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1. Geschichte des preußischen Staates - S. 76

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 76 — an seine Kaiserin: „Der König von Preußen pflegt seine Niederlagen teuer zu ersaufen. Noch einen solchen Sieg, und ich werde mit dem Stabe in der Hand die Nachricht nach Petersburg überbringen müssen." Unberechenbare üble Folgen für Preußen hätte der Tag von Kunersdorf nach sich ziehen können, wenn sich Friedrichs Feinde nicht entzweit hätten. — Um das Maß des Unglückes für dieses Jahr voll zu machen, wurde der preußische General Fink, welcher die Hauptstadt Dresden retten sollte, bei Maxen') gefangen genommen jfinkenfang). Der Feldzug von 17 60. (Liemtz und Torgau.) Auch dieses Jahr fing für den König unglücklich an, endete aber um so glanzvoller für den großen Feldherrn. Bei ^icgnitz überraschte er durch einen plötzlichen Angriff die Österreicher und schlug sie mit großen Verlusten in die Flucht. In der Nähe von Liegnitz hatte Friedrich ein Lager bezogen. Er sah sich von der Übermacht umzingelt, und schon jubelte man im österreichischen Lager: „Der Sack ist nun zugemacht, worin man den König von Preußen mit seiner ganzen Armee sängt und dann zuschnürt." Aber Friedrich sagte: „Sie haben nicht ganz unrecht, aber ich denke ein Loch in den Sack zu machen, das sie wohl nicht flicken werden." Durch eine List suchte er seine Feinde zu täuschen. In der Nacht zog der König heimlich mit seinem Heere fort, während Bauern die Wachtfeuer schüren mußten. Als die Österreicher am anderen Morgen zum Angriffe heranrückten, fanben sie das Lager leer, dagegen stand das ganze preußische Heer zum Kampfe gerüstet. Mehrere Angriffe würden blutig zurückgeschlagen, und schon fünf Uhr morgens hatte Friedrich einen glänzenden Sieg errungen. Unterdessen waren die Russen und Österreicher nach Berlin gezogen und hatten die Stadt arg mitgenommen. Sobald Friedrich dies hörte, eilte er aus Schlesien herbei und' traf die Feinde bei Tornau an der Elbe. Nach einem harten, schweren Kampfe gewann er hier einen vollständigen Sieg. Die Österreicher hatten sich stark verschanzt, und 200 Feuerschlünde spieen aus die heraustürmenden Preußen Tod und Verderben. Tausende lagen bereits tot und verwundet auf dem Boden, obgleich noch keine Schanze erobert war. Der König setzte sich selber der äußersten Gefahr aus; eine Kartätschenkugel traf ihn gegen die Brust und warf ihn vom Pferde. Die Nacht brach herein, und noch war der Kampf nicht entschieden. Der König saß in einer Dorfkirche am Fuße eines Altares und schrieb beim Scheine der Kirchenlampe Befehle für den folgenden Tag auf. Mit Sehnsucht erwartete er Nachricht von Ziethen, den er den Feinden in den Rücken geschickt hatte. Mit übermenschlicher Anstrengung hatte der tapfere General die Höhen von der anderen Seite erstürmt, die feindlichen Reihen durchbrochen und so das Schicksal des Tages entschieden. Beim Morgengrauen kam Ziethen plötzlich mit einigen Husaren herangesprengt und überraschte den König mit dem freudigen Zurufe: „Majestät, der Feiud ist geschlagen, er zieht sich zurück!" Da jubelte das preußische Heer: „Es lebe der König Fritz,^ es lebe Bater Ziethen, der Husarenkönig!" Von jetzt ab nannten die L-oldaten den tapfern Reitergeneral nicht anders als „Ziethen aus dem Busch." 5) Südl. von Dresden.

2. Geschichte des preußischen Staates - S. 115

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 115 — Stellen wurde zu gleicher Zeit gekämpft: im Westen bei Linden au standen Russen und Österreicher, im Norden bei Möckern hielten Blücher und York, im Osteu bei Wachau versuchte Napoleon sein altes Kriegsglück. Seine Kriegskunst schien nochmals den Sieg davonzutragen. Am Nachmittage bereits schickte er Siegesboten nach Leipzig und ließ die Glocken läuten. Aber mit dem Mute der Verzweiflung gingen die Verbündeten noch einmal gegen die Feinde vor und drängten sie abends in ihre frühere Stellung zurück. Zudem hatten die Franzosen bei Möckern eine völlige Niederlage erlitten. Am 17. Oktober, einem Sonntage, war Waffenruhe. Blücher rückte näher an die Stadt heran. Die Verbündeten zogen Verstärkungen herbei und Napoleon, den sein früheres Schlachten glück doch zu verlassen schien, knüpfte Unterhandlungen an und suchte Österreich aus seine Seite zu ziehen; doch umsonst. Am 18. Oktober wurde der verzweifelte Riesenkampf fortgesetzt. Eine halbe Million Streiter standen sich einander gegenüber, 1800 Kanonen spieen Tod und Verderbens) Napoleon hielt bei Prob sitz er da bet etner Windmühle, und hier wütete der Kampf am fürchterlichsten. So entsetzlich war hier das Blutbad, daß die Kämpfenden ztiletzt nicht mehr über die Haufen der Toten hinwegsteigen konnten. Nachmittags 4 Uhr gaben die verbündeten Herrscher den Befehl, das Stürmen bei Probstheida aufzugeben, da der Sieg schon an mehreren Punkten errungen war. Auch die sächsischen Truppen, welche auf fetten der Franzosen standen, gingen mit klingendem Spiele zu den Verbündeten über. Um 5 Uhr konnte Fürst Schwarzenberg den Herrschern die freudige Nachricht melden: „Wir haben gesiegt dte Franzofen räumen das Schlachtfeld." Die drei Fürsten stiegen von thren Pferden und dankten Gott für den errungenen ß'cr ^°i3°/eon *ra* utit den Trümmern seines Heeres den Rückzug nach Frankreich an, versolgt von den Truppen seiner siegreichen Feinde. Am 19. Oktober begann der Sturm auf die Stadt Leipzig, und da dte einzige Brücke über die Elster in die Luft gesprengt wurde erneuerten sich die Schrecknisse an der Beresina; unzählige Soldaten fanden ihren Tod tu den Fluten des Flnffes. m ®rob waren die Folgeu der Leipziger Schlacht. Napoleons Macht war vernichtet und der Glaube an seine Unbesiea-^ c tion ^en Franzosen besetzten Festungen ergaben stch bis auf Magdeburg und Glogau. Der Rheinbund löste sich ans, v f ^-Oktober kämpften 163 000 Franzosen mit 700 Geschützen; ^ Verbündeten 215300 Mann mit 982 Geschützen entgegen übl Ifiss«V !4?000 Mann. die Verbündeten verfügten ^0 768 Mann mit 1300 Geschützen. In der Schlacht bei ßeitmq standen mehr Deutsche auf Napoleons als ans preußischer Seite. 8*

3. Geschichte des preußischen Staates - S. 153

1900 - Münster i. W. : Schöningh
westwärts verfolgte und eine Stadt nach der andern in Besitz nahm, rückten die erste und zweite Armee in angestrengten Märschen ans die Festung Metz los; hier stand, wie gesagt, die zweite französische Armee unter dem Oberbefehle des Marschalls Bazaine. Nach der Niederlage Mae Mahons beschloß Bazaine, Metz zu verlassen, sich in Chalons mit Mac Mahon zu vereinigen, um dann gemeinsam den Deutschen eine große Entscheidungsschlacht anzubieten. Dieser Plan mußte unter allen Umständen vereitelt werden. Die Deutschen mußten sich zwischen die beiden französischen Armeen stellen und dem Feinde den Weg nach Verdun und Chalons verlegen. Am 14. August griff deshalb die erste Armee den abziehenden Feind bei Couree lles-Colombey an, zwang ihn zu einer Schlacht und warf ihn auf die Festung Metz zurück. Der Abzug des Feindes war aufgehalten und für den Vormarsch der Deutschen Zeit gewonnen. Unterdessen überschritt die zweite Armee die Mosel und stieß am 16. August auf den nach Süden marschierenden Feind. Bei Vion-ville, in der Nähe von Mars la Tour, hielten Teile der zweiten Armee die Franzosen in einem sechsstündigen, furchtbaren Kampfe auf, und nachdem Unterstützungen herangekommen waren, wurde der Feind nach Metz zurückgedrängt und der Weg nach Verdun verlegt.') Der Marsch des französischen Heeres, bei dem sich auch der Kaiser-Napoleon befand, der am 16. früh die Armee verließ und nach Chalons entfloh, ging langsam und vorsichtig vor sich; denn jeden Augenblick fürchtete man einen Angriff der Deutschen. Bei Vionville traf Prinz Friedrich Karl mit der Spitze seines Heeres auf die Armee Bazaines, der stch nur die tapferen Brandenburger entgegenstellen konnten. Der Kampf begann morgens 11 Uhr, sechs Stunden hielten die todesmutigen Soldaten rm heftigsten Feuer trotz der großen Verluste - bis auf ein Drittel war die kleine Schar bereits zusammen geschmolzen — der feindlichen Übermacht stand und eroberten den Rand einer Hochebene, auf der die Franzosen eine äußerst vorteilhafte Stellung eingenommen hatten. Um 3 Uhr war -die Kraft des brandenbnrgifchen Fußvolkes erschöpft, es war einer vollständigen Vernichtung nahe. Nur ein kühner Angriff des 16. Ulanen- und des 7. Kürassierregiments konnte die Schlacht retten. Zm scharfen Galopp stürzt stch die nlutige Reiterschar, die Ulanen auf dem rechten Flügel die Kürassiere auf dem linken, in die Reihen der Feinde, wirft das Fußvolk ut’e,r den Haufen und bringt eine Batterie zum Schweigen. Und weiter gehts über andere Jnfanterieabteilungen zu einer zweiten Batterie. Wa?' nicht fliehet, wird zusammen gehauen. Dann aber sehen sich die deutschen Retter von der überlegenen französischen Kavallerie umringt. Ein furcht-barer Einzelkanips beginnt; die Hälfte der preußischen Reiter sinkt vom Pferde, die übrigen sprengen durch die vorhin übemttenen Feinde zu den ihrigen zurück. „Ein Blutritt war es, ein Todesritt", der kühne Angriff war geglückt, der Feind' zum Stehen gebracht. — Nachmittags 4 Uhr erschien d« sehnlichst erwartete Hilfe. Prinz Friedrich Karl traf selber aus dem Lchlachtselde ein. Das grausige Schauspiel beginnt von neuem Todesmutig stürzten sich die Garde-Dragoner in die französischen Reihen Durchbrechen sie und eilen dann unter furchtbaren Verlusten zurück. Abends 7 Uhr erhebt sich ein gewaltiger Reiterkampf, das großartigste ®er Verlust der Deutschen betrug etwa 16 000, der der Franzosen etwa 17 000 Mann. ,

4. Geschichte des preußischen Staates - S. 154

1900 - Münster i. W. : Schöningh
Reitergefecht des ganzen Krieges; 6000 Reiter kämpften im blntigen Handgemenge. Die Verluste waren ungeheuer, doch der Zweck war erreicht, der Feind zog sich nach Metz zurück. Noch einen Versuch machte Bazaine, um sich mit Mac Mahon zu vereinigen. Am 18. August brach er mit seiner ganzen Armee nach Nord-Westen hin auf. Bei Gravelotte stellte sich die erste und zweite Armee mit ungefähr 210 000 Manu etwa 120 000 Franzosen entgegen. Nach einem schrecklich mörderischen Kampfe, der 12 Uhr mittags begann und bis zum Abende dauerte, in dem die Deutschen allein einen Verlust von 20 000 Mann1) hatten, mußte sich das französische Heer auf die Festung Metz zurückziehen, die schon bald von 200 000 Manu Deutscher unter dem Prinzen Friedrich Karl wie von einem eisernen Ringe umschlossen wurde. Die fürchterlichste und zugleich die Entscheidungsschlacht gegen die Armee Bazaines war die von Gravelotte. König Wilhelm selber führte in derselben den Oberbefehl. Die Franzosen hatten sich auf einem schwer einzunehmenden Höhenzuge festgesetzt, der durch die schnell geschafften Be-festigungswerke einer Festung glich. Den Deutschen fiel zuerst die schwere Aufgabe zu, den rechten französischen Flügel zu umklammern und dann den Feind aus feiltet festen Stellung zu verdrängen. Sie zu lösen, war zunächst die preußische Garde berufen. Ein mörderischer Kampf begann, und bei St. Privat entwickelte er sich in seiner ganzen Fürchterlichkeit. Jedes Hans hatten die Franzosen zu einer Festung, jede Gartenmauer zu einem Walle, jeden Zaun zu einer Schanze gemacht. Achttausend tapfere Streiter, der dritte Teil jener stolzen Schar, die vor wenigen Stunden noch in männlicher Kraft und jugendlicher Frische zur Besiegung des Feindes ausgezogen war, achttausend Helden tränkten bereits mit ihrem Blute den Boden. Schon beginnt die Garde, langsam zurückzuweichen, da endlich gegen 6v-2 Uhr abends treffen die so sehnsüchtig erwarteten Sachsen ein. Schnell eröffnet ihre Artillerie ein vernichtendes Feuer aus St. Privat, aber erst abends 8 Uhr gelingt es der Garde und den Sachsen, den Feind siegreich zurückzudrängen. Währenddessen stand die Sache der Deutschen auf dem linken Flügel der Franzosen recht bedenklich. Aber auch hier trifft im Augenblicke der höchsten Gefahr die nötige Hilfe ein. Es sind die markigen Pommern, welche trotz eines anstrengenden Marsches von morgens 2 Uhr sofort in die Schlacht eingreifen. General von Moltke führt sie selber in die Schlachtreihe, und unter ihrem heldenmütigen Führer von Fransecky stürmen sie mit Kolben und gefälltem Bajonett von Höhe zu Höhe. Doch erst nach schwerer, blutiger Arbeit konnte Moltke dem Könige melden: „Majestät, wir haben gesiegt, der Feind zieht sich zurück." Sedan. Mac Mahon hatte unterdessen ein Heer von 150 000 Mattn gesammelt und war nach Norden gezogen. Die belgische Grenze entlang sollte er aus Metz zu marschieren und den eingeschlossenen Bazaine befreien. Die Deutschen erfuhren diesen Plan der Franzosen durch ein Telegramm ans London, das einer Pariser Zeitung entnommen war, und vereitelten ihn. Sofort gaben sie den Marsch nach Paris auf und rückten den Franzosen in Eilmärschen nach. Am 27. August stießen sie mit Mac Mahon zusammen und bereiteten 5) Die Franzosen verloren 13 000 Mann.

5. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 404

1849 - Münster : Coppenrath
404 treue, sondern auch der geistigen Ausbildung; namentlich wurden auch Rede- und Declamationsübungen im Lager angestellt. Viele junge Römer machten zuletzt noch wohl eine Reise nach Grie- chenland, um den Unterricht der berühmtesten griechischen Philo- sophen zu genießen. So schickte Cicero seinen Sohn Marcus nach Athen, um dort den berühmten Philosophen Cratippus zu hören. Cicero selbst hatte früher ebendaselbst Philosophie unter Antiochus und Redekunst unter Demetrius Syrus studirt. Von da war er nach Rhodus gereiset, um auch den Unterricht des ausgezeich- neten Rhetors Molo zu benutzen. Außer Athen und Rhodus wurden auch Apollonia im macedonischen Jllprien, Mitplene auf der Insel Lesbos, und Masfilia (Marseille) in Gallien zu glei- chem Zwecke besucht. Hatte aus diese Weise der junge Römer, welcher sich dem Staatsdienste widmen wollte, sich Kenntnisse und Erfahrungen gesammelt und seine Kräfte geprüft, so wagte er es nun, sich selbst in öffentlichen Geschäften zu zeigen, und z. B. als Sachwalter, Vertheidiger oder Ankläger aufzutreten; und der Weg zu allen Ehren und Würden des Staates war für ihn geöffnet. — In der Kaiserzeit, wo das Interesse für das öffentliche Leben mehr zurücktrat, war auch der Bildungsweg zum Theil ein anderer. War der junge Römer früher mehr praktisch, durch das Leben selbst für die Staatsgeschäfte her- angebildet worden, so geschah es jetzt mehr theoretisch durch die Schulen; und die Beredsamkeit sank in dem Maße, als die Schulen der Rhetoren sich für dieselben vermehrten. Unter dem Kaiser Vespasian kommen die ersten vom Staate besoldeten Lehrer

6. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 72

1849 - Münster : Coppenrath
Pen verlassen, floh Tarquinius mit zweien seiner Söhne nach Cäre in Etrurien; Sertus selbst wollte Zuflucht suchen in Ga- bii, wurde hier aber wegen des früher verübten Verrathes er- schlagen. Die Monarchie wurde jetzt in eine Republik verwan- delt und die Verfassung des Servius im Wesentlichen beibehal- ten. Zum Andenken an die errungene Freiheit wurde jährlich am 24. Februar ein besonderes Fest „die Königsflucht" (refu- gium oder fugalia) gefeiert. Die Verbannung des Tarquinius fällt in das Jahr 509, ein Jahr später, als auch Athen, wegen Mißhandlung eines Weibes, von dem Tyrannen Hippias war befreiet worden. Zwei- hundert fünf und vierzig Jahre haben die sieben Könige Roms regiert. Zweiter Zeitraum. Rom als Republik. (309 - 30 vor Chr.) Erster Abschnitt. Vom Sturze des Königthums bis zur Unterwerfung Italiens 509—264. — Die Republik in ihrer Entwickelung und Fortbildung. 8. 18. Die Consuln. Versuche des Targuinius zu seiner Wieder- einsetzung. Die Dictatur. Unter der Leitung des Luc. Jun. Brutus und seiner patri- cischen Freunde war der Königsthron gestürzt worden; unter derselben Leitung wurde jetzt auch das neue Staatsgebäude, die Republik, wieder aufgeführt. Die höchste Gewalt, welche früher der König allein gehabt hatte, wurde jetzt zersplittert und unter Mehre vertheilt. Der König hatte nämlich bisher eine dreifache Gewalt in seiner Person vereinigt: er war der oberste Priester, der erste Beamte im Frieden und der Oberanführer im Kriege. Die erste Würde trennte man jetzt von den beiden übrigen und

7. Die alte Geschichte - S. 108

1872 - Münster : Coppenrath
108 als das dort versammelte Volk bewundernd umherftand, die Männer die Kraft der Jnglinge erhoben, die Frauen aber die Mutter der den Besitz solcher Kinder glcklich priesen, wurde die glckliche Mutter tief gerhrt. Freudig trat sie mit ihren Shnen in den Tempel, warf sich dort vor dem Bilde der , Gttin nieder und flehete, sie mchte ihren Kindern geben, was fr diese das Beste wre. Darauf sanken die betenden Jng-linge, von Ermdung berwltigt, in tiefen Schlaf und erwach-ten nicht wieder. Die Griechen aber setzten ihnen Ehrensnlen zum Denkmale ihrer schnen That und ihres schnen Todes." O athenischer Fremdling!" rief Crsns unwillig, achtest du denn mein Glck so gering, da du mich nicht einmal mit gemeinen Brgern in Vergleichuug stellst?" Solon antwortete: O Crsus! Oft ist ein armer Mann weit glcklicher, als ein reicher. Und dann bedenke ich immer, da das menschliche Leben wohl siebenzig Jahre whrt, in einer so langen Zeit aber vieles sich ndern kann. Du bis jetzt sehr reich und König vieler Menschen; den glcklichsten aber kann ich dich nicht eher nennen, als bis ich hre, da du dein Leben glcklich vollendet hast. Bei allen Dingen mu mau, o König, auf den Ausgang sehen-Denn Manchen, welchen die Gottheit erst mit Wohlthaten der' hufte, hat sie nachher von Gruud aus vernichtet!" Crsus hielt den weisen Solon fr sehr unweise, weil er das gegenwrtige Glck nicht achte und sogar rathen wolle, immer erst das Ende der Dinge abzuwarten. Er lie ihn nicht wie der vor sich kommen. Doch gar bald schon mute er die Wahr-heit der Worte Solon's auf eine traurige Weise an sich selbst erfahren. Er verlor einen Sohn, der auf der Jagd umgebracht wurde, und hatte nur noch einen, der leider taub und stunlw war. Ein noch greres Unglck aber stand ihm selbst bevor von Cyrus. Gegen diesen rstete er ein gewaltiges Kriegsheer. Bevor er aber ausrckte, schickte er nach Delphi, einer Stadt in Griechenland. Die Priester hier standen in dem sonderbaren Rufe, als offenbarten die Götter vorzglich durch ihren Mund

8. Die alte Geschichte - S. 141

1872 - Münster : Coppenrath
. 141 Die Götter offenbarten den Menschen ihren Willen durch Zeichen am Himmel und auf der Erde, ganz vorzglich aber durch Orakel. Die Orakel. Die Griechen, wie manche andere Völker des Alterthums, glaubten in kindlicher Einfalt, da die Götter zuweilen aus ihren himmlischen Wohnsitzen auf die Erde her-niederstiegen und hier durch den Mund der Priester, die fr ihre besonderen Lieblinge und Vertrauten galten, auf geheim-nivolle Weise Winke fr die Zukunft ertheilten. Vorzglich galten solche Orte fr auserkorene Sitze der Götter und ihrer Offenbarungen, wo entweder Schrecken der Natur, oder auf Sagen gesttzte heilige Erinnerungen das Gemth schon von selbst zur glubigen Andacht stimmten. In allen wichtigen und entscheidenden Angelegenheiten des Lebens, wo menschliche Klugheit sich aus den dunkelen Jrrgngen nicht mehr hinaus-zufinden vermag, wallfahrteten die Griechen dorthin und holten sich hheren Rath. Durch groe Opfer und Geschenke erstellten sie zuvor die Gunst des nahen Gottes. Solche durch den Mund der Priester mitgeteilte Aussprche der Götter wurden Or-kel genannt und genossen eines unbedingten Glaubens. Ge-setzgeber, Feldherren und Könige ehrten die Orakel, weil sie ihnen ein wirksames Befrderungsmittel ihrer Plane waren, und nicht selten suchten sie durch Bestechung der Priester gn-stige Antworten fr sich zu erhalten. Es gab in Griechenland der Orte viele, wo Orakel ertheilt wurden. Unter diesen war zu Dodna in Epirus das lteste. Hier, sagt die Fabel, lie sich eine schwarze Taube aus Aegypten nieder und verkndete von einer hohen Eiche herab mit menschlicher Stimme, da Zeus, der Gott des Himmels, zu seiner Weissagung Dodona sich erkoren habe. Die Einwohner von Dodona folgten dieser Weisung und erbaueten einen Tem-pel. Aus dem geheimnivollen Rauschen des Windes durch die Gipfel uralter Eichen und aus den verschiedenartigen Tnen

9. Die alte Geschichte - S. 143

1872 - Münster : Coppenrath
143 rollten die Augen, es strubte sich das Haar. Mit Gewalt muten die Priester sie halten. Die einzelnen Worte, die sie in diesem frchterlichen Zustande, den man fr eine gttliche Begeisterung hielt, ausrief, wurden von den Priestern sorgfltig aufgezeichnet, und hieraus eine Antwort fr den Fragenden zusammengesetzt. In der Regel ging diese Antwort wirklich in Erfllung; denn die Priester waren klug genug, sich zuvor nach allen Umstnden des Fragenden genau zu erkundigen, um hiernach die richtige Entscheidung treffen zu knnen. In zweifelhaften Fllen aber wurden absichtlich dunkele Antworten gegeben, die eine dem Ergebnisse geme Deutung zulieen; und derblinden Mideu-tung des Fragers selbst die Schuld zugeschoben, wenn er sich der Nichterfllung beschwerte. Ein auffallendes Beispiel hier-von fanden wir frher beim Könige Crsus. Lange hielt sich das Ansehen der Orakel. Mit der steigenden Bildung der Grie-chen aber schwand auch ihr Zauber, und unbemerkt hrte mit dem Untergange der griechischen Freiheit ihre Thtigkeit auf. 2) Die Amphiktyonien. Auch diese standen mit der Religion in enger Verbindung. Schon in uralter Zeit finden wir in Griechenland mehre von Nachbarvlkern eines Tempels oder Heiligthums geschlossene Vereine, Amphiktyonien genannt, zur gemeinsamen Feier gewisser Feste und zur Erhaltung und Beschtzung gewisser Tempel. Durch eine solche religise Fest-gemeinschaft wurde auch ein engeres politisches Band um die verbundenen Gemeinden geschlossen. Zu den berhmteren Am-phiktyonien gehrten die auf der Insel Kalaurla bei dem Tempel des Poseidon, und auf De los zu Ehren des Apollo. Die berhmteste von allen aber war die zu Delphi, welche deshalb auch vorzugsweise der Amphiktyouenbund*) ge-nannt wird. Der Hauptzweck desselben war die Beschtzung des berhmten Apollotempels zu Delphi. Anfangs gehrten dazu *) Der griechische Name Amphiktvonen" bedeutet so viel als Anwoh-ncr oder Nachbarn; denn von solchen war dieser Bund ursprnglich ans-gegangen. Die Sage aber fhrte den Ursprung ans Amphiktyon, einen angeblichen Sohn des Deukalion, zurck. I

10. Die alte Geschichte - S. 147

1872 - Münster : Coppenrath
i 147 scbnen Hymnen, in denen der thebanische Dichter Pindar (522442) das Lob vieler Sieger besang. Unter den vielen kleinen Staaten Griechenlands ragten bald zwei durch eine zweckmige Einrichtung ihrer inneren Verfassung und durch eine krftige Entwickelung nach auen so i bedeutend hervor und bten auf alle brigen eilten solchen Ein-j flu aus, da von da ab die Geschichte dieser beiden Staaten ! fast die Geschichte des ganzen griechischen Volkes ist. Das waren Sparta und Athen, jener dorischen, dieser jonischen Stam-mes. Beide durch groe Gesetzgeber ausgezeichnete Vertreter dieser Stmme standen lange an der Spitze Griechenlands. Jeder suchte sich die Hegemonie ober den Vorrang zu verschaffen und fand in dem Streben, die ihm eigentmliche Verfassung auch den brigen Staaten aufzubringen, das wirksamste Mittel, diese von lieg abhngig zu machen. In Sparta war vorherrschend die Aristokratie, d. i. diejenige Verfassung, nach welcher die Leitung des Ganzen gewissen alten und vornehmen Familien berlassen bleibt; in Athen die Demokratie, welche jccen Brger an der Staatsverfassung gleichen Antheil nehmen lt.*) Beide, Sparta und Athen, haben von jetzt ab die Schicksale des griechischen Volkes und den Gang der alten Weltgeschichte am meisten bestimmt. 46. Sparta. Verfassung des Lykurgus (880 vor Chr.). Im Peloponnes, an den lieblichen Ufern des Eurtas, lag eine groe alte Stadt ohne Mauern und Thore. Das war Sparta. Sie war das Haupt der Provinz Lakonien und wurde mit ihrem Stadtgebiete auch wohl Lacedmon genannt. Bei der Eroberung bcr Herakliben war biefe Provinz den *) Eine Ausartung der Aristokratie oder der Adelsherrschaft wird Ol?-gr chic, d. i. Herrschaft Weniger aus den Vornehmen, und eine Ans-arlung der Demokratie oder der Volksherrschaft Ochlokratie oder Pbel-Herrschaft genannt. Wie bei der ersteren nur einzelne Vornehme die Regie-rang sich anmaen, so sinkt bei der Ochlokratie die Regierungswrm zu einer regellosen Willknrhevrschaft der Menge hinab. 10* I
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