Anhang.
Das tlorddtiitschc Flachland.
A. Kodenform.
Aufgabe: Schließe von den: Kartenbilde auf Bodenform und Bewässerung!
Allgemeines M.
Ein Blick auf die Landkarte zeigt, daß sich Flachland und Gebirgs-
land in unserem Vaterland scharf von einander abheben. Das Flachland
bildet den nördlichen, das Höhenland den südlichen Teil von Deutschland.
Die Grenze wird durch die Sudeten, das Erzgebirge, den Harz, das
Wesergebirge, den Teutoburger Wald und den Haarstrang gezogen.
Das nördlich davon gelegene weitausgedehnte Flachland heißt das Norddeutsche
Flachland. Es ist durch das Fehlen der Berge und Gebirge gekennzeichnet.
Unser Fuß tritt überall auf lockeres Erdreich (Sand, Lehm, 8öfj> Humus).
Sollten nun aber die Gebirge nach N. hin plötzlich aufhören? Nein, die
Gebirgszüge liegeu nur tiefer, sind „Grundgebirge", und werden von
jenem Erdreich bald hoch, bald gering bedeckt (15—200 m). Die dicke
Erddecke verhüllt die Formen dek Grundgebirges, wie etwa die Bettdecke
die Formen des menschlichen Körpers. Nur angedeutet werden hier und
da die verhüllten Hebungen und Senkungen. An einigen Stellen tritt das
Grundgebirge, das schon in früheren Zeiten der Erdbildung entstand, zu
Tage, so als Kreidefelsen auf Rügen, als roter Sandstein auf Helgoland,
als Muschelkalk in den Rüdersdorfer Kalkbergen bei Berlin, als Gips bei
Lüneburg und Segeberg in Holstein, als Sandstein und Grauwacke unweit
Magdeburg. Auch die zahlreichen Bohrungen bekunden das Vorhandensein
des Gesteins in der Tiefe. — Woher mag nun die dicke Erdkruste gekommen
sein? Die Gelehrten haben festgestellt, daß vor undenklichen Zeiten, als
eben die Braunkohle sich gebildet hatte, der größte Teil des Norddeutschen
Flachlandes mit Meer bedeckt war, das bis an den Rand der Gebirge
reichte. Von N. her trat allmählich eine Vereisung ein. Gewaltige Eis-
massen, Eisberge, Gletscher, die zum Teil über 1000 in hoch gewesen sein
sollen, schoben sich in unsere Gegend. Durch ihr langsames Vorwärts-
rücken, ihre Last und Kraft wurde die Oberfläche des Grundgebirges
zerquetscht und zerrieben. Der dabei entstehende Gesteinsschutt, die Grund-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Helgoland Rüdersdorfer_Kalkbergen Berlin Lüneburg Segeberg Holstein Magdeburg
94 Das Norddeutsche Flachland.
moräne, bildete die erste Erdschicht über dem Grundgebirge. Indem alte
Gletschermassen am Südrande abtauen und neue sich nachschieben, werden
nach und nach immer neue Moränemassen übereinander gelagert. Die von
den Eisrändern stark abfließenden Gewässer wuschen die leichten und
lockeren Bestandteile aus und schwemmten sie fort, so entstanden die Boden-
arten: Mergel, grober Sand (Kies), Lehm und feiner lehmiger Sand. -
Die Stärke der Erddecke, die auch das höher hervortretende Grundgebirge
im Nördlichen und Südlichen Höhenzuge überlagert, wechselt sehr, so ist
sie bei Halle 15—20 m, bei Kottbus 160 m, bei Hamburg 100 m dick.
Das Heranschieben, Abladen und Anschwemmen der Erdmassen dauerte
wohl Jahrtausende, bildete Schicht auf Schicht. — Die der Norddeutschen
Ebene eigeneu Felsblöcke fremdländischen Gesteins, die von Haus- bis
Faustgröße vorkommen, sind von jenen Gletschern hergetragen. Sie werden
Findlinge, erratische Blöcke .genannt und stammen von den Gebirgen
Schwedens und Norwegens. Manche dieser Steine sind berühmt geworden,
so die Markgrasensteine bei Fürstenwalde, der Stein bei Belgard in
Pommern, der Schwedenstein bei Lützen. Besonders große Platten bilden
die Decksteine der Hünengräber, z. B. bei Steinseld und Wötz i. Altm.
Daß man derartige große Steine heute weuiger antrifft, erklärt sich aus
dem Mangel an Pflaster- und Bausteinen in der Ebene. Man baute aus
den zersprengten Findlingen Häuser, Kirchen und Straßen. — Aber auch die
großen Einsenkungen des Flachlandes, die von 0. nach W. verlaufen und
heute vielfach von Flüssen durchzogen werden (Warthe, Netze, Havel, Schwarze
Elster, Aller), die Seeen und Moore verdanken der Eistätigkeit ihre
Entstehung. — Das Klima war während der Bildung des Norddeutschen
Flachlandes sehr verschieden. Während vor der Vereisung dasselbe nieist
sehr warm war, so daß hier Palmen, Bexnsteinbäume, Eycadeen und süd
liche Nadelhölzer große Wälder bildeten, herrschte später bedeutende Kälte
vor wie heute in Grönland, und Renntier und Bisamochse lebten hier.
Die versteinerten Knochen- und Holzsun^, der Bernstein und die Braun-
kohle bestätigen dies.
I. Die Höhen.
a. Der Nördliche Höhenzug.
Der Nördliche Höhenzug begleitet von 0. nach W. die Ostsee oder
das Baltische Meer und heißt deshalb anch der Baltische Höhenzug. Er
tritt bald dicht an das Meer heran, bald weiter zurück (schmales und
breites Vorland). Die Oberfläche des breiten (110 km), welligen Rückens
(daher Platte), besteht teils aus sruchtbarem Lehm (Schleswig-Holstein,
Mecklenburg, Preußen), teils aus geringem Sande (Pommern). Wegen
der Hunderte von Seeen heißt er Seeenplatte. Die drei größten sind der
Müritzsee in Mecklenburg (133 qkm), der Spirding- (118 qkm) und der
Mauersee (105 qkm) in Ostpreußen. Auf dem Nordabhange wenden sich
die Wasseradern des Baltischen Höhenzuges als „Küstenflüsse" zum Meere
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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Der Südliche Höhenzug. 95
(Passarge, Stolpe, Wipper, Persante, Ucker, Peene, Warnow, Trave), von
der Südabdachung fließen sie zu den Stromgebieten, der Weichsel, Oder
und Elbe. Einige benutzen die Seitentäler und fließen von 0. oder W.
zu den 3 Hauptströmen (Drewenz, Brahe, Schwarzwasser zur Weichsel —
Plöne, Ihna zur Oder — Elde, Alfter zur Elbe). Durch die Oder, die
Weichsel und die Trave wird der Baltische Höhenzug in 4 nach den Ländern
benannte Abschnitte zerlegt: die Preußische, die P o m m e r s ch e, die
Mecklenburgische und die Schleswig-Holsteinfche Seeenplatte.
Zn dieser erreicht er seine Nordgrenze. Hier tritt die Höhe steilwandig und
buchtenreich ans Meer, wodurch den Bewohnern sicherer Baugrund und
gute natürliche Häsen gegeben sind. Wegen des leichten Sandbodens hat
der Rücken in Pommern und Westpreußen mehr weite Heiden, Kiefern-
wälder und magere Weiden für Gänse und Schafe als fruchtbare Gebiete.
Diese sind vor allem in Vorpommern und der Uckermark. „Pyritzer
Feld trägt Gold". Die Schleswig-Holsteinsche, Mecklenburgische und Ost-
preußische Platte dagegen deckt fruchtbares Erdreich (Geschiebemergel), so
daß Weizen und Gerste von vorzüglicher Güte gedeihen. „Holsteen is'n
Goldsteen". „Mecklenburg ist ein Mehlsack, je mehr man daran klopft,
desto mehr kommt heraus." In landschaftlicher Beziehung enthält der
Baltische Höhenzug die schönsten Gegenden Norddeutschlands. Die auf dem
Rücken in der Eiszeit angehäuften Hügel (Moränenhaufen), die stellenweis
gebirgsähnlich gruppiert sind, z. B. am Turmberg (334 in) bei Danzig
und in der Wolfsschlucht bei Brüsterort, die von waldigen Höhen umrahmten
Seeen und die stürzenden Bäche kennzeichnen jene Landschaften, die man
mit Stolz „Schweiz" nennt. So giebt es hier eine Holsteinsche (Plön),
eine Mecklenbnrgsche (Parchim), eine Pommersche (Polzin), eine Ost-
preußische (Masuren) Schweiz.
b. Der Südliche Höhenzug.
Der Südliche Höhenzug begleitet in nordwestlicher Richtung den Rand
der Gebirge. Er beginnt mit den Tarnowitzer Höhen (300—400 in) oder
der Oberschlesischen Platte, die sich an das Karpatengebirge anlehnt, weshalb
der ganze Höhenzug auch der Karpatische genannt wird. Da, wo er der
Oder nahe kommt, nördlich von Breslau, erhebt er sich gebirgsähnlich in
den Trebnitzer Hügeln oder dem Katzengebirge bis zu 300 m Höhe.
Dann überschreitet er die Oder und dehnt sich in den sandigen Hügeln der
Lausitz und des Flämings bis zur Elbe (Magdeburg) aus. Linkselbisch
gehören ihm noch die Altmark und die Lüneburger Heide an. Der
Südliche Höhenzug ist in allen seinen Teilen, die oft recht" lose zusammen-
hängen, sehr sandig und wasserarm. Kein Wunder, daß hier der Ackerbau
wenig Ertrag liesert. „De Derp up de Hei, da Hebben se ilendet Veih."
„Obernigk liegt zwischen Sorg' und Kummernick' wer sich dort will nähren,
muß suchen Pilze und Beeren. Wer diese nicht kann finden, muß Befen
binden." (Umgegend von Trebnitz.) Heiden und große Kiefernwaldungen,
hie und da auch Eichen, ja Buchen (Jerichowsche Schweiz) bedecken ihn.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
98 Das Norddeutsche Flachland.
Schule, die Braut zur Kirche, den Toten auf den Begräbnisplatz, den Brief-
boten, den Förster und Jäger an Ort und Stelle. Deckt aber eine dicke
Eiskruste all die Wasserarme, so tritt an die Stelle des Kahnes der Schlitt-
schuh und der lange Eisspieß. Zuug und alt fliegt dann pfeilgeschwind über
die glatte Fläche, jeder zu seiner Arbeitsstätte. In? Sommer ist der Spree-
wald eine unvergleichlich schöne Landschaft. Zahllose Fremde kommen dann
hierher, um auf den sanften Fluten sich zu ergötzen, an der Pracht der
Natur sich zu ersreuen. Die Bewohner haben wie die der Halligen ihre
Häuschen auf künstlichen Hügeln erbaut, die ihnen zugleich als Gemüse-
gärtcheu dienen. Auch aus den größeren Ackerflächen zieht der Spreewäldev
viel schöues Gemüse, das er nebst Fischen und Geflügel nach Berlin liefert.
(Der Spreewald ein Gemüsegarten für Berlin.) „Saure Lübbenauer ißt
Bürger und Bauer." Den Spreewald bewohnt eiu eigenartiger Menschen-
schlag. Die Vorfahren desselben waren die heidnischen Wenden. Die
Frauen kleiden sich durchweg noch wie die Voreltern. Den Kops ziert meist
ein mannigfach verschlungenes Knotentuch, den Leib ein rot und blaugestreister
Rock, die Brust ein Mieder. Außer der vorherrschend wendischen Umgangs-
sprache haben sie noch mancherlei wendische Bräuche und Sitten erhalten^
die namentlich bei Familienfesten zur Geltung kommen. — Das Wasser (Fische,
Krebse, Geflügel), der Wald (Holzarbeit), die Wiese (Heu), der Acker (Ge-
müse), die Zagd (Schnepfen und Hirsche) bieten dem sehr tätigen Spree-
wäldler seinen Unterhalt.
In den vielen Tälern und Senken des östlichen Tieflandes stauten sich die
Wassermassen ans, große Strecken versumpften. Solche Sumps- oder Brachländer
befinden sich in besonders großer Ausdehnung an der Netze, der Warte, der Oder
und Havel. Diesen Ödländern wandte der^ große Preußenkönig Friedrich Ii.
seine Aufmerksamkeit und Fürsorge zu. öo ließ er bald nach seinem Re-
gierungsantritt das Havelland (Havel- und Rhinbruch) zwischen Rathenow und
Fehrbellin entwässern. Durch besondere Musterwirtschaften regte er die Landwirte
an, dein Ackerbau große Sorgfalt zu schenkein Nach und nach entstanden ans dem
ergiebigen Neulande (4009 ha) 25 Dörfer- Der vorhandene gute Torf diente bis
vor kurzem allgemein als Hauptheizstoff in der ganzen Gegend. Um das größte
^umpfgebiet, den Oderbruch bei Küstrin (660 qkm) in Fruchtland zu verwandeln,
wurde erst der Oderlauf durch Deiche eingefaßt. Die Entwässerungsarbeiten dauerten
über 100 Jahre und sind erst 1866 beendet worden. Hente erblickt man an Stelle
der früheren Moorflächen Raps-, Weizen-, Gerstenfelder und 43 freundliche Dörfer
mit wohlhabenden Bewohnern. Als der Oderbruch kaum zur Hälfte urbar gemacht
war, konnte der König freudig vorausschauend ausrufen: „Hier habe ich eine Pro-
vinz gewonnen, ohne einen Blutstropfen zu vergießeu!" Gleich nach dem glücklich
beendeten siebenjährigen Kriege wurden der Netze- und Wartebruch (Landsberg)
in ähnlicher Weise urbar.gemacht und der Netze- oder Brombergerkanal angelegt,
der die Weisel mit der Oder verbindet.
b. Das Marschland.
Hur Zeit der Ruhe schwemmt das Meer einen fetten Schlamm an
die Küste und lagert ihn hier ab. Aber auch die Flüsse setzen hier viel
Schlamm ab. Nach und nach erhöht sich der Boden, daß ihn kleinere
Fluten nicht mehr unter Wasser setzen. Bald siedeln sich dann Pflanzen
an. Nun umzieht der Anwohner das neue Land mit Dämmen oder Deichen
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Rathenow Fehrbellin Fruchtland Netze-
Die Moore an der Nordsee, 99
uon 5—io m Höhe, die er auf der Meeresseite oft pflastert oder mit
Stroh „bestickt".' Wo für einen Fluß eine Öffnung bleiben muß, befindet
sich eine Schleuse, die sich bei der Flut selbst schließt und bei der Ebbe
öffnet. Bildet sich hinter dem Deiche wieder Land, so heißt dies Außen-
deicht and, wahrend das bereits eingeschlossene (100—1000 ha) ein Koog
oder eine Polder genannt wird. Durch ein Netz von Gräben entwässert
der Marschbewohner die Polder. Die Wasserläufe sind zugleich die Grenzen
der Wiesen und Äcker. Weil dem jungen Schwemmlande die Quellen
fehlen, muß Graben- und Regenwasser dem Menschen und dem Vieh als
Trinkwasser dienen, wodurch oft Fieber verursacht werden. Die Herbst-
und Frühjahrsfeuchtigkeit weicht den Boden anf, die Sommerhitze brennt
ihn steinhart. Die Landstraßen werden hier aus hartgebrannten Steinen
(Klinker) hergestellt. Wo der Marschboden dem Ackerbau dienen kann, da
ist er über die Maßen fruchtbar und läßt Raps, Weizen, Gerste, Hafer,
Bohnen prächtig gedeihen. Auf den saftigen Wiesen weidet der Marsch-
baner seine Rinder, die als Fettvieh gern gekauft werden. Sein Reichtum
ist sprichwörtlich und läßt ihn oft mit Geringschätzung auf den südlich an-
grenzenden Geestbewohner blicken.
c. Die Moore an der Nordsee.
Im W. lehnt sich an die Geest ein ausgedehntes Moorgebiel an.
Die Moore sind ans flachen, stehenden Gewässern auf undurchlässigem
Boden entstanden, gewachsen. Sumpfpflanzen, Staub, Holzteile füllten nach
Jahrtausenden das Gewässer aus. So bildeten sie links der Ems das
Bourtanger-Moor, rechts das Saterland, das Teufelsmoor bei Bremen
und die nördlichen Ostfriesischen Moore. Das Bonrtanger Moor ist mit
seinen 14 000 qkm. das größte Moor unseres Vaterlands.
Die Moorlandschaften find ganz eben, ohne Wald — die Birke wächst
einzeln —, nur dürres Moos und Heidepflanzen decken den dunkeln Boden.
Den Wanderer, den hier kein farbiges Blümchen, kein murmelndes Bächlein,
kein Fischlein, kein Häslein erfreut, dem selten ein Mensch begegnet, und
dem überall die Gefahr des Verfinkens droht, beschleicht ein Gefühl schauer-
licher 57 de und Einsamkeit, und er preist die Heide. Und doch haben sich
hier Menschen angesiedelt, das sind die Moorkolonisten. Die Moore bergen
den Brennstoff des Tieflandes, den Torf. Hier sticht man die obere Schicht,
den leichten Stechtorf, dort die untere, den schwarzen Tors, der schon der
geringen Braunkohle ähnelt. Die Moorbewohner suchen aber auch die Moore
in Ackerland zu verwandeln 1. durch Abbrennen der oberen Schicht, wobei
der Höhenrauch entsteht, 2. durch Entwässerung, Abtragen der schweren
Dorftage und Bildung einer neuen Bodenschicht aus herbeigeschafftem Schlamm,
Straßenkehricht u. f. w. (Fehnkultur), 3. durch Aufschütten von breiten
Dämmen (Dammkultur). Die angelegten Kanäle vertreten die Stelle der
Straßen. Fleiß und Ausdauer haben einzelne Moorstrecken in ergibige
Landschaften verwandelt, so an der Ems. Hier liegt die blühende Fehn-
k o l o n i e Papenburg, die mit ihren 200 Schiffen einer der wichtigsten See-
7*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
Die Watten an der Nordsee'küste.
101
schwankt zwischen 10 und 40 m (Kurische Nehrung) bei einer Breite' von
1 4 km. Ost bilden sich mehrere Dünenreihen bald dicht, bald weiter
neben einander. Nicht immer sind die Dünen kahl oder bloß mit niedrigen
Pflanzen bewachsen, oft, besonders in Holland, sind sie an der Landseite
prächtig bewaldet. Von den Niedern Pflanzen, die den flüchtigen Sand
(Flugsand, Wanderdüne aus de^ Kurischen Nehrung) festhalten, sind zu
nennen: Sanddorn, Sandhafer, Sandhalm, Renntierflechte, Stiefmütterchen,
Ginster, die Kiefer, die Krüppelkiefer und mancherlei Farnkräuter. Von
den Insekten trifft man zahllose Bienen, Schmetterlinge, Käfer, Libellen,
von den Säugetieren das schädliche Kaninchen, den scheuen Hasen, von den
Vögeln die Wildente, die Krähe, der die See bei der Ebbe den Tisch reichlich
deckt. Die Meeresküste hat sür die Bewohner des ganzen Vaterlandes große
Bedeutung. Die namhaften Handelsplätze vermitteln den Warenverkehr
mit dem Weltmarkte. Die Erzengnisse des Binnenlandes werden von hier
in die Ferne geschafft, die Kolonialwaren und sonstigen überseeischen Produkte
werden dem Vaterlande zugeführt. Die wichtigsten Hafenplälze sind: Bremen-
Bremerhaven, Hamburg-Kuxhaven, Lübeck, Stettin-Swiuemünde,
Dan zig und Königsberg. Seit einem Jahrhundert haben sich auch kleine
^ischerorte in vielbesuchte, stattliche Badeorte verwandelt, wo jährlich
Tausende von Kurgästen weilen, um im Meereswasser und in der reinen Luft
der schönen Küstenwälder Stärkung, Erfrischung und Heiluug zu suchen. Die
Ostseebäder liegen größtenteils an der Küste (Kranz b. Königsberg, Kolberg,
Misdroi, Heringsdorf, Heiligendamm), die Nordseebäder meist auf den
Inseln (Sylt, Föhr, Helgoland, Norderney, Borkum). Andere Orte sollen
das Vaterland gegen feindliche Angriffe schützen, es sind See- und Strand-
festungen, z. B. Königsberg-Pillau, Danzig, Swinemüude, Kiel-Friedrichsort,
Helgoland, Wilhelmshaven. Der Fischreichtnm (Heringe, Schellfische,
Schollen, Dorsche, Sprotten), die Austern- und Bernsteinsischerei, die
Schiffahrt, der Lotsendienst, die Hasenarbeit, die Bäder gewähren
dein Küstenbewohner Erwerbstätigkeit.
Längs der Küste beider Meere zieht sich eine Inselkette hin. Die
Inseln an der Nordseeküste bezeichnet man als Ostfriesische (Borkum,
Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spickeroog, Wangeoog,
Neuwerk) und als Nordfriesische Inseln (Helgoland, die Halligen,
Nordstrand, Föhr und Sylt).
Die Inseln an der preußischen Ostseeküste heißen: Alsen, Fehmarn,
Rügen, Usedom und Wollin.
1. Die Watten an der Nordseeküste.
Wenn die Ebbe eintritt, so wird längs der Flachküste ein Stück des
Meeresbodens wasserfrei und dehnt sich zwischen dem Festlande und den
nahen Inseln wie eine große Schlammebene ans. Das ist das Wattenland,
'^ei der Flut ist es wieder Meeresgrund. So wechseln die Watten täglich
ihr Gewand mehrmals. Bald ist das Wattenland hart, bald lockerer Sand,
bald schlammiger Boden (Schlick). Einige Watten tragen fettes Gras (Heu-
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Die Halligen. Rügen. 103
waltige Fremdenverkehr (10000 Personen jährlich) bringt viel Geld aus
die Insel und gibt den meisten Bewohnern eine lohnende Nebenbeschäftigung.
Das Bad liegt auf einer kleinen Düne neben der Insel. Fast die ganze
Unterstadt besteht nur aus Hotels für die Badegäste und die Fremden.
Die Insel ist trotz ihres geringen Umfanges sehr wichtig. Ihr Leuchtturm
macht die Fahrzeuge rechtzeitig auf die Gefahren des Wattenmeeres und der
Flachküste aufmerksam und zeigt den rechten Weg zu den Flußmündungen
und dem Kanäle. Da die Insel stark befestigt ist, so wird sie im Kriege
ein Schutz gegen feindliche Schiffe sein. Für unsere Flotte ist Helgoland
insbesondere eine Kohlenstation. Seit 1890 ist es von England an Deutsch-
laud abgetreten. Nach den Hauptfarben der Insel führt der Helgoländer
eine grnn-robweiße Flagge und einen bezüglichen Wahlspruch'
Grön is das Land (Oberfläche),
rot is de Kant (die steile Felswand),
witt is de Sand (die Düne),
datt is de Flagg vnn 't hillige Land.
3. Die Halligen.
Die kleinsten der Nordfriesischen Inseln sind die Halligen, d. h. hoch-
gelegenes Land. Sie bestehen meist aus fruchtbarem Marschboden, liegen
aber so niedrig, daß sie bei Sturmfluten unter Wasser gesetzt werden.
Und doch sind sie bewohnt. Oft lebt nur eiue Familie auf der Insel. Sie
achtet nicht der Gefahr, in der sie täglich schwebt. Selbst wenn die Flut
das kleine Bretterhüttchen von der zusammengekarrten Erhöhung (Warft)
wegfpült, baut sie sich doch wieder an derselben Stelle ans. Der Hallig-
bewohner liebt seine Inselheimat über alles. Bei der Flut flüchtet er auf
den Boden fernes Hauses und blickt angstvoll auf die tosenden Wasser, die
in fein Heim dringen und Möbel und Hausgerät fortspülen. Ach, wie oft
wird die ganze Hütte zertrümmert! Einen Balken, ein Brett fest umklammernd
treiben die Armen ins offene Meer, und rettet sie kein Kahn, so verschlingt
sie die Flut. Für die Küste siud die Halligen sehr wichtig, da sie die
Gemalt der Wellen brechen.
4. Rügen.
Rügen, nach dem Volksstamme der Rngier benannt, ist unsere größte
(10000 qkm) und schönste Insel. Sie besteht aus Kreidegestein, das an
einzelnen Stellen das Meer um 125 m überragt. Die Kreide bildete sich
aus mikroskopisch kleinen Gehänsen sehr kleiner Muscheltiere, Schueckeu.
Als das Urmeer verschwand, starben sie ab und hinterließen die mächtigen
Kreideschichten, die jetzt abgebaut werden und die Schreib- und Schlemm-
kreide, sowie verschiedene Sorten für die Papier- und die Porzellanfabrikation
liefern. Die wellige Oberfläche der Insel besteht aus sehr fruchtbarem
Boden (Ackerbau), der zum Teil von herrlichem Buchen- und Eichenwalde
bedeckt ist. Überschaut man von der höchsten Erhebung, dem Rngard
(E. M. Arndt-Turm), die Insel, so erkennt man ihre zerrissene Gestalt,
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Ortsnamen: Helgoland England Arndt-Turm
104 Das Norddeutsche Flachland.
die einer Spinne mit ausgespreizten Beinen nicht unähnlich ist. Wegen
der Naturschönheiten wird Rügen von Fremden zur Erholung und zu
Badezwecken sehr viel besucht. Die waldreiche Halbinsel Zasmund mit
ihrer 133 m hohen blendendweißen Kreide-Steilküste (Stubbenkammer,
Königsstuhl), umspült von dem milchig gefärbten Wasser, ist am schönsten.
Im Waldesdickicht liegen der sagenhaste Herthasee und die Opfersteine und
einige Stunden südlicher die sehr besuchten Badeorte Saßnitz und Binz.
Die Nordspitze der Insel heißt Arkona (55 in). Hier verehrten einst die
Wenden den mächtigen, vierköpfigen Swantewit. Jetzt steht hier ein
Leuchtturm. Der Hauptort der Insel ist Bergen. Von Stralsund au der
pommerschen Küste führt eine Fähre die Eisenbahnzüge nach Rügen.
b. Die Flüsse.
Das Flachland wird von 6 großen, schiffbaren Flüssen, die als
Handels- und Verkehrsstraßen dienen, durchzogen. Die Senkung der
ganzen Ebene nach Nw. bestimmte die Hauptrichtung der Flußläuse.
(Nw.) Das östliche Tiefland ist reicher bewässert als das westliche.
Hier fließen der Rhein (Unterlans), die Ems und die Weser (Unterlauf)
mit ihren Nebenflüssen zur Nordsee. Im O. gehören die Flüsse fast mit
ihrem ganzen Laufe dem Tieflande an (Elbe, Oder), die Weichsel nur im
Unterlaufe. Sie durchschneiden dasselbe merkwürdiger Weise in 3 Haupt-
richtungen. Nach N. fließen die Oder mit Bober, Görlitzer Neiße und die
Spree. Nach W. eilen: Warte, Netze, Pregel, Memel, nach S. viele
Abflüsse des Nördlichen Höhenzugs, so die Havel und die Brahe. Zu
dieseu Flüssen gesellen sich im 0. viele künstliche Wasserstraßen, Kanäle,
so vor allem der Oberländer- (teils Schleusen-, teils Eisenbahnstrecke), der
Bromberger-, der Friedrich - Wilhelm-, der Finow-, der Plauer-,
der Elb-Trave-Kanal, im W. der Rhein- Ems - Kanal, im N. der
Kaiser Wilhelm-Kanal. Auch an Seeen übertrifft der 0. den W.
bedeutend, der nur zwei nennenswerte, das Steinhuder Meer und den
Dümmersee, zählt. Die großen Flnßtäler bestehen durchweg aus
sehr fruchtbarem Schwemmlande (Gebirgsfchlamm), das Getreide in bester
Güte hervorbringt (Kornkammern des Vaterlandes). Die gesegnetsten
Täler haben die Weichsel und Oder im Unterlaufe, die Elbe bei
Magdeburg und Hamburg, die Wefer bei Bremen, der Rhein in der
Kölner Bucht. Gegen Überflutungen suchte man die Fluren durch starke
Deiche zu schützen. Der Ackerbau in den Flußtälern und der Handel
und Verkehr auf den Flüssen geben großen Volksmengen Nahrung und
Beschäftigung, weshalb sich hier die größten Städte des Vaterlandes ent-
wickeln konnten. Am Pregel liegen: Königsberg, an der Weichsel Danzig,
an der Oder: Breslau, Frankfurt, Stettin, an der Spree Berlin, an
der Elbe: Magdeburg, Hamburg, an der Weser: Bremen, am Rhein:
Köln, Düsseldorf.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
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Extrahierte Personennamen: Binz Friedrich Friedrich
Der Kaiser Wilhelm-Kanal,
105
c. Der Kaiser Wilhelm-Kanal.
Schon seit Jahrhunderten sehnten sich die Seefahrer nach einer kurzen,
bequemen und ungefährlichen Verbindung zwischen Nord- und Ostsee. Der
Weg um Skageu und durch deu Belt war zu gefahrvoll. In 25 Jahren
sind über 8000 Schiffe gestrandet. „Der Kirchhof der See." Viele
Pläne entwarf man für einen neuen Wasserweg, aber keiner wurde so
praktisch durchgeführt als der, den Kaiser Wilhem I. guthieß. Am 3. Juni
L887 wurde von ihm der Grundstein zu dem gewaltigen Bau gelegt.
8 Jahre arbeiteten durchschnittlich 6000—8000 Arbeiter daran und be-
nutzten 70 Dampfbagger, 90 Lokomotiven, 120 Schleppdampfer, 250
Transportwagen und viele andere Maschinen. Die ausgeschachteten Erd-
und Gesteinsmassen würden aufgeschichtet einen Berg von 200 m Höhe
und 4 km Fußumfang geben. Am 20. Juni 1895 wurde der Kanal
unter großer Feierlichkeit — alle Seemächte der Erde beteiligten sich daran —
dem Verkehr übergeben. Kaiser Wilhelm Ii. nannte ihn zu Ehren feines
Großvaters Kaiser Wilhelm-Kanal. Er beginnt nördlich von Kiel mit der
Schleuse von Holtenau und zieht in einer Länge von 98,65 km über
Rendsburg nach Brunsbüttel nahe der Elbmündung. Bis Rendsburg
folgt der Kanal fast ganz dem alten Eiderkanalbette (1717—1784 von
den Dänen erbaut, es genügte dem heutigen Verkehr nicht mehr), dann
wendet er sich nach Sw. und endlich nach 8. zur Nordsee. Der Wasser-
spiegel des K. W. K. ist 65 bis 100 m, die Sohle 22 m breit, die
Tiefe beträgt 91/2 m. Keine andere Binnenland-Wasserstraße der Erde ist
so tief. Die Elbe zwischen Magdeburg und Hamburg hat durchschnittlich
nur eine Fahrtiefe von 2—3 m. Die größten Handels- und Kriegs-
schiffe können ihn bequem durchfahren und einander ausweichen. Damit
der Eisenbahn- und Straßenverkehr durch den Kanal nicht unterbrochen
würde, führte man über ihn 2 feste Hochbrücken — bei Grünthal und
Levensau —3 Drehbrücken und legte mehrere Fähren an. Die Kieler
oder Levensauer Hochbrücke gehört mit zu den größten Bogendrücken der Welt.
Sie spannt 164 m und ragt 42 m über den Wasserspiegel. Gegen das
Andrängen der oft sturmgepeitschten Meereswogen, und um dem Kanal
bei der Ebbe und Flut einen stets gleichhohen Wasserstand zu erhalten, ist
Anfang und Ende durch 2 Doppelschleusen geschützt. Die Holtenauer
Schleuse wird nur bei starken Nord- und Oststürmen geschlossen, die
Brunsbütteler wegen der Gezeiten täglich öfter. Dampfkraft bewegt die
riesigen Schleusentorflügel. Der Kaiser Wilhelm-Kanal gehört zu den
wichtigsten Wasserstraßen der Erde und hat für Deutschland und den Welt-
verkehr sehr große Bedeutung. Für den Handel und Verkehr ist der Kanal
der kürzeste und sicherste Weg zwischen den beiden Meeren. Der Weg
wird durchschnittlich um 30 Stunden verkürzt. Für unsere Flotte und die
Kusteuverteidigung ist er wertvoll, weil durch ihu die beiden Kriegshäsen
Kiel und Wilhelmshaven auf kürzestem Wege verbunden werden.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Levensauer_Hochbrücke
Extrahierte Ortsnamen: Nord- Ostsee Kiel Holtenau Rendsburg Rendsburg Nordsee Magdeburg Hamburg Deutschland Kiel Wilhelmshaven
106 Das Norddeutsche Flachland-
C. Klima.
Die niedrigen Höhen des Baltischen Landrückens schützen das Ties-
land ungenügend vor den rauhen Nord- und Ostiviudeu. Auch die ungeheure
russische Ebene hat Einfluß aus das Klima. Herrscht dort große Kälte,
so sinkt, herrscht dort Hitze, so steigt hier die Temperatur. Die kälteste und
regenärmste Gegend ist die Ostpreußische Seeenplatte. Doch kann auch hier-
nach Ackerbau getrieben werden. Die geringste mittlere Jahreswäriue
beträgt 6° C. Milder ist das Land an der Meeresküste und tut Binnen-
lande, so haben Berlin 9° C., Breslau 8° C., Magdeburg 8,8 C. Durch -
schuittswäriue. Das westliche Tiesiaud ist durchweg wärmer und an Nieder-
schlägen reicher. Die flache Küste läßt die Milde des offenen Meeres
(Seeklima) auf das Biuueulaud wirken. Während am Meere im Durch-
schnitt 7,5° C. sind, zeigt das Binnenland 8—9°C.
D. Schätze in der Tiefe.
Da die Gesteinsschichten, die gewöhnlich Steinkohlen und Erze ein-
schließen, in der Ebene zu ties liegen, so hat man sie bis jetzt noch nicht
abgebaut, weiß auch noch nicht sicher, ob sie hier diese Stoffe bergen. Aber
zwei äußerst wertvolle Schätze sind in reichem Maße vorhanden: Salz und
Braunkohle. Die häufig sprudeludeu Salzquellen (Halle, Artern, Lüneburg)
und die Gipslager zeigten die Anwesenheit des Salzes an. Beide Stoffe
haben sich einst aus dem salzigen (Ur) Meere zu Boden gesetzt. Bohrnngen
haben ergeben, daß Norddeutschlaud wohl das salzreichste Laud der Erde
ist (Staßfurt, Schönebeck, Sperenberg b. Berlin, Jnowrazlaw, Lüneburg,
Segeberg). Braunkohlen finden sich hauptsächlich in den ehemaligen Senken
und Tälern, so zieht ein breiter Braunkohlengürtel sich am Nordrande der
Gebirge hin. Die Mittelpunkte der Brauukohlengewinnnng sind: Halle-
Weißensels-Zeitz, Völpke b. Magdeburg, Krossen a. O., Lissa am Obra.
Torf liesern die großen Brüche und Moore. Wertvoll sind die Kalksteine
des Rüdersdorfers Kaltlagers (fö. v. Berlin), fast weltberühmt die Pflaster-
steine der Umgegend von Magdeburg (rote und blaue Grauwacke), die Lehme
und Tone, aus denen das für das Tiefland wichtigste Baumaterial, die
Ziegel, aber auch wertvolle Touwaren (Bunzlau, Görzke) gebrannt werden.
Auch der sonst seltene Bernstein wird ans der Tiefe, aber anch minlaggern
und Fischnetzen gewonnen. Das wichtigste Bernsteingebiet ist das ^-anstand.
Die Insel Rügen liefert vorzügliche Kreide und die Gegend von Halle
gute Porzellanerde. An Metallen liefert das Tiefland nur Eisen, Zink
und Blei auf der Oberschlesischeu Platte. Der Reichtum an Zink ist hier
so groß, daß Deutschland dadurch das Hauptziuklaud der Erde geworden ist.
E. Die Bewohner.
a. Beschäftigung, b. Volksstä m m e, c. Religion.
a. Nach der Betrachtung der Bodenform, der Gewässer und der Schätze
in der Tiefe des Norddeutschen Flachlandes ergeben sich für feine Bevölkerung
folgende Nährquellen:
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Berlin_9°_C. C. Lissa
Extrahierte Ortsnamen: Baltischen_Landrückens Breslau Magdeburg 7,5°_C. Artern Lüneburg Norddeutschlaud Sperenberg Berlin Lüneburg Segeberg Weißensels-Zeitz Magdeburg Berlin Magdeburg Bunzlau Deutschland