76 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz-
Vom Bischof Burchard Ii. (Buko), der ein großer Kinderfreund gewesen sein
muß, geht noch heute das Wiegenlied:
Buko von Halberstadt,
Bringt doch usem Kinneken wat!
Wat soll eck ehm den bringen?
Rode Schau mit Ringen,
Rode Schau mit Golle beschlan,
Da soll use Kinniken tau Danze gahn.
Von Quedlinburg aber sagt der Volksmuud: Queddelborger Brennewien^
Queddelborger Masteschwien.
0. Geschichtliches.
Die Vorfahren der jetzigen Bewohner wareil Niederdeutsche, nämlich Sachsen
und Thüringer. Vom 7. Jahrhundert ab siedelten sich aber auch slawische Völker
an. Die von ihnen gegründeten Ortschaften endigen heute zumeist auf: itz, a, au,
die der Sachsen auf: Hausen, igen, heim, das sich aber oft in am und um ver-
wandelt hat, die der Thüringer auf: leben, stedt, berg, dach. Die hier sehr häufige
Endung leben soll Erbteil, Wohnstätte bedeuten. Die Vorfahreil waren Heiden lind
verehrten an besonderen Opferstätten (Teufelsmauer, Regenstem, Höhe bei Gutens-
ivegen) ihre Götzen. Durch Karl d, Gr. wurde das Christentum unter unseren
Vorfahren eingeführt. Nach ihm waren es besonders Mönche, die von ihren
Klöstern die Religion und gesittetes Leben verbreiteten. Es entstanden bald das
Eizstift Magdeburg und das Bistum Halberstadt. Die slawischen Völker, die immer
weiter nach W- vordringen wollten, gerieten mit unfern Vorsahren in heftigen Streit-
Dnrch die Kaiser Heinrich I., Otto I. (Gero) und den Markgrafeil Albrecht den
Bären und seine Nachfolger wurden sie vollständig besiegt und immer weiter nach
O- gedrängt Schon zu Dr. Martin Luthers Zeiten nahmeil die Bewohner dieser
Gegend die evangelische Lehre an. Ihres neuen Glanbens wegeil hatte» sie oft
viel Drangsal zu erleiden: allein sie hielten daran fest mit aller Zähigkeit, selbst
die Verheerungen des 30jährigen Krieges, der die ganze Gegend in eine Wüste
verwandelte, konnten sie nicht vom evangelischen Glaubeil bringen. Bald nach dein
30jährigen Kriege kam unser Gebiet an das Hohenzollernhans, lind bis heute hat
es ihm bis aus eine kurze Unterbrechung (1806—13) getreulich angehört. Als am
Anfange des vorigen Jahrhunderts der Kaiser Napoleon unser Vaterland besiegt
lind erobert hatte, warf er unser Gebiet zu dem neuen Königreiche Westfalen. So
waren feine Bewohner französische Untertanen geworden, Französische Beamte
regierten sie nach französischem Gesetze. Unerschwingliche Stenern mußten gezahlt
und harte Behandlung mußte erduldet werden. Unter dem Beistande der Russen,
Österreicher und Engländer gelang es, die Franzosen zu besiegen. Das Vaterland
war wieder frei. Die treue Fürsorge der Hohenzollernfürsten und die großen Er-
findungen der Neuzeit (Dampfmaschinen, Eisenbahn, Dampfpflug--) ließen
bald die Wundeil der Fremdherrschaft heilen.
E. Sagen.
1. Marienliorn.
Der fromme Hirt Conrad weidete einst in einem lieblichen Tale seine Herde-
Da war es ihm, als käme eine Schar Jungfrauen mit Fackeln in den Händen
daher. Sie zogen feierlich nach einem Quell oder Borne und beteten hier. Ein
andermal sah er. daß sich ein Bildnis der heiligen Jungfrali aus den Wolken in
den Born niederließ und dciß dabei zwei Engel das heilige Kreuz darüber hielten.
Nun stand es bei ihm fest, daß der Brunneil ein heiliger Ort sei; und er weilte
oft und gern hier. Als er auf dem Sterbebett lag, erzählte er feinem Beichtvater,
was er an dieser Quelle beobachtet hatte. Nun verbreitete sich bald die Mär von
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