Die Wenden zerfielen in mehrere Hauptstmme. Die Wilzen und Lintizen, von den Deutschen gewhnlich Wenden genannt, wohnten zwischen Elbe. Oder und Ostsee und auf den Inseln Usedom, Wollin und Rgen; zu ihnen gehrten die H eveller an der Havel und die Redarier an der Peene. In Mecklenburg und Holstein wohnten die Obotriten und stlich von diesen die Ucker er. An der mittleren Elbe und Oder hatten die Lu sitzer und Daleminzier ihre Wohnsitze und zwischen Saale und Bober die Sorben.
2. Charakter und Beschftigung. Die Wenden waren von mittel-groem, krftigem Krperbau. Ihre braungelbe Hautfarbe, das dunkle Haar und die kleinen, feurigen Augen unterschieden sie wesentlich vou ihren deutschen Nachbarn. Sie waren nchtern und ehrlich, tapfer bis zur Tollkhnheit und gastfrei; Lge und Diebstahl haten sie.
Die Wendeu liebten die gemeinsamen An sied lnn gen in Niederungen; hier legten sie ihre ringfrmigen Drfer und Städte an und suchten sie gewhnlich durch Grben, Wlle und Burgen oder Garts (Stargard, Belgard) zu schirmen. In der Mitte der Anfiedlnng befand sich ein freier Platz (Ring). Ihre Wohnungen waren Block- oder Lehmhuser; Menfchen und Tiere wohnten unter demselben Dache.
Ackerbau, Viehzucht und Fischerei bildeten die Hauptbeschftigung dieses Volkes. In Blte stand bei den Wenden die Bienenzucht; aus dem Honig wuten sie ein berauschendes Getrnk herzustellen, das sie Met nannten. Ferner finden wir bei ihnen die Anfnge der Gewerbe; sie verstanden die Weberei und Tpferei, und aus Bronze und Eisen ver-fertigten sie ihre Waffen und mancherlei Gerte. An der Ostsee, z. B. in Danzig, in Vineta, das auf Wollttt oder Usedom gelegen war, und spter in Stettin entwickelte sich ein lebhafter Tauschhandel mit Bernstein und den Erzeugnissen des eigenen Landes; ihre Handelsstraen fhrten nach Pommern, Polen und Sachsen.
3, Religion. Ihre Religion war eine Vergtterung der Natur-krfte. Btelbog1) war der Gott des Guten und des Lichtes, Czernybog^) der Gott des Bsen und der Finsternis. Dem Kriegsgotte Radegast zu Ehren fanden feierliche Feste statt; der dreikpfige Gott Triglav wurde als Gott des Himmels, der Erde und der Unterwelt auf einem Berge bei Brandenburg ganz besonders verehrt. Hierhin strmte das Volk in groen Scharen, um sich ans dem Wiehern eines schwarzen Rofses weissagen zu lassen. In Tempeln und Hainen standen die hlichen Gtzenbilder, denen Frchte, Tiere und auch Menschen als Opfer
!) Bielbog = weier Gott. Czernybog schwarzer Gott.
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Iv. Kriege und Erwerbungen.
In dem Nordischen Kriege (1700 1721), den der Schwedenknig Karl Xii. gegen Rußland, Dnemark und Polen fhrte, hatte sich Preußen keiner der streitenden Parteien angeschlossen. Als aber Russen und Polen während des Aufenthaltes Karls in der Trkei siegreich in Pommern eindrangen und den Schweden die Stadt Stettin entrissen, schlo sich Friedrich Wilhelm I.'den Gegnern Schwedens an, um fr fein eigenes Interesse zu sorgen. Er erhielt gegen Erstattung der Be-lagernngskosten (600000 Mark) die Festung Stettin, ohne jedoch vorlufig seine Neutralitt aufzugeben.
Karl Xii. forderte aber nach feiner Rckkehr aus der Trkei die Stadt ohne Entschdigung zurck und nahm eine feindliche Haltung gegen Preußen ein. Friedrich Wilhelm erklrte jetzt an Schweden den Krieg, und in Verbindung mit schsischen und dnischen Heerhaufen eroberten preuische Truppen ganz Vorpommern nebst der Festung Stralsund, nachdem sie unter ihrem khnen Feldherrn Leopold von Dessau auch die Insel Rgen den Schweden entrissen hatten.
Im Frieden zu Stockholm (1720) erhielt Preußen die Stadt Stettin, Vorpommern bis zur Peene und die beiden Inseln Usedom und W oll in. Somit war Preußen von jetzt an wenigstens im Besitze der fr Brandenburg so wichtigen'odermndungen; es hatte einen Fu am Meere, um am Handel der ganzen Welt teilnehmen zu knnen.
Im Frieden zu Utrecht (1713) bekam Friedrich Wilhelm I. das sdlich von Kleve (S. 32) gelegene Obergeldern; es bildet mit Mors den ltesten Teil der Rheinprovinz.
Fr seine treue Anhnglichkeit an den Deutschen Kaiser und fr deffen Untersttzung in dem Polnischen Erbfolgekriege erntete er wenig Dank. Als im Jahre 1738 ^ittrch und Berg durch Aussterben des Hauses Psalz-Nenbnrg frei wurden, zog der Kaiser seine frher (1728) gemachte Zusage zurck." Ties gekrnkt der eine solche Handlungsweise, soll der König, indem er auf den Kronprinzen zeigte, gesagt haben: Dasteht einer, der mich rchen wird."
V. Tod.
Die Regierung Friedrich Wilhelm 1. war streng absolut. ]) aber bei allen seinen Manahmen hatte er nur das Wohl des Staates und
*) Ich stabilere die souverainite und setze die Krone wie einen rocher von bronze." Worte des Knigs an die preuischen Junker, die sich seinen Verordnungen nicht fgen wollten.
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Extrahierte Ortsnamen: Dnemark Polen Polen Karls Pommern Stettin Schwedens Stettin Schweden Stockholm Stettin Brandenburg Utrecht Kleve Rheinprovinz
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Mglichkeit und der Ausdruck der hochgesteigerten Empfindung sind uer-licher Pathos, der nur fr den Augenblick packt und blendet.
Nur wenige Knstler, die sich von diesen Ausschreitungen fern gehalten haben oder doch nicht vollstndig in ihren Bann geraten sind, verdienen genannt zu werden, so in Italien Stefano Maderna, dessen rhrendes Bild einer jugendlichen Mrtyrerin in der Kirche der hl. Cacilia in Rom von dauerndem Wert ist. Unter den franzfi-schen Bildhauern ragt besonders Puget hervor, der noch im 17. Jahrhundert lebte. Seine Werke beu trotz der bertreibung einen krstigen Eindruck ans. Nennenswert sind seine Atlanten am Hotel de
Masken stcrendcr Krieger am Aeugljause zu Izerlin von Schlter.
^'ille in Tonlon, zu deren Darstellung er das Motiv der Bewegung den Lasttrgern ablciusd)te; das chzen dieser Kraftgestalten unter der Wud)t der Last, die ans ihren Schultern ruht, ist wirkungsvoll geschildert. Die Bsten Ludwigs Xiv., berhmter Gelehrter und groer' Staatsmnner gingen aus den Werksttten Rigands, Warins und Dejar-dins herbor. Der grte deutsche Kustler dieses Zeitabsd)nittes ist Andreas Schlter. Bei seinen Werken finden wir keinen leeren Pomp und inhsam angebrachten Glanz; berall herrsdjt eine Kraft, die das Ma der Wahrheit nie berschreitet. Die Masken sterben-der Krieger am Zeughause zu Berlin machen einen ergreifenden Ein-
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'
3. Die Bildhauerkunst. Auch die Plastik kehrte zu den Muster-schopfnngen des Altertums zurck, und auch fr sie begann mit dem Zeitalter der Renaissance die Zeit der Wiedergeburt. Die Vertreter der Frhrenaissance sind Ghiberti, dessen berhmtes Werk die Brouze-tren mit anmutigen Reliefs am Baptisterinm zu Florenz sind, und Dona-tello, her Schpfer des jugendlichen David" und des hl. Georg".
Michelangelo, der Meister dreier Knste, der vornehmste Ver-treter der Hochrenaissance, schuf die kraftvolle Statue des der die Waukelmtigkeit des Judenvolkes erzrnten Moses am Grabmale des Papstes Julius Ii. in der Basilika St. Pietro in Vincoli und die viel bewunderte Pieta in der Peterskirche.
Deutschland tritt mit ein in diese allgemeine Bewegung auf dem Gebiete der Bildhauerkunst, und die Grabdenkmler und Sakra-mentshuscheu, die Altre, Kanzeln und Taufsteine, wie die verschiedenen Kirchengerte, die Deutschland in jener Zeit geschaffen hat, gehren zu den besten Kunsterzeugnissen der Renaissance. Adam Krasst schuf die ergreifenden Pafsiousbilder auf dem Wege zum St. Johanneskirch-Hofe und das prachtvolle Sakramentshuschen der St. Lorenz-kirche in seiner Vaterstadt Nrnberg. Sein Landsmann Peter
Uon der siebenten Station Adam Kraffts.
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Extrahierte Personennamen: Michelangelo Julius_Ii Pietro Adam_Krasst Nrnberg Peter
Uon Adam_Kraffts
Extrahierte Ortsnamen: Basilika Vincoli Peterskirche Deutschland Deutschland Johanneskirch-Hofe
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Mnzverschlechterungen') und die fleiig betriebene Falschmnzerei hatte der Binnenhandel stark gelitten. Deutschland wurde wieder ein Ackerbauland wie im 13. Jahrhundert. Aus Modesucht, und weil das einheimische Handwerk nicht mehr ans der Hhe stand, wurden die inlndischen Waren nicht mehr geschtzt; man bevorzugte fremde, besonders franzsische und englische Stoffe, wofr groe Summen gezahlt wurden, die dem Vaterlande verloren gingen. Die reichen Handelsstdte Nrnberg, Augsburg und Regensburg siechten langsam dahin; in Augs-brg standen mehr als 2000 Wohnungen leer, und von 6000 Webern hatten nur noch 500 Beschftigung. Wenige Städte nur wie Leipzig und Frankfurt a. M. blieben auf der Hhe und beteiligten sich durch ihre Messen an dem Welthandel, der im brigen vollstndig in den Hnden der Auslnder lag.
Am traurigsten sah es auf dem Lande ans. Wo frher blhende Drfer mit fruchtbaren Feldern und saftigen Wiesen waren, sand man jetzt Gestrpp und wst liegende Flchen. Die Wolfe hatten sich so sehr vermehrt, da sie heulend in die Drser eindrangen, und auch die Dors-Hunde rotteten sich wie wilde Raubtiere zusammen. Nach einem Berichte des schwedischen Feldherrn Bansr war alles Land zwischen Oder und Elbe derart verwstet, da daselbst weder Hunde noch Katzen, geschweige denn Menschen und Pserde sich aufhalten konnten. Die verwilderten Soldaten plnderten, qulten und schndeten die armen Bauern mit ausgesuchter Bosheit. Das allgemeine Elend war unsglich, und um den Hunger zu stillen, griffen die Leute zu Blttern, Gras, Wurzeln und dem Fleische halb verwester Tiere. Tausende sanken in ein frhes Grab, andere machten durch Selbstmord ihrem elenden Leben ein Ende. Viele verlieen bettelarm die Heimat, um anderswo mit Weib und Kind vielleicht einem noch schlimmeren Schicksale entgegen zu gehen.
Weil es an Arbeitskrften mangelte, Vieh, Saatkorn und Geld fehlten und die Bauern wegen ihrer geringen Bildung den Acker nicht erfolgreich genug zu bestellen verstanden, konnte der Landwirtschast nicht aufgeholfen werden. Viele Bauersleute verloren infolge ihrer starken Verschuldung ihr Besitztum oder gerieten in vllige Leibeigenschaft, andere schlssen sich den nach dem Kriege entlassenen Soldaten an und wurden Diebe und Ruber.2)
1) Im Jahre 1623 galt ein guter Taler soviel als 20 solcher, die sich im Umlauf befanden.
2) Wacker; Lesebuch Nr. 189: Deutschland nach dem Dreiigjhrigen Kriege".
Brockmann, Lehrbuch der Geschichte. Tl 18
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Extrahierte Personennamen: Brockmann
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Nrnberg Regensburg Leipzig Frankfurt_a._M. Deutschland
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wache nach Pavia abholen, wo schon bald unter dem Jubel und Frohlocken des Volkes die Hochzeit gefeiert wurde.
Otto beschenkte seine Gemahlin aufs reichste. Ihren Besitzungen in Italien fgte er reiche Gter hinzu; doch trotz ihrer hohen Stellung und ihres Reichtums blieb Adelheid demtig und bescheiden und fand ihr Glck in den Werken der christlichen Nchstenliebe. Sie grndete Klster und gab zur Ausstattung der Kirchen die reichsten Spenden; gegen die Gutgesinnten war sie huldreich, gegen die Lasterhasten unerbittlich strenge, gegen die Dienerschaft beobachtete sie eine ernsthafte Milde. An der Tafel war sie mig, in der Kleidung sittsam, und bei den Lobeser-Hebungen, die ihr wegen ihrer hohen Stellung und Macht gespendet wur-den, blieb sie ohne Stolz und berhebung. Die Tchter ihres Wider-sachers Berengar nahm sie nach dessen Absetzung zu sich und bte an ihnen die aufrichtigste Feindesliebe.
4. Adelheid als Witwe und ihr Ende. Im Alter von 42 Iahren verlor Adelheid mich ihren zweiten Gemahl, den Kaiser Otto, und es schien eine Zeitlang, als ob die Tage der Trbsal abermals der sie her-einbrechen sollten; denn Theophano, die Gemahlin ihres Sohnes, des Kaisers Otto Ii., wute es fertig zu bringen, da sie den kaiserlichen Hos verlaffen mute. Sie ging nach Italien, kehrte aber fchon bald nach dem Tode ihrer Schwiegertochter nach Deutschland zurck und war von neuem unermdlich ttig in den Werken der christlichen Liebe. Nach dem Tode ihres Sohnes fhrte die schon betagte Witwe fr ihren Enkel Otto Hl., der noch minderjhrig war, mit der grten Pflichttreue die vormundschastliche Regierung.
Die letzten Tage ihres Lebens verbrachte sie im Kloster Selz im Elsa, wo sie am 16. Dezember im Jahre 999 ihr wechselvolles, liebe-reiches Leben beschlo. Jahrhunderte lang ist sie fr Dichter und Snger der Gegenstand der Bewunderung und Begeisterung gewesen, in den ita-tischen Sagen wurde sie wie eine zweite Helena gefeiert, und der Abt Odilo von Cluuy hat der groen Kaiserin in einer ausfhrlicheren Lebens-befchreibung ein dauerndes Denkmal gesetzt.*)
Die letzten schsischen Kaiser.
1. Otlo Ii. 973983. Im Alter von achtzehn Jahren folgte Otto Il seinem Vater in der Regierung. Wegen seiner Jugend glaubten die Westsranken, eine passende Gelegenheit zu haben, Lothringen wie-
!) Wacker. Lesebuch Nr. 182: Adelheid, Gemahlin Ottos des Groen."
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Extrahierte Personennamen: Otto Berengar Adelheid Adelheid Otto Otto Otto Helena Odilo_von_Cluuy Otlo Otto_Il Otto Adelheid Ottos
Extrahierte Ortsnamen: Pavia Italien Italien Deutschland Elsa Lothringen
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Nicht so glcklich mar sein Zug nach Algier. Ein Sturm, der mehrere Tage anhielt, vernichtete die kaiserliche Flotte, und durch einen Ausfall der Trken kam das Heer in eine bedrngte Lage. Mit Mhe und unter mancherlei Gefahren kehrte Karl un-verrichteter Sache nach Spanien zurck (1541). Die durch die vielen Kriege bedingte Abwesenheit des Kaisers vom Reiche mar der inzwischen zur Tatsache gewordenen Kirchentrennung sehr frderlich.
3, Die Reformation als religise Bewegung.
Lukher und die Veranlassung zur Kirchentrennung.
Vor Luther hatte es neben den Versuchen einer ueren Reform der Kirche auch schon gegen die Lehre der Kirche gerichtete Bewegungen gegeben (Wiklif, Hus u. a.) Doch waren diese noch alle berwunden worden. Seitdem waren aber die Mistnde und tiie allgemeine Unzufriedenheit nicht verringert. Bei vielen, die der Kirche und dem von ihr verkndeten Glauben schon gleichgiltig oder gar feindlich gegenberstanden, bedurfte es nur eines krftigen Anstoes, um den lngst vollzogenen inneren Bruch mit der Kirche zu einem ueren Abfall zu machen. Diesen ersten Ansto gab Luther. Da er groen Erfolg haben wrde, lieen die geschilderten Zeitumstnde voraussehen. Obgleich er die alte Kirche nicht reformierte im Sinne der Forderungen des 15. Jahrhunderts, behielt man doch fr die Kirchentrennung den zum Schlagwort ge-wordenen Namen der Reformation bei.
Martin Luther mar als Sohn eines Bauern und Bergmanns im Jahre 1483 zu Eisleben geboren. Nach Vollendung der notwendigen Studien bezog er die Universitt zu Erfurt, um Rechtswissenschaft zu studieren. Mit der Zeit bemchtigte sich seiner eine ernste Stimmung, die bisweilen in Trbsinn und Schwermut berging. Er fhlte sich von Gewissensngsten beschwert und trug sich mit dem Gedanken, Mnch zu werden; im Jahre 1505 trat er in den Augustinerorden ein.
Aber das Klosterleben pate nicht fr ihn; obgleich er die klsterlichen Vorschriften gemissenhaft erfllte, fhlte er sich nicht zufrieden. Er studierte fleiig die hl. Schrift und kam namentlich beim Lesen der Briefe des hl. Paulus an die Rmer und die (Salater zu Ansichten, die mit der Lehre der Kirche nicht bereinstimmten; als er im Jahre 1508 Professor in Wittenberg wurde, trug er sie auch seinen Zuhrern im Hrsaal und in der Kirche vor. Da er behaup-
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Extrahierte Personennamen: Karl_un-verrichteter Karl Martin_Luther
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Dreiigjhrigen Krieg. Durch Belagerung und Feuersbrnste hatten viele Städte schwer gelitten; durch Einquartierungen, hohe Kriegs-steuern und Plnderungen war ihr Wohlstand zugrunde gerichtet; ansteckende Krankheiten, Hunger und Elend aller Art hatten die Brger zu Tausenden dahingerafft. Berlin, das am Ende des 16. Jahrhunderts 13 000 Einwohner zhlte, hatte nach dem Kriege nur noch 6000; die Einwohnerzahl Augsburgs war von 80 000 auf 16 000 herabgesunken.
Der Krieg hatte den deutschen Warenhandel und das (Bewerbe vernichtet; die Hansa verfiel. Ruberei, hufige Mnz-Verschlechterungen *) und die fleiig betriebene Falschmnzerei strten den Binnenhandel. So kam fast der ganze Auenhandel, zum Teil aber auch der Binnenhandel an Holland, England und Frankreich. Deutschland wurde wieder ein Ackerbauland wie im 13. Jahr-hundert. Man bevorzugte fremde, besonders franzsische und eng-lische Stoffe, wofr groe Summen gezahlt wurden, die dem Vater-lande verloren gingen (A-la-mode-Kleibung). Die reichen Handelsstdte Nrnberg, Augsburg und Regensburg siechten langsam dahin; in Augsburg standen mehr als 2000 Wohnungen leer, und von 6000 Webern hatten nur noch 500 Beschftigung. Wenige Städte nur, wie Leipzig und Frankfurt a. M. sowie die groen Seestdte, blieben aus der Hhe und beteiligten sich durch ihre Messen am Welthandel. Andere Städte, wie Berlin und Mnchen, erhielten als Frstenwohnsitze ober Residenzen grere Bedeutung.
Die Bauern. Am traurigsten sah es auf dem Lande aus. An vielen Stellen, wo frher blhende Drfer mit fruchtbaren Feldern und saftigen Wiesen gewesen waren, fand man jetzt Gestrpp und wst liegende Flchen. Die Wlfe hatten sich so sehr vermehrt, da sie rudelweise in die Drfer eindrangen. Die verwilderten Sol-baten plnderten, qulten und schndeten die armen Bauern. Das allgemeine Elenb war unsglich; um den Hunger zu stillen, griffen die Leute zu Blttern, Gras, Wurzeln und dem Fleische halb verwester Tiere. Tausenbe sanken in ein frhes Grab, anbere machten durch Selbstmorb ihrem elenben Leben ein Ende. Viele verlieen bettelarm die Heimat, um anberswo vielleicht einem noch schlimmeren Schicksale entgegen zu gehen.
Die Vermehrung der Heere verminderte die lnblichen Arbeits-
*) Im Jahre 1623 galt ein guter Taler soviel als 20 solcher, die sich im Umlauf befanden.
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gezogen. Gehorsam, Pnktlichkeit und Sauberkeit waren die vor-nehmsten Soldatentugenden; auf Manneszucht wurde streng ge-halten (Gassenlaufen), Fahnenflucht auf das hrteste bestraft. Fürst Leopold von Dessau, der Schpfer der preuischen Infanterie, stand dem König bei der Ausbildung der Soldaten zur Seite.
In seinen Offizi>eren suchte der König das Ehrgefhl zu wecken: auch lie er sie nicht mehr von den Obersten auswhlen, sondern stellte sie selber an und sah hierbei nicht so sehr auf Abstam-mung und Herkunft als vielmehr auf Anlage und Tchtigkeit. Um einen guten Nachwuchs fr die lteren Offiziere zu haben, grndete er zu Berlin das Kadettenkorps.
Auffallend war des Knigs Vorliebe fr recht groe Soldaten, lange Kerls"; sein Lei!bregiment in Potsdam war eine wahre Riesengarde von 4000 Mann. Wo man von einem recht groen Menschen hrte, da suchten des Knigs Werber ihn durch Geld oder auch durch List und Gewalt in ihren Besitz zu bringen. Auswrtige Fürsten konnten Friedrich Wilhelm keine grere Freude bereiten, als wenn sie ihm recht groe Soldaten schickten.
Kriege und Erwerbungen. Im Nordischen Kri'ege (17001721) hatte sich Preußen keiner der streitenden Parteien angeschlossen. Als aber Russen und Polen während des Aufent-Haltes Karls in der Trkei siegreich in Pommern eindrangen und den Schweden die Stadt Stettin entrissen, schlo sich Friedrich Wil-Helm I. den Gegnern Schwedens an, um fr sein eigenes Interesse zu sorgen. Er erhielt gegen Erstattung der Belagerungs-kosten die Festung Stettin, ohne jedoch vorlufig seine Neutralitt aufzugeben.
Karl Xii. forderte aber nach seiner Rckkehr aus der Trkei die Stadt ohne Entschdigung zurck und nahm eine feindliche Haltung gegen Preußen ein. Friedrich Wilhelm erklrte danach an Schweden den Krieg, und in Verbindung mit schsischen und dnischen Heerhaufen eroberten preuische Truppen ganz Vorpommern nebst der Festung Stralsund, nachdem sie unter ihrem khnen Feldherrn Leopold von Dessau auch di'e Insel Rgen den Schweden entrissen hatten.
Im Frieden zu Stockholm (1720) erhielt Preußen die Stadt Stettin, Vorpommern bis zur Peene und die beiden Inseln Usedom und Wollin. Somit mar Preußen von jetzt an wenigstens im Besitze der fr Brandenburg so wichtigen
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Mit- und Nachwelt hat ihm den Ehrennamen des Groen" gegeben. König Friedrich Wilhelm Iv. lie seinem groen Ahnherrn durch Rauch ein herrliches Denkmal errichten. Es steht in der Strae unter den Linden und stellt den König dar hoch zu Ro, umgeben von seinen Generalen und Staatsmnnern.
Friedrich der Groe hat Preußen zu einer europischen Gromacht gemacht; statt 120 000 qkm mit 2y4 Millionen Einwohnern hinterlie er seinem Nachfolger ein Land von 200 000 qkm mit 6 Mill. Einwohnern. Das Land hatte durch die Belebung aller seiner Krfte besonders in den Stdten einen lebhaften Aufschwung genommen. Die Finanz- und Rechtspflege war gut ge-ordnet, die Verwaltung zielbewut, wenn auch strenge. Der erste Deutsche Kaiser konnte 100 Jahre nach dem Tode Friedrichs des Groen behaupten: Alles, was wir Groes und Gutes heute in unserm Lande bewundern, ist auf dem Fundament aufgebaut, das er gelegt hat."
3. sterreich und Rußland zur Zeit Friedrichs Ii.
sterreich. Maria Theresia (17401780) verdient sowohl als Frau wie als Herrscherin rhmend hervorgehoben zu werden. Ihr vorbildliches Familienleben stach vorteilhaft ab von dem lockern Leben und Treiben an vielen frstlichen Hfen der da-maligen Zeit. In der Regierung des Landes war ihr Streben darauf gerichtet, in rastloser Arbeit wie Friedrich Ii. fr das Wohl ihrer Untertanen zu sorgen. Wenn auch Ungarn als selbstndiger Staat bestehen blieb, so hat sie doch den Grund gelegt zum deutsch-bhmischen Einheitsstaat und zu einer mehr einheitlichen Verwaltung. Das Heerwesen wurde nach dem Vorbilde Friedrichs des Groen umgestaltet und die Rechtspflege von der Verwaltung getrennt. Stndische Vorrechte wurden beschrnkt. Maria Theresia kann ferner als die Begrnderin des sterreichischen Schulwesens be-trachtet werden. Sie starb im Jahre 1780. In Wien ist ihr in neuerer Zeit ein von Zumbusch geschaffenes herrliches Denkmal gesetzt worden.
Ihr folgte in den sterreichischen Erblanden Joseph Ii. (17801790), der schon seit 1765 deutscher Kaiser war. Ein Be-wunderer Friedrichs des Groen und ein aufgeklrter Freigeist, suchte er den sterreichischen Staat von Grund auf umzugestalten, besonders auf kirchlichem Gebiete. Hunderte von Klstern wurden
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