Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 75

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
75 Religion zu zwingen, erreichte damit aber nur, da Frank-reich y2 Million gewerbttiger Brger durch Auswanderung verlor. Auch im Rechtswesen ging der König eigenmchtig vor; ohne Gerichtsverhandlung lie er solche, die ihm verdchtig erschienen, durch geheime Haftbefehle (lettres de cachet) in die Bastille wer-fen. Obgleich er damit anfangs nur den Folgen ungerechter Frei-sprechung hochstehender Personen durch die ordentlichen Gerichte vor-beugen wollte, so kam es doch bald zu willkrlicher und mibrauch-licher Anwendung. Das Finanz- und Kriegswesen. Der Minister Eolbert erschwerte die Einfuhr fremdlndischer Erzeugnisse, frderte die Ausfuhr heimischer Produkte, belegte die Ausfuhr einheimischer Rohstoffe mit Zllen (Merkantilsystem), hob den einheimischen Ge-werbeflei, legte Straen und Kanle an, schuf eine starke Seemacht und begnstigte die Grndung von Kolonien in berseeischen Ln-dern (Kanada, Louisiana am Mississippi, Westindien, Senegambien). Die Erzeugnisse des franzsischen Gewerbefleies erreichten einen hohen Grad der Vollkommenheit, und besonders die franzsischen Modewaren, die zu einer verfeinerten Lebensfhrung gehrten, waren in ganz Europa begehrt. Eolbert wirkte migend auf den König, während der Kriegsminister Louvois, vollends nach Eolberts Tod (1683), die Ruhmsucht und Eroberungslust seines Herrn immer von neuem anstachelte und so das Land in die grte Verschuldung strzte. Das Offizierkorps machte der König von sich abhngig, indem er die Ossizierstellen selber besetzte und Gehalt zahlte. Auerdem schuf er die noch heute geltende militrische Rangordnung. Die Truppen erhielten eine gleichfrmige Kleidung und damit das Ge-fhl der Einheit und Zusammengehrigkeit. Das Heer wurde durch Louvois vergrert und das Land von Vauban durch vortreffliche Festungen geschtzt. Tchtige Feldherren, wie Eon de-und Turenne, standen dem Könige zur Verfgung. Das Leben am Hofe zu Versailles. Der Schauplatz des glnzenden Hoflebens unter Ludwig Xiv. mar Versailles, wo der ebenso prachtliebende wie ehrgeizige und tatkrftige König mit ungeheuren Kosten ein Schlo von mrchenhafter Pracht hatte erbauen lassen. Die ganze vornehme Welt strmte hier zusammen, um dem Sonnenknig" zu huldigen und zu schmeicheln. Der Glanz des franzsischen Hofes wurde vorbildlich fr ganz Europa, besonders fr viele deutsche Frstenhfe, wo nicht blo verschwenderische Pracht,

2. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 78

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
(Suropa darber ein groer Unwille entstand und die sterreicher ge-gen die Trken siegreich waren, so suchte er seinen Gegnern zuvor-zukommen. Im Jahre 1688 lie er seine Truppen in Sddeutsch-fand, in die Pfalz und in die Rheinlande einrcken. Die Pfalz wurde schrecklich verwstet. Viele Städte wurden zerstrt, das stolze Hei-delberger Schlo sank in Trmmer. Da sich Holland, England und Spanien mit Deutschland verbndet hatten, so entstand ein lang-jhriger europischer Krieg, in dem sich die brandenburgischen Trup-pen am Rhein auszeichneten. Im Frieden zu Ryswijk (1697), einem Dorfe beim Haag, behauptete Ludwig Straburg mit dem Elsa und gab nur einige rechtsrheinische Gebiete zurck. Der Spanische Erbfolgekrieg (17011714). Der kinderlose König Karl Ii. von Spanien hatte einen Enkel Ludwigs Xiv., den Herzog Philipp von Anjou, der spter als König Philipp V. den spanischen Knigsthron bestieg, zum Erben Spaniens und seiner Nebenlnder eingesetzt. Beim Tode des spanischen Knigs erhob Kaiser Leopold I., der wie Ludwig Xiv. ein Vetter und Schwa-ger Karls Ii. war, Einspruch, indem er darauf hinwies, da die Gemahlin Ludwigs bei ihrer Verheiratung ausdrcklich auf die spanischen Besitzungen verzichtet habe, während dies bei seiner Gemahlin nicht der Fall gewesen s e i. Infolgedessen beanspruchte Leopold, weil das Testament Karls nicht rechtsgiltig sei, die spanischen Besitzungen fr sich und bertrug seine Rechte auf seinen zweiten aus dritter Ehe stammenden Sohn Karl.*) sterreich fand Verbndete am Kurfrsten von Brandenburg, den er 1701 als König in Preußen anerkannt hatte, am Herzog von Braunschweig-Lneburg,'der mit seiner Zustimmung 1692 Kurfürst (von Hannover) geworden mar, auerdem am Reiche und an den Seestaaten H o l l a n d und E n g l a n d: dazu standen ihm die grten Feldherren der damaligen Zeit, Prinz Eugen und der englische Herzog von Marlborough zur Seite. Philipp Iv., König von Spanien Maria Theresia, Gem. Ludwig Xiv. Ludwig, Dauphin f 1711. Karl Ii. t 1700. Margarete Theresia, Gem. Leopold I. f 1705. Joseph I. f 1711, Karl Vi. Philipp von Anjo. (Shne Leopolds I. und m r .. m r r. seiner dritten Ge- f Veranlassung znm Jnl,ch.ki-,sch-n maf]lin @le0 e 6r6f0t9eft""- n Psnlz.n-nbnrgj.

3. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 73

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
73 Einflu. Das wird dadurch ermglicht, da Frankreich im Norden die Schweden und im Sd-Osten die Trken als Sturmbock gegen das Deutsche Reich benutzt, so da dieses von drei Seiten bedroht ist. Es ist daher von groer Bedeutung, da zur selben Zeit, wo Frank-reiche Vorherrschaft im Spanischen Erbsolgekrieg zusammenbricht, die Schweden im Nordischen Krieg ihre Gromachtstellung verlieren und die Trken aus Ungarn zurckgedrngt werden. An die Stelle Schwedens tritt Rußland, und an der Donau bildet sich eine neue sterreichisch-ungarische Gromacht. Als Erbschaft fr das 18. Jahr-hundert bleibt in Europa der Gedanke des europischen Gleichgewichts sowie in Deutschland der Gegensatz zwischen sterreich-Ungarn und Brandenburg-Preuen. 1. Frankreichs Vorherrschaft im Westen. Richelieu und Mazarin. In Frankreich war auf Heinrich Iv. sein Sohn Ludwig Xiii. gefolgt (16101643). Unter seiner Regierung legte der Bischof Jean Armand du Plessis, der fr seine Verdienste zum Herzog von Richelieu und zum Kardinal ernannt wurde, den Grund zu Frankreichs spterem Einflu. Er suchte zunchst das Knigtum absolut zu machen. Zu diesem Zweck brach er die Macht des hohen Adels. Auerdem nahm er den Hugenotten die ihnen frher eingerumten westfranzsischen Festungen und beseitigte so diesen Staat im Staate. Das Einspruchsrecht des Parla-ments, d. i. des obersten franzsischen Gerichtshofes in Paris, gegen knigliche Gesetze und Verordnungen wurde beschrnkt. Die Reichs-ober Generalstnde (etats generaux Adel, Geistlichkeit und der dritte brgerliche Stanb) wrben nach 1614 nicht mehr berufen. Richelieus zweites Ziel mar Frankreichs Vorherrschaft in Europa auf Kosten der sterreichischen und spanischen Habsburger. Er untersttzte daher die deutschen Protestanten und die Schweden gegen den Kaiser. Bald nach der Nrblinger Schlacht hielt er die Zeit fr gekommen, sich einzumischen; Frankreich erklrte damals Spanien und dem Deutschen Reiche den Krieg. Den Ausgang hat Richelieu nicht mehr erlebt (f 1642). Als Ludwig Xiii. kurz nach seinem Minister starb, folgte ihm sein fnfjhriger Sohn Ludwig Xiv. (16431715), fr den der gewandte und verschlagene Mazarin, der Schler und Nach-folger Richelieus, das Staatsruder im Geiste feines Vorgngers weiterfhrte.

4. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 74

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
74 3m Westflischen Frieden errang Frankreich groe Vorteile. Der Krieg mit Spanien wurde 1659 durch den Pyrenensrieden beendigt, in dem Frankreich unter anderem Artois erhielt. Dieser Friedensschlu bedeutet das Ende der spanischen und den Anfang der franzsischen Vorherrschaft. Der glckliche Ausgang des spanischen Krieges war aber nur deshalb mglich gewesen, weil Mazarin den aufrhrerischen, mit Spanien verbundenen Hochadel gnzlich niedergeworfen hatte. Ludwigs Xiv selbstndige Regierung 16611715. Ludwigs Absolutismus. Nach dem Tode Mazarius (1661) bernahm Ludwig Xiv. als sein eigener Minister selbst die Regie-rung. Den Adel zog er an den Hos, wo das ppige Leben ihn bald entnervte und finanziell zu Grunde richtete. Das Einspruchsrecht des Parlaments beseitigte Ludwig gnzlich, so da sein Wille nun unbestritten oberstes Gesetz war, wie es der ihm allerdings zu Unrecht in den Mund gelegte Ausspruch ,,1'etat c'est moi" ganz treffend ausdrckt. Keinwun- Ludwig xiv. " genotten zum der- tritt zur katholischen

5. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 76

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
76 sondern auch franzsische Sittenlosigkeit eine verderbliche Nachah-mutig fanden. Aus dem Versailler Hofleben verdienen zwei Frauen besonders genannt zu werden. Frau von Maintenon, die Witwe des Dichters Scarron und sptere Gemahlin des Knigs, war ernst-lich bestrebt, eine Besserung des sittenlosen Lebens herbeizufhren. Die Pfalzgrfin Elisabeth Charlotte hatte sich mit dem entarteten Bruder Ludwigs Xiv., dem Herzog Philipp von Or-lans, verheiraten mssen, um das Heimatland zu retten. Das franzsische Wesen mit seiner ppigkeit war ihr gnzlich zuwider, und inmitten der sittlichen Verkommenheit des Hofes bewahrte sich diese edle Prinzessin ihre kerndeutsche Art und Sitte. Der berhmte Kanzelredner Massillon sagte von ihr in der Leichenrede: Hier ist ein Frstenleben, von dem man ohne Furcht den Schleier wegziehen darf. Ein edler Freimut, den die Hfe selten so kennen, machte sie dem König lieb und wert; er fand bei ihr, was die Könige sonst selten finden, die Wahrheit." Ihre Briefe schildern wahr und getreu das franzsische Hofleben und sind deshalb wertvoll fr die Beurteilung der damaligen Zeit. Literatur, Kunst und Wissenschaft. Inmitten all der sich stets drngenden Festlichkeiten war Ludwig ein ttiger Fürst, dessen Sinnen und Streben jedoch nicht an letzter Stelle dahin zielte, sich mit Glanz und Ruhm zu umgeben. Kunst und Wissen-schast frderte er, um sich selber ehren und verherrlichen zu lassen. Neben den Kriegen verursachte des Knigs verschwenderische Baulust die grten Schulden. Das von Mansart erbaute ungeheure Schlo zu Versailles umgab Lenstre mit prchtigen Gartenanlagen. In der Nhe lag das Landhaus Trianon. Auerdem lie der König noch eine Bibliothek, eine Sternwarte und viele andere Bauten errichten. Die franzsische Literatur feierte unter seiner Regierung ihr goldenes Zeitalter. Moliere schrieb seine Lustspiele, Cor-n e i l l e und Racine schufen ihre ergreifenden Tragdien, und Lafontaine suchte seine Landsleute durch seine Fabeln zu be-lehren. Bousset, Massillon und Fnelon waren gefeierte Kanzelredner. Die franzsische Sprache wurde die Sprache der Staatsmnner und die Umgangssprache in den vornehmen Kreisen anderer Lnder. Ludwigs Kriege. Im ersten Raubkriege (1667/8) wandte sich Ludwig unter Be-rufung auf tatschlich unbegrndete Erbansprche gegen die spani-

6. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 106

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 106 — die Segnungen eines heiteren Tages verkündet. In Mailand empfing er die lombardische Königskrone, und in Rom wurde er von einem Kardinallegaten, dem Vertreter des Papstes, zum Kaiser gekrönt. Er starb plötzlich an einem Fieber und wurde im Dom zu Pisa beigesetzt. Ludwig von Bayern (1314—1347) und Friedrich Iii., der Schöne, von Österreich. (1314—1330.) Die Luxemburger wählten Ludwig von Bayern, die Habsburger Friedrich den Schönen von Österreich zu Heinrichs Nachfolger. Ser achtjährige Krieg. Mit Ludwig hielten es die meisten Fürsten, die Städte und die Schweizer; Friedrich hatte an seinem Bruder Leopold, „der Blume der Ritterschaft", einen tüchtigen Heerführer und klugen Ratgeber; auf feiner Seite stand der Adel. Acht Jahre lang kämpften die beiden Gegenkaiser um die Krone; bei Mühldorf auf der Ampfinger Heide kam es im Jahre 1322 zur Entscheidungsschlacht. Friedrich wartete die Ankunft seines Bruders nicht ab Und kämpfte, in goldener Rüstung weithin kenntlich, allen voran; Ludwig dagegen hielt sich klug zurück und überließ dem Burggrafen von Nürnberg, Friedrich Iv. von Zollern, und seinem Feldhauptmann Schw epp ermann die Führung. Friedrich wurde geschlagen und fiel, zu Tode erschöpft, den Feinden in die Hände. Den Thronstreit benutzten die Schweizer, um sich im Jahre 1315 von der Herrschaft der Österreicher frei zu machen. Leopold von Österreich zog mit einer auserlesenen Schar österreichischer Ritter gegen sie, wurde aber in dem Engpaß von Morgarten vollständig geschlagen. Noch in demselben Jahre erneuerten die Waldstädte den ewigen Bund von Brunnen und bildeten bald darauf mit Luzern die Bierwaldstätten. Noch widerstandsfähiger wurde die Eidgenossenschaft durch den Beitritt von Zürich, Bern, Glarus und Zug. Gefangenschaft Friedrichs und Aussöhnung. Ludwig wies dem gefangenen Gegner das Schloß Trausnitz in der Oberpfalz als Wohnsitz an; Leopold aber setzte den Krieg fort. Nach drei Jahren entließ Ludwig seinen Gegenkaiser aus der Haft unter der Bedingung, daß er allen Ansprüchen auf den Thron entsage und seinen Bruder Leopold bewege, Frieden zu schließen. Da dieser aber von einer Aussöhnung nichts wissen wollte, kehrte Friedrich, seinem Versprechen getreu, in die Gefangenschaft zurück. Ludwig söhnte sich darauf mit Friedrich aus und schloß mit ihm einen Vertrag, wonach die Regierung von beiden gemeinsam geführt werden sollte. Im Jahre 1330 starb Friedrich. Ludwigs Kampf mit dem Papst. Nach dem Tode Friedrichs regierte Ludwig noch siebenzehn Jahre. Einen heftigen Gegner

7. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 107

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 107 — fand der Kaiser ctn Papst Johann Xxii. Dieser hatte sich für Friedrich und gegen Ludwig erklärt und bei der Doppelwahl in Deutschland für sich das Recht in Anspruch genommen, vorläufig die Reichsverwaltung in Italien zu führen und in dem Thronftreit die Entscheidung zu treffen; zudem begünstigte er die Erhebung des französischen Königs aus den deutschen Thron. Ludwig legte hiergegen Verwahrung ein und schickte auch den Feinden des Papstes in Italien Hilfe. Der Papst belegte 1324 den Kaiser mit dem Bann und ganz Deutschland mit dem Interdikt. Im Jahre 1327 zog Ludwig mit dem Heere nach Italien, ließ sich zu Mailand zum lombardischen König krönen, empfing aus der Hand des römischen Volkes die Kaiserkrone und betrieb die Wahl des Gegenpapstes. Der Kamps zwischen Papst und Kaiser entbrannte von neuem, und waren einmal Friedensverhandlungen eingeleitet, dann wurden sie durch den Einfluß, den der französische König auf den Papst ausübte, wieder zerschlagen; denn zum Unglück für unser Vaterland weilten gerade zu jener Zeit die Päpste zu Avignon in Frankreich in der vollständigsten Abhängigkeit von den französischen Königen, so daß man jene Zeit die Zeit der babylonischen Gefangenschaft der Päpste genannt hat. Kurverein zu Rense. Die Kurfürsten waren zu der Überzeugung gekommen, daß der unheilvolle Streit zwischen Kaiser und Papst von Seiten Frankreichs geschürt würde, um Deutschland zu schwächen. Im Jahre 1338 kamen sie deshalb auf dem sogenannten Königs st uhl zu Rense bei Koblenz zusammen und erklärten, daß bei der Wahl des deutschen Königs die Zustimmung des Papstes nicht erforderlich fei. Auf einem späteren Reichstag zu Frankfurt a. M. wurde dem Gewählten auch das Recht zugesprochen, den Kaisertitel zu führen, ohne vom Papste gekrönt zu sein. Ludwigs spätere Regierung. Auch Ludwig mußte daraus bedacht sein, die Macht seines Hauses zu mehren. Nach dem Aussterben der As k ani er verlieh er die Markgraffchaft Brandenburg seinem Sohne Ludwig (1324). Auch Tirol, Holland, Friesland und Hennegau brachte er an sich. Unzufrieden über diesen Machtzuwachs, erklärten ihn die Kurfürsten des Thrones für verlustig und wählten den Markgrafen Karl von Mähren, den Enkel Heinrich Vii. und Sohn Johannes von Böhmen, zum Kaiser.

8. Neuere Geschichte von der Französischen Revolution bis zur Jetztzeit - S. 46

1914 - Münster in Westf. : Schöningh
46 kehrte als König Ludwig Xviii.*) nach Frankreich zurck. Mit ihm schlssen die Verbndeten Frieden. Der erste Pariser Frieden und der Beginn des Wiener Kongresses. Frankreich brauchte keine Kriegskosten zu zahlen, mute aber alle seit 1792 gemachten Eroberungen bis aus Landau, Saarlouis und Saarbrcken wieder herausgeben: es behielt jedoch alle geraubten Kunstgegenstnde. Nur den Siegeswagen vom Brandenburger Tore nahmen die Preu-en wieder mit. Die Heere der Verbndeten blieben vorlufig in Belgien. Gegen Ende des Jahres 1814 versammelten sich die Fürsten und Staatsmnner von fast ganz Europa in Wien, um die Grenzen ihrer Lnder von neuem zu regeln. Preußen war durch den Kanzler von Hardenberg und den Gesandten Wilhelm von Humboldt, Frankreich durch Talleyrand, den Meister diplomatischer Schelmenkunst", sterreich durch den Staatsminister Metternich, England durch Wellington und die Gebrder Eastlereagh, Rußland durch Nessel-rode und Kapodistrias, der ppstliche Stuhl durch den Kardinal Eonsalvi vertreten. Die Verhandlungen waren schwierig: sterreich, England und Frankreich standen Rußland und Preu-en feindlich gegenber, da Rußland mit dem Anspruch auf das Herzogtum Warschau und Preußen mit dem Anspruch auf Sachsen ihnen zu viel forderten. Talleyrand schrte die Uneinigkeit der Ge-sandten nach Krften. Der zweite Feldzug in Frankreich 1815. Napoleon hatte von dem Gang der Verhandlungen in Wien Kenntnis. Da er auch wute/ da man in Frankreich mit der neuen Regierung nicht zufrieden mar, und da noch immer ein groer Teil des franzsischen Volkes feinem Kaiser anhing, hielt er die Zeit fr gnstig, Elba zu verlassen, um sein Glck noch einmal zu versuchen. Am 1. Mrz 1815 landete er mit nur einigen Hundert Mann an Frankreichs Kste bei Cannes. Seine alten Soldaten eilten ihm zu, Festungen ffneten ihre Tore. Der vom franzsischen König ihm entgegengefandte Ney ging zu ihm der. König Ludwig floh nach Gent, während Napoleon nach einem zwanzigtgigen Marsch, jubelnd begrt, in Paris ankam und von neuem den Thron bestieg. Seine Herrschaft sollte jedoch nur *) Der verstorbene Sohn Ludwigs Xvi. wurde als König Ludwiq Xvii. mitgezhlt.

9. Neuere Geschichte von der Französischen Revolution bis zur Jetztzeit - S. 50

1914 - Münster in Westf. : Schöningh
50 4. Wissenschaft und Kunst am Ende des 18. und am Anfang des 19. Jahrhunderts. Der Klassizismus. Durch Winkelmanns archologische Studien und die Ausgrabung Pompejis seit der Mitte des 18. Jahrhunderts, sowie durch des Philologen Wolf Arbeiten der Homer war das Interesse fr das griechisch-rmische Altertum wieder bedeutend ge-wachsen. Wer Zeit und Geld hatte, besuchte die Trmmersttten alter Kultur, so Goethe auf seiner Jtalienreife in den Jahren 1786 bis 1788. In der Dichtung und in der bildenden Kunst holte man sich die Vorbilder aus dem klassischen Altertum und erstrebte eine Verbindung der antiken Kunst mit moderner Bildung. In der Dichtkunst heimisch. Griechischen Gttergestalten und Sa-gen begegnete man in den Dichtungen Wie-lands, Herders, Schil-lers und Goethes. Die-ser lie sich auf den Ruinen Roms abbilden durch den Maler Tisch-bein. Die Bilder Na-poleons von David erinnern an Csaren-bildnisse. In der bildenden Kunst begann die Wandlung bei der De-koration. Man war schon zur Zeit Ludwigs Xvi. die Rokoko - Schnrkel leid; die Begrenzung der Felder auf den Innen-flchen wurde gradlinig, ebenso die Beine der Tische, Sthleu. dgl. Die-sem bergangsstil (Zopf-stil) folgte zurzeit Napo-leons I. der Empire- Innendekoration im Zopfstil.

10. Neuere Geschichte von der Französischen Revolution bis zur Jetztzeit - S. 3

1914 - Münster in Westf. : Schöningh
Alter, zu Offizieren befrdert. Die Soldaten dagegen wurden bei harter Behandlung schlecht verpflegt. Mit dem Rechtswefen stand es nicht besser. Die persnliche Freiheit der Untertanen und eine unparteiische Rechtsprechung wur-den durch die verhaten und gefrchteten geheimen Haftbefehle (lettre de cachet) stndlich gefhrdet. Die Bastille, ein Pariser Gefngnis, in dem schon wiederholt unschuldig Verurteilte gesessen hatten, war daher dem Volke ein Dorn im Auge. Das Finanzwesen des Staates war vllig zerrttet. Schon die vielen Kriege und die Versd)wendung Ludwigs Xiv. hatten eine ungeheure Staatsschuld angehuft. Diese wurde im Lause des 18. Jahrhunderts durch weitere Kriege und den Verlust vieler Kolonien sowie durch die ppige Hofhaltung Ludwigs Xv. noch vergrert, fo da der Staat wiederholt zahlungsunfhig war (Staatsbankerott). Die Staatseinknfte standen dem König zu freier Verfgung: Rechenschaft der die Verwendung des Geldes wurde nicht gegeben. Ein Haushaltsplan (Etat, Budget), durch den die jhrlichen Einnahmen und Ausgaben ins Gleichgewicht gebracht werden konnten, bestand nicht. Schlielich waren die Schulden so groß, da die Einknfte fast ganz zur Bezahlung der Zinsen verwandt werden muten. Aud) die Literatur der Aufklrung trug viel zur Erschtterung der alten Verhltnisse bei. Voltaire, ein geistreicher Gelehrter und Dichter, bekmpfte Christentum und Kirche mit Ha und Spott. Montesquieu deckte schonungslos die Schden in Staat, Kirche und Gesellschaft auf und forderte in seinem Werk Esprit des lois" eine neue Staatsform nach englischem Muster, d. h. eine Monarchie mit Beteiligung des Volkes an der Regierung (Volksvertretung). Rousseau ma die Schuld an den herrschen-den Zustnden der unnatrlichen Kultur oder berkultur bei und for-derte die Rckkehr zu einer naturgemen Lebensweise unter Gleichstellung aller Menschen, wie sie nur mglich war nach Zertrmme-rung der damaligen sozialen Verhltnisse. In dem Buche der den Gesellschaftsvertrag (Le contrat social) machte er seine Landsleute mit der Vertragstheorie bekannt, wonach das Volk die Obrigkeit, also auch das Knigtum, wieder beseitigen kann (Bd. Iii, S. 104 u. 128). In der Enzyklopdie, einem groen, viel gelesenen Sammel-werk, wurde von den Mitarbeitern, die man unter der Bezeichnung Enzyklopdisten zusammenfat, ein religionsfeindlicher Ma-terialismus vertreten. 1*
   bis 10 von 16 weiter»  »»
16 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 16 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 0
3 0
4 10
5 0
6 0
7 0
8 0
9 1
10 1
11 0
12 2
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 1
26 1
27 0
28 0
29 1
30 0
31 7
32 0
33 0
34 7
35 0
36 0
37 2
38 0
39 1
40 0
41 0
42 1
43 0
44 0
45 3
46 2
47 1
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 0
4 1
5 0
6 0
7 2
8 3
9 9
10 0
11 0
12 1
13 1
14 0
15 0
16 2
17 1
18 0
19 0
20 4
21 0
22 0
23 0
24 0
25 2
26 0
27 1
28 0
29 1
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 2
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 7
42 0
43 0
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 1
53 0
54 0
55 0
56 2
57 0
58 1
59 1
60 2
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 3
69 0
70 0
71 4
72 2
73 0
74 2
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 0
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 0
92 4
93 0
94 0
95 0
96 10
97 1
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 13
1 4
2 1
3 5
4 11
5 10
6 2
7 29
8 8
9 19
10 16
11 2
12 3
13 1
14 0
15 0
16 12
17 1
18 23
19 26
20 0
21 12
22 0
23 0
24 2
25 0
26 3
27 0
28 0
29 26
30 8
31 1
32 0
33 15
34 0
35 20
36 1
37 1
38 1
39 28
40 19
41 5
42 0
43 9
44 32
45 1
46 2
47 3
48 8
49 6
50 5
51 0
52 21
53 1
54 86
55 11
56 4
57 6
58 10
59 10
60 9
61 21
62 9
63 1
64 12
65 6
66 6
67 28
68 4
69 0
70 0
71 20
72 11
73 20
74 8
75 10
76 3
77 13
78 6
79 16
80 34
81 13
82 10
83 1
84 0
85 0
86 2
87 4
88 15
89 0
90 0
91 33
92 0
93 2
94 0
95 0
96 0
97 10
98 12
99 9
100 4
101 1
102 2
103 29
104 2
105 24
106 4
107 1
108 0
109 1
110 0
111 3
112 6
113 1
114 0
115 1
116 0
117 4
118 9
119 0
120 3
121 5
122 10
123 7
124 4
125 4
126 14
127 17
128 4
129 4
130 0
131 9
132 10
133 6
134 3
135 1
136 22
137 0
138 1
139 4
140 8
141 6
142 7
143 5
144 11
145 45
146 0
147 3
148 20
149 1
150 15
151 11
152 2
153 0
154 3
155 20
156 13
157 17
158 15
159 1
160 0
161 6
162 0
163 0
164 1
165 32
166 24
167 1
168 2
169 2
170 8
171 21
172 25
173 24
174 7
175 5
176 41
177 15
178 0
179 3
180 1
181 0
182 10
183 27
184 7
185 1
186 3
187 3
188 11
189 0
190 0
191 20
192 10
193 2
194 16
195 0
196 3
197 10
198 12
199 24