384
großer Heftigkeit gegen Thore und Mauern geworfen wurde.
Ost auch suchte man durch unterirdische Gänge (eunieuli) in
die Stadt zu kommen.
Regelmäßigen Sold erhielten die römischen Legionssoldaten
erst kurz vor dem letzten Kriege gegen Veji, im Jahre 405 (s.
S. 105). Andere Belohnungen waren: Antheil an der Beute,
Kronen verschiedener Art, Ehrenwaffen und seit den Bürgerkrie-
gen auch Anweisungen von Ländereien. Der siegende Feldherr
wurde mit dem Titel „Imperator", mit einem von dem eroberten
Lande entlehnten Ehrennamen, mit Dankfesten (supplieationes),
vor allen aber mit dem Triumphe belohnt, bei welchem der sieg-
reiche Imperator als Repräsentant des capitolinischen Donner-
gottes selbst erschien.
„Ein Triumph war nämlich ein feierlicher Einzug des
siegreich heimkehrenden Feldherrn in die Stadt Rom: eine Fest-
lichkeit, an welcher die ganze römische Bevölkerung Antheil nahm,
und eine Belohnung, über welche hinaus es keine größere für
einen römischen Feldherrn gab. Nach der Ehre eines Trium-
phes ging das Sehnen eines Befehlshabers, wenn er den Feld-
zug antrat; nach dieser stand sein Trachten und Streben im
Kriege, und Jedem blieb jener Tag der schönste seines Lebens,
an welchem er Triumphator gewesen war. Wenn nun ein sieg-
reich aus dem Kriege heimkehrender Feldherr an der Spitze
seines Heeres bis an die Stadt Nom gekommen war, so suchte
er beim Senate an, daß er einen feierlichen Triumphzug halten
dürfe; und erst dann, wenn Senat und Volk die Bewilligung
dazu ertheilt hatten, ging derselbe vor sich. Solch ein Sieges-
einzug war in Rom's ältester Zeit noch höchst einfach; später
aber, als die Römer mit großen, reichen Völkern Krieg führten,
und kostbare Schätze eroberten, wurden auch die Triumphe pracht-
voller und glänzender. Zunächst war das Stadtthor, durch
welches der Einzug geschah, entweder mit Zeichen, die auf den
Sieg anspielten, ausgeschmückt, oder es war vor dem Eingänge
in die Stadt ein Triumphbogen als Ehrenpforte errichtet, durch
welche der Zug ging. Straßen und Plätze waren festlich ge-
schmückt und überall Gerüste für die Zuschauer errichtet. Voran
im Zuge gingen Sänger und Musiker; nach ihnen folgten die
auserlesenen, mit Bändern und Kränzen geschmückten Opferthiere.
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74
K a rav anen genannt, unternommen werden. Noch jetzt ziehen
in einigen Gegenden Asiens und Afrikas solche Karavanen um-
her. Sie haben oft mehr als tausend Kameele bei sich, welche
das Gepäck und die Waaren tragen, und welche einzeln hinter
einander gehen, so daß ein solcher Zug bisweilen ein Meile lang
ist. Sie reisen der Hitze wegen meistens nur bei Nacht. Der
gefilmte Himmel ist ihr Wegweiser durch die Wüste.
So führten sich nun selbst die entferntesten Länder gegen,
seitig die Erzeugnisse ihres Bodens zu. Völker, die seit den
ältesten Zeiten getrennt gewesen waren, näherten sich jetzt brüder-
lich wieder gegen einander und theilten sich ihre Erfindungen mit;
es entstand ein heiteres, geselliges Leben unter den Menschen. Rauhe
Gegenden wurden geebnet, Straßen angelegt-, Herbergen errichtet,
Brücken über die Flüße geschlagen, um dem fremden Kaufmanne
den Zugang so leicht als möglich zu machen. In den Städten
selbst suchten ihn die Einwohner für die Beschwerden der weiten
Reise durch manche für Bequemlichkeit und Vergnügen getroffene
Vorkehrungen aufzuheitern und so seinen Unternehmungsgeist
immer mehr zu beleben.
25. Entstehung der Jahrmärkte.
Um eines großen Absatzes der Waaren gewisser zu sein,
merkten sich die Kaufleute die besonderen Zeiten, wann die Men-
schen in großen Haufen an einem und demselben Orte zusammen
zu kommen pflegten. Solches geschah in der Regel an hohen
feierlichen Festen, an welchen weit und breit die andächtige
Volksmenge nach der Stadt zu den Tempeln strömte, dort anzu-
beten und zu opfern. Woher dann der Hauptzug des Volkes
seine Richtung nach dem Tempel nahm, da stand, bis zum Ein-
gänge hin, Bude an Bude, in unabsehbarer Reihe neben einander,
mit den verschiedenartigsten und buntesten Waaren angefüllt, daß
es eine Freute war, sie anzusehen. Sogar in den Vorhöfen der
Tempel standen oft die Kausieute aus. Wir lesen in den heil.
Evangelien, daß Christus einst aus dem Tempel des Salomo die
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— 344
Verfolgungswuth währte fort bis auf Konstantin, der im
Jahre 311 öffentlich als Schutzherr der Christen auftrat. Er
begünstigte und besoldete ihre Lehrer, ließ sich und die Seinigen
in der christlichen Religion unterrichten, hielt viele Christen bei
sich am Hofe und pflog den vertrautesten Umgang mit ihnen.
Kirchen wurden gebauet und auf das prachtvollste ausgeschmückt,
ihre Feste mit der größten Feierlichkeit begangen. Heiligenbilder
und Kreuze traten an die Stelle der alten heidnischen Götzenbilder.
Von der Ehrfurcht für das Kreuz beseelt, an welchem das Werk
der Erlösung vollbracht war, verbot Konstantin auch ferner die
Verbrecher zu kreuzigen; und von dieser Zeit an hat sich diese
Art Todesstrafe in keinem Gesetzbuchs einer christlichen Nation
mehr vorgcfunden. Ja, dasselbe Kreuz, das früher ein Bilv der
Schmach und des Schreckens war, prangt seitdem glorreich auf
den Kronen der Kaiser und Könige, es ist der Ehrenschmuck des
Verdienstes, es thront in stiller Majestät auf den Altären der
Kirchen. Hoch in der Luft, von den äußersten Zinnen der Thürme
leuchtet es bedeutungsvoll dem Wanderer entgegen; es wehet sieg-
reich in unseren Fahnen. Am Fuße des Kreuzes suchen wir Alle
Ruhe und Frieden in den Stürmen des Lebens; als Anker der
Hoffnung steht es tröstend auf einsamen Friedhofe über den Grä-
bern der Verstorbenen.
Einen besonderen Eiser für das Christenthum zeigte auch
die Mutter Konstantins, die h. Helena. Im Jahre 326 wall-
fahrte sie selbst nach dem heiligen Lande und ließ sich im Jordan
taufen. Unzählige Werke der Deinuth und Wohlthätigkeit be-
gleiteten die schon hoch bejahrte Wirtwe auf dieser Pilgerfahrt.
Von ihr wurde auch das heilige Grab wieder aufgefunden. Sie
ließ über demselben eine prachtvolle Kirche erbauen und in dieser
das Kreuz des Erlösers, in Gold eingefaßt, aufbewahren. Auch
die Höhle, in welcher der Welterlöser zu Bethlehem geboren
wurde, verwandelte sie in einen Tempel und beschenkte dieses
Heiligthum mit reichen Gaben. Einen dritten Tempel bauete die
fromme Kaiserin auf dem Ölberge, an der Stätte, wo unser
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78
gnügen getroffene Vorkehrungen aufzuheitern und so den Unter-
nehmungsgeist imnier mehr zu beleben.
26. Entstehung der Jahrmärkte.
Uni eines großen Absatzes der Waaren sicher zu sein, merk-
ten sich die Kaufleute die besonderen Zeiten, wann die Menschen
in großen Haufen an einem und demselben Orte zusammen zu
kommen pflegten. Solches geschah in der Regel an hohen feier-
lichen Festen, an welchen weit und breit die andächtige Volksmenge
nach der Stadt zu den Tempeln strömte, dort anzubeten und zu
opfern. Woher dann der Hauptzng des Volkes seine Richtung
nach dem Tempel nahm, da stand bis zum Eingänge hin Bude
an Bude, in unabsehbarer Reihe neben einander, mit den ver-
schiedenartigsten und buntesten Waaren angefüllt, daß es eine
Freude war, sie anzusehen. Sogar in den Vorhöfen der Tempel
standen oft die Kaufleute aus. Wir lesen in den hl. Evange-
lien, daß Christus einst aus dem Tempel des Salomo die
Käufer und Verkäufer vertrieben hat. — Auch unsere großen
Märkte oder Messen nahmen bei Kirchen und Klöstern, wo sich
das Volk zur Beiwohnung der heiligen Messe zahlreich ver-
sammelte, ihren Ursprung. Von. einer solchen feierlichen Messe
bekamen die damit verbundenen Märkte selbst den Namen Kirch-
messen, oder Messen überhaupt. Auch der Name Send, alt-
deutsch Synd, weiset hierauf hin. Dieser ist abzuleiten von dem
lateinischen Worte Synödus, d. i. Zusammenkunft. Es pflegte
nämlich das eine und das andere Mal im Jahre die Geistlichkeit
eines Kreises sich in der Stadt zu versammeln, um kirchliche
Angelegenheiten zu berathen. Die hiermit verbundenen Feste
und Feierlichkeiten zogen viele Fremde herüber; und sogleich
fand sich auch wieder der Kaufmann ein und stellte seine Waare
vor der vorüberwandernden Menge aus.
Nicht anders war es in den ältesten Zeiten. Die vielen
und prachtvollen Feste der heidnischen Götter gaben zu solchen
Zusammenkünften häufige Veranlassung. Dahin zogen dann
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144
Nachbarstaaten; allmälig- aber traten fast sämmtliche Staaten
Griechenlands diesem Bunde bei. Gewöhnlich zweimal im Jahre
versammelten sich die Abgeordneten der Bundesstaaten, im Früh-
linge zu Delphi, im Herbste in den Thermopylen, trafen Ver-
anstaltungen zum Besten des Tempels, ehrten und belohnten
den Schutz desselben und bestraften Frevler an demselben. —
Wegen ihrer Heiligkeit und wegen des ihnen gewährten Schutzes
dienten die Bundestempel auch als Ausbewahrungsorte von
Schätzen; und da die Tempelfeste selbst viele Wallfahrer herbei-
zogen, so wurden dabei auch große Messen oder Märkte gehalten.
3) Die Nationalspiele. — In uralter Zeit, wo kör-
perliche Kraft und Gewandtheit noch als das Höchste galten,
war es auch Sitte bei den Griechen, ihre Feste, sie mochten zur
Ehre der Götter oder auch zur Gedächtnißfeier der Verstorbenen
angeordnet sein, durch öffentliche Proben zu verherrlichen. So
feierte, wie wir früher sahen, der Held Achilles das Andenken
seines Freundes Patroklus durch glänzende Wettkämpfe an dessen
Grabhügel. Selbst die heiligsten Religionsfeste waren stets mit
Heiterkeit und Freude vereinigt, und durch öffentliche Waffen-
spiele, festliche Aufzüge, frohe Tänze, Spiele und Schmause
glaubte man die ernste Feier nicht zu entweihen. Der lebensfrohe
Grieche konnte sich ein Fest ohne solche Zugaben nicht einmal
denken. Die Feste der Götter wurden vorzugsweise an solchen
Orten gefeiert, an die sich heilige Erinnerungen knüpften. Mit
Opfern begunn und endete die Feier.
In Elis, dem westlichen Theile des Peloponnes, am Ufer
des reizenden Peneus, lag ein uraltes Hain, neben welchem sich
eine große Ebene ausbreitete. Diese Ebene mit der allmälig
entstandenen Gruppe von Gebäuden, Hainen, Altären und
Kampfplätzen nannte man Olympia. Sie war von uralter
Zeit her dem Zeus (Jupiter) geweiht. Hier hatte der Gott
seinen Prachttempel und hieß deshalb auch der olympische. Hier
soll schon Herkules, dessen Abenteuer und Großthaten im
ganzen Alterthume gefeiert sind, dem Gotte zu Ehren große
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482
Schuibuchiorsehung
Braunschwsig
*$chuibuctototiothek -
Theilen gleichzeitiger und verschiedener Gottesdienst gefeiert
wird. Für alle Zungen stehen hier Beichtstühle; denn Sn Pe^
ter ist nicht für Nom, er ist für die ganze Christenheit da.
Bald ist es ein ungeheurer schweigsamer Tempel, bald erfüll
len ihn Tausende, und er erscheint noch leer. Hier versank
melt die Orgel in der Chorkapelle einen Haufen Andächtiger,
dort ziehen Gruppen von Engländern von Bild zu Bild —
hier betet ein niedrer Landmann, seinen Bündel neben
sich; dort endlich tritt eine leise singende Procession aus einer
Kapelle hervor." — Vor der Kirche ist der schöne Petersplatz,
216 Fuß lang, zirkelrund, umgeben von dreifachen Säulen-
gängen in zwei Halbzirkeln; in den Hallen stehen über 300
Heiligenstatuen. Mitten auf dem Platze steht ein 124 Fuß ho-
her Obelisk aus Aegypten, eine Säule aus einem einzigen Lüein;
Ihm zur Seite befinden sich zwei schöne Springbrunnen. An
die Kirche stößt der Vatikan, einer der drei Paläste des
Papstes; die beiden anderen sind der Lateran und Quiri-
nal, welcher letztere die gesundeste Lage hat und daher die
gewöhnliche Residenz ist. Der Vatikan enthält 22 innere
Höfe und 11,000 Zimmer, von denen einige 200 Schritt
lang sind, auch die sirtiunche Kapelle mit dem jüngsten Ge-
richte, dem berühmten Gemälde von Michael Angelo
(sprich Mikel Audschelo), al frcsco, d. h. auf frischen Kalk
gemalt; hier wird an den letzten Tagen der Charwoche das
berühmte dieses Meisterstück kirchlicher Musik, bei
ausgelöschten Lichtern in der Dämmerung von 32 Stimmen
ohne Begleitung von Instrumenten gesungen, und der ganze
Gottesdienst dieser Tage hat an Erhebung und Erbauung
in der ganzen Welt nicht seinesgleichen. Auch bewundert man
in dem Vatikan die Logen (Gänge) und Zimmer, die der
unsterbliche Raphael gemalt hat, das Museum, die Biblio-
thek mit 64,000 Bänden, das Münzkabinet. Man behaup-
tet, der Vatikan sei so groß als die Stadt Turin. Dieses
mag übertrieben sein; aber soviel ist gewiß, daß er den Um-
fang einer nicht unbedeutenden Stadt erreicht.
Keine Stadt in der Welt besitzt so viele und so reiche wohl-
thätige Anstalten. Fast jeder Papst gründete oder erweiterte
solche, und die Großen folgten seinem Beispiele. Das große
Hospital San Spirito hat 90,000 Scudi Einkünfte. Im
Jahre 1843 wurden dort 9553 Kranke verpflegt. j£)te zahl-
reichen Bruderschaften mit Mitgliedern aus allen Ständen ver-
sorgen diese Anstalten mit christlichem Eifer. Andere Hospitäler
sind das von S. Salvatore (schon 1261 gestiftet). Das
von S. Giacomo in Augusta (mit 30,000 Scudi Einkünf-
ten), S. Maria della Grazie, und außerdem einhospi-
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Extrahierte Personennamen: Michael_Angelo
( Raphael Scudi Salvatore Giacomo Maria_della Maria
Extrahierte Ortsnamen: Vatikan Vatikan Vatikan Augusta
487
starb und auferstand, dann Bethphage, Bethania, E m a u s,
Ephraim in der Wüste, Jericho. Jerusalem liegt un-
gefähr 0 Meilen vom mittelländischen Meere und 4 Meilen vom
Jordan. Die Stadt ist rings von Bergen eingeschlossen, so
daß man sie aus der Ferne nicht sieht. Sie hatte 10 Thore und einen
Umfang von ungefähr 4600 Schritten. Die Stadtmauer geht über
den Berg Sion. Diese Stadt, einst so blühend und volkreich, ist jetzt
nur noch ein Schatten ehemaliger Größe und zählt etwa 11,000 E.,
die meist in elenden Häusern, von Stein oder Lehm, in en-
gen, dunkeln Straßen wohnen. Aber fast keinen Fußbreit Landes
gibt es dort, der nicht heilige Erinnerungen hervorriefe und
den Pilger begeisterte. Namentlich schließt die Kirche des heil.
Grabes alle Stellen ein, welche bei der Erzählung von der
Kreuzigung und Auferstehung des Heilandes erwähnt werden.
Sie hat in der Lange 270 und in der Breite 150 Fuß und
ist wie ein liegendes Kreuz gebaut. Tritt man in dieselbe hin-
ein, so erblickt man zunächst die Stelle, wo der Leichnam Jesu ein-
balsamirt wurde, einen Marmorstein; gleich links ist das heilige
Grab, wo 27 schöne silberne, beständig brennende Lampen han-
gen, etwas weiter rechts steigt man auf 18 Stufen zum Cal-
varienberge hinauf. In der Stadt sind auch verschiedene Klö-
ster, in Jvclchen die Pilger eine freundliche Aufnahme finden.
An der Stelle, wo sonst der Tempel Salomo's stand, ist jetzt
eine prächtige türkische Moschee erbaut, das schönste Gebäude
der Stadt.
Etwa hundert Schritte von Jerusalem, nach Norden, fließt
der Bach Cedron, an welchem Gethsemane lag, und noch
etwas weiter ist der Oelberg. Eine Meile weiter nach Sü-
den von der Stadt liegt Bethlehem und nahe dabei ein großes
Kloster, von der frommen Kaiserin Helena erbaut. Unter dem
Thore der sehr schönen Kirche ist die Geburtsstätte des Heilandes,
in Marmor prächtig ausgebaut. Unweit Bethlehem zeigt man
das Feld der Hirten. „Wir ritten durch die Felsen", erzählt
ein Reisender, „und erinnerten uns Davids, der hier seine Heerden
weidete und sich in Psalmen auf Jehova übte, und wie der
Prophet Samuel hier ankam, ihn zum Könige zu salben, und
wie Davids Sohn hier unserer Welt erschien: als wir plötzlich
ein schönes grünes Thal erblickten, dessen Schönheit durch die
nackten Felsen ringsum gehoben ward. Wie wir in das Thal
hineinritten, war es uns, als sähen wir erfreut die Menge
der himmlischen Heerschaaren, welche sich auf diesen grünen Platz
herabließen, wo die Heerden ruhten, und als hörten wir ihren
Gesang: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden
den Menschen!"
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Extrahierte Personennamen: Jordan Bach_Cedron Helena Davids Samuel Davids
— 546 —
wie in der Karwoche oft 80,000 Menschen in dieser uner-
meßlichen Halle sich verlieren. St. Peter ist wie eine Stadt
für sich; ganz Rom, die ganze Kolonie der Fremden geht hier
allmählich aus und ein, eine stets gleiche; duftige Atmosphäre
füllt diesen größten aller Tempel, in dessen einzelnen Teilen
gleichzeitiger und verschiedener Gottesdienst gefeiert wird.
Für alle Zungen stehen hier Beichtstühle; denn St. Peter
ist nicht nur für Rom, er ist für die ganze Christenheit da Bald
ist er ein ungeheurer, schweigsamer Tempel, bald erfüllen
ihn Tausende, und er erscheint noch leer. Hier versammelt
die Orgel in der Chorkapelle einett Haufen Andächtiger, dort
ziehen Gruppen von Engländern von Bild zu Bild — hier
betet ein geringer Landmann, sein Bündel neben sich; dort
endlich tritt eine leise singende Prozession aus einer Kapelle
hervor." — Vor der Kirche ist der schöne Petersplatz, 70
Meter lang, zirkelrund, umgeben von dreifachen Säulen-
gängen in zwei Halbzirkeln; in den Hallen stehen über 300
Heiligenstatuen. Mitten aus dein Platze steht ein 25 V2 Meter
hoher Obelisk aus Ägypten, eine Säule aus einem einzigen
Stein; ihm zur Seite befinden sich zwei schölte Spring-
brunnen. An die Kirche stößt der Vatikan, der berühmte
Palast des Papstes. Der Vatikatt enthält 22 Innere Höfe
und 11,000 Zimmer, von denen einige 200 Schritte lang
sind. Es befindet sich in demselben auch die sixtinische Kapelle
mit dem jüngsten Gerichte, dem berühmten Wandgemälde
von Michelangelo. Hier wird an den letzten Tagen der
Karwoche das berühmte Niserere, dieses Meisterstück kirch-
licher Musik, bei ausgelöschten Lichtern in der Dämmerung
von 32 Stimmen ohne Begleitung von Jnstrumeitten ge-
sungen, und der ganze Gottesdienst dieser Tage hat an Er-
hebung und Erbauung in der ganzen Welt nicht seines-
gleichen. Auch bewundert man in dem Vatikan die Loggien
(Gänge) uttd Zimmer, die der unsterbliche Raffael gemalt
hat, das Museum, die Bibliothek mit 64,000 Bänden, das
Münzkabinett. Man behauptet, der Vatikan sei so groß, als
die Stadt Turin. Dieses mag übertrieben sein; aber so viel
ist gewiß, daß er den Umfang einer nicht unbedeutenden
Stadt erreicht.
Keine Stadt in der Welt besitzt so viele und so reiche
wohlthätige Anstalten. Fast jeder Papst gründete oder er-
weiterte solche, und die Großen folgten seinem Beispiele.
Das große Hospital San Spirito hat 90,000 Scudi (1
Scudo' 4,05 Mark) Einkünfte. Im Jahre 1843 wurden dort
9553 Kranke verpflegt. Die zahlreichen Bruderschaften mit
Mitgliedern aus allen Ständen besorgen diese Anstalten mit
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Extrahierte Personennamen: Peter Michelangelo
Extrahierte Ortsnamen: Rom Vatikan Vatikan Vatikan
557
Land abflacht, liegt die schöne Ebene Zabuloin Drei unf-
eine halbe Stunde vom See Genesareth ist der Berg Tabor,
ein 600 m hoher Berggipfel, von dem man im Süden das
schöne Thal Esdrelon, im Osten hohe Gebirge, im Norden
den Antilibanon, im Westen aber das Mittelländische Meev
und das Vorgebirge Karmel erschaut, das auch in dieser
Provinz liegt und bis ans Meer reicht. Am Tabor ent-
springt der Fluß Kison und strömt durch das Thal Esdrelon
und die Ebene Zabulon in das Meer. In dieser Provinz
lagen die Städte Bethsaida, Kapharnaum, Tiberias
am See Genesareth; außerdem Endor, Naim, Nazareth
und Kana. — Mitten in der Provinz Samaria erhebt
sich das einst so fruchtbare Ephraim, zu dem die Berge
Ebnl und Garizim gehören. An dem Meere entlang
liegt die große Ebene Saron. In dieser Provinz lagen die
Städte Sichem, Samaria, Vethulia und Silo.
In der Provinz Judäa liegt das Gebirge Juda. Zu
dem Gebirge Juda gehören die Wüsten Eng ad di, Maon
und Ziph. Am Mittelländischen Meere liegt die Ebene
Sephela, die noch jetzt sehr fruchtbar, wenn auch nur zum
Teil.angebaut ist. Einzelne Höhen des Gebirges Juda sind
der Ölberg und der Berg Sion bei Jerusalem, wo auch
der Bach Kidrou oder Cedron entspringt, und der Berg
Quarantania (der Berg der Versuchung). In dieser Pro-
vinz ist der Heiland geboren, gestorben und auferstanden.
Flecken und Städte dieser Gegend waren der Schauplatz
seines Lebens und Wirkens aus Erdeu und sind auch in
ihren Trümmern noch kostbare Denkmäler zur Erinnerung
an dasselbe, so Bethlehem, wo er geboren wurde, Jeru-
salem, wo er litt, starb und auferstand, dann Bethphage^
Bethania, Emmaus, Ephraim in der Wüste, Jericho
Hebron, Bersabe und Bethel. Jerusalem, zu Abrahams
Zeiten Salem genannt, liegt ungefähr 36 km vom Mittel-
ländischen Meere und 30 km vom Jordan. Die Stadt war
auf vier Hügeln erbaut und ist rings von Bergen einge-
schlossen, so daß man sie aus der Ferne nicht sieht. Sie hatte
10 Thore und einen Umfang von ungefähr 4600 Schritten-
Die Stadtmauer geht über den Berg Sion. Diese Stadt,
einst so blühend und volkreich, ist jetzt nur noch ein Schatten
ehemaliger Größe und zählt etwa 41000 Einwohner, die
meist in elenden Häusern von Stein oder Lehm, in engen,
dunkeln Straßen wohnen. Aber fast keinen Fußbreit Landes
giebt es dort, der nicht heilige Erinnerungen hervorriefe und
den Pilger begeisterte. Namentlich schließt die Kirche des
heiligen Grabes alle Stellen ein, welche bei der Erzählung.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
— 5 .'8 —
Don der Kreuzigung und Auferstehung des Heilandes er-
wähnt werden. Sie ist reichlich 100 Schritte lang und 60
Schritte breit und ist wie ein liegendes Kreuz gebaut. Tritt
man in dieselbe hinein, so erblickt man zunächst die Stelle,
wo der Leichnam Jesu einbalsamiert wurde: gleich links ist
das heilige Grab, wo 27 schöne, silberne, beständig brennende
Lampen hangen: etwas weiter rechts steigt man auf 18
Stufen zum Kalvarienberge hinauf. In der Stadt sind
auch verschiedene Klöster, in welchen die Pilger eine freund-
liche Aufnahme finden. An der Stelle, wo sonst der Tem-
pel Salomos stand, ist jetzt eine prächtige türkische Moschee
erbaut, das schönste Gebäude der Stadt.
Etwa hundert Schritte von Jerusalem, im Norden und
Osten fließt der Bach Cedrón, an welchem Gethsemane lag,
und noch etwas weiter östlich ist der Ölberg. Etwa 7 km
weit nach Süden von der Stadt liegt Bethlehem und nahe
dabei ein großes Kloster, von der frommen Kaiserin Helena
erbaut. Unter dem Chore der sehr schönen Kirche ist die Ge-
burtsstätte des Heilandes in Marmor prächtig ausgebaut.
Unweit Bethlehem zeigt man das Feld der Hirten. „Wir
ritten burd) die Felsen", erzählt ein Reisender, „und erinner-
ten uns Davids, der hier seine Herden weidete und sich in
Psalmen aus Jehova übte, und wie der Prophet Samuel
hier ankam, ihn zum Könige zu salben, und wie Davids
Sohn hier unserer Welt erschien: als wir plötzlich ein schönes
grünes Thal erblickten, dessen Schönheit durch die nackten
Felsen ringsum gehoben ward. Wie wir in das Thal hinein-
ritten, war es uns, als sähen mir erfreut die Menge der
himmlischen Heerscharen, welche sich auf diesen grünen Platz
herabließen, wo die Herden ruhten, und als hörten wir
ihren Gesang: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf
Erden den Menschen!"
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Extrahierte Personennamen: Helena Davids Samuel Davids