255
Pompejus zum Andenken seines Sieges später Nicopolis (Sie-
gesstadt) gründete, durch einen nächtlichen Überfall und nöthigtc
ihn zur Flucht nach Colchis. Tigranes unterwarf sich dem glück-
lichen Sieger ohne Schwertstreich und erhielt nun, als Freund
und Bundesgenosse der Römer, sein Reich innerhalb der alten
Grenzen zurück; alle Länder aber, die er neu erworben hatte,
und hiemit ganz Syrien und Phönizien vom Euphrat bis an
die See, mußte er abtreten und noch 6,000 Talente an Krieges-
fteuer bezahlen. Hierauf durchzog Pompejus, um den Mithri-
dates aufzusuchen, die Kaukasusländer Albanien und Jberien und
drang bis zur Mündung des Phasis vor, kehrte aber nach ei-
nem beschwerlichen und erfolglosen Zuge zurück, um auch die Völ-
ker an der Ostküste des Mittelmeeres und am arabischen und
persischen Meerbusen zu unterwerfen. Zunächst unterwarf er sich
Syrien (64), das er nebst Phönizien zur römischen Provinz
machte; hierauf Palästina, das er durch einen jährlichen Tribut
von Rom abhängig machte, nachdem er Jerusalem nach dreimo-
natlicher Belagerung erobert und den dort ausgebrochenen Thron-
streit der beiden Maccabäischen Brüder, Hircanus und Aristo-
bolus, zu Gunsten des ersteren geschlichtet hatte. Und schon rü-
stete er gegen die peträischen Araber, als Eilboten den Tod des
pontischen Königes meldeten. Dieser hatte unterdessen die ganze
nördliche Küste des schwarzen Meeres umzogen, sich neue Streit-
kräfte gesammelt und wollte jetzt, wie Hannibal, die Römer in
Italien angreifen. Allein sein eigener Sohn, Pharnäces, ward
an ihm zum Verräther. Er stiftete eine Empörung gegen den
Vater an und wiegelte das Heer auf, daß es vou ihm abfiel.
Da nahm der Verrathene Gift, welches er in seinem Schwerte
immer bei sich trug, und forderte auch seine beiden Töchter, die
bei ihm waren, auf, ein Gleiches zu thun, wenn sie der schmach-
vollen Gefangenschaft der Römer entgehen wollten? Beide nahmen
willig das Gift, welches er ihnen reichte, und starben vor seinen
Augen. Bei ihm selbst aber hatte es die gehoffie Wirkung nicht,
weil er sich allmälig daran gewöhnt hatte; und auf sein Geheiß
mußte ihn ein galatischer Leibwächter erstechen (63).
So endete Mithridates, zu Panticapäum in Tauris, acht-
undsechzig Jahr alt, verlassen von seinem Heere, welches vor der
Größe seiner neuen Plane zitterte, und schändlich verrathen von
J
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Extrahierte Personennamen: Hannibal
Extrahierte Ortsnamen: Colchis Syrien Albanien Rom Jerusalem Hircanus Italien
328
tius, Bischof von Antiochia, ein Jünger der Apostel, sehnte
sich mit so heißem Verlangen nach der Marter, daß er die
Christen zu Nom flehentlich bat, ihn nicht etwa vom Tode be-
freien zu wollen. Er wurde, wie er wünschte, den wilden
Thieren vorgeworfen. (I. 107.) Als der heil. Polykarp,
Bischof zu Smyrna, aufgefordert wurde, Christum zu lästern,
erwiederte er lebhaft: „Sechs und achtzig Jahre diene ich
ihm; wie könnte ich lästern meinen König, der mich erlöset
hat." Er sollte lebendig verbrannt werden; das Feuer be-
schädigte ihn nicht; endlich wurde er mit dem Schwerte durchs
bohrt. Zwei edle Frauen, die heil. Symphorosa und die heil.
Felicitas, jede mit sieben Söhnen, die durch sie zum stände
haften Bekenntnisse waren ermuntert worden, starben zu Nom,
ähnlich der frühern Machabäerin, eines glorreichen Todes.
Ebenda verherrlichte der Philosoph Justinus, welcher das Chri-
stenthum durch zwei gelehrte Schutzschriften vertheidigt hatte,
Christum den Herrn mit dem Opfer seines Lebens. (I. 167.)
Zu Lyon in Frankreich, wo das Christenblut in Strömen ver-
gossen wurde, glänzten die Bischöfe Pothinus und Jrenäus,
die Jünglinge Epipodius und Alexander und die Sklavin Blan-
dina durch unerschütterlichen Heldenmuth in den Qualen. Be-
kannt ist die ruhmwürdige Marter des heil. Laurentius zu
Rom und des großen Bischofes zu Carthago, Cyprian, von
denen der erstere auf einem glühenden Roste gebraten, der
andere nach vielen Leiden enthauptet worden. (I. 258.) Von
jeher wurden in der Kirche gefeiert die erst vierzehnjährige
Agnes, die heil. Agatha, Lucia, Katharina und unzählige an-
dere christliche Heldinnen, welche für ihren Glauben und theils
auch für die Erhaltung ihrer Keuschheit gekämpft und über Qual
und Tod gesiegt haben. Das glorreiche Marterthum der heil.
Ursula und ihrer Gefährtinnen fällt in die Zeit des Kaisers
Mariminus, des Thraziers. (I. 235 — 238.)
3 Zerstörung Jerusalems.
Die Synagoge des alten Bundes war nur eine Vorbereitungs-
anstalt für die Kirche Jesu; sie konnte und mußte deshalb, da
die Kirche gegründet war, aufhören, so-wie man ein Gerüst
abbricht, wenn.das Gebäude vollendet ist. Die Mitglieder der
Synagoge sollten nach Jesu Willen auch die ersten Mitglieder
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Extrahierte Personennamen: Apostel Felicitas Alexander Alexander Cyprian Agnes Agatha Katharina Ursula
Extrahierte Ortsnamen: Antiochia Smyrna Christum Christum Frankreich Epipodius Rom Lucia Jerusalems Jesu
483
tat für Pilger, worin noch im Jahre 1825 — 263,000 Fremde
verpflegt wurden. Dann kommen noch die Hospitäler für ver-
schiedene Nationen, die Anstalten zur Verpflegung der Kran-
ken in ihrer Wohnung, zur Unterstützung der Dürftigen und
zur Aussteurung armer Mädchen.
Von den Festlichkeiten, welche die Fremden nach Nom zie-
hen , sind die glänzendsten die G i r o n d o l a und die K r e u z-
beleuchtung in der Peterskirche. Jene Girondola flammt
zu Ostern und am Tage Peier und Paul auf; sie besteht aus
einem doppelten, mit 4500 Raketen versehenen Feuerrade und
aus einer Menge anderer Feuerwerks-Vorrichtungen, und wird
auf der Plattform der Engelsburg, hoch oben, wo der kolossale,
vergoldete Engel steht, abgebrannt. Was die andere Festlich-
keit anlangt, so wird aus der höchsten Wölbung der Kuppel,
gerade über dem Hochaltare ein 40 Fuß langes messingenes
Kreuz herabgelassen, das mit 1000 Lampen bedeckt ist. Die
Menschen, die daran herumklettern, sehen wie unbedeutende
Zwerge aus; ihre Entfernung, die Weite des Raumes, in
welchem sie hängen, und die Niesengröße aller umgebenden
Gegenstände verkleinern sie mit jedem Augenblicke mehr, indem
diese mit dem Entbrennen der Lampen wachsend hervortreten.
Wie die Lampen sich entzündet haben, verschwinden die Befe-
stigungen, an denen das Kreuz hängt, vor dem Glanze, und
daßelbe scheint nun frei in dem hockgcwölbten Raume zu schwe-
den. Dieser Moment ist einzig in seiner Art; der Zauber des
Lichtes, das allmählig in alle vier Arme des Kreuzes der Kirche
strömt und alle Hallen, alle Seitengänge des ungeheuern Ge-
bäudes erhellt, ist unvergleichbar. Obwohl nun ganze Schaa-
ren von Betenden und von Neugierigen sich durch die Kirche
hinbewegen und natürlich den in der Mitte unter der Kuppel
stehenden Hochaltar umlagern, so entsteht doch kein eigentliches
Gedränge, ein solches wird in diesem ungeheuern Raume nicht
möglich.
42 Das heilige Land.
Das Land, wo Christus unser Erlöser, lebte, wird in der
heiligen Schrift mit verschiedenen Namen genannt. Es hieß
das Land Canaan von dem vierten Sohne Chams; das Land
Israels von Jakob, der auch den Namen Israel hatte;
das Land der Hebräer oder das jüdische Land, Judäa;
Palästina oder Philistina von den Philistern, die einen
Theil dieses Landes bewohnten; Jehovas Land oder Jehovas
Eigenthum; das gelobte Land, oder das Land der Verhei-
ßung. Wir Christen nennen es das heilige Land, weil
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Extrahierte Personennamen: Christus Jakob Palästina
Extrahierte Ortsnamen: Peterskirche Engelsburg Israels Israel
92
Fremdling, setze dich bei mir.
Und der süßen Ruhe pflege;
Weilte doch schon Mancher hier.
Bei dem alten Kreuz am Wege.
Nur getrost das müde Haupt
Dort in meinen Schatten lege,
Süße ruhten, die geglaubt.
Bei dem alten Kreuz am Wege.
Ob dir Noth und Lebenspein
Stürmisch sich im Herzen rege;
Manche lernten sich schon freu'n
Bei dem alten Kreuz am Wege,
Zogen neu gestarket fort
Auf der Wildniß ödem Stege,
Kamen zu der Heimath Ort
Von dem alten Kreuz am Wege.
V8. Und dann?
Zu dem heiligen Philippus Neri kam einst ein Jüngling
und erzählte ihm mit großer Freude, daß seine Eltern ihm auf
vieles Bitten endlich erlaubt hätten, die Nechtsgelehrsamkeit zu
studiren, und daß er keine Mühe scheuen wolle, die Studien
recht bald und gut zu vollenden. Der heilige Philippus machte
nicht gern viel Geschwätz, und was man mit drei Worten sa-
gen kann, das sagte er lieber mit anderthalb. Er hörte dem
Jüngling ganz gelassen zu, und fragte zuletzt nur: Und dann? —
Dann werde ich Advokat, erwiederte der fröhliche Student.
Und dann? fragte der Heilige weiter. Dann, sagte der Jüng-
ling, dann werde ich viele verwickelte Rechtshändel zu Ende
führen und mir durch meine Kenntnisse und meinen Eifer schon
Ruf und Ansehen zu verschaffen wissen; die Leute werden mir
stark zulaufen, um mir ihre Prozesse zu übertragen. Und
dann? fragte der Heilige wieder. Dann, fuhr der junge
Mensch fort, dann werde ich ein hübsches Geld mir verdienen,
ein schönes Haus an der Hauptstraße kaufen, Pferde und Kut-
sche anschaffen und ein vergnügtes, herrliches Leben führen.
Frohen Muthes kann man unter solchen Umständen dem Alter
entgegen gehen, und ich werde meine letzten Tage in Ehren
und in Ruhe genießen, weil dann ja alle meine Wünsche erfüllt
sind. Ganz ruhig fragte der alte Patriarch wieder: Und dann?
Dann, sagte der Jüngling langsam, dann — dann — ja
dann werde ich sterben. Der heilige Philippus aber erhob die
Stimme und fragte noch einmal: Und dann? Der Jüngling
antwortete hierauf nicht; er bedachte sich, und es stiegen ernste,
dunkle Wolken auf in seiner Seele, Gedanken an Tod und
Sarg und Grab, und an das große stille Meer hinter dem Grabe,
an die Ewigkeit. So kann in der Frühe ein schönes Morgen-
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unter Fürsten aus verschiedenen Familien. Alexander hatte nm-lich keinen regierungsfhigen Erben, und als man ihn auf dem Sterbebette fragte, wen er zu seinem Nachfolger bestimmte, er-klrte er, den Wrdigsten". Darum glaubte jeder Haupt-anfhrer, ihm komme rechtmig ein Teil von dem Reiche zu, an welchem er habe erobern helfen, und griff zu den Waffen. Erst die blutige Schlacht bei Jpsns in Phrygien, im Jahre 301 v. Chr., fhrte einstweilige Ruhe wieder herbei. Das groe Reich Alexanders wurde jetzt in mehre kleine zersplittert. Die be-dentendsten unter diesen waren: das gyptische unter den Ptolemern, mit der Hauptstadt Alexandra; das m a c e d 0 n i f ch e, welches die Herrschaft der Griechenland fortznbehaupteu suchte, und das syrische unter den Selencidem Jedoch schwchten sich diese Staaten durch fortwhrende Kriege mit einander so sehr, da sie alle zusammen, der eine frher, der andere spter, unter die Herrschaft eines anderen Volkes kamen, nmlich der Rm e r.
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexanders Alexandra
357
Zum persischen Meerbusen, von dort bis zum Hellespont und
von dem Hellespont bis zu den Usern des Tiber ertönte jetzt
der Name und die Lehre Jesu. Beinahe in allen größeren
Städten wurden von den Aposteln und Apostelschiilern Ge-
meinden gegründet. Über jede einzelne Gemeinde war ein
Vorsteher gesetzt. Man nannte diesen mit einem griechischen
Worte Episcopus, d. i. Aufseher, und hiervon stammt unser
Wort Bischof. Ihm zur Seite standen Gehülfen, die ge-
wöhnlich aus den Ältesten der Gemeinde gewählt wurden
und daher Presbyteri (Alte) hießen, woher unser Wort
Priester kommt. Unter den Bischöfen, die als Nachfolger
der Apostel die oberste Leitung der Kirche hatten, galten als
die angesehensten die in den vier Hauptstädten des römischen
Reichs, in Rom, Alexandria, Antiochia und Jerusa-
lem, zu denen später auch der von Konstantinopel kam.
Der erste aller Bischöfe war jedoch der zu Rom, der Nach-
folger des heiligen Petrus, der dort seinen bleibenden Sitz
gegründet hatte. Man nennt ihn Papst, von dem lateinischen
Worte Papa, welches Vater bedeutet. Von Nom aus
strömte das Licht des Evangeliums uach und nach in alle
Welt, und die Stadt des Romulus ward zur ewigen Stadt
der Kirche.
Bald hatte sich, wo immer die heiligen Sendboten ihren
Fuß hinsetzten, mit einem Male alles verändert. Die
Schwelgerei, die Unzucht, die Grausamkeit, die Ehr- und
Geldgier war da plötzlich verschwunden; an die Stelle der
schändlichen Götzenopfer und der übrigen Greuel der Ab-
götterei war die Anbetung Gottes im Geiste und in der
Wahrheit, war Sittenreinheit und Heiligkeit des Wandels
getreten. Das Wort vom Kreuze, von der Selbstverleug-
nung, der Demut, Keuschheit re., das dem Ohre der irdischen
Menschen so hart klingt — es hatte dennoch bei den
Rohen und Abergläubischen, bei den Jrdischgesinnten und
Ungläubigen, bei Ungelehrten und Gelehrten freudigen Glau-
den und treuen Gehorsam gefunden und hatte sich als die
Kraft Gottes erwiesen, selig zu machen alle, die daran
glaubten. Vereint in heiliger Liebe, selig in der Hoffnung
der himmlischen Güter stellten sich die Christen dar als eine
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Extrahierte Personennamen: Apostel
Extrahierte Ortsnamen: Rom Alexandria Antiochia Konstantinopel Rom
Die Christenverfolgungen. Die Manichäer. 191
über Kohlen langsam braten. Der Heilige fühlte die Schmerzen gar
nicht, betete für die Bekehrung und Erhaltung Roms, und gab end-
lich, die Augen gen Himmel gewendet, den Geist auf.
In derselben Verfolgung wurde auch der h. Cyprianus erst
verbannet, dann ein Jahr spater enthauptet. Ehe er den Todesstreich
empfing, breiteten die Christen Tücher um ihn aus, fern Blut als Re-
liquie aufzubewahren. Bald nachher wurden mehrere seiner Schüler,
unter andern der h. Montanus mit 8 Genossen, nachdem man sie
lange im Kerker hatte hungern und dursten lassen, enthauptet.
§. 142.
Die Manichäer.
Kaiser Valerian, der dw 8te Christenverfolgung ausschrieb, wurde
vom neupersischen Könige Sapor, wie schon erzählt ist, zum Stall-
knecht gemacht, nachher geschunden, und seine Haut in einem persischen
Tempel aufgehängt. Unter eben diesem Sapor stand in Persien ein
Mann aus, Namens Manes, und stiftete eine neue Religion, um sich
einen Namen zu machen. Er verwarf das alte Testament, und nannte
Moses einen Betrüger; vom neuen Testamente ließ er nicht viel, den
Sohn und h. Geist erklärte er für Ausflüsse der Gottheit. Er sagte,
der Sohn habe die Welt erschaffen, der Teufel aber das Böse beige-
mischt, und den Menschen ihre sündhafte Natur eingepflanzt — da sei
der Sohn zum Schein Mensch geworden und gestorben, der h. Geist
auch über die Apostel gekommen, aber für den von Christus verspro-
chenen Tröster gab Manes sich selbst aus, der die christliche Religion
zur Vollkommenheit bringen solle. Er lehrte, gute Seelen würden in
der Sonne erst durch Feuer, im Monde durch Wasser gereinigt, und
kämen dann in das Lichtreich, böse müßten erst durch Pflanzen und
Thiere wandern, und wenn sie sich dann besserten, würden sie auch
ins Lichtreich ausgenommen, sonst zu ewigen Qualen verdammt. Da-
her verbot Manes, Thiere zu tödten, und Pflanzen abzureißen. Er
theilte seine Anhänger in Auserwählte und Zuhörer. Nur die
Zuhörer durften heirathen, Thiere schlachten und Pflanzen abschneiden,
und arbeiteten für die Auserwählten, welche ihr Leben in stiller Be-
trachtung zubringen sollten. Die Vorsteher der Secte waren Manes
als der Tröster, unter ihm 12 Apostel, 72 Jünger als Bischöfe, dann
Priester und Diaconen. Sie hatten die Taufe und das Abendmahl,
feierten nur den Sonntag und den Sterbetag Christi, und wollten
überhaupt für Christen gehalten werden. Sie rühmten sich einer groß-
ßen Sittenreinheit, waren aber nur Scheinheilige. Ihre Secte machte
anfangs viel Aussehen, und verbreitete sich durch Asien, Aegypten,
Africa, Italien und Gallien, bestand aber etwa nur 300 Jahre. Der
Stifter Manes selbst hatte ein besonderes Schicksal. Er versprach dem
Könige Sapor, ihm seinen kranken Prinzen gesund zu machen, als
das Kind aber unter seinen Proceduren starb, ließ jener dem Betrüger
die Haut abziehen, und dieselbe ausstopfen.
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268
Dritter Zeitraum.
Abt zu Clairvaux, wurde aber seine größte Zierde. Immerwäh-
rendes Beten, Arbeiten und Schweigen war Regel, so auch eine küm-
merliche Nahrung; die Kleidung war weiß. Vom h. Bernardus wer-
den wir noch mehr hören.
.Der Augustinerorden entstand im loten Jahrhundert, da
italianische Einsiedler sich Eremiten des h. Augustinus nannten,
4 Tage der Woche in Wasser und Brod fasteten, und nur Sonntags
Fleisch aßen. Der h. Petrus Damianus, Cardinalbischof von
Ostia, stiftete 1060 die regulirten Chorherren des h. Augu-
stinus, Weltpriester in klösterlichem Verbände; diesem Orden gehörte
auch der berühmte Thomas von Kempen an. Nach einigen Jahr-
hunderten zählte man 80,000 Augustiner und eben so viele Augu-
stinessen. Am zahlreichsten sind jetzt noch die Augustiner-Bar-
füßer, welche von Almosen leben.
Der Carmeliterorden entstand im 12ten Jahrhundert, da
Pilger unter Berthold aus Calabrien sich zuni Eremitenleben auf
dem Berge Carmel vereinigten. Im I. 1224 bestätigte Pabst Hono-
rius 111. ihre Regel. Sie tragen braune Kleidung, ein graues Sca-
pulier und einen weißen Mantel, und sind in mehrere Stamme zer-
fallen, besonders Observanten (zur Zeit ihrer Blüthe 180,000
Mönche und Nonnen), und Carmeliter-Barfüßer in Spanien
und Italien, die fast strenger leben, als die Carthauser. Die Carme-
liter verehren den Propheten -Elias als ihren Stifter.
Der Camaldulenserorden wurde 1012 vom h. Romual-
dus im Thale Camaldoli bei Arezzo gestiftet, nach der geschärften
Regel des h. Benedictus. Die Mitglieder wohnen in abgesonderten
Einsiedeleien oder Camaldulen, tragen weiße Kleider von grobem
Zeuge, beobachten das Schweigen, fasten oft, und trinken nie Wein.
Die Observanten des Ordens leben in Klöstern nicht so strenge.
Der h. Romualdus erreichte ein Alter von 120 Jahren, von denen er
100 in der Buße zugebracht hatte.
Der Trinitarierorden oder der h. Dreifaltigkeit zur
Erlösung der Gefangenen wurde 1160 durch den h. Joannes
von Matha und den h. Felix von Valois gestiftet. Die Mit-
glieder sammelten überall Gaben, Christen aus der Sclaverei der Un-
gläubigen loszukaufen. Als der h. Stifter das erste Mal zwei ^Jünger
nach Afrika sendete, brachten diese 186 losgekaufte Christen zurück, und
er selbst holte 120 aus der Sclaverei unter vielen Leiden, selbst Le-
bensgefahren. Als seine Kräfte schwanden, ging er nach Rom, und
diente noch 2 Jahre den Leidenden in den Kerkern, Hospitälern und
Armenhäusern.
Der Prämonstratenserorden wurde 1127 vom h. Norber-
tus, Canonicus zu Tanten am Rheine, gestiftet, und zwar in der
Einöde Pr<5montrü bei Laon in Frankreich, um tüchtige Prediger
für das Volk zu bilden, und die Geistlichkeit zu veredeln. Der h.
Norbertus wurde nachher Erzbischof zu Magdeburg.
Wir sehen, jeder Orden setzte sich ein besonderes Zieh, aber alle
Orden wirkten zusammen, der Christenheit in ihren Bedürfnissen zu
helfen.
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242
Zweiter Zeitraum.
Bald nach dieser ergreifenden Feierlichkeit siel Karl in ein hitziges
Fieber, und seine sonst übliche Fastenkur schlug nicht mehr an. Er
empfing die h. Communion, und starb betend den 28ten Januar 814.
Sein Grab ist zu Aachen, und viele Bisthümer verehren ihn unter den
Heiligen.
Zweiter Zeitraum.
Won Carl dem Großen bis zu den Krcuzzügen.
(I. Ehr. 814— 1096.)
(282 Lahre.)
?. Die Karolinger.
§. 25.
Ludwig der Fromme.
^arl des Großen Nachkommen, die Karolinger genannt, hatten
nichts von seinem Geiste. Der erste von ihnen war ein frommer Mann,
d. h. andächtig, gutherzig, aber zum Regenten eignete er sich nicht.
Sein gänzlicher Mangel an Nachdruck und Selbstständigkeit machten
ihn bald zum Gespött, und seine besten Befehle wurden nicht erfüllt.
Als er zur Negierung gelangte, waren seine Söhne Lothar,
Pipin und Ludwig schon erwachsen; unter sie theilte er das Reich
schon im vierten Jahre seiner Regierung. Aber die Söhne waren mit
der Theilung gar nicht zufrieden, bekriegten sich einander und den Va-
ter, und thaten ihm allerlei Kränkungen an. Lothar setzte seinen Va-
ter zu Soissons in der Kirche vor allem Volke auf den Bußsack, gab
ihm einen Zettel in die Hand, auf welchem seine bekannten Sünden
standen, z. B. daß er am Grünendonnerstage eine Heerschau gehalten
habe, und diese mußte er laut ablesen, worauf die Bischöfe ihm eine
Kirchenbuße auflegten.
Schlimmer fand sich Ludwig der Fromme, als ihm aus einer
neuen Ehe von der baierischen Prinzessinn Judith noch ein Söhnlein
geboren wurde, Karl der Kahle benannt, weil er wahrscheinlich
kahl ausgehen mußte, da sein Vater alles Land schon vertheilt hatte.
Aber der Judith zu Gefallen stieß Ludwig der Fromme den beschwor-
nen Theilungsplan um, damit Karl der Kahle etwas erhalten möchte,
und das erbitterte die älteren Prinzen noch mehr. Sie verharrten in
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Carl Ludwig Lothar Ludwig Ludwig Ludwig_der_Fromme Ludwig Judith Karl_der_Kahle Karl Judith Ludwig Karl
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
78
Afrika.
tragen sie nur die Lanzen. Flinten sindet man fast nur im Süden der
Provinz. Das Volk beschäftigt sich, die oben erwähnte, wenig bedeutende
Industrie abgerechnet, hauptsächlich mit dem Feldbau, der im rohesten
Stil betrieben wird und nur während der Regenzeit, wenn die Aus-
saat stattfindet, Arbeit erfordert. Den Rest des Jahres haben sie voll-
auf zu thun mit dem Beischaffen des Wassers, das mit großen Schwierig-
leiten verbunden ist. Im übrigen züchten und stehlen sie Rindvieh,
sangen Sklaven ein und bekämpfen sich gegenseitig. Tie Hütten sind,
ihrem Nomadenleben entsprechend, sehr leicht aus Stäben und Matten
hergestellt.
Der Teil des Volkes, welcher sich iu Dörfern angesiedelt hat,
besitzt bessere Hütten, die aus Lehm aufgeführt und mit Stroh gedeckt
sind und in Gruppen beisammenstehen. Vor den Hütten befindet sich
eine Art Vordach zum Schutz gegen die Sonne, das in einem mit Duchu-
steugelu überkleideten Holzgestell besteht. Jede Gruppe ist von einer
niederen Hecke umgeben, und der so umschlossene Raum bietet mit seiner
Einwohnerschaft von halbnackten Menschen, Rindvieh und Hunden ein
sehr wenig anziehendes Bild.
Religion besitzt das Volk kaum, aber desto mehr Aberglauben, so
daß die zahlreiche» müßigen Fakirs, die außerdem als Schreiber dienen,
ihr reichliches Auskommen haben.
Das gewöhnliche Volk wird iu flachen Gräbern bestattet, worüber
man einen Steinhaufen aufwirft. Das Grab eines besonders frommen
Fakirs schmücken Stöcke mit einem Stück Kaliko an der Spitze. Bei
den höheren Ständen wird das Begräbnis ähnlich wie in Ägypten ge-
feiert. Der Moslem führt sein Grabgewand auf Reisen immer mit sich
und muß sich unter Umständen selbst begraben, wenn die Gefährten nicht
auf seinen Tod warten können. Er besorgt die Abwaschungen mit Sand,
gräbt eiu Loch in den Boden, hüllt sich in sein Leichentuch, deckt sich so gut
wie möglich mit Sand zu und wendet das Gesicht gen Mekka; noch
einen Blick in die Sonne, und dann erwartet er gelassen den Tod. Der
Flugsand oder die wilden Tiere besorgen das übrige. Die Gräber in
den Dörfern sind gewöhnlich ea. 2 Meter tief, und die Stelle für den
Kopf wird mit Ziegelsteinen oder Holz überwölbt; denn in der ersten
Nacht kommen die Todesengel und fragen deu Toten aus. Der Körper
wird auf die rechte Seite gelegt, mit dem Gesicht gegen Mekka; die Um-
stehenden Wersen ein wenig Erde darauf, dann wird er mit Ziegelsteinen
oder Holz gedeckt und das Grab mit Erde aufgefüllt. Der Fakir spricht
die Gebete und ermahnt deu Toteu, sein Glaubensbekenntnis herzusagen,
wenn die Engel kommen. Die Armen erhalten Almosen bei solchen
Feierlichkeiten.
Die Dongolawis haben einige seltsame Bräuche bei Hochzeitsfeier-
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