82
Meisters in den Dialogen (Unterredungen des Socrates). Die
socratische Lehre zweigt in mehreren Schulen fort, von denen
die cyrenaische (Aristippus von Cyrene) und die cynische
(Antisthenes, Diogenes von Sinope) zugleich zwei in ihrem Ge-
gensatz für die neue Zeit charakteristische Lebensrichtungen dar-
stellt : die durch wissenschaftliches Raffinement gesteigerte Genußliebe
ans der einen, die affektirte Bedürfnißlosigkeit und Weltver-
achtung auf der andern Seite. Rege Thätigkeit auf dem Ge-
biete der Geschichtschreibung: das größte historische Meister-
werk des Alterthums des Atheners Thucydides (441 bis circa
396) 8 Bb. vom peloponnesischen Krieg, auf Selbsttheilnahme
und emsigster Forschung beruhend; tiefe Auffassung, großartige
Unparteilichkeit, edle Darstellung; weit unter ihm, doch mit be-
sonderen Vorzügen der Darstellung Xenophon, Socrates Schü-
ler, eifriger Freund der Spartaner und Feind Thebens. Wich-
tigkeit der Darlegung persischer Zustande in seiner Anabasis;
seine Auffassung des Socrates gegenüber der platonischen. Im
Uebrigen dringt auch in die Geschichtschreibung die Rhetorik
ein: kunstreiche Entwicklung des Stils und der Rede, zuerst aus
Sicilien gepflegt, in Griechenland angeregt durch Gorgias von
Leontini. Redeschule des Antiphon, Jsäns, Jsocrates: be-
deutende Staats- und Gerichtsredner Callistratus, Lysias, Hy-
perides, Lycurg, Aeschines, sämmtlich Athener; der größte De-
mosthenes, wo eine reiche und tiefe Naturanlage sich mit viel-
seitiger Ausbildung, ernstem und gewissenhaftem Studium, prak-
tischer Erfahrung und idealer Auffassung der vaterländischen
Pflichten verbindet.
ä. Diesen erfreulichen Erscheinungen gegenüber Ueberhand-
nahme der Frivolität, Auflösung der alten Religiosität, auf dem
von den Sophisten eingeschlagenen Wege; Sittenlosigkeit, haupt-
sächlich befördert durch das S öldnerw esen, den giftigen Partei-
hader in den Städten, die unwürdige Stellung der
Frauen und die Sklaverei: Nebel, für welche die Verfeinerung
des Lebens, die reichere Entwicklung des Handels, der
Industrie, jeder Art von Technik, auch des höheren Unter-
richts nur einen dürftigen Ersatz gibt. Uneigennützige Vater-
landsliebe bei Wenigen; der alte städtische Lokalpatriotismus hat
sich überlebt; an seiner Stelle tritt allmälig der Stolz auf
g r i e ch i s ch e B i l d u n g gegenüber den Barbaren mächtig hervor.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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496
grau gewordener, bewährter Mann. — Veriren, necken, beunruhigen, quä-
len, anfuhren. — Vicariren, eines Andern Stelle vertreten. — Vicariai,
Stellvertretung. — Victualien, Lebensmittel, Eßwaarcn. — Vidimiren,
beglaubigen, gerichtlich bestätigen, daß eine Abschrift mit der Urschrift
(Original) gleichlautend fei. — Vignette, w. (Winjette) Verzierungsbild-
chen, Druckverzierung, kleines Kupfer zwischen dem Drucke oder zu Anfang
oder Ende desselben. — Violine, w. Geige. — Virtuos oder Virtuose, m.
ausgezeichneter Künstler. — Visiren, beschauen, zielen, auf's Korn nehmen.
— Visitiren, besichtigen, durchsuchen; daher Visitation, Visitator.— Visite,
w. (Wisitte) Besuch, Aufwartung. — Vivat! er oder es lebe! — Vul-
can, m. ein feuerspeiender Berg.
W.
Wattiren, walten, mit gesteifter Baumwolle u. s. w. unterlegen. —
Wrack, s. Trümmer eines gescheiterten Schiffes.
B.
Isop, m. eine Gewürzpflanze.
3.
Zcnith, m. Scheitelpunkt am Himmel (entgegengesetzt Nadir, Fuß-
punkt.) — Zone, w. Gürtel, Erdgürtel, Erdstrich.
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Extrahierte Personennamen: W.
Wattiren B.
Isop Zcnith
106
Erste Periode der neueren Geschichte.
Galileo
Galilei
-j- 1642,
Isaak Newton
t 1727,
und Andere
erwerben sich
um die Wis-
senschaft un-
sterbliche
Verdienste.
Der Grego-
rianische Ka-
lender 1582.
Würtembergischen (1571—1630), dessen Mutter als Hexe angeklagt
wurde und im Kerker starb, beobachtete und berechnete die Bahn des
Mars und entdeckte, daß die Planeten sich in Ellipsen um die Sonne
bewegen. Der Italiener Galileo Galilei aus Pisa (1564—1642),
welcher die Gesetze des Pendels und des Falles entdeckte und das kurz
zuvor in Holland erfundene Fernrohr zuerst gegen den Himmel richtete,
lehrte öffeutlich die Bewegung der Erde um die Sonne. Er zog sich
dadurch die Verfolgung der Inquisition zu, ward eingekerkert und mußte
öffentlich seine Behauptung widerrufen, wobei er jedoch leise die Worte
gesprochen haben soll: „und sie bewegt sich doch!" Der Engländer
Isaak Newton (1642—1727) fand, daß jedem Weltkörper zwei Kräfte
inwohnen, die Schwer- oder Anziehungskraft und die Flieh- oder
Fortschwingungskraft. Durch die Schwerkraft fesselt die Sonne den
Erdkörper, dieser den Mond an sich; ohne dieselbe würde die Erde von
der Sonne, der Mond von der Erde wegeilen, da sie vermittels der
Fliehkraft das Bestreben haben, geradeaus fortzuschwingen. Ferner
gehören in diesen Zeitraum die Erfindungen des Thermometers durch
den Holländer Cornelius Drebbel, des Barometers durch den Italiener
Toricelli und der Luftpumpe durch den Magdeburger Bürgermeister
Otto von Guerike.
Bemerkenswerth ist endlich noch, daß 1582 der Papst Gregor Xiii.
auf Anrathen des Dr. Aloys Lilius von Verona einen verbesserten
Kalender einführte, welcher nach seinem Adoptivvater der Gregorianische
heißt. Seit Julius Cäsar rechnete man das gemeine Jahr zu 365
Tagen 6 Stunden^), und schob alle vier Jahre ein Schaltjahr ein.
Da aber dadurch das Jahr um 11 Vs Minuten zu hoch bestimmt
worden war, so ward im Verlaufe der Zeit die Rechnung falsch.
Schon 325 n. Chr. auf der Kirchenversammlung zu Nicäa hatte man
drei Tage ausgemerzt; 1582 mußten abermals zehn Tage ausfallen,
und man ging damals vom 4. Okt. alsbald auf den 15. Okt. über.
Während Cäsar regelmäßig alle vier Jahre ein Schaltjahr einschob,
verordnete Gregor, daß zwar alle vier Jahre in der Regel ein Schalt-
jahr stattfinden solle, daß aber bei den Säcularzahlen immer nur das
vierte ein Schaltjahr sein sollte. 1600 und 2000 sind also nach dem
Gregorianischen Kalender Schalt-, 1700, 1800, 1900 dagegen gemeine
Jahre. Die russisch-griechische Kirche, welche den Iulianischen Kalender
°) Cäsar rechnete das gemeine Jahr zu 365 Tagen 6 Stunden und zählte
eben nur alle vier Jahre die 6 Stunden. In Wirklichkeit betrügt es
aber nur 365 Tage 5 Stunden 48 Minuten 48 Sekunden.
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Extrahierte Personennamen: Isaak_Newton Isaak Isaak_Newton Isaak Cornelius_Drebbel Otto_von_Guerike Otto Gregor_Xiii Gregor Aloys_Lilius_von_Verona Julius_Cäsar Cäsar Chr Cäsar Gregor Gregor Cäsar
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Extrahierte Personennamen: Camoens Nikolaus Nikolaus_Kopernikus Nikolaus Johann_Kepler_von_Weil Johann Isaak_Newton Isaak Leibnitz Cornelius_Drebbel Otto
Extrahierte Ortsnamen: Algier Holland Newtons Deutschlands
310
Dritte Periode der neueren Geschichte.
Chemie und Physik haben in allen Verhältnissen des Lebens eine gänzliche Umgestaltung hervorgerufen. Wer muß nicht die Größe und den Scharfsinn des menschlichen Geistes bewundern, wenn er die Drähte des elektromagnetischen Telegraphen, welche heutigen Tags sogar entfernte Continente mit einander verbinden, die Kräfte der Dampfmaschinen und des Galvanismus zu würdigen versteht? Durch diese weittragenden D-r Berkehr Erfindungen und die fortgesetzten Forschungen in fremden Welttheilen Europas mit haben Handel und Verkehr, Gewerbe und Ackerbau einen früher nie Welttheilen, geahnten Aufschwung erhalten. Der Welthandel konnte sich in China und Japan, in Amerika und Australien, in Asien und Afrika Bahn brechen, und zahlreiche Auswanderer haben ein Nutzen bringendes Band mit dem europäischen Mutterlande geknüpft. Die Goldminen in Ca-lifornien und Australien haben neue Wohnsitze und neue Unternehmungen Entdeckungs- Leben gerufen, welche Europa gar manchen Vortheil bieten. Noch
reisen im i9. immer ziehen unbekannte Länder die Aufmerksamkeit strebsamer Forscher Jahrhundert. sich i Mungo Park, Konrad Hornemcmri, Richard und John Lan-
der, James, Richardson, Heinrich Barth, Adolf Overweg, Dr. Vogel und viele andere bilden eine Reihe ausgezeichneter Männer, die sich um die Erforschung des Innern von Afrika die größten Verdienste erworben haben. Die Reifen von Johannes Burkhardt, Simon Rüppel, Joseph von Russegger, Capitän Speke, den Missionären Dr. Krapf und Rebemann in das östliche Afrika, und die mühsamen Fahrten Living-stone's im südlichen Afrika gehören zu den lobenswerthesten Bestrebungen, welche wir kennen. Mit gleicher Aufopferung haben die Brüder Schlag-intweitdes Himalayagebirge zum Gegenstände ihre Forschungen gemacht.
Auch die Erfindung des Luftballons hat man in neuester Zeit weiter ausgebildet, und die Gasbeleuchtung zur Erhellung von Straßen und Häusern eingeführt. Daneben hat man mancherlei Maschinen erfunden: Webstühle aller Art, Drefch-, Säe- und Mähemaschinen für den Landmann, Nähmaschinen, sowie zum Kriegsgebrauch neue Wurfgeschosse und Geschütze, Hinterladungs- (Zündnadel-) Gewehre it. s. w. Zur Hebung der Industrie dienen Actien-Gesellschasten, Vereine und die großen Weltausstellungen zu London (1851 und 1862), Paris (1855 und 1867) und Wien (1873), wo in kolossalen Palästen von Glas und Eisen die herrlichsten Werke der Kunst und Industrie zur Bewunderung von Millionen Reisenden zusammengestellt werden.
Bauten. Auch auf dem Gebiete der Baukunst, der Bildhauerei, Malerei und Musik hat das 19. Jahrhundert bedeutendes geleistet. Alte Tome z. B. der Kölner, und viele Burgen des Mittelalters wurden und werden glänzend restaurirt. Zur Förderung des Verkehrs hat man
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Hornemcmri Konrad John_Lan- Richardson Heinrich_Barth Heinrich Adolf_Overweg Adolf Johannes_Burkhardt Simon_Rüppel Joseph_von_Russegger Capitän_Speke
Extrahierte Ortsnamen: Europas China Japan Amerika Australien Asien Afrika Europa James Afrika Afrika Afrika London Paris Wien
ueber
Geographie als Lehrgegenstand in Schulen.
§. 1. Unter dem Titel Geographie oder Erdbeschreibung
läßt sich, wenn man will, sehr Vieles zusammenfassen. Bedenkt man aber,
daß die Gestalt und Bewegung des Erdballs und seine Abhängigkeit vom
Sonnensystem ihre Erklärung in der Astronomie finden, daß Minerale,
Pflanzen und Thiere in die Naturbeschreibung, sowie das Untersuchen ihrer
Bestandtheile und Kräfte nebst den Eigenschaften der Atmosphäre in die
Wissenschaften der Chemie und Physik gehören, und daß Geschichte und Statistik
alles auf die Völker und Staaten Bezügliche für sich in Anspruch nehmen:
so wird die Grenze der Geographie enger zu ziehen sein. Sie ist demnach:
Beschreibung der Oberfläche des Erdballs nach ihrer natür-
lichen Beschaffenheit und als Wohnplatz der Menschen.*)
Doch kann man, selbst innerhalb dieser Grenze, gar Manches aus den
genannten Wissenschaften nicht beiseit schieben, was als Resultat derselben
nothwendig bei der Beschreibung der Erde zu Hilfe genommen werden muß.
Dies würdigt aber die Geographie ebensowenig herab, wie es jene Wissen-
schasten herabwürdigt, daß auch sie der Erdbeschreibung nicht entbehren
können. Ueberhaupt muß mau die Gebiete der Wissenschaften, da sie fast
allzumal in einander übergreifen, nicht zu ängstlich abmarken wollen. Nament-
lich darf die Beziehung zwischen Geschichte und Geographie nicht als eine
nur äußerliche oder zufällige aufgefaßt werden; schon der historische Ent-
wickelnngsgang der beiden herodoteischen^Diseiplinen verbietet eine solche
Auffassung. Das Objeet der geographischen Wissenschaft ist die Erde; be-
*) Karl Ritter defimrte bekanntlich so: Die Geog raphie ist die Wissen-
s ch a s t d e s irdisch erfüllten Raums.
Schacht, Lehrb. d. Geographie 8. Aufl. b/."' 1
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Die Erde als Weltkörper.
289
der Inhalt des ersten der sogen, drei keplerischen Gesetze, die einen so überraschenden
Einblick in die Harmonie und Gesetzmäßigkeit der Plauetemvelt gewähren. Nach dem
zweiten derselben beschreibt die aus dem Mittelpunkt der Sonne in den des Planeten
gedachte Linie (Radiusvector) in gleichen Zeiten gleiche Flächenräume, bewegt sich al,o der
Planet in der Sonnennähe rascher als in der Sonnenferne; nach dem dritten steht
die Umlaufszeit der Planeten in derselben Reihenfolge wie ihr Abstand von der Sonne,
oder m. a. W. verhalten sich die Quadrate (2. Potenzen) der Umlaufszeiten wie die
Würfel (3. Potenzen) der mittleren Entfernungen. Die Gründe für diese merkwürdige
Gesetzmäßigkeit wurden theils schon von Newton und dem älteren Herschel, theils erst
in neuester Zeit besonders durch den Fleiß deutscher Forscher gefunden. Demnach wird
unsere Erde durch die Schwerkraft zusammengehalten, zieht aber auch vermittels dieser
Kraft den Mond an. Dieser würde nun, als kleiner und schwächer, auf die Erde
herabstürzen, ohne die ihm innewohnende entgegengesetzte Flieh- oder Schwungkraft
(Centrifngal- oder Tangentialkraft), die der andern Widerstand leistet. Es
wird ihm dadurch möglich, die Erde gleichmäßig zu umfliegen. Ebenso wirkt die viel
mächtigere Anziehungskraft der Sonne (Centripetalkraft) so auf den Erdball, daß
dieser zu ibr hineilen würde, wenn ihm nicht die Fliehkraft beiwohnte, vermittels wel-
cher er sich gradaus fortzuschwingeu strebt. Aus dem Gegensatz beider Kräfte geht nun
die Bewegung hervor, worin der Erdball die Sonne umkreisen muß, indem er in der
Diagonale zwischen den geraden Linien, in welchen die beiden Kräfte wirken, hindurch-
geht. Mit den andern Planeten ist es das Gleiche. Und wahrscheinlich existirt unter den
Fixsternen, die nach neueren Untersuchungen ebenfalls ihre eigene Bewegung haben,
ein viel mächtigerer Sonnenkörper, der wiederum durch seine gewaltigere Anziehuugs-
kraft unserer Sonne und andern gebietet, sich mit ihren Planetensystemen um ihn
herumzubewegen. *)
Zuverlässige Berechnungen über die Entfernung der Fixsterne fehlen uns noch; bis
jetzt muß man den Stern a im Sternbilde des Centauren als den nächsten ansehen.
Seine Entfernung von 224,520 Sonuenweiten, ä 20 Mill. Mln., oder Billionen
Meilen, nennt man eine Sternenweite, zu deren Zurücklegung das Licht 3vs Jahre
gebraucht. — Uebrigens wird als wahrscheinlich angenommen, daß es viele Fixstern-
systeme gebe. Das Centrum des uusrigen soll, nach Mädlers Meinnng, die Plejaden-
Gruppe, und Alcyone, einer von den Sternen in dieser Gruppe, unsere Centralsonne
sein. Die Entfernung der Alcyone berechnet er auf 36^/4 Mill. Sonnenwetten, so daß
ihr Licht bis zu uns 573 Jahr gebrauche. **)
*) Stauueuswerth sind die Resnltate, zu welchen man durch neuere Forschungen, beson-
ders auch durch Anwendung der deutschen Erfindung der Spektral-Analyse (durch K i r ch h o f f)
namentlich in Bezug auf d .e Sioffe und die Entstehnng unseres Sonnensystems gelangt ist.
Sie gehören natürlich nicht in ein Lehrbuch der Geographie. Nur zwei derselben seien
hier angeführt: 1) Sonne, Planeten und Erde bestehen in der Hauptsache aus gleichen
Sloffeu; 2) die Planeten sind dadurch entstanden, daß sie sich aus der dampfförmigen,
glühenden Sonnenmasse durch Rmgbildung abgesondert haben.
**) Er nimmt an, daß es Sterne gebe, deren Licht Tausende, ja Hunderttausende
von Jahren gebraucht habe, um zu uns zu gelangen. Welche unfaßbare Entfernung,
Schacht, Lehrb. d. Geographie 6. Aufl. 19
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler]]
Die Erde als Weltkörper.
299
plattet, was von ihrem Umschwünge herrühren mag, der grade um die
Mitte, wo er am stärksten ist, mehr Masse angehäuft hat; die Abplattung
beträgt etwa 7300, genau (nach Encke) 2fl9>162818. Im Ganzen thut dies der
Kugelgestalt keinen Abbruch. Noch minder thnn dies die Berge, denn die
höchsten sind nur dem 1700 teu Theil des Durchmessers gleich, verschwinden
also an der Dicke des Erdkörpers, wie Sandkörner an einer Bombe. —
Der Umfang der Erde am Aequator beträgt 5400 Mln. (40, 070363 m.),.
ihre Oberfläche 9,261238,3 geogr. □Mln. (509, 950714 ^Kilometer);
ihr körperlicher Inhalt 2650,184445, t geogr. Knbikmeilen (1,082841,315400
Kubik-Kilometer».
Die Erde dreht sich in 24 Stunden^) um ihre eigne Axe. Da sie nun
5400 Mln. im Umfang hat, so müßte sie, wenn sie wie gewöhnliche Kugeln
rollte, durch jede Umdrehung nur 5400 Mln. sich von der Stelle bewegen;
sie schwingt sich aber jede Seeunde 4,i Ml. vorwärts, also bei jeder Um-
drehung mehr als 5400. — Vermöge dieser Flugkraft würde sie nun in
gerader Linie, wenn kein Hindernis da wäre, fortfliegen; allein die An-
ziehungskraft der weit größern Sonne nöthigt sie, stets aus der geraden
Linie ansznbeugeu, und schleudert sie auf diese Weise um sich herum, doch
wie schon oben gesagt, nicht im völligen Kreise, sondern in einer Ellipse.
Sie befindet sich deshalb eine Zeit des Jahres, wo sie mehr ihre Wasser-
reiche Südhälfte der Sonne zukehrt (in nnserm Winter) auch der Sonne
näher, als im Sommer, wo sie am weitesten absteht. Ihre mittlere Em-
fernnng von der Sonne ist über 20l/a Mill. Mlit.**), und die Länge der
Bahn 130,938000 Mln., die sie in 365 Tagen 5 Stunden 48' und 47,6 "
zurücklegt.
§. 13. Verhältnis der Erdbbahn zur Ebene des Aequators und
zur Ekliptik.
Es war oben vom Himmelsäquator die Rede, der gleich weit von den
Polen abstehend gedacht wird und die ganze Himmelskugel in zwei Hälften,
*) Der Sterneutag = 23 St. 56' 4", Sonnentag == 24 St. 3' 56", also der
mittlere 24 Stunden.
**) Genan, nach Enckes sorgfältigen Rechnungen: 20,666800 Mln.; in der
Sonnennähe ist sie nur 20,318499, in der Sonnenferne dagegen 21,015101 Mln.
von der toonne entfernt. Uebrigeus ist keines der hier und oben angegebenen Elemente
der Erdbahn ganz konstant, vielmehr ändern sich in gewissen Perioden Lage und Ge-
stalt der Bahn zum Theil auf sehr merkliche Weise, und zwar infolge der Einflüsse,
welche außer der Louue auch die übrigen Körper des Planetensystems, namentlich die
benachbarten Planeten und der Moud vermöge ihrer Anziehungskraft auf unfern Erd-
ball und seine Beweguugen ausüben.
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368
Vom Erdmagnetismus.
viel Sekunden so und so viel Schwingungen macht, um ihre Stellung
wieder einzunehmen, wird anderwärts in gleicher Zeit mehr oder weniger
Schwingungen machen. Daran ist ihre magnetische Stärke oder In-
tensität zu erkennen, die nach hinreichenden Beobachtungen von den
Äquatorialgegenden gegen die Polarkreise hin zunimmt und an der Hud-
sonsbai, also nahe dem magnetischen Nordpol, doppelt so groß ist, als in
der heißen Zone. Die Linien, die man auf der Karte über die Orte von
gleicher Stärke zieht, nennt man isodynamische.
Die Nadel ist aber, abgesehen von Inklination und Deklination, höchst selten oder
nie vollkommen ruhig, sie oscillirt, d. h. erzittert oder schwankt rechts und links, indem
gar Vieles auf sie einwirkt. So gering diese kleinen Abweichungen sind, höchstens
V» Grad, so wichtig sind sie dem Forscher, der ihre Veranlassung zu ergründen sucht.
Sie werden daher sorgfältig beobachtet, und zwar mit eignen Instrumenten, besonders
mit dem von Gauß erfundenen Magnetomeler, um die leiseste Acnderung unterscheiden
und messen zu können. Man weiß jetzt, daß nicht bloß Tag- und Jahreszeiten, Kälte
und Wärme und die Stellung der Sonne in der Ekliptik darauf einwirken, sondern
daß namentlich auch Nordlichter, Erdbeben und vulkanische Ausbrüche bedeutende
plötzliche Störungen (Pertubationen) hervorzurufen pflegen.
Zu der Ergründnng des Erdmagnetismus hat Alexander von Hnmboldt viel bei-
getragen. Er wußte Könige und Kaiser zu bewegen, daß sie im Bereiche ihrer Staaten
und Kolonien an vielen Orten ständige Beobachtungen anordneten. So sind magnetische
Warten entstanden in allen Welttheilen, deren Berichte sicher Stoff zu neuen Aufschlüssen
liefern werden.
Z. 38. Natürliche Veränderungen an der Oberfläche.*)
Das Klima der Erde und die davon abhängige Pflanzen- und Thier-
Welt waren nicht zu allen Zeiten dieselben; es haben vielmehr im Laufe
der Entwickeluug unferes Planeten zu seiner gegenwärtigen Oberflächenform
in diesen Beziehungen große Veränderungen stattgefunden, und zwar fowohl
hinsichtlich des Ganzen, als hinsichtlich einzelner Theile desselben. Auch
die festen Theile der Erdoberfläche hatten nicht immer denselben Umfang und
dasselbe Aussehen wie heutzutage. Die jetzigen Küstenstriche sind also nicht
die ehemaligen; häufig lagen Landseen, wo jetzt bebaute Fluren, und um-
gekehrt. Schwerlich ist ein Land, an dessen Stelle nicht einmal das Meer
*) Streng genommen gehört dieses Kapitel aus der Geologie allerdings
nicht in ein Lehrbuch der Geographie, die sich nur mit der bis zur Bewohn-
barkeit für den Menschen fertigen Erde zu befassen hat; da dasselbe gleichwohl die
Billigung kompetenter Benrtheiler erfahren hat, so wird es — mit einigen Abkürzungen
und den notwendigen Aeuderuugen — ans der früheren Auflage des Buches >n dte
gegenwärtige mit herübergenommen. Der Herausgeber.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander_von_Hnmboldt Alexander
370
Veränderungen an der Erdoberfläche.
landsränder zunächst mürbe gemacht, dann zersetzt und zertrümmert. Denn in den
Fjorden, tiefen und steilen Schluchten an Festlands- und Jnselküsten (z. B. in
Schottland, Norwegen, Island, Neu-Seeland :c.), haben wir nichts anderes zu
erblicken, als die leeren Gehäuse ehemaliger Eisströme, die Gefäße, durch die sich die
Gletscher ergossen oder noch ergießen. In derselben Weise wirken alle Gletscher. —
Das während des Sommers in den Spalten- des Gesteins abwärts sickernde und darin
festgehaltene Wasser gefriert während des Winters und zersprengt wegen seines größeren
Volumeus die Gesteinsmasse, die nun in Trümmern verschiedenster Größe der Tiefe
zurollt. Wie bedeutend diese Absprenguugen sind, zeigen gleichfalls die Gletscher, die
ans ihrem Rücken ganze Massen von Steinschntt abwärts tragen und au
den Stellen, wo sie selbst abschmelzen, als Stirnmoränen aufhäufen. Das in
die Risse und Spalten des Gletschers hinein- und hinabfallende Gestein wird durch den
Druck der kolossalen Eismeuge bei deren Fortbewegung zerrieben und zermalmt, daher
das milchartige Aussehen der Gletscherwasser, deren fein zertheiltem Schlamm die Niede-
ruugen an den Flüssen ihre hohe Fruchtbarkeit verdanken (Ober^Rheiuthal). — Was
durch Verwitterung von den Gesteinen abgenagt wird, was der Regen abschwemmt,
wird gleichfalls durch zahllose Wasseradern gesammelt und den Tiefflächen der Erde ,
namentlich dem Meere zugeführt. Die Menge der Mineralstoffe, die unsere Gewässer
iu Lösung und mechanisch mit sich führen, ist eine erstaunlich große. Das bei Basel
jährlich vorbeifließeude Rheinwasser enthält au 7000 Mill. Pfund Festes, und was er
auf seinem weiteren Wege etwa davon absetzt, wird mehr als ersetzt ans den deutschen
Nebenflüssen, so daß er in 5000 Jahren der Nordsee eine Kubikmeile Land zuführt;
in 150900 Jahren müßte dadurch das ganze rheinische Stromgebiet 10 m. niedriger
werden, wenn nicht der Verlust hauptsächlich die höheren Gegenden treffen würde. Der
Mississippi führt jährlich 126,937209 Kubikmeter feste Stoffe dem Meere zu, und der
gelbe Strom iu Thina stündlich 68562 Kubikmeter, so daß er das gelbe Meer bei einer
Durchschniltstiefe von -10 m. in 24,000 Jahren vollständig ausfüllen muß. Der kohlen-
^anre Kalk, welchen die Pader (Nebeuflüßchen der Lippe) führt, repräsentirt pro Jahr
einen Würfel von fast 10 Quadratmeter Seitenfläche; die Weichsel enthält zur Zeit
des Eisganges in 109000 Theilen Wasser 5,82 Theile schwebende und 13,»2 Theile
gelöste Stoffe; die Isar kann bei München jährlich V6 m. Schlamm absetzen. Es ist
deshalb begreiflich, daß sich vor den Mündungen großer Flüsse, wenn Ebbe und Flut
nicht zu stark dagegen wirken, Land anhäuft; daher die Deltas des Ganges, Po u. s.w.
Schon dem Herodot erklärten ägyptische Priester, ihr blühendes Delta (jetzt 400 Q.-M.
groß) sei ein Geschenk des Nils, aus dessen Schlamm es erwachsen. Das Delta des
Mississippi hat eine Fläche von 750, das des Ganges von mehr als 800 Q.-M. Man
mag hieraus ermessen, wie sehr dadurch der Boden des Meeres in der Nähe der Fest-
länder aufwärts wachsen muß und wie treffend Otto Volger sagt: „In deu Wellen
der Ströme fließen Berge unsichtbar an uus vorüber." — Auch noch in anderer
Weise ändern die Flüsse das Aussehen der Erdoberfläche; nach dem Baerschen
Gesetz der Nferbildung üben infolge des Umschwungs der Erde von West nach
Ost und der ungleichen Notationsschnelle der verschiedenen Parallelen alle in der
Meridianrichtung strömenden Flüsse unserer Erdhälfte einen Druck auf ihr rechtes
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