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grau gewordener, bewährter Mann. — Veriren, necken, beunruhigen, quä-
len, anfuhren. — Vicariren, eines Andern Stelle vertreten. — Vicariai,
Stellvertretung. — Victualien, Lebensmittel, Eßwaarcn. — Vidimiren,
beglaubigen, gerichtlich bestätigen, daß eine Abschrift mit der Urschrift
(Original) gleichlautend fei. — Vignette, w. (Winjette) Verzierungsbild-
chen, Druckverzierung, kleines Kupfer zwischen dem Drucke oder zu Anfang
oder Ende desselben. — Violine, w. Geige. — Virtuos oder Virtuose, m.
ausgezeichneter Künstler. — Visiren, beschauen, zielen, auf's Korn nehmen.
— Visitiren, besichtigen, durchsuchen; daher Visitation, Visitator.— Visite,
w. (Wisitte) Besuch, Aufwartung. — Vivat! er oder es lebe! — Vul-
can, m. ein feuerspeiender Berg.
W.
Wattiren, walten, mit gesteifter Baumwolle u. s. w. unterlegen. —
Wrack, s. Trümmer eines gescheiterten Schiffes.
B.
Isop, m. eine Gewürzpflanze.
3.
Zcnith, m. Scheitelpunkt am Himmel (entgegengesetzt Nadir, Fuß-
punkt.) — Zone, w. Gürtel, Erdgürtel, Erdstrich.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
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Extrahierte Personennamen: W.
Wattiren B.
Isop Zcnith
Die Erde als Weltkörper.
299
plattet, was von ihrem Umschwünge herrühren mag, der grade um die
Mitte, wo er am stärksten ist, mehr Masse angehäuft hat; die Abplattung
beträgt etwa 7300, genau (nach Encke) 2fl9>162818. Im Ganzen thut dies der
Kugelgestalt keinen Abbruch. Noch minder thnn dies die Berge, denn die
höchsten sind nur dem 1700 teu Theil des Durchmessers gleich, verschwinden
also an der Dicke des Erdkörpers, wie Sandkörner an einer Bombe. —
Der Umfang der Erde am Aequator beträgt 5400 Mln. (40, 070363 m.),.
ihre Oberfläche 9,261238,3 geogr. □Mln. (509, 950714 ^Kilometer);
ihr körperlicher Inhalt 2650,184445, t geogr. Knbikmeilen (1,082841,315400
Kubik-Kilometer».
Die Erde dreht sich in 24 Stunden^) um ihre eigne Axe. Da sie nun
5400 Mln. im Umfang hat, so müßte sie, wenn sie wie gewöhnliche Kugeln
rollte, durch jede Umdrehung nur 5400 Mln. sich von der Stelle bewegen;
sie schwingt sich aber jede Seeunde 4,i Ml. vorwärts, also bei jeder Um-
drehung mehr als 5400. — Vermöge dieser Flugkraft würde sie nun in
gerader Linie, wenn kein Hindernis da wäre, fortfliegen; allein die An-
ziehungskraft der weit größern Sonne nöthigt sie, stets aus der geraden
Linie ansznbeugeu, und schleudert sie auf diese Weise um sich herum, doch
wie schon oben gesagt, nicht im völligen Kreise, sondern in einer Ellipse.
Sie befindet sich deshalb eine Zeit des Jahres, wo sie mehr ihre Wasser-
reiche Südhälfte der Sonne zukehrt (in nnserm Winter) auch der Sonne
näher, als im Sommer, wo sie am weitesten absteht. Ihre mittlere Em-
fernnng von der Sonne ist über 20l/a Mill. Mlit.**), und die Länge der
Bahn 130,938000 Mln., die sie in 365 Tagen 5 Stunden 48' und 47,6 "
zurücklegt.
§. 13. Verhältnis der Erdbbahn zur Ebene des Aequators und
zur Ekliptik.
Es war oben vom Himmelsäquator die Rede, der gleich weit von den
Polen abstehend gedacht wird und die ganze Himmelskugel in zwei Hälften,
*) Der Sterneutag = 23 St. 56' 4", Sonnentag == 24 St. 3' 56", also der
mittlere 24 Stunden.
**) Genan, nach Enckes sorgfältigen Rechnungen: 20,666800 Mln.; in der
Sonnennähe ist sie nur 20,318499, in der Sonnenferne dagegen 21,015101 Mln.
von der toonne entfernt. Uebrigeus ist keines der hier und oben angegebenen Elemente
der Erdbahn ganz konstant, vielmehr ändern sich in gewissen Perioden Lage und Ge-
stalt der Bahn zum Theil auf sehr merkliche Weise, und zwar infolge der Einflüsse,
welche außer der Louue auch die übrigen Körper des Planetensystems, namentlich die
benachbarten Planeten und der Moud vermöge ihrer Anziehungskraft auf unfern Erd-
ball und seine Beweguugen ausüben.
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368
Vom Erdmagnetismus.
viel Sekunden so und so viel Schwingungen macht, um ihre Stellung
wieder einzunehmen, wird anderwärts in gleicher Zeit mehr oder weniger
Schwingungen machen. Daran ist ihre magnetische Stärke oder In-
tensität zu erkennen, die nach hinreichenden Beobachtungen von den
Äquatorialgegenden gegen die Polarkreise hin zunimmt und an der Hud-
sonsbai, also nahe dem magnetischen Nordpol, doppelt so groß ist, als in
der heißen Zone. Die Linien, die man auf der Karte über die Orte von
gleicher Stärke zieht, nennt man isodynamische.
Die Nadel ist aber, abgesehen von Inklination und Deklination, höchst selten oder
nie vollkommen ruhig, sie oscillirt, d. h. erzittert oder schwankt rechts und links, indem
gar Vieles auf sie einwirkt. So gering diese kleinen Abweichungen sind, höchstens
V» Grad, so wichtig sind sie dem Forscher, der ihre Veranlassung zu ergründen sucht.
Sie werden daher sorgfältig beobachtet, und zwar mit eignen Instrumenten, besonders
mit dem von Gauß erfundenen Magnetomeler, um die leiseste Acnderung unterscheiden
und messen zu können. Man weiß jetzt, daß nicht bloß Tag- und Jahreszeiten, Kälte
und Wärme und die Stellung der Sonne in der Ekliptik darauf einwirken, sondern
daß namentlich auch Nordlichter, Erdbeben und vulkanische Ausbrüche bedeutende
plötzliche Störungen (Pertubationen) hervorzurufen pflegen.
Zu der Ergründnng des Erdmagnetismus hat Alexander von Hnmboldt viel bei-
getragen. Er wußte Könige und Kaiser zu bewegen, daß sie im Bereiche ihrer Staaten
und Kolonien an vielen Orten ständige Beobachtungen anordneten. So sind magnetische
Warten entstanden in allen Welttheilen, deren Berichte sicher Stoff zu neuen Aufschlüssen
liefern werden.
Z. 38. Natürliche Veränderungen an der Oberfläche.*)
Das Klima der Erde und die davon abhängige Pflanzen- und Thier-
Welt waren nicht zu allen Zeiten dieselben; es haben vielmehr im Laufe
der Entwickeluug unferes Planeten zu seiner gegenwärtigen Oberflächenform
in diesen Beziehungen große Veränderungen stattgefunden, und zwar fowohl
hinsichtlich des Ganzen, als hinsichtlich einzelner Theile desselben. Auch
die festen Theile der Erdoberfläche hatten nicht immer denselben Umfang und
dasselbe Aussehen wie heutzutage. Die jetzigen Küstenstriche sind also nicht
die ehemaligen; häufig lagen Landseen, wo jetzt bebaute Fluren, und um-
gekehrt. Schwerlich ist ein Land, an dessen Stelle nicht einmal das Meer
*) Streng genommen gehört dieses Kapitel aus der Geologie allerdings
nicht in ein Lehrbuch der Geographie, die sich nur mit der bis zur Bewohn-
barkeit für den Menschen fertigen Erde zu befassen hat; da dasselbe gleichwohl die
Billigung kompetenter Benrtheiler erfahren hat, so wird es — mit einigen Abkürzungen
und den notwendigen Aeuderuugen — ans der früheren Auflage des Buches >n dte
gegenwärtige mit herübergenommen. Der Herausgeber.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander_von_Hnmboldt Alexander
370
Veränderungen an der Erdoberfläche.
landsränder zunächst mürbe gemacht, dann zersetzt und zertrümmert. Denn in den
Fjorden, tiefen und steilen Schluchten an Festlands- und Jnselküsten (z. B. in
Schottland, Norwegen, Island, Neu-Seeland :c.), haben wir nichts anderes zu
erblicken, als die leeren Gehäuse ehemaliger Eisströme, die Gefäße, durch die sich die
Gletscher ergossen oder noch ergießen. In derselben Weise wirken alle Gletscher. —
Das während des Sommers in den Spalten- des Gesteins abwärts sickernde und darin
festgehaltene Wasser gefriert während des Winters und zersprengt wegen seines größeren
Volumeus die Gesteinsmasse, die nun in Trümmern verschiedenster Größe der Tiefe
zurollt. Wie bedeutend diese Absprenguugen sind, zeigen gleichfalls die Gletscher, die
ans ihrem Rücken ganze Massen von Steinschntt abwärts tragen und au
den Stellen, wo sie selbst abschmelzen, als Stirnmoränen aufhäufen. Das in
die Risse und Spalten des Gletschers hinein- und hinabfallende Gestein wird durch den
Druck der kolossalen Eismeuge bei deren Fortbewegung zerrieben und zermalmt, daher
das milchartige Aussehen der Gletscherwasser, deren fein zertheiltem Schlamm die Niede-
ruugen an den Flüssen ihre hohe Fruchtbarkeit verdanken (Ober^Rheiuthal). — Was
durch Verwitterung von den Gesteinen abgenagt wird, was der Regen abschwemmt,
wird gleichfalls durch zahllose Wasseradern gesammelt und den Tiefflächen der Erde ,
namentlich dem Meere zugeführt. Die Menge der Mineralstoffe, die unsere Gewässer
iu Lösung und mechanisch mit sich führen, ist eine erstaunlich große. Das bei Basel
jährlich vorbeifließeude Rheinwasser enthält au 7000 Mill. Pfund Festes, und was er
auf seinem weiteren Wege etwa davon absetzt, wird mehr als ersetzt ans den deutschen
Nebenflüssen, so daß er in 5000 Jahren der Nordsee eine Kubikmeile Land zuführt;
in 150900 Jahren müßte dadurch das ganze rheinische Stromgebiet 10 m. niedriger
werden, wenn nicht der Verlust hauptsächlich die höheren Gegenden treffen würde. Der
Mississippi führt jährlich 126,937209 Kubikmeter feste Stoffe dem Meere zu, und der
gelbe Strom iu Thina stündlich 68562 Kubikmeter, so daß er das gelbe Meer bei einer
Durchschniltstiefe von -10 m. in 24,000 Jahren vollständig ausfüllen muß. Der kohlen-
^anre Kalk, welchen die Pader (Nebeuflüßchen der Lippe) führt, repräsentirt pro Jahr
einen Würfel von fast 10 Quadratmeter Seitenfläche; die Weichsel enthält zur Zeit
des Eisganges in 109000 Theilen Wasser 5,82 Theile schwebende und 13,»2 Theile
gelöste Stoffe; die Isar kann bei München jährlich V6 m. Schlamm absetzen. Es ist
deshalb begreiflich, daß sich vor den Mündungen großer Flüsse, wenn Ebbe und Flut
nicht zu stark dagegen wirken, Land anhäuft; daher die Deltas des Ganges, Po u. s.w.
Schon dem Herodot erklärten ägyptische Priester, ihr blühendes Delta (jetzt 400 Q.-M.
groß) sei ein Geschenk des Nils, aus dessen Schlamm es erwachsen. Das Delta des
Mississippi hat eine Fläche von 750, das des Ganges von mehr als 800 Q.-M. Man
mag hieraus ermessen, wie sehr dadurch der Boden des Meeres in der Nähe der Fest-
länder aufwärts wachsen muß und wie treffend Otto Volger sagt: „In deu Wellen
der Ströme fließen Berge unsichtbar an uus vorüber." — Auch noch in anderer
Weise ändern die Flüsse das Aussehen der Erdoberfläche; nach dem Baerschen
Gesetz der Nferbildung üben infolge des Umschwungs der Erde von West nach
Ost und der ungleichen Notationsschnelle der verschiedenen Parallelen alle in der
Meridianrichtung strömenden Flüsse unserer Erdhälfte einen Druck auf ihr rechtes
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Afrika
— das Land.
533
Karawanenstraße von Kair o und Moghara nach Tripoli folgt,
Oasen, die wegen ihrer tiefen Lage reich find an nie versiegenden Quellen,
an Oelbaum- und Feigengärten, an Datteln u. s. w. (z. B. Gh ara, die
altberühmte Oase Siwah, 33 w. unter dem Meeresspiegel, Andschila
u. a.); ein anderer tiefgelegener Strich ist der am Wüstenstrome Draa,
füdl. von Marokko; die bedeutendste Einfenkuug bezeichnet aber das Tief-
becken von Wargla in der algierischen Sahara,*) im Mittelalter frncht-
bar und städtereich, jetzt größtentheils versandet, an einigen Stellen 80 m.
unter der Meeresfläche und an der Südseite durch eine Region vou Gand-
dünen eingefaßt. Doch liegen alle diese Einsenkungen am Rande des
nordafrikanischen Flachlandes. Da in dessen ungeheurem Raum nur 2
große Ströme vorhanden, deren einer (der Quorra) von der Grenze hinein
und dann wieder umbiegend zum Meere sich richtet, der andere (der Nil)
gar nur unweit der Grenze hinfließt, und da außerdem die tropischen
Regen dort nicht so weit nordwärts reichen, als das Flachland, so ist es
begreiflich, daß derjenige Theil, welchem der Regen fehlt oder nur als
Seltenheit erscheint, wüst daliegen muß; und das ist grade der größere
Theil. Die Regengrenze fällt zwischen den 17. und 18. Breitengrad. Nörd-
lich derselben breitet sich die Sahara aus, südlich das mehr und minder
gut bewässerte Sudan; jene nimmt einen Raum von etwa 120000, dieses
von 80000 Qm. ein.
a) Die Sahara.
Die Größe des mittelländischen Meeres, den Pontus Euxinus nicht
mitgerechnet, ist 21/mal in der dieses Wüstenlandes enthalten. Jene Wasser-
fläche könnte eben so groß sein und bliebe dennoch ein unschätzbares Ver-
bindnngsmittel der Völker, während die Sahar^ im hohen Maße hemmend
einwirkt. In vieler Hinsicht ist sie abschreckender als selbst Sibirien. Wenn
dieses in seiner Mitte als meistens kalt und öde, doch von Flüssen durch-
strömt und mit einer wenn auch magern Pflanzendecke geschildert wird, so
ist die Sahara dagegen heiß, dürr, meist Wasser- und pflanzenleer und —
wie auch die Beschaffenheit des Bodens wechseln mag, den Reisenden jeden-
falls überaus beschwerlich. Man befindet sich oft mehrere Tage lang auf
einem unermeßlich scheinenden Sandmeere (besonders im W., in der sog.
Sahel), das aus zerriebenem Sandstein, im Osten und im Süden aus
verwittertem Granit besteht. Der Sturm wühlt es oft zu dicken rothen
und gelben Wellen auf, so daß Sandhügel und lange Sandrücken sich auf-
häufen (am C. Bojador z. B. zu Dünen von 130 m. Höhe). Und wo
*) Boden eines ehemaligen Binnenmeeres, das bei der kleinen Syrte mit
dem Mittclmeere in Verbindung stand, und dessen Ueberbleibsel die Römer als Irito-
nis lacus kannten.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Brittisches Reich - England.
911
gemacht. Nur 4 große Forsten gibt es, worunter der von Windsor und der Neuforst
in Hampshire die genanntesten sind; das stämmige Holz des letzteren spart man noch
obenein für die Marine. Der Holzmangel ist also ziemlich fühlbar, denn die Parks der
Reichen, obwohl großenteils voll mächtiger alter und exotischer Forstbäume, können
den Mangel nicht ersetzen. Man hilft sich mit Steinkohlen, die zum Glück so vorzüg«
lich und so reichlich vorhanden sind, daß sie außer in Fabriken und Dampfschiffen noch
zum Brennmaterial dienen, und eine große Maffe davon ins Ausland geht.
Die liegenden Gründe gehören größtentheils: 1) Der Nobility, d. i. dem
eigentlichen oder hohen Adel, dessen Familieuhäupter die Titel führen: Herzog, Marquis'
Earl oder Count (Graf), Viscount und Baron; 2) der Gentry, d. i. dem Niedern
Adel, der ans Baronets, Knights oder Rittern, und Esquires besteht*); 3) der Kirche'
Universitäten und andern Körperschaften, Stadträthen, Innungen, Schulen,
Bibliotheken, Armenanstalten und reichen Privaten; 4) den Gentlemen Farmers,
die als wohlhabende Landleute ihre Güter selbst bauen, und den gemeinen Far-
mers oder Pächtern, die noch eignes Gut, neben dem gepachteten haben; 5) den kl ei-
nen armen Bauern, sofern sie etwas Eignes besitzen und deshalb Freeholders sind.
— Wie viel die Reichen besitzen, läßt sich daraus schließen, daß es 290 Familien gibt,
deren Güter im Durchschnitt jährlich je 30000 Pfd. Sterling Einkünfte abwerfen, Ivo
Familien von 50000, 50 Familien von 70000, 33 Familien von l00000 bis 300000 Pfd.
Einkünften; und diese Güter werden selten zerstückelt, fallen meist dem Erstgebornen zu!
Wenn jede dieser 4 Klassen so viel an Gut abgäbe, als 1 Mill. Pfd. Einkünfte trägt,
so könnten über 130000 der ärmsten Unterpächter (tenants) mit Freigütern zu 30 Pfd.
Ertrag versehen werden, und jene reichen Besitzer lebten doch noch im höchsten
Ueberfluß.
Die bürgerliche Ge werb thätigkeit, wie schon erwähnt, übertrifft noch die
landwirtschaftliche, was mau allerdings den Staatseinrichtungen und dem Besitz großer
Kolonien zuschreiben muß, aber auch dem englischen Erfindungsgeiste, der
wiederum durch die Fortschritte der Wissenschaften in der neuesten Zeit geweckt und
gefördert worden ist. Vornehmlich wirkten die Theiluug der Arbeit, die Spinnmühlen,
die Dampfwerke, die Anlage vieler Kanäle und Eisenbahnen. Die Theilnng der
*) In der englischen Aristokratie ist es herkömmlich, daß nur der älteste Sohn
den Adelstitel des Vaters erbt. Der älteste Sohn eines duke oder Herzogs heißt bei
Lebzeiten des Vaters Marquis, der älteste Sohn eines marquis Earl, der eines earl
oder count Viscount; alle jüngeren Söhne dieser 3 Klassen führen bloß den Titel
L o r d vor ihrem Tauf- und Familiennamen, welcher von dem Adelsnamen des Vaters
verschieden ist. Der älteste Sohn eines Viscount und eines Barons gehört aber bei
Lebzeiten des Vaters, noch nicht zur nobility, sondern zur gentry, und heißt bloß
Sir, nicht Lord. — Die Gentry ist der niedre Adel, eine zahlreiche Rangklasse,
deren obere Ordnung von dem Ritlerstande gebildet wird, nämlich von den Baronets
und Knights, deren Titel wiederum nur nach Erstgeburt forterben. Vor ihrem Taufnamen
führen sie das Prädikat Sir, wie die jüngern Söhne der Viscouuts und Barone.
Dagegen haben die jüngeren Söhne des Ritterstandes nur den Titel Esquire (ecuyer,
escudero, Schildknappe), den auch, als zweite Ordnung der Gentry, alle nicht ritter-
lichen freien Gutsbesitzer führen. Uebrigens rechnet man zur Gentry noch Offiziere,
Gelehrte, Künstler, Fabrikherrn und Kaufleute, sofern sie nur im Großen handeln; sie
sind allzumal Gentlemen. — Hierbei ist noch zu bemerken, daß die jüngeren Söhne
der Nobility nicht bloß in den Staatsdienst, ins Heer und zur Flotte gehen, sondern
auch in bürgerliche Gewerbe.
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128
Mittel-Europa.
Wohlstand Schlesiens viel beigetragen. In Böhmen ist die Schleierwebe erst seit 1730'
verbreitet.
Das Hauptgestein der Riesenkette ist Urgebirg sgranit, Gneis, Glimmerschiefer),
an den Hängen und in Niederungen umlagert vou Grauwacke und späteren anderen
Steingebilden, vielfach von Porphyr und Basalt durchbrochen. Wo der Glimmerschiefer
vorherrscht, z. B. auf der Ostseite im Schmiedeberger Kamm, sind starke Erzlager; auf
der böhmischen Seite und bei Waldenburg auch Steinkohle. Dies wichtige Mineral
ist jedoch weit reichhaltiger in Oberschlesien zu Haus, wo man diesen schwarzen Schatz
erst in neuester Zeit würdigen lernte. Als diese Gegend (worin Gleiwitz, Beuchen,
Tarnowitz n. a.) an Preußen fiel, war es noch höchst arm, fast in wildem Zustand^
der Ackerbau schlecht, die Bevölkerung dünn. Seit der Anlage von Kohlenminen, von
geregeltem Hüttenbetrieb, hat es große Bedeutung erlaugt; der steigende Gewinn an
Kohlen und Eisen wirkt auf den Wohlstand von ganz Schlesien. Aehnlich ging es in
England, wo die jetzige sehr bedeuteude Eisenproduction erst möglich geworden, als man
die Steinkohle zum Betrieb der Eisenhütten zu benutzen anfing, und dies geschah erst
nach der Mitte des vorigen Jahrhunderts.
§. 8. Eintheilung des Odergebiets. Obere Hälfte.
Ueberblicken wir nun das Odergebiet, so findet sich nur ganz im S.
und auf der linken Seite nur als Vorstufe der Gebirge, bis zur Lausitzer
Neiße hin, Berg- und Hügelland. Der berühmte Zobten, No. von
Schweidnitz a. d. Weistritz, 546 m. über dem gleichnamigen Städtchen und
730 m. über der Meeresfläche, ragt schon einzeln aus den umgebenden
Fruchtfeldern empor, die bis zum Strome 5 Mln. weit sich fortstrecken.
Sonst ist es eben und der größte Theil völliges Flachland. Da dieses
einige Stunden nordwärts von Görlitz an der Neiße beginnt, so ziehen wir
eine Linie von da bis zur Bobermündung, die das fruchtbare schönere Ge-
biet der obern Oder von dem reizlosen der untern trennt. Und da
die Wartha ein so beträchtlicher Nebenfluß ist, so macht sie den dritten
Theil des Stromgebiets. — Zuerst nun die obere Hälfte.
a. Oesterreichische Orte: Troppan, dem Fürsten Liechtenstein gehörig, mit
17.000 E. an der Oppa. Neu-Titschein östlich der Oderqnelle, im wiesenreichen
Knhläudchen. Tescheu an der Olsa, mit einem herzoglichen Schloß und dem einzigen
protestantischen Gymnasium, das sich in den deutschen Staaten Oesterreichs findet.
Sw. von Teschen gewährt der Gipfel des hohen Liffahora eine herrliche Aussicht nach
den Karpathen. — d. Preußische: Breslau an der Oder, 118 in. überm Meerspiegel,
schleiche Hauptstadt mit 208,000 E. (worunter 45,000 Katholiken) incl. 5500 Sol-
daten, mit lebhaftem Handel, vielen Fabriken und wohleingerichteter Universität. Sehens-
Werth: die Bildsäule Blüchers vou Ranch; Friedrich Ii. zu Pferd von Kiß; Tauenzins
Grabmal von Schadow; die schöne Handschrift der ritterlichen Chronik Froiffards, nebst
einer Kupferstichsammlung vou 15,000 Blättern, in der Thedigerschen Bibliothek; und
unweit der Stadt Blüchers Grab zu Kriblowitz. Garve, Schleiermacher und der Phi-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Tauenzins
Grabmal_von_Schadow Schleiermacher
Gebiet der Donau.
255
zeichen der Stadt gesehen werden kann. Ein zweiter Thurm, der neben dem andern
sich erheben sollte, ist nur halb zu Stande gekommen, gerade wie am Straßburger
Münster; seit 1516 blieb die Arbeit daran liegen. Eine treffliche Büste Meister
Buchsbaums sieht man im Innern der Kirche, auch ein Denkmal des Prinzen Eugen
von Savoyen. Andere Denkmale stehen auf öffentlichen Plätzen, wie die Reiterstatue
des edlen Kaisers Josef Ii. Höheren Kuustwerth besitzt aber das Grabmal der Erz-
Herzogin Christina in der Augustinerkirche, ein Werk Canovas, von dem auch ein Theseus
als Centaurensieger im Volksgarten zu sehen ist. In den Vorstädten sind die Straßen
breiter und luftiger, und der adeligen Paläste gleichfalls viele; hier geschmackvolle Gär-
ten, auch vorzügliche öffentliche Gebäude, namentlich das Belvedere mit der kaiserlichen
Gemäldesammlung, das prächtige Münzgebäude, das polytechnische Institut mit den
neuen Ausstellungssälen, das Opernhaus, das Musikvereinsgebäude:c. Die regulirte
große Donau, an welcher ein zehnter Stadttheil, die „Donaustadt", bereits im Entstehen
begriffen ist, wird von 4 Brücken für Eisenbahnen und Volkspassage überspannt wer-
den; von diesen ist außer der älteren Nordbahnbrücke (bei Florisdorf) die im Prater
bei Stadelan (760 in. lang) bereits fertig. Der Prater auf Donau-Aulaud ist ein
großer Lustwald von Laubholz mit prächtigen Alleen, Wildgehege, Fasanerie, Kaffee- und
Weinhäusern und Volksbelustiguugen. Der früher gleichem Zwecke dienende Augarten
ist nur am 1. Mai vielbesucht; die Brigittenan ist zu einer Art Vorstadt geworden. —
Viele tausend Menschen beschäftigen sich in Fabriken und Manufakturen verschiedener
Art, wie auch mit Handel, denn Wien ist die größte Fabrikstadt des Reichs und Mit-
telpuukt des österreich. Handels, der jetzt durch Dampfschifffahrt und Eifeubahnen unge-
mein befördert wird. Unter den Künsten ist die zu Wien am meisten geliebte die Musik;
sie wurde dort im vorigen Jahrhundert durch I. Haydn (geb. 1732 zu Rohrau an der
Leitha) und durch Mozart (geb. zu Salzburg 1756) sehr gefördert. Ueber die Umgegend
Wiens siehe oben Seite 59.
Gleich andern Städten an der Donau war auch Wien ein römischer Grenzplatz,
und theilte deren Schicksale in der verheerenden Zeit der Völkerzüge, bis es wieder ein
Grenzplatz, aber des deutschen Reiches, wurde und sich zum Hauptorte der Mark Oester-
reich erhob. In glücklicher Stunde hatte Kaiser Otto Ii. einem Grafen von Baden-
berg das Markgrafen-Amt übertragen, das sich 264 Jahre ehrenvoll, zuletzt mit dem
Herzogstitel, iu derselben Familie erhielt. Dem Wiener, dem Oesterreicher überhaupt,
kann die Erinnerung an die Babenberger noch immer lieb sein. Es war die tüchtigste
Zeit des Mittelalters, der deutsche Name damals gefürchtet und geehrt, der deutsche Adel
durch ritterliche Sitten und durch Liebe zur Poesie ausgezeichnet, und in beidem wett-
eiferten Oesterreich und Steiermark mit dem übrigen Deutschland. Aber auch die Bür-
gerschaft rührte sich im Handel und Gewerb, kräftigte sich durch Einrichtung von Zünf-
ten und Führung von Waffen, erwarb sich wichtige Gerechtsame und fühlte sich bei
wachsender Zahl und blühendem Wohlstand stark genug, das Errungene hinter Mauern
und Thürmen zu vertheidigen. Selbst das Höchste, wonach ein bürgerliches Gemein-
Wesen im Mittelalter streben konnte, die Reichsfreiheit, wäre den Wienern beinahe zu
Theil geworden. Schon hatte Kaiser Friedrich Ii., der Hohenstaufe, sie damit beschenkt,
als mit dem plötzlichen Tode Herzog Friedrichs des Streitbaren (er fiel 1246 in der
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Extrahierte Personennamen: Buchsbaums Eugen
von_Savoyen Eugen Josef_Ii Christina Canovas Mozart Otto Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Donau Donau Donau-Aulaud Wien Leitha Salzburg Wiens Donau Wien Baden- Oesterreich Deutschland
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Die Erde als Weltkörper.
sich immer mehr vom Horizont, je weiter man nach Norden reist, und sinkt
tiefer, sobald man sich südlich wendet; die Entfernung dieses Sterns von
der Erde ist aber nach bloßem Augenmaße so groß, daß er überall gleich
hoch am Himmel erscheinen müßte, wenn die Erdoberfläche wagrecht wäre.
Hierauf stützte mau schon im Alterthum den Beweis der Krümmung nach
N. und S., und die Krümmung nach O. und W. wird klar durch die Be-
trachtung des Laufs der Gestirne überhaupt: reist man ostwärts, so erblickt
man den Aufgang der Sonne und der Gestirne früher; und später, wenn
man viele Mln. westwärts gereist ist. 4) Der stets kreisförmige Erd-
schatten bei verfinstertem Monde macht gleichfalls die Rundung der Erde
sehr wahrscheinlich, indem zwar z. B. ein Cylinder unter Umständen auch
einen kreisrunden Schatten werfen kann, aber doch nicht anzunehmen ist,
daß die Erde sich stets so gegen den Mond stellen sollte, daß ihr Schatten
sich nur als Kreis zeigte. 5) Genaue Beobachtungen haben an vielen Him-
melskörpern die Kugelgestalt nachgewiesen, so wird wohl die Erde allein
auch keine Ausnahme machen. — Reisen um die ganze Erde in verschie-
dener Richtung, und selbst rein naturwissenschaftliche Gründe, haben endlich
in unserer Zeit allem Zweifel darüber ein Ende gemacht.
Freilich scheint es seltsam, daß niemand von der Kugel herabfällt; Herodot mag
eben deshalb darüber gelächelt haben; und die Seefahrer vor Columbus Zeit fürchteten,
obschon sie an die Kugelgestalt glanbteu, doch die weiten Fahrten über den Ocean.
Denn noch hatte kein Kopernikus die Umwälzung der Erde gelehrt; noch hielt jeder die
Kugel für unbeweglich, und wenige waren frei von der Angst vor der untern Hälfte
der Erde. Freilich jetzt sind wir besser unterrichtet und wissen genau, daß unser Erd-
körper rings von derselben Lust umgeben ist und derselbe Sternenhimmel sie überwölbt.
Es steht also eben jeder Mensch, wo er anch sei, mit den Füßen auf der Erde und
hält den Kopf in die Luft. Das Unten ist überall' gegen den Kern der Erde, und
das Oben überall gen Himmel gerichtet. Alle Diuge, die man in die Höhe schnellt,
müssen wieder aus den Boden zurückfallen, vermöge ihrer Schwere. Nirgeud kann
also ein Stück der Erde abreisen und sich in den Weltenraum hinein bewegen; alles
wird nach Unten, d. h. gegen den Mittelpunkt oder Schwerpnnkt des Erdballs
gezogen.
§. 3. Scheinbarer Lauf der Sonne um die Erde.
Als man schon von der Kugelgestalt der Erde überzeugt war, wähnte
man doch noch, daß die Sonne von O. nach W. uns fortwährend umkreise.
So scheint es auch, aber der Schein trügt oft. Betrachten wir indes erst
den Schein genau, um hernach das Richtige leichter zu fassen. Was beob-
achten wir? — Zunächst: die-Sonne hebt sich das Jahr durch nicht immer
an gleicher Stelle und zu gleicher Zeit über unfern Horizont, sowie sie nicht
an derselben Stelle und zu gleicher Zeit untergeht.
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D i e Oberfläche der Erde.
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Die hier genannten Projectionen nennt man stereo grap h i iche; sie wer-
den gewöhnlich angewandt, wenn man Bilder von ganzen Halbkugeln der
Erde, Planigloben, entwerfen will. Immer erscheint hier als Zeichenebene
diejenige Ebene, welche die beiden darzustellenden Halbkngeln trennt, und immer
sind auch die Theile am Rande der Karte im Vergleich mit denen der Mitte stark ver-
größert. Außer der stereographischen werden, je nach Größe und Zweck der Abbildung,
noch verschiedene andere Projectionen beim Entwürfe von Karten in Anwendung ge-
bracht, z. B. die orthographische, die konische oder Kegel-, die Central-
pr ojection tc., die alle ihre besonderen Vortheile nud Mängel haben, auf deren
Theorie aber hier nicht näher eingegangen werden kann.
Die ganze Kugel auf einer horizontalen Fläche abzubilden, ist nicht
möglich; doch lassen sich sämmlliche Länder und Meere im Zusammenhang
ans ein Blatt bringen, wenn man die Kugel nach Nord und Süd zu einer
Cylindergestalt ausgereckt sich vorstellt und den Cylinder wie ein gerolltes
Papier nach Ost und West abwickelt. Meridiane und Breitenkreise durch-
schneiden sich dann überall in rechten Winkeln, wobei die Länder und Meere,
je weiter sie vom Aeqnator abstehen, desto mehr auseinander gezogen wer-
den. Man nennt diese Entwersungsart nach ihrem Erfinder und dem
Schöpfer der heutigen Kartographie (einem Niederländer im 16. Jahrh.)
Mereators Pojeetion, und braucht sie, da sie zu Uebersichten sehr vor-
theilhast ist, besonders in Seekarten.
Wenn es sich um Abbildung kleinerer Theile der Erdoberfläche handelt, so treten
wieder besondere Regeln für deren Projection ein; je kleiner die Landstriche sind, die
man auf einer besondern Karte darstellt, je ähnlicher ist das Abbild, da kleinere Land-
striche der Erde weniger an die Kugelgestalt erinnern. Man vergleiche im 1. Abschnitt
§. 8 und §. 26.
§. 33. Die Continente.
Die Oberfläche der Erde besteht aus Wasser und Land. Man be-
trachte den Globus: sieht man grade aus den Südpol, so nimmt das Was-
ser den größten Raum ein, während auf der Nordhälfte das meiste Land
ist; hält man den Globus so vor sich, daß der 210. Grad des Aequators
den Mittelpunkt der Halbkugel bildet, so gewahrt man wiederum sast lau-
ter Wasser, auf der andern Seite dagegen mehr Land. So ergibt sich eine
nordöstliche Landhalbkugel und eine südwestliche Wasserhalbkugel; ferner
sieht man, daß bei weitem der größte Theil der Erdoberfläche mit Wasser
bedeckt ist, und zwar kommen anss Land 24/i° Mill. (genau 2.426506)
O.mltt., aufs Wasser 6»/io Mill. (genau 6.834738) O.m.*). Die nach Süden
*) 140,000 Q.m. unerforschte Gebiete am Nordpol, 396,000 am Südpol,
zusammen 536,000 D.m. sind hier dem Meere zugerechnet. So ergibt sich ein Ver-
hältnis des Landes zum Wasser wie 1:2,8.
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TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]