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1. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 23

1881 - Merseburg : Steffenhagen
23 (Die Decemvirn.^ Lange Zeit wurden die Streitigkeiten lediglich nach Gutdünken entschieden, und das Volk hatte sich vielfach über die palricijchen Richter zu beklagen. Um dem zu begegnen, forderten dsc'lmiäeu mc"abfassung geschriebener Gesetze, und der Senat mußte sich fügen. D^Ele^Lcuannt, wurden mit der Aufgabe betraut und -bis zuder^Wluug mit unumschränkter Gewalt ausgerüstet. Die Gewählten verrieten indes gar bald die Absicht, ihre wichtige Stellung zur Knechtung der verhaßten Plebejer benutzen zu wollen. Als sogar einer derselben, App ius Elojfc-^Äus, durch einen ungerechten Richtersprnch die Mone Nkr a ii/ia in seine Gewalt brachte, so daß der Vater der Jungfrau oieser mit eigener Hand das Messer ins Herz stieß, da hatte die Geduld des Volkes ein Ende. Der Senat mußte die Zehnmänner absetzen, und Mwtmomus wurde ius Gefängnis geworfen, wo er sich selbst den Tod gab.— Im Laufe der Zeit gewannen die Plebejer immer größere Rechte und Freiheiten, bis sie zuletzt den Zutritt auch zu den höchsten Staatsämtern erlangten. § 17. Die Gallier in Rom. (Schlacht an der stnta.) Ums Jahr hrmww die in der Poebene hausenden Gallier in 390 ftir uricn (Toskanasein und belagerten liluiium.. 5tct?lu[iij;cr w^dteustch um Hilfe au die Römer, und diese' richteten die drohende Frage an die Gallier, mit welchem Rechte sie eine unter römischem Schutze stehende Stadt bedrängten. Die Gallier erwiderten: „Unser Recht beruht auf unserm Schwerte, alles gehört den Tapferen!"" 'Gegen jeden Gebrauch nahmen hierauf die Gesandten am Kampfe teil, und einer von ihnen tötete einen gallwen Mc-fc hl Gab er. Da hob der Breuls (Hccrkonig) die Belagerung aitfiuiflvcmbte sich gegen Uom. Ammeilen ^ von der Stadt, erlitten die Römer eine furchtbare Niederlage, und nur ein Teil vermochte sich nach dem kürzlich eroberten Veli ' zu retten. Rom war wehrlos, benn mit Ausnahme einer schwachen Besatzung auf der Burg flohen sämtliche Bewohner dem Heere nach. Achtzig angesehene Greise allein verschmähten es, ihr Leben in Sicherheit zu bringen. Sie wurden von den eindringenden Barbaren erschlagen, worauf diese die Stadt an allen Ecken anzündeten. (Belagerung des Capitols.) Jetzt versuchten die Gallier auch das Capi,to.l au erstürmen, aber vergebens. Einmal in der Nacht hami \\l schon die Spitze des Felsens erstiegen, als die zu Ehren der Iuw unterhaltenen Gänse ein lautes Geschuatter erhoben. Sofort eilte' tapfere Marcus M a u l ius berbei ^ und stieß den ersten Gallier mit kräftigem Amte Mao, so beiß auch die nachfolgenben mit in die Tiefe gerissen würden. Endlich kam ein Vertrag zu stände, nach welchem der gallische Heerkönig gegen Zahlung von 1000 Pfund. Gold in den Abzug willigte. Beim

2. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 70

1881 - Merseburg : Steffenhagen
70 (Schlacht auf dem Marchselde.) Wenn auch Rudolf bei seiner Erwählung den Fürsten ihre erworbenen Rechte hatte gewährleisten müssen, so verstand er es doch gar wohl, sich ihnen gegenüber Achtung zu verschaffen. Nur der stolze Ottokar von Böhmen versagte ihm die Anerkennung. Da rückte er in Oestreich ein und überwand den Böhmenkönig in der blutigen Schlachthaus dem March felde, in welcher dieser selbst den Tod fand. Die Folge davon war, daß die von Ottokar einst widerrechtlich besetzten Herzogtümer Oestreich, Steiermark und Krain an Rudolfs Söhne Albrecht und Rudolf kamen, wodurch der Grund zu der Macht des habsburgischen Hauses gelegt wurde. (Rudolf's Regierungsthätigkeit und Ende.) Mit den Päpsten lebte Rudolf stets im besten Einvernehmen, da er sich nicht in die italienischen Angelegenheiten mischte. Sein größtes Verdienst bestand in der Sicherung des Landfriedens und in der Handhabung der Gerechtigkeit. Mit unerbittlicher Strenge trat er gegen den Raubadel auf; in Thüringen allein zerstörte er 66 Raubburgen und ließ 29 Raubritter zu Erfurt hinrichten. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung durchzog er mehrere Male das Reich von einem Ende zum andern. Ueberall saß er selbst zu Gericht, und jedem erlaubte er, persönlich vor ihm zu erscheinen. Fest und treu hielt er, was er einmal zugesagt, und noch lange hieß es von jemandem, der sein Wort brach: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht." — Nach 18 jähriger segensreicher Regierung* starb Rudolf zu Ger m ers h eim am Rhein und wurde zu Spei er beigesetzt. § 47. Das deutsche Reich bis zu Ende des Mittelalters. (Albrecht I und die Schweizer.) Auf Rudolf von Habsburg folgte als deutscher Kaiser Adolf von Nassau, der indes schon nach sieben Jahren'.gegen des ersteren Sohn Albrecht von Oestreich Reich und Leben verlor. Albrecht war ein ländergieriger Fürst, der vor allem die Schweiz der Herrschaft seines Hauses zu unterwerfen suchte. Um den dortigen freien Bauern ihre Selbständigkeit zu verleiden, schickte er ihnen Vögte und Amtleute, die im Namen des Reichs die Gerichtsbarkeit auszuüben hatten, die aber in der übermütigsten Weise schalteten und walteten. Da kamen drei angesehene Männer, Walter Fürst von Attinghausen, Werner Stauffacher und Arnold von Meich that, mit noch dreißig Gesinnungsgenossen auf dem Rütli, einer einsam gelegenen Bergwiese am Vierwaldstätter See, zusammen und schwuren, die Unterdrücker zu vertreiben und die Freiheit sich und ihren Enkeln zu behaupten. Am Neujahrstage 1308, nachdem schon Wilhelm Tell den gewaltthätigsten der Vögte, Geßler von Brunneck, durch einen Pfeilschuß getötet, wurde das Vorhaben ins Werk gesetzt. Ohne einen Tropfen Blut zu vergießen, erstürmten und zerstörten die Schweizer die Zwingburgen und jagteu die kaiserlichen Beamten zum Lande

3. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 74

1881 - Merseburg : Steffenhagen
74 §49. Deutsche Zustände im Mittelalter. (Ritter, wesen.) Eine dem Mittelalter besonders eigentümliche Erschein nung war das Ritt er wesen. Behufs Aufnahme in den Ritterstand mußte der junge Adelige zuerst als Edelknabe (Page) den Dienst am Hofe des Fürsten oder eines sonst angesehenen Ritters erlernen. Dann wurde er mit dem Eintritt in das Jünglingsalter wehrhaft gemacht und folgte nun seinem Herrn als Knappe (Junker) in den Streit. Hatte er endlich hinreichende Proben von Waffentüchtigkeit gegeben, so wurde ihm nach Ablegung der Rittergelübde — stets wahr zu reden, das Recht zu behaupten, die Witwen und Waisen und die Unschuld zu schirmen — und durch Erteilung des Ritterschlages die Ritterwürde verliehen. (Turniere.) Zur Erhaltung und Belebung des ritterlichen Sinnes dienten die Turniere, welche den Glanzpunkt der an den Höfen der Fürsten gefeierten Feste bildeten. Nur Ritterbür-tige wurden zugelassen, und damit kein Unberechtigter sich eindränge, führte man die Wappen als Bezeichnung der Namen und Geschlechter ein. Wer alle seine Gegner bei dem Lanzenstechen aus dem Sattel hob, empfing als Sieger den Dank (Preis) einer Dame. — Als das durch Bert hold Schwarz ums Jahr 1350 erfundene Schießpulver in Gebrauch kam und dadurch die Kriegführung eine ganz veränderte wurde, verlor das Rittertum viel von seinei^ö'edeutung. (Städtewesen.) Der Begrünoer des Städtewesens war Heinrich der Finkler. Die Rechte und Freiheiten, die er den Bürgern gewährte, zogen immer mehr geringe Leute nach den ummauerten Orten. Hier wurden sie durch Handel und Betriebsamkeit reich und erlangten unter ihren selbstgewählten Obrigkeiten (Bürgermeister, Rats h err e n, S chö f fen) eine stetig wachsende Selbständigkeit. Durch Kauf, durch die Gunst der Kaiser, oft auch mit den Waffen erwarben sich die Städte ein Hoheitsrecht nach dem andern, bis sie sich gänzlich von der Aufficht des Landesherrn befreiten und als fr eie R e i ch sst ä dte unmittelbar unter den Kaiser gestellt wurden. (Zünfte.) Die Gewerbe, die neben dem Handel das Emporkommen der Städte am meisten förderten, hoben sich hauptsächlich durch das Entstehen der Zünfte (Handwerksgenossenschaften), die sich besondere feste Einrichtungen gaben. Nach einer bestimmten Anzahl von Jahren wurde der Lehrling zum Gesellen ernannt und hatte als solcher auf die Wanderschaft zu gehen. Um Meister zu werden, mußte derselbe seine Befähigung durch ein . M ei st erst ück nachweisen. Auf Ehre wurde streng gehalten; uneheliche ■ Geburt, schlechter Lebenswandel schlossen von der Zunft aus. An der Spitze jeder Zunft stand ein Zunftmeister, welcher Ordnung und Zucht handhabte und innere Zwistigkeiten beilegte. Wer zur :

4. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 75

1881 - Merseburg : Steffenhagen
75 Genossenschaft gehörte, wurde von derselben in jeder Not unterstützt. (Hansa.) Zur Zeit Kaiser Friedrichs Ii schlossen Ham bürg und Lübeck zum Schutze ihres Handels den Hansabund, der im Laufe der Jahre immer größere Ausdehnung erlangte und zuletzt gegen 80 norddeutsche Städte umfaßte. Zweck desselben war zunächst Wahrung gesicherter Fahrt zu Wasser und zu Lande, dann aber auch Erhaltung und Erweiterung der erworbenen Freiheiten und schiedsrichterliche Vermittelung in Streitigkeiten zwischen Bundesgliedern. Alle Städte, die dem Bunde angehörten, sandten ihre Vertreter zu dem Hansat age nach Lübeck, wo über innere und äußere Angelegenheiten beraten und beschlossen wurde. Bald war die Hansa eine Genossenschaft, welche sich in Deutschland wie im Auslande große Vorrechte, ja eine gebietende Stellung zu erzwingen wußte. Ihre Flotten beherrschten die Meere, und in den nordischen Reichen konnte lange kein König den Thron besteigen ohne Zustimmung der Hansa. (Feme.) Die allgemeine Rechtsunsicherheit während des 13. Jahrhunderts gab auch Veranlassung zur Ausbreitung der Femgerichte, die ihre Sitzungen auf „roter Erde" d. i. in Westfalen abhielten und alle groben Verbrecher zur Verantwortung und Bestrafung zogen. Den Vorsitzenden des Gerichts nannte man Freigraf, die Beisitzer Freischöppen oderwissende, die Sitzung Freiding, den Ort derselben Freistuhl; alle Freistühle standen unter dem Stuhlherrn. Die Verhandlungen geschahen unter freiem Himmel, später des Nachts und an einem heimlichen Orte, daher die Feme auch „heimliches Gericht" hieß. Der Angeklagte wurde dreimal vorgeladen; erschien er nicht, so erfolgte seine Verurteilung. Wohin er nun auch floh, der Arm der heiligen Feme erreichte ihn: er wurde niedergestoßen oder aufgehängt und zum Zeichen, durch wen er gefallen, ein Messer neben die Leiche gesteckt. Der Name des furchtbaren Gerichts klang bald durch ganz Deutschland wieder, und Verfolgte und Unterdrückte aus den fernsten Gegenden wandten sich an dasselbe um Schutz und Gerechtigkeit. (Erfindung der Buchdruckerkunst.) Den Wissenschaften wurden die wesentlichste Förderung durch die Erfindung der Buchdruckerkunst zu teil. Anfänglich schnitt man die Schrift auf Holztafeln aus, überzog sie mit Farbe oder Lampenruß und druckte sie so ab. Auf diese Weise stellte namentlich Lorenz Koster in Harlem ganze Seiten Druckschrift, selbst kleine Lese-und Spruchbücher her. Der eigentliche Erfinder der Buchdruckerkunst aber war der Mainzer Johann Gutenberg, der zuerst1440 fl» Buchstaben einzeln an der Spitze hölzerner Stäbchen aus-uhnüt und sie zu beliebigem Gebrauch zusammensetzte, kurz mit beweglichen Lettern druckte. Da er kein Vermögen besaß, ver-

5. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 69

1881 - Merseburg : Steffenhagen
69 wurde er in einen hölzernen Käsig gesperrt und nur gegen Zahlung von 4000 Mark Silber wieder in Freiheit gesetzt; und als er den Krieg erneuerte, traf ihn bei der Belagerung von Staßfurt ein Pfeil, dessen Spitze er jahrelang im Kopfe herumtrug. Dennoch erreichte er zuletzt seinen Zweck: sein Bruder Erich wurde zum Erzbischof von Magdeburg erwählt, was man ihm bisher so hartnäckig verweigert hatte. (Waldemar der Große.) jdtto’s Iv Neffen W ald e m ar finden sich noch einmal alle die hohen Eigenschaften vereinigt, welche die Glieder des ascanischen Hauses zierten. In nubezwing-lichem Thatendrang warf er sich aus einer Fehde in die andere, und die Fürsten von Mecklenburg, Pommern und Polen, von Meißen und von Thüringen mußten die Schwere seines Armes fühlen. In den gefährlichsten Kampf verwickelte ihn ein Streit mit dem Fürsten von Rügen wegen der Stadt Stralsund. Fast den ganzen Norden und Osten Europas rief sein Gegner wider ihn i'n die Waffen. Doch Waldemar focht mit einer Tapferkeit, welche die Verbündeten bewog, ihre hochfahrenden Pläne aufzugebeu und den Markgrafen in seinem Besitztum nngekränkt-zu lassen. (Brandenburg nach dem Anssterben der Ascanier.) Ein' Jahr nach Waldemar's Tode starb das ascanischefürstenhaus aus, und Brandenburg kam an die Wittelsbacher und fünfzig Jahre später an die Luxemburger. Aber weder die einen noch die andern vermochten ihm seine bisherige Macht und Blüte zu bewahren, die es erst unter den Ho henzo llern wieder erlangen sollte. § 46. Rudolf von Habsburg. (Das Interregnum.) Während die letzten hohenstausischen Herrscher in Italien kämpften, suchten sich die deutschen Fürsten so viel als möglich unabhängig zu machen. Dieses Streben bewog sie auch, nach dem Tode Wilhelm's von Holland keinen neueu einheimischen Kaiser zu wählen. So trat ein Interregnum oder Zwischenreich ein, und 17jahre lang wurde Deutschland der Schauplatz der wildesten Unordnung. Fürsten und Herren handelten ganz nach Gutdünken, unaufhörliche Fehden beunruhigten das Land, das Raubrittertum trieb ungescheut sein Wesen: kein anderes Recht galt mehr als das Faustrecht. (Wahl Rndolf's von Habsburg.) Solche Zustände ließen das deutsche Volk lebhaft wünschen, endlich wieder einen kräftigen Herrscher an der Spitze zu sehen. Die Fürsten gaben denn auch dem allgemeinen Verlangen nach und hoben den in Schwaben und im Elsaß reich begüterten Grafen Rudolf von Ha bs bürg [1273—1291 auf den Thron. Man hätte keine bessere Wahl treffen können, Rudolf stand wegen seiner Klugheit und Tapferkeit, wegen seiner Gerechtigkeitsliebe und ungeheuchelten Frömmigkeit in hohem Ansehen und war namentlich der Liebling der Bürger, denen er stets willfährigen Schutz gegen die Raubgier der Edelleute angedeihen ließ.

6. Biographien und Monographien - S. 74

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
— 74 — Freigebigkeit machten ihm seine Leute oft zum Vorwurf, er aber entgegnete: „Kinder, es hat mich schon manchmal gereut, daß ich zu strenge war, nie aber wird es mich gereuen, daß ich zu gut gewesen bin". Fest und treu hielt er, was er versprochen, und noch lange hieß es von jemandem, der sein Wort brach: „der hat Rudolfs Redlichkeit nicht". Nach 18[ähriger segensreicher Regierung starb Rudolf zu Germers he im am Rhein und wurde zu Spei er beigesetzt. 3^. Das deutsche Reich zu Lnde des Mittelalters. Auf Rudolf von Habsburg folgte eine Reihe von Kaisern aus verschiedenen Häusern. Der zweite derselben war sein Sohn Albrecht, jener ländergierige Fürst, der vergebens die freien schweizer Bauern unter die österreichische Herrschaft zu beugen suchte. Nach Albrechts Tode bestieg den deutschen Thron der Graf Heinrich von Luxemburg, der durch Vermählung seines Sohnes mit der Erbin Böhmens die Macht des luxemburgischen Hauses begründete. Als er nach fünfjähriger Regierung starb, wählte die eine Partei Ludwig den Bai er, die. andere Friedrich den Schönen von Österreich zum Reichsoberhaupte. Zwischen beiden Gegnern entbrannte ein langer, heftiger Krieg, der besonders von des letzteren Bruder Leopold eifrig betrieben wurde. Endlich kam es bei Mühldorf am Inn zur Entscheidungsschlacht, in welcher Ludwig durch die Tapferkeit des Burggrafen Friedrich von Nürnberg und durch die Kriegskunst des wackern Feldhauptmanns Seysriedschwepp ermann einen vollständigen Sieg errang und Friedrich der Schöne selbst in Gefangenschaft geriet. Aber obwohl die Nebenbuhler sich bald darauf versöhnten und sogar Freundschaft schlossen, ließ Leopold doch die Waffen nicht ruhen, und erst nach Friedrichs Tode wurde der Baier allgemein anerkannt. Seine Hausmacht vergrößerte Ludwig u. a. durch die Erwerbung der Markgrasschaft Brandenburg. Das wichtigste Ereignis während der Regierung des nachfolgenden Kaisers Karl Iv, bisherigen Königs von Böhmen, war der Erlaß eines Reichsgrnndgesetzes, der sogenannten „goldenen Bulle," durch welche die Zahl der zur Wahleines Reichsoberhauptes berechtigten Fürsten auf sieben festgesetzt wurde. Diese sieben Wahl- oder Kurfürsten waren: die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der König von Böhmen, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg und der Pfalzgraf vom Rhein. Im übrigen hat Karl für das Reich

7. Biographien und Monographien - S. 73

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
— 73 — beunruhigten das Land, das Raubrittertum trieb ungeschent sein Wesen: kein anderes Recht galt mehr als das Faustrecht. Solche Zustände ließen das deutsche Volk lebhaft wünschen, endlich wieder einen kräftigen Herrscher an der Spitze zu sehen. Die Fürsten gaben denn auch dem allgemeinen Verlangen nach und hoben den in Schwaben und im Elsaß reich begüterten Grafen Rudolf von Habsburg (1273 — 1291) auf den Throu. Man hätte keine bessere Wahl treffen können. Rudolf stand wegen seiner Klugheit und Tapferkeit, wegen seiner Gerechtigkeitsliebe und nngeheuchelten Frömmigkeit in hohem Ansehn und war namentlich der Liebling der Bürger, denen er stets willfährigen Schutz gegen die Raubgier der Edelleute augcdeiheu ließ. Der Erzbischof von Mainz war einst auf einer Reise nach Rom persönlich von ihm über die Alpen geleitet worden, und zum Dank dafür hatte dieser feine Erhebung bewirkt. Wenn auch Rudolf bei seiner Erwählung den Fürsten ihre erworbenen Rechte hatte gewährleisten müssen, so verstand er es doch gar wohl, sich ihnen gegenüber Achtung zu verschaffen. Nur der stolze Ottokar von Böhmen, der sich selbst aus die Krone Hoffnung gemacht, versagte ihm die Anerkennung. Da rückte er in Österreich ein und nötigte den trotzigen Vasallen zu der blutigen Schlacht auf dem Marchfelde. Von beiden Seiten wurde tapfer gestritten, lange wogte der Kampf unentschieden hin und her, bis endlich die Deutschen den Sieg errangen und Ottokar im Gedränge den Tod fand. Die Folge davon war, daß die von dem Böhmenkönige einst widerrechtlich besetzten Herzogtümer Österreich, Steiermark und Krain an Rudolfs Söhne kamen, wodurch der Grund zu der Macht des habsburgischen Hauses gelegt wurde. Mit den Päpsten lebte Rudolf stets im besten Einvernehmen, da er sich nicht in die italienischen Angelegenheiten mischte. Er verglich Italien mit einer Löwengrube, in die man wohl glücklich hineinkäme, aus der man aber nimmer zurückkehre. Sein größtes Verdienst bestand in der Sicherung des Landfriedens und in der Handhabung der Gerechtigkeit. In Thüringen allein zerstörte er 66 Raubburgen, und die bei dieser Gelegenheit gefangenen Raubritter mußten, ihrer 29 an der Zahl, ohne Gnade zu Erfurt hängen. Zur Aufrechthaltung der Ordnung durchzog er mehrere Male das Reich von einem Ende zum andern. Überall saß er selbst zu Gericht, und jedem erlaubte er, persönlich vor ihm zu erscheinen. „Ich bin wahrhaftig nicht Ka'ser geworden", sprach er, „daß ich mich von den Menschen abschließe". In seiner Lebensweise war Rudolf sehr einfach, man konnte ihn sogar im Felde seinen Wams mit eigenen Händen flicken und seinen Hunger mit ungekochten Rüben stillen sehen. Seine allzugroße Güte und

8. Biographien und Monographien - S. 78

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
— 78 — hörte, wurde von derselben nie ganz fallen gelassen und in der Not stets mit Rat und That unterstützt. Gewöhnlich wohnten die Glieder einer Zunft unmittelbar bei einander und hatten ihren gemeinsamen Stand auf dem Markte, ihre eigene Fahne und ihren bestimmten Anteil an der Bewachung der Stadt. Der Wohlstand und die mit demselben wachsende Macht der Städte erregten die Eifersucht der Fürsten und Herren, welche die Bürger auf alle Weise zu drücken und zu schädigen suchten. Wo sie nur konnten, verkürzten sie ihnen die erworbenen Rechte und Freiheiten, an den Landstraßen und Flüssen erhoben sie schwere Zölle, und um das Maß voll zu machen, plünderten die Raubritter die Handelsschiffe und Güterwagen, nahmen die Kaufleute gefangen und erpreßten von den Unglücklichen die höchsten Lösegelder. Solche Zustände veranlaßten gegen die Mitte des 13. Jahrhunberts Hamburg und Lübeck zur Schließung des H ansabunbes, der im Lause der Zeit immer größere Ausdehnung erlangte und zuletzt mehr als 80 norddeutsche Städte umfaßte. Zweck desselben war zunächst Wahrung-gesicherter Fahrt zu Wasser und zu Lande, dann aber auch Erhaltung und Erweiterung der gewonnenen Freiheit und schiebsrichterliche Ver- mittelung in Streitigkeiten zwischen Bnnbesgliebern. Alle Städte, die dem Bunbe angehörten, sandten ihre Vertreter zu beut Hansa-ta ge nach Lübeck, wo über innere und äußere Angelegenheiten beraten und beschlossen würde. Bald war die Hansa eine Genossenschaft, welche sich in Dentschlanb wie im Auslanbe große Vorrechte, ja eine gebietenbe Stellung zu erzwingen wußte. In ihren über den ganzen Norben verbreiteten Niederlassungen lebten die Kaufleute unter eigenen Vorstehern, nach heimischen Sitten und Gesetzen, frei von allen lästigen Abgaben und Zöllen. Ihre Flotten beherrschten die Meere, zahlreich und glücklich waren die Kriege, die der Bunb in seiner mächtigen Zeit führte, und in Dänemark mtb Schweden konnte lange kein König den Thron besteigen ohne Zustimmung der Hansa. Erst als infolge der Entdeckung Amerikas und des Seewegs nach Ostindien der Welthandel sich nach den Städten des europäischen Westens wandte, schwand die Macht und Blüte des deutschen Seebundes. Die allgemeine Rechtsunsicherheit während des 13. Jahrhunderts gab auch Veranlassung zur Ausbreitung der Femgerichte, die ihre Sitzungen auf „roter Erde" d. i. in Westfalen abhielten und alle groben Verbrecher zur Verantwortung und Bestrafung zogen. Den Vorsitzenden des Gerichts nannte man Freigraf, die Beisitzer Freischöppen oder Wissende, die Sitzung Freiding und den Ort derselben Freistuhl; alle Freistühle standen unter dem Stuhlherrn, dem Erzbischof von Köln als Herzog von Westfalen. Die Verhandlungen geschahen

9. Sagen und Geschichten - S. 64

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
64 Horden mit dem Schwerte über die Grenze zu treiben, schloß er einen neunjährigen Waffenstillstand mit ihnen, wahrend welcher Zeit er freilich einen ansehnlichen Tribnt entrichten mußte. Die so gewonnene Ruhe aber benutzte er, um die Deutschen geschickt zu machen, dem Feinde, wenn er wiederkommen sollte, in nachdrücklicher Weise entgegenzutreten. Vor allen Dingen schuf er eine tüchtige Reiterei, ohne welche die Ungarn nicht mit Erfolg bekämpft werden konnten; und um diesen noch mehr Hindernisse in den Weg zu legen, umgab er die wenigen vorhandenen Städte mit Mauern und gründete neue. So verflossen die neun Jahre des Waffenstillstandes und die Gesandten der Magyaren erschienen, um den gewohnten Tribut zu fordern. Doch Heinrich ließ ihnen einen räudigen Hund vorwerfen, mit dem Bemerken, wollten sie einen andern Tribut, so möchten sie ihn holen. Ungesäumt brachen denn auch die Ungarn in großen Schwärmen in das Reich ein, verwüsteten Thüringen mit Feuer und Schwert, töteten die männliche Bevölkerung, die das zehnte Jahr überschritten, und schleppten Weiber und Kinder, an den Armen oder Haaren zusammengebunden, als Gefangene mit sich fort. Eben waren sie im Begriff, eine Burg zu erstürmen, wo reiche Schätze an Gold und Silber verborgen sein sollten. Da erfuhren sie, daß König Heinrich herannahe, und sofort zündeten sie lodernde Feuerzeichen au, um die zerstreuten Scharen zu sammeln. Am andern Morgen, den 15. März 933 rückten sie aus, und bei Riade in der Gegend von Merseburg stießen die Heere auf einander. Der König ermahnte seine Krieger, ihre Hoffnung auf Gott zu setzen und eingedenk des Vaterlandes und der Eltern mutig in den Kampf zu gehen wider den gemeinsamen Feind aller Völker. „Fechtet tapfer," sprach er, „fürchtet den Tod nicht und befehlt eure Seele dem Herrn. Kyrie eleison! sei unser Feldgeschrei." Die Schlacht begann, und mit einem wilden „Hui! Hui!" warfen sich die Magyaren auf den Vortrab der Deutschen, umzingelten ihn und überschütteten ihn mit einem Hagel von Pfeilen. Als aber Heinrich mit der Hauptmacht hervorbrach, die Reichsfahne mit dem Bilde des Erzengels Michael sichtbar wurde und die schwergerüsteten Reiterscharen ans die leichten Geschwader -der Ungarn eindrangen, da stoben diese in ordnungsloser Flucht auseinander, meilenweit verfolgt von den jubelnden Siegern. 30 000 Feinde blieben tot auf dem Platze, unermeßliche Beute fiel in die Hände des Königs, und zahllose christliche Sklaven erhielten ihre Freiheit. Sieben gefangene Heerführer wurden lebendig mit abgeschnittenen Nasen und Ohren heimgeschickt, mit der Weisung, künftig zu Hause zu bleiben. Von dem Gewonnenen aber schenkte Heinrich einen Teil dem Kloster zu Quedlinburg, und ein Gemälde der Schlacht, das die Erinnerung an die glorreiche Waffenthat den nach-
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