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Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
Erstes Buch. nns torirriirnsums not; ism Peifettinßgen.
(Erstes Kapitel.
Die Gesetzgebung des Lykurgus in Sparta.
Als Polydektes, der König von Sparta, (um 840 v. Ch.) gestorben war, ohae einen Thronfolger zu hinterlassen, ging die Negierung an seinen jnngern Bruder Lyknrgns über. Da aber den Polydektes seine jnnge Witwe überlebte, welche noch Mntter eines Thronerben werden konnte, so betrachtete sich Lyknrgns nur als vorläufigen Verwalter des Reiches. Acht Monate nach des Polydektes Tode gebar dessen Witwe ein Knäblein, nachher Charilaus genannt, und man brachte das neugeborene Kind dem Lyknrgus, welcher gerade mit den Vornehmsten der Stadt zu Tische saß. „Es ist uus ein König geboren, ihr Spartaner!" rief er und legte das Kind auf den Platz, den der König beim Mahle einzunehmen pflegte. Es fehlte nicht an... n ßenteit, welche bereit gewesen wären gemeine Sache mit ihm zu machen,V ; wenn er darauf ausgegaugeu wäre, seinen Neffen zu verdrängen und den Thron für sich zu behalten. Hinwiederum gab es andere, die ihn wegen seiner unbeugsamen Rechtschaffenheit haßten und ihn heimlicher Absichten auf den Thron, sowie feindseliger Gesinnungen gegen den neugeborenen König beschuldigten. Um solchen unverdienten Argwohn zu entkräften, beschloß Lyknrgns auf Reisen zu gehen und sein Vaterland eine ganze Reihe von Jahren gänzlich zu meiden. Auf dieser Reise kam er zuerst nach der Insel Kreta und lernte da die Gesetze kennen, welche der König Minos schon mehrere Jahrhunderte vorher gegeben hatte und welche da-
Roth, Griechische Geschichte. 3. Auflage. 2
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Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
jmm
Der Spartaner Lykurgu
mals noch auf der Insel beobachtet wurden. Er merkte sich von dieser Gesetzgebung alles, was er für anwendbar in seiner Vaterstadt ansah. Dazu bewog er einen in Kreta hochangesehenen Weisen und Dichter, Thales, nach Sparta zu gehen, und zwar darum, weil er hoffte, daß die Gesänge dieses Dichters, welche znr Einigkeit und zum willigen Gehorsam ermunterten, dazu beitragen würden, seine in Hader und leidenschaftlicher Gehässigkeit gegen einander lebenden Landsleute milder zu stimmen und die roheu Gemüter einigermaßen zu bilden. Als Lykurgus aus sein et weiteren Reise nach Jonien kam, lernte er da die Gedichte Homers kennen, die Ilias und die Odyssee, von welchen man bis dahin noch gar wenig in Griechenland wußte. Da er auch von diesen Gedichten eine treffliche Wirkung erwartete, weint seine Landsleute mit ihnen bekannt würden, so nahm er Abschriften von denselben mit und brachte so zuerst diese unsterblichen Werke nach Griechenland. So können wir sagen, daß Lykurgs Reise nach Jonien auch für uns noch immer wohlthätig sei, da wir Homers Werke durch die europäischen Griechen und die Griechen sie durch Lykurgus empfangen haben.
Indessen hatte man ihn gar sehr in der Heimat vermißt. Denn es war Unfrieden und Unordnung im Lande und niemand vorhanden, der durch sein Ansehen und durch anerkannt gute Gesinnung die Ruhe und Ordnung wiederherstellen konnte. Lykurgus kehrte daher auf die wiederholte!: Bitten seiner Mitbürger ins Vaterland zurück und gab sich alle Mühe, der herrschenden Verwirrung ein Ende zu machen. Um jedoch eine gesetzliche Ordnung so dauerhaft herzustellen, daß sie auch dann noch bestände, wenn er entfernt oder tot wäre, beschloß er seinem Volke eine Verfassung zu geben, unter der alle, der König wie der gemeinste Bürger, ihre gesamte Thätigkeit der Beförderung des allgemeinen Wohles widmen sollten. Bevor er aber diejenigen Veränderungen vornahm, welche ihm zur Erreichung dieses Zweckes notwendig schienen, ging er in Begleitung der bedeutendsten Männer nach Delphi, brachte dem Gotte sein Opfer und fragte, ob sein Vorhaben, Gesetzgeber von Sparta zu werden, einen gesegneten Erfolg haben werde. Er bekam einen Orakelsprnch, der ihn sehr ermutigte: daß er mehr ein Gott als ein Mensch sei und daß die Verfassung, die er seinem Volke zu geben im Begriffe stehe, bei weitem die beste von allen Staatsverfassungen sein werde. Es gab in Griechenland mehrere berühmte Orakel. Das waren solche Anstalten, bei welchen die Menschen in wichtigen Angelegenheiten, besonders wenn sie irgend eine große Unternehmung vorhatten, sich Rats erholten und den Willen der
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Inhalt: Zeit: Antike
Ter zweite messenische Krieg. (685—668 v. Ehr.) Aristomenes. 29
fallen oder ganz den Peloponnes zu verlassen als länger das Joch der Knechtschaft zu tragen. An der Spitze des jüngeren Geschlechtes stand Aristomenes, der auch im geheimen Verhandlungen mit den Argivern und Arkadiern znm Zwecke gemeinsamer Kriegführung anknüpfte. So begann etwa 60 Jahre nach der Einnahme von Jthome der zweite messe-nische Krieg, der siebzehn Jahre dauerte. Nach dem ersten unentschiedenen Zusammenstoße mit den Lacedämoniern wollten den Aristomenes seine Landsleute als einen Abkömmling aus der altköniglichen Familie der Äpyüden zum König wählen; er selbst nahm aber nur die Würde eiues Feldhauptmanns an. In dieser Eigenschaft focht er an der Spitze der Messenier, deren Reihen durch die heimgekehrten Söhne und Enkel der nach dem ersten Kriege Ausgewanderten, sowie dnrch Zuzug aus Elis, Arkadien, Argos und Sicyon verstärkt wurden, in der Schlacht an dem sogenannten „Denkmal des Ebers", welche neben anderen Heldenthaten des feindlichen Führers die besiegten Lacedämonier so entmutigte, daß sie auf Beendigung des Krieges sannen. Zu dieser Not gesellte sich bei ihnen innerer Zwiespalt, indem diejenigen Lacedämonier, denen nach dein letzten Kriege Grundstücke in Messenien zugeteilt worden waren und die jetzt bei dem Aufstand der Besiegten ihre Felder nicht bebauen konnten, die Anweisung neuer Äcker verlangten. So von außen und von innen bedrängt gedachten sie eiues Spruches aus Delphi, der sie einen Ratgeber von Athen sich holen hieß. Die Athener, die. einerseits gegen das Wort des Gottes sich nicht gleichgültig zeigen wollten, andererseits den Lacedämoniern es gönnten, wenn sie mit großen Gefahren die beste Landschaft des Peloponnes erobern müßten,, schickten auf ihre Bitte um einen Berater den Tyrtäus, einen Schulmeister, der gar nicht für besonders klug galt und dazu einen lahmen Fuß hatte. Aber so sehr seine Absendung ein Hohn gegen die Lacedämonier schien, erwies sich doch bald seine Anwesenheit in Sparta als der größte Segen. Denn Tyrtaus war trotz seiner Unscheinbarkeit ein gottbegnadeter Dichter, dessen Lieder im Geiste eines Lykurgus gedacht den Lacedämoniern bald das Bild der mit der Hülfe der Götter gegründeten und darum heiligen Verfassung Spartas vor die Seele führten, bald die Bürger und insbesondere die Jünglinge zur Tapferkeit ermahnten. Und die Lacedämonier wußten seine Lieder zu würdigen und mit ihnen die inneren und äußeren Feinde zu bekämpfen. Wie leuchteten im stolzen Gefühl der vaterländischen Ehre die Angen der Krieger, wenn abends im Lager die besten Sänger wetteifernd die Gesänge des Tyrtäns vortrugen oder auf dem Marsche seine Lieder die Schritte forderten!
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Inhalt: Zeit: Antike
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Wahnsinn des Kambyses.
und sei nicht mehr bei Sinnen? dann ist ihr früheres Urteil nicht wahrhaftig gewesen." Denn einige Zeit zuvor, als eine Gesellschaft von Männern, und unter diesen auch Krösus, um ihn her saß, hatte er sie gefragt, was sie von ihm im Vergleich zu seinem Vater Cyrns hielten; und die anbeten hatten geantwortet: er sei größer als sein Vater; beim er besitze alles, was bicfer gehabt, und außerdem habe er jetzt Ägypten und die Herrschaft zur See noch erworben. Krösus aber hatte gesagt: er finbe, daß Kambyses seinem Vater nicht gleich sei; denn er habe noch keinen solchen Sohn erzeugt, wie Cyrus. Damals hatte die knechtische Bewunderung der anderen und die feine Schmeichelei des Krösus ihn höchlich erfreut. Jetzt, da er aus des Prexaspes Munde ein ganz anderes Urteil über sich vernahm, sprach er zu demselben: du selbst sollst es erfahren, ob die Perser richtig von mir urteilen, oder ob sie selbst mit diesem Urteil verrückt sind. Denn wenn ich deinen Knaben, welcher dort im Vorzimmer steht, mit einem Bogenschuß mitten ins Herz treffe, so wird dadurch offenbar, daß die Perser unrecht haben; fehle ich aber, so glaube immerhin, daß sie richtig urteilen und daß ich wahnsinnig sei. Mit bie-seit Worten spannte er den Bogen und schoß nach dem Knaben; und als derselbe gefallen war, befahl er den Leichnam aufzuschneiden und den Schuß zu untersuchen; und als man den Pfeil im Herzen steckend fand, war er ganz vergnügt und sprach lachend zu dem Vater: „Prexaspes, du erkennst, daß ich nicht wahnsinnig bin, und dagegen, daß die Perser verrückt find. Jetzt aber sage mir: hast du je einen Mann gesehen, der mit dem Bogen so zielen kann?" Jener durfte keinerlei Empfindung über das merken lassen, was ihm und seinem Sohne widerfahren war, wenn er nicht sein eigenes Leben aufs Spiel setzen wollte, und antwortete: er glaube, daß Gott selbst nicht so trefflich schießen könne. Außerdem aber verfuhr Kambyses noch gegen andere angesehene Perser mit unerhörter Grausamkeit.
Der alte gefangene Lyderkönig, auf dessen Rat Cyrus selbst gerne gehört und den dieser auch förmlich angewiesen hatte, dem Sohne mit guten Anweisungen und Warnungen zur Seite zu stehen, glaubte jetzt ihm ernstliche Vorstellungen machen zu müssen. Er möge doch, sagte Krösus, seiner Jngendhitze und Leidenschaft sich nicht so ganz hingeben; möge sich Gewalt anthun, sich beherrschen lernen; möge, bevor er handle, sich bedenken, die Sachen recht erwägen. Er verfüge die Hinrichtung von Unterthanen, denen nichts Erhebliches zur Last falle, und töte unschuldige Kinder. Wenn er viel dergleichen thue, werde sein eigenes Volk von ihm abfallen.
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Extrahierte Personennamen: Krösus Cyrus Cyrus Gott Cyrus Cyrus Krösus
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Inhalt: Zeit: Antike
Polykrates auf Samos.
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flüssige Bevölkerung dorthin zu schicken und von dort aus ihren Handel nach dem schwarzen Meere zu betreiben, besetzten auch dw kleine ^zusel Amorgus und mehrere Striche an der Külte vou Kleinasien, welche ihnen gegenüber lag. Die niederen Volksklassen aber wurden nnzusrieden mit den die Insel beherrschenden adeligen Familien; und als einst das samische Heer von einem siegreichen Kriegszuge heimkehrte, siel ev über die Machthaber her und tötete sie. Nicht lange danach — es war mit die Zeit, da Cyrns Persieu vou der Herrschaft der Meder befreite — erhob sich unter dem Volke ein unternehmender Mann, Polykrates, der mit seinen Brüdern Pantagnotns und Syloson einen Anhang unter den Bürgern gewann und bei einem öffentlichen Feste, als sich das ganze übrige Volk, wehrlos und unbesorgt, der Fröhlichkeit überlassen hatte, mit deu Waffeu iu der Hand herbeistürmte, die erschrockene Menge auseinander jagte, die Vorsteher der Insel tötete und mit Hülfe einer Anzahl von Kriegern ans der nahen Insel Naxos sich der Oberherrschaft über seine Mitbürger bemächtigte. Da er aber die Gewalt allein besitzen wollte, brachte er den einen seiner Brüder, Pantagnotns, nms Leben, den andern, Syloson, vertrieb er. Mit Hülfe fremder Söldner befestigte er seine Gewalt ; und indem er das gegen die Vornehmen feindselig gesinnte gemeine Volk für sich gewann, brachte er eine bedeutende Kriegsmacht zusammen, mit der er teils aus zahlreichen Kriegsschiffen Seeräuberei trieb, teils Inseln und Städte des Festlandes von Kleinasien unterwarf. Wo es etwas zu nehmen gab, streckte er die Hände danach aus, ohne zwischen Freunden und Feinden einen Unterschied zu machen. Denn, sagte er, wenn er dem Freunde etwas abnehme und es ihm wieder zurückstelle, so werde er sich demselben angenehmer dadurch machen, als wenn er es ihm niemals genommen hätte. Und so gebrauchte er seine Überlegenheit in den Waffen ohne Maß und Ziel und lauge Zeit gelang ihm alles auf wunderbare Art.
Durch deu Seehandel der Saurier wurde er mit dem ägyptischen Könige Amasis bekannt und, ohne jemals persönlich zusammenzukommen, schloßen die beiden miteinander deu Bund der Gastfreundschaft, den sie mit wechselseitigen Geschenken besiegelten. Als nun Amasis vernahm, daß sein Gastfreund immer reicher und mächtiger werde und daß derselbe nichts unternehme, was nicht mit dem glücklichsten Erfolge gekrönt sei, schrieb er ihm einen Brief, der also lautete: So spricht Amasis zu Polykrates: es ist erfreulich zu vernehmen, daß es einem geliebten Gastfreunde wohl ergehe. Aber mir will dein so gar großes Glück nicht gefallen, da ich
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Inhalt: Zeit: Antike
Gesetze Solons über die Pflichten zwischen Mern und Kindern. 39
sammluug erscheinen, keinen öffentlichen Tempel betreten, bei Festlichkeiten des Volkes keinen Kranz tragen: die bürgerliche Ehre war ihm genommen. Doch bedrohte dieses Gesetz bloß diejenigen Söhne, welchen die Väter Anleitung und Gelegenheit gegeben hatten ihren Unterhalt zu verdienen. Hatte der Vater diese seine Pflicht gegen den <5:ohn nicht erfüllt, so war der Sohn der Verbindlichkeit enthoben, für den Unterhalt des Vaters im hilflosen Alter Sorge zu tragen. Neben diesem Gesetze aber bestand noch ein anderes, wonach ein Mann, der überhaupt undankbar gegen seine Eltern befunden und dieser Undankbarkeit überwiesen wurde, wenigstens kein Staatsamt sollte bekleiden dürfen. Dagegen konnten erwachsene Söhne auf eine Untersuchung antragen, wenn die Väter durch Alter oder Krankheit geistesschwach geworden waren; und wenn dies bei der Untersuchung sich wirklich so ergab, so wurde dem Vater die Vermögensverwaltung abgenommen und er nach Befinden der Umstände sogar eingesperrt. Eine solche Klage gegen den Vater brachten die Söhne des -lichter* Sophokles an, beinahe zweihundert Jahre nach L-olons Gesetzgebung: sie wollten ihm die Verwaltung seines über dem Dichterberuf vernachlässigten Vermögens abgenommen wissen unter dem Vorwande, daß er geistesschwach geworden sei. Hierauf las der Dichter sein letztes Trauerspiel, Ödipus auf Kolonos, den Richtern vor und fragte, ob sie in demselben das Werk eines geistesschwachen Greises erkenneten; worauf diese voll Bewunderung für diese Dichtung die Söhne mit der Klage abwiesen.
Von Gesetzen, die früher schou eingeführt gewesen waren, ließ Solon vorzugsweise diejenigen bestehen, welche die Strafbestimmungen gegen Mörder enthielten. Etwa dreißig Jahre vor ihm waren andere Gesetze ebenfalls von einem Athener — Drako — gegeben worden, der aber darin gefehlt hatte, daß er nicht bloß für große Frevel und Verbrechen, z. B. den Totschlag, sondern auch für minder bedeutende Übertretungen, wie die Entwendung von Obst und Gartengewächsen, die Todesstrafe festgesetzt hatte. Seine Meinung hiebei war die gewesen, daß schon solche Vergehungen wirklich den Tod verdienten und daß man auch schwere Verbrechen und Unthaten darum eben auch nur mit dem Tode streifen könne, weil es keine härtere Strafe gebe. Wegen dieser übermäßigen Strenge der früheren Gesetzgebung pflegte man in späterer Zeit oft zu wiederholen, was der Redner Demades sagte: Drakos Gesetze find nicht mit Tinte, sondern mit Blut geschrieben gewesen. Nach kurzem Gebrauche hörte man ans jene Gesetze anzuwenden, ohne Zweifel eben darum, weil ihre Strafbestimmungen zu hart waren. Als nun Solon als Gesetzgeber auftrat,
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Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
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Erziehung des Volks zur Menschlichkeit.
behielt er zwar alles bei, was Drako zur Sicherstellung des Menschenlebens verfügt hatte, milderte aber die anderen Strafen und suchte überhaupt solche Ordnungen einzuführen, durch die er das Volk zur Menschlichkeit zu gewöhnen hoffen durfte. So verordnete er: wer in einem Tempel Schutz suche, der solle da unverletzt und unangefochten bleiben. Sott einem Toten soll man nicht Übles reden, selbst dann nicht, wenn man von einem seiner Kinder durch Schmähungen gereizt wird. Aber auch Lebenden soll man nichts Übles nachsagen, woferne man die Aussage nicht beweisen kann. Wer z. B. einem Mitbürger nachsagte, derselbe habe in der Schlacht seinen Schild weggeworfen und sei vor dem Feinde geflohen, .ohne die Wahrheit der Thatsache nachweisen zu können, der mußte, wenn der Mitbürger wegen Verleumdung klagte, eine ansehnliche Strafe zahlen. Fremdlinge soll man nicht beleidigen, sondern gastlich aufnehmen, Verirrten den Weg zeigen. Sklaven sollen das Recht haben, vor Gericht daraus zu dringen, daß ihr Herr, wenn er sie unbarmherzig behandelt, sie an einen menschlicheren Herrn verkaufe. Auch sollen Sklaven, indem sie sich selbst loskauften, ihre Freiheit erlangen können. Werden Einäugigen des einzigen Auges beraubt, soll beide Augen verlieren. Wer den Mitbürger beraubt, soll ihm den doppelten Wert des Geraubten ersetzen und zugleich noch das doppelte an den Staat entrichten. Wenn ein Fährmann, der zwischen dem attischen Gestade und der Insel Salamis Reisende hin und her führt, aus Ungeschicklichkeit sein Schiff umschlagen läßt, so soll ihm das Recht entzogen werden, Leute dorthin überzuführen. Dem Leichnam des Selbstmörders soll man die Hand, mit der er den Selbstmord ausgeführt hat, abhauen und diese abgesondert von dem Leichname begraben. Wer aber im Kriege verstümmelt worden ist, der soll auf Kosten des Staats erhalten werden. Desgleichen soll von Staats wegen für die Kinder und die Eltern derer gesorgt werden, welche im Kriege für das Vaterland gefallen sind: die Kinder soll man auf öffentliche Kosten erziehen. Während des Gastmahls soll man keinen lautern, sondern nur mit Wasser gemischten Wein trinken. Gegen Schlemmer und Trunkenbolde soll das oberste Gericht mit Strafen einschreiten. Dagegen soll der Mattn, welcher unter seinesgleichen durch Tüchtigkeit sich auszeichne ober dem Staate einen wesentlichen Dienst leiste, im Prytaneum, dem altert Rathause von Athen, gespeist werden. Auf dem Herde des Prytaneums brannte das ewige Feuer, auch das ewige Licht genannt, das man mit aller Sorgfalt zu nähmt bemüht war. Auf diesem Herde wurde das Fetter angezündet, welches Auswanderer aus Athen, die in der Ferne
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Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
Der Brückenbau. Xerxes und Pythius.
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die ganze Arbeit zertrümmerte. Der König, der nach persischen Religionsbegriffen glauben mochte, daß der dieses Wasser beherrschende Geist als Freund der Griechen seinem Eroberungszuge widerstrebe, befahl dem Meere in jener Wasserstraße dreihundert Geißelhiebe zu geben und ein paar Fußeisen in dasselbe zu versenken, wobei die damit Beauftragten sprechen mußten: „Du bitteres Wasser! das ist die Strafe, welche der Herr dir auferlegt, weil du ihn beleidigt hast, ungeachtet er dir nichts zu leide gethan hat. Und der König Terxes wird über dich weggehen, du magst nun wollen oder nicht. So bringt man denn dir mit Recht kein Opfer dar, da dn ein tückisches und salziges Gewässer bist." Zugleich wurden auf des Königs Befehl den Leitern des Brückenbaues die Köpfe abgeschlagen und andere bestellt, um neue Brücken zu bauen. Im Frühling des Jahres 480 v. Chr. brach Terxes von Sardes mit seinem ganzen Heere ans nach Abydns. Während des Aufbruchs trat bei heiterem Himmel eine Sonnenfinsterniß ein, so stark, daß völlige Dunkelheit entstand. Man befragte die Magier über das bedenkliche Vorzeichen; aber diese beruhigten den erschrockenen König dnrch die Erklärung, daß die Finsternis den Untergang der griechischen Städte bedeute: denn für die Griechen gälten die Zeichen, die an der Sonne geschähen, für die Perser jene am Monde. Jener Pythius aber, der in Celänä sich den Dank des Königs erworben hatte, war auch nach dieser Deutung noch voll Schreckeu über das böse Vorzeichen um seiner fünf Söhne willen, die er alle nach einem Gebote, welchem sich niemand entziehen bürste, zu dem Heereszug des Königs gestellt hatte. Im Vertrauen auf die bewiesene Ergebenheit, wie auf die Gnade des Königs erkühnte er sich daher, diesem seilt Alter und seine Lage, die einen kräftigen Beistand erfordere, vorzustellen und um Befreiung seines ältesten Sohnes von der Kriegspflicht zu bitten, während die vier jüngeren mitziehen sollten. Aber Terxes zürnte heftig und sprach: bit heilloser Mensch wagst es, während ich selbst nach Griechenland zu Felde ziehe und meine Söhne, Brüder, Verwandte nnb Freunde mitnehme, um deinen Sohn nachzusuchen — du mein Sklave, der mit seinem Weibe und dem gesamten Hause sich aufmachen sollte mir zu folgen? Deine Bewirtung rettet dich und deine vier anderen Söhne; aber mit das Leben des einen, um das es dir besonders zu thun ist, sollst du gestraft werden. Hiemit befahl er den ältesten Sohn des Pythius aufzusuchen, ihn sodann in zwei Hälften zu zerschneiden und je eine Hälfte an beide Seiten des Weges zu legen, auf dem das ganze Heer weiter ziehen sollte. Dieser Befehl wurde sogleich zur Ausführung gebracht.
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Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
Die Machtverhältnisse der beiden Parteien.
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Geschäften zurückkehrten. Die wohlhabenderen Bürger und die in Athen ansässigen Fremden zogen als Hoplüen ins Feld. Ihre Schntzwaffen waren Helm, Panzer, Schild und Beinschienen, ihre Trutzwaffen Lanze und Schwert. Als Reiter dienten mir die Bürger der beiden ersten Klassen. Athen hatte deren im Anfange dieses Krieges zwölfhundert. Geringe Bürger und Insassen dienten als Leichtbewaffnete, mit Bogen, Wurfspießen, Schleudern oder auch bloß mit Knütteln bewaffnet. Die Stärke eines jeden Heeres lag in den Schwerbewaffneten. In dieser Beziehung stand also Athen seinen Feinden bei weitem nach, da es nur von zwei Städten seiner Bundesgenossenschuft, von Platää und Naupaktus, und auch von diesen nur wenige Mannschaft dieser Art an sich ziehen konnte. Dagegen hatten die Athener eine Seemacht von dreihundert eigenen Kriegsschiffen; daneben konnten die Bundesgenossen auf den Inseln Chios, Lesbos, Za-kynthos und Korctjm, sowie die Verbündeten in Akarnanien ihnen zweihundert Kriegsschiffe stellen; dazn kamen ihre Unterthanen auf den Inseln des Archipelagus, an den Küsten Kleinasiens, Macedoniens und des Hellesponts, welche jährliche Steuern zahlen mußten. Die Peloponnesier konnten sich mit der Seemacht der Athener bei weitem nicht messen, wie diese wieder bezüglich der Landmacht sehr zurückstanden. Jene hatten auch keine gemeinschaftliche Kriegskasse und überhaupt geringere Geldmittel ; Athen dagegen hatte bei Beginn des Kriegs sechstausend Talente, bei 25 Millionen Mark, in seiner Schatzkammer, hatte den zehnten Teil dieser Summe als jährliche Steuer seiner Unterthanen zu beziehen und außerdem noch andere Hilfsquellen.
Perikles stand mit dem spartanischen Könige Archidamns, welcher an der Spitze der Peloponnesier in Attika einfallen sollte, in gastsrennd-schaftlichem Verhältnisse. Daher hielt er es für möglich, daß derselbe bei der Verheerung des attischen Gebietes aus Rücksicht auf dieses Verhältnis oder auch vielleicht nach einer von Hause mitgebrachten Anweisung seine Besitzungen verschonen möchte, um ihn so bei seinen Mitbürgern zu verdächtigen, als ob er mit den Feinden in geheimem Einverständnisse sich befände. Darum erklärte er in der Volksversammlung, Archidamns sei sein Gastfreund. Wenn aber derselbe die Pflanzungen und Gebäude der andern Athener verheere und die seinigen schone, so sollten sie hinfort nicht mehr sein Eigentum, sondern das des Staates sein. Er verband damit die wiederholte Ermahnung, das bewegliche Eigentum vom Lande iu die Stadt zu bringen, aber sich in keine Feldschlacht einzulassen, zu Lande sich auf die Verteidigung der Stadt und der Häfen, sowie der
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