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1. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 269

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
Frankreich — Könige aus dem Hause Capet. 269 der Beschlüsse des Neichskammergerichts und zur'genauen Bestim- mung der Contingente bei dem Reichsheere wurde Deutschland in folgende zehn Kreise eingetheilt: den ö streicht sch e n, den bur- gu nd ischen, denchurr hei nisch en, o berrh eini schen, nie- der r h e i n i sch-w e st p h a l i sch e n, b a i r i s ch e n, sch w a b i sch e n, fr a nki sch en, o be r sa ch si sch en und niedersä chsi scheu. Ein geregeltes Postwesen erleichterte fortan den brieflichen Verkehr, die Errichtung stehender Heere, nach dem Beispiele Frankreichs, sollte den Unvollkommenheiten des Zuzugs der Vasallen und den Ge- brechen der aus Söldnern gebildeten Heere abhelfen. Durch eine zweite Wechselheirath zwischen seinen Enkeln, Ferdinand und Ma- ria, mit den beiden Kindern Wladislavs, Königs von Ungarn und Böhmen, Anna und Ludwig, leitete Maximilian die Ge- sammtvereinigung dieser Lande ein. Dem Unwesen der V e h m- gerichte suchte er Schranken zu setzen; die Universitäten Wien und Ingolstadt begünstigte er durch Geldzuschüsse; Gelehrte, Künst- ler und Dichter fanden in ihm einen freigebigen Gönner und Be- schützer. Die Reformation, durch Di-. Martin Luther veranlaßt, siel zwar in das Ende der Regierung Maximilians I. *), doch beachtete oder ahnete er deren Wichtigkeit nicht. Seine Ne- gierung umfaßte die Anfänge einer großen Zeit; er verstand sein Jahrhundert, und wirkte, in sittlicher und statistischer Hinsicht, zweckmäßig auf selbiges ein; doch den Lügen und Ranken der da- maligen Politik unterlag sein gerader Sinn, und als Feldherr hat er nicht geglanzt, wenn schon sein ritterlicher Muth in Scherz und Ernst sich jederzeit ehrenvoll bewahrte. Er starb auf einer Reise nach Oestreich in seinem 60. Jahre und ward in der Re- sidenz Wien begraben. §. 53. Frankreich — Könige aus dem Hause Capet, Philipp Iii. hatte seinen Vater, Karl Ix., bei seinem unglücklichen Zuge nach Tunis begleitet, und führte die Reste sei- nes Heeres nach Sicilien, wo ein Sturm noch 18 Schiffe zer- trümmerte und 4000 Menschen in den Grund des Meeres versenkte. Eine Menge seiner nächsten Verwandten, auch seine Gemahlin Jsabella, starben schnell hinter einander, wodurch die Grafschaften Toulouse und Poitou an die Krone sielen. Rach einer zweiten Vermahlung mit Maria von Brabant verurtheilte er den ver- leumderischen Günstling Peter de la Brosse, zum Galgen. Er war der Barbier seines Vaters gewesen, und hatte sich zum *) I. Matth. Schreckh's christl. Kirchcngesch. seit der Rcfcrmat. 10 Thl. Leip;. 1804. Plank's Gesch. des Protestant. Lehrbegriffs. 6 Th. Lcipz. 179t. £ßojj> munn's Ecsch. der Reform, in Deutschl. 1 Th. Altona 1801. iri? 1310 1270 — 83 12 ii

2. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 326

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
326 Neunter Zeitraum. geistiger Mittheilung, und schnell, wie der Sonnenstrahl, flog der menschliche Gedanke sichtbarlich ausgedrückt von Land zu Land. Die vorausgegangene Erfindung des Linnenpapiers, um 1318, erleichterte die Anwendung der neuen Buchdruckerkunst. Endlich batte sich auch der Gesichtskreis über die Beschaffenheit unsers Erdballs durch kühne Seefahrer erweitert. Bartholomaus Diaz berichtigte die irrigen Vorstellungen über die Gestalt Afri- ca's, indem er dessen südlichste Spitze, das Vorgebirge der gu- ten Hoffnung, umschiffte, 1486. Christoph Columbus entdeckte durch seine unverrückt nach Westen fortgesetzte Fahrt einen neuen, auf der andern Halbkugel gelegenen Welttheil, America, 1492, und Vasco de Gama fand den langst gesuchten See- weg nach Ostindien, 1498. Ein reges Streben und Ringen ergoß sich auch durch diese Ereignisse über die Völker Europas und zei- tigte sie für ein neues Jahrhundert. Die Erfindung des Schießpulvers, welche, der Sage nach, von dem Mönche Berthold Schwarz um 1290 oder 1320 gemacht, aber vor dem Jahre 1350 schwerlich auf die Kriegskunst angewendet wur- de, wandelte die Führung des Kriegs in eine weit verzweigte Wissenschaft um, nachdem dessen Entscheidung bisher hauptsächlich von der Körperkraft und dem Muthe der einzelnen Streiter ab- gehangen hatte. Die vor mehr als 100 Jahren durch Johann Wicleff (ff 1384) angedeuteten, und von Johann Huß aufs neue an- gegriffenen Mangel des Kirchenwesens sollten einen Verbesserer finden in einem Manne, der für die Dunkelheit und ein unbe- deutendes Privatleben bestimmt schien. Martin Luther, zu Eisleben geboren den >0. Nov. 1483, widmete sich, unter hartem Kampfe gegen eine drückende Dürftigkeit, den Wissenschaften, trat, von einer stillen Schwermuth geleitet, zu Erfurt in den Augusti- nerorden, 1505, unterwarf sich, mit hingedender Selbstverleug- nung, dessen strengen Regeln ohne Murren, gewann die Achtung seines Priors Staupitz, der ihm Muße gewährte, sich oen theolo- gischen Studien zu widmen, und ihm einen Ruf zu einer theologi- schen Professur auf der von dem Churfürsten von Sachsen, Fried- rich dem Weisen, zu Wittenberg 1502 neu errichteten Universität verschaffte, 1508. Mit Feuereifer betrat Luther diese neue Bahn und fand Beifall als Lehrer und Prediger. Eine Reise, welche er, in Angelegenheiten des Äugustinerordens, nach Rom zu dem Pap- ste Leo X. unternahm, 1510, gab ihm einen deutlichen Begriff von der dort herrschenden Skttenlosigkeit der Geistlichkeit und ver- minderte seine Achtung für den päpstlichen Stuhl bedeutend. Nach Annahme der theologischen Doctorwürde 1512 fühlte sich Luther nur desto strenger zur Erhaltung eines reinen Glaubens ver- pflichtet. Mit Entrüstung vernahm er deshalb die schamlose Keckheit, wo- mit ein Dominicanermönch, Johann Tezel, den Ablaßhandel zu

3. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 329

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
329 Deutschland. Karl V. vielfachen Gefechten waren niedergemetzelt worden. Derselbe Gesir des Aufruhrs verbreitete sich auch nach Thüringen, wo ein gewisser Thomas Münzer, ehemals ein Zuhörer Luthers, die verblendeten Bauern gleichfalls zur Rebellion aufrief, bis er, gegen, alle gütliche Vorstellungen taub, bei Frankenhausen eine voll- ständige Niederlage erlitt, in Gefangenschaft gerieth und zu Mühl- 15-5 Hausen, nebst 24 andern Rebellen enthauptet wurde. Auch hier floß das Blut von Tausenden. Der Churfürst von Sachsen, Friedrich der Weise, Luthers umsichtiger Beschützer, war ge- storben, sein Bruder, Johann der Beständige, raschem Sin- nes, folgte ihm in der Regierung, bekannte sich öffentlich zur Rc^ formation und schloß, auf den Fall angewendeter Gewalt, zu 152f) Torgau ein Bündniß mit dem Landgrafen Philipp von Hes- sen, den Herzogen von Braunschweig-Lüneburg, dem Herzoge H e i'n r i ch von Meckelnburg, dem Fürsten Wolfgang von Anhalt, den Grafen Gebhard und Albrecht von Mannsfeld, endlich mit der freien Reichsstadt Magdeburg. Markgraf Albrecht von Bran: denburg, früher Heermeistec des deutschen Ordens, nun Herzog von Preußen, vereinigte sich, nachdem er die Reformation an- genommen, mit dem Churfürsten von Sachsen durch ein besonde- res Bündniß. Keine polirischen Bewegungen störten für jetzt den raschen Fortschritt der neuen Lehre,' wohl aber erhielten deren Bekenner den Parteinamen der P r 0 t e st a n t e n, als diese gegen denb e sch l u ß eines zu Speyer g e h al te ne n R eich sta gs, dem das Worm- ser, ihnen nachtheilige, Edict, zum Grunde lag, protestirten. Andere Sorgen beschäftigten indessen Karl V. Franz I., sein Mitbewerber bei der deutschen Kaiserwahl, verschmerzte es nie, daß man ihn übergangen, darum begann der Krieg zwischen beiden auf drei Punkten zugleich, in den Niederlanden, in Navarra und 1521 in Mailand. Karl hatte Heinrich Yiil. für sich gewonnen; seine Waffen waren glücklich und den Franzosen blieb in Mailand von allen frühem Eroberungen nichts übrig, als Die Citadelle von Cre- mona. Hierzu warb der Kaiser den Herzog Karl von Bour- von, einen trefflichen Feldhepm, der durch die Ranke der Königin Mutter, Luise von Savoien, beleidigt, gekrankt und aufs Aeußerste getrieben worden, für seinen Dienst. Dieser ließ seinem Todfeinde, Bonnivet, welchem Franz I. den Oberbefehl zur Wiedereroberung Mailands anvcrtraut hatte, die Schwere seiner Rache fühlen, bei dessen Rückzüge über die Seffia, wo das französische Heer fast aufgerieben ward und der Ritter Bavard siel. Italien war abermals für die Franzosen verloren, nur wenige sahen die Hei- mach wieder, und letzt, meinte Karl, sep der Augenblick gekommen, den Krieg in das Herz Frankreichs selbst zu tragen. Auf seinen Befehl mußten Bourbon und Pescara, einer der vorzüglichsten spanischen Befehlshaber, in die Provence eindringen, Marseille sollte um jeden Preis erobert werden. Schwer ist Frankreich von dieser

4. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 124

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
124 Vierter Zeitraum. thum. Rom legte seine bisher noch immer regellose und armse- lige Gestalt ab, denn Augustus erbauete prächtige Tempel und Pa- laste, und theilte die Stadt in 14 Quartiere oder Viertel. Zwei Freunde, C. Vilnius Macenas, ein reicher, hochgebildeter Mann aus dem Ritterstande, und der als Feldherr berühmte M. Vip- sanius Agrippa, leiteten seine Entschließungen mit Weisheit und Redlichkeit. Die Dichter Virgil (st 19 v. Ch.), Horaz (st 8 v. Eh.), Ovidius (f 17 n. Eh.) ; der Geschichtschreiber Li- vius (st 19 n. Eh.) und andere vorzügliche Schriftsteller, führ- ten das goldene Zeitalter der römischen Literatur her- bei. Stehende Heere bewachten fortan die Grenzprovinzen am Rhein, der Donau und am Euphrat; eine deutsche Leibwache von 10 'Eohorten, jede zu 1000 Mann, umgab den Kaiser; die Flotten lagerten bei Ravenna und Misenum; die ganze Land- und Seemacht mochte 450,000 Mann betragen. Eine geordnete Ver- waltung der Staatsgelder brachte die Einkünfte auf 240 Millionen Thaler. Dennoch wurden mehrere Verschwörungen gegen das Leben Augustus versucht; den Corn. Cinna entwaffnete er durch zweima- lige Verzeihung. Obschon friedliebend mußte er gleichwohl verschie- dene Kriege führen entweder persönlich oder durch seine, Feldherrn. So zog er wider dieeantabrer und Asturier, im nördlichen Spa- 27 nien, und gründete die Colonien Caesar Augusta, Saragossa, •ei)- und Augusta Emeriia, Mecida. Seine Feldherren kämpften gegen die wilden Völker in den Alpen, in Arabien, Aethiopien und Asien. Von besonderer Wichtigkeit waren die Eroberungen in den südlichen Landern der Donau, Rhatien (das heutige Vorarlberg, Tyrol, nebst einem Theil von Graubündten), Bin- de li eien (vom Bodensee bis an den Inn) und Noricum (zwi- schen der Sau und Donau, Oestreich, Steiermark, Salzburg, Karnthen, Krain), zu deren Deckung stehende Lager errichtet > wurden, aus welchen allmählich Städte erwuchsen, wie Castra Patava, Pafsau, Augusta Vindelicorom, Augsburg, Dru- somagus, Memmingen, Casira regina, Regensburg, Colo- nia Agrippisia, Cöln, Augusta Trevirorwm, Trier, Mu- uatiana Coionia, Basel, Burma, Bonn u. a. m. Wohl be- absichtigte Augustus auch die Unterwerfung des nördlichen Deutsch- lands durch seine beiden Stiefsöhne Drusus und Tiberius; doch die viermaligen Züge des erstem, wo er bis an die Nieder- _9 elbe, vielleicht bis Barby, vocdrang, vermochten ihm eben so we- nig einen bleibenden Vortheil zu verschaffen, als nach dessen Tode ' durch einen unglücklichen Sturz mit dem Pferde, dem Tiberius ein zwei mal widerholter Feldzug in dieselben Gegenden. Besser gelang es gegen die dem Rheine zunächst wohnenden deutschen Stämme, welche durch die festen Schlösser und noch mehr durch unter ihnen eingeführte Ueppigkeit und Weichlichkeit der römischen Herrschaft unterworfen wurden. Mehrere ihrer Fürsten traten in

5. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 325

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
325 Deutschland. Neunter Zeitraum. Neuere Geschichte. Don Karl V. bis zur französischen Revolution, vo / 1520 — 17 89, eine Zeit von 269 Jahren. §. 59. Deutschland. Eichhorns Gisch, der 3 letzten Jahrhunderte. 3. Ausl. Hanover Is 17 — 18. 6 Th. Pr. 12 Thlr. Zur Ergänzung der Heid. erst. Ansgab.: Neunzehntes Jahrh. Pr. 1 Thlr. 6 Gr. Nemers Handb. d. neuern Ecsch. v. d. Kirchenvcrbess. bis auf d. Aachncr Congrcfi. Braunschweig 1818. 5. verb. u. vcrm. Ausl. v. Saalfeld. Pölitz: Histor. Gemälde d. 3 letzt. Jahrh. bis ;. Presburg. Frieden. 2 Th. Pr. 2 Thlr. 8 Gr. Leipz. b. Hinrichs 1809 — 10. Haste's Gestaltung Eurvpa's seit d. Ende des Mit- telalters bis auf d. neueste Zeit nach d. Wien. Congr. Leipz. b. Brockhaus 1. Th. 1818. Pr. 2 Thlr. 16 Gr. Marheineckc: Gesch. der dcut. Reformat. 3 Th. Berlin 1806. I. Matth. Schröckh christl. Kircheng. seit der Reformat. Leipz. 1804. Desselben: Abritz d. Lebensbeschreibung Or. Mart. Luthers. Leipz. 1778. Pr. 5 Gr. Tischer, lieben, Thalen u. Meinungen Or, Mart. Luthers ; e. Lescb. Leipz. b. Boß. 18<!Z. Pr. 12 Gr. Motz: Leben, Meinung, u. Schicks. Or. Mart. Luthers, größtentheils mit dessen eigenen Worten. Halle b. Gebauer. 1706. Pr. 1 Thlr. 4 Gr. m. e. Kupfer.— Niemeper, Mart. Luther n. s. Leben u. Wirken nebst Luthers Bilde. Halle. 2. Aufl. 1817. Pr. 15 Er. liefert: Luthers Lebe», nebst e. kurzen Gesch. d. Reforni. Oeutsch- Unds m. d. Literat. 2 Th. Gotha b. Perthes 1317. Pr. 2 Thlr. 20 Gr, Zart sind die Faden, durch welche die Vorsehung die Schick- sale der Menschen und Menschengeschlechter an einander reiht, und scheinbar geringfügig die Mittel, deren sie sich zur Erreichung großer Zwecke bedient! Wie eine schwüle Gewitterluft lastete das allgemein gefühlte Verlangen nach einer bis auf die Wurzel gehen- den Verbesserung der kirchlichen Angelegenheiten auf allen Ge- müthern, und manche Entdeckungen, Erfindungen und Anregungen bahnten einer neuen Zeit still den Weg. Die Eroberung Eonftantinopels durch die Türken, 1453, scheuchte viele dort lebende Gelehrte aus der, nun unwirtbbaren, Heimat; sie suchten und fanden in Italien, das so viele Staaten und Höfe zahlte, eine gastliche Aufnahme, lehrten daselbst die mitgebrachten Kennt- nisse, und entzündeten die Rebe für das classische Altecthum, wel- ches in Deutschland durch einen Reuchlin (ch 1522) und Erasmus (ch 1530) gründliche Beförderer, und in Ulrich von Hutten -und Franz von Sickingen, (beide starben 1523) ritterliche Vertheidiger fand. Der Geist der Forschung und einer freien Selbständigkeit verbreitete sich von nun, an mit Riesenschrit- ten. Die herrliche Erfindung der Buchhruckerkunst durch Johann Guttenberg, um 1440 oder 1442, und deren Ver- vollkommnung mit Hülfe seiner Gefährten Johann Fuft oder Faust und Peter Schöffer, durchbrach die engen Schranken

6. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 327

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
Deutschland. Karl Y. 327 Jüterbog, unweit Wittenberg, trieb. Die von Luther gegen die- sen Unfug verfaßten und öffentlich angeschlagenen 95 Satze be- wirkten den ersten Anfang zur K ir ch e n c e fo r m at i o n. Bin- nen fechs Wochen hatten dieselben ganz Europa durchlaufen, und die Blicke von Millionen spannten sich auf den noch vor kurzem unbedeutenden Luther. Jetzt endlich beschied ihn Leo X. vor seinen Richterstuhl nach Rom, Friedrich der Weise aber ver« hinderte dessen Abreise, dagegen hielt der Cardinal Cajetan ein Religionsgespräch mit ihm zu Augsburg 1518 und der päpstliche Nuntius von Milti; zu Altenburg 1519, ohne daß Drohungen und lockende Versprechungen etwas über Luther vermochten. Eben so wenig bewirkte eine öffentliche Disputation zu Leipzig zwischen ihm und dem aus Ingolstadt herbeigekommenen Du. E ck, fo daß Leo X. endlich den Bannfluch über Luther und seine Anhänger aussprach, 1520, seine Schriften aber ha.re man zu Rom, Köln und Löwen öffentlich verbrannt. Als Erwiderung verbrannte Lu- ther zu Wittenberg, den 10. Der. 1520, die päpstliche Bulle nebst den Decretalen des canonischen Rechts gleichfalls öffentlich, und dadurch war der Bruch zwischen ihm und dem päpstlichen Stuhle unheilbar und für immer geschehen. Wetteiferno nahmen die Staaten des nördlichen Deutschlands, Dänemark, Schweden, Böhmen und Ungarn zum Theil, so wie einige Länder des Rheins, der Niederlande und der Schweiz, letztere von Ulrich Zwingli veranlaßt 1519, die neue Lehre an; durch Calvin drang sie in Frankreich ein seit 1538. Der gelehrte Melanchthon stand Luthern rächend und helfend zur Seite. Wohl begünstigten diesen, außer der allgemeinen Empfänglichkeit, mehrere Umstände der Zeit. Der alternde Kaiser Maximilian I. nahm an den beginnenden Un- ruhen der Kirche keinen Antheil, und sein baldiger Tod, 1519, gab das 'Reichsvicariat in die Hände Friedrichs des Weifen; der Papst Leo X. aber achtete den Streit anfangs für gering und schritt erst ein, als es zu spät war. , Der Tod Maximilians I. veranlaßte eine ernste Bera- thung unter den Churfürsten über die Wahl eines neuen Kaisers. Als den erprobtesten boten sie die erledigte Krone dem Churfürsten von Sachsen, Friedrich dem Weisen, an; dieser aber lehnte sie ab, in Betracht der drohenden Stürme im Innern des Reichs und der andringenden Türken von außen, wogegen ein Kaiser, mächtig an Land und Leuten, erforderlich sey. Drei Bewerber traten auf; der König von England, Heinrich Vlil., der König von Frankreich, Franz 1., und der König von Spanien, Karl k. Die Stimmenmehrheit und Friedrichs Rath entschieden für letz- tem, den Enkel Maximilians I., und so ward derselbe unter dem Namen K a r l V. auf den deutschen Kaiserthron berufen. Karl, einer von den Charakteren, die sich langsam und spät entwickeln, galt bei bfn 31. Oer. 1517 1510 152» - :6 ss '6

7. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 328

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
328 Neunter Zeitraum. den Semen und im Auslande für einen mittelmäßigen Kopf, er aber fühlte in sich die Kraft, gegen die Widerwärtigkeiten der Zeit in die Schranken zu treten und im Kampfe mit denselben offen- barte sich seines Geistes Tiefe. Zu Aachen empfing der neue Kaiser Deutschlands mit großer Pracht die Krönung, nachdem er dk» 22. vorher die W ahlcap it ula tion, worin man die deutsche Frei- ^20 heit möglichst wahrte, unterzeichnet. Ein Reichstag zu 1221 Worms sollte den Wirrsalen der Kirche ein Ziel setzen, weshalb deren Urheber, Luther, dahin berufen ward. Zwar suchte der Cardinallegat, Ale ander, dessen öffentliche Vernehmung zu Hin- tertreiben, da sie mit einem vom Papste bereits verurtheilten Kez- zer unnütz sey; doch Friedrich der Weise drang bei dem Kaiser und den Fürsten mit seiner Forderung durch, Luther dürfe nicht ungehört verdammt werden. Seine beharrliche Verweigerung des verlangten Widerrufs vereitelte alle Ausgleichung; Karl aber er- klärte seinen festen Entschluß, diesen gefährlichen Neuerungen mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln entgegen zu kämpfen; um sein kaiserliches Wort zu lösen, gewahrte er Luthern 21 Tage freies Geleit zur Rückreise, worauf die Reichsacht wider ihn gültig seyn solle. Friedrich der Weise schirmte ihn, indem ec selbigen unweit Eisenach scheinbar gewaltsam entführen und heimlich auf das Schloß Wartburg bringen ließ. Das Wormser Edikt sprach bald darauf die Acht über Luther und seine Anhänger aus, und die, so an der Oberfläche der Ereigniffe hangen, meinten, damit sey des gefährlichen Streites Ende errungen. Karl verließ bald darauf Deutschland und ging durch die Niederlande nach Spanien zurück, wo er fast acht Jahre verweilte. Eine Umwälzung, die, wie die Reformation, so tief in Aller Gedanken und Leben eingriff, mußte nothwendig auch die Leidenschaft wecken und dem Mißverständnisse unterworfen seyn. Karlstadt, ein eifriger Anhänger Luthers, wollte dessen Werk durch die Gewalt fördern, zerstörte nebst andern Enthusiasten die Bilder in den noch catholischen Kirchen zu Wittenberg und erregte im dadurch die gewaltsamsten Auftritte. Kaum vernahm Luther, der auf der Wartburg seine Muße anwandte, das Neue Testament ins Deutsche zu übersetzen, diese Unbilden, so entriß er sich seiner Verborgenheit, eilte nach Wittenberg, und hemmte durch sein Erscheinen ein Verfahren, das seinen Absichten gerade entgegen lief, denn ein Werk Gottes und der von innen kommenden Ueberzeu- gung sollte die Kirchenverbefferung seyn, aber nicht der rohen Ge- walt. Eben so unrichtig wendeten die hart bedrückten Bauern in Franken und Schwaben die von Luther verkündete christ- liche Freiheit und Gleichheit auf ihren bürgerlichen Zu- 3525 ftano an, erhoben sich in wildem Aufruhr, zerstörten unzählige Burgen, Schlösser und Klöster, und büßten ihre Frevel in noch peinlicherem Drucke, nachdem über 50,000 der Ihrigen in den

8. Neuere Zeit - S. 61

1914 - Meißen : Schlimpert
61 1521 Reichstag in Worms. 17./18. April Luther vor Kaiser und Reich. 8. Mai Reichsacht gegen Luther (Wormser Edikt). Luther auf der Wartburg. 2. Die Revolutionsjahre 1521—1525. 1522 Luther gegen die Bilderstürmer in Wittenberg. Papst Hadrian Vi. und das Nürnberger Reichsregiment. 1523 Aufstand der Reichsritter unter Sickingen. 1524 Auflösung des Reichsregiments. Katholischer Sonderbnnd in Regensburg für das Wormser Edikt. Beginn der kirchlichen Neugestaltung durch die Gemeinden. 1525 Der Ordensstaat in Preußen weltliches Herzogtum unter polnischer Lehnshoheit durch Albrecht von Brandenburg. Ausbruch des Bauernkriegs in Schwaben und Franken für die 12 Artikel. Kommunistischer Bauernaufstand in Thüringen (Thomas Münzer). Einschreiten der Fürsten auf Luthers Mahnung: Schlachten bei Frankenhausen (15. Mai), Königshofen und Ingolstadt (Juni). Strafgerichte. 1521—1526 Der 1. italienische Krieg. 1521—1522 Einnahme und Behauptung Mailands durch die Kaiserlichen. 1524 Die Kaiserlichen in Südfrankreich. Franz I. vor Pavia. 1525 24. Februar Schlacht bei Pavia. Franz I. gefangen. 1526 Friede von Madrid: Abtretung der Herzogtümer Burgund und Mailand. Ligue von Cognac zwischen Franz I., Clemens Vii. u. a. 3. Weiterentwicklung der Reformation bis zum Frieden von Nürnberg 1526—1532. 1526 Reichstag von Speier. Gründung evangelischer Landeskirchen durch die Fürsten. Kirchen- und Schnlvisitationen. 1523 Reformation in der deutschen Schweiz unter Ulrich Zwingli in Zürich, Bern, Basel u a. 1529 Protestation von Speier: „Protestanten". Religionsgespräch in Marburg: Trennung der schweizerischen und der deutschen Reformierten. 1531 Schlacht bei Kappel; Zwingli f. Sieg der katholischen Kantone: Konfessionelle Spaltung der Schweiz. 1526 Schlacht bei Mohaes: König Ludwig von Ungarn und Böhmen f. Ungarn türkischer Vasallenstaat. (Sultan Soliman Ii. der Prächtige). 1527 Erzherzog Ferdinand I., Karls V. Bruder, König von Böhmen und Ungarn. 1526—1529 Der 2. Italienische Krieg.

9. Neuere Zeit - S. 60

1914 - Meißen : Schlimpert
60 4. Deutschland unter Maximilian I. 1493—1519. Neichsresormversnche durch Berthold von Mainz und Friedrich von Sachsen: ^ 1495 Reichskammergericht. 1505 Reichsmatrikel. 1512 Kreiseinteilung, aber keine Herstellung einer leistungsfähigen Reichsgewalt bei Steigerung der fürstlichen Macht (Eindringen des römischen Rechts, Aufkommen der Landsknechte). 1499 Tatsächliche Trennung der Schweizer vom Reiche. — Aufsteigen der stabte mit der Ausbildung der Geldwirtschaft, Sinken des Landadels und der Bauernschaften, Beginn unruhiger Bewegungen im Landvolke. Zunehmende Verweltlichung und Veräußerlichung der Kirche bei gesteigerter Macht über das gesamte geistliche und geistige Leben. Dem gegenüber Entstehung einer neuen weltlichen Bildung mit dem Eindringen des Humanismus seit ca. 1450, der eine Reform des Schulwesens erstrebte, eine nationale Geschichtsschreibung und eine Erneuerung der exakten Wissenschaften hervorrief und das theologische Studium im Gegensatze zur Scholastik neu belebte. Erasmus, die Erfurter Humanisten, Reuchlm und die Reitchliniftenfehbe 1510—1516. Die Epistolae obscurorum vivorum (Ulrich von Hutten). Volkstümliche Bewegungen gegen die Mißbrauche der Kirche in Literatur und Kunst. Ii. Die deutsche Reformation und Kaiser Kart V. 1547-1555. 1. Martin Luther gegenüber Papst und Kaiser 1517—1521. 1483 10. November Luther in Eisleben geboren. 1501 Luther tu Erfurt. 1505 Augustiner. 1502 Universität Wittenberg gegrünbet. 1508 Luther in Wittenberg Professor der Philosophie und Pre-biger an der Schloßkirche. 1511 Luther in Rom. 1517 31. Oktober Luthers 95 Thesen gegen bett Ablaß. 1518 Luther in Augsburg vor dem Karbinal Cajetanns. 1519 12. Januar Tod Kaiser Maximilians I. Kurfürst Friedrich von Sachsen Reichsvikar im Norben. 1519 Philipp Melanchthon in Wittenberg. Juni nnb Juli Disputatiou in Leipzig zwischen Luther und Eck. Luther und Hutten. 28. Juni Karl V. Kaiser. 1520 Luthers große reformatorische Schriften. 20. Dezember Verbrennung der päpstlichen Bulle.

10. Zum Anschauungsunterricht und zur Heimatskunde - S. 53

1900 - Meißen : Schlimpert
53 wieder gesund. — Aber es traf ihn ein neues Unglück. Sein bester Freund wurde von bösen Buben erstochen. Er selbst wurde bei einem Gange über das Feld von einem Gewitter überrascht. Ein Blitz fuhr neben ihm herab und streckte ihn betäubt zu Boden. „Wie," dachte er, „wenn du nun vom Blitze erschlagen und so plötzlich vor Gottes Richterftuhl gerufen worden wärest?" Darüber ward er ganz bestürzt und in sich gekehrt. Er dachte Tag und Nacht daran: „Was soll ich denn thun, daß ich dem lieben Gott wohlgefalle, daß ich in den Himmel komme?" Endlich beschloß er, ins Kloster (?) zu gehen, ein Mönch (?) zu werden und sein Leben ganz dem lieben Gott zu iveihen. (Das Bild eines Klosters, eines Mönches vorzeigen!) Der liebe Gott rief ihn aber später aus dem Kloster heraus; Denn er hatte Großes mit ihm vor. Davon sollt ihr später hören. Nur etwas von dein, was Luther später gethan hat, will ich euch jetzt erzählen. Ihr kennt schon alle das Buch, das ich euch hier zeige — die Bibel (?). Denkt, daß wir alle darin lesen und sie verstehen können, das verdanken wir dem Di'. Luther. Die Bibel war nicht in unsrer Sprache geschrieben, nicht wie unsre anderen Bücher. Ta hat sic Luther in unsre Sprache übersetzt (?). — Und noch eins. Ihr kennt auch alle Das kleine Katechismusbuch, das eure älteren Geschwister haben. Das hat Luther für euch, für das junge Volk, wie er euch nannte, geschrieben, auf daß ihr darin fleißig lesen und lernen sollt. — Und zuletzt will ich euch auch noch etwas davon erzählen, wie es in seiner Familie zuging. Wenn wir nur einmal hätten abends zulanschen können! Wißt ihr, was der Luther mit seinen Kindern machte? Da sang er mit ihnen. — Das schönste Fest in Luthers Hause war — gerade so wie bei uns — das Weihnachtsfest. Zu diesem Feste dichtete er seinen Kindern ein schönes Lied, das wir auch singen: „Vom Himmel hoch" rc? — * * Dr- Wangemann; Gesch. des ev. Kirchenliedes, S. 125: „Bom Himmel?c." ist ein Weihnachtslied, welches Dr. Luther ursprünglich für seine Kinder gedichtet hat, und trug, als es zuerst gedruckt wurde, deshalb auch Lie Überschrift: „Ein Kinderlieb, aus dem Ii. K. St. Lucä gezogen durch Dr. M. L." Bei solcher Weihnachtsfeier in seiner Familie soll Luther B. 1—7 von einem als Engel gekleideten Studenten haben singen lassen, worauf die Kinder B. 8 geantwortet haben: „Bist willkommen rc." —
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