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seinem Tod 965 in zwei Herzogtümer, Ober - und Niederloth-
ringen getheilt. Durch den deutschen Bürgerkrieg gelockt, fallen
die Ungarn — zum letztenmal — in das Reich ein. Ottos
Sieg auf d em Lechfeld mit der Macht des wieder geeinigten
Reiches 955. Eroberung der bayrischen Ostmark (Oesterreich).
Berengars Abfall und Angriffe gegen den Pabst bestimmten
961—965 Otto zum zweiten Römerzug 961—965. Völlige Beseitigung
Berengars. Ottos Kaiferkrönung („sanctus imperator“)
durch Pabst Johann Xii. Seitdem Grundsatz: nur der deutsche
König zum Kaiserthum fähig, die Verleihung aber nur in Rom
möglich. — Zerwürfnisse mit dem Pabst, dessen Absetzung und
Wahl Leos Viii, den Otto gegen alle Angriffe hält. Auf einem
dritten Römerzug 966—972 völlige Unterwerfung der auf-
ständischen Römer (der Präfect Peter); Befestigung der pübst-
lichen Macht in Rom (Johann Xiii) und Herstellung des Kirchen-
staates. — Vermahlung seines Sohnes und Thronerben Otto mit
Theophano, der Tochter des griechischen Kaisers Romanus, Ii,
zum Zweck der Erwerbungen der süditalischen Territorien. —
Ottos d. Gr. Tod zu Memleben, Beisetzung zu Magdeburg.
3. Ottcho Ii 973—983, ein begabter, kühnstrebender, aber
leidenschaftlicher Fürst, a. Sicherung des Friedens im
Innern und der R e i ch s g r e n z e n: Absetzung Heinrichs Ii,
des Zänkers, von Bayern (seit 955 Herzog), Abtrennung der
Mark Kärnthen von Bayern und Erhebung zum selbständigen
Herzogthnm. •— Ottos Einfall in Frankreich gegen König Lothar,
der ihn in Aachen bedroht hatte. Aussöhnung beider Könige 980;
Sicherstellung Lothringens. — 5. Sein Römerzug 980;
Kaiserkrönung 981. Griechen und Araber gegen Ottos Absichten
auf Süditalien; seine Niederlage und wunderbare Lebensrettnng
in Calabrien 982. —
4. Otto Iii 983—1002, bei feiner Thronbesteigung 4 Jahre
alt. Ein Fremdling unter den deutschen Königen; hochgebildet,
streng kirchlich, aber ohne kriegerische und politische Thalkraft.
Seine Abneigung gegen alles Deutsche, blinde Vorliebe für Rom
und den Süden; seine Kaiserkrönung, 996. Einflüsse seiner Mutter
und Großmutter Theophano und Adelheid, des Erzbischofs Wil-
ligis von Mainz und Gerberts von Rheims, des späteren Pabstes
Sylvester Ii. —
Aussöhnung mit Heinrich dem Zänker, der sein Herzogthnm
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Extrahierte Ortsnamen: Niederloth- Ungarn Ottos Oesterreich Ottos Rom Rom Ottos Memleben Magdeburg Bayern Ottos Frankreich Aachen Lothringens Ottos Calabrien Rom Mainz
86
U
Vergebliche Versuche Ludwigs, mit den Päbsteu sich auszu-
söhnen, trotz aller Demütigungen. Der Kurverein von Rense
<338 1338 auf Anlaß des Erzbischofs von Mainz gegen die Eingriffe
Frankreichs und die Uebergriffe der Kirche gestiftet, zur Wahrung
der nationalen Selbständigkeit. — Einstimmiger Beschluß: ein
durch alle oder die Mehrheit der Wahlfürsten gewählter König
bedarf nicht der Bestätigung des römischen Stuhles. Ludwig er-
klärt in einem Manifest auch die Kaiserwürde für unabhängig
vom Pabst.
o. Ludwigs Hauspolitik: Erwerbung der Mark Bran-
denburg nach dem Aussterben der Askauier mit Waldemar dem
Großen (-f 1319); Belehnung des 8jährigen Ludwig 1323; —
Verschmelzung des erledigten Herzogthums Niederbayern mit Ober-
bayern, dem Stammland des Kaisers; Vermählung Ludwigs von
Brandenburg mit Margaretha Maultasch, der Erbin von Tyrol
1342 1342. Seiner Gemahlin Erbschaft von Holland, Seeland, Fries-
1345 land, Hennegau 1345; — die Wittelsbachische Hausmacht von
Nord- und Ostsee bis zur Adria.
Wahl des Gegenkönigs Karl Iv von Mähren, Sohn Jo-
hanns von Böhmen (ß in der Schlacht bei Crecy 1346) unter
Einfluß des Pabstes Clemens Vi. Ludwigs Tod 1347.
6. Karl Iv (1347—1378), nach dem Tode des von der bay-
rischen Partei ausgestellten Gegenkönigs Günther von Schwarz-
burg (f 1349) einhellig anerkannt; — der gelehrteste unserer
Könige („quinque linguarum peritissimus“) und einer der staats-
klugsten, „Böhmens Vater, des h. römischen Reiches Erzstiefvater"
(Ausspruch Maximilians I); friedliebend und thätig.
a. Sein Wirken in Böhmen: Das slavisch-deutsche, mit
dem Reiche nur locker verbundene Böhmen sein Vaterland und
Lieblingsaufenthalt, der Schwerpunkt und die Grundlage seiner
Macht, das Böhmische seine Muttersprache. — Ausgezeichnete Ver-
waltung des Landes, das er für ein Erb reich seines Hauses er-
klärt ; Böhmens Glanzpunkt unter diesem seinem volksthümlichsten
Fürsten. Aufblühen seiner Residenz Prag; Gründung der dor-
1348 tigen Universität, der ersten Deutschlands 1348, nach dem Muster
der Hochschulen von Paris, wo Karl selbst studiert hatte, und
Bologna.
Vergrößerung seiner böhmischen Hausmacht, zu der auch
Mähren, Schlesien, die Oberpfalz und die Lausitz gehören, durch
die Mark Brandenburg, (der falsche Waldemar 1348—1350)
!
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwig_er- Ludwig Ludwigs_Hauspolitik Ludwigs Waldemar Ludwig Ludwig Ludwigs_von
Brandenburg Ludwigs Margaretha_Maultasch Karl_Iv_von_Mähren Karl hanns_von_Böhmen Clemens_Vi Ludwigs Karl_Iv Karl Günther Maximilians Karl Karl Waldemar
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Frankreichs Niederbayern Tyrol Holland Seeland Hennegau Ostsee Adria Crecy Maximilians Deutschlands Paris Bologna Schlesien Brandenburg
Iv. Außerdrnljche Länder.
A. Italien.
Initalien bildete sich seit dem Ende dermaufischen Periode ein
Anzahl selbständiger Staaten; — ein arges Mißverhältniß zwischen
der hochgestiegenen Geisteskultur und der politischen Haltlosigkeit der
Halbinsel. Zerrissenheit, Parteifehden, ein Durcheinander und Neben-
einander republikanischer und monarchischer Staatsformen, bei aller
Auflösung in den edleren Geistern des Volks eine lebendige Sehnsucht
nach Vereinigung und Einheit der Theile.
Sechs Hauptstaaten treten auf der Halbinsel hervor, l) Zer-
splitterung des Kirchenstaates während des Exils der Päbste in
Aviguon; Adelsparteiungen in Rom. Der Volkstribun Cola di Rienzi
1347 (s. S. 87). Nach der Rückkehr der Päbste Wiedervereinigung
des Gebietes, Centralisierung der Staatsgewalt unter Alexander Vi
(Borgia) am Ende des Mittelalters. — 2) Neapel zuerst in den
Händen des Hauses Anjou, dann nach dem Aussterben von dessen
Mannsstamm, seit der Regierung der viermal vermählten Johanna I
(1343—1332), ein Spielball innerer Fehden und der verschiedensten
Thronbewerber. Am Schluß der Periode fällt Neapel au das Ara-
gonesische Haus, mit dem schon seit 1409 Sicilien vereinigt war. —
3) Florenz (Firenze la bella), schon nach seiner geographischen
Lage dazu berufen das Gleichgewicht zwischen den nach der Hegemonie
strebenden Staaten des Nordens und Südens aufrecht zu erhaltene
bietet in seiner Geschichte ein buntes Bild aller möglichen Verfassungs-
formen. Im 12. Jahrhundert aristokratisches Stadtregiment, dann Be-
kämpfung und Sturz des ghibellinisch gesinnten Adels durch die Zünfte.
Nach mancherlei Wechsel Sieg der vollendeten Demokratie 1378. Er-
hebung des Hauses Medici (Johann, Cosmo, Lorenzo ,,il magnificou),
unter dessen Primat Florenz im 15. Jahrhundert als Handelsplatz
und Geldmarkt, als Fabrikort und Kunststätte, als Hauptsitz der Literatur
und Wissenschaft der Zeit die erste Stelle unter den Städten Italiens
einnimmt. Einigung der tuscischen Landschaft schon im 13. Jahr-
hundert. — 4) Mailand (Milano) einst die Führerin der lombar-
dischen Städtefreiheit (s. ob. S. 65 und 72), nach kurzer Herrschaft
der welfisch gesinnten della Torre's seit 1277 unter dem ghibellinischen
Hause Visconti, das, von König Wenzel 1395 mit der Herzogs-
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Vi
(Borgia Alexander Johanna_I Johann Lorenzo
- 82 —
verlor. Von ihm berufen wurde das Concil zu Nicäa abgehalten (325), auf welchem die Zeit des Osterfestes bestimmt und die Wesenseinheit Christi mit Gott zum Glaubenssatz erhoben ward. Daß derselbe Kaiser die Herrschaft über Rom dem dortigen Bischof geschenkt habe, ist eine mittelalterliche Erfindung, welche insofern verhängnisvoll ward, weil auf sie gestützt die Päpste den Anspruch auf die Weltherrschaft erhoben haben.
Unter Constantins Söhnen erwarb Constantins, dessen Namen die Stadt Constanz trägt, durch Mord und Krieg die Alleinherrschaft; im Besitze derselben widmete er seine Aufmerksamkeit mehr den Streitigkeiten der Theologen, welche trotz der Entscheidung des nicanischen Concils zwischen Arins und Athanasius schwankten, als der Regierung des Reichs. Unterdessen gieng es am Oberrhein scharf her, da die Alamannen, ein deutscher Völkerbund, das Elsaß zum Eigentum begehrten. Des Kaisers einzig übrig gebliebener Vetter Julian, der aus klösterlicher Stille zum Schirmvogt des Westens berufen von dem glänzenden Trier aus mit Eifer und Geschick seine Aufgabe erfüllte, schlug ihren Anführer Knotomar bei Straßburg (357) und zeigte zum letzten Male die Ueberlegeuheit der römischen Waffen und List. Bald darauf bestieg er selbst den Thron, versuchte, jedoch erfolglos, das Heidentum in seiner edleren Gestalt wieder aufzurichten und wurde nicht durch angriffsweises Vorgehen, sondern durch Auffrischung der klassischen Bildnng und durch Zurücksetzung der christlichen Beamten ein Verfolger der Kirche. Die erbitterten Bischöfe und das fanatisierte Volk haben ihm daher den Namen Apostata, d. i. Abtrünniger, gegeben. Er starb aus einem Zuge gegen die Perser schon nach 20monatlicher Regierung (363). Nach ihm gab es nur noch christliche Kaiser.
§ 52. Literatur und Limit. Rückblick.
Nur sehr spärliche Reste altitalischen und altrömischen Schrifttums sind auf uns gekommen und berechtigen uns zu dem Schluffe, daß es mit den Römern vor den punischen Kriegen, sowohl was die Form als den Inhalt der literarischen Denkmäler betrifft, recht ärmlich bestellt war. Auch von da an entwickelte sich die Dichtkunst fast nur nach dem Vorbilde der Griechen, wurde auch, wenigstens in der ersten Zeit, mehr von Nichtrömern gepflegt. Bemerkenswerth sind die der attischen neueren Komödie nachgebildeten Lustspiele des Plautus und des afrikanischen Terenz. Lukrez schloß sich an ein epikureisches
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227
stimmung andeuten würde. Der Papst erwiederte mit fester Stimme
und voll Würde: „Wenn Sie, Herr General, geglaubt haben,
solche Befehle des Kaisers ausführen zu müssen wegen des ihm ge-
leisteten Eides der Treue und des Gehorsams, so bedenken Sie
auch, wie Wir die Gerechtsamen des heiligen Stuhles aufrecht er-
halten müssen, an welchen Wir mit so vielen Eiden gebunden sind.
Wir können nicht abtreten, noch auf Etwas verzichten, was Uns
nicht gehört. Die weltliche Herrschaft gehört der römischen Kirche
und Wir sind nur der Verwalter derselben. Der Kaiser kann Uns
in Stücke hauen lassen, aber dieses wird er nie von Uns erlangen.
Nach allem Dem aber, was Wir für denselben gethan haben, waren
Wir auf eine solche Behandlung nicht gefaßt!" — Der General
Radet sagte darauf: „Ich weiß, heiliger Vater, der Kaiser hat ge-
gen Sie viele Verbindlichkeiten." — „Mehr als Sie wissen," er-
wiederte der Papst in sehr lebhaftem Tone, und fuhr dann fort:
„Sollen Wir allein gehen?" Der General antwortete: „Euere Hei-
ligkeit können Ihren Minister, den Cardinal Pacca, mit sich neh-
men." — Pacca begab sich darauf in das angrenzende Zimmer und
legte das Chorhemd und die Mozzetta an, weil er glaubte, den hei-
ligen Vater Ln den Palast Doria zu begleiten, wo der General
Miollis wohnte. Wahrend dessen schrieb der Papst eigenhändig die
Liste der Personen, von welchen er wünschte, begleitet zu werden-
und ordnete Einiges in seinem Zimmer. Radet, dieses bemerkend,
sagte zu ihm: „Heiliger Vater, fürchten Sie nicht, man wird nichts
von Allem anrühren." Der Papst aber gab ihm zur Antwort:
„Wer seines eigenen Lebens nicht achtet, der legt noch weniger Werth
auf die Dinge dieser Welt." Bei seiner Rückkehr fand Pacca, daß
sie den heiligen Vater bereits gezwungen hatten, abzugehen, ohne
den Kammerdienern zu gestatten, einige Wäsche einzupacken. Er
holte den Papst noch in seinen Gemächern ein und nun schritten Beide,
von Gensd'armen und rebellischen Unterthanen umgeben, über die
Trümmer der eingeschlagenen Thüren und kamen an die Hauptpforte,
wo der Wagen des Generals Radet stand. Der Papst und sein
Staatssekretär stiegen ein. Auf der Seite, wo der Papst saß, hatte
man die Jalousien vernageln lassen. Ein Gensd'arme schloß mit
einem Schlüssel die beiden Kutschenschläge, Radet und Cardini, ein
Gensd'armeriewachtmeifter, setzten sich auf den Sitz des Kutschers
und gaben Befehl abzufahren. Der Wagen fuhr zur Stadt hinaus,
wo Postpferde vorgespannt wurden. Bei dem Wechseln der Pferde
machte der Papst dem General sanfte Vorwürfe über die ihm gesagte
Lüge, daß er Befehl habe, ihn zum General Miollis zu führen und
beklagte sich über die gewaltsame Weise, wie man ihn zwinge, von
Rom abzureisen ohne Gefolge, von Allem entblößt und mit dem
einzigen Gewände, das er anhabe. Der General antwortete, das
Gefolge, das Seine Heiligkeit bezeichnet habe, würde mit allem
nothwendigen Geräthe bald nachkommen.
15 *
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228
In der folgenden Nacht wurde zu Nom im Namen des Pap-
stes eine rührende Bekanntmachung angeschlagen, worin es unter
Anderem heißt: „In Unserem Schmerze finden wir einen rührenden
Trost darin, daß Wir Jenes erfahren, was unser Herr dem heil.
Petrus ankündigte, als er zu ihm sprach: „Wenn du wirst alt ge-
worden sein, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein Anderer
wird dich binden und dich dahin führen, wohin du nicht willst."
Wir überlassen Unsere priefterlichen Hände der Gewalt, die Uns
bindet, um Uns anders wohin zu führen; und Wir erklären die
Urheber dieser That vor Gott für alle Folgen dieses Verbrechens
verantwortlich. Unsererseits verlangen Wir einzig, und rathen und
ordnen an, daß Unsere getreuen Unterthanen, daß Unsere besonde-
ren Schäflein von Rom, daß Unsere allgemeine Heerde der katholi-
schen Kirche die Gläubigen des ersten Jahrhunderts eifrig in dem
Umstande nachahmen, wo der heil. Petrus im Gefängniß verschlos-
sen war und die Kirche niemals abließ, für ihn zu beten. Ob auch
ein sehr unwürdiger Nachfolger dieses glorreichen Apostels, leben
Wir dennoch des Vertrauens, daß alle Unsere so geliebten Kinder
ihrem gemeinsamen Vater diese fromme und letzte Pflicht erzeigen
werden."
Ueberall, wohin die Reise führte, strömte eine große Menschen-
menge aus den Städten und Dörfern herbei, stürzte sich auf den
Wagen und begehrte den Segen. Der heilige Vater rief ihnen die
Worte zu: „Muth und Gebet!" Viele weinten, streckten die Arme
nach dem Wagen und schrieen: „Sie entführen uns den heiligen
Vater!" Bei der schrecklichsten Sonnenhitze, im geschlossenen Wagen,
Ln Hunger und Durft setzte man die Reise fort und übernachtete aus
dem Berge Nadicofani in einem schlechten Wirthshause, wo Pacca
im Cardinalsgewande das Bett und den Tisch für den heiligen Va-
ter bereitete. Am anderen Tage, den 7. Juli, traf das Gefolge des
Papstes ein und nun reiste man die ganze Nacht hindurch und kam
am 8. mü Tagesanbruch bei den Thoren der Stadt Siena an. Nach-
dem man die Postpferde gewechselt hatte, setzte man mitten unter
einer unermeßlichen Volksschaar die Reise fort. Durch die Unachtsam-
keit der Postknechte brach ein Rad und der Wagen warf mit großem
Ungestüm um. „Heiliger Vater!" schrie das Volk und hob im
Augenblicke den Wagen auf. Die Gensd'armen mit erblaßtem An-
gesichte und den Säbel in der Hand suchten das Volk zu entfernen,
das von Zorn entflammt sie anschrie: „Hunde! Hunde!" Der
Papst stieg aus und ward auf den Armen des Volkes getragen, das
in großer Menge sich um ihn drängte. Die Einen fielen mit dem
Angesichte auf die Erde, die Anderen küßten ihm die Füße, Andere
berührten mit Ehrfurcht seine Gewände, und Alle gleichsam in Ver-
zweiflung fragten ihn, ob er in seinem Falle Schaden genommen
habe. Der heilige Vater dankte mit freundlichem Lächeln und Pacca
schrie der zur Wuth gereizten Volksmenge zu, es sei Gottlob kein
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246
den Sinn dieser bildlichen Rede mag der junge Leser eine kleine Be-
trachtung anstellen.
Dritte Klaffe.
Brennbare Mineralien.
1. Die Steinkohle.
So lange die Wälder ihre Sendungen hinlänglich abliefern, ist
die reinliche Holzfeuerung in der Haushaltung vorzuziehen; aber nicht
überall erfreut man sich des Reichthums an Holz und bei zunehmender
Bevölkerung wird der Verbrauch desselben stärker und es entsteht in
manchen Gegenden Mangel. Wo aber ein dringendes Bedürfniß
herrscht, da sinnt der Mensch auf Mittel zur Beftiedigung, und es
wurde ihm in diesem Falle um so leichter, da die Natur den Finger-
zeig gab. An manchen Stellen der Erde reichen unterirdische Kohlen-
lager bis zur Oberfläche; man grub nach und fand überreichlich in
der Tiefe, was das Land von der Außenseite verweigerte. Bei so
glücklichem Erfolg suchte man weiter und entdeckte Fundgruben in den
verschiedenen Ländern Europa's, später auch in den übrigen Erdtheilen;
es zeigte der Boden einen Reichthum, den man früher nicht geahnt
hatte. Gegenden, die an Waldungen eben nicht reich sind, versorgen
gegenwärtig andere mit dem wirksamsten Brennstoffe.
Die unterirdischen Kohlen liegen in Schichten, deren Dicke oft
nur einige Zoll, in seltenen Fällen jedoch 40 Fuß beträgt. Da mit-
unter ganze Baumstämme in Kohlengruben gefunden werden, ist es
wahrscheinlich, daß in einer Zeit, von deren Begebenheiten kein
Mensch Zeuge war, große Wälder untersanken und in der Gluth der
Erde verkohlten. Der Schöpfer legte zur selben Zeit in den Erden-
schoß wichtige Güter zum Gebrauch der Menschen, noch ehe diese ihren
nunmehrigen Wohnplatz betraten. Friedlich pflügt und pflegt eben
der Landmann seinen Acker, der Bürger fördert seine Arbeit in der
Werkstätte und Kinder spielen auf derselben Stelle, welche einst die
schauerliche Stätte des Unterganges und der Zerstörung war.
Das deutsche Land ist der Steinkohlen in manchen Gegenden theil-
haft geworden, wie in den Rheingegenden, an der Ruhr; bei Aachen, am
Hundsrück; im Odergebiete in Schlesien; an der Elbe in Böhmen, Sach-
sen , am Harz und in Mähren. Am meisten kommen sie aber in
England und Belgien vor, und die großen Fabriken beider Länder ver-
danken ihr Bestehen hauptsächlich den Steinkohlen. Zn England hat man
Gruben, die von der Küste aus bis unter das Meer geführt worden sind,
so daß oben der Fischer, unter diesem der Bergmann seiner Beschäftigung
obliegt. Keiner sieht und hört dabei den Andern. Der unten merkt Nichts
davon, wenn sein Landsmann oben mit Sturm und Wellen kämpft oder
sich über einen glücklichen Fang freut; der oben spürt Nichts von dem
Einsturz der Grube, die vielleicht jenen begräbt. So Etwas kann dem
Bcrgmanne an seinem nächtlichen Aufenthaltsorte begegnen und noch mehr.
Zn den Gängen der Bergwerke entwickelt sich oft das Grubengas, eine
brennbare Luft, welche sich am Lampenlichte der Arbeiter schnell entzündet
und mit der Heftigkeit des brennenden Pulvers wüthet, ihnen zum Verder-
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Extrahierte Personennamen: Fischer
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Extrahierte Ortsnamen: Savoyen Italien Deutschland Burg Deutschland Italien Jerusalem Apolda Italien
Von der Begründung des päpstlichen Uebergewichtes 2c. 125
sind leere Worte. Dein Fürst hat dem heiligen Petrus nicht die weil er den schulbige Ehre erwiesen, sonbern ihn entehrt; er hätte den rechten Steigbügel Steigbügel halten sollen — und er hielt den linken!" Der Kaiser hätt. entschulbigte sich, daß bies aus Versehen geschehen sei, allein der Papst verließ mißmnthig das Lager, ohne dem Kaiser den üblichen Friebenskuß gegeben zu haben. Aus bringenbes Bitten der Fürsten gab Friedrich nach und erwies dem Papste bei seiner Rückkehr den verlangten Ehrenbienst in der üblichen Weise.
Bald erschienen auch Abgeorbnete des römischen Volkes, boten Friedrich dem Kaiser in hochtrabenben Phrasen die Kaiserkrone an, wenn er ihre ^°r?derb alten und neuen Einrichtungen anerkenne und schütze, und begehrten ein Geschenk von 5000 Psunb Silber. Zornig unterbrach sie Friedrich und entgegnete: „Ich wunbere mich gar sehr, daß Eure Reben auch
gar Nichts von altrömischer Weisheit enthalten. Wisset Ihr benn nicht, daß die Herrschaft und die Tugenben der Römer auf die Deutschen übergegangen finb ? Ich bin gekommen, nicht um von Euch zu empfangen, fonbern um Euch zu retten von innerem und äußerem Zwiste!" Die Gefanbten kehrten eiligst um. In der nämlichen Nacht noch ließ Friedrich 1000 Mann einrücken und die Straßen nach der Peterskirche besetzen. Als er aber nach der Krönung ins Lager zurück- und züchtigt kehren wollte, überfiel ihn das erbitterte Volk, erfuhr aber bafür die
^ , 'i/ i ruhrer harr;
ganze Strenge des Kaisers und bte Kraft beutfcher Schwerter. Heinrich der Löwe hatte sich in biesem Straßenkampfe besonbers hervorgethan.
Gern hätte Friedrich schon bamals die überall zu Tage tretenbe Wiber-spenstigkeit in Italien gezüchtigt, allein die deutschen Fürsten pflegten sich für einen Römerzug nur auf die Dauer eines Wahres zu verpflichten und mit Ansang des Winters heimzukehren. Den Rückweg über Tyrol suchten ihm die Veronesen zu verlegen, allein Otto von Wittelsbach erzwang den Durchgang mit Gewalt.
Währenb Friebrichs Abwesenheit war manche Unorbnung in ebenso einige Deutschland vorgefallen und manche Gewaltthätigkeit verübt worben. ^st°rer in
ctn -r, , .. , . _ a Deutschland.
Darum eilte der Kaiser bte ^riebensstörer zur Strafe zu ziehen, zerstörte eine Menge Rau&fchlöffer und hob unerlaubte Zölle auf. Der Erzbischof von Mainz und der Pfalzgraf Hermann von Stahleck hatten sich des Lanbsriebensbruchs durch ihre Befehbungen schulbig gemacht.
Darum verurtheilte Friedrich die Angeklagten mit ihren Vertonbeten zum Hunbetragen. Der Pfalzgraf und 10 mitfchulbige Ritter mußten den Hunb eine Meile tragen, ihre Dienstleute einen Stuhl, die Bauern ein Pflugrab. Der Erzbischof würde wegen seines Staubes und Alters begnabigt.
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TM Hauptwörter (200): [T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste]]
Extrahierte Personennamen: Steigbügel_Steigbügel Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Friedrich Friedrich Otto_von_Wittelsbach Otto Hermann_von_Stahleck Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland Deutschland Mainz
Von der Begründung des päpstlichen Uebergewichtes rc 129
Die Lombarden hatten beschlossen, den Kaiser in der Nacht zu ermor-Den ^Mord-
den; der Wirth verrieth den Mordanschlag. Während Barbarossa mit Friedrich ver-
5 Begleitern entfloh, fanden die Berschwornen den Ritter im Bett,
ehrten aber die Treue und Hochherzigkeit des deutschen Mannes und Ztebeneichen
entließen ihn ungekränkt (1168). Nach Friedrichs Abreise verjagten die
Lombarden alle deutschen Beamten und Besatzungen, und fast ganz Italien
trat dem großen Städtebnnd bei. Zu Ehren des Papstes wurde die
Festung Alessandria als ein Bollwerk gegen die Deutschen gegründet.
Friedrich zerstörte während seines Aufenthaltes in Deutschland wieder
viele Raubburgen. Herzog Heinrich der Löwe hatte damals jenseits der Elbe Fri-dnch »er-
große Eroberungen gemacht und sich im Norden ein fast unabhängiges ^neiwge
Reich gegründet. Seine Residenz war Braunschweig, wo ein großer Fürst--.
eherner Löwe den Eingang der Burg zierte. Gegen ihn erhoben sich
eifersüchtige Fürsten, namentlich Albrecht der Bär und Ludwig der
Eiserne von Thüringen *). Allein Friedrich vermittelte die Fehden und
kehrte, nachdem Ruhe und Ordnung in Deutschland hergestellt waren,
im Herbste 1174 nach Italien zurück.
Susa büßte zuerst für den Biordanschlag und ging in Flammen
auf, aber Alessandria widerstand. Man unterhandelte, konnte sich
nicht einigen. Jetzt versagte Heinrich der Löwe, welcher schon einmal dem Kaiser
nach Jerusalem gepilgert war, um dem Römerzuge sich zu entziehen, 'ei"t^®e,‘
seinen Beistand, schützte sein Alter vor (er war 46 Jahre alt) und
den sichern Bannfluch **). Endlich siel der Kaiser dem stolzen Löwen
zu Füßen und bat um seine Hülfe. Das Welfenherz blieb ungeriihrt.
Da nahte sich Beatrix dem Kaiser und sprach: „Lieber Herr, stehe auf!
Gott wird Dir helfen, daß Du dieses Tages und dieses Hochmuthes
gedenkest!" So waren Welf und Hohenstaufe wieder Feinde.
*) Ludwig verirrte sich einst aus der Jagd und fand unerkannt bei einem
Schmiede in Apolda Nachtlager. Früh am Morgen ward der Landgraf
geweckt; der Schmied arbeitete am Amboße und rief bei jedem Schlage:
„Landgraf, werde hart!" Er meinte damit, der Landgraf solle gegen den
Adel hart werden wie das Eisen. Ludwig verstand den Wink, schirmte
das Landvolk gegen die ungerechten Bedrückungen des Adels und besiegte
die aufrührerischen Edelleute, welche er an einen Pflug spannen und den
„Adelsacker" pflügen ließ.
**) Der alte Herzog Welf hatte sich durch sein prunkendes Ritterleben in
große Schulden gestürzt und seine Besitzungen in Italien (Herzogthum
Spoleto und Markgrafschaft Tuscien) und seine Ansprüche auf Sardinien
Heinrich dem Löwen zum Verkaufe angeboten. Da Heinrich dachte,
tvas er einst erbe, brauche er nicht zu kaufen, so lehnte er das Anerbieten
ab. Nun kaufte sie Friedrich und erzürnte den Löwen.
Gassian'ö Geschichte. Ii 2. Aust
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TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Barbarossa Barbarossa Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Albrecht Ludwig_der
Eiserne_von_Thüringen Ludwig Friedrich Friedrich Heinrich_der_Löwe Heinrich Beatrix Welf Ludwig Ludwig Ludwig Welf Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Aust
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland Burg Deutschland Italien Alessandria Jerusalem Apolda Italien Spoleto