Vorwort.
ieses Lesebuch zur Geschichte Bayerns ist entstauben im Auftrag des K. Bayerischen Staatsministeriums des Innern für Kirchen- und Schul-angelegenheiten. Die hohe Uuterrichtsverwaltung war hiebei von dem Wunsche geleitet, es möchte künftighin an den Mittel- und Volksschulen der Unterricht in der Geschichte unseres engeren Vaterlandes „in einer anregenberen, die Herzen der Jngenb erwärmenbereu und so für das spätere Leben nachhaltigere Einbrücke hinterlassenen Weise erteilt werben; die lehrreichsten, rühmlichsten und so wissenswürbigsten Partien der Geschichte Bayerns sollten in faßlicher, an-ziehenber Darstellung ohne alles gelehrte Beiwerk zur Veranschaulichung gebracht werben". Kirchengeschichtliches als speziell dem Religionsunterricht zugehörig war von der Ausnahme überhaupt auszuscheiben; bagegen glaubte der Verfasser dem Kulturgeschichtlichen einen breiten Platz einräumen zu müssen, zumal heute die allgemeine Forberung dahin geht, daß nicht bloß Kriegs- und Waffentaten den Gegenstanb des Geschichtsunterrichtes bilben sollen, sonberu daß auch die Entwicklung des inneren Volkslebens, aus der heraus erst die Gesamt-znstände einer Zeit richtig erfaßt werben können, zu anschaulicher Darstellung gelange.
Der Charakter des Lesebuches bebingte die Aufnahme möglichst geschlossener Einzelbarstellungen. Sie sinb in erster Linie gebacht für den unmittelbaren Gebrauch beim Unterricht, also für die Hand des Lehrers. Wer Erweiterung der in den Lehrbüchern weniger ausführlich behandelten Gebiete für angezeigt hält, möge in vorliegenber Sammlung Stoff und Anregung finben. Zwischen den hier gebotenen kulturgeschichtlichen Ausführungen und dem Lehrgang der politischen Geschichte den harmonischen Zusammenhang herzustellen bürste nicht schwer fallen. Wer etwa in bestimmten Schulen für einfachere Verhältnisse auszufcheiben hat, wirb leicht ersehen, was sich entbehren läßt. Wer tiefer bringenbe Belehrung sucht, dem wirb die vom Herausgeber benutzte und zuverlässig zitierte Literatur eine willkommene
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TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
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17. Der Bayernstamm im altdeutschen Schrifttum.
17. Der Bayernstamm im altdeutschen Schrifttum.
Von Hermann Stöckel.*
Jedem, der die Geschichte des deutschen Volkes aufmerksam verfolgt, drängt sich von Anfang an eine gewisse Mannigfaltigkeit der Erscheinungen auf, die sich aus der Verschiedenheit der Stämme unserer Nation ergibt. Können sie auch alle — der schweigsame Friese wie der ernste Sachse, der bewegliche Franke wie der frohsinnige Thüringer, der tüchtige Schwabe wie der treuherzige Bayer — als Söhne eines und desselben Hauses die Gemeinsamkeit der Abstammung nicht verleugnen, so zeigt doch auch jeder von ihnen eine so ausgeprägte Sonderart, die er von jeher in einem kräftigen Eigenleben betätigte, daß darin ein Hauptreiz der Beschäftigung mit der Geschichte des deutscheu Volkes liegt. Und wie die natürliche Veranlagung der Brüder verschieden ist, so auch das, was jeder von ihnen zur Ausgestaltung der Grundzüge des gemeinsamen deutschen Wesens beigesteuert hat. Wenn vom wetterfesten Friesen, dem äußersten Hüter deutscher Erde geu Nordwesten, der von jeher den „goldenen Gürtel" seiner Deiche gegen das beutelüsterne Meer zu schützen hatte, ein alter Spruch sagt: „Frisia non cantat“, so bewies der südöstlichste der deutschen Stämme, der um die stolze Donau und im erhabenen Alpengebirg seine Heimat gefunden, von Anfang an eine ausgesprochene Neigung und Befähigung zum Singen und Sagen. Und so ist dieser Stamm der Bajuwaren, wenn er auch als letzter in die Geschichte eingetreten, doch nicht der letzte an geistiger Begabung und an Betätigung dieser seiner Geistesgaben in dem friedlichen Wettkampf, in dem die Söhne Germanias die Jahrhunderte deutscher Geschichte hindurch ihre Kräfte maßen.
„Tole sint uualhä, spähe sint peigirä; luzic ist spähe in uualhum, mera hapent tolaheiti denne spähi“, toll (unklug) sind (die) Weilchen (Welschen), spähe (klug) sind (die) Bayern; wenig ist Spähe (Klugheit) in (den) Walchen, mehr haben (sie) Tollheit (Unklugheit) denn Spähe (Klugheit) — mit diesem in den Kasseler Glossenuns überlieferten Bekenntnis nicht geringen Selbstgefühls, das sich dem befremdenden Gebaren einer anderen Volksart gegenüber in naivem Selbstlob äußert, tritt der Bayernstamm in das deutsche Schrifttum ein.
Bald aber beansprucht er nicht nur sondern beweist er auch geistige Regsamkeit, indem er teilnimmt an der Entwickelung der althochdeutschen Dichtung. „Das hört' ich unter den Lebenden als das höchste der Wunder,
Daß Erde nicht war noch Überhimmel,
Noch Baum (nicht stund) noch Berg nicht war,
Nicht (der Sterne) einer noch Sonne nicht schien,
Noch Mond nicht leuchtete noch die mächtige See.
0 Eines der sachlich angeordneten Wörterbücher der Karolingerzeit, das in bayerischer Mundart abgefaßt, in einer Handschrift aus dem Kloster Fulda auf uns gekommen und nach seinem Aufbewahrungsort benannt ist.
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TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Vorwort.
Das Studium der fremden Erdteile bietet der Jugend viel Neues und Reizvolles, aber durch das Auftreten völlig fremder geographischer Erscheinungen auch mancherlei Schwierigkeiten, die sich durch einfache Vergleichung mit der heimischen Landschaft nicht völlig überwinden lassen. Steppe und Heide, Wüste und weiße Düne, Galeriewald und Ufergebüsch bekunden wohl eine gewisse Ähnlichkeit der äußeren Erscheinung, doch wie wechselvoll ist ihr Auftreten in den fremden Erdteilen! Ich erinnere nur an die Typen Steppe, Prärie, Llanos, Pampas und Savanne. Ant wenigsten erreicht hierbei die Schule durch Definitionen. Aber auch das Bild, wiewohl es viel lehrhafter ist als die Definition, erscheint nicht immer zulänglich. Wir haben deshalb zu einem weiteren, zuletzt von dem großen Meister der Länderkunde, Friedrich Ratzel, besonders hoch bewerteten Hilfsmittel gegriffen, zu den Schilderungen hervorragender Forschungsr/isender die unter dem gewaltigen Eindruck ihrer Entdeckungsfahrten fast immer auch die klassischen Schilderer der betreffenden Länderränme^ geworden sind. Wir hoffen dadurch entern wichtigen Ziele des erdkundlichen Unterrichtes in den Schulen ein anschauliches Bild der fremden Natur zu geben, näher gekommen zu fein' Als Ergänzung dieser Bestrebungen wird der Verlag in der nächsten Zeit ein einschlägiges größeres, den heutigen Anforderungen entsprechendes Werk erscheinen lassen Diese Einfugungen dienen selbstverständlich nichtzum Auswendig lernen sondern !mr jk \ J ä *ejt1 fr e n 2 ektür e. Größere Berücksichtigung erfuhr ferner auch
Sswü u rlej^5tf,Utl0' to0rin ebenfalls Friedrich Ratzel der Wissenschaft und der Schule neue Wege gebahnt hat. Seiner edlen, humanen Würdigung der Naturvölker sind wir hierbei freudig gefolgt. Die einschlägigen Vollbilder entstammen dem fchonen Werke von L a m p e r t, die Völker der Erde (Deutsche Verlagoanstalt Stuttgart), dessen pompöse illustrative Ausstattung wie dessen gediegener Inhalt Lehrern und Schülern Vortreffliches bietet. Für' einfachere Sckul-bedmfmsse empfiehlt sich der eben erschienene Leitfadender Völkerkunde
Wof. vr. K-irl Weule «Leipzig, Bibliographisches Institut».
Neben den K o l o n i e n haben wir überall, wo es geboten erschien, der S t e l -^?/s Deutschtums im Auslande Berücksichtigung angedeihen lassen, besonders da, wo sich neue, zukunftsreiche Arbeitsfelder für unser Volk er-alfbj^anwachsende Jugend soll wissen, daß der Deutsche heute Überall ? Erdenrunde eine bedeutsame Kulturarbeit leistet und daß das deutsche Volk der Gegenwart e i n W e l t v o l k ist wie das englische.
1*
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TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ratzel Friedrich Friedrich_Ratzel Friedrich Weule
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
i78
Nationale Fragen.
erst mit dem »grossen Kurfürsten?« Ist denn alles Andere nur Vorbereitung und Hintergrund dazu?
Dem Lesebuch nach sollte man es meinen.
Dann erst gewisse Schülerbibliotheken! Wir wollen einmal alle einseitig preussischen Geschichten, Sagen, Fürstenbiographien, Heldendarstellungen, geographische und kulturelle Charakterbilder u. dgl. der Zahl nach vergleichen mit den oben erwähnten allgemein deutschen — um vom Bayerischen ganz abzusehen. Welches Zahlenverhältnis würde da herauskommen? Muss denn da nicht der Schüler ganz von selbst in den Gedanken hineinwachsen, dass Deutsch mit Preussisch identisch sei, und umgekehrt?
Wir haben absichtlich, um den sachlichen Charakter unserer Ausführungen zu wahren, alles Persönliche vermieden, können aber eventuell Wort für Wort mit Namen und Thatsachen belegen.
Nun gehe jemand her und behaupte, dass das alles unbeabsichtigter Zufall sei, dem erst wir eine bewusste und konsequente Absicht unterschieben! Doch genug! Gehen wir einen Schritt weiter, und wenden wir uns zu dem Verhältnisse zwischen Patriotismus und Dynastie. Man sehe einmal einen Augenblick davon ab, welchen ungeheuren Schaden sich das deutsche Volk durch die Verwirklichung der ultranationalen Pläne selbst zufügen würde; welches ungeheuerliche Unrecht enthielten sie gegen die deutschen Fürsten! Der Deutsche ist monarchisch bis in die Knochen und tauscht mit seinen Fürsten Liebe um Liebe, Treue um Treue. Sind sie doch Fleisch von seinem Fleisch und Blut von seinem blut. Sind sie doch aus dem Volke heraus- und in dasselbe hineingewachsen. Haben sie doch in zahllosen Schlachten Fürstenblut und Fürstengut auf dem Altare des Vaterlandes geopfert. Haben sie doch im »grossen Jahre« durch hochherzigen, freiwilligen Verzicht auf einen 1 eil ihrer Souveränitätsrechte einen »neuen Völkerfrühling« ermöglicht. Soll das ihr Dank sein, dass sie aus Freunden und Bundesbrüdern zu bedeutungslosen Trabanten herabsinken, die von einer alles beherrschenden Zentralsonne Licht, Wärme und Bewegung erhalten?
Glauben jene ultranationalen Herren, dass sie dem deutschen Volke die Liebe zu seinen Fürsten aus dem Herzen reifsen können? Glauben sie wirklich, dass z. B. dem Herzen des Bayernvolkes das Kaiserhaus, mit dem wir seit noch nicht 30 Jahren in staatsrechtlicher Beziehung stehen, näher steht als das ehrwürdige Fürsten-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Die sogenannte >Schmach« von Canossa.
95
Radikalen. Ganz anders bei kirchlichen, politischen oder wirtschaftlich-sozialen Dingen. Wer sich freilich begnügt, die blossen nackten Thatsachen chronologisch auszuzählen, der kann leicht objektiv sein; aber er ist weder warm noch kalt, seine Darstellung packt nicht, er übt bei seinen Schülern höchstens das Gedächtnis, ihr Urteil bleibt stumpf, ihr Herz kalt. Die Darstellung verliert ihr Bestes, ihr warm pulsierendes Leben. Wer aber seinen Stoff genetisch anpackt, der merkt erst, wie unendlich schwierig es ist, über seinem Stoff, über den Parteien zu bleiben, wie leicht man in vorgefasste Meinungen verfällt, wie leicht man das zu finden glaubt, was man finden will, wie leicht sich historische Phrasen bilden, und wie sehr sie sich »wie eine ewige Krankheit forterben« und trotz aller Widerlegungen immer wiederholt werden, besonders wenn sie zum brauchbaren Rüstzeug im Parteikampfe geworden sind. Wenn also der Verfasser im folgenden als Beispiele für objektive Behandlung sich besonders die Besprechung einiger historischer Schlagwörter gewählt hat, so will er damit weder einer Partei, noch einer Konfession, noch einzelnen Personen irgendwie »eines anhängen«, da er zu gut aus eigener Erfahrung weiss, dass nur jahrelanges eingehendes und selbsterzieherisches Geschichtsstudium über die Sphäre dieser Schlagwörter hinausheben kann. Das kann man aber billigerweise nur von den wenigsten erwarten.
a) Die sogenannte »Schmach« von Canossa.
Sie gehört zu den beliebtesten Zugstücken, zu den Schlagern allerersten Ranges im Repertoire der nationalen »Zionswächter«, und trotz aller Widerlegung von seiten selbst protestantischer Historiker*) wird sie so bald nicht verschwinden; ist sie ja doch eine der wirksamsten Phrasen im politischen Parteikampf.
Sehen wir dieser nationalen Schmach ruhig ins Auge! Heinrich Iii. war in der Blüte der Kraft, 39 Jahre alt gestorben. Ein 6jähriges Kind unter der Vormundschaft eines schwachen, den irdischen Dingen abgeneigten Weibes erbte den Thron. Heinrich Iii. hatte eine Stellung gehabt wie kein Kaiser vor noch nach ihm. Herzog von Franken, Schwaben, Bayern war er selbst, schon von den Zeiten seines Vaters her; in Sachsen pflegte er meistens persönlich zu residieren; seine Versuche, am Harze einen festen Sitz
*) Wie z. B. Niebuhr, Nitzsch, Niehues , Duller , Dittmar , Pflugh-Harttung, Floto, Gregorovius, Giesebsecht, Pertz, Sugenheim und anderer.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iii Heinrich B._Niebuhr Niehues Duller Dittmar Gregorovius
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
6
Fortschritte der neueren Geschichtswissenschaft.
Diese aus den Verhältnissen entsprungene und eben deshalb ganz natürliche Einseitigkeit deutschen Denkens, Fühlens und Strebens musste sich ganz naturgemäß auch dem Spiegelbild der Geschichte, nämlich der Geschichtswissenschaft, mitteilen; und hatte man diesen einseitigen Standpunkt einmal eingenommen, so war es ebenso naturgemäfs, dass man nicht bloss die Geschichte des eigenen Volkes und der eigenen Zeit von ihm aus betrachtete, sondern ihn ganz allgemein auf jegliches geschichtliche Forschen und Darstellen anwandte. Daher die einseitigen, wenn auch sonst meisterhaften Darstellungen der römischen Geschichte durch Mommsen, der mittelalterlichen Kaisergeschichte durch Glesebrecht, der deutschen durch Svbel und Treitschke u. s. w. Das geradezu klassische Beispiel für die bisherige Geschichtsdarstellung ist bekanntlich »Webers Weltgeschichte«.
Doch die Zeit, wo für den Historiker nur die Uniform, der Diplomatenfrack, der Priester- und Gelehrtenrock und allenfalls noch nebenbei die Künstlerjoppe in Betracht kamen, ist vorbei. Heutzutage werden allmählich auch die Arbeiterbluse und der Bauernkittel für die Geschichtsforschung salonfähig. Fern sei es der modernen Geschichtswissenschaft, die Bedeutung der zuerst angeführten Aristokraten von Geburt und Beruf unterschätzen zu wollen; 9as wäre ein verhängnisvoller Irrtum; aber neben ihnen müssen auch der Industrielle, der Kaufmann, der Arbeiter und der Bauer die ihnen gebührende Beachtung finden.
Ja noch mehr! Der Mensc'h in allen seinen Lebensäusserungen und -bethätigungen muss Gegenstand der Forschung sein; für den Historiker in erster Linie muss das schöne, stolze Römerwort gelten:
Homo sinn, humani nil a me alienum puto!
Oder mit anderen Worten: Nicht bloss als Mitglied einer
grösseren oder kleineren Gemeinschaft — wenn auch dies in erster Linie —, sondern auch als Einzelindividuum muss der Mensch betrachtet werden, wie er leibt und lebt, arbeitet und geniefst, lacht und weint, denkt, fühlt, glaubt u. s. w., kurz: Kulturgeschichte im allgemeinsten Sinne, d. h. Geschichte der allmählichen, unaufhaltsam fortschreitenden Entwicklung der Menschheit auf materiellem, geistigem und sittlichem Gebiete innerhalb des staatlichen Rahmens, das ist das Ideal der allgemeinen Gesellichte, dem man nachstreben muss. Freilich wird man es nie vollständig er-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Warum sind die mittelalt. deutschen Städte kaiserfreundl., die ital. kaiserfeindlich? 75
national und musste es sein. Als deutscher König konnte also Otto nicht das Verfügungsrecht über das Papsttum haben, nicht einmal als König von Italien, sondern nur als Imperator und Augustus in dem obengenannten Sinne. Freilich lag in diesen Verhältnissen der Keim zu verhängnisvollen Konsequenzen, zum Investiturstreit, überhaupt zum Machtstreit zwischen Papst und Kaiser, aber Otto konnte diese Konsequenzen von Anfang an nicht übersehen, und nachdem einmal der erste Schritt auf dem Gebiete der kirchlichen Politik gethan war, folgten alle anderen mit Naturnotwendigkeit. Zunächst war Otto in seiner kirchlichen Politik vollständig glücklich. Dies gelang ihm zum Teil auch dadurch, dass er während seiner Beschäftigung mit italienisch-kirchlichen Verhältnissen es klug verstand, für die überschüssige Kraft seines trotzigen germanischen Laienadels ein Feld zu finden, wo sie sich austoben und zugleich der deutschen Sache nützen konnte, die Kolonisation im slavischen Osten.
Schon Karl d. Gr. und Heinrich I. hatten sie begonnen. Jetzt wurde sie im grossen Stile fortgesetzt. Und so sehen wir denn die Keime einer kolonisatorischen Thätigkeit sich entfalten, die die germanisch-christliche Kultur allmählich bis an die Weichsel vorschob
Alles das zusammengefasst, sehen wir in dem grossen Sachsen eine gewaltige Persönlichkeit, die sich würdig einem Alexander und Karl an die Seite stellen darf und damit Anspruch hat auf den Beinamen: »Der Grosse«.
e) Warum sind die deutschen Städte im Mittelalter kaiserfreundlich, die italienischen dagegen kaiserfeindlich ?
Eine interessante Frage, der man nur auf genetischem Wege beikommen kann.
Der tiefe historische Denker Karl Wilhelm Nitzsch weist in der Einleitung zu seiner »Geschichte des deutschen Volkes bis zum Augsburger Religionsfrieden« auf den Hauptunterschied zwischen der deutschen Geschichte und derjenigen der Griechen und Römer hin: »Die Überlieferungen über die ältere Geschichte der Völker
des Altertums sind sämtlich nationalen Ursprungs; ihr Anfangspunkt ist zugleich der Anfang unserer geschichtlichen Kunde von dem betreffenden Volke«. Die griechische Geschichtschreibung beginnt mit den Perserkriegen (Herodot, Thukyüides; Einzelaufzeichnungen mögen bis auf Solon zurückgehen), die römische
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Otto Augustus Otto Otto Karl_d Karl Heinrich_I. Alexander Karl Karl Karl_Wilhelm_Nitzsch Karl Wilhelm Herodot
444
Beilagen zum dritten Zeitraum.
Zum dritten Zeitraum gehörig von Ziffer 21—23 incl.
21. Sein Grab deckt ein Stein mit folgender Inschrift:
Note sub hac magni servantur membra Geroldi
Hujus jura loci cunctis qui juribus auxit
Pannoniis, verae ecclesiae pro pace peremptus;
Oppetiit Saevo Septembribus ense Kalendis,
Syderi.busque animam dedit. Artus Saxo fideliä
Abstulit, huc retulit, dignoque hic clausit honore.
22. Dieser Markgraf Ernst wird in Annal. Puld. ad annum 849.
Bouq. Tora. Vii. Dux partium illarum (i. e. Boemanis confinium) ge-
nannt. Seine Tochter Luits winde ward von Karlmann, der seine recht-
inäßige Gemahlin Hildegarde verstieß, gcehelicht und gebar bcn nachmaligen
König Arnulf.
23. Die älteren Genealogen führen eine Abstammung Luitpolds von
den Karolingern männlicher Seits auf, haben aber ihre Widerlegung in
der Angabe des gleichzeitigen Regino znm Jahre 911, daß mit Ludwig dem
Kinde in Deutschland der Karolingische Mannesstamm erloschen sei, und in
dem Umstande, daß nach dem Tode desselben Herzog Arnulf sicher nicht
unterlassen hatte, diese Verwandtschaft für seine Bestrebungen geltend zu
machen. Man ist also auf eine Ableitung von weiblicher Seite hinge-
wiesen, die ebenfalls in verschiedener Weise versucht worden ist.
A. D. Lipowsky der Aeltere (Genealogische Abhandlung von den Vor-
eltern Otto's des Großen, in den Abh. d. k. Akad. d. W. 10. Bd. S. 1.
München 1776) nimmt Luitpold an als Sohn des entsetzten Markgrafen
Engildeo Ii und der Hildegarde, der Tochter Ludwigs Iii, Enkelin Ludwigs
des Deutschen, und A. Büchner (Gesch. v. B. Ii. 124. Documente Ii, 24
u. sf.) pflichtet dieser Hypothese als der wahrscheinlichsten bei. Nach dieser
Hypothese ist Luitpold wirklich der nepos regis Arnulii, als den ihn die
Fuldaer Annalen znm Jahre 895 nennen, wie sich aus der ans Seite 445
stehenden genealogischen Tafel ergiebt.
Zum vierten Zeitraum gehörig van Ziffer 24—31 incl.
24. Arnulf ernannte 923, als der Erzbischof Piligrim von Salzburg
gestorben war, Adalbert ans dem Geschlechte der Traungau'schen Mark-
grafen znm Erzbischöfe von Salzburg; 926 erhob er seinen Hofkaplan
Wolfram ans den bischöflichen Stuhl von Freysing, der durch den Tod
Dracholfs erledigt war; im gleichen Jahre gab er dem Bisck)of Meginbert
von Seben einen Nachfolger in der Person des Nithart, und 930 und
931 den verstorbenen Bischöfen von Negensburg und Passau in den Personen
Jsangrim und Gerhard.
25. Die Frenndestreue und der Heldensinn des Herzogs Ernst Ii
machten ihn später zum Gegenstand einer märchenhaften Volksdichtung, von
der wir nur eine Umarbeitung aus dem 13. Jahrhundert vollständig besitzen.
Es findet sich in ihr eine willkürliche Mischung heterogener Dinge und ver-
schiedener Zeiten und Personen. Namentlich wird mit dem Herzoge Ernst Ii
der weit ältere Ernst, der Markgraf des Nordgaues, Vater der Lnitö-
winde, und Schwiegervater des Königs Karlmann, verschmolzen. Besonders
spielt die durch die Kreuzzüge erregte Phantasie lebhaft darin, indem sie den
Helden in'ö Morgenland führt, wo er mit allen Schrecken der Natur und
mit verzerrten Menschen und Thiergestaltcn kämpfen muß. Es ist dies eine
allegorische Darstellung seines Unglücks. Jene Ungeheuer sind nämlich seine
Feinde und Verräther, der finstere Berg, in welchen er kommt, ist sein Ge-
fängniß, der Greif, der ihn durch die Wolken entführt, sein Ehrgeiz, das
Schiff, welches an dem Magnetberge strandet, der Kaiser, die Nägel, welche
jener Berg aus dem Schiffe zieht, sind die Vasallen. Vgl. Gervinus Gesch.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T69: [Iii Ann Reg Urkunde Otto Chron Waitz Stumpf Urk Leg], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Geroldi
Hujus Ernst Puld Bouq Boemanis Karlmann Karlmann Ludwig Ludwig Arnulf Engildeo Ludwigs_Iii Ludwigs Ludwigs Wolfram Ernst Ernst Ernst Karlmann Gervinus
Extrahierte Ortsnamen: Syderi Deutschland Karolingische_Mannesstamm Salzburg Salzburg Negensburg
48
Die Götter.
Fig. 89. Archaischer Zeus aus Bronze. Olympia.
Fig. 90. Kopf des Dresdener Zeus.
Fig. 91. Zeus von Otricoli. Vatikan.
Fig. 92. Elische Kupfermünze
(’Hxciuuv) mit dem Zeus des Pheidias.
Die Formen des altertümlichen Zeus
ernst und streng, Spitzbart, Haupthaar
mit Löckchen; Reif, Haarband und
zweites Band zur Bildung des Haar-
schopfes (Krobylos); einige Locken
fallen über die Schultern. Daran an-
schließend und auf die höchste Stufe
gebracht der Zeus des Pheidias, auf
Münzen erhalten, schön und edel, „Ein-
falt und stille Größe“ sind seine Merk-
male. Freier Fig. 90 und 149, 5. An-
spruchsvoller, ins Gewaltige, ja Unnatür-
liche gesteigert der Kopf von Otricoli.
Auf den Kopf des Pheidias scheint die
Christusbildung des Mittelalters zurück-
zugehen.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb]]