fhrte fernen vertriebenen Bruder nach Madrid zurck. Als aber Napoleon infolge eines neuen Krieges mit Osterreich dos Land bevleffen mute erhoben sich die Spanier, unterstutzt von den Englndern, zu einem neuen Befreiungskampfe, der mit der endlichen Vertreibung der Franzosen im ^ohre 1814 endete. Der Sohn Karls Iv. kehrte als König Ferdinand Vii nach Spanien zurck.
Krieg gegen den Kirchenstaat. 1809.
Auel) der Papst Pius Vii. wollte die Kontinentalsperre in seinem Gebiete ittchi einfhren, ein Schutz- und Trutzbndnis mit Frankreich nicht eingehen und seinen Wohnsitz nicht nach Paris verlegen, um die Unabhngigkeit des apostolischen Stuhles nicht zu gefhrden. Napoleon hob deshalb im Jahre 1809 den Kirchenstaat, der frher schon mehrere Provinzen verloren hatte und seiner Kunstschtze be-raubt war. auf und lie den Papst, der der ihn den Bann ausgesprochen hatte, nach Fontaineblean in Haft bringen.
Krieg gegen Hsterreich. 1809.
3ll Napoleon in Spanien beschftigt war, hielt sterreich den Zeitpunkt fr gekommen, seiner vollstndigen Unterdrckung vorznbeugeu. und erklrte an Frankreich den Krieg.
Napoleon brach schnell nach den Rheinbundstaaten auf, drngte die sterreicher zurck und nahm Wien zum zweiten Male ein; auf dem Marchfelde wurde er dann aber in der Schlacht bei Aspern (1809)-besiegt und aus Wien znrckgeworsen. Die errungenen Vorteile der sterreicher gingen zwar schon bald durch den Sieg Napoleons bei Wagram (1809) wieder verloren, aber der Glaube au die Unbesiegbar-keit des Korsen war zerstrt.
Im Frieden zu Schnbrunn mute sterreich Salzburg an Bayern. Galizien an das Groherzogtnm Warschau abtreten, die Kontinentalsperre einfhren und wurde durch den Verlust von Dalmatien und Istrien vom Meere abgeschnitten.
Die Unzufriedenheit des deutschen Volkes der die Gewaltherrschaft Napoleons zeigte sich in verschiedenen Aufstnden und Einzelerhebungen.
w ,r ie tiroler erhoben sich im Jahre 1809 unter ihrem heldenmtigen Anfhrer Andreas Hofer, dem Sandwirt von Passeier, dem sich der khne ^peckbacher und der Kapuzinerpater Haspinger anschlssen. Nach mehreren glcklichen Erfolgen (Sieg am Jselberg bei Innsbruck) und khnen
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Die Verbndeten vereinigten so schnell wie mglich ihre Truppen, erklrten Napoleon in die Acht und bestimmten, da er von aller gesellschaftlichen Form ausgeschlossen und als Feind und Strer des Weltfriedens den ffentlichen Strafgerichten bergeben werde".
In Belgien trafen die feindlichen Heere aufeinander. Bei Ligny (sdl. von Brssel) griff Napoleon am 16. Juni den 73jhrigen Feld-Marschall Blcher au. Trotz der tapfersten Gegenwehr wurde der khne Held zum Rckzge gezwungen. Napoleon hielt das Heer der Preußen sr vernichtet und rckte mit fetner ganzen Macht gegen Wellington, der mit einem Heere von Englndern und Hannoveranern bei Water-loo (sdl. von Brffel) stand, wurde aber, nachdem die Prenen noch zur rechten Zeit in die Schlacht eingreifen konnten, am 18. Juni zum letztenmal und vollstndig geschlagen. V
8. Friede. Zum zweitenmal ging es nach Frankreich, zum zweitenmal hielten die siegreichen Truppen ihren Einzug in Frankreichs stolze, Hauptstadt. Mit dem zurckgekehrten König Ludwig Xviii. schlssen die Verbudeteu dann den zweiten Pariser Frieden (am 20. November).
Frankreich mute 560 Mi lt. Mark Kriegskosten zahlen, drei Jahre ein fremdes Heer in seinen Festungen unter-halten, alle eroberten preuischen Fahnen und geraubten Kunstschtze zurckgebeu und einige Besitzungen am Rhein abtreten; es wurde auf den Besitzstand vom Jahre 1790 beschrnkt. Preuvu bekam die Festung Sarlonis und den Saarbrcker Bezirk mit seineu reichen Kohlenbecken. Elsa und Lothringen blieben bei Frank-reich, weil England und Rußland eine Abtretung verhinderten.^
Napoleon hatte zu guusten seines Sohnes abgedankt und suchte der Rochefort nach Amerika zu entfliehen. Er wurde aber von den Eug-lndern gefangen genommen und mit einer kleinen Schar treu gebliebener Freunde nach der Insel St. Helena verbannt, wo er am 5. Mai 1821 im Alter von 51 Jahren sein tatenreiches Leben beschlo. Mit Bewilligung der englischen Regierung wurde im Jahre 1840 seine Asche nach Paris geholt und im Jnvalidendome beigesetzt.
9. Der Wiener Kongre. Das pltzliche Erscheinen Napoleons hatte die Verhandlungen in Wien zu einem schnellen Abschlsse gebracht. Preußen blieb kleiner, als es 1806 gewesen war. obgleich es in den Befreiungskriegen Auerordentliches geleistet und zur Vertreibung Napo-leons am meisten beigetragen hatte; was es aber an Land einbte.
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45 -
Rundkpfe". Karl wurde besiegt und gefangen genommen. Ein auer-ordentlicher Gerichtshof sprach das Todesurteil der ihn aus; im Auge-ficht seines Residenzschlosses wurde er als Tyrann, Verrter, Mrder und Feind des Gemeinwesens" enthauptet.
2. England als Freistaat. (1649 1660). Als Loro -Protektor trat Oliver Cromwell, ein Mann von rcksichts-loser Willenskraft und glhendem Ehrgeiz, an die Spitze der Regierung. Durch die sogenannte Navigationsakte (Schiffahrtsgesetz) setzte er fest, da fremde Völker nur die Erzeugnifse des eigenen Landes nach England bringen und Auslnder keinen Seehandel in englischen Kolonien treiben dursten. Jn einem Kriege, der deshalb mit Holland ausbrach, blieb England Sieger und sicherte sich die Herrschaft zur See.
3. Die letzten Stuarts. Nach elf Jahren wurde das Knig-tum wiederhergestellt und Karl Il (16601685), der Sohn Karls I., auf den Thron zurckgerufen. Da er durch die Duldungsakte" den Katholiken gewisse Freiheiten gewhrte, setzte das Parlament die Testakte" fest, wonach niemand ein ffentliches Amt bekleiden konnte, der nicht den Supremate td geleistet hatte, also den König als christliches Oberhaupt anerkannte und das Abendmahl nach englischem Brauch empfing. Wegen der Thronfolge kam es zu einem Streite zwischen König und Volk, in dem die Angehrigen des Knigs den Namen Tori es, die der Volks-. Partei den Namen Whigs fhrten.
Karl Ii. nahm auch an der Tripelallianz teil, trat aber gegen ein Jahresgehalt, das ihm Ludwig Xiv. auszahlen lie, spter zurck. Auf dem Sterbebette bekehrte er sich zur katholischen Kirche. Sein Bruder und Nachfolger Jakob Ii. (1685 1688) fachte die brgerlichen Rechte der Katholiken und die unumschrnkte Knigsgewalt wiederherzustellen. Weil er die Testakte bei Besetzung der hchsten Staatsstellen umging und in der auswrtigen Politik sich in das Schlepptau Frankreichs, des alten Erbfeindes Englands, nehmen lie, brach eine Revolution aus. die ihn zur Flucht zwang; er begab sich nach Frankreich.
Auf Veranlassung mehrerer angesehener Männer kam der nieder-lndische Statthalter Wilhelm Iii. von Oranien, der Schwiegersohn Jakobs Ii., nach England und bestieg den englischen Knigsthron. Die Oranier herrschten bis zum Jahre 1714, wo der Kurfürst Georg von Hannover König von England wurde.
Whrend der religifeu und politischen Wirren wanderten viele Einwohner nach Amerika, wo William Penn Pennsylvanien mit der Stadt Philadelphia grndete. Durch die Navigationsakte gelangten die englischen Kolonien schnell zu groer Blte.
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70
Haar. Die Haare wurden in Ringe gefat und diese fr 3600 M. verkauft. Eine groartige Begeisterung hatte alle Preußen ergriffen; Dichter traten auf, und ihre glheudeu Lieder gingen von Mund zu Mund.
Am Geburtstage der Knigin Luise (10. Mrz) stiftete der König den Orden des Eisernen Kreuzes; Rußland hatte sich mit Preußen verbndet, und am 16. Mrz erklrte Preußen an Frankreich den Krieg. Am 17. Mrz erlie der König den be-kannten Aufruf: An mein Volk," in dem er auf die hohe Be-dentnng des bevorstehenden Kampfes mit den Worten hinwies: Keinen andern Weg gibt es als einen ehrenvollen Tod oder einen ruhmvollen Untergang." Nachdem dann noch der Auf-ruf zur Bildung der Landwehr und des Landsturmes erlassen war, ging es, angefeuert von begeisterten Vaterlandsdichtern mit Gott fr König und Vaterland" in den groen Kampf hinein.
Die ersten Schlachten. Napoleon hatte in Frankreich schnell ein neues groes Heer gesammelt. Mit diesem zog er den verbndeten Preueu und Ruffeu entgegen. Bei Grogrschen und Bautzen wareu die ersten Schlachten. Die Preußen und Russen kmpften mit Heldenmut, doch die Franzosen behaupteten das Schlachtfeld; aber auch sie hatten groe Verluste erlitten.
Es wurde ein Waffenstillstand von sechs Wochen geschlossen. Whrend desselben traten sterreich und Schweden dem Bunde bei und erklrten ebenfalls Frankreich den Krieg. Napoleon stand bei Dresden; von hier aus wollte er seine Feinde zerschmettern. Ein franzsischer General sollte Berlin nehmen. Bei Gro beeren (bei Berlin) wurde er aber von der preuischen Landwehr unter dem Geueral Blow geschlagen. An der Katzbach hielt der Marschall Vorwrts", der tapfere Feldherr Blcher, auf einer Anhhe. Ungehindert lie er die Franzosen der den Flu kommen und den felsigen Abhang hinanklimmen. Dann rief er: Nun sind genug Franzosen herber; nun, Kinder, vorwrts!" Mit Ungestm strzten sich die Soldaten auf die Feinde und schlugen sie in die Flucht. Unzhlige fanden ihren Td in der reienden Katz-bach, viele wurden erschlagen oder gefangen genommen. Der König machte nach diesem Siege den tapferen Feldherrn zum Fürsten von Wahlstatt". Die Hauptarmee der Verbndeten war unterdessen bei Dresden von Napoleon geschlagen worden; sie zog sich nach Bhmeu zurck. Napoleon..sandte ihr einen General nach. Von den vereinigten Russen und sterreichern wurde dieser jedoch samt seinem Heere geschlagen und gefangen genommen.
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. 273
Mnzverschlechterungen') und die fleiig betriebene Falschmnzerei hatte der Binnenhandel stark gelitten. Deutschland wurde wieder ein Ackerbauland wie im 13. Jahrhundert. Aus Modesucht, und weil das einheimische Handwerk nicht mehr ans der Hhe stand, wurden die inlndischen Waren nicht mehr geschtzt; man bevorzugte fremde, besonders franzsische und englische Stoffe, wofr groe Summen gezahlt wurden, die dem Vaterlande verloren gingen. Die reichen Handelsstdte Nrnberg, Augsburg und Regensburg siechten langsam dahin; in Augs-brg standen mehr als 2000 Wohnungen leer, und von 6000 Webern hatten nur noch 500 Beschftigung. Wenige Städte nur wie Leipzig und Frankfurt a. M. blieben auf der Hhe und beteiligten sich durch ihre Messen an dem Welthandel, der im brigen vollstndig in den Hnden der Auslnder lag.
Am traurigsten sah es auf dem Lande ans. Wo frher blhende Drfer mit fruchtbaren Feldern und saftigen Wiesen waren, sand man jetzt Gestrpp und wst liegende Flchen. Die Wolfe hatten sich so sehr vermehrt, da sie heulend in die Drser eindrangen, und auch die Dors-Hunde rotteten sich wie wilde Raubtiere zusammen. Nach einem Berichte des schwedischen Feldherrn Bansr war alles Land zwischen Oder und Elbe derart verwstet, da daselbst weder Hunde noch Katzen, geschweige denn Menschen und Pserde sich aufhalten konnten. Die verwilderten Soldaten plnderten, qulten und schndeten die armen Bauern mit ausgesuchter Bosheit. Das allgemeine Elend war unsglich, und um den Hunger zu stillen, griffen die Leute zu Blttern, Gras, Wurzeln und dem Fleische halb verwester Tiere. Tausende sanken in ein frhes Grab, andere machten durch Selbstmord ihrem elenden Leben ein Ende. Viele verlieen bettelarm die Heimat, um anderswo mit Weib und Kind vielleicht einem noch schlimmeren Schicksale entgegen zu gehen.
Weil es an Arbeitskrften mangelte, Vieh, Saatkorn und Geld fehlten und die Bauern wegen ihrer geringen Bildung den Acker nicht erfolgreich genug zu bestellen verstanden, konnte der Landwirtschast nicht aufgeholfen werden. Viele Bauersleute verloren infolge ihrer starken Verschuldung ihr Besitztum oder gerieten in vllige Leibeigenschaft, andere schlssen sich den nach dem Kriege entlassenen Soldaten an und wurden Diebe und Ruber.2)
1) Im Jahre 1623 galt ein guter Taler soviel als 20 solcher, die sich im Umlauf befanden.
2) Wacker; Lesebuch Nr. 189: Deutschland nach dem Dreiigjhrigen Kriege".
Brockmann, Lehrbuch der Geschichte. Tl 18
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13
Zu Ehren der Gttin Ostara, der Schwester Donars, wurde im Frhjahr das Fest der wiedererwachten Natur, das Osterfest, gefeiert. Auf Bergen und Hgeln wurden groe Holzhaufen aufgeschichtet und an-gezndet und mit Blumen geschmckte Ziegenbcke als Opfer dargebracht.') Zur Verehrung der Gttin Freyja wurde das Maifest gefeiert. Alle Wohnungen wurden mit frischen Maien geschmckt, auf einem in gleicher Weise gezierten Festplatze erschollen muntere Lieder, und die frh-liche Jugend erfreute sich auf fonniger Au an lustigen Reigentnzen.
Wenn die Sonne den hchsten Stand erreicht hatte, fand das Fest der So mm er-Sonnenwende statt, das zugleich der Sterbetag des Gottes Baldnr war. Wie es noch heute in einigen Gegenden Deutschlands Sitte ist, wurden Heilkruter gesammelt, in Bndel gebunden und gesegnet.2) Beim Gewitter wurden sie auf dem Herde angezndet, um Haus und Hof vor Gefahr zu bewahren. Kranke, die in dieser Zeit Wasser tranken oder badeten, genasen. Gesunde wurden vor Krankheit geschtzt, denn das Wasser, selbst der Tau, hatte in diesen Tagen eine ganz besonders heilbringende Kraft.
Durch das Ernte- oder Herbstsest sollte dem Gotte Wodan, der Feld und Flur gesegnet hatte, in besonders feierlicher Weise der schuldige Dank gespendet werden. Auf den ckern wurden groe Holz-stoe augezudet und auserlesene hren und Tiere geopfert, um den Segen fr die cker und das Gedeihen der Herden herabznflehen.
Als die Germanen zum Christentume bekehrt waren, legte man den heidnischen Festen und Gebruchen eine christliche Bedeutung bei; aus dem Julseste wurde das Weihuachtssest, aus dem Feste der Gttin Ostara mit seinen Osterseuern und Ostereiern, den Sinnbildern des wiedererwachen-den Lebens, das christliche Osterfest.
e) Sdett- Willen der Götter und die Zukunft suchten die Germanen ans mancherlei Weise zu erforschen. In heiligen Hainen hielten sie weie Rosse, deren Wiehern als gttliche Zeichen gedeutet wurde. Sie beobachteten den Flug der Vgel, beschauten die Eingeweide der Opfer-tiere und warfen Stbchen, auf denen die heiligen Runeuzeicheu eiuge-kerbt waren. Gttliche und prophetische Kraft wurde den weisen Frauen, den Alrnnen,3) zugeschrieben. Die rmischen Schriftsteller-weisen ans Albrnua, besonders aber ans Belle da hin, die zur Zeit
*) Vergleiche die Osterfeuer.
Es ist das Weihkrantsbnnd, das am Tage der Krautweihe (Maria Himmelfahrt in der Kirche geweiht wird.
3) Nuna Geheimnis; Alrune (Alrenne) = Allwissende; bergt.: zuraunen.
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Extrahierte Personennamen: Donars Maria_Himmelfahrt Maria
57
Dreiigjhrigen Krieg. Durch Belagerung und Feuersbrnste hatten viele Städte schwer gelitten; durch Einquartierungen, hohe Kriegs-steuern und Plnderungen war ihr Wohlstand zugrunde gerichtet; ansteckende Krankheiten, Hunger und Elend aller Art hatten die Brger zu Tausenden dahingerafft. Berlin, das am Ende des 16. Jahrhunderts 13 000 Einwohner zhlte, hatte nach dem Kriege nur noch 6000; die Einwohnerzahl Augsburgs war von 80 000 auf 16 000 herabgesunken.
Der Krieg hatte den deutschen Warenhandel und das (Bewerbe vernichtet; die Hansa verfiel. Ruberei, hufige Mnz-Verschlechterungen *) und die fleiig betriebene Falschmnzerei strten den Binnenhandel. So kam fast der ganze Auenhandel, zum Teil aber auch der Binnenhandel an Holland, England und Frankreich. Deutschland wurde wieder ein Ackerbauland wie im 13. Jahr-hundert. Man bevorzugte fremde, besonders franzsische und eng-lische Stoffe, wofr groe Summen gezahlt wurden, die dem Vater-lande verloren gingen (A-la-mode-Kleibung). Die reichen Handelsstdte Nrnberg, Augsburg und Regensburg siechten langsam dahin; in Augsburg standen mehr als 2000 Wohnungen leer, und von 6000 Webern hatten nur noch 500 Beschftigung. Wenige Städte nur, wie Leipzig und Frankfurt a. M. sowie die groen Seestdte, blieben aus der Hhe und beteiligten sich durch ihre Messen am Welthandel. Andere Städte, wie Berlin und Mnchen, erhielten als Frstenwohnsitze ober Residenzen grere Bedeutung.
Die Bauern. Am traurigsten sah es auf dem Lande aus. An vielen Stellen, wo frher blhende Drfer mit fruchtbaren Feldern und saftigen Wiesen gewesen waren, fand man jetzt Gestrpp und wst liegende Flchen. Die Wlfe hatten sich so sehr vermehrt, da sie rudelweise in die Drfer eindrangen. Die verwilderten Sol-baten plnderten, qulten und schndeten die armen Bauern. Das allgemeine Elenb war unsglich; um den Hunger zu stillen, griffen die Leute zu Blttern, Gras, Wurzeln und dem Fleische halb verwester Tiere. Tausenbe sanken in ein frhes Grab, anbere machten durch Selbstmorb ihrem elenben Leben ein Ende. Viele verlieen bettelarm die Heimat, um anberswo vielleicht einem noch schlimmeren Schicksale entgegen zu gehen.
Die Vermehrung der Heere verminderte die lnblichen Arbeits-
*) Im Jahre 1623 galt ein guter Taler soviel als 20 solcher, die sich im Umlauf befanden.
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— 105 —
war es denn auch gekommen, daß sich die Städte ohne alle Kraft und Widerstandsfähigkeit Napoleon ergeben hatten.
„Die Ordnung für sämtliche Städte der preußischen Monarchie vom 19. November 1808" bestimmte daher: Die Bürger wählen die Stadtverordneten, die ihr Amt als Ehrenamt unentgeltlich verwalten, diese den Magistrat. Für die Bürgermeisterstelle werden drei geeignete Personen in Vorschlag gebracht, von denen einer durch die Regierung bestätigt wird.
Die Stadt verwaltet ihr Vermögen selber und ernennt für Kirchen- und Schullasten, für Armenpflege, für Bauwesen und Sicherheitsanstalten besondere Deputationen. Der Staat hat nur die oberste Aussicht über die Stadtverwaltung.
Durch diese neue Verordnung wurde der Gemeinsinn überall geweckt. Die Leute bekamen Lust und Liebe, für ihren Wohnort thätig sein zu können, Opser für ihn zu bringen und so auch zum Besten des Staates zu wirken.*)
Umgestaltung der Staatsverwaltung. In die Staatsverwaltung wurde ebenfalls (1808) eine neue Ordnung gebracht. Die Kabinettsräte, die im unmittelbaren Verkehre mit dem König standen, wurden beseitigt; dagegen traten an die Spitze der einzelnen Verwaltungszweige fünf Fa chm inist er (für das Äußere, das Innere, die Justiz, die Finanzen und den Krieg), die das Staatsministerium bildeten, und die dem König unmittelbar Vortrag hielten. Ihnen wurde eine Stütze in dem Staatsrate gegeben, dessen Mitglieder vom Könige ernannt wurden und bei wichtigeren Gesetzentwürfen mitberaten sollten.
An die Spitze einer Provinz wurde ein Ober-Präfi-dent gestellt, und an Stelle der bisherigen Kriegs- und Domänenkammern traten Regierungen mit Präsidenten.
Ferner wurde durchgehend die Verwaltung von der Justiz getrennt.
Die Verwaltung des Landes war durch diese Änderungen bedeutend verbessert und der amtliche Verkehr erheblich erleichtert.
Verbesserung des Heerwesens. Vor allem bedurfte das Heerwesen einer vollständigen Neugestaltung. Zuerst galt es, den Offiziersstand von den unbrauchbaren und unzuverlässigen Mitgliedern zu reinigen. Die ältern Offiziere wurden entlassen und tüchtige junge Kräfte herangezogen. Jene, welche sich mit ihren Soldaten oder Festungen so feige den Feinden übergeben hatten, wurden vor ein Kriegsgericht gestellt und verurteilt.
Ein besonderer Befehl des Königs hob allen Unterschied der Geburt bei Besetzung der Offiziersstelllen auf und verordnete, daß im Frieden Kenntniffe und Bildung, im Kriege aus-
]) Erg. Nr. 30.
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Raubkriege" (1672—1679) Holland an sich zu reißen. Die Franzosen drangen in die Niederlande ein, besetzten aber auch mehrere Plätze im Herzogtum Kleve. Der Kurfürst Friedrich Wilhelm, der seine Besitzungen am Rhein von den Feinden bedrängt und in einer weiteren Ausdehnung Frankreichs eine Gesahr sür Deutschland sah, eilte schnell an den Rhein, um seine Länder zu beschützen und den Holländern Hilfe zu leisten. Da er aber von dem Kaiser schlecht unterstützt wurde und auch die Holländer die versprochenen Hilfsgelder nicht zahlten, war der Kurfürst gezwungen, mit den Franzosen den Sonderfrieden zu Vossem (bei Löwen) abzuschließen (1673). Er erhielt seine Besitzungen zurück und gelobte Neutralität, jedoch unter der ausdrücklichen Bedingung, daß er bei einem Angriffe Frankreichs aus das deutsche Reich sofort für bessert Verteidigung eintreten werde.
Als bald darauf (1674) die Franzosen in das deutsche Reichsgebiet einfielen und die Pfalz auf die schrecklichste Weise verwüsteten, erschien Friedrich sofort mit 20 000 Mann am Rhein. Bei der Unentschiedenheit der kaiserlichen Heerführer konnte er jedoch nichts Ernstliches gegen die Franzosen unternehmen, und da ihm noch in Straßburg ein hitziges Fieber den hoffnungsvollen ältesten Sohn, den Kurprinzen Karl Emil, geraubt hatte, zog sich der Kurfürst voll Gram und Mißmut zurück und nahm in Franken (bei Schweinfurt) Winterquartier.
Ludwig Xiv. hatte wohl gemerkt, daß er an Friedrich Wilhelm den gefährlichsten Feind hatte. Um sich seiner zu entledigen, bewog er die Schweden, von Vorpommern aus in das unbesetzte Brandenburg einzufallen. Ohne Kriegserklärung drangen die° schwedischen Heerhaufen alsbald in die Mark ein und bemächtigten sich fast des ganzen Landes. Sie brannten und raubten, verheerten die Saaten, trieben das Vieh fort und erpreßten von den Einwohnern Geld durch die abscheulichsten Martern. Die märkischen Bauern suchten ihr hart bedrängtes Land zu schützen. Sie scharten sich zusammen, setzten sich kräftig zur Wehr und machten sich Fahnen, *) welche den roten bran-denburgischen Adler und die Inschrift trugen:
„Wir sind Bauern von geringem Gut
Und dienen unserm Kursürsten mit Leib und Blut."
„Das kann den Schweden Pommern kosten." rief der Kurfürst aus, als die Schreckensnachricht von Norden zu ihm drang. Mit unglaublicher Schnelligkeit eilte er von Franken durch den Thüringer Wald, setzte bei Magdeburg über die Elbe und eroberte durch einen Handstreich Rathenow, wodurch er das schwedische Heer in zwei Teile spaltete. Am 28. Juni 1675 kam es hieraus bei Fehrbellin^) zu
3) In dem altmärkischen Dorfe Dannefeld wird noch heute eine solche Fahne aufbewahrt.
2) Nordwestlich von Berlin.
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heimkehren. Der Senat fürchtete vor ihrer Rückkehr, und unter
dem Vorwände, die Sabiner machten neue Kriegesrüstungen,
wurden sie noch unter Waffen gehalten. Allein das Volk durch-
fchauete bald diese Arglist; und jetzt, nachdem es bei aller Hin-
gebung in seinen gerechtesten Erwartungen wieder und wieder
auf das grausamste war getäuscht worden, nahm es zu einem
verzweifelten Mittel seine Zuflucht. Mit den Waffen in der
Hand, seine Feldzeichen an der Spitze, brach es unter Anführung
des aus seiner Mitte gewählten Plebejers Sicinius Bellu-
tus auf, und lagerte sich auf einem anderthalb Stunden von
Rom, am Einflüsse des Anio in die Tiber gelegenen Berge,
welcher später der „heilige Berg" genannt wurde. Von hieraus
schauete es trotzig hinunter auf die verhaßte Tyrannenstadt.
Diese unerwartete Unternehmung belehrte den Senat, wie
sehr er sich durch seine Härte und Ungerechtigkeit geschadet hatte.
Das Volk strömte in ganzen Massen aus Rom nach dem heili-
gen Berge; die Wachen an den Thoren waren nicht im Stande,
dasselbe aufzuhalten. Durch Tumult in: Innern und Krieg von
Außen geänstigt, entschloß sich der Senat jetzt endlich zur Nach-
giebigkeit. Er schickte eine Gesandtschaft, und an der Spitze der-
selben M e n e n i u s A g r i p p a, den Liebling des Volkes, in das
Lager der Ausgewanderten, sie freundlich zur Rückkehr einzula-
den. Dieser führte das Wort und belehrte das Volk über die
bösen Folgen der Zwietracht durch eine Fabel. „Einst, — sprach
er - empörten sich die Glieder des Körpers wider den Magen.
Sie wollten es nicht länger dulden, daß dieser allein in behag-
licher Ruhe in der Mitte sitze und sich von den andern füttern
und tragen lasse. Sie versagten ihm also ihren Dienst. Die
Hände wollten keine Speisen mehr an den Mund bringen, der
Mund sie nicht aufnehmen, die Zähne sie nicht zermalmen.
Diesen Vorsatz führten die Glieder eine Zeitlang aus. Aber bald
merkten sie, daß sie sich selbst dadurch schadeten. Sie fühlten
nämlich, daß es der Magen sei, der die Säfte der empfangenen
Speisen durch alle Glieder vertheile und dadurch ihnen allen
Kraft und Munterkeit gebe. Sie ließen daher von ihrem Vor-
haben ab und söhnten sich wieder mit dem Magen aus." Das
Volk begriff bald den Sinn dieser Worte und sah ein, daß seine
Empöruug und seine Trennung dieselbe Schwäche und Hinfällig-
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