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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 43

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 43 — bröckeln, um dann die Trümmer desto sicherer zermalmen zu können. Tie Rächer kamen und schwanden wie Schatten der Nacht. Jetzt hier, jetzt dort fiel ein Römer im Waldesdickicht. Tie Toten zu zählen, die im Tunkel des Waldes verröchelten, vermochte Varns nicht. Ta befahl er, geschlossenen Marsch zu halten; doch war es in der Wildnis unmöglich. Endlich neigte sich der Tag, und Varus gebot dem Heere, Halt zu machen, sich zu verschanzen, so gut es ginge, und zu verbrennen, was vom Gepäck überflüssig sei und im Zuge nur hindern könne. Am andern Tage rückte das Heer, immer von den Germanen umschwärmt, doch iu bester Ordnung, in der Ebene weiter, die sich an der Werre ausbreitet, und kam in ein dichtbewaldetes, sumpfiges Thal in der Gegend von Detmold. Da ward auf einmal jeder Busch lebendig; aus jeder Bergschlucht raschelte es wie viele hundert Schlaugen empor, und die uralten Bäume schüttelten, wie sonst nach dem Wetter Regentropfen, jetzt Lanzen ohne Zahl auf die Römer herab. Der Himmel wollte auch nicht feiern und half den Deutschen mit Sturm und Regen. Von den Güssen unterwühlt, sank die deutsche Erde unter des Römers Füßen ein. Schritt für Schritt kämpft der Feind um den Boden, auf dem er steht, um den Weg, um jeden Baum, um jeden Stein, und kommt nicht eher zu Atem, als bis die Nacht hereinbricht. Ta läßt Varus abermals Lager schlagen, und ermattet sinken die Römer hin; in jedem Augenblick scheucht das Kriegsgeheul der Germanen sie aus der kurzen Nachtruhe empor. Als der dritte Tag anbrach, entdeckten die Römer erst, wie licht es in ihren Reihen geworden war. Mann an Mann geschlossen, brechen sie auf und kommen aufs offene Land, das die Senne heißt. Da sehen sie mit Grausen die ganze Macht aller Eidgenossen vor sich entfaltet. Ringsum Deutsche, nirgends ein Ausweg! Für alle Tapferkeit ist nichts mehr feil als der Tod. Jauchzend stürzen jetzt die Eidgenossen in die gelockerten Reihen der verzweifelten Römer. Wie die Saat unter Hagelschloßen, sinken die Tapfersten unter deutscheu Hieben hin. Des Feindes Scharen sind zersprengt; nur einige verirrte Hausen versuchen noch Gegenwehr. Doch bald wird

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 45

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 45 — langten zur Buße dafür gegen den Feind, d. h. gegen die Germanen geführt zu werden. Freudigen Herzens gab Germanicus ihrer Kampf- lust nach und rückte noch im Herbst des Jahres 14 n. Chr. mit einem Heer bei Tanten über den Rhein. Tie Römer kamen unbemerkt die Lippe aufwärts in das Land der Marser. Kundschafter meldeten, diese seien bei einem fröhlichen Fest versammelt. Da schlichen die Arglistigen in sternenheller Nacht durch die Waldung, bis sie an eine gelichtete Stelle kamen, wo zahlreiche Gehöfte zusammenlagen. Die ahnungslosen Festgenossen hatten keine Wachtposten ausgestellt. Es war ja tiefster Friede im Lande. Da brachen plötzlich von allen Seiten die römischen Scharen aus dem Walde, hieben auf die Wehrlosen wütend ein und ver- wüsteten alles mit Feuer und Schwert. Selbst Frauen, Greise und Kinder wurden erbarmungslos niedergemetzelt, Häuser wie Heilig- tümer — darunter das einer Göttin Tanfana — dem Erdboden gleich gemacht. Die schlaftrunkenen, unbewaffneten, ratlos umher- irrenden Männer fielen ohne Gegenwehr unter den Streichen der Mordbrenner, von denen kaum einer verwundet wurde. Als die Nachbarvölker an Lippe und Ems von dem verräterischen Überfall hörten, griffen sie zu den Waffen und besetzten die waldigen Höhen, durch die der Rückweg der Römer sührte. Aber Germanicus erhielt davon Kunde und zog kampfbereit dahin. Lange rührte sich nichts. Als aber das Heer zwischen Anhöhen in langer, schmaler Reihe sich hinwand, da griffen plötzlich die Deutschen die Nachhut an. Schon war diese in Unordnung gebracht, als Germanicus seiner tapfersten Legion befahl, die Feinde zu durchbrechen. Es gelang. Die ger- manischen Reihen lösten sich auf und verloren sich im Waldesdickicht. Unbehelligt und mit gestärktem Selbstvertrauen kehrten die Römer nach diesen wohlseil errungenen Erfolgen über den Rhein zurück. Im Frühjahr des nächsten Jahres erschien Germanicus wieder in Teutschland, früher als jemand erwartet hatte. Er selbst drang mit der Hauptmacht gegen die Katten vor und schlug die Überraschten bis über die Eder zurück. Das offene Land war gründlich verwüstet, während die Bewohner sich in die Wälder zurückzogen. Hier hätten die Cherusker den Katten geholfen, aber der Unterfeldherr des

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 47

1900 - Minden i. W. : Volkening
47 — und benachbarten Völker, sie zur Rache gegen den Landes- Verräter und gegen die Römer aufrufend, die sich nicht geschämt hätten, Krieg gegen ein schwaches Weib zu sühreu. So gelang es ihm wieder, die geteilten Parteien zu einer großen Vereinigung zu bringen, und selbst sein Oheim Jngmomar vergaß seine bisherige Eifersucht auf den Ruhm seines Neffen und half mit zur gemein- samen Rache. Dieser Gefahr zuvorzukommen, schickte Germanicns einen Teil seines Heeres unter Cäcina zu Land nach der Mündung der Ems; er selbst fuhr mit einer Flotte durch den Trufuskaual, die Zuiderfee und die Nordsee in eben diesen Fluß und verwüstete mit dem ver- einigten Heere die ganze Gegend zwischen Ems und Lippe, drang dann bis in den Teutoburger Wald vor und gelangte auf die Varia- uische Wahlstatt, wo er den Gebeinen der vor sechs Jahren dorr gefallenen römischen Legionen durch ein Begräbnis die letzte Ehre erweisen ließ und bei dieser Totenfeier sein Heer zur Rache nt- flammte. Mit Entsetzen sah das römische Heer bei seiner Ankunft auf dieser Totenstätte die gebleichten Gebeine der Erschlagenen teils einzeln, teils in Haufen liegen. Einige, welche damals aus der Schlacht entkamen und jetzt zugegen waren, zeigten die Orte, wo die Legaten gefallen, wo die Adler genommen, wo Varns verwundet, wo die Gefangenen geschlachtet worden waren. Trauer ergriff das ganze Heer, und Germanicus ließ zur Bestattung aller Gebeine ein großes Grab machen und legte nachher selbst den ersten Rasen auf den Erdhügel, der es deckte. Er glaubte nun sein Heer zu desto sicherem Siege führen zu können; aber die Deutschen unter Armins Führung wichen in die Wälder und machten von da aus einen Angriff auf die Römer. Kaum konnte sich Germanicus desselben erwehren und mußte sich zum Rückzug aus Teutschland entschließen. Während Cäcina seine Kohorten aus dem Landwege über die sogenannten Pontes longi, d. h. über den langen Brückendamm (den einst ein Legat des Drusus durch die Moorgründe an der Nordseite der Lippe bis in die Gegend des heutigen Wesel hin gelegt hatte) zurückführte und bei einem zweimaligen Überfall Armins mit genauer Not dem Schicksale des

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 48

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 48 — Varus entging, hatte Germanicus mit der Flotte gegen ungewöhnlich hohe Flut zu kämpfen und erreichte in ziemlich zerrüttetem Zustande das römische Standlager. Da der Ausgang dieses Feldzngs nicht sehr glänzend war, und Germanicus, dessen Gunst beim Heere Tiberius mit mißtrauischem Auge verfolgte, seine baldige Abberufung erwartete, so suchte er durch einen Hauptfeldzug seinen Ruhm zu sichern und baute mit Hilfe der Bataver eine Flotte von tausend Fahrzeugen, um hauptsächlich vou der Seeseite her in Germanien einzudringen. In dem nun folgenden dritten Feldzuge landete er bei Amifia (Emden) am linken Ufer der Emsmündung, zog dann südöstlich und erreichte die Weser, an deren rechtem User Armin mit den Cheruskern ihn erwartete. Als Germanicus die Weser überschritt, zogen sich die Deutschen zurück und boten den Römern auf dem Jdistaviso (Elfenwiese) in der Gegend von Minden, s. Kreis Minden, eine Schlacht an, in der sie durch ihr vorzeitiges Angreifen eine schwere Niederlage erlitten. Doch war der Mut und die Kraft der Deutscheu nicht gebrochen; erbittert durch den Anblick der römischen Siegeszeichen, erhob sich alles Volk: Hoch und Nieder, Alt und Jung, selbst Greise griffen zu den Waffen, um den heimatlichen Boden bis auf den letzten Mann zu verteidigen. Es kam noch einmal zu einer Schlacht, am Stein- huder See, in welcher die Deutschen verzweifelt fochten; Armin selbst war verwundet, und nur die Nacht machte dem Kampfe ein Ende. Obgleich sich die Römer den Sieg zuschrieben, so meldet doch der römische Bericht von einer Flucht oder einem Rückzüge der Deutschen nichts. Dagegen gab Germanicus seinen beabsichtigten Zug an die Elbe auf und trat deu Rückzug nach dem Rhein an, auf welchem seine mit großer Beute beladene Flotte teils unterging teils an entlegene Küsten und Inseln verschlagen wurde. Um diesen Unfall vergessen zu machen, verwüstete er nach seiner Rückkehr an den Rhein das Gebiet der Katten und Marser und hoffte im folgen- den Jahre die stolzen Cherusker zu demütigen, als ihn plötzlich der Kaiser vom Oberbefehl abrief mit dem Beifügen, man habe

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 126

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 126 — Diesen Akt hielt Wedekind für so wichtig in bezug aus seine stark angegriffenen Souveränitätsrechte, daß er darüber eine Urkunde an- fertigen ließ. Auch brachte er beim Kaiser viele Klagen wegen Unbot- Mäßigkeit der Stadt an, erwirkte einen scharfen Befehl gegen diese und ließ sich neue Gerechtigkeiten verleihen. Karl wohnte drei Tage im Dominikanerkloster; dort ließ er die Leiche des vor sieben Jahren ver- storbenen Geschichtsschreibers Heinrich von Herford, um ihn zu ehren, aus dem Umgange des Chors vor dem Hochaltar beisetzen. Vom Bi- schose bis über die Grenzen des Gebietes begleitet, zog er dann nach Herford und machte von da einen Abstecher nach Enger, um die Überreste des Sachsenhelden Wittekind zu verehren, dem er dort ein Denkmal setzte. Unter dem nachfolgenden Bischöfe Otto Iii. (1384—1397) war einmal wieder, wie früher schon oft mit den benachbarten Fürsten, heftiger Krieg. Im Jahre 1388 verbündete er sich mit dem Herzoge Wenzeslaus von Sachsen, um mehrere Länderstrecken im Fürstentum Lüneburg dem Sachsenherzog zu erobern. Bei Celle stießen die verbündeten Heere zusammen und belagerten die Festung. Trotz der großen Wurfmaschinen, die große Steine in die Stadt schleu- derten, blieben die Bürger getrosten Mutes und verteidigten sich tapfer immer in der Hoffnung, daß ihr Landesherr Herzog Heinrich von Braunschweig ihnen Hilfstruppen senden werde. Nach drei Tagen vergeblicher Anstrengung mußten die verbündeten Truppen die Belagerung aufgeben und zogen sich bis Winsen an der Aller zurück, wo sie lagerten. Es war eine schöne Maiennacht. — Die von dem langen Marsche ermüdeten Krieger ruhten ausgestreckt um das helllodernde Heufeuer, einige noch besprachen die Art und Weise des Angriffs und ließen dabei eifrig die Becher kreisen. Doch allmählich verstummte das Leben und es wurde stiller im Lager und nur das „Werda" der Schildwachen unterbrach manchmal das einförmige Plätschern der Aller, an deren Ufer noch zwei junge Krieger saßen und sich von der Mühe und Plage der letzten Tage erzählten. „Wie wäre es," meinte der Älteste namens Jürge, „wenn wir nach all dem Streit heute Abend in das Dorf gingen und uns dort amüsierten, denn ich weiß schöne Mädchen und manch

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 127

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 127 — Tropfen guter Wein ist dort zu finden!" Aber kopfschüttelnd wehrte der Jüngste ab und sagte: „Jürge, wenn der Bischof Otto dein Vor- haben erführe, so würde es uns schlecht ergehen, zudem bin ich müde und wer weiß, ob wir nicht morgen harte Arbeit haben." So trennten sich die Brüder, Hans ging in sein Zelt und Jürge setzte sich grübelnd auf den nächsten Stein. Plötzlich vernahm er in der Stille der Nacht den Schlachtruf der Braunschweiger. Dem Herzog Heinrich von Braunschweig waren von seinem Bruder Friedrich Truppen gesandt worden, um das Lager der Verbündeten heimlich in der Nacht zu umzingeln und so die Belagerung von Celle zu rächen. Atemlos stürzte nun Jürge zu den Zelten der Anführer seines Heeres und teilte ihnen das Geschehene mit. Diese schwangen sich rasch auf ihre Pferde und stellten sich mit ihren Truppen kühn dem Feinde entgegen. Bischof Otto von Minden ermunterte seine Soldaten immer von neuem, aber vergebens, das Heer der Braun- schweizer war ihnen an Stärke weit überlegen, die Söldner warfen ihre Waffen fort und entflohen, von den brannschweigischen Reitern verfolgt. Am Abend desselben Tages hielt ein Trupp brauuschwei- gischer Reiter vor dem Wirtshause eines Dörfchens in der Heide, die Gefangenen wurden drei Knechten zur Bewachung übergeben. Unter ihnen befand sich auch Bischof Otto von Minden; traurig über sein Schicksal warf er sich auf dem Boden hin und her und versuchte einzuschlafen, als auf eiumal ein brannschweigischer Hauptmann ihn aufforderte, unverzüglich aufzustehen und ihm zu folgen. Zögernd gehorchte er, stieg auf das vor der Thür stehende Tier und fort ging's im schnellen Lauf über die sandige Fläche, bis plötzlich beim Morgen- grauen der Bischof die Türme einer Stadt bemerkt und nach Verlauf von kurzer Zeit an dem Thor der Stadt das Wappen seines Kampf- genossen, des Grafen von Hoya, erkannte. Verwundert sieht er sich nach dem brannschweigischen Hauptmann um, aber dieser hat sein Visier fallen lassen und ist kein anderer als der treue Jürge. Dieser hatte sich, von brauuschweigischeu Reitern verfolgt, in ein Weidengebüsch am Ufer der Aller geflüchtet. Von hier aus sah er die Gefangennahme seines Herrn. Ruhig verhielt er sich iu seinem Versteck, in der Nacht jedoch schlich er auf das Schlachtfeld

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 59

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 59 — Verabredung gemäß, um so den Berg besser umgehen zu können, über die Weser und lagerten sich am Ufer des Flusses. Wie sie sich nun aber unter einander besprachen, sürchteten sie, die Ehre des Sieges möchte dem Theodorich allein zufallen, wenn er in der Schlacht bei ihnen wäre, und beschlossen, ohne ihn mit den Sachsen anzubinden, nahmen also die Waffen zur Hand und rückten, als ib sie es nicht mit einem zur Schlacht geordneten Feinde zu thun, fondern Fliehende zu verfolgen und Beute zu machen hätten, so schnell als jeden sein Roß zu tragen vermochte, auf die Sachsen los, die vor ihrem Lager in Schlachtreihe standen. So schlecht der An- marsch, so schlecht war auch der Kampf selbst; sobald das Tressen begann, wurden sie von den Sachsen umringt und sast bis ans den letzten Mann niedergehauen. Die, welche davon kamen, flohen nicht in das eigene Lager, von dem sie ausgezogen waren, sondern in das Theodorichs, welches über dem Berg drüben lag. Der Verlust der Franken war noch größer, als es der Zahl nach schien, denn die zwei Sendboten Adalgis und Geilo, vier Grafen und von andern er- lauchteu und vornehmen Männern bis zu zwanzig wurden getötet außer den übrigen, welche ihnen gefolgt waren und lieber mit ihnen sterben als sie überleben wollten." Erbittert über diesen Verlust und die Treulosigkeit der Sachsen, rückte noch in demselben Jahre 782 Karl selbst mit einem Heere heran, durchzog Westfalen und En gern und zwang alle, die den Aufstand betrieben hatten, mit Ausnahme Wittekinds, der abermals entflohen war, setzte ein Kriegsgericht, an dem neben fränkischen auch sächsische Große teilnahmen, über die Rebellen ein und vollzog das Urteil der Enthauptung an 4509 Sachsen an einem einzigen Tage zu Fardi (Verden a. d. Aller, Regb. Stade). Dieses Blutbad entstammte die Sachsen zu den größten Anstrengungen. Wittekind eilte herbei und forderte alle Kämpfer auf, um der Freiheit, um des Vaterlandes und um der Götter willen noch einmal dem aisken (bösen) Schlächter Karl die Stirn zu bieten; die Ostfalen und Engern rückten ihm zuerst ent- gegen und trafen im Mai 783 bei Thiotmelli (Detmold) Karl. Er lagerte sich am Teutoburger Walde, die Sachsen standen im

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 60

1900 - Minden i. W. : Volkening
offenen Felde. In dieser ersten offenen Feldschlacht wurde mit großer Erbitterung gekämpft; nur mit Mühe hielt Karl stand; er wurde so geschwächt, daß er sich nach dem nahen Paderborn zurückziehen mußte, um Verstärkungen zu erhalten. Nochmals stellten sich ihm die Sachsen zur offenen Schlacht unter Wittekinds Führung an der Hase unweit Osnabrücks. Die Franken hatten den Vorteil größerer Kriegserfahrung und besserer Bewaffnung; denn viele von ihnen waren mit eisernen Helmen und Panzern bewaffnet. Bei den Sachsen war dies nur den Vornehmen gestattet; denn ihr Land war nicht reich an Eisen. Aber mehr als aus Eisen vertrauten sie auf ihre Sache und auf ihre Liebe zum Vaterlande. Sechstausend Sachsen lagen erschlagen, da flohen die übrigen. Karl marschierte über die Weser zur Elbe und kehrte dann nach völliger Unterwerfung der Sachsen nach Worms zurück. Aber trotz der harten Schläge herrschte noch nicht Ruhe bei den Sachsen. 784 wagten sie nochmals, unterstützt von den Friesen, den Widerstand, durch Westfalen in der Richtung zur Weser. Karl zog Huckulbi zu (entweder Huckele oder Hockele, dem jetzigen Petershagen a. d. Weser, Regbz, Minden, oder das alte Okuln, später Oyel in der Grafschaft Hoya, Negbz. Hannover), ging jedoch nicht über die Weser, souderu, gehindert durch die Überschwemmungen, wandte er sich südwärts und ging von Thüringen aus gegen Ostsachsen (Ostsalen) vor. Von Worms ans mußte er dann in demselben Jahre nochmals ein Heer nach Westfalen führen, weil sein Sohn Karl sie nicht völlig hatte unter- werfen können, und kam bis Rehme am Zusammenfluß der Weser und Waharra (Werre). Wieder hinderten die Überschwemmungen und die Jahreszeit. Er zog nach Eresburg zum Uberwintern und machte von da aus verheerende Einfälle in die Umgegend im folgenden Frühjahre. Im Juni wurden dann auf dem zweiten Reichstage zu Paderboru strengste Gesetze, dem drakonischen gleich- artig, festgesetzt. Auf jedes Vergehen gegen Karls Anordnung stand die Todesstrafe. Dann durchzog er, ohne Widerstand zu finden, ganz Sachsen, gelangte nach Dersia und zerstörte die Befestigungen jenseits der Weser. Wittekind und Albion, am Widerstande der- zweifelnd, und, wie es scheint, von Karl freundlich gelockt und geladen.

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 143

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 143 — Schlacht. Armin fragte weiter, welche Belohnung er empfangen habe. Ter Bruder nannte sie mit dem Stolz des echten Römlings: Solderhöhung, die Ehrenkette, den Ehrenkranz und andere Dienst- auszeichuungen. Da lachte Armin und rief in bitterem Hohn: „Ei sieh doch, wie billig ist die Knechtschaft zu kaufen!" Flavus suchte sich zu rechtfertigen; er redete von Roms Größe, von der Macht des Kaisers; wie des trotzigen Besiegten schwere Strafe harre, wie aber den Unterwürfigen Gnade und Freundschaft erwarte; auch seine Gattin Thusnelda und sein Söhnchen würden übrigens nicht feindselig behandelt. Nun aber brach bei Armin der ganze Schmerz und Ingrimm, die ganze liebevolle Bitterkeit seiner gramschweren Seele durch und machte sich in erschütterten Worten Luft. Er sprach von des Vaterlandes gutem Recht, von der alten Freiheit der Väter, von den trauten heimischen Göttern. Er sprach auch von der lieben Mutter, die als Witwe in seinem Hofe faß und deren Thränen noch immer um den ungetreuen Sohn flössen. Er beschwor den Ab- trünnigen, um der Mutter willen möge er doch nicht sein Haus, die Blutsfreunde, die treuen Mannen, ja den ganzen Stamm ver- lassen und schnöde verraten, deren Fürst und Herr er von Rechts wegen sein sollte. Der Römling blieb gewiß nicht nngetroffen von so ungestüm-herzlicher Rede. Aber er hatte nicht die Kraft, die unwürdigen Ketten, die ihn fesselten, abzuwerfen; er barg die Be- schämung hinter heftigen Worten. Da schleuderte ihm Armin die peinlichste Kränkung zu, beide gerieten in leidenschaftliche Wut. Hätte nicht der Strom sie getrennt, sie wären handgemein geworden. Schon rief Flavus in heftigem Zorn nach seinem Roß und seinen Waffen. Einer seiner römischen Freunde eilte herbei und hielt ihn zurück. Armin aber streckte drohend den Arm empor und kündigte in lateinischen Worten eine Schlacht an, so daß die Römer die An- sage verstanden. Am folgenden Tage setzte Germanicus, vom Feinde ungehindert, auf das rechte Weserufer hinüber und schlug hier ein Lager auf. Es kam für heute nur zu kleinen Reitergefechten, in denen die batavischen Hülfstruppen der Römer schwere Verluste erlitten. Durch einen Überläufer erfuhr der Feldherr, an welchem Orte Armin die

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 144

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 144 — Schlacht liefern wollte und daß die Cherusker mit andern deutschen Stämmen in einem dem Donar geweihten Haine versammelt seien und bei Nacht einen Überfall aus das Lager unternehmen würden. Tie Aussage erwies sich als wahr. Man konnte den Schein von Wachtfeuern und Opferflammen sehen; Kundschafter, die sich näher gewagt hatten, meldeten, man höre das Schnauben der Pferde und das dumpfe Geräusch einer ungeheuren Menschenmenge. Wirklich rückten nach Mitternacht Scharen der Deutschen vor das Lager, um es womöglich durch Überrumpeluug einzunehmen. Da sie aber merkten, daß der Wall stark mit Truppen besetzt war, zogen sie wieder ab, ohne einen Speer abgeschleudert zu haben. So verging die Nacht ohne weitere Beunruhigung. Am nächsten Morgen beriefen der deutsche wie der römische Feldherr ihre Heere zur Versammlung und feuerten durch kluge, begeisternde Worte ihre Streiter zum Kampfe an. Von beiden Seiten stürmten die Scharen mutig zur Schlacht. Tie Walstatt war eine Ebene, die von den Deutschen Jdisiawiso, Wiese der Jdise, d. h. der Walküren, genannt wurde. Sie lag mitten zwischen der Weser und den rechts sie begleitenden Höhenzügen und zog sich, je nachdem der Fluß sich ausdehute oder in schmalem Bette fließend eingeengt wurde, in wechselnder Breite hin. Im Rücken der Germanen erhob sich ein Bergwald von hochragenden Buchen ohne Untergehölz. Auf dem Gefilde und am Waldesrande stand das Volksheer; nur ein Teil der Cherusker unter Armin hielt weiter rückwärts auf der Höhe, um sich von hier aus während des Gefechts auf die Römer zu stürzen. Im Römerheere rückten zu vorderst die keltischen und germanischen Hülssvölker vor, dann folgten Bogen-- schützen zu Fuß und vier Legionen. Hinter ihnen ritt Germanieus mit seiner Leibwache und einer auserlesenen Reiterschar. Dahinter kamen die übrigen vier Legionen, Leichtbewaffnete und die berittenen Bogenschützen. Alle Soldaten waren darauf bedacht, die Zugordnung beim Übergang zur Schlacht nicht zu stören. Wären doch die Germanen ebenso an Zucht und Gehorsam gewöhut gewesen! Aber diese verscherzten wieder den Sieg und zerstörten den klugen Plan Armins durch ihren leichtsinnigen Un-
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