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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 104

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 104 — dem Herrn von Syberg, zu dessen Tochter er eine innige Zuneigung gefaßt hatte, gehörte. Von hier begab er sich über Altona nach England, um hier zur Verwirklichung der Pläne, die man damals hegte, — man wollte nämlich unser Vaterland mit Hilfe einer englischen Landuugsarmee und eines Volksaufstandes in Westfalen und Hessen von der Franzosenherrschaft erlösen, — beizutragen. Als aber durch den für Preußen so traurigen Frieden von Tilsit (1807) alle diese Bemühungen vereitelt wurden, kehrte er aus England zurück, blieb aber mit der preußischen Regierung in ge- heimer Verbindung und stand seinem Freunde Stein beim Werke der Neugestaltung Preußens treu zur Seite. Am 20. Mai 1810 schloß Viucke mit feiner geliebten Eleonore von Syberg den Bund sürs Leben und zog mit ihr auf das ihm von seinem Schwiegervater übergebene Gut Jekeru. Aus dem Staats- dieuste geschieden, lebte er hier ganz wie ein Landmann. Vom Morgen bis zum Abend war er im blauen Kittel, wie ihn der westfälische Bauer trägt, draußen thätig, überall selbst Hand an die Arbeit legend. Seine Gesundheit, die durch die ausreibende Thätigkeit im Staatsdienste sehr gelitten hatte, ward durch das Leben und Bewegen in freier, frischer Luft gestärkt und gehoben. In seinem häuslichen Leben war er fehr glücklich; seine Eleonore war ihm eine treue Gehilsiu bei seinen Arbeiten. Ihre Ehe ward mit zwei Söhnen, Georg und Gisbert, gesegnet. In diesem stillen, glücklichen Landleben vergaß Vincke aber nicht, daß sein Vaterland unter den Leiden und Drangsalen der französischen Fremdherrschaft seufzte. Nur im Geheimen konnte er für dasselbe wirken, und doch war feilt Wirken nach dieser Richtung den Feinden nicht verborgen geblieben. Mitten aus seinem glücklichen Leben heraus ward er verhastet und nach Düsseldorf gebracht, bald aber wieder entlassen, da man keine Beweise gegen ihn hatte. Als aber durch die Schlacht bei Leipzig 1813 Napoleons Macht gebrochen und seine Truppeu über den Rhein zurückgedrängt wurden, litt es auch unsern Vincke nicht länger in der stillen Häuslichkeit; gehörte doch sein Herz, sein Kopf und sein Leben dem Könige und dem Vaterlande. Er ging nach Hamm, um in sein früheres Amt

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 110

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 110 — die Irrenanstalt von Marsburg wurde von ihm neu organisiert. Alles in allem, er hat den edlen Wunsch seiner Jugend: seinen Mitmenschen so viel als möglich Gutes zu thnn, bis an sein Ende wahr gemacht. Ter andere große Staatsmann, Freiherr vom und zum Stein, stammt freilich nicht aus unserer Prvviuz, aber er hat gleichfalls die größten Verdienste um sie, hat sie später, von ihr getrennt, lieb behalten und nach Vollendung großer Werke für Preußens Monar- chie und das ganze deutsche Vaterland wieder aufgesucht, um hier seine letzten Lebensjahre znzubriugeu und iu die ewige Heimat einzugehen. Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein wurde den 25. Oktober 1757 zu Nassau an der Lahn geboren. Sein Vater Karl Philipp, ein Mann von festem, unbeugsamem Charakter, war kurmainzischer Geheimrat und Kämmerer, seine Mutter eine geborne Freiin Langwerth von Simmern. Sein Sohn, der ihm in vielem nachartete, ließ ihm den Spruch auf den Herzog Adolf I. vou Cleve, der auch Gras von Mark und Ravensberg war (gest. 1488), auf das Grab setzen: Sein Nein war Nein gewichtig; Sein Ja war Ja vollmächtig. Sein's Ja war er gedächtig; Sein Grund, sein Mund einträchtig; Sein Wort, das war sein Siegel. Als der junge, talentvolle Freiherr wacker studiert hatte, begab er sich im Jahre 1780 iu deu preußischen Staatsdienst. Ta er sich für die wichtigsten Staatsgeschäfte ausbilden wollte, so gestattete ihm der große König von Preußen, unter dem aus- gezeichneten Minister von Heinitz thätig zu sein. In dieser treff- lichen Schule lernte Stein gründlich und eifrig arbeiten; bald zeichnete er sich so sehr aus, daß er zu hohen Ämtern befördert werden konnte. Er wurde 1784 zur Leitung der westfälischen Berg- ämter und der Mindeuscheu Bergkommission berufen und nahm seinen Wohnsitz in Wetter an der Ruhr. Daneben wurde ihm auch die Aufsicht über das Fabrikwefeu in der Grafschaft Mark über-

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 114

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 114 — stimmung über die Geschäfte, die ich übernehmen, und über die Per- sonen, mit denen ich verhandeln soll. Sobald ich von der Krankheil genesen bin, reise ich zu Ew. Majestät!" Als diese Antwort am königlichen Hofe bekannt wurde, war Freude überall. — Die Königin Louise schrieb an ihren Vater! „Stein kommt, und mit ihm kehrt meine Hoffnung wieder!" Schon im September des Jahres 1807, zwei Monate nach dem unglücklichen Frieden von Tilsit, war Stein beim Könige. Und beide gewannen mit jedem Tage mehr Vertrauen zu einander. Sie arbeiteten mit einander und setzten ihre ganze Kraft daran, das Preußenland wieder stark und mächtig zu machen, damit es dereinst das Joch der Knechtschaft abschütteln könne. Der König erließ nun die von Stein verfaßte Verordnung, daß die Leibeigenschaft oder Erbnnterthänigkeit der Bauern, die bis dahin noch in vielen Teilen des Landes bestanden hatte, völlig aufhören solle. Auch der geringste Unterthan solle frei sein und nicht mehr mit Leib und Leben, mit Weib und Kind einem anderen zu eigen gehören. Schon im Jahre 1808 erschien die preußische Städteordnung. Darin war vorgeschrieben, wie es in Zukunft mit der Verwaltung der städtischen Angelegenheiten gehalten werden solle. Auch dieses wichtige Gesetz zeigte bald seine heilsamen Fol- gen. Mit der Zeit ist manches an demselben geändert worden: die Hauptbestimmungen aber sind bis auf den heutigen Tag beibe- halten. Noch viel Segen hätte der große Mann in der schweren Prü- fungszeit stiften können; aber — er mußte vor den Franzosen fliehen,, zuerst nach Wien, dann nach Petersburg. Denn er hatte an einen Freund einen Brief geschrieben, in dem er sein Herz ausschüttete und seiner Feindschaft gegen den fremden Unterdrücker freien Lauf ließ. Aber der Brief fiel auf seiner weiten Reise an die mecklen- burgische Ostseeküste ein ein französischen Marschall in die Hände. Der sah nun zwar, daß er nicht an ihn gerichtet sei; weil er aber wußte, daß er von Stein kam, so war er doch begierig, seinen Inhalt zu erfahren. Und kaum hatte er ihn gelesen, so schickte er ihn dem Kaiser Napoleon. Ter entbrannte vor Zorn. „Stein

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 128

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 128 — der Braunschweiger und zog den Waffenrock eines gefallenen Soldaten an, griff dann einige der auf dem Felde herumirrmdeni Pferde auf und verfolgte so die Spur der Wächter seines Herrn und befreite denselben unter dem Vorwande, ihn nach Celle bringen zu müssen. Trefflich war ihm seine List gelungen. In dem Dorfe Dankersen unweit Minden lebte Jürges Vater als ein schlichter Bauer mit seinem zweiten Sohne Hans. Seine Frau war ihm vor wenigen Jahren gestorben, und so hatte er eine Waise, namens Margaretha, zu sich genommen, die ihm durch ihren Fleiß und ihr fröhliches Wesen bald fo lieb wurde, als wäre sie seine eigene Tochter. Munter verrichtete sie des Tags über die schwersten Arbeiten und des Abends saß sie fleißig vor dem Spinnrad und sang dazu die traulichsten Weisen. Wohl war Hans von ihrem lieblichen Wesen entzückt und hätte sie gern zu seiner Haussrau erwählt, aber er wagte es nicht, diesem trefflichen Mädchen seine Liebe zu gestehen. Ter Vater hatte die erwachende Liebe seines Sohnes längst erkannt und sich vor- genommen, die Sache der Liebenden ins Reine zu bringen. Doch eine heimtückische Krankheit warf ihn aufs Lager und nach wenigen Monaten betteten ihn Sohn und Pflegetochter zur ewigen Ruhe. — Unl diese Zeit war es, als Jürge, von dem Bischof reich mit Land beschenkt, in sein Heimatsdorf Dankersen zurückkehrte. Durch Krieg und Schlachten war er ein rauher Mann geworden und trieb sich am liebsten in den Wäldern umher. Wohl hatte er Kunde von dem Tode des Vaters erhalten, aber den Bruder noch nicht besucht, den er haßte, da dieser stets der Lieblingssohn der Eltern gewesen. Einst, müde von den Anstren- gungen der Jagd heimkehrend, vernahm er aus dem elterlichen Haus eine volle, süße Stimme. Neugierig, wer die schöne Sängerin sei, schlich er näher und erblickte Margaretha; sie stand am Herde und bereitete Speise für seinen Bruder. Überwältigt von ihrer Anmut und Schönheit trat er näher, stürzte ihr zu Füßen und flehte um ihre Liebe. Aber zürnend wies sie ihn ob dieser Zudringlichkeit von sich. Stumm gehorchte er, indem er hoffte, später sich ihre Liebe zu erringen. Von nun an mied er die wüsten Zechgelage seiner

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 129

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 129 — Genossen und schlich oft träumend am Hause des Bruders vorüber, um die Holde erspähen zu können. Sein Groll gegen Hans wuchs jedoch täglich, er beneidete ihn, daß er die Geliebte sprechen konnte, und Rachepläne gegen den Bruder füllten sein Inneres. Endlich wollte er Gewißheit haben, und eines Tages in Abwesenheit seines Bruders harrte er auf sie, bis sie in den Garten trat; hier beschwur er Margaretha aufs neue und beteuerte ihr seine aufrichtige Liebe, aber vergebens; ängstlich stieß sie ihn von sich, floh in das Haus und vor dem Kruzifixe des Herrn betete sie um Erlösung von der Zudringlichkeit des wilden Jürgens. Als am Abend Hans heimkehrte, fand er die Geliebte in Thränen. Sie erzählte ihm alles und bat um seinen Schutz. Nun beichtete Hans, wie er sie seit ihrem Eintritt in das elterliche Haus geliebt habe, aber nicht gewagt, ihr seine Liebe zu gestehen, jetzt wolle er sie zu seiner Gattin nehmen und vor allem behüten. Ein Blick reiner Freude strahlte bei diesen Worten aus ihren Augen und fest umschlungen hielten sich die so Gefundenen. Doch inmitten dieses Glücks klirrte das Fenster, Wut in dem Antlitz schrie Jürge: „Ha, Schändliche, um des Milchbarts willen hast du mich ab- gewiesen?! Verderben über euch, und sollte es meine Seligkeit kosten!" — Hans verrichtete seine Arbeit jetzt mit einem Fleiß und einer Fröhlichkeit, die Gretchen lange nicht an ihm bemerkt hatte. Jürge suchte wieder die wilde Gesellschaft seiner Zechgenossen auf und ergab sich ganz der wilden Gier. Beide Brüder vermieden sich sorgfältig, denn anch Hans fürchtete den Jähzorn seines Bruders. So rückte der Hochzeitsmorgeu für Hans und Grete heran, Stattlich geschmückt standen die Leiterwagen vor der Thür, um das Brautpaar zur Kirche zu geleiten, die Burschen und Mädchen des Dorfes folgten als Brautjungfern und Brautknechte unter fröhlichem Lachen, und jeder freute sich über das hübsche Paar, dem das ganze Dorf viel Liebe schenkte. Kurz vor dem Eingang des Klosters er- schallte eine Stimme aus dem Gebüsch: „Die Rache ist reif, zwei Fliegen auf einen Schlag!" Die Burschen wollten den Frechen packen; doch sahen sie niemand, nur das Brautpaar ahnte den Schulze, Heimatskunde. 9

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 130

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 130 — Störer. In der Kirche ging die Traufeierlichkeit ohne Störung vor sich. Nach der Rückkehr war Tanz und Schmaus in Hansens Hause und bis zum frühen Morgen ertönten die frohen Stimmen der Hochzeitsgäste, deren Scherze bald die Wolken von der Stirn der Neuvermählten scheuchten. In ungetrübtem Glück verflogen die ersten Wochen dem jungen Paare, in fröhlicher Arbeit und aufrichtiger Liebe genossen sie ihr Leben. Tie bösen Worte des Bruders waren fast vergessen. Dieser jedoch, wenn er nicht mit seinen Zechgenossen beisammen war, brütete dumpfe Rachepläne. So beaufsichtigte er eiues Tages die Feldarbeit seiner Untergebenen, und wie er so die Straße lang sah, erblickte er plötzlich den Gegenstand seiner Rache, den ihm tötlich verhaßten Bruder. Schnell schickte er seine Arbeiter heim, und auf die Pflug- schaar gestützt, erwartete er die Aukunft des Bruders, der ein sröh- liches Liedchen trällernd, mit dem Pfluge über der Schulter heim zu seinem Weib eilte. Da ergriff der wilde Bruder seine Pflugschaar und holte mit den Worten: „Stirb, Räuber meines Glückes!" zu einem tötlichen Schlage aus. Erschreckt sprang Hans zur Seite und benutzte sein Pflugschaar ebenfalls als Wehr. Nnn folgte Schlag auf Schlag, bis beide tötlich getroffen zur Erde sanken. Ein leises „Ich vergebe dir! — — Leb wohl, Gretchen!" aus dem Munde des einen, ein dumpfes „Zwei Fliegen auf einen Schlag!" aus dem Munde des andern. Vergebens erwartete am Abend Margaretha ihren Gatten, Stunde auf Stunde verrann, noch kehrte er nicht heim. Nichts Gutes ahnend läuft sie hinaus in die finstere Nacht, bis sie ihren Mann und daneben den wilden Jürge — beide in ihrem Blute liegend — findet. Verzweifelt wirft sie sich aus den Geliebten und suchte vergeblich, ihn mit Küssen zu erwecken. Ihr Glück war für immer dahin, Wahnsinn nahm ihre Sinne gefangen. Täglich saß sie auf dem Grabe ihres Mannes, den Hügel mit Waldblumen bestreuend. Nach Verlauf eines Jahres ward sie eines Morgens von den Nachbarn tot dort ausgefunden. Zum Andenken an dieses gransig-romantische Ereignis erhebt sich an der Chaussee, die von Minden nach Bückeburg führt, links

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 133

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 133 Da kämpft das Bruderpaar in wilder Stärke, Zwei Herzen sterben einem Streiche, Der Blonde stürzt auf seines Bruders Leiche, Um selbst zu sterben trüben Blicks. Da kam das junge Weib zum Wald gegangen, Den Gatten suchend wohl mit bangem Herzen. Ein Schrei, — sie lacht und weint in wilden Schmerzen, Sie kann das Grause nicht verstehn. Der wirre Wahn hält ihren Geist befangen, Bis man sie tot auf seinem Grab gefunden. — Jedoch auf rotem Grund in finstren Stunden Bewegts die Luft wie Geisterwehn. Ilse Stach von Goltzheim. Bischof Franz I. von Braunschweig glich mehr einem fehde- lustigen Ritter des 12. oder 13. Jahrhunderts, als einem Kirchen- fürsten. Kaum siebzehn Jahre alt, der Politik seines Hauses zufolge zum Bischöfe berufen, kehrte er, nachdem er 1508 auf dem Großen Tomhofe einen feierlichen Lehnstag gehalten, nach Braunschweig zurück, und erst im Jahre 1511 finden wir ihn wieder in Minden, wo er in Gegenwart seines Vaters sowie sämtlicher Prinzen und Herzöge des Hauses Braunschweig-Lüneburg auf dem mit Stroh bedeckten Marktplatze vierzehntägige Turnierspiele abhalten ließ. Nun beginnt eine sortlaufende Kette der abenteuerlichsten Züge, so gegen Hoya, Utrecht, Friesland und endlich die berüchtigte Hildesheimer Fehde, welche das ganze Stift mit Ausnahme der Stadt in einen Schutthaufen verwandelte und damit endete, daß der Bischof sein Land verlassen und bis zum Jahre 1520 heimatlos in der Welt umherirren mußte, bis er endlich durch das Eintreten seiner Brüder in das Stift zurückkehren durfte. Die Stadt hatte seine Abwesenheit dazu benutzt, sich gehörig zu befestigen und sich auch in der Person des gegnerischen Herzogs von Holstein-Schauenbnrg eines Schutz- Herrn versichert, der, als Petershagen von den heranrückenden Hildes- heimern eingenommen und dem Erdboden gleich gemacht, einen billigen Frieden vermittelte und Minden vor der Zerstörung be-

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 143

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 143 — Schlacht. Armin fragte weiter, welche Belohnung er empfangen habe. Ter Bruder nannte sie mit dem Stolz des echten Römlings: Solderhöhung, die Ehrenkette, den Ehrenkranz und andere Dienst- auszeichuungen. Da lachte Armin und rief in bitterem Hohn: „Ei sieh doch, wie billig ist die Knechtschaft zu kaufen!" Flavus suchte sich zu rechtfertigen; er redete von Roms Größe, von der Macht des Kaisers; wie des trotzigen Besiegten schwere Strafe harre, wie aber den Unterwürfigen Gnade und Freundschaft erwarte; auch seine Gattin Thusnelda und sein Söhnchen würden übrigens nicht feindselig behandelt. Nun aber brach bei Armin der ganze Schmerz und Ingrimm, die ganze liebevolle Bitterkeit seiner gramschweren Seele durch und machte sich in erschütterten Worten Luft. Er sprach von des Vaterlandes gutem Recht, von der alten Freiheit der Väter, von den trauten heimischen Göttern. Er sprach auch von der lieben Mutter, die als Witwe in seinem Hofe faß und deren Thränen noch immer um den ungetreuen Sohn flössen. Er beschwor den Ab- trünnigen, um der Mutter willen möge er doch nicht sein Haus, die Blutsfreunde, die treuen Mannen, ja den ganzen Stamm ver- lassen und schnöde verraten, deren Fürst und Herr er von Rechts wegen sein sollte. Der Römling blieb gewiß nicht nngetroffen von so ungestüm-herzlicher Rede. Aber er hatte nicht die Kraft, die unwürdigen Ketten, die ihn fesselten, abzuwerfen; er barg die Be- schämung hinter heftigen Worten. Da schleuderte ihm Armin die peinlichste Kränkung zu, beide gerieten in leidenschaftliche Wut. Hätte nicht der Strom sie getrennt, sie wären handgemein geworden. Schon rief Flavus in heftigem Zorn nach seinem Roß und seinen Waffen. Einer seiner römischen Freunde eilte herbei und hielt ihn zurück. Armin aber streckte drohend den Arm empor und kündigte in lateinischen Worten eine Schlacht an, so daß die Römer die An- sage verstanden. Am folgenden Tage setzte Germanicus, vom Feinde ungehindert, auf das rechte Weserufer hinüber und schlug hier ein Lager auf. Es kam für heute nur zu kleinen Reitergefechten, in denen die batavischen Hülfstruppen der Römer schwere Verluste erlitten. Durch einen Überläufer erfuhr der Feldherr, an welchem Orte Armin die

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 157

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 157 — Arm segnend und schützend erhoben ist. Tas unbedeckte Haupt des Herrschers ist mit einem Lorbeerreise geschmückt; die Spitze des ganzen Denkmals aber ziert die Kaiserkrone. Wandern wir den Kamm des Wiehengebirges weiter westlich, so stoßen wir auf einen Turm, der 1828 erbaut, auf seiner Höhe von vielen Treppenstufen uns einen gar schönen Ausblick nach Süden in das schöne Weserthal, nach Norden in die Ebene mit ihren gesegneten Fluren bis Minden und darüber hinaus, nach beiden Seiten auf den bewaldeten vielfach durchschnittenen Gebirgszug im Osten und Westen mit seinen Abhängen bietet. Von dort aus erreichen wir bald die Margarethenklns, so genannt von einem durch eine sromme Frau vom Wedigensteins, einem Gehöfte am südlichen Fuße des Berges, gegründeten und der im Weser- gebirge und in dem Teutoburger Walde besonders verehrten heiligen Margaretha geweihten Einsiedelei, wo die Stifterin mit Gleich- gesinnten nach der Regel des Benediktns lebte. Bischof Milo von Minden baute daraus ein Frauenkloster, das die Nonnen aber verließen, um das Fräuleinstift zu St. Marien in Minden zu gründen. Auf der Hochfläche des Berges erinnert nur noch eine kleine Kapelle an das Kloster. Diese trägt den Namen Wittekinds, wie auch der nahe Quell, den der Huf seines Rosses geschlagen haben soll und wohin man auch, ebenso fälschlich, seine Taufe verlegt. Immer nach Westen weiter wandernd, stoßen wir auf das kleine Bergkirchen, dessen alte Kirche, weithin sichtbar, an der Stelle liegt, wo die Einsattelung des Gebirges nach Süden und Norden abfällt. Die Kirche ist zwar nicht, wie die Überlieferung will, vom Papst Leo Iii. 809 eingeweiht, aber doch ein alter Bau, dessen Süd- seite die Jahreszahl 1346 trägt, während die Nordseite aus dem Jahre 1752 stammt. Am Fuße der Höhe entspringt eine Quelle, welche wie die auf der Margarethenklus mit Wittekind in Verbindung gebracht wird und mit größerer Wahrscheinlichkeit als bei der andern. An einem heißen Sommertage ritt der Herzog Wittekind, der auch. König Weking genannt wird, über die Anhöhe bei Lübbecke, auf der jetzt das Dorf Bergkirchen liegt. Es war nm die Zeit,

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 162

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 162 — Leute zu der rechten Lehre zu bringen." — „Hättest ihn totschießen sollen!" unterbrach ihn der finstere Albion. „Nein," erwiderte Berthulf, „so Schlimmes kam mir nicht in den Sinn; aber das muß ich mit Schmerzen bekennen: ich gab unvernünftiger Weise dem frommen Manne Schuld daran, daß mir den ganzen Tag noch kein Wild vor den Schuß gekommen war. „Hegenmeister," sagte ich, spannte die Armbrust und hielt sie auf seinen rechten Arm, „Hab' ich heute noch nichts geschossen, so will ich doch dich schießen, und du sollst deine Zauberzeichen ein wenig unbehülslicher machen als bisher." Damit schwirrte die Sehne, und der Pfeil saß unter dem Ellbogen fest. Der Priester zuckte schmerzhaft zusammen und hielt sich die verwundete Stelle, aus der viel Blut floß; zugleich aber sah er mich freundlich an und sagte: „Mein Sohn, da unten im Felsen- grnnd steht ein schöner Hirsch. Wenn du heute ungünstige Jagd gehalten hast, hilft dir der wohl wieder zu deinem Schaden." Ich, in der Meinung, er wolle mich mit einem Zauberblendwerk zum besten haben, eile dahin, ihm zu zeigen, daß sich ein Sachse nie-- mals fürchtet. Aber der Hirsch steht wirklich da; ich erlege ihn, und als ich mit der Beute zurückkomme, finde ich den Priester blutend in das Gras gesunken. Doch freundlich mich anlächelnd, spricht er: „Siehst du, mein Sohn? Nun hast du ja doch einen guten Fang gethan; das freut mich sehr." Diese Worte brachen mir das Herz, ich fühlte mein Unrecht, trug den frommen Mann in meine Hütte, heilte ihm den Arm, und er mir die Seele, und als ich einige Jahre darauf meine Frau heiratete, half ich ihr auf den rechten Weg. Die Kinder haben wir natürlich in der Furcht und Liebe unseres treuen Heilandes auferzogen. Nun richtet über mich! Ich aber bitte Gott, daß er euch auch zu seiner Gnade helfe durch Jefum Christum." — Widnkind, der nachdenklich zugehört hatte, stand jetzt aus, reichte der Hausfrau und den beiden Kindern die Hand und sprach: „Lebet in Frieden!" Zu Berthulf aber wendete er sich mit den Worten: „An deinem Glauben muß etwas Wahres sein, aber wir haben keine Zeit, darüber nachzusinnen. Wir eilen nach meiner Burg Babilouie, des Rastens ist genug, führe uns durch den Wald auf Wegen, die kein Franke weiß!" Berthulf sprach:
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