Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— m —
bis auf wenige Familien gestorben oder verdorben. Ohne Unterricht, ohne Gottesdienst war das junge Volk aufgewachsen in Roheit und Sittenlosigkeit; von den Soldknechten der Heere hatte es Gewalttätigkeit und Verbrechen aller Art gelernt.
Über den ehemaligen Acker war Wald gewachsen; angebaut wurde nur so viel Feld, als 3um (Ertrage der nötigen Nahrung erforderlich war. Der wert der Grundstücke war ungemein gesunken. Ost weigerten sich Nachbarn, anstoßende herrenlose Acker schenkungsweise anzunehmen, um die darauf lastenden Bodenabgaben nicht zahlen zu müssen.
Die Ortsgeschichten belegen diese 2lngaben mit (Einzelbeispielen. So schreibt die dhronif von Gerolzhofen:
„(Ein jammervolles Bild boten Stadt und Markung von Gerolzhofen nach den Drangsalen des Krieges. Die Mittel des Stadthaushaltes waren völlig erschöpft, Stadt- und Landgemeinden an den Bettelstab gebracht. Greulichen Anblick bot das Gebiet der Stadtmarhmg, der Umgebung, dessen ausgebrannte, totenstille Dörfer Lindelach, Rügsbofen, Stockheim, Alitzheim, Mittelmühle in Trümmern lagen. Rügshofen erlangte feinen früheren Umfang nicht wieder, Lindelach erhob sich überhaupt nicht mehr. Auren und wiesen waren nach langem Verwildern ertraglos, Acker und Weingärten von wildem Buschwerk überwuchert. Auch der sittliche Zustand der gelichteten Bevölkerung hatte begreiflicherweise sehr stark gelitten unter den (Eindrücken endloser blutiger Greuel, unbeschreiblicher Ausschreitungen, jammervoller Seuchen, He$enverfolgungen und Kriegsläufe. Zahlreiche Güter waren herrenlos und fanden tatsächlich keinen Herrn."
In der Ortsgeschichte von Untererthal ist zu lesen:
„Zwischen \652 und \650 verschwanden Nachbarn mit Familienangehörigen. Gegen (Ende der Kriegstvirren waren an die 50 Hofstätten verödet. Von 25 dem Frhrn. von (Erthal zustehenden Häusern standen 20 leer. Die unbewohnten Häuser waren teilweise abgebrannt oder verfallen. Steine und Holz verwendeten die den Krieg überlebenden Nachbarn zum Ausbessern ihrer baufälligen Heimstätten. Felder, wiesen und Weinberge lagen größtenteils brach; sie waren vielfach mit Hecken und Stauden verwachsen. Auf Hetzloser Markung waren \658 von 295 Morgen (Erthaljcher Acker nur ungefähr 40 Morgen bebaut, „das übrige mit Hecken und Holz verwachsen". Von \03 Morgen wiesen konnten nur 35 Morgen genutzt werden, die übrigen waren verwachsen und verwildert. Noch um 1?oo lagen \56 Morgen Feld bei Hetzlos wüst und das Dorf zählte noch ^6 öde Hofstätten.
Hier wie überall wurde die Markung neu vermessen, da sie „mit Holz, Hecken und Sträuchern dergestalt verwachsen, daß sich darinnen schwerlich mehr zu finden".
Die Stadt Karlstadt hatte ^670 {7? leere Häuser. Infolge der großen Verarmung der (Einwohnerschaft wurde der Gemeindewald verteilt.
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12
P. K. Rosegger*) erzählt: „Der Bauernhandwerker, als der
Schuster, der^Schneider, der Weber, der Böttcher, anderwärts auch der
Sattler,^der Schreiner sind in manchen Alpengegenden eine Art Nomaden-
bolk. Sie Haben wohl irgend eine bestimmte Wohnung, entweder im
eigenen Häuschen oder in der gemieteten Stube eines Bauernhofes, wo
ihre Familie lebt, wo sie ihre Habseligkeiten bergen und wo sie ihre Sonn-
und Feiertage zubringen; am Montagmorgen aber nehmen sie ihr Werk-
zeug ans den Rücken oder in die Seitentasche und gehen ans die Stör,
d. i). sie gehen ans Arbeit aus und heimsen sich im Bauerhause, wohin
sie bestellt sind, so lange ein, bis sie die bestimmte Arbeit, den Hans
bedarf, verfertigt haben. Dann wenden sie sich zu einem andern Hof."
^Arbella^ Durch das Wandern ging oft viel Zeit verloren. Ferner
Hauptberuf, traf es oft zu, daß der Störer bald viel bald gar keine Arbeit
hatte. Um seine Familie ernähren zu können, war er daher ge-
zwungen, neben seiner eigentlichen Arbeit auch Landwirtschaft zu
treiben.
Oer L'ronhof als Wirtschaftsgemeinde.
Neben den freien Bauern bestand der freie Adel?) Der ger-
manische Adel setzte sich ans jenen angesehenen Familien zusammen,
aus welchen die Herzöge gewählt wurden. Jede Adelsfamilie
hatte ein Gut, das sich von dem Vater auf den Sohn, von diesem
auf den Enkel ic. vererbte. Der Adel ging also von einem Ge-
schlechte auf das folgende über; darum wird dieser Adel als
Geschlechts- oder Geburtsadel bezeichnet.
Der erwählte Herzogs war im Kriege der Führer der ade-
ligen und nichtadeligen Grundbesitzer. Er erlangte immer mehr
Macht. Aus den: Herzogtum entstand nach und nach das Königtum.
Der König bedurfte verschiedener Diener, der Beamten. Diese
königlichen Beamten bildeten im fränkischen Reiche den Dienstadel.
Mit der Zeit verschmolzen Geschlechts- und Dienstadel zu
einem Stande, dem freien Adels- oder Ritterstande.
Die germanischen Könige eroberten von den besiegten Römern
große Ländereien. Sie konnten daher die Dienste ergebener
Adeliger dadurch belohnen, daß sie diesen große, bisher unbebaute
Grundstücke schenkten. So wurden die Adeligen Großgrundbesitzer,
die „weltlichen Grundherren".
Auch die Geistlichen wurden mehrmals von den Königen
mit Ländereien beschenkt. Auf diese Weise wurden manche Klöster
zu „g erstlich en Grundherrschaften". —
Die Grundherren suchten ihren Besitz zu vergrößern, ihre
Macht zu vermehren.
*) „Aus meinem Handwerkerleben".
2) Adel — Geschlecht auf dein Erbgut.
'h Herzog -- - Heerführer, der das Heer (nach sich, zieht, d. h. führt.
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Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 36 -
Der Hauptgegenstand des Handels war auf dieser Straße das
Salz, das von Salzburg ins Schwäbische gebracht wurde. Für
diese Salzwagen mußte bei Föhriug eiu hoher Zoll bezahlt
werden, der dem Bischof von Freising und seinem Lande zugute
kam. Diese Brücke war Herzog Heinrich schon lange ein Dorn
im Auge. Er hätte den reichen Zollertrag gut für sich und
sein Herzogtum brauchen können. Nun begann er mit dem
Bischof zu unterhandeln. Dieser aber wollte nicht nachgeben
und die beiden gerieten in erbitterten Streit. Wenn die Fürsten
stritten, gab es damals meist Krieg. So war es auch diesmal.
Herzog Heinrich zog mit seinen Landsknechten, den damaligen
Soldaten, nach Föhring, ließ die Brücke niederbrennen und
eine andere bei dem Dörflein Munichen aufrichten, die Straße
dorthin leiten und das Zollhaus bauen. Dieses geschah im
Jahre 1158. Durch den lebhaften Verkehr auf dieser Straße
zogeu bald mehr Bürger nach München und Heinrich versah
die Ortschaft, um sie auch gegen äußere Überfälle zu schützen, mit
Mauern, Wall und Graben und schlug seinen Wohnsitz in
München auf. Nun war München eine Stadt geworden und wir
nennen Heinrich den Löwen den Gründer der Stadt München.
18. Sagenhaftes von Herzog Heinrich demlöwen.
Herzog Heinrich war, wie sein Beiname sagt, ein gar
tapserer, starker Herr. Zu den vielen Fehden und Kriegszügen,
die er unternahm, gehörte auch eine Fahrt zur Befreiung des
hl. Landes aus den Händen der Türken, ein Kreuzzug. Unter-
Wegs erwählte sich jeder der Krieger, die Kreuzfahrer hießen,
einen besonderen Schutzheiligen. In einem Kloster, in dem sie
einkehrten, sah Heinrich der Löwe einen Altar, dem hl. Onuphrius
geweiht, und hörte so viel von den Tugenden und der mächtigen
Hilfe dieses Heiligen, daß er ihn zum Schutzheiligen erwählte.
Er erhielt vou den Mönchen als Gegengabe für reiche Ge-
schenke die Hirnschale und das Bild des Heiligen. Beides brachte
er nach München.
Auf demselben Kreuzzug kam der Herzog in einen einsamen,
abgelegenen Wald. Da sah er ein greuliches Untier, das mit
seinen gewaltigen Tatzen einen Löwen so sest gepackt hielt, daß
dieser vollständig wehrlos war. Der unerschrockene Herzog griff
schnell nach dem Schwert, trennte mit einem Hieb den Schwanz
des Untiers vom Rumpf und rettete so den Löwen. Dieser
begleitete nun aus Dankbarkeit von Stund an den Herzog auf
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Onuphrius
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Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 169 —
fließt, dient zur Wäsche, zum Gemüseputzen, Geschirrschwenken
u. dergl. Auch die Gießkannen füllen wir am Brunnen, wenn
wir das Wurzgärtleiu am Hause gießen, damit Sonnenblumen,
Rosen, Pfiugstblumeu, Mohn und wie die ländlichen Blumen
zu Festtagssträußchen heißen, die den Rand der Beete zieren,
ordentlich blühen und Salat, Bohnen, Schnittlauch und ähn-
liches gedeihen. Am wichtigsten für uns ist allerdings die
Hecke aus Stachel- und Johannisbeeren. Doch nicht nur zum
Pflanzengießen tragen wir Wasser in unserer Gießkanne. Im
Grasgarten hinter dem Hause liegen die Wäsche und die Lein-
wand zum Bleichen ausgebreitet und harren des Besprengens.
Wenn im Sommer die Kirschen rot sind, im Herbste Zwetschgen
und Äpfel locken, dann sind wir Kinder am liebsten im Baum-
garten, erklettern die Obstbäume mit und ohne Leiter und holen
uusern saftigen Schmaus. Ein Gebäude hätte ich beinahe der-
gessen, nun mahnt mich Sultan mit einem Stoß seiner feuchten
Schnauze. Sein Hundehaus steht im Hofe, in dem er besonders
nachts Haus und Hof behütet. Jetzt trabt er zutraulich neben
mir, wir stehen an der offenen Scheunentüre, deren Breite den
schwerbeladenen Wagen noch einfahren läßt. Auf dem hölzernen
Boden stehen die Leiterwagen und die Dreschmaschine. Auf
hohen Leitern ersteigt man Heu- und Getreideboden. Das
Glöcklein vom Turm des Daches ertönt, daß es über die Felder
klingt und die fleißigen Arbeiter zur ersehnten Mittagrast ruft.
d) Die Bewohner und ihre Lebensweise.
Die Bewohner des Dorfes betreiben meistens Landwirtschaft,
d. h. sie bebauen die Äcker. Die Wiesen liefern das Gras für
das Vieh. Die Bewohner sind also Landwirte oder Bauern.
Am meisten verdienen die Bauern durch den Verkauf von
Milch, die sie morgens und abends in die Stadt fahren. Ein
Schneider, ein Schuhmacher, ein Wagner, ein Schmied, ein
Krämer sind meistens auch zu erfragen. Neben ihrem Hand-
werk treiben sie auch Landwirtschaft und zu den Zeiten, wo
Feld und Wiese alle Hände beschäftigen, müssen die Kunden
oft lange warten, bis ein Regentag die nötige Arbeitszeit gibt.
Im Sommer müssen die Bauern früh aufstehen. Noch ist
die Sonne nicht aufgegangen, muß der Stall gereinigt, das
Vieh gefüttert und getränkt werden. Auf dem Felde wird
gemäht, das > Getreide geschnitten, bevor es hell geworden ist.
Zu einer Zeit, in der die meisten Städter erst ans den Betten
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Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 140 —
Stück weit mit Ihnen, so weit als die Zeit erlaubt unfern
Schulweg zu ändern". Sie begleiteten nun den Herrn bis zum
Sendlingertorplatz, nachdem sie ihm auf Befragen die Matthäus-
Kirche genannt, die Paulskirche gezeigt, ihn auf Krankenhaus,
Denkmäler und Brunnen aufmerksam gemacht hatten und wiesen
ihn dann durchs Tor in die Sendlingerstraße, sprachen mit
ihm noch genau vom Weg und dessen bemerkenswerten Ge-
bäuden und sagten ein paar artige Abschiedsworte. Der Herr
freute sich über seine eifrigen Führer und bot jedem ein fil-
bernes Geldstück. Ihrer Weigerung, etwas anzunehmen, machte
er scherzend ein Ende: „Jede Arbeit ist des Lohnes wert!
Sollte es nicht manches in München geben, was ihr Buben
gerne anseht? Geht nicht manchmal das Taschengeld dazu aus?"
Was die Buben mit ihrem Erwerb getrieben, kann ich
euch nicht sagen. Ich glaube, sie besinnen sich noch, ob es für
Panorama und Deutsches Museum oder für Besichtigung der
Menagerie und fremder Völkerstämme an dem Oktoberfest oder
für eine Frühlingsfahrt ins Isartal verwendet wird.
56. Vom Gemüsegarten.
In den Vorstädten sieht man große Gärten, in denen fast
nur Gemüse angepflanzt wird. Man heißt solche Gärten Ge-
müsegärten. Diese Gärten gehören den Gärtnern, welche jähr-
aus, jahrein die Bewohner Münchens mit frischen Gemüsen
versorgen. Ein solcher Garten ist in Beete abgeteilt, enthält
in der Mitte in der Regel einen Brunnen, der das Wasser
zum Begießen der Pflanzen liefern muß, an einem Ende das
Gartenhaus zum Aufbewahren der nötigen Geräte, am andern
Ende die Frühbeete. Letztere sind etwas tiefer gelegen und
werden mit Brettern und Fenstern zugedeckt, um die im Herbste,
Winter und Frühjahre darin wachsenden Gemüse vor kalter
Luft zu bewahren. Aus diesen Frühbeeten erhalten wir im
Borfrühling Salat, Rettiche, Kohlraben, Rüben n. a. Gemüse,
die in den freien Beeten wegen zu rauher Luft noch gar nicht
angepflanzt werden können.
Die Gemüsegärten, sollen sie guten Ertrag liefern, erfordern
große Mühe und unablässige Sorgfalt. Der Gärtner muß vom
frühesten Morgen, ja schon vor die Sonne aufgeht, bis zum
späten Abend ununterbrochen tätig sein. Dabei hat er bei
seinen Arbeiten eine gebückte Haltung nn'd ist dem Regen, und,
wenn die Sonne scheint, den unmittelbaren Strahlen derselben
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— 171 —
ist die Straße nicht beleuchtet. Wer etwas außerhalb des
Hauses zu besorgen hat, nimmt seine Laterne zur Hand.
Das Trinkwasser erhalten die Landleute meist durch Pump-
brunueu. Ein laufender Brunnen ist wohl häufig auch in der
Mitte des Dorfes. Am Brunnen befindet sich ein Trog, aus
dem das Vieh säuft. Samstags oder an Vorabenden von
Feiertagen wird die Straße gekehrt wie auch das Innere des
Hauses gründlicher gereinigt wird als an den andern Werk-
tagen.
Die Kinder wie die großen Leute sind anders gekleidet
als die Städter, und erstere gehen im Sommer barfuß und
tragen keine Kopfbedeckung. Den Sommer über ist uur vor-
mittags Schule, nachmittags helfen die Kinder ihren Eltern
bei der Feldarbeit oder hüten Gänse, Schweine und Kühe. Die
Gänse werden auf den Anger getrieben. Anger ist eine natür-
liche Weidefläche. Um das Dorf herum liegen die Äcker und
Wiesen. Auf deu Äckern werden Getreide, Futterkräuter, Ol-
pflanzen, Rüben n. a. angebaut. Der Boden ist entweder ein
Sandboden, oder er ist ein Fels- oder Steinboden, für Pflanzen
nicht geeignet; er ist Weichboden, der viel Wasser enthält, oder
endlich ist er ein erdiger Boden, der an seiner lockern, aber
schwarzbraunen Erddecke kenntlich ist und der allein geeignet
ist, deu Pflanzen die erforderliche Nahrung zu geben.
Wiesen sind Flächen, die mit Gras bewachsen sind. Sie
liegen tiefer als die Äcker, weil der Graswuchs viel Feuchtigkeit
bedarf. Zwischen dem Grase wachsen Blumen aller Art. Oft
schaut die Wiese vou den Blumen Löwenzahn und Gold-
Hahnenfuß ganz gelb aus. Zu einer andern Zeit herrscht die
weiße Farbe vor, denn Gänseblümchen, Wucherblumen, Augen-
troft bedecken fast die ganze Fläche. Wieder zu einer anderen
Zeit ist blau die Hauptfarbe, weil Skabiosen, Wiesensalbei,
Glockenblumen in größter Menge wachsen.
e) Verkehr zwischen Dorf und Stadt.
Die Neuzeit hat den Verkehr zwischen Dorf und Stadt
wesentlich erleichtert. Fast überall hin zieht sich der Schienen-
sträng der Eisenbahn. Ist der Ort auch nicht groß genug um
den Bau eines Bahnhofs zu rechtfertigen, so kann er sich doch
zu einer Haltestelle aufschwingen. In der Nähe größerer Städte
bieten die Vorortzüge eine billige und bequeme Reisegelegen-
heit. Auch Postautomobile rattern über die staubige Land-
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— 175 —
noch im Spätherbst, wenn andere Pflanzen und Gräser bereits
abgestorben, sind, durch seine grüne Farbe einen wohltuenden
Anblick. Das Getreide heißt in diesem Falle Wintergetreide.
Wird der Same im Frühlinge gesäet, dann wird es Sommer-
getreide genannt. In letzterem Falle wird das Getreide weniger
ergiebig.
Das Samenkörnlein, das in die Erde fällt, sprengt die
äußerste Hülle, treibt nach unten Würzelchen, nach oben Blätt-
chen. Die Würzelchen geben der Pflanze festen Stand und
nehmen Nahrung aus der Erde auf. Die Pflanze wächst
immer mehr in die Höhe und setzt endlich oben Ähren an.
Diese kommen zum Blühen. Es bilden sich Körner, die anfangs
ganz weich sind, nach und nach aber hart werden und wir sagen,
das Getreide reift. Kommt während der Blütezeit Frost oder
zu lange dauernde Feuchtigkeit über die Ähre, dann leidet sie
Schaden, die Ähre bleibt leer.
Sind die Körner reif, so wird das Getreide mit der Sense
oder Sichel geschnitten, in Garben gebunden und zum voll-
stäudigeu Hartwerden der Körner auf kürzere oder längere
Zeit auf dem Felde der Sonne ausgesetzt. Dann fährt der
Wagen hinaus auf das Feld, die Garben werden mittels der
Gabel hinaufgehoben und der hochbeladene Wagen wird nach
Hanfe und in die Scheune gefahren, wo die Garben wieder
abgeladen und zu gelegener Zeit mit Dreschflegeln ausgedroschen
werden oder man benützt eine Dreschmaschine, die durch Ochsen
oder Pferde oder durch eine Maschine in Bewegung gesetzt
oder erhalten wird. Sind die Körner gereinigt, so werden sie
in Säcke geschüttet, um entweder zum Verkaufe in die Stadt
oder in eine Mühle, wo sie zu Mehl gemahlen werden, gebracht
zu werden.
Die wenigsten Menschen denken daran, wenn sie Brot oder
anderes Gebäck genießen, wie vieler Arbeit und Mühe es bedarf,
bis aus deu Samenkörnern, die schon zum Wachstum einen
Sommer nötig haben, Brot bereitet werden kann.
64. Vom Getreide.
Roggen, Weizen, Gerste, Hafer.
Kein Landwirt darf versäumen, wenigstens eine von diesen
vier Arten von Getreide anzubauen. Am häufigsten sieht man
in unserer Gegend den Roggen und er ist für uns wirklich die
Www»
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— 146 —
haartem wird „Müller" genannt, der mit rotem als „König"
und der mit braunem gar als „Kaiser" bezeichnet. Dieser erste
Brustring ist nicht umsonst von so beträchtlicher Größe, müssen
doch starke Muskeln die Bohr- und Scharrwerkzeuge des Mai-
käsers unterstützen. Weil dieser Ring frei, nicht mit den anderen
verwachsen ist, hindert er die Beweglichkeit der Vorderbeine
nicht. Die sechs Ringe des Hinterleibes sind schwarz mit einem
dreieckigen, weißen Fleck ans einer Seite. Der Rumpf endet in
einer hellbraunen, hornartigen, dreieckigen Spitze. Am dunkel-
braunen Kopf sehen wir zwei verhältnismäßig große, glänzende,
schwarze, unbewegliche Augen und zwei keulenförmige, kleine
Fühler, die beim Männchen sieben, beim Weibchen sechs Glieder
haben. Die Augen zeigen ihm den Baum und das Blatt, auf
das er sich setzen will, um es zu verzehren. Die Fühler am
Kopfe dienen ihm als Geruchsorgan. Die oberen Glieder der
Fühler sind breit und sehen Blättern ähnlich, so daß man
meinen könnte, jeder Maikäfer trage einen zierlichen Fächer
mit sich. Darauf befinden sich die winzigen Geruchsorgane, die
das Tier zu seiner Nahrung leiten und mit denen das Mann-
chen das Weibchen aus der Menge der Genossen findet. Am
Maul sind zwei Freßspitzen, die bei der Gefräßigkeit des Tieres
fast beständig in Bewegung sind. Ein Maikäferjahr bedeutet
eine Fülle von Sorge und Arbeit für den Gärtner und Förster.
Trotzdem die Maikäfer eine sehr kurze Lebenszeit haben, nur
wenig Wochen im Mai sind ihnen vergönnt, so hausen sie doch
verheerend in Garten und Wald. Die Blätter der Bäume und
Sträucher sind ihre Nahrung, Eichenlaub ist besonders bevor-
zugt. Ginge man den Maikäfern nicht mit allen Mitteln ernst-
lich zu Leibe, wie viele Äste und Zweige wären von den Un-
ersättlichen kahl gefressen! Wer einen Maikäfer sieht, pflegt ihn
zu zertreten. Aus dem zerquetschten Körper fließt keiu rotes
Blut sondern ein weißer Saft. Knochen hat der Maikäfer so
wenig wie Ohren und Nase. Sehr erfolgreich ist das Ein-
sammeln, wenn man im Frühjahr sofort nach dem ersten Er-
scheinen der unwillkommenen Insekten beginnt. Auf diese Weise
konnten z. B. in einer Gegend Sachsens in einem Jahre 30 000
Zentner Maikäfer, d. f. ungefähr 1590000 Stück, mit Kalk zu
Dünger verarbeitet werden. Auch der Vermehrung der Mai-
käser sucht man vorzubeugen. Man errichtet im Wald künstliche
Brutstätten aus frischem Kuhmist und mit Erde bedeckt. Da-
durch werden die Weibchen angelockt, legen ihre Eier hinein und
im Juli, ehe die Eier ausschlüpfen, werden die ganzen Brut-
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Regionen (OPAC): München
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Geschlecht (WdK): koedukativ
häutige Blättchen, die ihn vollständig einhüllen und später,
wenn sie als Knospenschutz nicht mehr nötig sind, in Form einer
Kappe abgeworfen werden. Die Zapfen geben ein rafches Feuer.
Die zähen Wurzeln sind zu Flechtereien verwendbar. Aus den
Nadeln erhält man durch entsprechende Behandlung die Wald-
wolle. Das Harz gewinnt man durch Einschnitte oder Bohr-
löcher in den Stamm. Geschmolzen liefert es das gelbe Pech,
auch Geigenharz und Terpentinöl wird daraus gemacht. Da
die Fichte der Pfahlwurzel entbehrt, hat der Sturm leichtes
Spiel mit ihr und richtet in den Wäldern oft entsetzlichen
Schaden an. Da die Wurzeln oberflächlich verlaufen, um-
klammern sie gern Felsblöcke und Gesteine und finden daher
selbst in einer dünnen Erdschicht den nötigen Halt. Die Äste
sind freilich oft nicht kräftig genug, schwer zu tragen und sie
brechen dann unter der Last des vielen Schnees. Große Hitze
kann die Fichte nicht ertragen; sie wird dadurch im Wachstum
gehindert. Auch die Tiere sind vielfach Feinde der Fichte.
Hirsche und Rehe schälen die jungen Stämme ab. Der Borken-
käser wühlt im Innern. Die Raupe des Nonnenschmetterlings
frißt die Nadeln ab und macht infolgedessen, daß die Bäume
absterben. Wohl hat der Förster die Bäume mit Schutzringen
umgeben, doch die beste Hilfe gegen schädliche Insekten bleiben
unsere Vögel, die schon deshalb den Schutz der Menschen ver-
dienen.
63. Das Dorf.
a) Kirche und Friedhof.
„Morgen müßt ihr früh aufstehen und euch zum Gottes-
dienste rüsten," hieß es abends. In taufrischer Frühstunde
ging der Zug vom Haufe weg: die Frauen und Mädchen mit
dem Sonntagssträußcheu im Mieder, die Männer und Buben
mit der Blume am Hut, alle gemessenen Schrittes. Auf dem
Hügel mitten im Dorf liegt das schlichte Gotteshaus. Es ist
keine reiche, prächtige Kirche, wie Rudolf sie in der Stadt zu
sehen gewohnt ist, aber der grüne Turm mit dem einfachen
Kreuz zeigt ebenso bedeutungsvoll in die blaue Himmelsferne.
Sind auch die Glocken kleiner und nicht so kunstvoll ineinander
gestimmt, sie mahnen doch ebenso eindringlich zum Gebet und
entbehren auch die Fenster der farbenbunten, künstlerischen
Malerei, sie lassen doch Gottes hellen Sonnenschein in den
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): München
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Süßigkeit geschenkt. So gehe ich zu Grunde, ohne jemand
Labung und Nutzen gebracht zu haben. Wie gut haben es
unsere Blumenschwestern in den Anlagen! Die sind mit Zaun
und Draht und durch grimmige Wächter vor euern barbarischen
Händen geschützt". „O verzeiht, verzeiht," flehte Thedy, und
bettete mit bebenden Händen die sterbenden Blnmenelfen be-
hutsam ins Gras neben den Weg. „Damit ihr wenigstens
einen leichten Tod auf kühlem Grunde habt. Verzeiht, ich wills
nie wieder tun!"
Von Gewissensbissen und Angst gefoltert, jagte er weiter.
Da streckte sich ein gespenstischer Arm über den Weg. „Halt,
Bube!" Thedy schrie auf. Grau und verwittert reckte sich eine
riesige Gestalt vor ihm auf, die mächtigen Glieder umhüllte
ein Gewand von braun und grünem Tuch. Ein rotes Mal
zog sich an der Seite hin, in Fetzen hing das Tuch herab und
rotes Blut sickerte zur Erde. Dumpf fühlte Thedy im Schlaf,
daß es nur ein Trugbild war, was der Traum ihm vorgaukelte,
nichts anderes als der alte Buchenbaum war die sonderbare
Erscheinung, aber er konnte dem Zauber nicht entrinnen. Ent-
setzt rief er aus: „Was ist dir geschehen? Warum blutest du?"
„Du bist schuld an meinen Wunden, du böser Geselle. Du
hast mir mit aller Kraft ein Glied meines Körpers weggerissen
zum Spielzeug deiner kindischen Laune. Weißt du nicht, daß
wir fühlen und leben wie ihr Menschen, daß jeder Zweig ein
Teil von uns ist, uns lieb und unentbehrlich, wie dir Hand,
Arm und Fuß. Auf dem Zweig, den du im Staube nachge-
schleift hast und achtlos liegen ließest, hätten sich lustige Vögel
geschaukelt, es wäre das Ziel des ersten Ausflugs für die
junge Brut gewesen, bunten Faltern, goldnen Käfern wäre er ein
willkommener Rastplatz gewesen. Nun muß er elend verderben
und ich bin schwer verletzt und der Riß brennt wie Feuer."
Kaum war das letzte Wort verklungen, beugte sich Waldgeist
Haselbusch vor. Wie Pelzmärtel sah er aus im graugrünen
Gewand, mit grauem Pelz verbrämt. Mit erhobenen Armen
und drohender Miene forschte er: „Wo verschmachten meine
Nüsse, die du gedankenlos weggezupft, trotzdem sie uoch unreif,
klein und grün und weich waren? Wie hätten die reifen Kerne
dem Eichhorn geschmeckt, wie froh hätte sie ein armer Reisig-
sammler verzehrt, wie gerne sie St. Niklans für brave Kinder
aus dem Sack geschüttelt! Wie gut haben es unsere Brüder,
die Bäume und die Büsche in den Anlagen? Ein strenges
Gesetz verpönt das Abreißen von Zweigen, Laub und Blüten,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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