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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 127

1906 - München : Oldenbourg
27. Eine Festschule der Meistersinger. 127 27. Eine Festschule der Meistersinger. Von August Sach?) Wer um das Jahr 1550 nach Nürnberg kam, konnte um die Pfingst-zeit ein Seil von St. Sebaldus nach dem Rathause gezogen erblicken, woran in der Mitte ein bemaltes Schild hing. Jedes Nürnberger Kind wußte, daß die wohllöblichen Meistersinger wieder eine Festschule in der St. Katharinenkirche veranstalten wollten und durch das Schild jeden, der daran teilzunehmen gedachte, dazu laden ließen. Auch aus weiterer Ferne waren diesmal manche Genossen herbeigekommen, um sich an dem Hauptsingen berühmter Meister und an ihren neuen Tonen zu ergötzen. Denn in Nürnberg ward seit langen Zeiten die holdselige Kunst besser gepflegt als sonst in deutschen Landen. Wie vor Jahren hier der Barbier Hans Foltz und der Briefmaler Hans Rosen-blüt sich einen Namen gemacht, so war jetzt Hans Sachs, der Schuster und Schüler des Leinwebers Nmmenpef, schon seit einem Menschenalter und länger das Haupt und das leuchtende Vorbild aller kunstreichen Meister. Überall, wo die Singerschulen blühten, in allen süddeutschen Reichsstädten, in Mainz und Straßburg, in Kolrnar und Frankfurt, in Augsburg und Regensburg, in Ulm, München und Würzburg, ja in Prag, Breslau und in dem nordischen Danzig pries man seinen Namen und dichtete man in seinen Tönen. Selbst ans sächsischen Landen, wo außer in Zwickau keine Schulen blühten, hatten sich Liebhaber des Sanges eingestellt, deren Vater einst aus der Wanderung durch Sübbeutschlanb Mitglieder einer Singschule geworden waren und auch nach der Rückkehr in die Heimat die in der Fremde gelernte Weise noch fortgeübt hatten. Schon war ihnen daheim manche Belehrung über die löbliche Kunst geworden, die nicht allein zur Freude und Ergötzung der Menschen sonbern auch zur Erinnerung göttlicher Wohltaten und zur Anbacht des Herzens bienen sollte; hier aber in Nürnberg sanb jedermann reiche Gelegenheit die Weise und die Ordnungen der berühmten Meister genauer kennen zu lernen und sich in der Kunst weiter zu bilden. Wer ihrer noch unkundig war, ließ sich wohl zunächst die Bedeutung der Tafel mit ihren Figuren erklären, die frei tu der Luft auf dem Seile schwebte. Oben sah man einen gevierten Schild, der in zwei Feldern den Reichsadler und in der Mitte die Königskrone trug; das war der Meistersinger Wappen, darunter waren zwölf Männer sichtbar, wie sie einen Garten bestellten, aber dabei von einem wilden Tiere gestört wurden. Sie stellten die zwölf berühmten Sänger dar, welche die erste Singschule eingerichtet, und das wilde Tier war der Neid, der von außen her, und die Zwietracht, die von innen her ihrem Gedeihen schade. Wer aber nach den Namen dieser zwöls Wundermänner fragte, erhielt von einem kundigen Meister zur Antwort, was *) „Deutsches Leben in der Vergangenheit", Ii. Band, S. 277 ff. Halle a. <5. 1891.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 151

1906 - München : Oldenbourg
29. Albrecht Dürer. 151 beiden reifsten und abgeklärtesten Bilder des Meisters: das Porträt des Hieronymus Holzschuher und die vier Apostel. Mit vollem Rechte gilt das Bildnis des Holzschuher als eine Perle deutscher Porträtkunst. Beachtenswert ist hier, daß nicht eine berühmte Persönlichkeit uns fesselt — wir wissen von dem alten Herrn nicht viel mehr als seine äußeren Lebensumstünde — sondern daß der Künstler einen Unbekannten uns so nahe zu bringen weiß. Es ist kein Repräsentationsbild, wie es die Italiener malten, auch kein Bild von so wunderbarer malerischer Weichheit wie die Bildnisse Holbeins. Aber hier ist jede Einzelheit getreu und schlicht wiedergegeben, die charakteristischen Züge, die sich sofort einprägen, sind scharf betont, aber keine gesuchte Einseitigkeit, keine Pose in Haltung und Ausdruck stört die strenge sachliche Einfachheit.- In dieser Art der Porträtkunst ist Dürer unerreicht und sein Holzschuher das unübertroffene Meisterwerk. Die vier Apostel — besser vier Temperamente genannt — sind des Künstlers Testament an .seine Vaterstadt Nürnberg. Hier hat er sein ganzes Können auf vier stehende Gestalten zusammengefaßt, die Apostel Johannes, Petrus und Paulus und den Evangelisten Markus, die gleichzeitig die Typen der vier Temperamente darstellen sollen. Bei einem solchen Vorwurf können Bewegung und Anordnung nichts mehr geben, alles liegt in dem wunderbaren Ausdruck der Köpfe und der einfachen, monumentalen Ruhe der Haltung. Ein Werk von folcher verinnerlichter Größe konnte nur ein Künstler schaffen, der ein reiches Leben voll Arbeit und Erfahrung hinter sich hatte. Ein Jahrhundert hat seine Vaterstadt das Werk hoch in Ehren gehalten. Dann aber verkaufte sie es, zum Teil aus politischen Rücksichten, an Maximilian I. von Bayern und heute bildet es ein Kleinod der Alten Pinakothek zu München.1) Die Bilder des Jahres 1526 waren Dürers letzte künstlerische Tätigkeit; von nun an widmete er alle Zeit theoretischen Studien. Schon 1525 erschien die „Unterweisung in der Messung mit Richtscheit und Zirkel", eine Belehrung über Perspektive, Konstruktion und Ähnliches. 1527 folgte der „Unterricht zur Befestigung der Stett". Sein Hauptwerk aber sollte ein vierbändiges Lehrbuch der Malerei werden. Schon lag der — später auch in Druck erschienene — erste Band, die „Menschliche Proportion", fertig vor ihm, da nahm der Tod dein rastlosen Manne die Feder aus der Hand. Auf feiner niederländischen Reife hatte er sich ein Leiden zugezogen, von dem er sich nie mehr ganz erholte; am 26. April 1528 erlag er dieser Krankheit. Sein Tod wurde damals allenthalben beklagt und die Wertschätzung feiner Werke stieg von Jahrzehnt zu Jahrzehnt. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts suchten drei hochgestellte Sammler alles zu erlangen, was verkäuflich war: Kaiser Rudolf Ii., Herzog (später Kurfürst) Maximilian I. von Bayern und der englische Gras von Arnndel. Ihre Sammlungen bilden den Anfang 2) Über die Erwerbung dieses und anderer Gemälde Dürers vgl. Nr. 43, S. 234 ff.

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 7

1906 - München : Oldenbourg
3. Die vorgeschichtliche Zeit des Landes. 7 Keine bisher erkennbar überbrückte Kluft führt von dem „Wilden" der älteren Steinzeit zu dem mit einem Schlage schon von einer gewissermaßen hohen Kultur umgebenen Menschen der jüngeren Steinzeit. Wie nach dem Zurückweichen der Eismassen und dem Verlaufen der Wassersluten auf den Moränen und den Schlammniederschlägen sich allmählich ein freundliches Landschaftsbild mit grünen Matten, blauen Seen und lichten Flußarmen entwickelte; wie die Tierwelt nach dem Untergang und der Auswanderung der ungeheuerlichen Typeu der Diluvialzeit eine unserer jetzigen sich annähernde Gestaltung annahm, so hatte sicher auch das Äußere des Alluvialmenschen nicht mehr Form und Gestalt des Wilden der älteren Steinzeit. Nach den körperlichen Überresten, die sich aus der jüngeren Steinperiode des Menschen erhalten haben, glich dieser in Bau und Erscheinung schon vollkommen dem späteren Menschen und war der direkte Ahnherr des jetzt lebenden Geschlechts; von ihm reicht bis iu unsere Tage der Faden der Knltnrentwickluug ohne Unterbrechung herab. Die Dauer der Alluvialperiode, iu der wir gegenwärtig leben, und damit der Beginn der menschlichen Kultur der jüngeren Steinzeit wird von den Geologen auf 7000—10000 Jahre geschätzt. Auch jetzt war der Mensch noch ohne jede Kenntnis der Metalle und ihrer Verwendbarkeit. Er schuf sich alle Waffen und Geräte, soweit nicht Holz oder Knochen hierzu Verwendung fanden, ans Stein. Aber nicht mehr durch bloßes rohes Behauen wußte er diesen zu formen; er hatte jetzt gelernt den Stein zu schleifen und zu glätten und gab seinen Bedarfsgeräten allmählich nicht nur äußerst praktische sondern auch gefällige Formen. Es heißt daher diese Periode die „jüngere Steinzeit" oder die Periode des geschliffenen Steines. Was aber diese im Vergleich zu der älteren charakterisiert, ist nicht bloß eine größere Fertigkeit in der Behandlung und Ausnutzung der Gesteinsarten, sondern eine auf gauz anderer Grundlage beruhende Lebensführung überhaupt. Wir kennen eine Menge Niederlassungen aus dieser Periode mit dem gesamten Hausinventar der Menschen in den Pfahlban ten der Vor alpen s een wie in zahlreichen Landansiedelungen; speziell bei nns in Bayern sind solche in dem Pfahlbau an der Jnfel des Würmsees, der sogenannten Roseninsel, in den Landansiedelungen ans dem Auhögl bei Hammerau (Bezirksamt Laufen), in den Ebenen bei Inzkofen (Bezirksamt Freising), bei Regensburg und Straubing, in den Höhlen des Fränkischen Jura und der Fränkischen Schweiz wie in den zahlreichen Wohngrubenresteu des Spessarts bekannt. Aus diesen reichlichen Überresten entrollt sich ein vollständiges Bild der Kulturstufe jener Periode. Der Mensch lebte nicht mehr bloß in Familien wie der der älteren Steinzeit, sondern hatte sich in dorfartigen Siedelungen zu Sippenverbänden zusammengetan; er hatte fast alle Haustiere, die wir jetzt noch verwenden; er trieb Ackerbau und baute verschiedene Getreidearten; er verstand zu weben, flechten und spinnen; die Töpferei war allgemein Hausbetrieb wie die Verfertigung der Stein- und Knochengeräte, Fischfang

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 8

1906 - München : Oldenbourg
8 3. Die vorgeschichtliche Zeit des Landes. und Jagd wurden eifrig gepflegt. Außer dieser durch die Notdurft des Lebens gebotenen Tätigkeit hat sich aber auch das Bedürfnis wie der Sinn für eine Verfeinerung der Lebensführung entwickelt: reichlicher Schmuck in allen möglichen Formen aus Bein und Stein war in Verwendung, die Töpfer-gefchtrre wurden mit von Geweben entlehnten Motiven in mannigfaltigster Weise verziert, die Formen der Waffen und Geräte nahmen künstlerische Gestalt an, man begnügt sich nicht mehr den Stein nur zu schleifen, man bringt auch hier Verzierung durch eingeschliffene Linien und Kanten an. Dagegen fehlt jede Spur der vom Menschen der älteren Steinzeit geübten naturalistischen Kunst, dereu Kenntnis wieder verloren gegangen zu sein scheint. Auch in dem psychischen Leben ging eine gewaltige Veränderung vor sich, wenn sich auch naturgemäß hiervon nicht so deutliche Spuren erhalten haben wie vom mechanischen Leben. Während der „Wilde" der älteren Steinzeit seine Toten noch ohne Granen in seiner Wohnhöhle unter seiner Lagerstätte verscharrte, hatte der Mensch der jüngeren Steinzeit schon gesonderte Begräbnisplätze, in denen er seine verstorbenen Sippen mit gewissen Gebräuchen und unter Beigabe von Geschenken, von Schmuck, vou Gefäßen mit Lebensmitteln bestattete und so den Beweis dunkler Vorstellungen von einem Leben nach dem Tode gab. In der Hauptsache sehen wir also schon jetzt die Kultur der Vorzeit in ihren Grundzügen ausgeprägt. Der Gesamteindruck, deu die Ansiedelungen der jüngeren Steinzeit machen, ist ein freundliches, arbeitssrendiges Lebensbild reger Schaffenslust nach allen Richtungen mit hellen Lichtblicken in die sich hieraus entwickelnde Zukunft der Menschen. Es steht somit nach den Fnnden unumstößlich fest, daß es einst eine reine Steinzeit in Bayern wie in ganz Mitteleuropa gegeben hat. Diese umfaßte einen sehr langen, über mehrere Jahrtausende reichenden Zeitraum und es lass eit sich verschiedene Zeitabschnitte in aufsteigender Entwicklung unterscheiden. Aber irgend einen Anhalt für die ethnologische Feststellung der Steinzeitleute geben deren Überreste, wie sie bisher auf uns gekommen, nicht. Eine gewisse allgemeine Verwandtschaft aber muß wenigstens in Bayern bei der steinzeitlichen Bevölkerung geherrscht haben. Die wenigen somatischen sowie die zahlreichen mechanischen Überreste weisen ans ein körperlich mäßig entwickeltes Volk, von dem wir nicht wissen, ob es ans dem Boden des von ihm bewohnten Landes einheimisch oder dort eingewandert war. Aus die jüngere Steinzeit folgt bei uns wie in den Nachbarländern die sogenannte Metallzeit und zwar als deren erste deutlich abgegrenzte Stufe die Bronzezeit. Eine eigentliche Kupferperiode, die der Bronzezeit vorangegangen wäre, läßt sich für Bayern wenigstens an der Hand der Funde nicht nachweisen, obwohl man nach der natürlichen Entwicklung eher annehmen müßte, daß Kupfer, der Hauptbestandteil der Bronze, ursprünglich allein verarbeitet wnrde, ehe man auf die Legierung dieses Metalls mit Zinn und damit auf

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 122

1906 - München : Oldenbourg
122 26. Die Einführung und Entwicklung der Buchdruckerkunst in Bayern. Johann Müller aus Königsberg in Franken. Dieser berühmte Astronom und Mathematiker, der am 6. Juni 1436 geboren ward und bei Georg von Penr-bach in Wien studierte, war nach mehrjährigen! Aufenthalte in Italien 1469 an den Hof des Königs oon Ungarn, Matthias Coroiuus, gekommen. 1471 siedelte er von Ofen nach Nürnberg über, um daselbst seinen Stndien zu leben und die Veröffentlichung der zahlreichen aus Italien mitgebrachten Handschriften vorzubereiten. Unterstützt von seinem Freunde Bernhard Walther errichtete er dortselbst nicht nur eine Sternwarte und eine mechanische Werkstätte sondern auch, da die sonstigen Pressen den Satz der griechischen Lettern und der mathematischen Zeichen nicht ausführen konnten, eine eigene Druckerei. Die Erzeugnisse derselben waren Kalender und sonstige astronomische und mathematische Werke, unter welchen die „Ephemeriden", die für jeden Tag die Konstellation der Gestirne von 1475 bis 1506 vorausberechneten, die erste Stelle einnehmen. Die Ernennung des Gelehrten zum Bischos von Regensburg und die gleichzeitige Berufung desselben nach Rom (1475) zur Teilnahme an der von Papst Sixtus Iv. beabsichtigten Kalenderreform bereiteten den wissenschaftlichen Plänen wie der typographischen Tätigkeit Regiomontans ein vorzeitiges Ende. Ebenfalls nur für eigene Zwecke bestimmt war die Presse des als Meistersänger nicht unbekannten Hans Folz aus Worms, der das Geschäft eines Stadtwundarztes versah und seine volkstümlichen, mit Holzschnitten versehenen Gedichte 1479 und 1480 selbst druckte. Zur gleichen Zeit trat 1479 in dem Kloster der Augustiner-Eremiten, dessen Räume jetzt zum Germanischen Museum gehören, eine Werkstätte ins Leben, die bis 1491 arbeitete, von der aber außer etwa einem Dutzend Drucke weitere Erzeugnisse nicht bekannt sind. Ihr schlossen sich an die Druckereien des Konrad Zeninger (1479 bis 1489) und des Peter Wagner (1483—1500), von denen die erste meist kleinere Sachen, darunter auch ein mehrmals aufgelegtes lateinisch-deutsches Wörterbuch, erscheinen ließ, während die zweite sich besonders um die Herausgabe von Volksund Schul)Christen verdient machte. Aus der Reihe der weiteren Drucker, die von jetzt an bis 1500 in Nürnberg sich noch niederließen und unter denen Hans Mair und Peter Bischer nur um deswillen zu erwähnen sind, weil ihnen Würzburg, Nürnberg und Bamberg die frühesten Ausgaben ihrer fog. Heiligtumsbüchlein (d. s. Beschreibungen der daselbst aufbewahrten Reliquien) verdanken, hat es eigentlich nur Georg Stuchs aus Sulzbach in der Oberpfalz zu einer hervorragenden Bedeutung gebracht. Das erste von ihm gedruckte Werk, ein Meßbuch von 1484, war in so mustergültiger Weise ausgeführt, daß er bald von den verschiedensten Diözesen und Verlegern Aufträge zur Herstellung liturgischer Bücher erhielt; in der großen Zahl der von ihm bis zum Jahre 1517 gelieferten Druckwerke, deren letztes gleichfalls wieder ein Missale war, finden sich nur wenige, die einem anderen Gebiete angehören. Wie kein zweiter Drucker jener

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 85

1906 - München : Oldenbourg
19. Der Regensburger Dom. 85 und Reichtum der Ausführung steht der Regensburger Bau freilich weit hinter feinem Vorbild zurück. Bei keinem anderen Stile sind die Schmuckformen fo eng mit der Konstruktion verbunden wie bei der Gotik: sie haben vielfach eine ganz Westansicht des Regensburger Domes. besondere Bedeutung bei der Ausgestaltung des Baues. Die Fialen sind oben schon erwähnt; sie haben die Gestalt kleiner massiger Türme. Über der Außenseite der Fenster sitzen Giebel, die den Spitzbogen überdachen, die Wimperge. Um das Dach läuft ein reichgegliedertes Gesimse, das Kranz-gestms. Unter dem Kranzgesims ragen Fratzen in Menschen- oder Tierform mit geöffnetem Maule vor, bestimmt das Regenwaffer weit hinaus ablaufen

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 134

1906 - München : Oldenbourg
134 27. Eine Festschule der Meistersinger. Die Elemente beherrschet er all', Des Feuers Wut, des Meeres Schwall. Den Teufel malt er, die Hüll' und den Tod, Das Paradies, die Engel und selbst Gott, Das macht er durch Farben dunkel und klar Mit geheimen Künsten euch offenbar. Das hebet sich mächtig durch die Schattierung Nach schön entworfener Visierung. Er kann euch alles vor Augen bringen, Nicht schöner möget ihr je es singen. Wie muß er sinnen Tag und Nacht! 3n Traumgebilden sein Geist stets wacht. Er ist an Phantasien reich Und fast'dem kühnen Dichter gleich; Um alle Dinge weiß er wohl, Wie er sie alle bilden soll: Wer zu allen Dingen hat Schöpferkraft, Den rühmet die höchste Meisterschaft. Trotz des Beifalls, den Hans Sachs von den Genossen davontrug, gab sich der Steinmetz noch nicht verloren; er begann wieder: Du lobst den Maler mir zu sehr, Der Steinmetz bringt uns Nutzen mehr. Des Malers können wir entraten, Er schafft von jedem Ding nur Schatten: Sein gemaltes Feuer wärmt uns nicht, Seine Sonne spendet nicht Schein noch Licht, Sein Obst hat weder Schmack noch Saft, Seine Kräuter nicht Duft und Heilungskraft, Seine Tiere haben nicht Fleisch noch Blut, Sein Wein verleiht nicht Freud' und Mut. Wie er geendet, erhob sich Hans Sachs noch einmal leuchtenden Auges zur Lobpreisung der Malerei und eines längst dahingeschiedenen Freundes: Das Sprichwort immerdar noch gilt, Daß, wer die Kunst nicht hat, sie schilt. Wie nützlich auch ist die Malerei, So nenn’ ich euch jetzt nur der Dinge drei: Was bewahrt die (Beschichte als teures Vermächtnis, Das prägt sie uns ein in unser Gedächtnis: Wie der Nürnberger Heer unter Schweppermann glänzte, Wie den Dichter hier Kaiser Friedrich bekränzte. Wer sich auch nicht aus die Schrift versteht, Des Malers Schrift ihm nicht entgeht; Er lehret, wie Bosheit uns Mißgeschick, Wie Frömmigkeit bringet Ehr' und Glück. Was verscheuchet mehr denn die Malerei Uns der Einsamkeit Tochter, die Melancholei? Sie lichtet der düsteren Schwermut Schmerz,

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 145

1906 - München : Oldenbourg
29. Albrecht Dürer. 145 Zeichnung. Die älteren Holzschnitte sind durchweg mehr oder minder rohe Haudwerkerarbeiteu. Erst einmal hatte ein bekannter Maler für den Holzschnitt gezeichnet: Dürers Lehrer, der Nürnberger Michel Wohlgemnth. Allein seine Zeichnungen wurden von den ungeübten Holzschneidern gänzlich verdorben, vielleicht schon deshalb, weil sie sich der Technik zu wenig anpaßten. Dürer nun verfolgte von Anfang an — einige unbedeutende Jugendarbeiten ausgenommen — den Grundsatz alles in einfachen, klaren Strichlagen vorzn-zeichnen. Im Anfang fielen diese, dem geringen Können der Holzschneider entsprechend, ziemlich derb aus, nach und nach wurden sie immer seiner. Er legte diese Strichlagen dann so, daß schon durch ihren Verlauf Rundung und Form der Körper hervorgehoben wurde. Wir sehen dies Verfahren an unserem Blatte sehr deutlich. Hier ist von der Kunst des Holzschneiders schon viel vorausgesetzt, vor allem beruht hier eiu gut Teil der Wirkung darauf, daß der Verlauf der Linie, die größere oder geringere Entfernung der Schattenstriche voneinander genau eingehalten sind. Damals hatte Dürer schon Holzschneider herangebildet, deueu er jede Schwierigkeit zumuten konnte. Nun wird wohl mancher fragen, wer eigentlich der Mann war, von dessen Kunst wir so viel gesprochen, was er alles leistete und wie sein Leben verlief. Das ist freilich schwer in Kürze zu berichten. Wie Dürers Kunst so ist auch sein Leben unendlich reich und vielseitig, feine Bestrebungen sind weit ausgreifend wie bei keinem anderen deutschen Künstler und sein Werk ist durch seinen unermüdlichen Fleiß und seine wunderbare Schaffenskraft stattlich und umsangreich. Albrecht Dürer war der Sohn eines aus Ungarn nach Nürnberg gekommenen Goldschmiedes und war am 21. Mai 1471 geboren. Etwa 13jährig kam er als Lehrling in die Werkstatt seines Vaters. Goldschmiede waren damals in enger Beziehung mit Malerei und Plastik, manch tüchtiger Künstler war aus diesem Gewerbe hervorgegangen, vor allem war die Kupferstichkunst bis auf Dürer meist von den im Gravieren erfahrenen Goldschmieden ausgeübt worden. Am 30. November 1486 trat der junge Dürer als Lehrling auf drei Jahre bei dem Maler Michel Wohlgemnth in Nürnberg ein. „In der Zeit", schreibt er später, „verliehe mir Gott Fleiß, daß ich wol lernete. Aber ich viel von seinen Knechten mich leiden mußte." So eine Malerwerkstatt sah damals ganz anders aus als ein heutiges Atelier; denn der Maler war damals Handwerker, genau so wie der Schreiner oder der Bäcker. Da waren je nach dem Rufe des Meisters wenige oder viele Gesellen und Lehrlinge, denen die gewöhnlichen und schlecht bezahlten Arbeiten und die Vorbereitungen überlassen blieben — besonders auf Wohlgemnth trifft dies zu. Denn damals gab es noch keine grundierten Malbretter und fertigen Farben zu kaufen. Alles mußte in der Werkstatt gemacht werden. Da wurden die Bretter geglättet und mit einer Schicht geschlemmter Kreide überzogen; diese wurde meist vergoldet, auch dann, wenn die Darstellung nicht auf Goldgrund, sondern vor Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns.

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 150

1906 - München : Oldenbourg
150 29. Albrecht Dürer. Bruchstücke davon sind erhalten, eines in München und eines in Besancon; in dem Münchener Teile sind 45 Blätter von Dürer verziert. Es ist das Phantasiereichste, was der Meister geschaffen hat; in einer Fülle von Rankenwerk erscheinen Gebilde der verschiedensten Art, bald reine Schmuckformen, bald der Gekreuzigte und Heilige, dann aber auch prosane Gestalten, Landsknechte, Bauern, Tiere. Alles ist mit der Feder gezeichnet, ohne eine Korrektur, mit einer Klarheit und Sicherheit, die ihresgleichen nur schwer sindet. In den Jahren 1513 und 1514, mitten zwischen diesen großen Arbeiten, entstanden auch drei Kupferstiche, die gewöhnlich zusammen genannt werden, obwohl sie von Haus aus keinen Zusammenhang haben, und die mit Recht als die edelsten Perlen Türerscher Kunst gelten: es sind dies „Ritter, Tod und Teufel", „Hieronymus im Gehäuse" und die „Melancholie". Das erste Blatt stellt einen Ritter dar, der ruhig durch eine wilde Schlucht reitet, unbekümmert darum, daß ihn der Tod auf gefährlichen Pfaden begleitet und der Teufel hinter ihm steht — der Typus des unerschrockenen, unerschütterlichen Mannes der Tat. Hieronymus ist eigentlich nicht der Kirchenvater, sondern der deutsche Gelehrte; über die Arbeit gebeugt sitzt er in seinem traulichen, vom Sonnenlicht durchstrahlten Stübchen, vor dem Tische liegt, gleich einem Hunde, der zahme Löwe der Legende. Am schwersten verständlich ist das dritte Blatt wegen des vielen allegorischen Beiwerks. Die Hanptsignr, eine sitzende, in Nachdenken versunkene Frauengestalt, bedeutet jedenfalls das rastlose, stets unzufriedene und nie beglückende Grübeln. Einen Fingerzeig gibt eine an der Wand hängende kabbalistische Zahlentasel, die sich in das Todesdatum vou Dürers Mutter (17. Mai 1514) auflösen läßt. Wir wissen aus Aufzeichnungen des Künstlers, wie nahe ihm dieser Tod gegangen ist; in dieser Schmerzens-stimmnng ist auch die düstere „Melancholie" entstanden. Kaiser Maximilians Tod im Jahre 1519 ward mittelbar die Veranlassung zu einem sür Dürer bedeutsamen Ereignis. Der Kaiser hatte dem Künstler ein Jahrgeld („Leibgedinge") von 100 Gulden (536 Mark heutige Währung, allein etwa gleich 2000 Mark nach heutigen Preisverhültnissen) ausgesetzt. Um sich vom neuen Kaiser, Karl V., die Bestätigung dieser Rente zu erbitten, reiste Dürer im Sommer 1520 nach den Niederlanden. Ein sorgfältig geführtes Tagebnch gibt uns über diese Fahrt Aufschluß; es erzählt uns von Krenz-und Querzügen, von Menschen, die Dürer kennen lernte, von interessanten Ereignissen, die er miterlebte; auch seine Ausgaben und der Vertrieb seiner Bücher und Einzeldrucke sind sorgsam ausgezeichnet. Erst uach langem Warten erreichte er seinen Zweck und kehrte Ende Juli 1521 nach Nürnberg zurück. Die Berührung mit der niederländischen Kunst führte Dürer, der in den letzten Jahren kaum gemalt hatte, wieder zur Malerei zurück. Schon während seines Aufenthaltes in den Niederlanden hatte er einige Bilder, meist Porträts, gemalt; auch eine Reihe von Entwürfen entstand dort, die später nnverwertet blieben. Aus der folgenden Zeit, nämlich aus dem Jahre 1526, stammen die

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 6

1906 - München : Oldenbourg
6 3. Die vorgeschichtliche Zeit des Landes. Unser engeres Heimatland Bayern war zum Teil im Bereich der vollständigen Vereisung zum Teil außerhalb dieser. Von den Alpen im Süden gingen die Gletscher bis an die Donau hinaus. Jenseits dieser aber blieb das Land vom Eise frei. Es haben sich denn auch in den Höhlen an der Donau und im schwäbischen Ries wie in dem Fränkischen Juragebiet Reste des Diluvialmenschen gefunden, am unzweifelhaftesten in den ungestörten Schichten in der Ofnethöhle und im Hohleufels im Ries, während sich südlich der Donau bis jetzt dessen Spuren aus dem Diluvium nicht nachweisen ließen. Die Reste des Menschen aus diesen frühen Zeiten sind sehr spärlich und unscheinbar. Grauenhaft und schrecklich, von unserem Kulturstandpunkt zurückgesehen, muß sich das Leben in Mitte einer noch unwirtlichen Natur, in der Umgebung der gewaltigen und unheimlichen Tierreihen des Diluviums abgewickelt haben. In den Fundschichten dieser Periode zeigen sich weder Kohle und Asche noch Scherben von Tongefäßen; der Mensch kannte noch nicht das Feuer, noch nicht die roheste Töpferei. Unter den Knochen der Tiere in den Höhlenschichten finden sich nur solche wilder Tiere; der Mensch hatte noch kein Hanstier gezähmt. Er genoß das Fleisch der erlegten Tiere roh, trank deren Blut und sog das Mark aus den aufgeschlagenen Knochen, die zahlreich mit den Spuren der Öffnung in den Fundschichten vorkommen. Als Waffe und Geräte dienten ihm nur der Baumast und der Stein, den er durch Behauen in verschiedene Formen brachte, so daß er ihn als Beil, Meißel, Messer und Schaber verwenden konnte. Er wählte das härteste Gestein, das er finden konnte, den Feuerstein, zur Bearbeitung. Auch die Kiefer der großen Tiere benutzte er als Hiebwaffe, wie er die Schädel kleinerer als Trinkgeschirr gebrauchte. So armselig war der Hausrat des Menschen, der meist in natürlichen Höhlen Unterkunft suchte und fand, um deren Besitz er oft genug mit den Tieren kämpfen mußte. Und doch finden sich fchon aus dieser frühen Zeit, da der Mensch noch als völlig „Wilder" in die Erscheinung tritt, zwar nicht bei uns, aber in Frankreich und in Italien, in den Wohnhöhlen Spuren einer überraschenden naturalistischen Kunstübuug in eingeritzten und mit Farben umrisseuen Darstellungen von Tieren, wie sich auch in Schweizer Höhlen plastische, aus Bein und Knochen geformte Tiergebilde von erstaunlicher Natürlichkeit gefunden haben. In unseren Höhlen fanden sich wenigstens Rötelbrocken, von denen man annimmt, daß sie der Höhlenmensch zur Bemalung des Körpers verwendete, sowie durchbohrte Tierzähne zum Anhängen, womit also auch das Bedürfnis des Körperschmucks schon zum Ausdruck kam. Von der Verwendung des Gesteins zum Gebrauche als Waffe und Werkzeug, deren Formen aber nur durch rohes Behauen der natürlichen Knollen hervorgebracht sind, nennt man diese erste nachweisbare Periode des Menschen die „ältere Steinzeit" im Gegensatz zu einer nun folgenden vorgeschrittenen Kulturperiode, der sogenannten „jüngeren Steinzeit".
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