J
62
1761 Friedrichs Defensivstellang bei Bunzelwitz. —
Schweidnitz durch Laudon und Colberg durch die Russen genommen. — England tritt vom Bündnis mit Preussen zurück.
1762 Tod der Kaiserin Elisabeth von Russland.
Peters Iii. Waffenstillstand, dann Friede mit
Preussen und Bündnis gegen Oesterreich.
26. Jun. Friedrichs Sieg bei Burkersdorf über die Oesterreicher.
29. Octbr. Des Prinzen Heinrich und Seidlitz’ Sieg bei Freiberg.
1763 15. Febr. Hubertsburger Friede.
1765—1790 Kaiser Joseph Ii.
1772 Erste Theilung Polens.
1778—1779 Bairischer Erbfolgekrieg. Tesehener Friede.
1780 Maria Theresia f. Joseph Ii. folgt in Oesterreich.
1785 Deutscher Fürstenbund gestiftet von Friedrich
dem Grossen.
1786 17. Aug. Friedrich der Grosse f.
Dritte Periode.
I. Frankreich als Republik bis 1804.
1775—1783 Abfall der nordamerikanischen Kolonien von England. Washington.
1776 Unabhängigkeitserklärung der 13
vereinigten Staaten.
1777 Bourgoynes Corps streckt die Waffen
bei Saratoga.
1778 Franklin bewegt Frankreich zu einem
Bündnisse mit den vereinigten Provinzen.
1781 Capitulation des englischen Generals
Cornwallis bei Yorktown.
1783 Friede zu Versailles.
1715—1774 Ludwig Xv.
1786—1797 Friedrich Wilhelm Ii. König von Preussen.
1789 Berufung der etats generaux in
Frankreich.
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Extrahierte Ortsnamen: Schweidnitz England Russland Oesterreich Friedrichs Freiberg Polens Oesterreich Frankreich England Washington Saratoga Frankreich Versailles Preussen Frankreich
67
Schleswig, Holstein und Lauenburg an Preussen und Oesterreich.
1865 Vertrag zu Gastein: Preussen erhält die Ver-
waltung Schleswigs und Lauenburg; Oesterreich die Holsteins.
1866 Der deutsche Krieg geführt von Preussen
im Bunde mit Italien gegen deutsche Bundesstaaten und Oesterreich.
17-, 18.19. Jun. Besetzung Hannovers, Sachsensund Kurhessens. 28. Jun. Gefecht bei Langensalza.
Gefechte bei Kissingen und Aschaffenburg.
Nach den Einzelgefechten und Siegen bei Podol und Gitschin, Hühnerwasser und Münchengrätz, Nachod und Skalitz
3. Juli grosse Entscheidungsschlacht und Sieg der
Preussen bei Königgrätz (Sadowa).
26. Juli Verhandlungen zu Berlin mit den Bundesstaaten. 23. Aug. Friede zu Prag mit Oesterreich.
1867 24. Febr. — 17. Apr. Norddeutscher Reichstag und An-
nahme der norddeutschen Bundesverfassung.
1868 Zollparlament in Berlin.
1869 8. Decbr. Eröffnung des vaticanischen Con-cils: Infallibilitätsdogma.
187014. — 18. Juli Feierlicheproclamation desselben. ' 1870 20. Sept. Rom von den italienischen Truppen zur Capitulation gezwungen: Auf-hören der weltlichen Herrschaft des Papstes.
1870—1871 Nationalkrieg gegen Frankreich.
1870 2. Aug. bis 4. Sept. Krieg gegen das Kaiserreich.
4. Aug. Die dritte Armee (Südarmee) unter dem Kron-
prinzen von Preussen erkämpft durch die Erstürmung von Weissenburg den Eingang in den Eisass.
6. Aug. Blutiger Sieg über die französische Südarmee unter Mac Mahon bei Wörth. Gleichzeitige Erstürmung der Spicherer Höhen durch Theile der ersten Armee (Nordarmee).
14. 16. 18. Aug. Heisses Ringen der deutschen Heere in den grossen Schlachten um Metz bei
5*
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Extrahierte Ortsnamen: Holstein Lauenburg Preussen Oesterreich Schleswigs Lauenburg Oesterreich Preussen Italien Oesterreich Hannovers Sachsensund_Kurhessens Langensalza Kissingen Aschaffenburg Preussen Berlin Oesterreich Berlin Frankreich Weissenburg Mahon
9
1819 der Bundestag sich aneignete; strenge Ueberwaehung
der Universitäten, ihrer Professoren und Studenten, wie der
Presse; Niedersetzung einer „Centraluntersuchungscommission“
zu Mainz. Diese karlsbader Beschlüsse werden ergänzt durch
die wiener Schlussakte (18. Mai 1820), deren Paragraphen,
hauptsächlich gegen die mittlerweile in den meisten deutschen
Staaten einge^ührten landständischen Verfassungen gerichtet, in
dem Satze gipieln, dass die Fürsten, in deren Person die ge-
sammte Staatsgewalt vereinigt bleiben müsse, in der „Erfüllung
ihrer bundesmässigen Pflichten“ durch diese Verfassungen nicht
beschränkt werden dürften.
4. ) Art. 13 der Bundesakte nämlich hatte festgesetzt, dass
in allen deutschen Staaten eine landständische Verfassung
„stattfinden werde“; um diese, die Aufrichtung und Wieder-
herstellung solcher Verfassungen in den Einzelstaaten drehte
sich das ganze politische Leben in Deutschland während der
ersten Jahre nach den Freiheitskriegen. In den meisten deut-
schen Staaten kamen solche Constitutionen unter verschiedenen
Umständen und auf verschiedene Weise zu Stande; am leich-
testen, bei gegenseitigem gutem Willen in Weimar (Grossherzog
Karl August, Goethes Freund, 1816); in Baden und Bayern
1818; Hannover 1819; Grossherzogthum Hessen 1820; während
in Kurhessen der lange Kampf gegen die Launen eines ent-
arteten Fürstenhauses begann, der erst im Jahr 1866 mit
einem gerechten Strafgericht gegen den 3ten dieser Fürsten
endigte; in Würtemberg nach längerem Kampf, der von der
altständischen Partei (Uhlands Lieder vom „alten guten Recht“)
gegen den rheinbündnerischen König Friedrich und seinen
einsichtigen Minister von Wangenheim geführt wurde, durch
den fähigen und wohlmeinenden Nachfolger Wilhelm I. 1819
zum befriedigenden Abschlüsse kam. Zweikammersystem,
Rechtsgleichheit aller Staatsbürger, Antheil der Landesver-
tretung an Gesetzgebung und Besteuerung sind gemeinsame
Grundzüge dieser Verfassungen; zum Theil wie in Würtem-
berg . war die Regierung freisinniger als die Kammern;
besonders lebhafte Thätigkeit in der badischen Kammer; Ein-
fluss des französischen Parlamentarismus.
5. ) Auch in Preussen hatte ein königlicher Erlass vom
22. Mai 1815 dem Lande eine Repräsentativverfassung ver-
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Extrahierte Personennamen: Karl_August Karl August Goethes Friedrich Friedrich Wilhelm_I.
65
an dessen Stelle trat, durch Erzwingung oder Erschleichung
des Beitritts zum deutschen Zollverein diese wirtschaftliche
Grundlage der künftigen politischen Einheit zu zerstören, miss-
lang. Vielmehr errang Preussen, dem hier österreichischer
Uebermuth und mittelstaatliche Eifersucht (Bamberger Con-
ferenzen) ein zweites Olmütz bereiten wollte, auf diesem Ge-
biet einen ersten Erfolg, indem 1853 der Zollverein in seiner
bisherigen Gestalt auf 12 Jahr erneuert wurde.
2. Bundestag und einzelne Staaten ausser Preussen■ Un-
fruchtbare Zeit; überall Herstellung der vormärzlichen Ver-
fassungs- und Verwaltungszustände und mehr oder weniger
grausame Verfolgung der Ideen und Personen, die sich 1848
unbequem gemacht haben; Wiederherstellung des mittelalter-
lichen Junker- und Ständeregiments in Mecklenburg; Aufhebung
der neuen Verfassung in Hannover; offener Rechtsbruch in
Kurhessen durch Aufhebung der Verfassung von 1831: überall
mit Zustimmung und Hülfe des Bundestags, d. h. Oesterreichs.
Der Versuch der Mittelstaaten, des baierischen Ministers
v. d. Pfordten und des sächsischen v. Beust, während des orien-
talischen Kriegs selbstständige (russenfreundliche) auswärtige
Politik zu treiben, misslang.
3. Preussen. Die Bedeutung Preussens als des zum Guten
oder Schlimmen in Deutschland den Ausschlag gebenden
Staates war in der Krisis der Jahre 1848—52 seinen wenigen
Freunden und vielen Feinden klar geworden; dies war eine
der wichtigsten Folgen jener Jahre (die erbkaiserliche Partei
des ehemaligen Parlaments setzt sich als „gothaische Partei“
fort). Auch hatte Preussen trotz seiner Niederlagen gegen
Oesterreich einen wirklichen und wesentlichen Fortschritt ge-
macht durch den Uebergang aus dem absoluten in den Verfas-
sungsstaat; Verfassung vom 6. Febr. 1850, vom König be-
schworen. 2 Kammern üben mit dem König die gesetzgebende
Gewalt, das Herrenhaus, und das Haus der Abgeordneten;
letzteres 352 Mitglieder, Wähler jeder unbescholtene Preusse
über 24, wählbar jeder über 30 Jahre; in 3 Classen nach
dem Census wählen die Urwähler die Wahlmänner, diese die
Abgeordneten.
Allein diese Verfassung kann sich zunächst durch das Miss-
trauen des Königs gegen Alles, was mit der Revolution zusammen-
J äger, Abriss der neuesten Geschichte. 5
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68
Theilen verschiedenartigster Nationen (auf 12,000 Qm., 15 Millio-
nen Slaven, 8 M. Romanen, 8 M. Deutsche, 5 M. Magyaren u. s. w.)
gelegen waren, mildern können. Hierzu wäre die März 1849
octroyirte Verfassung nicht ungeeignet gewesen. Allein diese
Verfassung war nicht ernst gemeint, und es erfolgte unter allerlei
grossen Worten von Verjüngung und Regeneration Oester-
reichs nur die Herstellung des vormärzlichen Absolutismus. Der
einzige dauernde und grosse Erfolg war die Aufhebung des
Robot, — der Zwangsarbeit des Bauernstandes, im übrigen
war die Zeit von 1850—59 (Fürst Schwarzenberg f 5. März
1852) und die wiederhergestellte kaiserliche Vollgewalt durch-
aus ohne schöpferische Reformen. In Ungarn und Italien reine
Militär herr schaft. März Verfassung aufgehoben, wogegen 1855
der verhängnisvolle Schritt des Concordats mit der römischen
Curie, welches in den wichtigsten Beziehungen die Staatshoheit
der römischen Hierarchie überliefert. Widerspruchsvolle auswär-
tige Politik in der orientalischen Frage; elende Finanzen, Schul-
den auf Schulden, doch Fortschritte in Industrie und Handel. Der
kaiserliche Wahlspruch „viribus unitis“, während in Wahrheit
das Reich der tiefsten Zerrüttung entgegenging. Zuerst um die
italienische Stellung Oesterreichs entbrannte der Kampf, zu
welchem Napoleon am 1. Jan. 1859 den Handschuh hinwarf.
Iii. Yom Beginn des italienisch-franzö-
sisch - österreichischen Krieges bis zum
Tode Friedrichs Yii. von Dänemark
1859-1863.
I. Der italienische Krieg (1859).
Der „Neujahrsgruss“ Napoleons an den österreichischen
Gesandten, „ich bedaure, dass unsere Beziehungen zu Oester-
reich nicht mehr so gut sind wie früher“, wird überall auf sofor-
tigen Krieg gedeutet. Geheime Abmachungen von Plombières
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Extrahierte Personennamen: Fürst_Schwarzenberg März Napoleon Jan Friedrichs_Yii Friedrichs Napoleons
69
und dynastische Verbindung Napoleons mit dem savoyischen
Hause durch Vermählung seines Vetters mit der Tochter Victor
Emanuels, dessen Thronrede Jan. 1859 von dem „Schmerzens-
schrei“ Italiens spricht, gegen welchen Piemont nicht unem-
pfindlich sein dürfe. Die Vermittlungsversuche Preussens und
Englands, welche die „italienische Frage“ auf einem Congress
behandeln wollen, vereitelt Oesterreich durch ein Ultimatum,
welches (April) binnen 3 Tagen von dem turiner Cabinet die
Abrüstung verlangt. Das piemontesische Parlament überträgt
nun dem König die Dictatur auf Kriegsdauer.
Oesterreich ohne Verbündete: die aufgeregte kriegerische
Stimmung in einem Theile Deutschlands wird gedämpft durch
die verständige Politik Preussens, welches die deutschen, nicht
die österreichischen Interessen zur Richtschnur nimmt. So
bleibt der Krieg „localisirt“, auf Italien beschränkt. Der
Führer des österreichischen Heeres, Franz Giulay, kein Radetzky,
vertrödelt, nachdem er mit 100,000 Mann 29. April den
Tessin überschritten, die Zeit, bis die französische Hülfsmacht
heran gekommen ist; das erste Gefecht, bei Montebello (19. Mai)
geht für die Oesterreicher verloren. Erste Hauptschlacht bei
Magenta am Tessin (4. Juni) wird durch die Unfähigkeit der
österreichischen Oberleitung zur Niederlage; die Lombardei
aufgegeben; Parma, Modena, Toscana verloren, ihre Fürsten
flüchtig; am 8. Einzug Napoleons und Victor Emanuels in
Mailand. Des ersteren Programm verlangt „Italien frei bis
zur Adria“. Das österreichische Heer geht über den Mincio
zurück; die österreichische Partei in Deutschland verlangt
ungestüm den Krieg, um „den Rhein am Po zu vertheidigen“.
— Nachdem Kaiser Franz Joseph selbst den Befehl über das
österreichische Heer, das in dem unüberwindlichen Festungs-
viereck Peschiera, Mantua, Verona, Legnago bis zu 200,000 M.
■sich verstärkt, übernommen hat, überschreitet dasselbe den Mincio
zu einem Vorstoss gegen die Lombardei. Gegen die 180,000
verbündeten Franzosen und Piemontesen grosse Schlacht von
Solferino am rechten Mincioufer (24. Juni): am Nachmittag
Oesterreichs Niederlage entschieden.
Aufregung in Italien und Deutschland; der. Krieg nähert
sich deutschem Bundesgebiet. Preussens Politik: nur zum
Schutz deutschen Gebiets in den Krieg einzutreten, und zwar
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Victor
Emanuels Jan Franz_Giulay Franz Radetzky Napoleons Victor_Emanuels Franz_Joseph Franz Legnago
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Italiens Englands Oesterreich Oesterreich Deutschlands Italien Magenta Modena Napoleons Mailand Deutschland Rhein Mantua Verona Oesterreichs Italien Deutschland
71
Zurückführung jener Fürsten unmöglich war, ein todter Buch-
stabe. Im Jan. 1860 tritt Cavour wieder an die Spitze, bildet
ein italienisches Ministerium, erklärt die Rückkehr der Fürsten
für unmöglich ; im März vollzieht sich die Annexion der
„Emilia“ (Provinz an der alten ämilisclien Strasse) durch ein
„Plébiscité der Bevölkerungen nach französischem Muster.
Napoleon stimmt, nachdem er eine Zeitlang mit der Idee eines
europäischen (Kongresses zur Schlichtung dieser Frage sich ge-
tragen, der vollendeten Thatsache zu, indem er in Gemässheit
der Abmachungen von Plombières Savoyen und Nizza mit
Frankreich „wiedervereinigt“ (revendiquer). Das Parlament
zu Turin vertritt nunmehr bereits 11 Millionen Italiener, •—
Oberitalien und Mittelitalien; es blieb noch der Kirchenstaat,
dem bereits der Strich am adriatischen Meer, die Romagna,
abfällig geworden, und Neapel.
2. Die mittelitalienische Frage wurde rasch zur italienischen.
In Neapel war Mai 1859 der „Re Bomba“, Ferdinand Ii., ge-
storben. Franz Ii., noch ein Jüngling, folgte. In Palermo,
Messina, auch in Neapel selbst zeigten sich aufständische Re-
gungen, von geheimen Comités geleitet. Der Führer der
„Actionspartei“, Joseph Garibaldi, der 1807 zu Nizza geboren,
beim Beginn der italienischen Bewegung aus Südamerika
zurückgekehrt, 1848 und wieder 1859 durch Organisation der
Freiwilligen und ihre glückliche Führung sich hervorgethan,
wirbt eine Anzahl Freiwilliger, bemächtigt sich zu Genua
einiger Schiffe und landet Mai 1860 mit seinen 1000 Frei-
willigen zu Marsala an der Westküste Siciliens, übernimmt
die Diktatur „im Namen Victor Emanuels, des Königs von
Italien“, täuscht die neapolitanischen Truppen durch geschickte
Märsche, erringt Erfolge, drängt, von der Bevölkerung unter-
stützt, in Palermo ein, schliesst mit dem neapolitanischen General
Lanza einen Waffenstillstand. In Neapel wird jetzt, bereits
zu spät, ein liberales Ministerium berufen, eine Verfassung
versprochen — dann die von 1848 wiederhergestellt; aber
schon am 18. Juli kapitulirt Messina. Garibaldi, dem abmah-
nenden Befehle Victor Emanuels den Gehorsam weigernd,
landet auf dem Festland, bei Reggio (19. August). Kein ernst-
licher Widerstand der königlichen Truppen mehr; er kündigt
seine Ankunft in der Hauptstadt an, aus welcher Franz Ii.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Romagna Ferdinand_Ii Ferdinand Franz_Ii Franz Joseph_Garibaldi Victor_Emanuels General
Lanza Garibaldi Victor_Emanuels Reggio August Franz_Ii Franz
73
Ein Versuch Garibaldis, auf eigene Hand von Sicilien aus
gegen Rom zu operiren, wird von der italienischen Regierung
(Ratazzi) vereitelt, Garibaldi bei Aspromonte von königlichen
Truppen überwältigt, durch eine „königliche Musketenkugel“
verwundet (Sommer 1862), der Anspruch auf Rom, als die
Hauptstadt Italiens aber von Regierung und Parlament aus-
drücklich betont und festgehalten.
2. Spanien und Portugal.
Beide Länder bleiben von den für die „lateinische Race“
so wichtigen Vorgängen des letzten Jahres unbehelligt; 1859
Krieg Spaniens gegen Marocco und während desselben ver-
fehlte carlistische Schilderhebung; April 1860 Friede zu Tetuan
mit dem maroccanischen Barbarenreich.
3. F rankr ei ch.
Napoleon kehrt nach Paris zurück; ohne sein Programm
„Italien frei bis zur Adria“ verwirklicht zu haben, hat er doch
seine Stellung für den Augenblick durch Sieg und Landerwerb
wesentlich verstärkt. Freilich brachte ihn letzteres (Savoyen)
sofort in Weiterungen mit der Schweiz, wegen der einigen an
Genf gränzenden Strichen von Savoyen in den wiener Ver-
trägen zugesicherten Neutralität, und erweckt Misstrauen auch
im übrigen Europa; in Belgien, England und Deutschland.
Napoleon sucht dieses Misstrauen zu beschwichtigen, Deutsch-
land durch Zusammenkunft mit dem Prinz-Regenten von
Preussen und einer grossen Anzahl deutscher Fürsten zu
Baden-Baden (Juni 1860), und England durch einen frei-
sinnigen Handelsvertrag, mit dem er eine verständigere Han-
delspolitik, als die von den seitherigen französischen Regierun-
gen geführte, einleitete. Auch auf seine Stellung im Innern
wirkte der italienische Krieg zurück. Der Widerspruch, der
im Wesen des Bonapartismus liegt, zugleich Erbe und Bän-
diger der Revolution zu sein, zeigt sich, indem er aus Rück-
sicht auf die italienische Nationalpartei sich der Zertrümmerung
des Kirchenstaats nicht widersetzt, aus Rücksicht auf den
Papst aber und die mächtige klerikale Partei in Frankreich
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Extrahierte Personennamen: Garibaldi Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Sicilien Rom Rom Italiens Spanien Portugal Spaniens Marocco Paris Schweiz Genf Europa Belgien England Deutschland Preussen Baden-Baden England
34
Montez die Universität schliesst; heftige Tumulte gegen das
schamlose Weib, welches Febr. 1848 flüchtig wird.
4. Um dieselbe Zeit trat die ungemein wichtige schles-
wig-holsteinische Frage, welche die ganze deutsche Zukunft in
sich barg, in den Vordergrund des allgemeinen Interesses; an
ihr richtete sich das deutsche Nationalgefühl wieder in die
Höhe. Der Kern der Frage war dieser: die in Dänemark
und den Herzogthümern regierende ältere oldenburgische Linie
musste mit dem Kronprinzen Friedrich, der schon bei Jahren
imd kinderlos war, aussterben; in Dänemark und Lauenburg
folgt alsdann die weibliche Linie, in Holstein die jüngere olden-
burgische, zunächst das augustenburgische Haus; wie aber in
Schleswig? Die hervorragendewichtigkeitdiesesletzterenlandes
für Deutschland wie für Dänemark zeigt die Karte. Holstein nun
war immer deutsches Reichsland gewesen, Schleswig niemals
(Eidora Romani terminus imperii); dagegen aber gehörten beide
Herzogthümer, nach alten Pergamenten wie nach geographischer
Lage, gleichen Verhältnissen und Sitten enge zusammen (up
ewig ungedeelt) und Schleswig war zu zwei Dritteln der Be-
völkerung deutsch. Bei der Wichtigkeit des Lande hattedr f s
Kampf der dänischen und der deutschen Partei längst begon-
nen ; zu offenem Ausbruch brachte ihn die Successionsfrage und
der auf diese bezügliche offene Brief des Königs Christian Viii
vom 5. Juli 1846, in welchem dieser die Zusicherung gab, dass
der dänische Gesammtstaat erhalten bleiben werde. Dies fasst
die deutsche Partei in den Herzogthümern als Herausforderung
auf, und in ganz Deutschland entsteht eine immer lebhaftere
Agitation für diese erste grosse praktische Frage nationaler
auswärtiger Politik — eine Frage, welche zu lösen sich der
Bundestag sofort und weiterhin als unfähig erwies. Sie war
bestimmt, nur mit der gesammtdeuischen Frage zugleich gelöst
zu werden.
2. Schweiz.
Der immer gewaltsamere Charakter des Kampfes der das
europäische Leben bewegenden Gegensätze zeigte sich nament-
lich in der Schweiz, in dem Ringen der Radikalen und Ultra-
montanen. An der Spitze der ultramontanen Kantone steht
Luzern, dessen Regierung (T844) den Jesuitenorden zur Lei-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Eidora_Romani Christian_Viii
Extrahierte Ortsnamen: Dänemark Dänemark Lauenburg Holstein Schleswig Deutschland Dänemark Holstein Schleswig Deutschland Schweiz Luzern
83
Erster Theil.
1863—1866.
l f Der deutsch- dänische Krieg,
1. Das londoner Protokoll vom 8. Mai 1852, welches
eine schwere Niederlage Preussens und Deutschlands be-
zeichnete, hatte das Princip der Integrität der dänischen
Monarchie aufgestellt und die Erbfolge nicht nach Grundsätzen
des Rechts und nicht nach den Wünschen der Nächstbetheiligtem
sondern nach der europäischen Convenienz geordnet. Es wurde
von dänischer Seite ausgebeutet, um das deutsche Element in
dem streitigen Lande, Schleswig (und womöglich auch in Hol-
stein) nach Möglichkeit zu unterdrücken. Vergewaltigung
deutscher Geistlichen, Lehrer, Beamten lässt die Absicht immer
deutlicher erkennen, Schleswig förmlich dem Königreich zu
incorporiren, was ebenso gegen das Recht des Landes wie
gegen die dem londoner Protokoll vorausgegangenen Verpflich-
tungen verstiess. Lange und unfruchtbare Correspondenz mit
Deutschland: die dänische Regierung concentrirt ihre Anstren-
gungen auf Gewinnung der Eidergränze, auf Danisirung Schles-
wigs : die Streitigkeiten in betreff Holsteins führen nach langem
Hin und Her den Beschluss des Bundestags vom 1. Oct. 1863
herbei: Bundesexecution in Holstein, auszuführen durch Han-
nover und Sachsen, — Oesterreich und Preussen in Reserve
während dem kopenhagener Reichsrath nunmehr eine für Däne-
mark und Schleswig gemeinsame Verfassung vorgelegt und von
diesem 13. Nov. 1863 angenommen wird.
2. Allein 15. November stirbt König Friedrich Vn.: nach
dem londoner Protokoll folgt Christian Ix. von der glücks-
burger Linie, welcher bedrängt von der kopenhagener Bevöl-
kerung am 18. die Verfassung vom 13., also die Incorporation
Schlesivigs sanctionirt. Allein der nach der Rechtsanschauung
der beiden Herzogthümer Schleswig und Holstein für diese
allein berechtigte Nachfolger war Friedrich Herzog von,
6*
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Vn Friedrich Christian_Ix Schlesivigs Friedrich_Herzog Friedrich