Lebensweise. Die Bewohner des Dorfes betreiben meistens Landwirtschaft, d. h. sie bebauen die Äcker. Die Wiesen liefern das Gras für das Vieh. Die Bewohner sind also Landwirte oder Bauern. Am meisten verdienen die Bauern durch den Verkauf von Milch, die sie morgens und abends in die Stadt fahren. Ein Schneider, ein Schuhmacher, ein Wagner, ein Schmied, ein Krämer sind meistens auch zu erfragen. Neben ihrem Hand- werk treiben sie auch Landwirtschaft und zu den Zeiten, wo Feld und Wiese alle Hände beschäftigen, müssen die Kunden oft lange warten, bis ein Regentag die nötige Arbeitszeit gibt. Im Sommer müssen die Bauern früh aufstehen. Noch ist die Sonne nicht aufgegangen, muß der Stall gereinigt, das Vieh gefüttert und getränkt werden. Auf dem Felde wird gemäht, das > Getreide geschnitten, bevor es hell geworden ist. Zu einer Zeit, in der die meisten Städter erst ans den Betten

5. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 140

1912 - München : Kellerer
— 140 — Stück weit mit Ihnen, so weit als die Zeit erlaubt unfern Schulweg zu ändern". Sie begleiteten nun den Herrn bis zum Sendlingertorplatz, nachdem sie ihm auf Befragen die Matthäus- Kirche genannt, die Paulskirche gezeigt, ihn auf Krankenhaus, Denkmäler und Brunnen aufmerksam gemacht hatten und wiesen ihn dann durchs Tor in die Sendlingerstraße, sprachen mit ihm noch genau vom Weg und dessen bemerkenswerten Ge- bäuden und sagten ein paar artige Abschiedsworte. Der Herr freute sich über seine eifrigen Führer und bot jedem ein fil- bernes Geldstück. Ihrer Weigerung, etwas anzunehmen, machte er scherzend ein Ende: „Jede Arbeit ist des Lohnes wert! Sollte es nicht manches in München geben, was ihr Buben gerne anseht? Geht nicht manchmal das Taschengeld dazu aus?" Was die Buben mit ihrem Erwerb getrieben, kann ich euch nicht sagen. Ich glaube, sie besinnen sich noch, ob es für Panorama und Deutsches Museum oder für Besichtigung der Menagerie und fremder Völkerstämme an dem Oktoberfest oder für eine Frühlingsfahrt ins Isartal verwendet wird. 56. Vom Gemüsegarten. In den Vorstädten sieht man große Gärten, in denen fast nur Gemüse angepflanzt wird. Man heißt solche Gärten Ge- müsegärten. Diese Gärten gehören den Gärtnern, welche jähr- aus, jahrein die Bewohner Münchens mit frischen Gemüsen versorgen. Ein solcher Garten ist in Beete abgeteilt, enthält in der Mitte in der Regel einen Brunnen, der das Wasser zum Begießen der Pflanzen liefern muß, an einem Ende das Gartenhaus zum Aufbewahren der nötigen Geräte, am andern Ende die Frühbeete. Letztere sind etwas tiefer gelegen und werden mit Brettern und Fenstern zugedeckt, um die im Herbste, Winter und Frühjahre darin wachsenden Gemüse vor kalter Luft zu bewahren. Aus diesen Frühbeeten erhalten wir im Borfrühling Salat, Rettiche, Kohlraben, Rüben n. a. Gemüse, die in den freien Beeten wegen zu rauher Luft noch gar nicht angepflanzt werden können. Die Gemüsegärten, sollen sie guten Ertrag liefern, erfordern große Mühe und unablässige Sorgfalt. Der Gärtner muß vom frühesten Morgen, ja schon vor die Sonne aufgeht, bis zum späten Abend ununterbrochen tätig sein. Dabei hat er bei seinen Arbeiten eine gebückte Haltung nn'd ist dem Regen, und, wenn die Sonne scheint, den unmittelbaren Strahlen derselben

6. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 171

1912 - München : Kellerer
— 171 — ist die Straße nicht beleuchtet. Wer etwas außerhalb des Hauses zu besorgen hat, nimmt seine Laterne zur Hand. Das Trinkwasser erhalten die Landleute meist durch Pump- brunueu. Ein laufender Brunnen ist wohl häufig auch in der Mitte des Dorfes. Am Brunnen befindet sich ein Trog, aus dem das Vieh säuft. Samstags oder an Vorabenden von Feiertagen wird die Straße gekehrt wie auch das Innere des Hauses gründlicher gereinigt wird als an den andern Werk- tagen. Die Kinder wie die großen Leute sind anders gekleidet als die Städter, und erstere gehen im Sommer barfuß und tragen keine Kopfbedeckung. Den Sommer über ist uur vor- mittags Schule, nachmittags helfen die Kinder ihren Eltern bei der Feldarbeit oder hüten Gänse, Schweine und Kühe. Die Gänse werden auf den Anger getrieben. Anger ist eine natür- liche Weidefläche. Um das Dorf herum liegen die Äcker und Wiesen. Auf deu Äckern werden Getreide, Futterkräuter, Ol- pflanzen, Rüben n. a. angebaut. Der Boden ist entweder ein Sandboden, oder er ist ein Fels- oder Steinboden, für Pflanzen nicht geeignet; er ist Weichboden, der viel Wasser enthält, oder endlich ist er ein erdiger Boden, der an seiner lockern, aber schwarzbraunen Erddecke kenntlich ist und der allein geeignet ist, deu Pflanzen die erforderliche Nahrung zu geben. Wiesen sind Flächen, die mit Gras bewachsen sind. Sie liegen tiefer als die Äcker, weil der Graswuchs viel Feuchtigkeit bedarf. Zwischen dem Grase wachsen Blumen aller Art. Oft schaut die Wiese vou den Blumen Löwenzahn und Gold- Hahnenfuß ganz gelb aus. Zu einer andern Zeit herrscht die weiße Farbe vor, denn Gänseblümchen, Wucherblumen, Augen- troft bedecken fast die ganze Fläche. Wieder zu einer anderen Zeit ist blau die Hauptfarbe, weil Skabiosen, Wiesensalbei, Glockenblumen in größter Menge wachsen. e) Verkehr zwischen Dorf und Stadt. Die Neuzeit hat den Verkehr zwischen Dorf und Stadt wesentlich erleichtert. Fast überall hin zieht sich der Schienen- sträng der Eisenbahn. Ist der Ort auch nicht groß genug um den Bau eines Bahnhofs zu rechtfertigen, so kann er sich doch zu einer Haltestelle aufschwingen. In der Nähe größerer Städte bieten die Vorortzüge eine billige und bequeme Reisegelegen- heit. Auch Postautomobile rattern über die staubige Land-

7. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 175

1912 - München : Kellerer
— 175 — noch im Spätherbst, wenn andere Pflanzen und Gräser bereits abgestorben, sind, durch seine grüne Farbe einen wohltuenden Anblick. Das Getreide heißt in diesem Falle Wintergetreide. Wird der Same im Frühlinge gesäet, dann wird es Sommer- getreide genannt. In letzterem Falle wird das Getreide weniger ergiebig. Das Samenkörnlein, das in die Erde fällt, sprengt die äußerste Hülle, treibt nach unten Würzelchen, nach oben Blätt- chen. Die Würzelchen geben der Pflanze festen Stand und nehmen Nahrung aus der Erde auf. Die Pflanze wächst immer mehr in die Höhe und setzt endlich oben Ähren an. Diese kommen zum Blühen. Es bilden sich Körner, die anfangs ganz weich sind, nach und nach aber hart werden und wir sagen, das Getreide reift. Kommt während der Blütezeit Frost oder zu lange dauernde Feuchtigkeit über die Ähre, dann leidet sie Schaden, die Ähre bleibt leer. Sind die Körner reif, so wird das Getreide mit der Sense oder Sichel geschnitten, in Garben gebunden und zum voll- stäudigeu Hartwerden der Körner auf kürzere oder längere Zeit auf dem Felde der Sonne ausgesetzt. Dann fährt der Wagen hinaus auf das Feld, die Garben werden mittels der Gabel hinaufgehoben und der hochbeladene Wagen wird nach Hanfe und in die Scheune gefahren, wo die Garben wieder abgeladen und zu gelegener Zeit mit Dreschflegeln ausgedroschen werden oder man benützt eine Dreschmaschine, die durch Ochsen oder Pferde oder durch eine Maschine in Bewegung gesetzt oder erhalten wird. Sind die Körner gereinigt, so werden sie in Säcke geschüttet, um entweder zum Verkaufe in die Stadt oder in eine Mühle, wo sie zu Mehl gemahlen werden, gebracht zu werden. Die wenigsten Menschen denken daran, wenn sie Brot oder anderes Gebäck genießen, wie vieler Arbeit und Mühe es bedarf, bis aus deu Samenkörnern, die schon zum Wachstum einen Sommer nötig haben, Brot bereitet werden kann. 64. Vom Getreide. Roggen, Weizen, Gerste, Hafer. Kein Landwirt darf versäumen, wenigstens eine von diesen vier Arten von Getreide anzubauen. Am häufigsten sieht man in unserer Gegend den Roggen und er ist für uns wirklich die Www»

8. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 146

1912 - München : Kellerer
— 146 — haartem wird „Müller" genannt, der mit rotem als „König" und der mit braunem gar als „Kaiser" bezeichnet. Dieser erste Brustring ist nicht umsonst von so beträchtlicher Größe, müssen doch starke Muskeln die Bohr- und Scharrwerkzeuge des Mai- käsers unterstützen. Weil dieser Ring frei, nicht mit den anderen verwachsen ist, hindert er die Beweglichkeit der Vorderbeine nicht. Die sechs Ringe des Hinterleibes sind schwarz mit einem dreieckigen, weißen Fleck ans einer Seite. Der Rumpf endet in einer hellbraunen, hornartigen, dreieckigen Spitze. Am dunkel- braunen Kopf sehen wir zwei verhältnismäßig große, glänzende, schwarze, unbewegliche Augen und zwei keulenförmige, kleine Fühler, die beim Männchen sieben, beim Weibchen sechs Glieder haben. Die Augen zeigen ihm den Baum und das Blatt, auf das er sich setzen will, um es zu verzehren. Die Fühler am Kopfe dienen ihm als Geruchsorgan. Die oberen Glieder der Fühler sind breit und sehen Blättern ähnlich, so daß man meinen könnte, jeder Maikäfer trage einen zierlichen Fächer mit sich. Darauf befinden sich die winzigen Geruchsorgane, die das Tier zu seiner Nahrung leiten und mit denen das Mann- chen das Weibchen aus der Menge der Genossen findet. Am Maul sind zwei Freßspitzen, die bei der Gefräßigkeit des Tieres fast beständig in Bewegung sind. Ein Maikäferjahr bedeutet eine Fülle von Sorge und Arbeit für den Gärtner und Förster. Trotzdem die Maikäfer eine sehr kurze Lebenszeit haben, nur wenig Wochen im Mai sind ihnen vergönnt, so hausen sie doch verheerend in Garten und Wald. Die Blätter der Bäume und Sträucher sind ihre Nahrung, Eichenlaub ist besonders bevor- zugt. Ginge man den Maikäfern nicht mit allen Mitteln ernst- lich zu Leibe, wie viele Äste und Zweige wären von den Un- ersättlichen kahl gefressen! Wer einen Maikäfer sieht, pflegt ihn zu zertreten. Aus dem zerquetschten Körper fließt keiu rotes Blut sondern ein weißer Saft. Knochen hat der Maikäfer so wenig wie Ohren und Nase. Sehr erfolgreich ist das Ein- sammeln, wenn man im Frühjahr sofort nach dem ersten Er- scheinen der unwillkommenen Insekten beginnt. Auf diese Weise konnten z. B. in einer Gegend Sachsens in einem Jahre 30 000 Zentner Maikäfer, d. f. ungefähr 1590000 Stück, mit Kalk zu Dünger verarbeitet werden. Auch der Vermehrung der Mai- käser sucht man vorzubeugen. Man errichtet im Wald künstliche Brutstätten aus frischem Kuhmist und mit Erde bedeckt. Da- durch werden die Weibchen angelockt, legen ihre Eier hinein und im Juli, ehe die Eier ausschlüpfen, werden die ganzen Brut-

9. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 159

1912 - München : Kellerer
häutige Blättchen, die ihn vollständig einhüllen und später, wenn sie als Knospenschutz nicht mehr nötig sind, in Form einer Kappe abgeworfen werden. Die Zapfen geben ein rafches Feuer. Die zähen Wurzeln sind zu Flechtereien verwendbar. Aus den Nadeln erhält man durch entsprechende Behandlung die Wald- wolle. Das Harz gewinnt man durch Einschnitte oder Bohr- löcher in den Stamm. Geschmolzen liefert es das gelbe Pech, auch Geigenharz und Terpentinöl wird daraus gemacht. Da die Fichte der Pfahlwurzel entbehrt, hat der Sturm leichtes Spiel mit ihr und richtet in den Wäldern oft entsetzlichen Schaden an. Da die Wurzeln oberflächlich verlaufen, um- klammern sie gern Felsblöcke und Gesteine und finden daher selbst in einer dünnen Erdschicht den nötigen Halt. Die Äste sind freilich oft nicht kräftig genug, schwer zu tragen und sie brechen dann unter der Last des vielen Schnees. Große Hitze kann die Fichte nicht ertragen; sie wird dadurch im Wachstum gehindert. Auch die Tiere sind vielfach Feinde der Fichte. Hirsche und Rehe schälen die jungen Stämme ab. Der Borken- käser wühlt im Innern. Die Raupe des Nonnenschmetterlings frißt die Nadeln ab und macht infolgedessen, daß die Bäume absterben. Wohl hat der Förster die Bäume mit Schutzringen umgeben, doch die beste Hilfe gegen schädliche Insekten bleiben unsere Vögel, die schon deshalb den Schutz der Menschen ver- dienen. 63. Das Dorf. a) Kirche und Friedhof. „Morgen müßt ihr früh aufstehen und euch zum Gottes- dienste rüsten," hieß es abends. In taufrischer Frühstunde ging der Zug vom Haufe weg: die Frauen und Mädchen mit dem Sonntagssträußcheu im Mieder, die Männer und Buben mit der Blume am Hut, alle gemessenen Schrittes. Auf dem Hügel mitten im Dorf liegt das schlichte Gotteshaus. Es ist keine reiche, prächtige Kirche, wie Rudolf sie in der Stadt zu sehen gewohnt ist, aber der grüne Turm mit dem einfachen Kreuz zeigt ebenso bedeutungsvoll in die blaue Himmelsferne. Sind auch die Glocken kleiner und nicht so kunstvoll ineinander gestimmt, sie mahnen doch ebenso eindringlich zum Gebet und entbehren auch die Fenster der farbenbunten, künstlerischen Malerei, sie lassen doch Gottes hellen Sonnenschein in den

10. Heimatkunde von München und Umgebung in Wort und Bild - S. 152

1912 - München : Kellerer
— 152 — Süßigkeit geschenkt. So gehe ich zu Grunde, ohne jemand Labung und Nutzen gebracht zu haben. Wie gut haben es unsere Blumenschwestern in den Anlagen! Die sind mit Zaun und Draht und durch grimmige Wächter vor euern barbarischen Händen geschützt". „O verzeiht, verzeiht," flehte Thedy, und bettete mit bebenden Händen die sterbenden Blnmenelfen be- hutsam ins Gras neben den Weg. „Damit ihr wenigstens einen leichten Tod auf kühlem Grunde habt. Verzeiht, ich wills nie wieder tun!" Von Gewissensbissen und Angst gefoltert, jagte er weiter. Da streckte sich ein gespenstischer Arm über den Weg. „Halt, Bube!" Thedy schrie auf. Grau und verwittert reckte sich eine riesige Gestalt vor ihm auf, die mächtigen Glieder umhüllte ein Gewand von braun und grünem Tuch. Ein rotes Mal zog sich an der Seite hin, in Fetzen hing das Tuch herab und rotes Blut sickerte zur Erde. Dumpf fühlte Thedy im Schlaf, daß es nur ein Trugbild war, was der Traum ihm vorgaukelte, nichts anderes als der alte Buchenbaum war die sonderbare Erscheinung, aber er konnte dem Zauber nicht entrinnen. Ent- setzt rief er aus: „Was ist dir geschehen? Warum blutest du?" „Du bist schuld an meinen Wunden, du böser Geselle. Du hast mir mit aller Kraft ein Glied meines Körpers weggerissen zum Spielzeug deiner kindischen Laune. Weißt du nicht, daß wir fühlen und leben wie ihr Menschen, daß jeder Zweig ein Teil von uns ist, uns lieb und unentbehrlich, wie dir Hand, Arm und Fuß. Auf dem Zweig, den du im Staube nachge- schleift hast und achtlos liegen ließest, hätten sich lustige Vögel geschaukelt, es wäre das Ziel des ersten Ausflugs für die junge Brut gewesen, bunten Faltern, goldnen Käfern wäre er ein willkommener Rastplatz gewesen. Nun muß er elend verderben und ich bin schwer verletzt und der Riß brennt wie Feuer." Kaum war das letzte Wort verklungen, beugte sich Waldgeist Haselbusch vor. Wie Pelzmärtel sah er aus im graugrünen Gewand, mit grauem Pelz verbrämt. Mit erhobenen Armen und drohender Miene forschte er: „Wo verschmachten meine Nüsse, die du gedankenlos weggezupft, trotzdem sie uoch unreif, klein und grün und weich waren? Wie hätten die reifen Kerne dem Eichhorn geschmeckt, wie froh hätte sie ein armer Reisig- sammler verzehrt, wie gerne sie St. Niklans für brave Kinder aus dem Sack geschüttelt! Wie gut haben es unsere Brüder, die Bäume und die Büsche in den Anlagen? Ein strenges Gesetz verpönt das Abreißen von Zweigen, Laub und Blüten,
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