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4. N ero (54—68). — Wie sein Vorgänger, so wurde
auch er von den Prätorianern, die durch die Verheißung einer-
gleichen Belohnung gewonnen waren, zum Kaiser ausgerufen.
Als Jüngling von siebenzehn Jahren trat er die Herrschaft an
und regierte die fünf ersten Jahre hindurch unter der Leitung
des biedern Befehlshabers der Garde, Burrus, und des be-
rühmten Philosophen Seneca, zum Segen des Volkes, das
sich von den Gräueln der früheren Regierung erholte. Bald
aber zeigte sich der bisher zurückgehaltene Hang zur Wollust
und Grausamkeit, und seine ganze fernere Negierung überbot
fast die des Caligula an Gräuelthaten jeder Art. Er, oer einst
bei der Unterzeichnung eines Todesurtheiles wünschte, nicht
schreiben zu können, ließ seinen Halbbruder, den edlen Britta-
nicus, in welchem er einen Nebenbuhler fürchtete, vergiften.
Auf Anstiften einer berüchtigten Buhlerin, Poppäa Sabina, ließ
er seine eigene Mutter und seine rechtmäßige Gattin Octavia
ermorden und erhob jene Buhlerin als seine Gattin auf den
Thron. Als nach dem Tode des Burrus, der wahrscheinlich
auf Nero's Betrieb vergiftet worden war, der schändliche Tigel-
linus dessen Stelle einnahm, zog sich auch Seneca vom Hofe
zurück, und seitdem überließ sich der junge Wüstling ohne Rück-
halt allen Ausschweifungen und Thorheiten. In frevelhaftem
Übermuth ließ er einen großen Theil der Stadt Rom nieder-
brennen, um durch schöner» Ausbau seinen Namen zu verherr-
lichen. Sechs Tage und sieben Nächte dauerte der Brand. Als
das Feuer am verderblichsten wüthete, sah man den Kaiser auf
der Zinne seines Palastes im prunkenden Gewände eines Sai-
tenspielers, der zum Klange der Leier die Einäscherung Troja's
besang. Sobald er aber merkte, daß das Volk hierüber aufge-
bracht war und ihn für den Brandstifter hielt, wälzte er die
Schuld von sich auf die damals verhaßten und verachteten Chri-
sten, die noch für eine jüdische Secte gehalten wurden. Ihre
Martern waren ihm nun ein eben so angenehmes Schauspiel,
wie vorher der Brand der Stadt. 2 3) Der verschönerte Aufbau
2) Ergo abolendo rumori Nero subdidit reos et quaesitissimis poe-
nis affecit, quos per flagitia invisos vulgus Christianos appellabat.
Auctor nominis ejus Christus, qui, Tiberio imperiante, per procura-
torem Pontium Pilatum supplicio affectus erat. Tac. Ann. Xvi. 35.
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aus Argos, Hellanikus aus Mitylene, deren Sammlungen jedoch grtentheils untergegangen sind. Erst mit Herodot, der im Jahre 484 zu Halikarna in Karien geboren wurde, beginnt die eigentliche Geschichtschreibung. 2) Um den gegen das welt--berrschende Volk der Perser glorreich gefhrten Freiheitskampf von Grund aus erzählen zu knnen, bereisete er die wichtigsten Lnder der damals bekannten Erde und stellte dann die Begebenheiten von dem Zeitalter des lydischen Kniges Gyges bis zur Flucht des Xerres aus Griechenland, einen Zeitraum von 220 Jahren, in einem Werke von neun Bchern einfach und treu dar. Da er aber noch einer Zeit angehrte, in welcher die ruhmwrdigen Mythen und Sagen des Alterthumes im geheiligten Andenken waren und dazu in einem Lande lebte, das so reich an griechischen Mythen war; so konnte es nicht fehlen, da auch von Herodot noch manche Nachrichten berliefert wur-den, die den Stempel einer mythische poetischen Zeit unverkenn-bar an sich tragen. Das Hchste in historischer Kritik und Bestimmtheit hat der Athener Thucydides geleistet (470- 402 vor Chr.). Dieser, als Staatsmann und Krieger gleich apsge-zeichnet, schrieb eine Geschichte des peloponnesischen Krieges, und zwar der ersten ein und zwanzig Jahre desselben, in acht Bchern Sein Werk bleibt durch den tiefen Blick in die inneren Staatsverhltnisse, durch die musterhafte Darstellung der Ursachen der einzelnen Ereignisse und deren Folgen, fr alle Zeiten Muster der Specialgeschichte. Die Einleitung ist noch besonders wichtig fr die lteste Geschichte Griechenlands. Wie Herodot im Ganzen mehr episch ist, so ist Thucydides mehr dramatisch.*) Nach ihm wird die Zeitgeschichte immer fortgesetzt, aber keiner seiner Nachfolger gleicht ihm an Genauigkeit, Umsicht und Treue der Darstellung. An ihn reihet sich zunchst der Athener Xenophon (444-355 vor Chr.), der in seiner Hellemka"
-) Cicero (de leg. I. 1.) nennt ihn deshalb Pater historise. Vergl. Cic. de Ort. Ii. 12.
3) Zwischen ihm und Herodot zieht Quintilian (inst. orat. X. i.) fot aenbe Parallele: Densus et brevis et Semper instans sibi Thucydides ; dulcis et Candidus et fusus Herodotus: ille concitatis, hic remissis affectibus melior: ille concionibus , hic sermonibus: ille vi, hic vo-luptate etc. Vergl. Cic. de orat. Ii. 13 etc.
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