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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. III

1906 - München : Oldenbourg
Vorwort. ieses Lesebuch zur Geschichte Bayerns ist entstauben im Auftrag des K. Bayerischen Staatsministeriums des Innern für Kirchen- und Schul-angelegenheiten. Die hohe Uuterrichtsverwaltung war hiebei von dem Wunsche geleitet, es möchte künftighin an den Mittel- und Volksschulen der Unterricht in der Geschichte unseres engeren Vaterlandes „in einer anregenberen, die Herzen der Jngenb erwärmenbereu und so für das spätere Leben nachhaltigere Einbrücke hinterlassenen Weise erteilt werben; die lehrreichsten, rühmlichsten und so wissenswürbigsten Partien der Geschichte Bayerns sollten in faßlicher, an-ziehenber Darstellung ohne alles gelehrte Beiwerk zur Veranschaulichung gebracht werben". Kirchengeschichtliches als speziell dem Religionsunterricht zugehörig war von der Ausnahme überhaupt auszuscheiben; bagegen glaubte der Verfasser dem Kulturgeschichtlichen einen breiten Platz einräumen zu müssen, zumal heute die allgemeine Forberung dahin geht, daß nicht bloß Kriegs- und Waffentaten den Gegenstanb des Geschichtsunterrichtes bilben sollen, sonberu daß auch die Entwicklung des inneren Volkslebens, aus der heraus erst die Gesamt-znstände einer Zeit richtig erfaßt werben können, zu anschaulicher Darstellung gelange. Der Charakter des Lesebuches bebingte die Aufnahme möglichst geschlossener Einzelbarstellungen. Sie sinb in erster Linie gebacht für den unmittelbaren Gebrauch beim Unterricht, also für die Hand des Lehrers. Wer Erweiterung der in den Lehrbüchern weniger ausführlich behandelten Gebiete für angezeigt hält, möge in vorliegenber Sammlung Stoff und Anregung finben. Zwischen den hier gebotenen kulturgeschichtlichen Ausführungen und dem Lehrgang der politischen Geschichte den harmonischen Zusammenhang herzustellen bürste nicht schwer fallen. Wer etwa in bestimmten Schulen für einfachere Verhältnisse auszufcheiben hat, wirb leicht ersehen, was sich entbehren läßt. Wer tiefer bringenbe Belehrung sucht, dem wirb die vom Herausgeber benutzte und zuverlässig zitierte Literatur eine willkommene

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 70

1906 - München : Oldenbourg
70 17. Der Bayernstamm im altdeutschen Schrifttum. 17. Der Bayernstamm im altdeutschen Schrifttum. Von Hermann Stöckel.* Jedem, der die Geschichte des deutschen Volkes aufmerksam verfolgt, drängt sich von Anfang an eine gewisse Mannigfaltigkeit der Erscheinungen auf, die sich aus der Verschiedenheit der Stämme unserer Nation ergibt. Können sie auch alle — der schweigsame Friese wie der ernste Sachse, der bewegliche Franke wie der frohsinnige Thüringer, der tüchtige Schwabe wie der treuherzige Bayer — als Söhne eines und desselben Hauses die Gemeinsamkeit der Abstammung nicht verleugnen, so zeigt doch auch jeder von ihnen eine so ausgeprägte Sonderart, die er von jeher in einem kräftigen Eigenleben betätigte, daß darin ein Hauptreiz der Beschäftigung mit der Geschichte des deutscheu Volkes liegt. Und wie die natürliche Veranlagung der Brüder verschieden ist, so auch das, was jeder von ihnen zur Ausgestaltung der Grundzüge des gemeinsamen deutschen Wesens beigesteuert hat. Wenn vom wetterfesten Friesen, dem äußersten Hüter deutscher Erde geu Nordwesten, der von jeher den „goldenen Gürtel" seiner Deiche gegen das beutelüsterne Meer zu schützen hatte, ein alter Spruch sagt: „Frisia non cantat“, so bewies der südöstlichste der deutschen Stämme, der um die stolze Donau und im erhabenen Alpengebirg seine Heimat gefunden, von Anfang an eine ausgesprochene Neigung und Befähigung zum Singen und Sagen. Und so ist dieser Stamm der Bajuwaren, wenn er auch als letzter in die Geschichte eingetreten, doch nicht der letzte an geistiger Begabung und an Betätigung dieser seiner Geistesgaben in dem friedlichen Wettkampf, in dem die Söhne Germanias die Jahrhunderte deutscher Geschichte hindurch ihre Kräfte maßen. „Tole sint uualhä, spähe sint peigirä; luzic ist spähe in uualhum, mera hapent tolaheiti denne spähi“, toll (unklug) sind (die) Weilchen (Welschen), spähe (klug) sind (die) Bayern; wenig ist Spähe (Klugheit) in (den) Walchen, mehr haben (sie) Tollheit (Unklugheit) denn Spähe (Klugheit) — mit diesem in den Kasseler Glossenuns überlieferten Bekenntnis nicht geringen Selbstgefühls, das sich dem befremdenden Gebaren einer anderen Volksart gegenüber in naivem Selbstlob äußert, tritt der Bayernstamm in das deutsche Schrifttum ein. Bald aber beansprucht er nicht nur sondern beweist er auch geistige Regsamkeit, indem er teilnimmt an der Entwickelung der althochdeutschen Dichtung. „Das hört' ich unter den Lebenden als das höchste der Wunder, Daß Erde nicht war noch Überhimmel, Noch Baum (nicht stund) noch Berg nicht war, Nicht (der Sterne) einer noch Sonne nicht schien, Noch Mond nicht leuchtete noch die mächtige See. 0 Eines der sachlich angeordneten Wörterbücher der Karolingerzeit, das in bayerischer Mundart abgefaßt, in einer Handschrift aus dem Kloster Fulda auf uns gekommen und nach seinem Aufbewahrungsort benannt ist.

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. uncounted

1906 - München : Oldenbourg
311 titrierte Wochenschrift für bayerische Aefckichte u«6 ^Lcirröeskurröe. . ©Ibcnbourfl in Muncticn. Herausgegeben von A. Scljer, Druck und Verlag Don Der „Bayer. Courier“ vom 22. Xi. 06 schreibt u. anderem: Die Gründung war eine nationale Tat. Sie entstammte der richtigen Einsicht, daß die Pflege heimatlicher Geschichte und Erinnerungen bei uns in Bayern gegen Preußen, aber auch gegen Württemberg und namentlich gegen Baden zurückstehe und daß es dem Geschmacke der Zeit am besten entspräche, wenn diese Pflege durch eine populär gehaltene, reich mit guten Bildern ausgestattete Zeitschrift gefördert würde. Es galt aber dabei strengstens die religiösen Gefühle der Leser zu schonen, fernzubleiben von den politischen Tageskämpfen und den Stoff möglichst gleichmäßig auf alle acht Regierungskreise zu verteilen. Nicht die Karte des alten Kurfürstentums, nein, die des neuen Königreichs mußte maßgebend sein! Gerade in diesem Punkte war viel zu sühnen . . . Eine zweite Aufgabe aber bestand darin, über der Vergangenheit nicht die Gegenwart zu vergessen, sondern mit dieser in Fühlung zu bleiben und stets in Wort und Bild zur Vergangenheit die Brücke über die Ereignisse der Gegenwart zu schlagen. Eine weite, fast unbeschränkte Ausdehnung des Arbeitsfeldes, die einer Erschöpfung des Stoffes für immer vorbeugt! Kunstgeschichte, Kriegsgeschichte, Staatskunst, Lebensgeschichte der denkwürdigen Bayern, Städtebilder, Kulturgeschichte, Sagen und Liederschatz des Volkes, und zu alledem die getreue, technisch vollendete Abbildung. Wahrlich eine Fülle des Gebotenen! Um den Charakter einer volkstümlichen Zeitschrift in jeder Beziehung zu wahren, erhält durch Beigabe historischer Erzählungen oder Erzählungen aus dem Volke auch die Belletristik ihr R t- Eine Rückschau über die bisher erschienenen 17 Jahrgänge des „Bayerland“ weist uns 180 vaterländische Erzählungen und Novellen vor, 1600 Abhandlungen, etwa 250 Sagen und 3600 kleine Mitteilungen. Gerade diese „Mitteilungen“ (kleine Charakter-züge, Anekdoten etc.) sind ein wahres Schatzkästlein des Wissens. Die Zahl der Textillustrationen läuft an 600. Die Zahl der Porträts beträgt nach einer Verzeichnung durch die Universitätsbiliothek 800, darunter viele sogenannte Unica. Auswahl und Ausführung sind tadellos; das Format der Zeitschrift, Großquart, kommt dabei der unverkümmerten Wiedergabe der alten Stiche sehr zu statten. Wahrlich, es war eine verdienstvolle Tat des Kultusministeriums, als es „Das Bayerland“ für die Schulen und Volksbibliotheken nachdrücklichst empfahl. Wir möchten „Dasjbayerland“ in keiner dieser Büchereien missen. Preis der jeden Samstag erscheinenden Zeitschrift pro Quartal M. 2.—. Zu beziehen durch jede Buchhandlung und Postanstalten. Ältere Jahrgange, soweit nicht vergriffen, M. 8.—. Probenummern stehen gratis und franko zu Diensten.

4. Die außereuropäischen Erdteile, Die Ozeane und ihre Bedeutung im Völkerleben - S. III

1912 - München : Oldenbourg
Vorwort. Das Studium der fremden Erdteile bietet der Jugend viel Neues und Reizvolles, aber durch das Auftreten völlig fremder geographischer Erscheinungen auch mancherlei Schwierigkeiten, die sich durch einfache Vergleichung mit der heimischen Landschaft nicht völlig überwinden lassen. Steppe und Heide, Wüste und weiße Düne, Galeriewald und Ufergebüsch bekunden wohl eine gewisse Ähnlichkeit der äußeren Erscheinung, doch wie wechselvoll ist ihr Auftreten in den fremden Erdteilen! Ich erinnere nur an die Typen Steppe, Prärie, Llanos, Pampas und Savanne. Ant wenigsten erreicht hierbei die Schule durch Definitionen. Aber auch das Bild, wiewohl es viel lehrhafter ist als die Definition, erscheint nicht immer zulänglich. Wir haben deshalb zu einem weiteren, zuletzt von dem großen Meister der Länderkunde, Friedrich Ratzel, besonders hoch bewerteten Hilfsmittel gegriffen, zu den Schilderungen hervorragender Forschungsr/isender die unter dem gewaltigen Eindruck ihrer Entdeckungsfahrten fast immer auch die klassischen Schilderer der betreffenden Länderränme^ geworden sind. Wir hoffen dadurch entern wichtigen Ziele des erdkundlichen Unterrichtes in den Schulen ein anschauliches Bild der fremden Natur zu geben, näher gekommen zu fein' Als Ergänzung dieser Bestrebungen wird der Verlag in der nächsten Zeit ein einschlägiges größeres, den heutigen Anforderungen entsprechendes Werk erscheinen lassen Diese Einfugungen dienen selbstverständlich nichtzum Auswendig lernen sondern !mr jk \ J ä *ejt1 fr e n 2 ektür e. Größere Berücksichtigung erfuhr ferner auch Sswü u rlej^5tf,Utl0' to0rin ebenfalls Friedrich Ratzel der Wissenschaft und der Schule neue Wege gebahnt hat. Seiner edlen, humanen Würdigung der Naturvölker sind wir hierbei freudig gefolgt. Die einschlägigen Vollbilder entstammen dem fchonen Werke von L a m p e r t, die Völker der Erde (Deutsche Verlagoanstalt Stuttgart), dessen pompöse illustrative Ausstattung wie dessen gediegener Inhalt Lehrern und Schülern Vortreffliches bietet. Für' einfachere Sckul-bedmfmsse empfiehlt sich der eben erschienene Leitfadender Völkerkunde Wof. vr. K-irl Weule «Leipzig, Bibliographisches Institut». Neben den K o l o n i e n haben wir überall, wo es geboten erschien, der S t e l -^?/s Deutschtums im Auslande Berücksichtigung angedeihen lassen, besonders da, wo sich neue, zukunftsreiche Arbeitsfelder für unser Volk er-alfbj^anwachsende Jugend soll wissen, daß der Deutsche heute Überall ? Erdenrunde eine bedeutsame Kulturarbeit leistet und daß das deutsche Volk der Gegenwart e i n W e l t v o l k ist wie das englische. 1*

5. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 178

1900 - München : Oldenbourg
i78 Nationale Fragen. erst mit dem »grossen Kurfürsten?« Ist denn alles Andere nur Vorbereitung und Hintergrund dazu? Dem Lesebuch nach sollte man es meinen. Dann erst gewisse Schülerbibliotheken! Wir wollen einmal alle einseitig preussischen Geschichten, Sagen, Fürstenbiographien, Heldendarstellungen, geographische und kulturelle Charakterbilder u. dgl. der Zahl nach vergleichen mit den oben erwähnten allgemein deutschen — um vom Bayerischen ganz abzusehen. Welches Zahlenverhältnis würde da herauskommen? Muss denn da nicht der Schüler ganz von selbst in den Gedanken hineinwachsen, dass Deutsch mit Preussisch identisch sei, und umgekehrt? Wir haben absichtlich, um den sachlichen Charakter unserer Ausführungen zu wahren, alles Persönliche vermieden, können aber eventuell Wort für Wort mit Namen und Thatsachen belegen. Nun gehe jemand her und behaupte, dass das alles unbeabsichtigter Zufall sei, dem erst wir eine bewusste und konsequente Absicht unterschieben! Doch genug! Gehen wir einen Schritt weiter, und wenden wir uns zu dem Verhältnisse zwischen Patriotismus und Dynastie. Man sehe einmal einen Augenblick davon ab, welchen ungeheuren Schaden sich das deutsche Volk durch die Verwirklichung der ultranationalen Pläne selbst zufügen würde; welches ungeheuerliche Unrecht enthielten sie gegen die deutschen Fürsten! Der Deutsche ist monarchisch bis in die Knochen und tauscht mit seinen Fürsten Liebe um Liebe, Treue um Treue. Sind sie doch Fleisch von seinem Fleisch und Blut von seinem blut. Sind sie doch aus dem Volke heraus- und in dasselbe hineingewachsen. Haben sie doch in zahllosen Schlachten Fürstenblut und Fürstengut auf dem Altare des Vaterlandes geopfert. Haben sie doch im »grossen Jahre« durch hochherzigen, freiwilligen Verzicht auf einen 1 eil ihrer Souveränitätsrechte einen »neuen Völkerfrühling« ermöglicht. Soll das ihr Dank sein, dass sie aus Freunden und Bundesbrüdern zu bedeutungslosen Trabanten herabsinken, die von einer alles beherrschenden Zentralsonne Licht, Wärme und Bewegung erhalten? Glauben jene ultranationalen Herren, dass sie dem deutschen Volke die Liebe zu seinen Fürsten aus dem Herzen reifsen können? Glauben sie wirklich, dass z. B. dem Herzen des Bayernvolkes das Kaiserhaus, mit dem wir seit noch nicht 30 Jahren in staatsrechtlicher Beziehung stehen, näher steht als das ehrwürdige Fürsten-

6. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 95

1900 - München : Oldenbourg
Die sogenannte >Schmach« von Canossa. 95 Radikalen. Ganz anders bei kirchlichen, politischen oder wirtschaftlich-sozialen Dingen. Wer sich freilich begnügt, die blossen nackten Thatsachen chronologisch auszuzählen, der kann leicht objektiv sein; aber er ist weder warm noch kalt, seine Darstellung packt nicht, er übt bei seinen Schülern höchstens das Gedächtnis, ihr Urteil bleibt stumpf, ihr Herz kalt. Die Darstellung verliert ihr Bestes, ihr warm pulsierendes Leben. Wer aber seinen Stoff genetisch anpackt, der merkt erst, wie unendlich schwierig es ist, über seinem Stoff, über den Parteien zu bleiben, wie leicht man in vorgefasste Meinungen verfällt, wie leicht man das zu finden glaubt, was man finden will, wie leicht sich historische Phrasen bilden, und wie sehr sie sich »wie eine ewige Krankheit forterben« und trotz aller Widerlegungen immer wiederholt werden, besonders wenn sie zum brauchbaren Rüstzeug im Parteikampfe geworden sind. Wenn also der Verfasser im folgenden als Beispiele für objektive Behandlung sich besonders die Besprechung einiger historischer Schlagwörter gewählt hat, so will er damit weder einer Partei, noch einer Konfession, noch einzelnen Personen irgendwie »eines anhängen«, da er zu gut aus eigener Erfahrung weiss, dass nur jahrelanges eingehendes und selbsterzieherisches Geschichtsstudium über die Sphäre dieser Schlagwörter hinausheben kann. Das kann man aber billigerweise nur von den wenigsten erwarten. a) Die sogenannte »Schmach« von Canossa. Sie gehört zu den beliebtesten Zugstücken, zu den Schlagern allerersten Ranges im Repertoire der nationalen »Zionswächter«, und trotz aller Widerlegung von seiten selbst protestantischer Historiker*) wird sie so bald nicht verschwinden; ist sie ja doch eine der wirksamsten Phrasen im politischen Parteikampf. Sehen wir dieser nationalen Schmach ruhig ins Auge! Heinrich Iii. war in der Blüte der Kraft, 39 Jahre alt gestorben. Ein 6jähriges Kind unter der Vormundschaft eines schwachen, den irdischen Dingen abgeneigten Weibes erbte den Thron. Heinrich Iii. hatte eine Stellung gehabt wie kein Kaiser vor noch nach ihm. Herzog von Franken, Schwaben, Bayern war er selbst, schon von den Zeiten seines Vaters her; in Sachsen pflegte er meistens persönlich zu residieren; seine Versuche, am Harze einen festen Sitz *) Wie z. B. Niebuhr, Nitzsch, Niehues , Duller , Dittmar , Pflugh-Harttung, Floto, Gregorovius, Giesebsecht, Pertz, Sugenheim und anderer.

7. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 6

1900 - München : Oldenbourg
6 Fortschritte der neueren Geschichtswissenschaft. Diese aus den Verhältnissen entsprungene und eben deshalb ganz natürliche Einseitigkeit deutschen Denkens, Fühlens und Strebens musste sich ganz naturgemäß auch dem Spiegelbild der Geschichte, nämlich der Geschichtswissenschaft, mitteilen; und hatte man diesen einseitigen Standpunkt einmal eingenommen, so war es ebenso naturgemäfs, dass man nicht bloss die Geschichte des eigenen Volkes und der eigenen Zeit von ihm aus betrachtete, sondern ihn ganz allgemein auf jegliches geschichtliche Forschen und Darstellen anwandte. Daher die einseitigen, wenn auch sonst meisterhaften Darstellungen der römischen Geschichte durch Mommsen, der mittelalterlichen Kaisergeschichte durch Glesebrecht, der deutschen durch Svbel und Treitschke u. s. w. Das geradezu klassische Beispiel für die bisherige Geschichtsdarstellung ist bekanntlich »Webers Weltgeschichte«. Doch die Zeit, wo für den Historiker nur die Uniform, der Diplomatenfrack, der Priester- und Gelehrtenrock und allenfalls noch nebenbei die Künstlerjoppe in Betracht kamen, ist vorbei. Heutzutage werden allmählich auch die Arbeiterbluse und der Bauernkittel für die Geschichtsforschung salonfähig. Fern sei es der modernen Geschichtswissenschaft, die Bedeutung der zuerst angeführten Aristokraten von Geburt und Beruf unterschätzen zu wollen; 9as wäre ein verhängnisvoller Irrtum; aber neben ihnen müssen auch der Industrielle, der Kaufmann, der Arbeiter und der Bauer die ihnen gebührende Beachtung finden. Ja noch mehr! Der Mensc'h in allen seinen Lebensäusserungen und -bethätigungen muss Gegenstand der Forschung sein; für den Historiker in erster Linie muss das schöne, stolze Römerwort gelten: Homo sinn, humani nil a me alienum puto! Oder mit anderen Worten: Nicht bloss als Mitglied einer grösseren oder kleineren Gemeinschaft — wenn auch dies in erster Linie —, sondern auch als Einzelindividuum muss der Mensch betrachtet werden, wie er leibt und lebt, arbeitet und geniefst, lacht und weint, denkt, fühlt, glaubt u. s. w., kurz: Kulturgeschichte im allgemeinsten Sinne, d. h. Geschichte der allmählichen, unaufhaltsam fortschreitenden Entwicklung der Menschheit auf materiellem, geistigem und sittlichem Gebiete innerhalb des staatlichen Rahmens, das ist das Ideal der allgemeinen Gesellichte, dem man nachstreben muss. Freilich wird man es nie vollständig er-

8. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 75

1900 - München : Oldenbourg
Warum sind die mittelalt. deutschen Städte kaiserfreundl., die ital. kaiserfeindlich? 75 national und musste es sein. Als deutscher König konnte also Otto nicht das Verfügungsrecht über das Papsttum haben, nicht einmal als König von Italien, sondern nur als Imperator und Augustus in dem obengenannten Sinne. Freilich lag in diesen Verhältnissen der Keim zu verhängnisvollen Konsequenzen, zum Investiturstreit, überhaupt zum Machtstreit zwischen Papst und Kaiser, aber Otto konnte diese Konsequenzen von Anfang an nicht übersehen, und nachdem einmal der erste Schritt auf dem Gebiete der kirchlichen Politik gethan war, folgten alle anderen mit Naturnotwendigkeit. Zunächst war Otto in seiner kirchlichen Politik vollständig glücklich. Dies gelang ihm zum Teil auch dadurch, dass er während seiner Beschäftigung mit italienisch-kirchlichen Verhältnissen es klug verstand, für die überschüssige Kraft seines trotzigen germanischen Laienadels ein Feld zu finden, wo sie sich austoben und zugleich der deutschen Sache nützen konnte, die Kolonisation im slavischen Osten. Schon Karl d. Gr. und Heinrich I. hatten sie begonnen. Jetzt wurde sie im grossen Stile fortgesetzt. Und so sehen wir denn die Keime einer kolonisatorischen Thätigkeit sich entfalten, die die germanisch-christliche Kultur allmählich bis an die Weichsel vorschob Alles das zusammengefasst, sehen wir in dem grossen Sachsen eine gewaltige Persönlichkeit, die sich würdig einem Alexander und Karl an die Seite stellen darf und damit Anspruch hat auf den Beinamen: »Der Grosse«. e) Warum sind die deutschen Städte im Mittelalter kaiserfreundlich, die italienischen dagegen kaiserfeindlich ? Eine interessante Frage, der man nur auf genetischem Wege beikommen kann. Der tiefe historische Denker Karl Wilhelm Nitzsch weist in der Einleitung zu seiner »Geschichte des deutschen Volkes bis zum Augsburger Religionsfrieden« auf den Hauptunterschied zwischen der deutschen Geschichte und derjenigen der Griechen und Römer hin: »Die Überlieferungen über die ältere Geschichte der Völker des Altertums sind sämtlich nationalen Ursprungs; ihr Anfangspunkt ist zugleich der Anfang unserer geschichtlichen Kunde von dem betreffenden Volke«. Die griechische Geschichtschreibung beginnt mit den Perserkriegen (Herodot, Thukyüides; Einzelaufzeichnungen mögen bis auf Solon zurückgehen), die römische

9. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 444

1868 - München : Lindauer
444 Beilagen zum dritten Zeitraum. Zum dritten Zeitraum gehörig von Ziffer 21—23 incl. 21. Sein Grab deckt ein Stein mit folgender Inschrift: Note sub hac magni servantur membra Geroldi Hujus jura loci cunctis qui juribus auxit Pannoniis, verae ecclesiae pro pace peremptus; Oppetiit Saevo Septembribus ense Kalendis, Syderi.busque animam dedit. Artus Saxo fideliä Abstulit, huc retulit, dignoque hic clausit honore. 22. Dieser Markgraf Ernst wird in Annal. Puld. ad annum 849. Bouq. Tora. Vii. Dux partium illarum (i. e. Boemanis confinium) ge- nannt. Seine Tochter Luits winde ward von Karlmann, der seine recht- inäßige Gemahlin Hildegarde verstieß, gcehelicht und gebar bcn nachmaligen König Arnulf. 23. Die älteren Genealogen führen eine Abstammung Luitpolds von den Karolingern männlicher Seits auf, haben aber ihre Widerlegung in der Angabe des gleichzeitigen Regino znm Jahre 911, daß mit Ludwig dem Kinde in Deutschland der Karolingische Mannesstamm erloschen sei, und in dem Umstande, daß nach dem Tode desselben Herzog Arnulf sicher nicht unterlassen hatte, diese Verwandtschaft für seine Bestrebungen geltend zu machen. Man ist also auf eine Ableitung von weiblicher Seite hinge- wiesen, die ebenfalls in verschiedener Weise versucht worden ist. A. D. Lipowsky der Aeltere (Genealogische Abhandlung von den Vor- eltern Otto's des Großen, in den Abh. d. k. Akad. d. W. 10. Bd. S. 1. München 1776) nimmt Luitpold an als Sohn des entsetzten Markgrafen Engildeo Ii und der Hildegarde, der Tochter Ludwigs Iii, Enkelin Ludwigs des Deutschen, und A. Büchner (Gesch. v. B. Ii. 124. Documente Ii, 24 u. sf.) pflichtet dieser Hypothese als der wahrscheinlichsten bei. Nach dieser Hypothese ist Luitpold wirklich der nepos regis Arnulii, als den ihn die Fuldaer Annalen znm Jahre 895 nennen, wie sich aus der ans Seite 445 stehenden genealogischen Tafel ergiebt. Zum vierten Zeitraum gehörig van Ziffer 24—31 incl. 24. Arnulf ernannte 923, als der Erzbischof Piligrim von Salzburg gestorben war, Adalbert ans dem Geschlechte der Traungau'schen Mark- grafen znm Erzbischöfe von Salzburg; 926 erhob er seinen Hofkaplan Wolfram ans den bischöflichen Stuhl von Freysing, der durch den Tod Dracholfs erledigt war; im gleichen Jahre gab er dem Bisck)of Meginbert von Seben einen Nachfolger in der Person des Nithart, und 930 und 931 den verstorbenen Bischöfen von Negensburg und Passau in den Personen Jsangrim und Gerhard. 25. Die Frenndestreue und der Heldensinn des Herzogs Ernst Ii machten ihn später zum Gegenstand einer märchenhaften Volksdichtung, von der wir nur eine Umarbeitung aus dem 13. Jahrhundert vollständig besitzen. Es findet sich in ihr eine willkürliche Mischung heterogener Dinge und ver- schiedener Zeiten und Personen. Namentlich wird mit dem Herzoge Ernst Ii der weit ältere Ernst, der Markgraf des Nordgaues, Vater der Lnitö- winde, und Schwiegervater des Königs Karlmann, verschmolzen. Besonders spielt die durch die Kreuzzüge erregte Phantasie lebhaft darin, indem sie den Helden in'ö Morgenland führt, wo er mit allen Schrecken der Natur und mit verzerrten Menschen und Thiergestaltcn kämpfen muß. Es ist dies eine allegorische Darstellung seines Unglücks. Jene Ungeheuer sind nämlich seine Feinde und Verräther, der finstere Berg, in welchen er kommt, ist sein Ge- fängniß, der Greif, der ihn durch die Wolken entführt, sein Ehrgeiz, das Schiff, welches an dem Magnetberge strandet, der Kaiser, die Nägel, welche jener Berg aus dem Schiffe zieht, sind die Vasallen. Vgl. Gervinus Gesch.

10. Abbildungen zur Alten Geschichte - S. 48

1906 - München : Oldenbourg
48 Die Götter. Fig. 89. Archaischer Zeus aus Bronze. Olympia. Fig. 90. Kopf des Dresdener Zeus. Fig. 91. Zeus von Otricoli. Vatikan. Fig. 92. Elische Kupfermünze (’Hxciuuv) mit dem Zeus des Pheidias. Die Formen des altertümlichen Zeus ernst und streng, Spitzbart, Haupthaar mit Löckchen; Reif, Haarband und zweites Band zur Bildung des Haar- schopfes (Krobylos); einige Locken fallen über die Schultern. Daran an- schließend und auf die höchste Stufe gebracht der Zeus des Pheidias, auf Münzen erhalten, schön und edel, „Ein- falt und stille Größe“ sind seine Merk- male. Freier Fig. 90 und 149, 5. An- spruchsvoller, ins Gewaltige, ja Unnatür- liche gesteigert der Kopf von Otricoli. Auf den Kopf des Pheidias scheint die Christusbildung des Mittelalters zurück- zugehen.
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