208
Sechster Zeitraum.
Prinzessin Anna Romanowna Schwester des Kaisers Basilius,
wurde nur unter der Bedingung genehmigt, daß ec sich zum
Christenthume bekehre, daher ist Wladimir der erste christliche
9s3 Beherrscher Rußlands. Er heißt der Heilige und ihm zu Ehren
stiftete die Kaiserin Katharina H. den russischen St. Wla-
dimirorden den 22. September 1782. Wladimir zerstörte
mit eigener Hand die erkämpfte, Macht seines Reichs durch dessen Zer-
¿015 splitterung unter zwölfsöhne nach seinem Ableben. Swiatopolk 1.,
¿oi9 Wütherich, mußte landflüchtig werden und starb im Elend.
Jaroslaw I. machte einen unglücklichen Zug gegen Constantino-
1043 pel, erwarb sich aber Ruhm und Achtung durch die milde und
weise Regierung seines Reichs. Seine Tochter Anna ward die
Gemahlin des Königs Heinrich I. von Frankreich. Nach seinem
11)54 Tode hatte sein Sohn I z i a s l a w mit einem neuen Feinde, den Po-
lovzern, und unruhigen Verwandten und Vasallen zu kämpfen.
Er fiel in einer Schlacht, Rußland aber zerrütteten noch lange
1078 die Fehden zahlloser kleiner Fürsten.
Polen, Europa's größte Ebene, wurde gleichfalls von sla-
vischcn Stammen bevölkert, die, nach ihren Wohnsitzen Litthauer,
Preußen, Letten hießen. Herrschend erhoben sich über sie alle die,
etwas gebildeten, Lechen, seit dem 7. Jahrhunderte. Ihr'an-
führer Lech soll der Gründer der ersten Hauptstadt Gniezno
gewesen seyn, deren Name von einem Neste weißer Adler, Gniez-
do, abgeleitet wird, welches man dort antraf; nach Andern habe
Lech, die Gegend wohlgefällig betrachtend, ausgerufen: ,,Hier wol-
len wir uns einnisten." Der weiße Adler wurde nachmals
das Nationalwappen. Die Schreibekunst erlernten und übten die
Lechen zeitig, auch das Christenthum drang zu ihnen und machte
sie milder. Der Vielherrschaft kleiner Fürsten aus der Nachkom-
840 menschaft Lechs machte ein gewählter Fürst, Namens Piast,
ein Ende und zwischen der Weichsel und Warthe gründete er ein
zusammenhängendes Reich, dessen Bevölkerung man Polen, d. i.
die Slawen der Ebene, zu nennen sich gewöhnte. Kampfe
mit den benachbarten Russen und den mächtigen deutschen Kaisern
des sächsischen Hauses übten mit abwechselndem Erfolge die
892— Kräfte der Polen. B oleslav I., aus dem Stamme der Pi-
_J02s asten, nahm zuerst denkönigstitel an, welchen ihm der deut-
""" sche Kaiser, Otto Iii., bestätigte. Seinem Vater ganz unähnlich
nxtc Mieczislav, mit dem Beinamen der Trage, denn vieles,
10~ was jener erworben, verlor er unrühmlich gegen Böhmen und
— o Deutschland. Eine achtjährige Anarchie zerrüttete Polen nach sei-
nem Ableben; das Heidenthum griff wieder um sich, bis endlich
l04„ sein Sohn Casimir I. zur Herrschaft gelangte. Durch Freund-
schaff mit Rußland und Deutschland, denn Maria, des Großfür-
1058 sten Jaroslav Tochter, war seine Gemahlin, und dem Kaiser
= lü Heinrich Iii. schickte er Hülsstruppen gegen die Ungarn, erwarb
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Extrahierte Personennamen: Anna_Romanowna Basilius Katharina_H. Anna Heinrich_I._von_Frankreich Heinrich_I. Otto Maria Maria Jaroslav_Tochter Heinrich_Iii Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Polen Polen Deutschland Deutschland Ungarn
220
Siebenter Zeitraum.
Kriegsabenteuern; die leibeigenen Bauern nach Erlösung von ei-
ner drückenden Dienstbarkeit; die Papste und die Geistlichkeit er-
blickten darin eine treffliche Gelegenheit, ihre Macht und ihre Reich-
Ihümer zu vermehren. Mit hastiger Ungeduld eilte Peter von
Amiens, nebst seinem Unterfeldherrn Walter von Pexejo, wegen
seiner Armuth von Habenichts genannt, an der Spitze einer
' 1090 zusammen gelaufenen Rotte dem zu ordnenden Kriegsheere voraus,
welche aber theils auf dem Wege umkam, theils durch das Schwert der
Türken aufgerieben wurde. Peter kehrte still nach Frankreich zu-
rück und beschloß sein Leben in einem Kloster. Unter Gottfried
von Bouillon, Herzog von Niederlothringen, begann der erste
Kreuzzug, und ehrenwerthe Häupter, wie der Herzog Robert von
der Normandie, Graf Robert von Flandern, Hugo der
Große, Bruder des Königs Philipp I. von Frankreich, Graf
Raimund von Toulouse u. a. schlossen sich demselben an.
80,000 Mann auserlesener Truppen zählte das Heer bei seinenr
Aufbruche, und unzählige Schaaren strömten demselben im Fortzuge
bei. Nicäa, 1097, Antiochien nebst Edessa, 1098, und
rw9 zuletzt Jerusalem wurden, wenn schon nicht ohne Opfer, ero-
bert. Die angebotcne Königskrone lehnte Gottfried demuthsvoll
ab, und wollte nur Beschützer des heiligen Grabes heißen. Nach
uva seinem baldigen Absterben folgte ihm sein Bruder Balduin l
als König von Jerusalem. Nach europäischer Weise theilte
man das eroberte Land in Lehen, so daß das neue Reich aus vier
großen Haupttheilen bestand, nämlich dem Kroniands mit Jeru-
salem, der Grafschaft Tripolis, dem Fürstenthume Antio-
chien und der Grafschaft Edessa; letzteres Jerusalems Vor-
mauer. Doch diese Eroberung glich einer Pflanze, welche nicht
gedeihen und wurzeln will; kaum waren 40 Jahre verflossen, so
ii42 ft-e[ Edessa wieder in die Hände der Saracenen, und Jerusalem
zitterte. Ein zweiter allgemeiner Kreuzzug, durch den Papst
Eugen Iii. und den Abt Bernhard von Clairvaux veranlaßt, sollte
Heil und Rettung bringen. Zwei regierende Fürsten, der Kaiser
»47 Konrad Hi. und der König von Frankreich, Ludwig Vii., nah-
men mit starken Heeren Theil, mußten aber, nach großen Verlu-
sten, zurückkehren, ohne die sinkende Macht des christlichen Reiches
in Palästina befestigt zu haben.
Drei Orden oder Verbrüderungen, ein Gemisch von Ritter-
wesen und Mönchthum, entstanden in den Kreuzzügen, die Jo-
hanniter, Tempelherrn und deutschen Ritter. Die
frühere Stiftung eines Hospitals zu Jerusalem, 1048, durch
Kausieute aus Amalsi, im Neapolitanischen, zu Ehren des heiligen
Johann des Barmherzigen, Erzbischofs von Alexandria,
gab Veranlassung zur Stiftung des Johanniterordens.
»18 Der Papst war dessen Oberhaupt, die Mitglieder legten die drei
Mönchsgelübde, des Gehorsams, der Armuth, der Keuschheit und
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Extrahierte Personennamen: Peter_von
Amiens Walter_von_Pexejo Peter Gottfried
von_Bouillon Robert Robert_von_Flandern Hugo_der
Große Philipp_I._von_Frankreich Philipp_I. Raimund_von_Toulouse Gottfried Balduin Eugen_Iii Eugen Bernhard_von_Clairvaux Konrad_Hi Konrad Ludwig_Vii Ludwig Johann
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Niederlothringen Edessa Jerusalem Edessa Jerusalem Frankreich Palästina Jerusalem Amalsi Alexandria Johanniterordens
222
Siebenter Zeitraum.
\
dem Verluste des heiligen Landes verlegten diese Ritter ihren
Wohnsitz nach Venedig. Der König von Ungarn, Andreas,
räumte ihnen den östlichen Theil von Siebenbürgen ein, 1211, damit
sie eine Vormauer gegen die tartarischen Horden waren, welche
Rußland überschwemmten. Bald gereuete ihn die gefährliche Nahe
der tapfern Ritter; er widerrief die gemachte Schenkung, 1224,
und vielleicht hätte das Schwert entschieden, wären die Ritter nicht
an die Weichsel berufen worden, durch den Herzog Konrad von
der Masau zum Schutze gegen die heidnischen Preußen. Nach
einem 53jährigen Kampfe waren sie Herren des Landes, besaßen
es, anfangs mit steigender, dann mit sinkender Macht, bis zum
Thorner Frieden, 1466, wo ein beträchtlicher Theil davon an
Polen siel. Des Hochmeisters Albrechts Uebertritt zur Reforma-
tion, 1525, verwandelte Preußen in ein erbliches Herzogthum, der
deutsche Orden hörte dort auf und erlosch in der neuestenzeit 1809
mit der Aufhebung des deutschen Reichs gänzlich *).
Diesen christlichen Orden trat, von Seiten der Mahomedaner,
die Sekte der Ismaeliten oder Assasinen entgegen, deren
Oberhaupt der Alte vom Berge genannt wurde. Sein ei-
gentlicher Name war Hassan Ben - Sabbah^und gleich dem Pro-
pheten trachtete er einen politisch - religiösen Staat zu errichten,
wozu er sich, kurz vor dem Anfänge der Kreuzzüge, mehrerer
Bergschlösser in Syrien bemächtigte, unter welchen die Burg Ala-
m u t h zu seinem bleibenden Wohnsitze diente. Ein blinder Ge-
horsam fesselte die Mitglieder dieses Bundes an ihr Oberhaupt,
und weil man sich, um Muth oder Begeisterung zu wecken, häufig
eines betäubenden, aus Hanf oder Bilsenkraut verfertigten Tran-
kes bediente, Haschisch eh genannt, so hießen die Bundesglieder
Haschisch im, woraus die Abendländer Assasinen bildeten,
so wie auch die Benennung „des Alten vom Berge" aus der
wörtlichen Uebersetzung: „Scheich al Dschebal," d. i. der Fürst
vom Gebirge, hervorging. Die Dolche dieser Rotte waren nur
gegen die Vornehmsten gerichtet; viele edle Kreuzfahrer sielen
durch dieselben, denn wer einmal in die Liste des Todes eingezeich-
net war, entging seinem schwarzen Loose nicht. Bis zum Ende
des 12. Jahrhunderts erhielt sich die Sekte der Assasinen, wo die
einbrechenden Mongolen ihr ein Ende machten.
Ein allgemeiner Schrecken bewegte die gesammte Christen-
heit, als die Nachricht einlief Jerusalem sey genommen
durch Saladin, den Sultan von Syrien und Aegypten! Ein
ii97 dritter Kreuzzug sollte die heilige Stadt retten, und drei er-
lauchte Fürsten, der deutsche Kaiser, Friedrich!. Barbarossa,
der König von England, Richard I. Löwenherz, und der König
*) Elbens Einleit. in d. Gesch. d. Deutschordens. Nürnb. 1784. Pr. 10 Ge.
Desselben Süniml.f. d. Gesch. des Hoch -u. Dcukschnieisteelhunis, Tub. 1785. Pr, 12 Gr.
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Extrahierte Personennamen: Andreas Konrad Konrad Albrechts Albrechts Hassan_Ben Friedrich! Friedrich Barbarossa Barbarossa Deutschordens
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Ungarn Syrien Syrien England
23ü Siebenter Zeitraum.
gels an Klugheit und Festigkeit glückten sie selten. Der Anfang
zu einer Universität in Paris gehört seiner Zeit, und der de-
rühnite Scholastiker, Peter Abalard, zog Tausende wißbegieri-
ger Jünglinge dahin. Zu theatralischen Vorstellungen gab ein
Mönch, Gottfried, der sich mit dem Unterrichte der Jugend
beschäftigte, die erste Veranlassung, indem er seine Zöglinge bibli-
sche Geschichten aufführen ließ.
Philipp!!., August, Ludwigs Sohn, ward sein Nach-
*18^ folger. Ganz verschieden von diesem, paarte ec List und Gewalt zur
-222 Erreichung seiner Zwecke und hob das königliche Ansehn. Sein
«43 erstes Edikt gebot die Verfolgung der Ketzer von Albi (Albigen-
ser), die Bestrafung der Gotteslästerer und die Abschaffung der
Possenreißer und Schalksnarren des Hofes. Ein anderes verbannte
alle Juden aus Frankreich. Ihr Vermögen siel dem Könige an-
heim, und deren Schuldner wurden, gegen Erlegung von 20 Pro-
cent, ihrer Verpflichtung entlasten. Diese Ungerechtigkeit brachte
dem Reiche den doppelten Nachtheil einer verminderten' Bevölkerung
und der Fortschaffung bedeutender Geldsummen ins Ausland. Lobens-
werther war die Strenge gegen die Banden der Cotereaux
¿183 oder Braban^on, entlassene Miethfoldaten, deren man an 7000
niedechieb; auch vereinigte Philipp die Grafschaft Vermandois mit
der Krone. Sein mit Richard Löwenherz unternommener
*190 Kreuzzug mißglückte, wie die meisten andern, Philipp aber suchte
einen unedlen Gewinn aus Richards zweijähriger Gefangenschaft
ii92 zu ziehen, indem er einen Theil der Normandie an sich riß.
Voll Erbitterung griff dieser zu den Waffen nach seiner Befreiung,
doch der Krieg blieb ohne Entscheidung, da Richard durch einen
1129 Pfeil tödtlich verwundet ward und starb. Sein Bruder, Johann
ohne Land, bestieg den Thron und tödtete eigenhändig feinen Neffen
Arthur, Herzog von Bretagne, weil dieser, von Philipp !!. dazu
aufgewiegelt, ihm die Krone streitig machte. Wegen dieser bluti-
gen Thal forderte Philipp den König von England als sein Ober-
lehnsherr vor Gericht, und da selbiger, wie zu erwarten, nicht er-
schien, eroberte er die ganze Normandie, Anjou, Maine, Touraine nebst
dein größten Theile von Poitou, so daß dem Könige von England
1204 nur noch Guienne übrig blieb. Schwerlich würden dieses die
Vasallen geduldet haben, waren sie nicht durch die Kreuzzüge und
vornehmlich durch die Begründung des lateinischen Kaiserthums an-
derwärts beschäftigt gewesen. Der Fanatismus der Zeit und die
Mahnungen des Papstes Innocenz !!!. veranlaßten Philipp 1!.
zu einem Kreuzzuge gegen die eigenen Unterthanen, die Sekte der
Waldenser, von ihrem Stifter Petrus Waldus (Hierre
Vaud) benannt, wobei alle Greuel der Rohheit und Religionswuth
verübt wurden. Der Graf Simon von Montfort aber, dem man
die Führung dieses Krieges übertragen, riß eine solche Gewalt an
sich, daß er dem Könige von Frankreich und dem Könige Peter
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Extrahierte Personennamen: Peter_Abalard Gottfried Philipp! Philipp August Ludwigs_Sohn Ludwigs Philipp Philipp Richard_Löwenherz Philipp Philipp Richards Johann Arthur Philipp_!! Philipp Philipp Philipp Innocenz Innocenz Philipp Philipp Stifter_Petrus_Waldus Simon_von_Montfort
Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Bretagne England Maine England Vaud Frankreich
251
Südliche Reiche.
aber, tributpflichtig, unterwerfen. Durch Vertheilung einzelner
Provinzen unter seine Söhne verfiel er in den gemeinsamen Fehler
seiner Zeit, und bald nach seinem Tode ward auch sein Sohn und ms
Nachfolger Wladislav Ii. von seinen Brüdern vertrieben. Er ms
suchte um Schutz und Beistand nach bei dem Kaiser Konrad Iii.,
erlangte aber seine Wiedereinsetzung nicht, denn sein Bruder B o-
leslav Iv., Kraushaar, behauptete sich in der angemaßten ^
Gewalt. Er war siegreich gegen die heidnischen Preußen, zur An- 1148
nähme des Christenthums konnte er sie aber dennoch nicht bewe-
gen. Friedrich I. Barbarossa nöthigte ihn den Lehenseid zu lei- "63
sten, Tribut zu zahlen, auch den Söhnen des vertriebenen Wra-
tislav Schlesien einzuraumen, welches seitdem unter eigenen Her-
zogen stand. Miecislaw Iii., der Alte, ein Sohn Boles- ii?r
law's Iii., machte sich durch übermäßige Strenge verhaßt, ward
entsetzt, und Casimir Ii., der Gerechte, sein Bruder, erhielt, mv
durch Stimmenmehrheit, die Obergewalt. Er milderte den Druck
der Unterthanen, half den Beschwerden der Geistlichkeit ab, kämpfte 1192
glücklich gegen die Preußen, und hinterließ die Regierung unbestrit-
ten seinem sechsjährigen Sohne Leszek dem Weißen, so ge- 1194
nannt wegen der Farbe seiner Haare. Miecislaw der' Alte ver-
drängte ihn auf einige Zeit, und behauptete sich bis an seinen
Tod. Leszek war ein schwacher Regent, überließ seinem Bruder 1202
Conrad Masovien und Cujavien, der alsdann die deutschen Ritter
in sein Land berief, und fand seinen Tod bei einem Ueberfalle des
Herzogs von Pommern, Swantepolk. Sein unmündiger Sohn
Boleslaw V., der Züchtige, folgte ihm in der Regierung. 1227
Seine 52jahrige Regentenzeit war stürmisch und bewegt. Zuerst
strebte Conrad von Masovien nach der Obergewalt; dann brachen
die Mongolen auch in Polen ein, siegten in der Schlacht bei 124i
Liegnitz (den 15. April 1241) unweit Wahlstadt, und wür-
den, hatten sie anders gewollt, das gesammte Reich leicht haben
erobern können. Gleich dem Kaiser Friedrich Iii. verschlummerte
Boleslav V. sein Leben thatenlos, entzog sich der Gefahr, wann
sie erschien, und kehrte zum ruhigen Genüsse wieder, wann sie
vorüber war. Die Anlegung der Salzwerke zu Bochnia und der
verschönerte Wiederaufbau von Krakau, nachdem es die Mongolen 1251
in die Asche gelegt, dürften allein unter seinen geringfügigen Ver-
diensten anzuführen seyn. Sein Tod blieb ohne Bedeutung, so 127»
wie sein Leben.
§.' 50.
Südliehe Reich e»
Ungarn erblühete unter der 18jährigen Regierung Wla- 107,7
bis law 3 I., des Heiligen. Er eroberte Sirmium und einen —
Stoßen Theil Croatiens, trug einen Sieg über die einbrechenden w18
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Iii Konrad Kraushaar Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Casimir_Ii Leszek Leszek Conrad_Masovien Boleslaw_V. Boleslaw_V. Conrad_von_Masovien Friedrich_Iii Friedrich
254
Siebenter Zeitraum.
den Bischof Heinrich, welcher durch Geld den habsüchtigen Kai-
ser gewann. Gewissensangst trieb ihn zu einem Kreuzzuge nach
i*98 Palästina, wo er starb; W ladis law Ii!. aber entsagte freiwillig
der Krone und begnügte sich mit Mahren, um einen Bürgerkrieg
zu vermeiden, bis endlich Otto car I., aus dem Hause Przemysl,
des deutschen Reichs Zwiespalt benutzend, wo P h i l i p p von S ch w a-
den und Otto von Sachsen um die Kaiserkrone stritten, erster
ríos erblicher König von Böhmen ward. Mit kluger Berechnung
" erkannte ec den Hohenstaufen Friedrich Ii. als Kaiser an, da Ot-
Macht wankte, und erweiterte Böhmen südwärts bis an
à2i5 die Donau, was ihn zwar mit dem Herzoge von Oeffreich in Krieg
verwickelte, den er aber zu seinem Vortheile endigte. Sein Sohn,
¿2,0 Wenzesla w I., herrschte mit kühnem Muthe in einer stürmi-
— 53 schm Zeit. Seine Absicht, Steiermark und Oestreich an sich zu
^ 23 bringen, erreichte er nicht, dagegen ward er Böhmens und ganz
Deutschlands Hort gegen die Mongolen, welche, unter ihrem
1241 Anführer Peta, heranstürmten, Wenzeslaw aber schlug sie bei
Glatz, befestigte Olmütz, wo der tapfere Jaroslaw von Sternberg
den Mongolen Peta mit eigener Hand erlegte. Wenzeslaw sah
traurige Tage gegen das Ende seiner Regierung. Seinen noch-
1246 maligen Versuchen auf Oestreich und Steiermark trat der Kaiser
Friedrich I!. entgegen; der böhmische König ergriff wider ihn die
Waffen zum Mißvergnügen der Vasallen, welche theilweise von
ihm absielen, seinen Sohn Ottocar in ihren Bund zogen, und so
entstand ein Bürgerkrieg zwischen Vater und Sohn. Zwar versöhn-
ten sie sich endlich, doch letzterer goß neue Bitterkeit in seines
Vaters Leben durch ausgestoßene Drohungen, bis dieser endlich der
1253 Last seiner Leiden erlag. Ottocar Ii. bestieg nach ihm den
~ 78 Thron mit beflecktem Gewissen, aber ein großartiger Herrschersinn
Ä 25 lebte in ihm. Mit starker Faust drückte er die meuterischen Va-
sallen nieder, stürmte mit einem Kreuzheere von 60,000 Mann
bis an die Oñsee gegen die Preußen, gründete Königsberg
und überließ den deutschen Rittern das Weitere. Oestreich,
1255 Steiermark, Kärnthen, Krain brachte er an sich, seine
Staaten berührten das adriatische und das baltische Meer. Deutsch-
land zerfiel bei den Wirrsalen des Zwischenceichs; man trug Otto-
car von Böhmen die, freilich sehr herabgekommene, Kaiserkrone an.
Er verschmahete sie und bereute es zu spat, als sie Rudolf von
1273 Habsburg übernommen. Gewohnt die bisherigen Schattenkaiser,
Wilhelm von Holland, Alfons X. und Richard von Cornwallis,
geringschätzig zu behandeln, fand Ottocar in Rudolf einen Kaiser.
Da er diesem die Huldigung verweigerte, erklärte selbiger die vier
von Ottocar neu erworbenen Länder für verfallen, Böhmen und
Mähren für verwirkte Lehen, und stand schon an der Donau,
1270 seinen Spruch zu vollziehen. Ottocar leistete die Huldigung, mußte
aber Oestreich, Steiermark, Kärnthen und Krain abtreten. Zu
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Otto Otto Friedrich_Ii Friedrich Wenzesla Wenzeslaw Glatz Jaroslaw_von_Sternberg Wenzeslaw Friedrich_I! Friedrich Oestreich Rudolf_von
1273_Habsburg Rudolf Wilhelm Alfons_X Richard_von_Cornwallis Ottocar Rudolf Rudolf Ottocar Ottocar Oestreich
306
Achter Zeitraum.
Seine Kriege gegen Rußland, Litthauen und Schlesien förderten
den Wohlstand nicht; unendlicher Jammer aber kam über das
Land, als die Mongolen, unter dem Häuptlinge Tula-Buga noch-
1287 mals einbrachen und 21,000 Frauen und Jungfrauen hinwegraub-
ten. Lessek ftarb kinderlos und ohne Verfügung über seine Nach-
folge. Darum haderten, zum Verderben Polens, mehrere Be-
werber um dcffen Besitz. Wladislaw Lokcek, d. i der Zwerg,
Wenceslaus von Böhmen, Przemysl, Herzog von Posen u. a.
1333 kriegten wider einander, bis endlich mit Casimir dem Großen Ml
— 70 die ersehnte Ruhe wiederkehrte. Er sicherte des Reiches Grenzen,
8=37 gebot den innern Fehden Stillestand, veranstaltete eine schriftliche
Gesetzsammlung, bauete die eingeascherten Städte wieder auf, grün-
dete Kirchen und beförderte die Künste. Die Regierung Casimirs
blieb ein glanzender Punkt in der Geschichte der polnischen Re-
genten. Sein Neffe, Ludwig von Anjou, König von Ungarn,
folgte ihm, da er keine Söhne hinterlaffen (1370 — 82). Doch
Ludwig hatte für Polen kein Herz, verweilte nur selten daselbst,
und übergab seiner Mutter, einer stolzen, vergnügungssüchtigen
Fürstin, die Regentschaft, zum großen Mißvergnügen der Polen.
1382 Sftad) Ludwigs Tode huldigten die Stande seiner ältesten Tochter
Maria, der Gemahlin des Markgrafen von Brandenburg, Si-
gismunds, Sohn Kaiser Karls Iv. und nachmaliger Kaiser.
Doch bald erklärte sich die Stimmenmehrheit für Marien's jüngere
Schwester, Hedwig. Die - 5jährige, in jugendlicher Schönheit
prangende, Fürstin gewann aller Herzen; eine Vermahlung mit
Jagello, Fürsten von Litthauen, sollte ihren Thron befestigen,
das Haus der Jagellonen bestieg den polnischen Thron, wel-
1388 chen der Fürst unter dem Namen Wladislav Ii. einnahm.
— Die Vereinigung Litthauens vermehrte Polens Macht zur gelege-
14^4 nen Zeit, denn gefährlich griff der in dem benachbarten Preußen
5=3 angesiedelte Orden .der deutschen Ritter um sich. Auch
Böhmen ward tief erschüttert durch den ausbrechenden Huffiten-
krieg; die Huffiten trugen Wladislav die Krone von Böhmen an,
ec aber lehnte sie ab. Es gebührt ihm der Ruhm, des Reiches
äußeres Ansehen gewahrt zu haben, doch für des innern Lebens und
Gedeihens Förderung hat er nicht gesorgt. - Sein unmündiger
1434 Sohn Wladislav Iii. ward sein Nachfolger (14.14 — 44),
Unruhen bewegten das Land wahrend seiner Minderjährigkeit, und
die Berufung auf den Thron von Ungarn verwickelte ihn dort
1443 in anderweitige Streitigkeiten und in einen Krieg mit den Tür-
ken. Seine Waffen waren glücklich, die Osmanen schloffen einen
zehnjährigen Frieden, den beide Theile feierlich beschwuren. Doch
der päpstliche Legat, Cardinal Julian, beredete Wladislaw zum
denn. Bruche dieses Friedens, entband ihn seines Eides und die Schlacht
Nov. £,ei Varna wurde geliefert. Alsein Gottesurtheil konnte deren
° 4 4 Ausgang betrachtet werden, denn Wladislaw blieb und sogar sein
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Extrahierte Personennamen: Wladislaw_Lokcek Casimir Ludwig_von_Anjou Ludwig Ludwig Ludwig Ludwigs Maria Maria Karls Hedwig Cardinal_Julian Alsein_Gottesurtheil
312
Achter Zeitraum.
non man den Grafen Ruprecht von der Pfalz; doch blieben Wenzel die
böhmischen Lande noch. Zum zweiten Male ward er verhaftet
1402 durch Mitwirkung seines Bruders Sigismund, Königs von
Ungarn, und von Prag nach Wien gebracht. Auch jetzt entkam
er wieder, nach anderthalbjähriger Haft, doch versenkten ihn die
L4vz erlittenen Unbilden von nun an in eine stumpfe Gleichgültigkeit.
Er führte zwar den Kaisertitel fort, sah aber die wachsende Ver-
Wirrung des deutschen Reichs, die entstehenden Streitigkeiten mit
Johann Hup in seiner unmittelbaren Nahe, die Berufung sei-
1410 nes Bruders Sigismund auf den deutschen Kaiserthron und end-
lich den ausbrechenden Huffitenkrieg mit gänzlicher Regungslosig-
3410 feit. Der Tod rief ihn von seinem Pflanzenleben ab, und sein
Bruder Sigismund setzte sich nun auch die Krone von Böhmen
~ ^ auf. Ec war den Hussiren ein Greuel, und im Geiste eines
Attila führte ihr Oberhauptziska den schauderhaftesten aller Re-
1424 ligionskriege. Nach seinemtode traten zwei Häuptlinge, P r'o k o p i u s
der Große, früher ein Mönch, und Prokopius der Kleine,an seine
Stelle. Was kannibalische Wuth nur immer zu ersinnen vermoch-
ten, ward unter dem Befehle oder der Zulassung dieser Wütheriche
ausgeübt. Derfchiedenheit der religiösen Meinungen trennte sie
allmählig in vier Parteien: die Calixtiner oder Utraquisten,
größtentheils aus Bürgern bestehend, und die gemäßigtsten; die
Taboriten, aus der arbeitenden Classe, fanatischer als jene;
die Höre bi ten, Bauern, die grimmigsten von allen; von diesen
schieden sich, nach Ziska's Tode, noch die Waisen oder Or-
p h a n o i, wie sie sich nach dem Griechischen nannten. Diese Hor-
den trugen ihre Verwüstungen nach den vier Himmelsgegenden;
die Calixtiner zogen nach Mähren, die Orphanoi nach Schlesien,
4425 die Horebiten nach der Lausitz, die Taboriten nach Oestreich.
Doch dieser ihr eigener Zwiespalt wurde das Mittel zu ihrer Unter-
werfung. Die Calixtiner genehmigten die Compactaren des
Basler Conciliums, schlugen die Fanatiker in der Schlacht bei
44z4lipan, wobei die beiden Prokopius umkamen, und unterwar-
fen sich sodann dem Könige Sigismund, welcher von seinem
Schlosse zu Prag den Hinrichtungen zuschaute, welche man an
1438 den Gefangenen der Gegenpartei vollzog. Sigismund starb im
Grcisenalter und hinterließ seinem Schwiegersöhne, dem Herzoge
von Oestreich, Al brecht Ii., die Krone von Böhmen, nebst dem
Kaiserthrone, («437 — 39). Der hohe Adel und die Katholi-
ken bewillkommneten den neuen König mit Freuden, dagegen wider-
strebte das Volk und die Ritterschaft, denn man wußte, daß Al-
brecht den neuen Lehrmeinungen abgeneigt sey. Darum huldigten
ihm nur sechs Städte: Prag, Pilsen, Kuttenberg, Budweis, Leit-
meritz und Schlan. Schon regten sich die alten Streiter des nur
geendigten Hussitenkriegs, da starb Albrecht in Ungarn auf feinem
Zuge wider die Türken. Sein nachgeboreaer Sohn, Ladislaus
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Johann_Hup Johann Sigismund Sigismund Attila Oestreich Sigismund Sigismund Oestreich Albrecht Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Prag Wien Schlesien Pilsen Kuttenberg Budweis Ungarn
326
Neunter Zeitraum.
geistiger Mittheilung, und schnell, wie der Sonnenstrahl, flog der
menschliche Gedanke sichtbarlich ausgedrückt von Land zu Land.
Die vorausgegangene Erfindung des Linnenpapiers, um 1318,
erleichterte die Anwendung der neuen Buchdruckerkunst. Endlich
batte sich auch der Gesichtskreis über die Beschaffenheit unsers
Erdballs durch kühne Seefahrer erweitert. Bartholomaus
Diaz berichtigte die irrigen Vorstellungen über die Gestalt Afri-
ca's, indem er dessen südlichste Spitze, das Vorgebirge der gu-
ten Hoffnung, umschiffte, 1486. Christoph Columbus
entdeckte durch seine unverrückt nach Westen fortgesetzte Fahrt einen
neuen, auf der andern Halbkugel gelegenen Welttheil, America,
1492, und Vasco de Gama fand den langst gesuchten See-
weg nach Ostindien, 1498. Ein reges Streben und Ringen ergoß
sich auch durch diese Ereignisse über die Völker Europas und zei-
tigte sie für ein neues Jahrhundert. Die Erfindung des
Schießpulvers, welche, der Sage nach, von dem Mönche
Berthold Schwarz um 1290 oder 1320 gemacht, aber vor
dem Jahre 1350 schwerlich auf die Kriegskunst angewendet wur-
de, wandelte die Führung des Kriegs in eine weit verzweigte
Wissenschaft um, nachdem dessen Entscheidung bisher hauptsächlich
von der Körperkraft und dem Muthe der einzelnen Streiter ab-
gehangen hatte.
Die vor mehr als 100 Jahren durch Johann Wicleff
(ff 1384) angedeuteten, und von Johann Huß aufs neue an-
gegriffenen Mangel des Kirchenwesens sollten einen Verbesserer
finden in einem Manne, der für die Dunkelheit und ein unbe-
deutendes Privatleben bestimmt schien. Martin Luther, zu
Eisleben geboren den >0. Nov. 1483, widmete sich, unter hartem
Kampfe gegen eine drückende Dürftigkeit, den Wissenschaften, trat,
von einer stillen Schwermuth geleitet, zu Erfurt in den Augusti-
nerorden, 1505, unterwarf sich, mit hingedender Selbstverleug-
nung, dessen strengen Regeln ohne Murren, gewann die Achtung
seines Priors Staupitz, der ihm Muße gewährte, sich oen theolo-
gischen Studien zu widmen, und ihm einen Ruf zu einer theologi-
schen Professur auf der von dem Churfürsten von Sachsen, Fried-
rich dem Weisen, zu Wittenberg 1502 neu errichteten Universität
verschaffte, 1508. Mit Feuereifer betrat Luther diese neue Bahn
und fand Beifall als Lehrer und Prediger. Eine Reise, welche er,
in Angelegenheiten des Äugustinerordens, nach Rom zu dem Pap-
ste Leo X. unternahm, 1510, gab ihm einen deutlichen Begriff
von der dort herrschenden Skttenlosigkeit der Geistlichkeit und ver-
minderte seine Achtung für den päpstlichen Stuhl bedeutend.
Nach Annahme der theologischen Doctorwürde 1512 fühlte sich
Luther nur desto strenger zur Erhaltung eines reinen Glaubens ver-
pflichtet. Mit Entrüstung vernahm er deshalb die schamlose Keckheit, wo-
mit ein Dominicanermönch, Johann Tezel, den Ablaßhandel zu
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Extrahierte Personennamen: Bartholomaus
Diaz Christoph_Columbus Berthold_Schwarz Johann_Wicleff Johann Johann_Huß Johann Martin_Luther Leo_X Leo Johann_Tezel Johann
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Europas Sachsen Wittenberg Rom
335
Deutschland. Karl V.
fangen gehalten, und beide Fürsten mußten fünf Jahre lang dem
kaiserlichen Hoflager überall folgen.
Es lag dem Kaiser ernstlich daran, den Religionsstreitigkeiten
ein Ende zu machen, darum veranstaltete er, da das Trienter
Concilium seine Erwartungen so wenig befriedigte, auf dem
Reichstage zu Augsburg ein Religionsgespräch zwischen dem Bi-
schof von Naumburg, Julius Pflug, dem Weihbischof von 15m
Mainz, Michael Helding, und dem protestantischen Hofprediger
des Churfürsten von Brandenburg, Joachims Lz., Johann Agrí-
cola; alles gemäßigte Männer, welche gemeinschaftlich einen Ver-
einigungsentwurf ausarbeiteten, wobei sich aber Agrícola nachgie-
biger bewies, als von den übrigen Protestanten genehmigt wurde.
Auf diesen Grundlagen errichtete Karl das so genannte Interim,
oder eine einstweilige Kirchenordnung, bis das zu Trient noch
immer fortdauernde Concilium etwas Bleibendes festgesetzt haben
werde. Alle Parteien waren hiermit unzufrieden, vornämlich fand
die katholische Geistlichkeit darin einen beleidigenden Eingriff in ihre
Rechte, weil jene Verordnung von einem Laien ausgegangen. Nur
an wenig Orten befolgte man das Interim und Magdeburg er-
klärte sich bestimmt dagegen, darum gab Karl V. auf einem noch-
mals zu Augsburg gehaltenen Reichstage dem Churfürsten
Moritz den Auftrag, die über diese Stadt verhängte Reichsacht isj>
zu vollziehen; auch bemühete er sich, seinem Sohne Philipp, den
er aus Spanien berufen hatte, die Nachfolge in Deutschland zu
verschaffen; allein dessen stolzer und finsterer Charakter mißfiel bcn
deutschen Fürsten so sehr, daß Kart auf diesen Plan verzichten
mußte. Von Augsburg begab er sich nach Jnspruck, um den
Berathungen des Conciliums zu Trient näher zu seyn.
Mittlerweile reifte ein kühner Entschluß in der Seele des
Churfürsten Moritz. Nur zu deutlich trat des Kaisers Absicht,
die deutsche Freiheit gänzlich zu unterdrücken und die protestantische
Lehre auszurotten, ans Licht, Moritz aber wollte der Retter beider
werden. Die Unterwerfung Magdeburgs gab ihm einen schickli-
chen Vorwand, ein Heer zu versammeln und unter den Waffen zu
erhalten. Magdeburg erhielt sehr glimpfliche Bedingungen; Moritz uu
schloß einen Bund mit dem jungen Landgrafen von Hessen, W i l-
helm, mit seinem Waffengefährten, dem Markgrafen Albrechc
von Brandenburg - Kulmbach und dem Könige von Frankreich,
Heinrich Ii. Unerwartet rückte er gegen Jnspruck, nöthigte den
Kaiser zu einer eiligen Flucht und zu dem Vertrage von Pass an, irsr
wornach die beiden gefangenen Fürsten, Johann Friedrich und Phi-
lipp, ihre Entlassung, die Protestanten aber gleiche Rechte mit
den Catholiken erbielten. Der Religionsfriede zu Augs-
burg den 26. Sept. 1555 bestätigte und erweiterte diesen Ver-
trag. Moritz erlebte diese Befriedigung nicht. Er starb an einer erhal-
tenen Schußwundezwei Tage nach der Schlacht bei S iev ers hau sen,
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Julius_Pflug Michael_Helding Johann_Agrí- Johann Karl Karl Karl_V. Karl_V. Moritz Philipp Philipp Moritz Moritz Moritz Albrechc
von_Brandenburg Heinrich_Ii Heinrich Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Naumburg Mainz Brandenburg Joachims Magdeburg Spanien Deutschland Magdeburgs Magdeburg Hessen Kulmbach Frankreich