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Neunter Zeitraum.
den Semen und im Auslande für einen mittelmäßigen Kopf, er
aber fühlte in sich die Kraft, gegen die Widerwärtigkeiten der Zeit
in die Schranken zu treten und im Kampfe mit denselben offen-
barte sich seines Geistes Tiefe. Zu Aachen empfing der neue
Kaiser Deutschlands mit großer Pracht die Krönung, nachdem er
dk» 22. vorher die W ahlcap it ula tion, worin man die deutsche Frei-
^20 heit möglichst wahrte, unterzeichnet. Ein Reichstag zu
1221 Worms sollte den Wirrsalen der Kirche ein Ziel setzen, weshalb
deren Urheber, Luther, dahin berufen ward. Zwar suchte der
Cardinallegat, Ale ander, dessen öffentliche Vernehmung zu Hin-
tertreiben, da sie mit einem vom Papste bereits verurtheilten Kez-
zer unnütz sey; doch Friedrich der Weise drang bei dem Kaiser
und den Fürsten mit seiner Forderung durch, Luther dürfe nicht
ungehört verdammt werden. Seine beharrliche Verweigerung des
verlangten Widerrufs vereitelte alle Ausgleichung; Karl aber er-
klärte seinen festen Entschluß, diesen gefährlichen Neuerungen mit
allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln entgegen zu kämpfen; um
sein kaiserliches Wort zu lösen, gewahrte er Luthern 21 Tage freies
Geleit zur Rückreise, worauf die Reichsacht wider ihn gültig seyn
solle. Friedrich der Weise schirmte ihn, indem ec selbigen unweit
Eisenach scheinbar gewaltsam entführen und heimlich auf das Schloß
Wartburg bringen ließ. Das Wormser Edikt sprach bald
darauf die Acht über Luther und seine Anhänger aus, und die, so
an der Oberfläche der Ereigniffe hangen, meinten, damit sey des
gefährlichen Streites Ende errungen. Karl verließ bald darauf
Deutschland und ging durch die Niederlande nach Spanien zurück,
wo er fast acht Jahre verweilte.
Eine Umwälzung, die, wie die Reformation, so tief in
Aller Gedanken und Leben eingriff, mußte nothwendig auch die
Leidenschaft wecken und dem Mißverständnisse unterworfen seyn.
Karlstadt, ein eifriger Anhänger Luthers, wollte dessen Werk
durch die Gewalt fördern, zerstörte nebst andern Enthusiasten die
Bilder in den noch catholischen Kirchen zu Wittenberg und erregte
im dadurch die gewaltsamsten Auftritte. Kaum vernahm Luther, der
auf der Wartburg seine Muße anwandte, das Neue Testament
ins Deutsche zu übersetzen, diese Unbilden, so entriß er sich seiner
Verborgenheit, eilte nach Wittenberg, und hemmte durch sein
Erscheinen ein Verfahren, das seinen Absichten gerade entgegen lief,
denn ein Werk Gottes und der von innen kommenden Ueberzeu-
gung sollte die Kirchenverbefferung seyn, aber nicht der rohen Ge-
walt. Eben so unrichtig wendeten die hart bedrückten Bauern
in Franken und Schwaben die von Luther verkündete christ-
liche Freiheit und Gleichheit auf ihren bürgerlichen Zu-
3525 ftano an, erhoben sich in wildem Aufruhr, zerstörten unzählige
Burgen, Schlösser und Klöster, und büßten ihre Frevel in noch
peinlicherem Drucke, nachdem über 50,000 der Ihrigen in den
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Extrahierte Personennamen: Luther Friedrich Karl Karl Friedrich Karl Karlstadt Luther
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Die eigentliche Lutherstadt, in welcher der Geist des Re-
formators am reinsten und am stärksten sich erschloß, ist Witten-
bcrg (14 T.), unterhalb Torgans an der Elbe gelegen. Eine
Tafel vor dem alten Elsterthvre der Stadt bezeichnet in schönen
Banmanlagen die Stelle, wo der kühne Mann einst die Bannbulle
des Papstes verbrannte. In einem wiedererneuerten Hofgebäude
des alten Angustinerklosters treten wir in den Luthersaal ein,
der unter anderem den Lehrstuhl Luthers enthält. Es öffnet sich
uns dort auch die kleine, düstere Stube mit Holztäfelung an den
Wänden, dem Tische und den einfachen Holzbänken, an oder auf
denen Luther mit Weib und Kind gesessen hat. Auf dem Markte
der Stadt erhebt sich ein Standbild Lnthers, das ihn darstellt,
wie er mit sicherer Hand auf das erste Blatt des neuen Testa-
mentes zeigt. An der Schloßkirche endlich sind die 95 Sätze
mit erhabener Schrift in metallene Thüren gegossen worden, die
an Stelle der Holzthüre getreten sind, an welche der Gottesstreiter
einst die weltbewegenden Sätze über deu Ablaß und die wahre
Buße heftete. In dem Mittelgange der Kirche, von deren Kanzel
herab der Reformator so oft in feuriger Rede feine Gedanken über
den rechten Glauben der Gemeinde entwickelt hat, ruhen auch die
Gebeiue des echten deutschen Mannes, nicht allzuweit von den
Grabstätten Melanchthons, Friedrich des Weisen und Johann
des Beständigen entfernt. Die Lnthertafel und das Luther-
deukmal, das Lutherhaus und die Luther- (Schloß-)
Kirche erheben Wittenberg zur rechten Lutherstadt. Zu-
sammenfassung.
7. Die Kämpfe, welche die lutherische Reformation im deut-
scheu Lande entfachte, find, rote andere entscheidende Schlachten
des deutschen Volkes, mehrfach auch in der Provinz Sachsen ans-
gefochten worden, deren Stromnetz und Tie flau dsbucht sich zu
einem Ringen der Völker besonders eignete.
Westlich von Merseburg erwartete Heinrich I. im Jahre 933
die Reiterschwärme der Ungarn, die wie eine verheerende Wetter-
wölke in zwei Hansen bis zu deu Gegenden an der Saale heran-
schwärmten. Der eine aber wurde iu die sumpfigen Wälder des
Drömlings (au deu Quellen der Aller) gejagt und der andere bei
Riethenburg (Riade) von dem tapfereu Kaiser und seinen Reiter-
scharen zurückgeworfen. So siegte bei Merseburg der deutsch-
ritterliche Geist über die Schwärme östlicher Barbaren.
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TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Johann Heinrich_I. Heinrich_I.
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Wohnung diente. Vor dem fürstbischöflichen Schlosse steht auf
steinernem Würfel das Staudbild des Bonifacius, aus Erz
gegosseu mit der (hier übersetzten) Inschrift: „St. Bonifacius,
Apostel der Deutschen. Das Wort Gottes bleibet in Ewigkeit."
Und Fulda selbst wird die Stadt des Bonifacius iu der Erinue-
rung kommender Geschlechter bleiben. Birgt sie doch als ihr
heiligstes Andenken an den großen Lebrer unseres Volkes dessen
leibliche Überreste in einem unterirdischen Grabgewölbe. Ist sie
doch seit 1752 zum Sitze eines Bischofs erhoben worden, der
als Nachfolger des Bonifacius das Erbe desselben hütet. Uud
mahnt sie uns doch nicht bloß im Juueru, sondern besonders auch
iu ihrer Umgebung, daß sie eine Hüterin geistlicher Schätze sein
will. Durch das „Paulusthor" treteu wir aus der Stadt
heraus iu die berggeschmückte Umgebung derselben hinein. Da
trägt der „Frauenberg" ein malerisch gelegenes Franziskaner-
kloster. Da zeigt der „Kalvarien (— Schädel-)berg" die ein-
zelnen Stationen des Leidensweges Christi. Da ragt der „Peters-
berg" mit seiner alten Kirche auf und gewährt uns eilten weiten
Ausblick auf die Gipfel der Rhöu und des Vogelsgebirges, sowie
einen Rückblick auf die Stadt selbst, die — neben Amöuaburg -
mit ihren Kirchen und Klöstern, mit ihren Krypten und
Standbildern, mit ihren geistlichen (Stiftungen und
Schulen, vor allem aber durch ihre geistliche Leitung als
die neuere Bischofsstadt Hessens zu betrachten ist. Zu-
sammeufassung.
4. Nördlich vou Fulda liegt auf dem linken- Ufer des
gleichbenannten Flusses die alte Stadt Hcrsfcld (7,5 T.). Hier
fließen der Fulda die Flüßcheu Hauu und Heis zu, so daß sich
dadurch eiu Kessel mit mehreren Seiteuthäleru zu eiuem weiten
Gefilde bildet. Oftmals hat dieses deu Truppen fränkischer Könige
zum willkommenen Lager gedient. Der Franke Pipin ließ ans
dem Lagerplatze der Heere eiu Kloster errichten, das Karl d. Gr.
dann später mit Gütern reich ausstattete. Bald erhob sich auch
hier um die Klostergebäude eiue Stadt, in der ein Abt als
reichsfreier Herr eiue selbständige Herrschaft ausübte. Mit dem
Schlüsse des dreißigjährigen Krieges ging die Stadt, die sich in-
zwischen zur Lehre Luthers bekannt hatte, in den Besitz des Land-
grasen von Hessen über. Im siebenjährigen Kriege wurde durch
Franzosen die Stiftskirche, der schönste Bau des Ortes, ausgebraunt,
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TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
Extrahierte Personennamen: Apostel Franke_Pipin Karl_d Karl
Extrahierte Ortsnamen: Bonifacius Gottes Fulda Christi Hessens Fulda Fulda Hessen