26
2. Das Land zwischen Elbe und Ohre,
im Jahre 1675 in die Mark einfielen, da rotteten sich die Bauern der
Drömlingsdörfer zusammen und versuchten, den Feind zu vertreiben. Noch
heute finden wir in den Kirchen von zwei Dörfern zwei Fahnen aus dieser
Zeit. Jede trägt einen roten Adler in grünem Kranze und die Inschrift:
„F. W. 1675. Wir Bauern von geringem Gut dienen unserem gnädigen
Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut."
Frömmigkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Tapferkeit
sind schätzenswerte Eigenschaften unserer Drömlingsbewohner.
b) Die Wische.
1. Die Wische zur Zeit der Überschwemmung im Februar und
März 1909.
a) Wie gelangen wir zur Wische?
Trotz der großen Kälte im März besteigen wir den Zug und fahren
Tion Magdeburg über Wolmirftedt nach Stendal, einein Kreuzuugs-
punkte mehrerer Eisenbahnen. Unser Zug fährt sodann mehrmals über
die Uchte, einem Nebenflüßchen der Biese. In Osterburg hält er;
wir steigen aus. Der Zug fährt fodann am Aland entlang über See-
Hausen, braust über eine große Elbbrücke dahin und niacht in Witten-
berge halt. In Osterburg befinden wir uns am Südende einer feuchten
Niederung, die den Namen Wische, d. h. Wiese, führt.
b) Welche Gestalt hat die Wische?
Sie hat die Form eines Dreiecks, das sich in der Richtung von
S.o. nach N.w. erstreckt. Die beiden Längsseiten liegen im O. und W.
Die Ostfeite wird von dem Elbbogen, die Westseite von dem Aland
und dem Unterlause der Biefe gebildet. Die Südseite erhalteu wir, wenn
wir uns auf der Karte eine Linie von Osterburg nach Sandau oder
Werben gezogen denken. Die Spitze des Dreiecks liegt da, wo der
Aland in die Elbe mündet. Von der Grundlinie des Dreiecks bis zur
Spitze würden wir 8 Std. (40 km) zu wandern haben.
c) Wie sah die Wische zur Zeit der Überschwemmung aus?
In den Monaten Februar und März des Jahres 1909 ist die
Wische überschwemmt. Der Elbdamm ist an zwei Stellen durch die
Wasser- und Eismassen durchbrochen, und die Fluteu des Elbstromes
-rauschen bis nach Osterburg und Seebausen. Die Felder und Wiesen,
die Höfe, die Häuser, die Ställe der Dörfer fteheu unter Wasser. Die
Menschen müssen flüchten; das Bieh wird in den Orten, die höher liegen,
untergebracht. Kein Weg, kein Steg ist mehr zu sehen; überall schaut
unser Auge nur Wasserflächen und Eisinaffen. Selbst der Kronprinz und
unsere Kaiserin lasfen es sich nicht nehmen, das Überschwemmungs-
gebiet zu besichtigeu. Sie spenden Geld den Armen, Trost den Hilf-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Sagen, 35
einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf
eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland foll stehen bleiben, wir
wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war
das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver-
meintlichen Künstler arg
genasführt waren. Kein
Wunder also, daß sich ihr
Unmut gegen ihn wandte.
Als sie den Schalk griffen,
steckten sie ihn zur Strafe
in den Wendenturm, Im
Nu aber entwich er mit
einem Hohngelächter: und
jeder wußte nun, daß der
vermeintliche Künstler der
leibhaftige Teufel gewesen
war.
Der Rolaud war
in der früheren Zeit für
die Stadt Stendal das
Zeichen der eigenen
Gerichtsbarkeit. Die
im Jahre 1525 am Rat-
hause errichtete Stein-
figur gehört zu den
größten, die wir besitzen.
Der gewaltige Körper
ruht auf starken Beinen,
dessen Waden stärker sind
als der Brustumfang
eines kräftigen Mannes,
Durch den schweren Pan-
zer wird der Körper ge-
schützt. Die erhobene
rechte Hand hält das 4 m
lange Schwert, das
Werkzeug des strafenden
Rechts; die linke Hand
umfaßt den Schild mit
dem brandenburgischen
Adler, das Sinnbild
des Schutzes. So er-
innert der Roland an die
frühere Größe und Selbst-
ständigkeit der Stadt
Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal.
2. Der wunderbare Ring im Schlosse zu Calbe a. M.
In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte
und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken, Als die Edelfrau ein-
willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend
ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen
würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund.
Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine
Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er-
3*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
Die Höhen. 39
sie in zwei einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke
durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Soge:
Ein Bauer fuhr einst sein Getreide zum Verkauf nach Quedlinburg. Während
er in der Schoßkelle schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er
erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem
das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich
darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem
Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er
die Taschen voll Gold füllen. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen
bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er
dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male
füllte er die Taschen und leerte sie draußen auf seinem Gefährt; als er aber zum
dritten Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne.
Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle.
Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde aus, Feuer sprühte
hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteine". Als
das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der große Hund in Teufelsgestalt in den einen
Felsen kroch. Hier foll er noch heute sitzeu und die Vorübergeheuden äffen und ver-
spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als das Bäuerlein nach
feinem Golde auf dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt fuhr es
weiter.
2. Der Regenstein,
a) Name.
Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche
Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, aus einer Harzreise den Regenstein
zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken-
bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Dort im N.
erhebt sich stolz 295 rn über dem Meeresspiegel der Regenstein. Er liegt
nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teuselsmauer entfernt,
wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name
Regenstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin = hochragend;
und frei erhebt er sich 100 m (so hoch wie der Magdeburger Dom) über
die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander-
geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der
besonders auf der Nordfeite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine
Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Graf von Regen-
stein geheißen haben.
b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung?
In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg
hinauf nach dem Regenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt.
Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthaufe aus-
geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem
Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen
Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die
Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergfried.
Er ist nur uoch 6 m hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern
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TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
1l6 Das Norddeutsche Flachland.
Preußische Bucht mit dem Frischen und dein Kurischen
Hass, die Pommers che Bucht mit dem Pommer) che» Haf f
und die Lübecker Bucht. — Die große Flut von 1304 trennte
die Insel Rügen vom Festlande. Doch der zähe Küstenbewohner gab den
Kampf mit dem Meere nicht aus. Er türmte Erdwälle oder Deiche aus,
baute Steinwälle und rammte Pfähle ein. Vielfach hilft ihm auch der
Wind, der den lockeren Sand, den das Meer und die Flüsse anschwemmen,
zu Dämmen von großer Ausdehnung (Strandgebirge) anhäuft. Das
sind die Dünen. Sie begleiten fast die ganze Küste beider Meere. Die
Höhe der Dünen schwankt zwischen 10 und 40 m (Kurische Nehrung) bei
einer Breite von 1 — 4 km. Oft bilden sich mehrere Dünenreihen bald
dicht, bald weiter nebeneinander. Nicht immer sind die Dünen kahl
oder bloß mit niedrigen Pflanzen bewachsen; oft, befonders in Holland,
sind sie an der Landseite prächtig bewaldet. Von den Niedern Pflanzen,
die den flüchtigen Sand (Flugsand, Wanderdüne auf der Kurischen
Nehrung) festhalten, sind zu nennen: Sanddorn, Sandhafer, Sandhalm,
Renntierflechte, Stiefmütterchen, Ginster, die Kieser, die Krüppelkiefer
und mancherlei Farnkräuter. Von den Insekten trifft man zahllose
Bienen, Schmetterlinge, Käser, Libellen, von den Säugetieren das schäd-
liche Kaninchen, den scheuen Hasen, von den Vögeln die Wildente, die
Krähe, der die See bei der Ebbe den Tisch reichlich deckt. Die Meeres-
küste hat für die Bewohner des ganzen Vaterlandes große Bedeutung.
Die namhaften Handelsplätze vermitteln den Warenverkehr mit dem Welt-
markte. Die Erzengnisse des Binnenlandes werden von hier in die Ferne
geschafft, die Kolonialwaren und sonstigen überseeischen Produkte werden
dem Vaterlande zugeführt. Die wichtigsten Hafenplätze sind: Bremen,
B r e m e r h a v e n, H a m b u r g-K u x h a v e u, L ü b e ck, S t e t t i n- S w i n e m ü n d e,
Danzig und Königsberg. Seit einem Jahrhundert haben sich auch
kleine Fischerorte in vielbesuchte, stattliche Badeorte verwandelt, wo jährlich
Tausende von Kurgästen weilen, um im Meerwasser und iu der reinen
Lust der schönen Küstenwälder Stärkung, Erfrischung und Heilung zu
suchen. Die Ostseebäder liegen größtenteils an der Küste (Kranz bei
Königsberg, Kolberg, Misdroy, Heringsdorf, Heiligendamm), die Nordsee-
bäder meist aus den Inseln (Sylt, Föhr, Helgoland, Norderney, Borkunt).
Andere Orte sollen das Vaterland gegen feindliche Angriffe schützen; es
sind See- und Strandfestungen. z. B. Königsberg-Pillau, Danzig,
Swinemünde, 'Kiel-Friedrichsort, Helgoland, Wilhelmshaven. Der Fisch-
reichtum (Heringe, Schellfische, Schollen, Dorsche, Sprotten), die Austern-
und Bernsteinsischerei, die Schiffahrt, der Lotsendienst, die Hafen-
arbeit, die Bäder gewähren dem Küstenbewohner Erwerbstätigkeit.
Längs der Küste beider Meere zieht sich eine Inselkette hin. Die
Inseln an der Nordseeküste bezeichnet man als Ostfriesische (Borkum,
Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spickeroog, Wangeroog,.
Neu werk) und als Nordfnestjche Inseln (Helgoland, die Halligen^
Nordstrand, Föhr und Sylt).
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
128 Das Norddeutsche Flachland.
so daß Helgoland wie der Nand eines buntblätterigen Buches erscheint.
In der Nähe sieht man, wie zerrissen die Felswände sind, namentlich
aus der Westseite. Felsspalten, Vorsprünge, Torbogen, bereits abgetrennte
Steinsäulen schaut hier das Auge von dein zerklüfteten Steilufer. Auf
der Plattform liegt die eigentliche Stadt (Oberstadt), während der andere
Teil, die Unterstadt, auf einer vorgelagerten großen Düneninsel erbaut
ist. Beide Teile sind durch eine Treppe vou etwa ^00 Stufen und durch
einen Aufzug verbunden. Die Lage der Insel weist die Bewohner Haupt-
sächlich auf die Wasserarbeit hin. Wohl ist die Oberfläche der Insel mit
einem Grasboden für Schafweide bedeckt, aber für erfolgreichen Ackerbau
ist weder Platz, noch geeignetes Land da. Fischerei und Lotsenarbeit sind
die Hauptbeschäftigung. Was würde aber die Insel ohne ihr Bad sein?
Der gewaltige Fremdenverkehr (10 000 Personen jährlich) bringt viel
Geld auf die Insel und gibt den meisten Bewohnern eine lohnende Neben-
beschästigung. Das Bad liegt auf einer kleinen Düne neben der Insel.
Fast die ganze Unterstadt besteht nur aus Hotels für die Badegäste und
die Fremden. Die Jnfel ist trotz ihres geringen Umsanges sehr wichtig.
Ihr Leuchtturm macht die Fahrzeuge rechtzeitig auf die Gefahren des
Wattenmeeres und der Flachküste aufmerksam und zeigt den rechten Weg
zu den Flußmündungen und dem Kanäle. Da die Insel stark befestigt
ist, so wird sie im Kriege ein Schutz gegen feindliche Schiffe sein. Für
unsere Flotte ist Helgoland insbesondere eine Kohlenstation. Seit 1890
ist es von England an Deutschland abgetreten. Nach den Hauptfarben
der Insel führt der Helgoländer eine grün-rot-weiße Flagge und einen
bezüglichen Wahlspruch:
Grön is das Land (Oberfläche),
rot is de Kant (die steile Felswand),
witt is de Sand (die Düne),
datt is de Flaqq vun 't hillige Land.
3. Die Halligen.
Die kleinsten der Nordfriesischen Inseln sind die Halligen, d. h.
hochgelegenes Land. Sie bestehen meist aus fruchtbaren? Marfchboden,
liegen aber so niedrig, daß sie bei Sturmfluten unter Wasser gesetzt werden.
Und doch sind sie bewohnt. Einige Halligen sind bereits voin Meere ver-
schlangen. Oft lebt, nur eine Familie auf der Insel. Sie achtet nicht der
Gefahr, in der sie täglich schwebt. Selbst wenn die Flut das kleiue Bretter-
lmttchen von der znsammengekarrten Erhöhung (Warft) wegspült, baut sie
sich doch wieder an derselben Stelle aus. Der Halligbewohner liebt seine
Jnselheimat über alles. Bei der Flut slüchtet er auf den Boden seines
Hauses und blickt angstvoll aus die tosenden Wasser, die in sein Heim dringen
und Möbel und Hausgerär sortspülen. Ach, wie oft wird die ganze Hütte
zertrümmert! Einen Balken, ein Brett fest umklammernd, treiben die Armen
ins offene Meer; und rettet sie kein Kahn, so verschlingt sie die Flut. Für die
Küste sind die Halligen sehr wichtig, da sie die Gewalt der Wellen brechen.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Ortsnamen: Helgoland Helgoland England Deutschland
Gewässer. 129
4. Rügen.
Rügen, nach dem Volksstamme der Rugier benannt, ist unsere größte
<10 000 qkm) und schönste Insel. Sie besteht aus Kreidegestein, das
an einzelnen Stellen das Meer um 125 in überragt. Die Kreide bildete
sich aus mikroskopisch kleinen Gehäusen sehr kleiner Muscheltiere, Schnecken.
Als das Urmeer verschwand, starben sie ab und hinterließen die mächtigen
Kreideschichten, die jetzt abgebaut werden und die Schreib- und Schlemm--
kreide, sowie verschiedene Sorten für die Papier- und Porzellanfabrikation
liefern. Die wellige Oberfläche der Insel besteht aus sehr fruchtbarem
Boden (Ackerbau), der zum Teil von herrlichem Buchen- und Eichen-
Wälde bedeckt ist. Überschaut man von der höchsten Erhebung, dem
Rugard (E. M. Arndt-Turm), die Insel, so erkennt man ihre zerrissene
Gestalt, die einer Spinne mit ausgespreizten Beinen nicht unähnlich ist.
Wegen der Naturschönheiten wird Rügen von Fremden zur Erholung und
zu Badezwecken sehr viel besucht. Die waldreiche Halbinsel Jas-
mund mit ihrer 133 m hohen blendendweißen Kreide-Steilküste (Stubben-
kammer, Königsstuhl), umspült von dem milchig gefärbten Wasser, ist am
schönsten. Im Waldesdickicht liegen der sagenhafte Herthasee und die
Opfersteine und einige Stunden südlicher die sehr besuchten Badeorte
Saßnitz und Binz. Die Nordspitze der Insel heißt Arkona (55m).
Hier verehrten einst die Wenden den nichtigen, vierköpsigen Swantewit.
Jetzt steht hier ein Leuchtturm. Der Hauptort der Insel ist Bergen.
Von Stralsund an der pommerschen Küste sührt eine Fähre die Eisen-
bahnzüge nach Rügen.
•>) Die Flüsse.
Das Flachland wird von 6 großen, schiffbaren Flüssen, die als
Handels- und Verkehrsstraßen dienen, durchzogen. Die Senkung der
ganzen Ebene nach Nw. bestimmte die Hauptrichtung der Flußläufe.
(Nw.) Das östliche Tiefland ist reicher bewässert als das westliche.
Hier fließen der Rhein (Unterlauf), die Ems und die Weser (Unterlauf)
mit ihren Nebenflüssen zur Nordsee. Im O. gehören die Flüsse fast mit
ihrem ganzen Laufe dem Tieflande an (Elbe, Oder), die Weichsel nur im
Unterlaufe. Sie durchschneiden dasselbe merkwürdigerweise in 3 Haupt-
richtungen. Nach N. fließen die Oder mit Bober und Görlitzer Neiße, sowie
die Spree. Nach W. eilen: Warthe, Netze, Pregel, Memel, nach S.
viele Abflüsse des nördlichen Höhenzuges, so die Havel und die Brahe.
Zu diesen Flüssen gesellen sich im O. viele künstliche Wasserstraßen,
Kanäle, so vor allem der Oberländer- (teils Schleusen-, teils Eisen-
bahnstrecke), der Bromberg er-, der Friedrich-Wilhelm-, der
Finow-, der Planer-, der Elbe-Trave-Kanal, im W. der
Rhein-Ems-Kanal, im N. der Kaiser-Wilhelm-Kanal. Auch
an Seen übertrifft der O. den Westen bedeutend, der nur zwei nennens-
werte, das Steinhuder Meer und den Dümmersee, zählt. Die
großen Flußtäler bestehen durchweg aus sehr fruchtbarem Schwemm-
Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgäbet. 9
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt]]
40
2. Das Land zwischen Elbe und Ohre,
im Jahre 1675 in die Mark einfielen, da rotteten sich die Bauern der
Drömlingsdörfer zusammen und versuchten, den Feind zu vertreibeu. Noch
hente finden wir in den Kirchen von zwei Dörfern zwei Fahnen aus dieser
Zeit. Jede trägt einen roten Adler in grünem Kranze und die Inschrift:
„F. W. 1675. Wir Bauern von geringem Gut dienen unserem gnädigen
Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut."
Frömmigkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Tapferkeit
sind schätzenswerte Eigenschaften unserer Dröinliugsbewohner.
b) Die Wische.
1. Die Wische zur Zeit der Überschwemmung im Februor nud
März 1909.
a) Wie gelangen wir zur Wische?
Trotz der großen Kälte im März besteigen wir den Zug und fahren
von Magdeburg über Wolmirftedt nach Stendal, einein Kreuzungs-
punkte mehrerer Eisenbahnen. Unser Zug fährt sodann mehriilals über
die Uchte, einem Nebenflüßchen der Biese. In Osterbnrg hält er;
wir steigen aus. Der Zug fährt sodann am Aland entlang über See-
Hausen, braust über eine große Elbbrücke dahin und macht in Witten-
berge halt. In Osterburg befinden wir uns am Südende einer feuchten
Niederung, die deu Namen Wische, d. h. Wiese, führt.
b) Welche Gestalt hat die Wische?
Sie hat die Form eines Dreiecks, das sich in der Richtung von
S.o. nach N.w. erstreckt. Die beiden Längsseiten liegen im O. und W.
Die Ostseite wird von dem Elbbogen, die Westseite von dem Aland
und dem Unterlause der Biese gebildet. Die Südseite erhalten wir, wenn
wir uns auf der Karte eine Linie von Osterburg nach Sandau oder
Werben gezogen denken. Die Spitze des Dreiecks liegt da, wo der
Aland in die Elbe mündet. Bon der Grundlinie des Dreiecks bis zur
Spitze würden wir 8 Std. (40 km) zu wandern haben.
c) Wie sah die Wische zur Zeit der Überschwemmung aus?
In den Monaten Februar und März des Jahres 1909 ist die
Wische überschwemmt. Der Elbdamm ist an zwei Stellen durch die
Wasser- und Eismasfen durchbrochen, und die Fluten des Elbstromes
rauschen bis nach Osterburg und Seehausen. Die Felder und Wiesen,
die Höfe, die Hänser, die Ställe der Dörfer stehen unter Waffer. Die
Menschen müssen flüchten; das Biel) wird in den Orten, die höher liegen,
untergebracht. Kein Weg, kein Steg ist mehr zu sehen; überall schaut
unser Auge nur Wasserflächen und Eismassen. Selbst der Kronprinz und
unsere Kaiseriu lassen es sich nicht nehmen, das Überschwemmnngs-
gebiet zu besichtigen. Sie spenden Geld den Armen, Trost den Hilf-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Sagen. 49
einem Male der wüste Lärm in schallendes Gelächter, denn ein Ratsherr hatte auf
eine Tafel in großen Lettern geschrieben: „Der Roland soll stehen bleiben, wir
wollen ihn nur nicht länger haben, weil er uns schon lang genug ist!" Damit war
das Mißverständnis aufgeklärt. Die guten Bürger sahen, daß sie von dem ver-
meintlichen Künstler arg
genasführt waren. Kein
Wunder also, daß sich ihr
Unmut gegen ihn wandte.
Als sie den Schalk griffen,
steckten sie ihn zur Strafe
in den Wendenturm. Im
Nu aber entwich er mit
einem Hohngelächter; und
jeder wußte nun, daß der
vermeintliche Künstler der
leibhaftige Teufel gewesen
war.
Der Roland war
in der früheren Zeit für
die Stadt Stendal das
Zeichen der eigenen
Gerichtsbarkeit. Die
im Jahre 1525 am Rat-
hause errichtete Stein-
sigur gehört zu den
größten, die wir besitzen.
Der gewaltige Körper
ruht auf starken Beinen,
dessen Waden stärker sind
als der Brustumfang
eines kräftigen Mannes.
Durch den schweren Pan-
zer wird der Körper ge-
schützt. Die erhobene,
rechte Hand hält das 4 m
lange Schwert, das
Werkzeug des strafenden
Rechts; die linke Hand
umfaßt den Schild mit
dem brandenburgischen
Adler, das Sinnbild des
Schutzes. So erinnert der
Roland an die frühere
Größe und Selbstständig-
keit der Stadt Stendal. Der Roland am Rathaus in Stendal.
2. Der wunderbare Mug im Schlosse zu Calbe a. M.
In einer Nacht erschien der Schloßherrin eine Frauengestalt mit einem Lichte
und flehte sie an um Hilfe und Beistand bei einer Kranken. Als die Edelfrau ein-
willigte, bat die Erscheinung, von der Kranken weder Essen noch Trinken noch irgend
ein Geschenk anzunehmen, da sonst Unglück über das Schloß und die Familie kommen
würde. Die Herrin tat nach dem Gebote, und die Kranke wurde wieder gesund.
Da kam eines Tages der Mann der Kranken und überreichte der Schloßherrin eine
Schüssel mit gemünztem Golde. Doch die Herrin dachte an das Gebot der Er-
Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe A. 4
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Die Höhen. 53
sie in gtret einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke
durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Sage:
Ein Bauer fubr einst sein Getreide znm Verkauf nach Quedlinburg. Während
er in der Sckoßkeue schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er
erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem
das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich
darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem
Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er
die Taschen voll Gold sülleu. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen
bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er
dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male
füllte er die Taschen uut> leerte sie draußeu aus seinem Gefährt; als er aber zum
dritteu Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne.
Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle.
Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde auf, Feuer sprühte
hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteiue '■ Als
das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der grosse Hund in Teuselsgestalt in den (inert
Felsen kroch. Hier soll er noch beute sitzeu nud die Vorübergehenden äffen imb ver-
spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als da? Bäuerleiu lmch
seinem Golde aus dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt suhr es
weiter.
2. Der Negenstein.
a) Name.
Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche
Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, auf einer Harzreise den Regen stein
zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken-
bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Tort im N.
erhebt sich stolz 295 m über dem Meeresspiegel der Negenstein. Er liegt
nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teufelsmauer entfernt,
wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name
Regellstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin — hochragend;
und frei erhebt er sich 100 in (so hoch wie der Magdeburger Dom) über
die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander-
geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der
besonders auf der Nordseite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine
Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Gras von Regen-
stein geheißen haben.
b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung?
In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg
hinauf nach dem Negenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt.
Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthause aus-
geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem
Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen
Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die
Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergsried.
Er ist nur noch 6 rn hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern
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76 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz-
Vom Bischof Burchard Ii. (Buko), der ein großer Kinderfreund gewesen sein
muß, geht noch heute das Wiegenlied:
Buko von Halberstadt,
Bringt doch usem Kinneken wat!
Wat soll eck ehm den bringen?
Rode Schau mit Ringen,
Rode Schau mit Golle beschlan,
Da soll use Kinniken tau Danze gahn.
Von Quedlinburg aber sagt der Volksmuud: Queddelborger Brennewien^
Queddelborger Masteschwien.
0. Geschichtliches.
Die Vorfahren der jetzigen Bewohner wareil Niederdeutsche, nämlich Sachsen
und Thüringer. Vom 7. Jahrhundert ab siedelten sich aber auch slawische Völker
an. Die von ihnen gegründeten Ortschaften endigen heute zumeist auf: itz, a, au,
die der Sachsen auf: Hausen, igen, heim, das sich aber oft in am und um ver-
wandelt hat, die der Thüringer auf: leben, stedt, berg, dach. Die hier sehr häufige
Endung leben soll Erbteil, Wohnstätte bedeuten. Die Vorfahreil waren Heiden lind
verehrten an besonderen Opferstätten (Teufelsmauer, Regenstem, Höhe bei Gutens-
ivegen) ihre Götzen. Durch Karl d, Gr. wurde das Christentum unter unseren
Vorfahren eingeführt. Nach ihm waren es besonders Mönche, die von ihren
Klöstern die Religion und gesittetes Leben verbreiteten. Es entstanden bald das
Eizstift Magdeburg und das Bistum Halberstadt. Die slawischen Völker, die immer
weiter nach W- vordringen wollten, gerieten mit unfern Vorsahren in heftigen Streit-
Dnrch die Kaiser Heinrich I., Otto I. (Gero) und den Markgrafeil Albrecht den
Bären und seine Nachfolger wurden sie vollständig besiegt und immer weiter nach
O- gedrängt Schon zu Dr. Martin Luthers Zeiten nahmeil die Bewohner dieser
Gegend die evangelische Lehre an. Ihres neuen Glanbens wegeil hatte» sie oft
viel Drangsal zu erleiden: allein sie hielten daran fest mit aller Zähigkeit, selbst
die Verheerungen des 30jährigen Krieges, der die ganze Gegend in eine Wüste
verwandelte, konnten sie nicht vom evangelischen Glaubeil bringen. Bald nach dein
30jährigen Kriege kam unser Gebiet an das Hohenzollernhans, lind bis heute hat
es ihm bis aus eine kurze Unterbrechung (1806—13) getreulich angehört. Als am
Anfange des vorigen Jahrhunderts der Kaiser Napoleon unser Vaterland besiegt
lind erobert hatte, warf er unser Gebiet zu dem neuen Königreiche Westfalen. So
waren feine Bewohner französische Untertanen geworden, Französische Beamte
regierten sie nach französischem Gesetze. Unerschwingliche Stenern mußten gezahlt
und harte Behandlung mußte erduldet werden. Unter dem Beistande der Russen,
Österreicher und Engländer gelang es, die Franzosen zu besiegen. Das Vaterland
war wieder frei. Die treue Fürsorge der Hohenzollernfürsten und die großen Er-
findungen der Neuzeit (Dampfmaschinen, Eisenbahn, Dampfpflug--) ließen
bald die Wundeil der Fremdherrschaft heilen.
E. Sagen.
1. Marienliorn.
Der fromme Hirt Conrad weidete einst in einem lieblichen Tale seine Herde-
Da war es ihm, als käme eine Schar Jungfrauen mit Fackeln in den Händen
daher. Sie zogen feierlich nach einem Quell oder Borne und beteten hier. Ein
andermal sah er. daß sich ein Bildnis der heiligen Jungfrali aus den Wolken in
den Born niederließ und dciß dabei zwei Engel das heilige Kreuz darüber hielten.
Nun stand es bei ihm fest, daß der Brunneil ein heiliger Ort sei; und er weilte
oft und gern hier. Als er auf dem Sterbebett lag, erzählte er feinem Beichtvater,
was er an dieser Quelle beobachtet hatte. Nun verbreitete sich bald die Mär von
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Extrahierte Personennamen: Burchard Rode Karl_d Karl Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I. Gero) Albrecht Albrecht Martin_Luthers Napoleon Marienliorn Conrad