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1. Vaterländische Geschichte in Bildern - S. 61

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
König Friedrich Wilhelm Ii. Die franzsische Revolution. 1789. Kurz nach dem Regierungsantritte Friedrich Wilhelms brach in Frankreich Die Revolution aus, d. i. ein Aufstand gegen den König und die Verwaltung des Landes. Durch lange Kriege itnd eine ppige Hofhaltung war Frankreich arg verschuldet. Die schweren Steuern lasteten aber nur auf den Brgern und Bauern; der reiche Adel und die hohe Geistlich-feit dagegen waren steuerfrei. Die Unzufriedenheit im Lande hierber war sehr groß. Gottvergessene Männer verbreiteten dazu unter den Bewohnern Miachtung gegen die Religion und die weltlichen Gesetze. In Paris brach die Emprung zuerst aus. Die Franzosen ergriffen ihren unschuldigen König, warfen ihn ins Gefngnis und lieen dann ihn und seine edle Ge-mahlin ffentlich enthaupten; durch einen entmenschten Schuhmacher wurde der kleine Knigssohn langsam zu Tode geqult. Die Adligeu und Geist-lichen wurden beschimpft und an den Laternenpfhlen aufgehngt, ihre Wohnungen zerstrt, ihre Gter verteilt. Frankreich sollt- eine Republik, ein Freistaat sein; aber Schreckensmnner regierten das Land. Frei-

2. Vaterländische Geschichte in Bildern - S. 78

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
bau des Domes in C lu gab er jhrlich eine groe Summe. In Berlin entstanden die herrliche Schlokapelle. dasnenemuseum und das Opernhaus. In der Strae Unter den Linden wurde das groartige Reiterstandbild Friedrichs des Groen er-richtet. Sorge fr das Land. Zahlreiche Eisenbahnen wurden ge-baut; Berlin und Knigsberg verband die Ostbahn miteinander; Rheinland und Westfalen durcheilten die Westflische, die Bergisch-mrkische und die Cln-Mindener Bahn. Telegraphenlinien durchzogen das ganze Land. Das Postwesen wurde ver-bessert und vereinsacht. Zur Hebung des Seehandels schuf der König eine Kriegsflotte und erwarb den Jadebusen an der Nordsee. ^ der 10 000 qkm wsten Landes wurden fr den Land-bau gewonnen. Durch ausgiebige Benutzung der Dampfkraft nahm das Fabrikwefen einen gewaltigen Aufschwung. Die Gustahlfabrik von Krupp in Essen bekam besonders als e--schtzsabrik Weltruf; Dampfmaschinen aus der Fabrik von Borsig in Berlin gingen in alle Lnder Der Bergbau, besonders die Frderung von Steinkohlen, erreichte eine hohe 23lte. Die Einfhrung des Petroleums und die Erfindung des Leuchtgases gaben Straen und Wohnungen eine bessere Beleuchtung. Die Erzeugnisse der Spinnereien und Webereien, hauptschlich in Elberfeld und Sannen, fanden ihren Weg bis in ferne Lnder. Solingen erlangte eine groe Bedeutung durch seine Stahlwaren. Das Aahr 1848 und die Verfassung. Im Jahre 1848 war es in Paris wieder zu Ruhestrungen gekommen. Die Emprung verbreitete sich nach anderen Stdten und Lndern. Auch in Berlin kam es zu heftigen Aufstuden und blutigen Straenkmpstn, doch wurde die Ruhe bald wie-der hergestellt. Bisher hatte der König allein die Gesetze erlassen. Das Volk wnschte aber, an der Regierung des Landes teilzunehmen. Der Kuig prfte daher die Wnsche des Volkes und gab dem Laude im Jahre 1850 die Verfassung. Sie ist ein Staatsgrundgesetz. Nach diesem e-setze steht dem Könige die Entscheidung der Krieg und Frieden zu. Alle Preußen siud vor dem Gesetze gleich. Jeder darf seine Religion frei bekennen. Das Land wird von dem Könige in Gemeinschaft mit dem Volke regiert. Das Volk ist durch das Abgeordnetenhaus und das Herren-haus bei der Gesetzgebung beteiligt. Der König lt sich durch seine ver-antwortlichen Minister vertreten. Sie legen den Volksvertretern die Entwrfe von Gesetzen vor. Nach reiflicher Beratung gelangen sie an den König zurck; der kann sie genehmigen oder verwerfen. Unterschreibt er sie. so sind sie Gesetze und mssen von allen befolgt werden. Im Jahre 1849 wurden die Frstentmer Hohenzollern -Hechingen und -Sigmaringen mit Preußen vereinigt. Krankheit und Tod. Vier Jahre vor seinem $ode_ wurde der König von einem schweren Leiden befallen. Gott hatte seine Ehe mit der Prinzessin Elisabeth von Bayern nicht mit Kindern gesegnet. Deshalb bernahm sein Bruder Wilhelm in dieser Zeit die Herrschaft. Der König starb am 2. Januar 1861. Er ruht in der Friedenskirche zu Potsdam.

3. Geschichte des preußischen Staates - S. 31

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 31 — den Blitz seine Lieblinge heimholt; Tiere und Gefangene wurden ihm geopfert. Patrimpos war der Gott der Freude und Fruchtbarkeit, Patollos der Gott des Todes und des Verderbens. Die Bildsäulen der Götter standen in heiligen Hainen unter tausendjährigen, mächtigen Eichen. — Großen Einfluß hatten bei ihnen die Priester, Waidelotten (= wissende Männer), welche auch der Verbreitung des Christentums den heftigsten Widerstand entgegensetzten. Die ersten Bekehrungsversuche, a) Der hl. Adalbert und Bruno. Die ersten Versuche, die Preußen zum Christentum zu bekehren, geschahen von dem Bischof Adalbert von Prag. Anfangs schien sein edles Bemühen mit Erfolg gekrönt zu sein. Aber schon nach einem Jahre (997) wurde der mutige Apostel beim Betreten eines heiligen Haines von einem Götzenpriester erschlagen.j) Wenige Jahre später (1008) machte der Benediktinermönch Bruno einen abermaligen Versuch, das Evangelium im Lande der Preußen zu verkünden. Innerhalb acht Monate bereiste er mit achtzehn Gefährten unter Leiden und Mühseligkeiten der schlimmsten Art Dreiviertel des Landes, bekehrte aber bei dem hartnäckigen Volke kaum dreißig Seelen. Ein feindseliger Fürst erregte einen Aufstand und ließ den kühnen Glaubensboten enthaupten, feine Gefährten aufknüpfen?) b. Christian von Oliva. Erst zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts, also 200 Jahre später, nahm ein eifriger Cistercienser-mönch, Christian von Oliva, den Plan Adalberts und Brunos wieder auf. Er wußte so glückliche Bekehrungsversuche zu machen, daß er bereits 1215 vom Papste zum Bischof von Preußen ernannt wurde. Jedoch ein wilder Aufstand der Heiden zerstörte das Werk des glaubensmutigen Christian. Ein Kreuzheer, welches der neue Bischof mit Genehmigung des Papstes aufgebracht hatte, drang zwar siegreich vor; aber kaum war es wieder abgezogen, da erschlugen die Preußen die christlichen Priester und brannten Kirchen und Ortschaften nieder. Nach dem Muster der Schwertbrüder in Livland gründete Christian dann den Orden der Ritter Christi von Dobrin (1228). Aber auch sie vermochten die Kraft der erbitterten Heiden nicht zu brechen; die Ritter wurden zurückgedrängt und fast gänzlich aufgerieben. Die Preußen fielen in Pommern ein, verbrannten das Kloster zu Oliva und ermordeten die Mönche. Das Ordensland Preußen, a. Die Eroberung. 1230 bis 1283. Auf Anraten Christians rief der Herzog Konrad von J) Es geschah dies in der Nähe von Fischhausen, westlich von Königsberg. Der Platz ist jetzt durch ein Denkmal bezeichnet, ein gußeisernes Kreuz auf gemauertem Sockel, der die Inschrift trägt: „Bischos St. Adalbert starb hier den Märtyrertod 997 für das Licht des Christentums." *) An den Mönch Bruno erinnert noch heute die Stadt Braunsberg.

4. Geschichte des preußischen Staates - S. 140

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 140 - Nach dieser Zeit widmete er sich ganz und gar dem Militärwesen; er war mit Leib und Seele Soldat. Eine natürliche Begabung für den kriegerischen Beruf, die eifrigste Beteiligung an allen Zweigen des Dienstes ließen den Prinzen rasch zu den höchsten Stellen im Heere emporsteigen. Im Alter von 32 Jahren vermählte sich Wilhelm mit der Prinzessin Angusta von Sachsen-Weimar. Seinen Lieblingsaufenthalt nahm das hohe Paar zeitweise auf dem Schlosse Babels-berg (bei Potsdam). Die glückliche Ehe wurde mit zwei Kindern gesegnet, einem Sohne und einer Tochter. Der Sohn war der nachmalige Kaiser Friedrich Iit„ die Tochter Luise wurde die Gemahlin des Großherzogs von Baden. Der Prinz von Preußen. Nach der Thronbesteigung seines Bruders, dessen Ehe kinderlos geblieben war, erhielt Prinz Wilhelm als mutmaßlicher Thronfolger den Titel „Prinz von Preußen". Seinem köuiglicheu Bruder war er vor allem in den militärischen Angelegenheiten eine vortreffliche Stütze, und schon bald wurde ihm die Oberleitung über das gesamte preußische Heerwesen Überträge«. — Beim Ausbruche der Revolution im Jahre 1848 ernannte ihn der König zum General-Gouverneur von Rheinland und Westfalen. — Im Jahre 1849 dämpfte er an der Spitze der preußischen Truppen den Ausstand in der Rheinpfalz und in Baden, gewann die Gefechte bei Durlach und Waghäufel und zwang die Festung Rastatt, sich auf Gnade oder Ungnade zu ergebe». Darauf geleitete er den vertriebenen Großherzog in seine Hauptstadt zurück. Nach seiner Heimkehr in die preußische Hauptstadt empfing ihn der Jubel aller Gutgesinnten, und Ehren und Auszeichnungen wurden ihm in reicher Fülle zu teil. Der Prinzregent. Seinen Wohnsitz nahm der Prinz von Preußen nebst seiner erlauchten Gemahlin vom Jahre 1850 ab in der schönen Rheinstadt Koblenz. Sein ganzes Sinnen und Trachten galt wie früher, so auch fürderhin der Verstärkung und Verbesserung des Heeres. — Als im Jahre 1857 König Friedrich Wilhelm Iv. nicht unbedenklich erkrankte, übernahm der Prinz Wilhelm anfangs die stellvertretende und vom Jahre 1858 ab die selbständige Regierung des Landes unter dem Titel „Prinzregent". Nicht ganze drei Jahre übte er die königliche Gewalt in alleiniger Verantwortlichkeit gegen Gott nach bestem Wissen und Gewissen im Namen seines königlichen Bruders aus und erwarb sich bereits in kurzer Zeit das Vertrauen aller Parteien. Ii. Wilhelm I. als König. Regierungsantritt. Nach dem Tode seines Bruders trat Wilhelm I. am 2. Januar 1861 die Regierung an. Trotz seines hohen Alters von 64 Jahren war es ihm noch beschieden, während einer

5. Geschichte des preußischen Staates - S. 150

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 150 — also auch nicht befehlen, sie abzulehnen; der Prinz sei in seinen Entschließungen vollständig frei und unabhängig. Um Streitigkeiten zu verhindern und Preußen den Friede« zu erhalten, verzichtete der Prinz freiwillig auf den spanischen Thron; jeder Grund zu einem Streite schien beseitigt zu sein. Doch die französische Regierung wollte sich den Vorwand zum Kriege nicht so leicht entgehen laffen; sie verlangte vielmehr jetzt durch ihren Gesandten, den Botschafter Benedetti, von dem Könige Wilhelm, er _ solle die bestimmte Versicherung aussprechen, daß er n iemals wieder feine Einwilligung geben würde, wenn von neuem die spanische Kronkandidatur aufleben würde. König Wilhelm war bereits am Morgen des 13. Juli auf der Promenade, als der französische Botschafter diese Forderung seiner Regierung mitteilte. Der König, überrascht und unwillig, lehnte eine solche Zumutung, die eine Demütigung Preußens bezweckte, bestimmt ab und blieb bei diesem Ausspruch, als Graf Benedetti wiederholt und immer dringender auf feiueu Antrag zurückkamt) Bei feiner Rückkehr fand der König in feiner Wohnung daun einen Brief v. Werthers, des norddeutschen Gesandten in Paris, vor. In diesem Briefe, bessert Inhalt von dem französischen Minister, dem Herzog von Gramont, diktiert war, wurde König Wilhelm aufgefordert, dem Kaiser Napoleon öffentlich zu erklären: er habe nicht glauben können, den Interessen und der Würde des französischen Volkes zu nahe zu treten, als er den Prinzen zur Annahme der Krone ermächtigte, und er hoffe, indem er sich der Entsagung anschließe, jeder Grund des Zwiespaltes zwischen beiden Nationen würde nunmehr verschwunden sein. — Der König entschloß sich, den Gesandten, der eine neue Audienz nachsuchte, nicht mehr zu empfangen. Er ließ ihm sagen, daß er keine Antwort als die mitgeteilte habe, und er gebe, fo durste der Adjutant noch erklären, durchaus und ohne Rückhalt feine Zustimmung zur Entsagung des Prinzen; übrigens hätten von nun an alle Verhandlungen durch die Ministerien zu geheu.2) Ohne seine Kur zu beendigen, eilte König Wilhelm nach Berlin; seine Reise glich einem Triumphzuge; allenthalben wurde der greise Monarch mit begeisterten Hochrufen begrüßt. *) Ein Stein mit der Inschrift: „13. Juli bezeichnet gegenwärtig die Stelle, wo der Bot- 1870 schaster diese Anforderung an den 9 Uhr 10 Min. König richtete. Morgens.“ 2) Als der König am 14. Juli Ems verließ, empfing er den Botschafter, der um die Erlaubnis gebeten hatte, sich verabschieden zu dürfen, auf dem Bahnhöfe und reichte ihm gütig die Hand. Nur das geschäftige Gerücht schuf alsbald die Legende, König Wilhelm habe den Botschafter gleich auf dem Brunnenplatze kräftig abgefertigt; in Lied und Bild verbreitete sie sich durch ganz Deutschland. Lindner.

6. Geschichte des preußischen Staates - S. 155

1900 - Münster i. W. : Schöningh
ihm am 30. August bei Beaumvut eine empfindliche Niederlage. Die Feinde standen von dem Marsche nach Metz ab und warfen sich in die Festung Sedan. Hier fand am letzten August und am 1. September die Entscheidungsschlacht') statt. Vollständig eingeschlossen, wnrde die französische Armee dann gezwungen, sich in einer Stärke von 84 000 Mann kriegsgefangen zu erklären.2) Auch der Kaiser Napoleon mußte sich am 2. September als Kriegsgefangener dein Könige Wilhelm ergeben; das Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel wurde ihm als Aufenthaltsort angewiesen. 2. Der Krieg gegen die Republik. Frankreich wird eine Republik. Kaum waren die Vorgänge von Sedan in Paris bekannt geworden, so erhob sich die französische Volkswut zu den wildesten Ausbrüchen der Erbitterung gegen das Kaiserreich und verlangte die Republik. In einer stürmischen Sitzung des gesetzgebenden Körpers wurde die Thronentsetzung Napoleons und seiner Familie aus ewige Zeiten ausgesprochen und die Republik erklärt. Die „Regierung der nationalen Verteidigung" erließ ein Massenaufgebot zur Bildung neuer Heere und beschloß, die Verteidignng Frankreichs bis aufs äußerste sühren und keinen Fuß breit Landes und keinen Stein einer französischen Festung abtreten zu wollen. Die Einschließung von Paris. Unterdessen rückten die dritte und die nach der Einschließung von Metz nengebildete vierte Armee, die Maasarmee, gegen Paris vor, und schon am 19. September war die französische Hauptstadt von _ 250 000 Deutschen umzingelt. Das große Hauptquartier des Königs, von dem aus alle kriegerischen Unternehmungen geleitet wurden, befand sich in Versailles, südwestlich von Paris. Kapitulation von Straßburg und Metz. Mittlerweile fielen die meisten französischen Festungen im Osten Frankreichs in die Hände der Deutschen; Tausende von gefangenen Feinden wurden nach Deutschland geführt. Am 27. September mußte sich auch Straßburg, „die wunderschöne Stadt", welche vor 189 Jahren (1681) durch Verrat und List an Frankreich gekommen war, nach hartnäckiger Verteidigung ergeben. Genau einen Monat später, am 27. Oktober, fiel auch Metz, das 2) Der Verlust der Deutschen bei Sedan betrug an Toten und Ver-^Uttoeten 472 Offiziere und 8460 Mann, der Franzosen 17000 Mann und 21000 Gefangene. 2) Zählt man dazu noch die 21000 Gefangenen, die während der Schlacht gemacht wurden, und die 7000 Toten und Verwundeten, so betrug der Gesamtverlust der Franzosen 122000 Mann.

7. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 82

1849 - Münster : Coppenrath
82 tors auszuführen hatte; und die Consuln legten ihr Amt für die Zeit der Dietatur nieder. Diese sollte gesetzlich nicht länger als sechs Monate dauern; einmal, damit nicht diese unumschränkte Gewalt in eine vollständige Alleinherrschaft ausarte, dann aber auch wohl aus Rücksicht für die Consuln selbst, die ja ihr Amt für ein ganzes Jahr erhalten hatten, durch die Ernennung eines Diktators aber für eine gewisse Zeit gleichsam abgesctzt wur- den. In der Regel jedoch legte der Diktator noch vor Ablauf dieser Zeit sein Amt nieder, und zwar immer, wenn das erfüllt war, weswegen man ihn gewählt hatte. Sofort traten dann die Consuln wieder ihr Amt an. Bei jeder drohenden Gefahr des Staates, wenn schleunige Entschließung und Ausführung nöthig war, wurde ein Diktator erwählt, in der Regel aus den Consularen; und vierundzwanzig Lictoren mit ihren Fasces ver- sinnlichten äußerlich seine furchtbare Machtfülle Schrecken ging durch das Volk, das nun auch seines letzten Schutzmittels, der Provokation, beraubt war, und es wagte nicht, sich den Anord- nungen des Diktators zu widersetzen. Zweimal nach einander zog es aus und bekämpfte siegreich die Feinde, welche Tarqui- nius gegen Rom in Bewegung gesetzt hatte. Die Patricier, wenigstens die Mehrzahl derselben, hatten noch immer einige Schonung gegen die Gemeinde bewiesen, so lange sie fürchteten, diese mögte den Tarquinius zurückberufen. Als aber der Tod desselben sie von dieser Furcht befreiet hatte, da verdoppelten sie ihre Bedrückungen, und die furchtbaren Rechte der Gläubiger gegen ihre Schuldner kamen zur vollen Ausfüh- rung. Den Patriciern gegenüber nahm die Gemeinde eine immer drohendere Stellung an. Appius Claudius war zum Consul erwählt worden, neben ihm aber der sanfte Servilius, damit bei der Verwaltung Milde mit Strenge sich paare. Letzterer trug im Senate darauf an, den Schuldnern Erleichterung zu gewäh- 2) Creato dictatore — magnus plebem metus incessit, ut inten- tiores essent ad dicto parendum, biv. Ii. 18. — Vvn dem mächtigen gegen die Plebejer gewählten Dictator muß man den Dictator unter- scheiden, der zuweilen ernannt wurde, um einen Jahresnagel in die Cellenwand des Jupitertempels auf dem Capitol einzuschlagen, weil eine alte Sage ging, daß durch das Einschlagen eines solchen Nagels einst einer Pest oder einem Aufruhr das Ziel gesetzt worden sei.

8. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 85

1849 - Münster : Coppenrath
85 heimkehren. Der Senat fürchtete vor ihrer Rückkehr, und unter dem Vorwände, die Sabiner machten neue Kriegesrüstungen, wurden sie noch unter Waffen gehalten. Allein das Volk durch- fchauete bald diese Arglist; und jetzt, nachdem es bei aller Hin- gebung in seinen gerechtesten Erwartungen wieder und wieder auf das grausamste war getäuscht worden, nahm es zu einem verzweifelten Mittel seine Zuflucht. Mit den Waffen in der Hand, seine Feldzeichen an der Spitze, brach es unter Anführung des aus seiner Mitte gewählten Plebejers Sicinius Bellu- tus auf, und lagerte sich auf einem anderthalb Stunden von Rom, am Einflüsse des Anio in die Tiber gelegenen Berge, welcher später der „heilige Berg" genannt wurde. Von hieraus schauete es trotzig hinunter auf die verhaßte Tyrannenstadt. Diese unerwartete Unternehmung belehrte den Senat, wie sehr er sich durch seine Härte und Ungerechtigkeit geschadet hatte. Das Volk strömte in ganzen Massen aus Rom nach dem heili- gen Berge; die Wachen an den Thoren waren nicht im Stande, dasselbe aufzuhalten. Durch Tumult in: Innern und Krieg von Außen geänstigt, entschloß sich der Senat jetzt endlich zur Nach- giebigkeit. Er schickte eine Gesandtschaft, und an der Spitze der- selben M e n e n i u s A g r i p p a, den Liebling des Volkes, in das Lager der Ausgewanderten, sie freundlich zur Rückkehr einzula- den. Dieser führte das Wort und belehrte das Volk über die bösen Folgen der Zwietracht durch eine Fabel. „Einst, — sprach er - empörten sich die Glieder des Körpers wider den Magen. Sie wollten es nicht länger dulden, daß dieser allein in behag- licher Ruhe in der Mitte sitze und sich von den andern füttern und tragen lasse. Sie versagten ihm also ihren Dienst. Die Hände wollten keine Speisen mehr an den Mund bringen, der Mund sie nicht aufnehmen, die Zähne sie nicht zermalmen. Diesen Vorsatz führten die Glieder eine Zeitlang aus. Aber bald merkten sie, daß sie sich selbst dadurch schadeten. Sie fühlten nämlich, daß es der Magen sei, der die Säfte der empfangenen Speisen durch alle Glieder vertheile und dadurch ihnen allen Kraft und Munterkeit gebe. Sie ließen daher von ihrem Vor- haben ab und söhnten sich wieder mit dem Magen aus." Das Volk begriff bald den Sinn dieser Worte und sah ein, daß seine Empöruug und seine Trennung dieselbe Schwäche und Hinfällig-

9. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 136

1849 - Münster : Coppenrath
136 Heuer, welche hölzerne Thürme mit Kriegern auf ihrem Rücken trugen in die Reihen der Römer ein und verbreiteten Schrecken und Verwirrung. Noch nie hatten diese solchen Ungeheuern ge- genüber gestanden. Selbst die Pferde wurden scheu und warfen ihre Reiter ab. Was sich nicht durch die Flucht rettete, wurde von den Elephanten zertreten oder von den Soldaten aus den Thürmen niedergeschossen. Blutig war die Niederlage der Rö- mer 2). Jedoch hatte auch Pyrrhus diesen Sieg theuer erkaufen müssen. Er selbst war in höchster Lebensgefahr gewesen; seine besten Führer und Soldaten waren gefallen. Als er am folgen- den Tage das Schlachtfeld, den Zeugen der römischen Tapfer- keit, besuchte, äußerte er voll Bewunderung: „O, wie leicht wäre es, die ganze Welt zu erobern, wenn die Römer meine Soldaten, oder ich ihr König wäre3)!" Nach diesem Siege fielen ihm die Sammler, Lucaner, Apuler und Bruttier zu, und mit ihnen vereint drang er vor bis nach Präneste, das nur sieben Meilen von Rom selbst ent- fernt ist. Von hieraus schickte er seinen Freund, den großen griechischen Redner Eineas, der, wie Pyrrhus behauptete, mehr Städte mit seiner Zunge, als er selbst mit dem Schwerte ero- bert hatte, mit Friedensanträgen nach Rom, hoffend, daß die Römer, nach ihrer großen Niederlage und bei der Nähe der neuen Gefahr, jetzt gewiß zum Frieden ganz geneigt sein würden. Die Bedingungen desselben waren: es sollte in den Frieden mit Pyrrhus auch Tarent mit ausgenommen, allen Griechen in Italien Unabhängigkeit eingeräumt, deu vier mit Tarent ver- bundenen Völkern alles, was ihnen die Römer entrissen, zurück- gegeben werden. Allein es war Grundsatz der Römer, nie nach Niederlagen, sondern nur uach Siegen Frieden zu schließen. Vergebens bot der große Schüler des Demosthenes die ganze sieggewohnte Kraft seiner Beredsamkeit auf, um die Absicht seines Herrn zu erreichen; hier aber scheiterte seine Kunst an der Rede des blinden, greisen Appius Claudius, der, schon längst nicht mehr gewohnt, in der Versammlung zu erscheinen, dieses 2) V. Laevinus parum prospere adversus Pyrrhum pugnavit, ele- phantorum maxiine inusitata facie territis militibus. Liv. epit. I. 13. 3) 0 quam facile erat, orbis terrarum Imperium occupare, aut mihi Romanis militibus, aut me rege. Flor, I. 18.

10. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 104

1849 - Münster : Coppenrath
104 gewählt und so auch durch den Stand der Gewählten die neuere Würde mit einem größern Glanze umgeben. Ihr Amt dauerte anfangs fünf Jahre, von einem Lustrum bis zum andern; später aber, seit 434, achtzehn Monate. §• 24. Sp. Mlälins. — Eroberung von Idfjt durch Eamillus. Kaum hatte dieser Sturm ausgetobt, als in Rom eine große Hungersnoth ausbrach (440), die neue Bewegungen veranlagte. Vergebens trat der Senat helfend ein, vergebens errichtete er ein besonderes Verpflegungsamt (praeleetma annonae) und über- trug dasselbe dem L. Minucius; sie erreichte eine solche Höhe, daß ungeachtet aller Vorkehrungen viele arme Hausväter bis zum Selbstmorde verzweifelten. Da erbarmte sich der reiche plebejische Ritter Spurius Mälius der hungernden Menge. Mit Aufbietung seines ganzen Vermögens kaufte er in Etrurien ei- nen großen Vorrath Getreide ein und vertheilte diesen den ganz Armen umsonst, den Dürftigen zu einem niedrigen Preise. Da- durch ward er so recht der Mann des Volkes, das nunmehr ihn als seinen Wohlthäter und Schutzherrn fast vergötterte. Ob bei jener Wohlthätigkeit des Mälius ehrsüchtige Absichten im Hinter- gründe lagen, ob der etwas eitle Mann nach der höchsten ihm bisher verschlossenen Ehrenftelle lüstern war, ist ungewiß; aber die Patricier hegten diesen Verdacht und beschlossen jetzt, die Plebejer in ihrem Gelüsten nach dem Consulat und Kriegestri- bunat durch Schrecken zu lähmen. Auf eine von Minucius ge- machte Anzeige, daß im Hause des Mälius geheime Versamm- lungen gehalten, und Waffen dahin zusammengebracht würden, ernannte der Senat sofort, unter dem Scheine hochverrätherischer Umtriebe, den achtzigjährigen Greis Q. Cincinnatus zum Dik- tator und besetzte während der Nacht das Capitol und die festen Plätze der Stadt. Am andern Morgen erschien der Diktator mit seinem Magister Equitum, Servius, Ahäla im kriegerischen Gepränge auf dem Markte. Neugierig strömte von allen Seiten das Volk herbei, um die Ursache dieses Auftrittes zu erfahren. Auch Sp. Mälius befand sich unter demselben. Ans diesen ging Ahala los und forderte ihn auf, sofort vor den Richterftuhl des Diktators zu treten, um sich wegen der von Minucius gegen ihn erhobenen Anklage zu rechtfertigen. Mit lautem Hülfsge-
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