286
Achter Settröitm.
wandte sich der König Johann mit 48,000 Mann wider ihn,
schloß ihn bei Poitiers ein, und verloren schien der heldenkühne
Jüngling. Aber des Gegners Uebermuth und Ungestüm rettete
und krönte ihn mit Ruhm und Ehren in dem Treffen bei
dmia. P oitiers, wo er den König von Frankreich schlug und gefangen
®epf‘ nahm. Eine zweijährige Waffenruhe folgte hierauf; da aber der
1550 Prinzregent von Frankreich die überspannten Forderungen Englands
nicht genehmigen wollte, brach Eduard Iii. nochmals in Frankreich
*359 ein mit einem Heere von 100,000 Mann, verwüstete schonungs-
los dessen nördlichen Theil, bis zur Unterzeichnung des, noch im-
d«n 6. mer harten, Friedens von Bretigny, wo, außer der Oberhoheit
über Guienne, die Landschaften Poitou, Saintonge, Agenois, Peri-
**00 gord, Limousin, Quercy, Bigorre, Gaure, Angoumois, Rovergue,
Ponthieu, Guines, Calais, Montreuil und andere Distrikte, mit
völliger Souveränität, an England abgetreten, und bis zur gänz-
lichen Vollziehung dieses Vertrages Geiseln gestellt werden mußten.
Außerdem betrug das Lösegeld für Johann drei Millionen Gold-
Ihaler, d. i. ungefähr 14 Millionen Pfund Sterling. Dagegen
entsagte Eduard allen Ansprüchen auf die Normandie, auf Maine,
*362 Touraine und Anjou. Das Herzogthum Guienne überließ er sei-
nem ältesten Sohne als ein Lehen der englischen Krone, mit dem
Titel eines P r i n z e n von Aquitanien, wofür dieser seinem
Oberlehnsherrn jährlich 1 Unze Goldes zu zahlen hatte. Johann
starb in England wahrend seiner Unterhandlungen um Ermaßi-
*364 gung der unerschwinglichen Geldsumme; unter seinem Nachfol-
ger, Karl V., aber erneuerte sich'der Krieg, da Guienne, wegen
*36z übermäßigen Drucks seines Herzogs, dessen Schutz anrief und erhielt.
Das bishevige Glück verließ jetzt die Engländer, da der schwarze
Prinz, den eine schleichende Krankheit niederwarf, nicht mehr an
ihrer Spitze stand, die Franzosen dagegen in dem tapfern du Gues-
*3 75 clin einen rüstigen Führer und Vorkämpfer besaßen. Ein von
Zeit zu Zeit verlängerter Waffenstillestand machte den Verwüstun-
gen und dem Blutvergießen einstweilen ein Ende. Einen tiefen
*376 Kummer erfuhr Eduard durch den frühzeitigen Tod feines Sohnes,
des Prinzen von Wales. Von einem unruhigen, vielbewegten
Leben neigte sich dieser Monarch in seinen letzten Jahren einer trä-
gen Weichlichkeit zu. Nach dem Ableben seiner Gemahlin Phi-
lippe beherrschte ihn die verschlagne Alix Pierce blindlings; doch bil-
dete sich unter ihm das innere Staatswesen aus. Johann
W icl es lehrte und lebte in dieser Zeit (ff 1364); der Haß wi-
der die Franzosen, durch so viele Kriege stets neu angeregt, führte
das Verbot herbei, sich der französischen Sprache vor Gericht und
in den Verhandlungen des Parlaments zu bedienen, was seit den
Zeiten Wilhelms des Eroberers noch immer üblich geblieben; gleich-
wohl entwöhnte man sich derselben erst im Laufe des folgenden
»37? Jahrhunderts. Im 65. Jahre seines Lebens und im 51. seiner
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Johann Eduard_Iii Eduard Bretigny Johann Eduard Eduard Johann Karl_V. Karl_V. Eduard Eduard Johann Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: Poitiers Uebermuth Frankreich Frankreich Englands Frankreich England Maine England Gues-
*3 Wales
298
Achter Zeitraum.
Gelegenheit zu übervortheilen. Durch den' Tod der Königin
Jsabella, 1504, verlor Spanien seinen bessern Genius und der
edle, mit schwarzem Undank belohnte Columbus eine edle Gönne-
rin. Auf Castiliens Thron aber stieg jetzt der Erzherzog Philipp.
Zur Demüthkgung des stolzen Venedigs wurde die Ligue
von Cambray geschloffen, 1508, welcher auch Ferdinand bei-
trat, um die neapolitanischen Hafenstädte zu erlangen, welche jene
Republik noch inne hatte, und nachdem er diesen Zweck erreicht,
verließ er unbedenklich das Bündniß, obschon Separatfrieden der
Grundbedingung der Ligue ausdrücklich entgegen liefen. Frankreichs
unerwartetes Glück erzeugte die heilige Ligue gegen selbiges, an
1510 die sich Ferdinand gleichfalls anschloß. Er eroberte Navarra und
1512 vereinigte es mit seiner Krone. Der Vertrag zu Blois, worin
*513 Ludwig Xii. allen Ansprüchen auf Neapel entsagte, stellte den Frie-
den zwischen beiden Monarchen wieder her. Ferdinand hatte sich
in zweiter Ehe mit Ludwigs Xii. Schwestertochter, Germakne de
Foix, vermahlt, doch seine Hoffnung auf Nachkommenschaft blieb
unerfüllt, daher ward sein Enkel, Karl, dessen Vater Philipp zei-
i5io Ug starb, 1506, sein Nachfolger unter dem Namen
Karl I. In den Niederlanden geboren und erzogen entsprach
er anfangs den Wünschen seiner spanischen Untert.hanen nicht, un-
ter welche er, mit Sitten und Sprache unbekannt, eintrat. Von
niederländischen Rathgebern mißleitet entfernte er den greisen, hoch-
verdienten Cardinal Limenez mit Harte von den Geschäften der
Regierung und vertraute selbige dem ihn begleitenden Cardinal
Adrian. Adel und Geistlichkeit murrten und gaben ihrem Unmu-
,5i9 the Worte, als der König die ihm angebotene, deutsche Kaiserkro-
ne nach dem Absterben seines Großvaters Maximilian I., annahm.
Doch weder dieses, noch ein Aufstand, dessen Haupt ein junger,
entschlossener Mann, Juan de Padilla, war, konnten Karl in
seinem Vorsatze wankend machen. Er reiste nach Deutschland ab,
1520 empfing, als Karl V. die Krönung und fand bei seiner Rückkehr
Spanien beruhigt, denn Padilla hatte sein Wagstück auf dem Blut-
gerüste gebüßt.
Portugal zeigte, wie hoch eine kluge und thatige Regierung
auch einen kleinen Staat zu heben vermag, denn trotz seines gerin-
gen Umfangs ward es doch eine Zeitlang die Beherrscherin der
Meere und der Stapelplatz des ostindischen Welthandels. Dionys
1270 bcc Gerechte beglückte seine Unterthanen durch eine sorg-
1325 sältrffe Verwaltung des Innern und setzte den Eingriffen der
¡^-46 Papste einen festen Willen entgegen. Ec stiftete zu Lisiabon
iw» eine Hochschule, die er spater nach Coimbra verlegte. Handel
und Schifffahrt fanden an ihm einen thatigen Beförderer. Zu
dm bereits vorhandenen Orden gründete er den Christus-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
Extrahierte Personennamen: Columbus Philipp Philipp Cambray Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ludwig_Xii Ludwig Ferdinand Ludwigs Germakne_de
Foix Karl Karl Philipp_zei-
i5io Philipp Karl_I. Cardinal_Limenez Adrian Maximilian_I. Maximilian_I. Padilla Karl Karl Karl_V. Karl_V. Padilla Dionys
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Navarra Neapel Niederlanden Deutschland Spanien Coimbra
335
Deutschland. Karl V.
fangen gehalten, und beide Fürsten mußten fünf Jahre lang dem
kaiserlichen Hoflager überall folgen.
Es lag dem Kaiser ernstlich daran, den Religionsstreitigkeiten
ein Ende zu machen, darum veranstaltete er, da das Trienter
Concilium seine Erwartungen so wenig befriedigte, auf dem
Reichstage zu Augsburg ein Religionsgespräch zwischen dem Bi-
schof von Naumburg, Julius Pflug, dem Weihbischof von 15m
Mainz, Michael Helding, und dem protestantischen Hofprediger
des Churfürsten von Brandenburg, Joachims Lz., Johann Agrí-
cola; alles gemäßigte Männer, welche gemeinschaftlich einen Ver-
einigungsentwurf ausarbeiteten, wobei sich aber Agrícola nachgie-
biger bewies, als von den übrigen Protestanten genehmigt wurde.
Auf diesen Grundlagen errichtete Karl das so genannte Interim,
oder eine einstweilige Kirchenordnung, bis das zu Trient noch
immer fortdauernde Concilium etwas Bleibendes festgesetzt haben
werde. Alle Parteien waren hiermit unzufrieden, vornämlich fand
die katholische Geistlichkeit darin einen beleidigenden Eingriff in ihre
Rechte, weil jene Verordnung von einem Laien ausgegangen. Nur
an wenig Orten befolgte man das Interim und Magdeburg er-
klärte sich bestimmt dagegen, darum gab Karl V. auf einem noch-
mals zu Augsburg gehaltenen Reichstage dem Churfürsten
Moritz den Auftrag, die über diese Stadt verhängte Reichsacht isj>
zu vollziehen; auch bemühete er sich, seinem Sohne Philipp, den
er aus Spanien berufen hatte, die Nachfolge in Deutschland zu
verschaffen; allein dessen stolzer und finsterer Charakter mißfiel bcn
deutschen Fürsten so sehr, daß Kart auf diesen Plan verzichten
mußte. Von Augsburg begab er sich nach Jnspruck, um den
Berathungen des Conciliums zu Trient näher zu seyn.
Mittlerweile reifte ein kühner Entschluß in der Seele des
Churfürsten Moritz. Nur zu deutlich trat des Kaisers Absicht,
die deutsche Freiheit gänzlich zu unterdrücken und die protestantische
Lehre auszurotten, ans Licht, Moritz aber wollte der Retter beider
werden. Die Unterwerfung Magdeburgs gab ihm einen schickli-
chen Vorwand, ein Heer zu versammeln und unter den Waffen zu
erhalten. Magdeburg erhielt sehr glimpfliche Bedingungen; Moritz uu
schloß einen Bund mit dem jungen Landgrafen von Hessen, W i l-
helm, mit seinem Waffengefährten, dem Markgrafen Albrechc
von Brandenburg - Kulmbach und dem Könige von Frankreich,
Heinrich Ii. Unerwartet rückte er gegen Jnspruck, nöthigte den
Kaiser zu einer eiligen Flucht und zu dem Vertrage von Pass an, irsr
wornach die beiden gefangenen Fürsten, Johann Friedrich und Phi-
lipp, ihre Entlassung, die Protestanten aber gleiche Rechte mit
den Catholiken erbielten. Der Religionsfriede zu Augs-
burg den 26. Sept. 1555 bestätigte und erweiterte diesen Ver-
trag. Moritz erlebte diese Befriedigung nicht. Er starb an einer erhal-
tenen Schußwundezwei Tage nach der Schlacht bei S iev ers hau sen,
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Julius_Pflug Michael_Helding Johann_Agrí- Johann Karl Karl Karl_V. Karl_V. Moritz Philipp Philipp Moritz Moritz Moritz Albrechc
von_Brandenburg Heinrich_Ii Heinrich Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Naumburg Mainz Brandenburg Joachims Magdeburg Spanien Deutschland Magdeburgs Magdeburg Hessen Kulmbach Frankreich
329
Deutschland. Karl V.
vielfachen Gefechten waren niedergemetzelt worden. Derselbe Gesir
des Aufruhrs verbreitete sich auch nach Thüringen, wo ein
gewisser Thomas Münzer, ehemals ein Zuhörer Luthers, die
verblendeten Bauern gleichfalls zur Rebellion aufrief, bis er, gegen,
alle gütliche Vorstellungen taub, bei Frankenhausen eine voll-
ständige Niederlage erlitt, in Gefangenschaft gerieth und zu Mühl- 15-5
Hausen, nebst 24 andern Rebellen enthauptet wurde. Auch hier
floß das Blut von Tausenden. Der Churfürst von Sachsen,
Friedrich der Weise, Luthers umsichtiger Beschützer, war ge-
storben, sein Bruder, Johann der Beständige, raschem Sin-
nes, folgte ihm in der Regierung, bekannte sich öffentlich zur Rc^
formation und schloß, auf den Fall angewendeter Gewalt, zu 152f)
Torgau ein Bündniß mit dem Landgrafen Philipp von Hes-
sen, den Herzogen von Braunschweig-Lüneburg, dem Herzoge
H e i'n r i ch von Meckelnburg, dem Fürsten Wolfgang von Anhalt,
den Grafen Gebhard und Albrecht von Mannsfeld, endlich mit
der freien Reichsstadt Magdeburg. Markgraf Albrecht von Bran:
denburg, früher Heermeistec des deutschen Ordens, nun Herzog
von Preußen, vereinigte sich, nachdem er die Reformation an-
genommen, mit dem Churfürsten von Sachsen durch ein besonde-
res Bündniß. Keine polirischen Bewegungen störten für jetzt den
raschen Fortschritt der neuen Lehre,' wohl aber erhielten deren Bekenner
den Parteinamen der P r 0 t e st a n t e n, als diese gegen denb e sch l u ß
eines zu Speyer g e h al te ne n R eich sta gs, dem das Worm-
ser, ihnen nachtheilige, Edict, zum Grunde lag, protestirten.
Andere Sorgen beschäftigten indessen Karl V. Franz I.,
sein Mitbewerber bei der deutschen Kaiserwahl, verschmerzte es nie,
daß man ihn übergangen, darum begann der Krieg zwischen beiden
auf drei Punkten zugleich, in den Niederlanden, in Navarra und 1521
in Mailand. Karl hatte Heinrich Yiil. für sich gewonnen; seine
Waffen waren glücklich und den Franzosen blieb in Mailand von
allen frühem Eroberungen nichts übrig, als Die Citadelle von Cre-
mona. Hierzu warb der Kaiser den Herzog Karl von Bour-
von, einen trefflichen Feldhepm, der durch die Ranke der Königin
Mutter, Luise von Savoien, beleidigt, gekrankt und aufs Aeußerste
getrieben worden, für seinen Dienst. Dieser ließ seinem Todfeinde,
Bonnivet, welchem Franz I. den Oberbefehl zur Wiedereroberung
Mailands anvcrtraut hatte, die Schwere seiner Rache fühlen, bei
dessen Rückzüge über die Seffia, wo das französische Heer fast
aufgerieben ward und der Ritter Bavard siel. Italien war
abermals für die Franzosen verloren, nur wenige sahen die Hei-
mach wieder, und letzt, meinte Karl, sep der Augenblick gekommen,
den Krieg in das Herz Frankreichs selbst zu tragen. Auf seinen
Befehl mußten Bourbon und Pescara, einer der vorzüglichsten
spanischen Befehlshaber, in die Provence eindringen, Marseille sollte
um jeden Preis erobert werden. Schwer ist Frankreich von dieser
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TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Thomas_Münzer Friedrich_der_Weise Friedrich Johann Philipp_von_Hes- Philipp Wolfgang_von_Anhalt Gebhard Albrecht_von_Mannsfeld Albrecht Albrecht_von_Bran Albrecht Karl_V._Franz_I. Karl_V. Franz_I. Karl Karl Heinrich_Yiil Heinrich Karl_von_Bour- Karl Luise_von_Savoien Franz_I. Karl Karl
Deutschland. Karl V.
33 l
Deutschlands Angelegenheiten führe, und in Nürnberg schütz izzr
er den Reliqionsfrieden, nach welchem, bis auf ein künftig
zu haltendes Concilium, niemand den andern des Glaubens wegen
anfechten solle. Kühn schien des Landgrafen Philipp von Hessen
Wagnis, als er den Herzog Ulrich von Würtemberg unter-
stützte, dessen Land der Schwäbische Bund an den Kaiser ab-
getreten harte, der es seinem Bruder Ferdinand mit den östreichi-
schen Erblanden verliehen. Mit 20,000 Mann brach Philipp in
Würtemberg ein, vertrieb den kaiserlichen Statthalter und gab das
eroberte Land seinem rechtmäßigen Eigenthümer, Ulrich, zurück. 1*3«
Der Kaiser und Ferdinand verschmerzten diesen Gewaltstreich we-
gen des Dranges der Umstande und bestätigten in dem Kada-
ner Frieden dem Herzoge den Besitz seines Landes als ein öst-
reichisches Afterlehn, 1534. In derselben Zeit hatte auch Luther
die deutsche Uebersetzung der Bibel vollendet zur mächti-
gen Förderung der Reformation. Aber auch die Schwärmerei er-
hob ihr Haupt nochmals. Die Grundsätze Thomas Münzers
lebten in der Sekte der W ie d e rt a u fe r, vornehmlich in Holland,
fort. Einer ihrer Sendlinge, Namens Johann Bockhold
aus Leiden, auch Johann von Leiden, oder Schneiderkö-
nig genannt, kam nach Münster, predigte daselbst Freiheit und 1533
Gemeinschaft der Güter, gewann dadurch den Pöbel, stürzte die
bestehende Ordnung der Dinge um, verübte die empörendsten Greuel,
und ward nur mit Mühe ergriffen und nebst den ärgsten seiner
Mordgesellen, Krechting und seinem Scharfrichter Knipper-
dollin g, hingerichtet.
Nach dem Beispiele der heldenmüthkgen Hohenstaufen be-
schloß auch Karl V. einen Zug gegen die Ungläubigen, nur waren
Zweck und Veranlaffung verschieden. Ein kühner Seeräuber, Ha«
radin oder Horuc Barbarossa, aus Lesbos gebürtig, war
mit Hülfe des Sultans Solimán Beherrscher von Algier und
Tunis geworden, und verbreitete seine Räubereien vom Mittel-
meere bis auf die spanischen Küsten. Pflicht und Ehre trieben
den Kaiser solchen Freveln zu steuern. 30,000 Mann, worunter
8000 Deutsche unter dem Grafen Mar von Eberstein, wurden
auf 500 Fahrzeugen an die Küste von Tunis getragen. Do- "35
ria befehligte die Flotte, Karl, nebst dem Marchese del Vasto
das Heer. Der vollständigste Sieg krönte das Unternehmen;
22,000 Christensclaven wurden frei, den vertriebenen Herrscher von
Tunis, Haseen, setzte Karl wieder ein, unter dem Verbote des
Menschenraubes; auch legte er eine Besatzung in die Festung Go-
leta; Haradin Barbarossa hatte sich nach Algier geflüchtet. Alle
Lande nannten Karls Namen mit Bewunderung.
Zum dritten Male brach der Krieg mit Frankreich aus,
da Franz I. nach dem Absterben des Herzogs von Mailand, Franz
Sforza, seine Ansprüche auf dieses Herzogthum erneuerte. Unein-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Philipp_von_Hessen
Wagnis Philipp Ulrich_von_Würtemberg Ferdinand Philipp Philipp Ulrich Ferdinand Thomas_Münzers Namens_Johann_Bockhold Johann Johann_von_Leiden Johann Karl_V. Karl_V. Horuc_Barbarossa Barbarossa Karl Karl Karl Karl Haradin_Barbarossa Barbarossa Karls Franz_I. Franz
Sforza Franz
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Nürnberg Würtemberg Holland Lesbos Algier Tunis Eberstein Tunis Tunis Algier Frankreich Mailand
232
Neunter Zeitraum.
gedenk der vergangenen Unfälle drang Karl wiederum gegen Mar-
seille vor, und bezahlte seinen Starrsinn mit schwerem Verluste an
Leuten und Kriegsgerathen, so wie durch einen rühmlosen Rückzug.
Durch Vermittlung des Papstes stellte ein zu Nizza auf zehn
*538 Jahre geschlossener Waffenstillestand den Frieden wieder her, und
eine persönliche Zusammenkunft der beiden Monarchen zu Aigues-
mortes, am Ausflüsse der Rhone, schien eine aufrichtige Freund-
schaft zwischen ihnen zu stiften. Das aufrührerische Gent wollte
sich Franz k. in die Arme werfen; er lehnte es ab, benachrichtigte
»530 Karl V. selbst davon und überhäufte diesen mit Beweisen der
feinsten Aufmerksamkeiten, als er etwas schüchtern seinen Weg
durch Frankreich nahm, um jenen Aufruhr zu dämpfen. Dieß
gelang ihm bald. Auf einem abermaligen Reichstage zu N e-
1541 ge ns bürg versuchte Karl die wachsende Gahrung zwischen den
Catholiken und Protestanten gütlich zu beschwichtigen, begab sich
sodann nach Italien und unternahm von dort den langst beschlof-
d.-n2<i. jenen Zug gegen Algier, um durch die gänzliche Bezwingung
2ct. Haradins der Barbaresken Rauberstaaten zu zerstören. Doch die
1541 Elemente waren ihm dießmal feind; Stürme zerstreueten seine
Schiffe und Regengüsse entkräfteten seine Truppen. Ohne den
ausdauernden Muth Karls würde alles verloren gewesen seyn.
Nachdem er die Trümmer der Unternehmung nach Italien zurück-
gebracht, eilte er nach Spanien. Das Gerücht hatte verbreitet, er
sey umgekommen oder vom Meere verschlungen worden, darum
brach Franz I. den Waffenstillestand von Nizza und unternahm
1542 den vierten Krieg zur Wiedererwerbung von Mailand. Fünf
Heere waren diesmal gerüstet, welche doch nichts vermochten gegen
der spanischen Feldherrn bessere Kriegsübung. Und als Karl V.
»543 im folgenden Jahre in den Niederlanden erschien, führte er sein
Heer bis zwei Tagemarsche von Paris. Die stolze Hauptstadt
zitterte, und der Friede zu Crespy, wo Franz auf Mailand, Karl
1544 auf Burgund verzichtete, endete diesen vierten und letzten
Krieg, den beide Gegner wider einander geführt.
Immer bedenklicher wurde inzwischen die Stimmung in
Deutschland, wogegen die wiederholten Reichstage, zu Speyer
.1542, unter dem römischen Könige Ferdinand, eben daselbst 1544
unter Karl V.; zu Worms 1545, und zu-Reg ensbu rg
1546, nichts mehr fruchteten. Eine vom Kaiser zu Trient den
15. Marz 1545 eröffnete allgemeine Kirchenversamm-
lung fand bei den Protestanten kein Vertrauen. So neigte sich
denn alles einem gewaltsamen Ausbruche zu. Luther, dessen
sehnlichster Wunsch gewesen, daß es ihm erspart seyn möge, einen
dcn i8. Meinungskrieg zu erleben, starb kurz vor dessen Ausbruche zu Eis-
v 5ei>r* leben; seine Hülle ward in der Schloßkirche zu Wittenberg beerdigt.
1546 Mit richtigem Blicke erkannte er die Gefahren, welche der evange-
lischen Kirche aus dem neu gestifteten Jefuiterorden erwach-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Franz_k Franz Karl_V. Karl_V. Karl Karl Karls Franz_I. Karl_V. Karl_V. Franz Franz Karl Karl Ferdinand Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Nizza Frankreich Italien Algier Karls Italien Spanien Nizza Mailand Niederlanden Paris Mailand Burgund Deutschland Speyer Wittenberg
34!
Dreißigjähriger Krieg.
schen Länder von den Niederlanden aus durch den spanischen
Feldhercn Spinola bedrohete. Die Union und die Ligur
standen einander, die Hand am Schwerte, gegenüber; in Schwa-
den erwartete man den entscheidenden Schlag, da schien der Ver-
trag zu Ulm das drohende Ungewitter unerwartet zu zerstreuen; durch
Frankreichs Vermittlung kam ein Friede zu Stande, die Unirten
versprachen zu entwaffnen,- Böhmens aber war in diesem
Vertrage nicht gedacht. Sofort rückte der Herzog Ma-
ximilian von Baiern mit den liguistischen Truppen in Oberöst-
reich ein, unterwarf selbiges dem Kaiser wieder, zog in Niederöstreich
die Corps des Generals Boucquoi an sich, zahlte dadurch 50,000
Mann unter seinen Fahnen und ging ohne Zeitverlust auf Prag
los. Der wackre Fürst Christi an von Anhalt, der das böhmi-
sche Heer befehligte, zog sich vor dieser Uebcrmacht bis nach Prag
zurück. Dort ergötzte sich Friedrich in sorgloser Fröhlichkeit, als
stehe sein Thron schon unerschütterlich, und kaum 30,000mann hatte er
zum bevorstehenden Kampfe versammelt, deren Führer noch über-
dieß durch Nationalhaß und Rangstreit entzweiet wurden. Mans-
feld blieb aus solchen Ursachen vom Hauptlager entfernt in Pil-
sen. Die-Schlacht auf dem weißen Berge, bei Prag,
führte eine schnelle Entscheidung herbei. In einer Stunde war
das Heer Friedrichs zerstreut und vernichtet; zehn Kanonen, als
die gesammte Artillerie, sielen in die Hände der Feinde, Fried-
rich beobachtete die Niederlage der Seinen von den Wallen, floh
dann nach Schlesien und von dort nach Holland, wo ihn die
Großmuth seines Schwiegervaters, des Königs von England, Ja-
cob I., ernährte; Thurn begab sich mit andern vornehmen Böh-
men nach Siebenbürgen; Prag öffnete den Siegern die Thore;
die Stande huldigten dem Kaiser ohne alle Bedingung, welcher
nach drei Monaten 48 der thätigsten Beförderer des Aufruhrs
verhaften und 27 derselben auf dem Blutgerüste sterben ließ. Die
Reichsacht wurde über die Abwesenden ausgesprochen, ihre Güter
eingezogen, ihre Namen für ehrlos erklärt. Ein spanisches Heer
vollzog unter Spinola die Reichsacht an den pfälzischen Län-
dern; die Union löste sich auf, Ferdinand zerschnitt den Maje-
stätsbrief eigenhändig und verbrannte das Siegel. Der baierische
General, Graf Johann T zerklas von Tilly (geb. 1559
auf dem Schlöffe Tilly, in Brabant), der zuerst in spanischen
Kriegsdiensten unter A l b a, R e q u e se n s, Don Juan und Alex-
ander Farnese in den Niederlandengestanden, dann unter dem
Herzoge Philipp Emanuel von Lothringen - Mercoeur, als Obrist-
lieutenanr im kaiserlichen Dienste gegen die Rebellen in Ungarn
und wider die Türken gefochten, als Obrister ein Regiment Wal-
lonen geworben hatte und zuletzt vom Herzoge Maximilian berufen
worden war, um die baierische Armee neu umzubiloen, der ihn
zum Generalfeldmarschall ernannte, trug vorzüglich zum Siege in
dn, 3.
Juli
1020
bf!V M.
Nvv.
1020
1021
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrichs Ferdinand Graf_Johann_T_zerklas_von_Tilly Johann Tilly Philipp_Emanuel_von Philipp Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Spinola Schwerte Schwa- Frankreichs Baiern Oberöst- Niederöstreich Prag Christi Prag Pil- Prag Friedrichs Schlesien Holland England Brabant Niederlandengestanden Lothringen Ungarn
I
Dreißigjähriger Krieg. 343
überströmten sie das unglückliche Elsaß zum zweiten Male. Lilly
schwang nun ungehindert die Geißel über die bejammernswerthen
pfälzischen Lande und schickte die treffliche Heidelberger B i-
bliotheknach Rom, welche jedoch 1815 wieder zurückgegeben
worden ist. Friedrich von der Pfalz hoffte durch Unterwürfig-
keit den Kaifer zu versöhnen und seine Lande zu retten. Man
ließ ihm diests östreichischer Sei'ts hoffen, wenn er die Waffen
niederlege und sich von Mansfeld und dem Administrator lossage.
Friedrich gehorchte, erwachte aber bald aus seiner Täuschung, denn
Ferdinand i!. belehnte den Herzog Maximilian von Bai-
ern, unter Ertheilung der Churwürde, mit der Oberpfalz und
der Unterpfalz diffeits des Rheins. In demselben Jahre ver-
pfändete er auch die Lausitzen an den Churfursten von Sach-
sen gegen die von selbigem berechneten Kriegskosten.
Mansfeld und Christian legten, ungeachtet Friedrichs
Lossagung, die Waffen nicht nieder, denn sie führten den Krieg um des
Krieges willen, und folgten daher gern einem Rufe der Holländer,
um sie gegen die Angriffe des spanischen Generals Spinola zu
schützen, 1622. Nach einem mörderischen Gefechte bei Fleurus,
wo ihnen selbiger den Weg verlegen wollte, schlugen sie sich glück-
lich zu ihren neuen Soldherren durch. Bald jedoch ward man
ihrer auch hier überdrüssig; Christian zog, den Handschuh der
schönen Pfalzgrasin am Hute und dm Wahlspruch auf seinen
Fahnen: „alles für Gott und für sie!" mit seinen Streitern nach
Niedersachsen; Mansfeld blieb noch in Ostfriesland, beide
mußten aber ihre Truppen, aus Mangel an Geld, bald entlassen.
Lilly war dem Herzoge nach Niedersachsen gefolgt, doch nirgends
gab es einen Feind, und leichtlich konnte hier des thranenvollen
Krieges Ende seyn, hatte der Kaiser Mäßigung besessen. Allein
ihm genügte die Unterdrückung der böhmischen Rebellen nicht mehr,
ganz Deutschland sollte sich, wo immer möglich, seinem Wink und
Willen fügen. Hierzu bedurfte er eines eigenen Heeres, denn
schwerlich möchten Baiern und die Ligue des Krieges Last und
Elend für des Kaisers Vergrößerungsplane getragen haben. Aber
zu solcher kostspieligen Rüstung mangelten ihm die Mittel, darum
lieh er dem Vorschläge ein geneigtes Ohr, den ihm der außeror-
dentlichste Mann dieses Jahrhunderts machte. Es war Albrecht
von Wallenstein, aus einer alt-böhmischen protestantischen Fa-
milie zu Prag, geboren 1583. Nach einer sorgfältigen Erziehung,
aber wild verlebten Jünglingszeit, trat er in kaiserliche Kriegsdien-
ste, nachdem er sich zur catho tischen Kirche bekannt. Aus ei-
nem Feldzuge gegen die Türken kehrte er als Hauptmann zurück,
1606, vermahlte sich mit einer bejahrten, aber reichen Witwe,
gelangte nach ihrem baldigen Tode zu einem bedeutenden Vermö-
gen, welches ibm erlaubte mit Glanz an dem Hofe des Kaisers
Matthias auszutrelen. Er empfahl sich dem Erzherzoge Fe r-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Ferdinand Maximilian_von_Bai- Maximilian Christian Friedrichs Christian Albrecht
von_Wallenstein Albrecht Matthias
Extrahierte Ortsnamen: Rom Mansfeld Rheins Niedersachsen Mansfeld Ostfriesland Niedersachsen Deutschland Baiern
347
Dreißigjähriger Krieg.
Mehr als ein Grund bestimmte den König von Schweden, jetzt
aufs neue aufzutreten. Der Kaifer Ferdinand Ii. hatte ihn per-
sönlich beleidigt; kaiserliche Truppen unterstützten Sigismund, den
König von Polen, gegen die Schweden; bei dem Lübecker Frieden
waren die schwedischen Abgeordneten schimpflich behandelt worden;
fortwährend verweigerte Ferdinand Gustav Adolf den königlichen
Titel, und seine Fürsprache zu Gunsten der vertriebenen Herzoge
von Mecklenburg auf dem Churfürstentage zu Regensburg blieb
ohne alle Beachtung. Die Besitznahme dieses Landes durch einen
kaiserlichen Reichsfürsten konnte, politisch genommen, für Schwe-
dens Sicherheit und Handel nicht gleichgültig feyn; endlich fühlte
sich Gustav Adolf in feinem tief religiösen Gemüthe zum Bei-
stände seiner unterdrückten Glaubensbrüder in Deutschland verpflich-
tet, und der, auf innere Würdigkeit gegründete, Wunsch einen un-
sterblichen Namen in den Jahrbüchern der Weltgeschichte zu er-
streben, gehörte ohne Zweifel mit zu seinen Bewegungsgründen.
Durch eine persönliche Zusammenkunft mit dem Könige von Dä-
nemark zu Markaröd versicherte er sich der Freundschaft dieses
Nachbars; ein sechsjähriger Waffenstillestand mit Polen und die
Besetzung der Grenzen gegen Rußland schützten sein Reich von
diesen Seiten; die reichen Städte Hamburg und Lübeck wollten
Geldvorfchüffe leisten; der schwedische Unterhändler von Falken-
berg erforschte im Stillen die Gesinnungen der protestantischen
Fürsten; in den Niederlanden und in Deutschland wurden Wer-
bungen für Schweden betrieben; nach diesem allen bestellte Gustav
Adolf sein Haus und Reich, gleich einem Sterbenden, und stieg
dann mit 15,000 Mann auserlesener Truppen bei der Insel Rü- ^„24
gen ans Land. Er besetzte Stettin unter den ängstlichen Be- 3„m
sorgnifsen des alterschwachen Herzogs von Pommern, Bogis- lü3()
law Xiv., die kaiserlichen Schaaren wichen, alles hinter sich
verwüstend, zurück und der sie befehligende General Torquato
Conti zog endlich ab, nachdem er vergeblich in einer verschanz-
ten Stellung zu Garz oberhalb Stetrin die Ankunft Tilly's zu
erwarten versucht. Bis auf Demmin, Greifswalde und
Colberg war Pommern von den Kaiserlichen geräumt, welche
sich nun gleich einer Wolke hungriger Heuschrecken über Branden-
burg ergoffen. Ein Versuch Mecklenburgs, das Joch seiner Pei-
niger zu zerbrechen, mißlang noch unter dem Herzoge Franz
Karl von Sachfen-Lauenburg, dem man das Commando
übertragen, denn er ward vom General Pappen heim zu Ratze-
burg gefangen genommen.
Til ly zog indessen seine zerstreueten Tcuppencorps zusam-
men und näherte sich mit 20,000 Mann, um der Schweden wei-
terem Vordringen, welche den weichenden Kaiserlichen nach Bran-
denburg gefolgt waren, zu wehren und jene drei Städte in Pom-
mern zu entsetzen. Es war zu spät, Demmin und Colberg hatten
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Ii Ferdinand Sigismund Ferdinand_Gustav_Adolf Ferdinand Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav
Adolf Gustav Adolf Torquato
Conti Colberg Franz
Karl_von_Sachfen-Lauenburg Franz Karl Colberg
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Polen Schweden Mecklenburg Deutschland Hamburg Niederlanden Deutschland Pommern Garz Mecklenburgs Schweden
356
Neunter Zeitraum.
sich aufzubringen; doch verließ er jene Gegenden baldigst unter
dem Vorwände die Schweden beabsichtigten eine Diversion durch
Sachsen nach Böhmen, und lagerte aufs neue in nur gedachtem
Lande. Dieß ermüdete endlich die Langmuth des Kaisers. Im-
mer unleugbarer wurden die Beweise von Wallensteins Verrath,
daher ertheilte Ferdinand dem Generallieutenant Gallas den
Befehl, den Schuldigen, nebst seinen zwei Vertrauten, Terzky
und Jllo, der Gerechtigkeit zu überliefern, lebend oder todt. Er-
steres schien unmöglich, daher ermordete man Wallenstein des
Nachts zu Eger, den 25. Febr. 1634, nachdem mit der Nieder-
metzlung seiner Vertrautesten, Terzky, Kinsky, Jllo und ei-
nes Adjutanten Neu m a n n der Anfang gemacht worden. Ein
Oberst Buttler, den Wallenstein erhoben, leitete die Mordan-
stalten, und ein Hauptmann Deveroux durchbohrte ihn. Die
blutige That wurde darum so beeilt , weil Wallenstein hier mit
den Regimentern, die ihm nach der übrigen Abfall treu geblieben
waren, zu den Schweden übertreten wollte. Den Herzog von
Lauenburg, Franz Albert, einen Mann von höchst zweideutigem
Charakter und gleichfalls im Bunde mit Wallenstein, lockte man
durch List nach Eger, nahm ihn gefangen, und nur seinem Für-
stentitel verdankte er nachmals des Kaisers Begnadigung; fast wäre
auch der Herzog Bernhard von Weimar in einen Hinterhalt ge-
fallen, indem man ihn nach Eger einlud; doch warnte ihn die er-
haltene Nachricht von Wallensteins Untergange noch zu rechter
Zeit.
Der Erzherzog Ferdinand, des Kaisers Sohn, erhielt den
Oberbefehl unter der Beihülfe des Generals Gallas. Die Er-
oberung von Regensburg und Donauwerth und bald dar-
den?. auf ein vollständiger Sieg bei Nördling en (im Rezatkreise in
Sept. Baiern), wo der schwedische General Horn gefangen ward und
"24 her Herzog Bernhard von Weimar mit Mühe entkam, recht-
fertigten die getroffene Wahl. Die Folgen dieser Niederlage trafen
die Schweden hart, denn der Churfürst von Sachsen ergriff diese
im Mai Gelegenheit sich von dem rauhen Oxenstierna zu trennen und mit
isas dem Kaiser einen Separatfrieden zu Prag zu schließen;
derchurfürst von Brandenburgs e o rg W i lhe lm, der Herzogw i l-
h e l m von Weimar, die Fürsten von Anhalt, die Herzoge von Mecklen-
burg und die von Braunschweig-Lüneburg, die Hansestädte und
die meisten Reichsstädte folgten seinem Beispiele. Johann Georg
erhielt die ihm bereits verpfändeten Lausi'tzen als ein böhmisches
Lehen, seinem Sohne August verblieb das Erzstift Magdeburg
und vier Aemtec desselben wurden an Sachsen geschenkt; endlich
gestand man den Protestanten auf 40 Jahre Religionsfreiheit zu.
Die Lage der Schweden schien bedenklich, darum schloß sich
Oxenstierna, zur Freude des politisch-feinen Cardinal Riche-
lieu, enger an Frankreich an, Bernhard von Weimar empsin-
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_dem_Generallieutenant_Gallas Ferdinand Kinsky Deveroux Franz_Albert Franz Bernhard_von_Weimar Ferdinand Ferdinand Bernhard_von_Weimar Johann_Georg Johann August Oxenstierna Bernhard_von_Weimar
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Sachsen Eger Schweden Lauenburg Eger Eger Regensburg Donauwerth Baiern Schweden Sachsen Brandenburgs Weimar Magdeburg Sachsen Schweden Cardinal_Riche- Frankreich