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1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 377

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
377 im Seminarium neben Überwassers Turm sein soll. In seinem bischöflichen Amte war er der Vater der Armen und übte gegen sich selbst die größte Strenge, so geduldig er auch gegen die Be- wohner des Landes war, die anfangs nur spärlich das Christen- tum annahmen. Er hoffte viel von der heranwachsenden Jugend. Wenn er in einem Hause ein krankes Kind wußte, so ließ er die Mutter bitten, es taufen zu dürfen. Genas das Kind, so firmte er es auch nachher, und so hatte er freien Zutritt gewonnen, daß er das Kind im christlichen Glauben unterrichten konnte. Seine Sanftmut, seine Freundlichkeit und sein Eifer für den Heiland gewannen ihm bald alle Herzen. Er hatte noch die Freude, die Saat des Evangeliums freudig aufwachsen zu sehen in unserm Vaterlande. Seine Thätigkeit hörte nicht eher ans, als seine Kräfte im Alter schwanden. Er war schon krank, und reifete noch zum Predigen umher. Am letzten Tage seines Lebens, es war der fünfte Fastensonntag, den 25. März 809, predigte er noch zu Coesfeld, ging dann zwei Stunden weit, nach Bill er deck, hielt da wieder eine Predigt und brachte das heilige Opfer dar. Nun konnte er nicht mehr. Er starb zu Billerbeck schon in der folgenden Nacht. Seine Grabstätte hatte er sich int Kloster Werden ausgewählt, aber das Volk wollte die teure Leiche nicht verabfolgen lassen, sondern führte sie nach Mimigard. Erst ein Befehl von Karl dem Großen bewog das Volk, den Willen des Heiligen zu ehren. So wurde die Leiche den 24. April weg- gefahren und den 26. zu Werden beerdigt. Die ersten zwei Bischöfe nach dem heiligen Ludgerus, Ger- fridus, welcher 30, und Altsridus, welcher 9 Jahre das Hirtenamt versah, waren beide Verwandte des heiligen Ludgerus. Dann folgte Ludbertus, welcher 23 Jahre Bischof war und die Abtei Werden nicht mehr besaß. Seine Vorfahren Gerfridus und Altsridus waren nämlich auch Äbte zu Werden gewesen. Bischof Altsridus hat das Leben des heiligen Ludgerus beschrieben. Io. Heinrich I. Heinrich I. erhob das schon zerfallene deutsche Reich in we» niger als zwanzig Jahren zur ersten Macht der Christenheit und teilte den Deutschen so wunderbar seinen Charakter mit, daß man sagen möchte, er habe die ganze Nation umgeschaffen.

2. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 389

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
389 Wenn die Kreuzzüge von einer Seite manche traurige Folgen hatten, wenn sie unzähligen Menschen das Leben kosteten und viele angesehene Familien in Armut stürzten, so hatten sie von der anderen Seite auch höchst wohlthätige Fol- gen. Außerdem, daß sie dem Muhamedauismus einen Damm entgegensetzten, gaben sie auch dein frommen Sinne Nahrung, erweckten Teilnahme an den kirchlichen Angelegenheiten und regten gewaltig die schlummernden Kräfte des menschlichen Geistes auf, sie beförderten das Emporkommen des Bürger- standes, die Macht der Städte und die Blüte des Handels; sie vermehrten durch eineu Reichtum von Erfahrungen in der Natur- und Erdkunde die gemeinnützigen Kenntnisse und ver- anlaßten, daß viele bisher noch unbekannte Arten von Obst- bäumen und Gemüsen ins Abendland kamen. Zu dem schönsten aber, was die Kreuzzüge förderten, gehört das Ritter- tum, das zwar schon lange zuvor sich gestaltet hatte, damals aber erst seine Ausbildung erhielt. Es machte nun den Adeligen Tapferkeit, Treue, sanftes Gefühl und Frömmigkeit zur angelegemlichen Pflicht. Die Einweihung zum Rittertume hieß der Ritterschlag. 15, Rudolf von Habsburg. Rudolf vou Habsburg war, ehe er zum Kaiser von Deutschland gewählt wurde (1273), nur ein Graf, dessen Güter im Elsaß und in der Schweiz lagen, aber wegen seiner Biederkeit und Frömmigkeit wurde er allgemein ge- achtet. Einst, als er aus der Jagd war, begegnete ihm ein Priester, der mit der heiligen Wegzehrung zu einem Kraulen eilte. Wege/, des angeschwollenen Waldwassers war der Weg schlüpfrig und unsicher geworden. Da sprang Rudolf von seinem Rosse, ließ den Priester aufsteigen und führte demutsvoll selbst das Tier am Zügel bis vor das Haus des Kranken. Hier wartete er, bis die heilige Handlung voll- bracht war, und begleitete dann den Priester zurück. Das Pferd aber widmete er vou nun an dem Dienste der Kirche; denn er hielt sich unwürdig, je wieder das Tier zu besteigen, das seinen Schöpfer getragen hatte. — Erzbischof Werner von Mainz reis te einst nach Rom; und da ihm der Weg durch das Gebiet des Grafen Rudolf nicht ganz sicher dünkte, so bat er sich von demselben ein sicheres Geleite aus. Der ritterliche Graf begleitete den Erzbischof selbst und zeigw

3. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 406

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
406 Getrennten wieder zur Vereinigung bringen wird. Lasset uns um das baldige Erscheinen dieser Zeit flehen und han- deln, unerschütterlich fest stehen im Glauben, den getrennten Brüdern aber nie unsere Liebe versagen. 21. Die Wiedertäufer in Münster. Kaum waren durch den zu Nürnberg 1532 abgeschlos- senen Religionsfrieden die Katholiken und Protestanten fürs erste etwas beruhigt worden, als ans einer anderen Seite neue Unruhen ausbrachen. Thomas Münzer, welcher mit seinen Ranbscharen bei Frankenhausen in Thüringen ge- schlagen worden, war mit dreihundert seiner Anhänger ge- fangen genommen und hingerichtet. Viele hatten sich durch die Flucht nach den Niederlanden gerettet. Von hier aus schickten die Schwärmer, die sich nun Wiedertäufer nannten, weil sie die Neuaufgenommenen durch eine abermalige Taufe zu Mitgliedern ihres abenteuerlichen Reiches ein- weihten, auch Abgeordnete nach Westfalen, um ihren Anhang zu vergrößern. Zwei von ihnen kamen 1533 nach der Hauptstadt Münster, nämlich Johann B o ck e l s o h n, ein Schneider aus Leyden, gewöhnlich Johann von Leyden genannt, und Matthiesen, ein Bäcker ans Hartem. Nach und nach gewannen sie viele Bürger für ihre Lehre, zumal ans den ärmeren Volksklassen, die durch die verheißene Güter- gemeinschaft angezogen wurden. Selbst der lutherisch gewor- dene Kaplan an der vorstädtischen Kirche St. Mauritz, Bernard Roth mann, wurde in den Wirbel dieser neuen Schwärmereien hineingerissen. Der Magistrat jagte die Un- ruhestifter ans der Stadt, aber sie kamen bald heimlich wie- der, und ihr Anhang wurde endlich so stark, daß sie den Bischof und den Magistrat selbst vertrieben. Die meisten rechtlichen und wohlhabenden Bürger verließen vor Angst die Stadt. Nun erließ Rothmann einen Aufruf an alle Be- wohner der Umgegend: „Alle, denen ihr Heil am Herzen liege, möchten nur ihre Habe zurücklassen und mit Weib und Kind nach Münster, dem neuen Jerusalem kommen, um den wahren Gottesdienst wieder aufzurichten; hier sollten sie

4. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 446

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
der Vereinigung des Königreichs Hannover, des Kurfürstentums Hessen, des Herzogtums Nassau und der freien Stadt Frankfurt mit dem preußischen Staate dem Landtage vorgelegt. Die Besitz- ergreifung in den genannten Landesteilen erfolgte am 6. und 8. Oktober 1866. Dadurch gewann Preußen, wenn Schleswig und Holstein mitgerechnet werden, über 1300 Quadratmeilen mit mehr als vier Millionen Einwohner. Das Ländergebiet der Staaten, welche mit Preußen zum norddeutschen Bunde sich ver- einigten, umfaßte außerdem noch über 1100 Quadratmeilen und zählte etwa 6 Millionen Einwohner, so daß über 29 Millionen Deutsche dem Bunde angehörten. Größere Erfolge kannte die preußische Geschichte bis dahin nicht, und die Raschheit, womit sie errungen wurden, steht in der Weltgeschichte überhaupt ohne Beispiel da. Und dabei hatte Preußen in den zahlreichen kleineren und größeren Treffen auch nicht eine einzige Kanone oder Fahne eingebüßt, und nur 391 Mann waren in feindliche Gefangenschaft geraten. Allein noch eine andere Seite haben die letzten Kriegsereig- nisse, die nicht minder ruhmwürdig, herrlich und erfreulich ist. Es ist dies der heilige Wetteifer, die freudige Hingabe und opfer- willige Liebe, womit die Mitglieder der verschiedenen religiösen Genossenschaften, Männer und Frauen, die im Kriege Verwun- deten und Erkrankten gepflegt haben, unterstützt von den Jo- hanniter- und Malteser-Rittern und von den Vereinen, die über das ganze Land sich verbreiteten, um Geld, Leinwand, Kleidungs- stücke, stärkende Nahrungsmittel für den Zweck der Krankenpflege zu sammeln. Durch diese vereinten Bestrebungen christlicher Liebe und Barmherzigkeit wurde das unsägliche Elend, welches von Kriegen und Schlachten unzertrennlich ist, soweit gelindert, als dies überhaupt möglich ist. 34. Der deutsch-französische Krieg. Die ersten Siege. Noch überboten werden die Erfolge des Krieges gegen Öster- reich durch diejenigen des riesenhaften Kampfes gegen Frankreich in den Jahren 1870 und 1871. Mit freudigem Hochgefühl werden unsere spätesten Nachkommen auf diese Jahre zurückblicken und auf die Kriegshelden, welche von Deutschland nicht nur das

5. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 520

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
gehalten. Der Fürstbischof Bernhard von Galen änderte im Jahre 1661 den Trauerzug in eine Freudenfeier um, uiib von dieser Zeit an wird das hh. Sakrament mit umherge- tragen, nachdem vorher die Messe vom hh. Sakrament ge- feiert worden ist. Seit mehreren Jahren hat sich die Feier dieser Prozession außerordentlich gehoben, und sie ist eine der großartigsten Feierlichkeiten der Diöcese Münster. Wohl haben aber auch die Bewohner Münsters Grund, Gott zu danken und seine Güte und Barmherzigkeit zu preisen. Während manche andere Städte und.gegenden von an- steckenden Krankheiten und verheerenden Brandunglücken heim- gesucht worden sind, hat der Allmächtige Münster und das Münsterland bis jetzt wunderbar gnädig bewahrt. Dafür ge- ziemt es sich in der That, dem Herrn von ganzem Herzen zu danken und ihn demütig zu bitten, daß sein Segen fort und fort aus uns und dein ganzen Vaterlande ruhen möge. 25. Der Dom in Münster. Die vom h. Ludgerus im I. 792 am rechten User der Aa erbaute Kirche wurde nach und nach für die Menge der Gläubigen zu klein. Der Bischof Dodo erbaute deshalb im Jahre 992 eine neue Kirche, die dem heil. Paulus geweiht wurde und als Domkirche diente. Nicht lange nachher wurde dieselbe durch Feuersbrunst beschädigt, aber durch den Bischof Erpho wieder hergestellt und im I. 1071 in Gegenwart der Bischöfe Hermann von Köln und Heinrich von Lüttich ein- geweiht. Bei der Belagerung der Stadt durch den Herzog Lothar von Sachsen, im I. 1121, wurde auch diese Kirche ein Raub der Flammen. Die Bischöfe dachten nun ernstlich an die Erbauung einer neuen Domkirche: insbesondere war es der Bischof Hermann ll, der sich die Durchführung dieses Planes zur Aufgabe gesetzt hatte und rasch ans Werk ging. Noch vor Ende des t2. Jahr- hunderts war die nördliche und westliche Seite der Kirche wie- der aufgebaut, und im I. 1125, am Feste der heil. Maria Magdalena, legte der Bischof Theodorich Iii. den ersten Stein zur Vergrößerung der Kirche bis zu ihrer gegenwärtigen Ausdehnung. Sie wurde unter dem Bischof Gerhard von der Mark vollendet, nachdem auch die vorhergehenden Bischöfe Ludolf, Otto und Wilhelm thätig daran gearbeitet hatten, und im I. 1261 den 30. September am Feste des heil. Hieronymus feierlich eingeweiht. Während der Unruhen der Wiedertäufer hatte die Domkirche außerordentlich gelitten. Das Dach war heruntergerissen, und statt dessen waren Kanonen dort ausgestellt, die Fenster waren zerschlagen, die Altäre und

6. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 525

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
Handel. Zu Geseke, nahe bei Lippstadt, ist eine Provinzial- Pflegeanstalt für unheilbare Kranke iinb zu Benning- hausen eine Besserungs-Anstalt für Erwachsene. Rütherr hat ein katholisches Lehrerseminar. Soest mit 15,000einwohnern, in der fruchtbaren Soester Börde gelegen, hat ein evangelisches Schullehrer-Seminar, eine Taubstummen-Anstalt, ein Blindeninstitut, ein Gymna- sium und 0 Kirchen, worunter sich die im edelsten gotischen Stile erbaute Kirche Maria zur Wiese, gewöhnlich Wiesen- kirche genannt, auszeichnet. Z>t der alten Stadt Werl wallfahrten noch jährlich viele'pilger und verrichten ihre Andacht in der dortigen Franziskaiter-Kirche. Der Ort ist auch wichtig wegen seines Kornmarktes und seiner Salinen. Hamm an der Lippe mit 27,000 Einwohnern hat ein Ober- landesgericht, ein Gymnasium und eine Lehrerinnen-Bil- dungs-Anstatt. Seine gewerblichen Anlagen, namentlich die Drahtziehereien, sind bemerkenswert. Seit einigen Jahren besitzt es ein vortreffliches Solbad. Hamm bildet einen wich- tigen Knotenpunkt verschiedener Eisenbahnen. Das geiverb- reiche Unna ist bekannt durch die Saline Königsborn mit viel besuchtevl Solbad. Dortmitnd, früher freie Reichs- stadt, ist mit seinen 115,000 Einwohnern die volkreichste Stadt Westfalens. Es hat ein Oberbergamt, Gymnasium und Realgymnasium und außer berühmten Bierbrauereien eitle reiche Metallindustrie. Die Eisenhiitte „Union" be- schäftigt alleiit über 500 Arbeiter. Jit der Nähe der Stadt liegen zahlreiche Kohlengruben. Auch Hörde (19,0' 0 Ein- wohner) beschäftigt auf der Hermattnshütte an die 4 000 Arbeiter. In Aplerbeck befinbet sich eine Provinzial-Jrren- anstalt. Bochum, 55,000 Einwohner, besitzt zahlreiche Ei- senbahnverbindungen und eine blühende Industrie. Die Aochumer Gußstahlfabrik ist nächst der Kruppschen in Essen die berühmteste im Deutschen Reiche. In der Umgegend be- sindeit sich viele ergiebige Kohlenbergwerke. Witten, 50,000 Einwohner, hat rege Eisenwaren- und Glasfabrikation. Die benachbarten Kreise Gelsenkirchen, Hattingen, Ha- gen, Schwelm verdanken ihr rasches Emporblühen größten- teils den reichen Kohlenvorräten, welche der Boden birgt. Eine Anzahl von Schornsteinen erhebt sich in dieser Gegend, wo früher angesehene Ritter auf stolzen Burgen hauseten. Bei Hagen, welches 40,000 Einwohner zählt und zu den fabrikreichsten Plätzen des Regierungsbezirkes gehört, beginnt die sogenannte Enneper-Straße, die 12 Kilometer weit an dem Flüßchen Ennepe bis Gevelsberg sich hinzieht. Sie ist eine tlnunterbrochene Reihe von Fabrikanlagen, welche

7. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 546

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
— 546 — wie in der Karwoche oft 80,000 Menschen in dieser uner- meßlichen Halle sich verlieren. St. Peter ist wie eine Stadt für sich; ganz Rom, die ganze Kolonie der Fremden geht hier allmählich aus und ein, eine stets gleiche; duftige Atmosphäre füllt diesen größten aller Tempel, in dessen einzelnen Teilen gleichzeitiger und verschiedener Gottesdienst gefeiert wird. Für alle Zungen stehen hier Beichtstühle; denn St. Peter ist nicht nur für Rom, er ist für die ganze Christenheit da Bald ist er ein ungeheurer, schweigsamer Tempel, bald erfüllen ihn Tausende, und er erscheint noch leer. Hier versammelt die Orgel in der Chorkapelle einett Haufen Andächtiger, dort ziehen Gruppen von Engländern von Bild zu Bild — hier betet ein geringer Landmann, sein Bündel neben sich; dort endlich tritt eine leise singende Prozession aus einer Kapelle hervor." — Vor der Kirche ist der schöne Petersplatz, 70 Meter lang, zirkelrund, umgeben von dreifachen Säulen- gängen in zwei Halbzirkeln; in den Hallen stehen über 300 Heiligenstatuen. Mitten aus dein Platze steht ein 25 V2 Meter hoher Obelisk aus Ägypten, eine Säule aus einem einzigen Stein; ihm zur Seite befinden sich zwei schölte Spring- brunnen. An die Kirche stößt der Vatikan, der berühmte Palast des Papstes. Der Vatikatt enthält 22 Innere Höfe und 11,000 Zimmer, von denen einige 200 Schritte lang sind. Es befindet sich in demselben auch die sixtinische Kapelle mit dem jüngsten Gerichte, dem berühmten Wandgemälde von Michelangelo. Hier wird an den letzten Tagen der Karwoche das berühmte Niserere, dieses Meisterstück kirch- licher Musik, bei ausgelöschten Lichtern in der Dämmerung von 32 Stimmen ohne Begleitung von Jnstrumeitten ge- sungen, und der ganze Gottesdienst dieser Tage hat an Er- hebung und Erbauung in der ganzen Welt nicht seines- gleichen. Auch bewundert man in dem Vatikan die Loggien (Gänge) uttd Zimmer, die der unsterbliche Raffael gemalt hat, das Museum, die Bibliothek mit 64,000 Bänden, das Münzkabinett. Man behauptet, der Vatikan sei so groß, als die Stadt Turin. Dieses mag übertrieben sein; aber so viel ist gewiß, daß er den Umfang einer nicht unbedeutenden Stadt erreicht. Keine Stadt in der Welt besitzt so viele und so reiche wohlthätige Anstalten. Fast jeder Papst gründete oder er- weiterte solche, und die Großen folgten seinem Beispiele. Das große Hospital San Spirito hat 90,000 Scudi (1 Scudo' 4,05 Mark) Einkünfte. Im Jahre 1843 wurden dort 9553 Kranke verpflegt. Die zahlreichen Bruderschaften mit Mitgliedern aus allen Ständen besorgen diese Anstalten mit

8. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 519

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
519 zeigt, welche auch während der beiden folgenden Jahre fort- dauerte. Um das Jahr 1347 verbreitete sich von Asien, Ägypten und der europäischen Türkei her die Pest nach Italien und durch Handelsverkehr mit diesem Lande auch nach Deutschland. Hier hat sie in den ersten Jahren, 1347 bis 1350, auf eine so entsetzliche Weise gewütet, daß an vielen Orten kaum der hundertste Mensch am Leben blieb. Zu Osnabrück blieben nur sechs, zu Hamm nur zehn Familien übrig, in Bremen wurden täglich 200 Tote begraben, und die Stadtthore stan- den Tag und Nacht offen. Auch in Münster verbreitete sich dieses furchtbare Übel und raffte in gar nicht langer Zeit über 11,000 Einwohner hinweg. Schon der Hauch des Kran- ken war den Gesunden tödlich, und so war die Seuche in wenigen Tagen über Stadt und Land verbreitet. Der Got- tesdienst mußte eingestellt, die Kirchen mußten geschlossen werden. Zwar predigten anfangs noch einige Geistliche dem Volke im Freien, wie denn noch in jetziger Zeit an der St. Servatii-Kirche die Stelle gezeigt wird, wo eine solche Kanzel in der Pestzeit angebracht war; allein auch dies mußte auf- hören, da der Zusammenfluß von Menschen die Ansteckung beförderte und die Geistlichen selbst hingerafft wurden. Diese Pest und ein nach ihrem Aufhören die Stadt ver- heerender, furchtbarer Brand sind die Veranlassung zur Stif- tung der sogenannten großen Prozession geworden. In der Diöcese Münster bestehen in vielen Gemeinden außer den Fronleichnams-Prozessionen sogenannte Brandprozessionen, wobei ebenfalls das hh. Sakrament umhergetragen wird. Wozu sie angeordnet sind, zeigt schon ihr Name an: es sind Bittgänge, um von Gott die Gnade zu erfleheu, daß er die Gemeinde vor Brand und andern Unglücksfüllen bewahren wolle. Sie gleichen darin den früheren Rogationsprozessionen, die kurz vor dem Himmeliahrtsfeste gehalten wurden. Unter diesen Bittgängen zeichnet sich besonders die eben genannte große Prozession aus. Sie wurde von dem Bischöfe Heiden- reich aus dem edlen Geschlechte der Wolf zu Lüdinghausen, wie schon gesagt, nach dem Aufhören der Pest im Jahr 1382 und nach der großen Feuersbrunst, die im folgenden Jahre am 22. November einen bedeutenden Teil der Stadt von der Servatii-Kirche bis zur Georgs-Kommende mit Einschluß der Ludgeri- und Ägidii-Psarrkirche einäscherte, angeordnet und war anfangs eine bloße Nogalionsprozession. Die Geist- lichen begleiteten dieselbe mit dem Magistrate der Stadt in schwarzer Kleidung, die Kreuze waren umflort, und nach der Prozession wurde eine h. Blesse zur Sühnung der Sünden

9. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 567

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
567 — V. Das Amt Brake liegt an der Weser. Brake an der Weser, eine Stadt mit etwa 4500 Einwohnern, einem Hafen und Seeamte, hat den bedeutendsten Schiffsverkehr des Herzogtums. In Brake ist eine katholische Kapelle, eine katholische Privatschule und ein katholisches Krankenhaus. Ovelgönne hat einen sehr besuchten Pferdemarkt. Am rechten Weserufer liegt Dedesdorf im Land Wührden. Vi. Das Amt Butjadingen liegt an der Nordsee zwischen der Weser und dem Jadebusen. Ellwürden ist der Sitz des Amtes. Bei Nordenham, einem neuen, sehr günstig gelegenen Hafenplatze an der Weser, ist in jüngster Zeit ein Fischereihafen angelegt worden. In Blexen, welches Bremer- hasen gegenüber liegt, starb 790 der hl. Willehadus, der Apostel der Friesen. Vii. Die Stadt Jever. Jever ist eine Stadt erster Klasse mit 5300 Einwohnern. Es hat ein Gymnasium und ein altertümliches Schloß, in welchem eine kunstvoll geschnitzte Eichenholzdecke den Hauptsaal schmückt. In Jever ist eine katholische Kirche und Schule. Die Stadt ist mit Hooksiel am Meere durch eine Wasserstraße verbunden. Viii. Das Amt Jever bildet den nördlichsten Teil des Herzogtums Oldenburg. Es liegt an der Nordsee und grenzt im Westen an Ostfriesland. Vom Amte Jever ist auf der Landseite der preußische Kriegshafen Wilhelmshaven begrenzt. Bor Wilhelmshaven liegen auf oldenburgischem Gebiete die Ortschaften Bant. Belfort, Neubremen, Heppens mit etwa 20,000 Einwohnern. Hier wohnen viele Arbeiter der Kaiserlichen Werft in Wilhelmshaven. Bant hat eine katholische Kirche und Schule. Im Süden des Amtes ist der Ems-Jade- Kanal. Zum Amte Jever gehört die Insel Wangeroog. Ix. Die Stad t Varel, eine Stadt erster Klasse, mit etwa 4900 Einwohnern, liegt in der Nähe des Jadebusens. Varel hat eine Landwirtschastsschule, eine katholische Kirche und Schule und ein katholisches Krankenhaus. Von Bedeutung ist die Maschinenfabrikation. Südwestlich von der Stadt, in unmittelbarer Nähe derselben, liegt das Vareler Holz. Am Jadebusen ist der Vareler Hafen. X. Das Amt Varel liegt am Jadebusen; im Westen berührt es Ostfriesland. Zetel ist ein großes, gewerbfleißiges Dorf mit Leinen- und Baumwollwebereien. Bei Neuenburg liegt der sogenannte Urwald. In der Umgegend von Varel, auf der friestschen Wede, sind viele Ziegeleien, welche außer gewöhnlichen Ziegelsteinen auch Klinker, hartgebrannte Steine für Straßenbauten, liefern.

10. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 568

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
568 — Dangast, ein Dorf am Jadebusen, ist durch den Granat- fang und durch sein Seebad bekannt. Xi. Das Amt Westerstede, welches das Ammerland genannt wird, stößt im Westen an Ostfriesland. Westerstede, eine Ortschaft mit etwa 1200 Einwohnern, ist bei Ocholt durch eine schmalspurige Eisenbahn mit der Strecke Oldenburg- Leer verbunden. Zwischenahn, am Südufer des Zwischen- ahner Meeres gelegen, ist ein beliebter Ausflugsort. Dampfer und Kähne vermitteln den Verkehr mit dem an der Nord- seite des Seees gelegenen Dreibergen. Augustfehn mit etwa 1080 Einwohnern, in der Gemeinde Apen, hat ein bedeu- tendes Eisen- und Stahlwerk. Hier befindet sich eine katho- lische Kapelle und Schule. Xii. Das Amt Friesopthe berührt im Westen Ost- friesland und den Hümling. Friesoythe, eine Stadt an der Soeste mit etwa 1000 Einwohnern, ist durch einen Zweig- kanal mit dem Hunte-Ems-Kanal verbunden. Friesoythe hat ein Krankenhaus. Der Flecken Barßel am Barßeler Tief mit etwa 900 Einwohnern treibt Schiffahrt. Barßel hat ein Krankenhaus. Zum Kirchspiel Barßel gehört die Kapellen- gemeinde Harkebrügge. In Elisabethfehn ist eine evangelische Kapelle und Schule. Die vier Gemeinden Strücklingen, Ramsloh, Scharrel und Neuscharrel bilden das durch große Moore abgeschlossene Saterland, bei dessen Bewohnern sich noch die altfriestsche Sprache erhalten hat. Die Kolonie Idafehn in der Gemeinde Strücklingen hat eine evangelische Kapelle und Schule. Zum Amte Friesoythe gehören ferner die Gemeinden: Altenoythe, Bösel und Markhausen. Barßel, Neuscharrel und Harkebrügge haben neue Kirchen. Xiii. Das Amt Cloppenburg grenzt im Westen an den Hümling. Zum Amte Cloppenburg gehören folgende Gemeinden: i. Stadtgemeinde Cloppenburg, 2. Landgemeinde Krapendorf, 3. Cappeln, 4. Emstek, 5. Garrel, 6. Molbergen, 7. Lindern, 8. Lastrup, 9. Essen, 10. Löningen. Die vier letzten Gemeinden bilden den Amtsgerichtsbezirk Löningen. Cloppenburg an der Soeste ist mit dem unmittelbar daran liegenden Flecken Krapendorf eine Stadt von etwa 2375 Ein- wohnern. In der Stadt sind zwei katholische Kirchen, eine lutherische Kirche, ein Krankenliaus, eine vereinigte Ackerbau- und höhere Bürgerschule, die St. Vincenz-Jdiotenanstalt und ein Pensionat zur Ausbildung von Lehrerinnen. Zur Pfarre Cloppenburg gehört die in der Landgemeinde Krapendorf liegende Kapellengemeinde Kneheim.
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