323
243. Rittmeister Kurzhagen.
In dem Regimenté des berühmten, von Friedrich dem
Großen hochgeehrten Generals von Zielen stand anch ein Ritt-
meister, mit Namen Kurzhagen. Er war klug, tapfer und hatte
ein kindliches Gemüt. Seine Eltern waren arme Landleute im
Mecklenburgischen. Mit dem Verdienstorden auf der Brust rückte er
nach Beendigung des siebenjährigen Krieges in Parchim ein. Seine
Eltern waren von ihrem Dörfchen nach der Stadt gekommen, um
ihren Sohn nach Jahren wiederzusehen, und erwarteten ihn auf dein
Markte. 2 Als er sie erkannte, sprang er rasch vom Pferde und um-
armte sie unter Freudenthränen. Bald darauf mußten sie zu ihin
ziehen und aßen allzeit an seinem Tische, 2 auch wenn er vornehme
Gäste hatte.
Einst spottete ein Offizier darüber, ^daß Bauern bei einem
Rittmeister zu Tische säßen. *„Wie sollte ich nicht die ersten Wohl-
thäter meines Lebens dankbar achten?" war seine Antwort; „ehe ich
des Königs Rittmeister wurde, war ich ihr Kind." — Der brave
General von Zielen hörte von diesem Vorfalle und bat sich selbst
nach einiger Zeit mit mehreren Vornehmen bei dem Rittmeister zu
Gaste. Die Eltern des letzteren wünschten diesmal selbst, nicht am
Tische zu erscheinen, 2weil sie sich verlegen fühlen würden. 2als
man sich setzen wollte, fragte der General: ^„Aber, Kurzhagen, wo
sind Ihre Eltern? Ich denke, sie essen mit Ihnen an einem Tische!"
— Der Rittmeister lächelte und wußte nicht sogleich zu antworten.
Da stand Zielen auf und holte die Eltern selbst herbei; sie mußten
sich rechts und links an seine Seite setzen, und er unterhielt sich mit
ihnen aufs freundlichste. 2als man anfing, Gesundheiten auszubringen,
nahm er sein Glas, stand auf und sprach: ^Meine Herren, es gilt
dem Wohlergehen dieser braven Eltern eines verdienstvollen Sohnes,
^der es beweist, ^daß ein dankbarer Sohn mehr wert ist als ein hoch-
mütiger Rittmeister."
Später fand der General Gelegenheit, dein Könige von der
kindlichen Achtung zu erzählen, * welche der Rittmeister seinen Eltern
erwies, und Friedrich Ii. freute sich sehr darüber. 2als Kurzhagen
einst nach Berlin kain, wurde er zur königlichen Tafel gezogen.
„Hör' Er, Rittmeister," fragte der König, um seine Gesinnung zu
erforschen, „von welchem Hause stammt Er denn eigentlich? Wer
find Seine Eltern?" —- „Ew. Majestät", ^ antwortete Kurzhagen ohne
Verlegenheit, „ich stanune aus einer Bauernhütte, und meine Eltern
sind Bauersleute, *:mt denen ich das Glück teile, ^welches ich Ew.
Majestät verdanke."
„So ist's recht", sagte der König erfreut; Z,wer seine Eltern
achtet, der ist ein ehrenwerter Mann; *wer sie gering schätzt, ver-
dient nicht geboren zu sein."
(Pustkuchen-Glanzow.)
21*
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_dem
Großen Friedrich Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Mecklenburgischen Parchim Berlin
286
In eine Au kommt geritten,
Ein Glöcklein hört er erklingen fern:
Ein Priester war's mit dem Leib des
Herrn,
Voran kam der Meßner geschritten.
Und der Graf zur Erde sich neiget hin,
Das Haupt in Demut entblößet.
Zu verehren mit gläubigem Christensinn,
Was alle Menschen erlöset.
Ein Bächlein aber rauschte durch's Feld,
Von des Gießbachs reißenden Fluten
geschwellt,
Das hemmte der Wanderer Tritte;
Und beiseit legt jener das Sakrament,
Von den Füßen zieht er die Schuhe
behend,
Damit er das Bächlein durchschritte.
Was schaffst du? redet der Graf
ihn an,
Der ihn verwundert betrachtet. —
Herr, ich walle zu einem sterbenden
Mann,
Der nach der Himmelskost schmachtet;
Und da ich mich nahe des Baches Steg,
Da hat ihn der strömende Gießbach
hinweg
Im Strudel der Wellen gerissen.
Drum daß dem Lechzenden werde sein
Heil,
So will ich das Wässerlein jetzt in Eil
Durchwaten mit nackenden Füßen.
Da setzt ihn der Graf auf sein ritter-
lich Pferd
Und reicht ihm die prächtigen Zäume,
Daß er labe den Kranken, der sein
begehrt.
Und die heilige Pflicht nicht versäume.
Und er selber auf seines Knappen Tier
Vergnüget noch weiter des Jagens Begier :
Der andere die Reise vollführet.
Und am nächsten Morgen, mit danken-
dem Blick,
Da bringt er dem Grafen sein Roß
zurück,
Bescheiden am Zügel geführet.
Richt wolle das Gott, rief mit Demut-
sinn
Der Gras, daß zum Streiten und Jagen.
Das Roß ich beschritte fürderhin,
Das meinen Schöpfer getragen!
Und magst du's nicht haben zu eignem
Gewinst,
So bleib es gewidmet dem göttlichem
Dienst!
Denn ich hab es ja dem gegeben,
Von dem ich Ehre und irdisches Gut
Zu Lehen trage und Leib und Blut
Und Seele und Atem und Leben.
So mög auch Gott, der allmächtige
Hort, ,
Der das Flehen der Schwachen erhöret.
Zu Ehren euch bringen hier und dort,
So wie ihr jetzt ihn geehret.
Ihr seid ein mächtiger Graf, bekannt
Durch ritterlich Walten im Schweizer-
land!
Euch blühen sechs liebliche Töchter.
So mögen sie, rief er begeistert aus,
Sechs Kronen euch bringen in euer
Haus,
Und glänzen die spätsten Geschlechter!"
Und mit sinnendem Haupt saß der
Kaiser da,
Als dächt er vergangener Zeiten;
Jetzt, da er dem Sänger ins Auge sah.
Da ergreift ihn der Worte Bedeuten.
Die Züge des Priesters erkennt er schnell
Und verbirgt der Thränen stürzenden
Quell
In des Mantels purpurnen Falten.
Und alles blickte den Kaiser an
Und erkannte den Grafen, der das
gethan,
Und verehrte das göttliche Walten.
(Schiller.)
220. Das Schießpulver, die Magnetnadel und die Uhren.
Es ist bekannt, daß unser schwarzes Schießpulver aus 16 Teilen Salpeter,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
325
wusste, dass dies Gericht sein gutes Recht schützen werde.
Der König war ein gerechter Herr und konnte überaus gnädig
sein. Er liess von dieser Zeit an den Müller unangefochten
und unterhielt mit ihm eine friedliche Nachbarschaft.
(Hebel.)
245. Joseph Ii. von Östreich.
Zur Zeit des „alten Fritz" regierte die deutsche Kaiserin
Maria Theresia in Östreich. Sie hatte den Thron unter sehr
schwierigen Umständen bestiegen, wußte sich aber, von halb Europa
mit Krieg überfallen, so zu behaupten, daß sie nur wenige Ländereien
verlor. Das ihr vom „alten Fritz" genommene Schlesien konnte
sie bis an ihr Ende nicht verschmerzen. Obgleich sie eine ffuge und
energische Regentin, auch von klugen Ratgebern*) umgeben war, ge-
lang es ihr doch nicht, trotz aller Versuche, ihr „geliebtes Schlesien"
von dem tapfern Friedrich dem Großen zurück zu erobern. Als
Maria Theresia nach 40jähr. Regentschaft (1780) gestorben war,
ergriff ihr ältester Sohn Joseph Ii. mit kräftiger Hand die Zügel
der Regierung.
Joseph Ii. war ein schöner Mann, lebhaft und stillmild zu-
gleich, ein edler Charakter. Aus seinen blauen Augen leuchteten
Geist und eine Seelengüte, die ihn bis zu seinem letzten Atemzuge
nicht verlassen hat. — Keiner seiner Diener war so fleißig als er.
Schon frühmorgens und ohne Zögern ging er an die Arbeit. Alle
Leute, die ihn sprechen wollten, hörte er an und nahm ihnen eigen-
händig ihre Gesuche ab. Jede Bittschrift wurde rasch beantwortet,
und binnen 8 Tagen hatte jeder seinen Bescheid. Auf seinen Spa-
ziergängen begleitete ihn nur ein einziger Bedienter. Er lebte, aß
und trank höchst einfach. Wenn Gefahr war, z. B. Feuersnot, eilte
er stets zur Hülfe und griff eifrig mit an. Dann verteilte er Geld
unter die Leute; er ging überhaupt nie aus, ohne eine Summe von
300 Mark beizustecken, die im Laufe des Tages an Arme und Not-
leidende gespendet wurden. — Joseph liebte sein Volk und wünschte
von ihm geliebt zu werden. Seine Thätigkeit bezweckte immer nur
das Beste seiner Unterthanen; deshalb war es nicht zu verwundern,
daß sein Volk ihn im höchsten Grade verehrte und liebte. Nur der
Adel und die Geistlichkeit glaubte, ihn fürchten zu müssen. Er ver-
besserte die Lage der Juden, vernichtete, die letzten Spuren der Leib-
eigenschaft und zog eine Menge Klöster ein. Alle Zweige der Staats-
verwaltung, das Kirchenwesen, die Schulen, die Polizei, der Land-
bau re. wurden verbessert. Er regierte mit seiner Mutter in Ge-
meinschaft 15 Jahre, allein (d. h. nach deren Tode) nur 10 Jahre.
— Der wahrhaft edle Kaiser, der so viel Gutes schuf und so viel
Schönes gewollt, starb nach menschlicher Ansicht für sein Volk und
*) Insonderheit ist der eigentümliche, aber staatskluge Fürst Kaunitz zu
nennen. (D. V.)
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Joseph_Ii Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Joseph_Ii Joseph_Ii Joseph Kaunitz
288
sie sich auch nie so recht in die offene See hinauswagen, sondern mußten möglichst
immer die Küsten in Sicht behalten. Seit man aber den Kompaß kennen gelernt
hat, ist das alles anders geworden, und es giebt kein Meer, das jetzt noch dem
Schiffer unbekannt geblieben wäre. Ohne jenen sicheren Wegweiser würde man
schwerlich die Seewege in die neue Welt gefunden haben, und Amerika und Au-
stralien wären uns wohl noch heute unbekannte Länder.
Der deutsche Kaiser Karl V., von dem ihr aus der Reformationsgeschichte
mehr erfahren werdet, wollte seine letzten Lebenstage in Ruhe beschließen; deshalb
zog er sich in ein spanisches Kloster zurück, wo er, so wird über ihn berichtet, sich
mit Lesen, Singen, Uhrenmachen re. beschäftigte. Wenn ihr nun hier erfahret,
daß der kaiserliche Mönch in dem stillen Kloster mit der Nhrmacherkunst sich ver-
traut machte, so dürft ihr nicht annehmen, als ob er damit die Uhren erfunden
habe. Sand-, Wasser- und Sonnenuhren kannten bereits die alten Völker. Schon
ums Jahr 1000 mögen die Räderuhren erfunden sein, deren Erfinder man aber
nicht kennt. So viel ist aber gewiß, daß man bereits 400 Jahre vor Kaiser Karl V.
Zeit, d. h. im 12. Jahrhundert die Schlaguhren in Gebrauch hatte, daß im
13. Jahrhundert auch die Turmuhren allgemein wurden, und 1500 hat, wie man
annimmt, Peter Hele in Nürnberg die Taschenuhren erfunden, die längere
Zeit „Nürnberger Eier" hießen, weil sie anfangs rund, wie ein Ei waren. Be-
trachtet man dagegen die Uhrwerke der Jetztzeit, von der zierlichen Damenuhr an
bis zum aceurat gearbeiteten Regulator hinauf, so muß man sagen, daß die Uhr-
macherkunst seit Peter Hele's Erfindung ein Großes geleistet hat.
(Nach Kappe u. a.)
221. Die Buchdruckerkunst 1440.
Wer vor 500 Jahren gern ein Buch haben wollte, mußte es
sich, wenn er's nicht kaufen konnte, selbst abschreiben oder von Mön-
chen abschreiben lassen, und das kostete natürlich viel .Geld, eine
einzige Bibel 1000 Mark und darüber. Darum hatten damals auch
nur ganz reiche Leute Bücher; arme Leute konnten sich keine kaufen,
konnten auch selten lesen.
Um das Jahr 1420 kam man darauf, die Buchstaben einer
Seite im Buche verkehrt auf ein Brett zu schneiden, anzuschwärzen
und abzudrucken. Die Bücher wurden nun schon ein ganz Teil wohl-
feiler. Besonders druckte Lorenz Co st er zu Hartem in Holland
viele Bücher auf diese Weise, und darum behaupten auch die Holländer,
sie seien die Erfinder der Buchdruckerkunst. Eben so sagen aber auch
die Deutschen: Nein, wir sind es; ein Deutscher hat die Buch-
druckerkunst erfunden. Kurz nach Coster lebte nämlich in Mainz
ein Edelmann (1400 daselbst geboren) Johann von Sorgen loch
zum guten Berge, kurzweg Johann Gutenberg genannt.
Dieser schnitt die Buchstaben nicht auf einein Brette aus, sondern
auf die Köpfe von buchenen Stäben (daher: Buchstaben), band diese
Stäbchen zusammen, druckte sie ab und konnte sie dann nach dem
Gebrauche wieder aufbinden und zu andern Wörtern zusammensetzen.
Er wünschte seine Erfindung auszudehnen. Deshalb verband er sich,
da er selbst arm war, mit dem reichen Goldschmied Faust, und dieser
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Karl_V. Karl_V. Peter_Hele Peter_Hele's Lorenz Johann Johann_Gutenberg Johann
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Nürnberg Holland Mainz
289
zog noch einen Gießer, Peter Schöffer, mit in den Bund. Letzterer
erfand bald auch die gegossenen Lettern aus Blei und Zinn, und
nun druckten diese Männer in Gemeinschaft Bücher, zuerst Bibeln.
Doch dauerte die Herstellung der ersten gedruckten Bibel (1452)
volle 3 Jahre. Faust reiste dann im Lande umher und verkaufte
Bibeln, das Stück zu 200 Mark, und alle Welt erstaunte über den
billigen Preis. Die Mönche aber, die nun nichts mehr mit Ab-
schreiben verdienten, schimpften und sagten zum Volke: Faust steht
mit dem Teufel im Bunde, und die roten Buchstaben auf den
Titelblättern sind mit Menschenblut gefärbt.
Welch ein Segen für die Menschheit ist die Erfindung der
Buchdruckerkunst geworden! Wir schätzen es noch lange nicht hoch
genug, daß wir das teure Gotteswort anstatt früher für 1000, jetzt
für 2 Mark und darunter kaufen können, so daß selbst der Ärmste
unter uns, wenn er nur ernstlich will, sich in den Besitz einer Bibel
setzen kann. Traurig aber ist es, zu wissen, daß Gutenberg stets
mit Not und Sorgen zu kämpfen hatte und schließlich arm und ver-
lassen gestorben ist. Doch hat die dankbare Nachwelt ihm in seiner
Vaterstadt (1837) ein Standbild von Erz gesetzt. Gutenbergs
Druckergehülfen zogen in andere Städte und legten überall Druckereien
an. So ist denn die Buchdruckerkunst schnell verbreitet worden.
Doch müssen wir hier noch einer sehr wichtigen Erfindung ge-
denken, die in das Jahr 1300 fällt, ohne welche die Buchdruckerkunst
sicherlich nur langsame Fortschritte gemacht haben würde. Es ist die
Erfindung des Leinenpapiers durch einen Deutschen. Das Leinen-
oder Hanfpapier erschien bei uns 1318, indes hat man es auch in
Frankreich fast 50 Jahre früher gekannt. Vorher wurde das Papier,
allerdings weit weniger haltbar, aus Baumwolle hergestellt, und be-
reits im 12. Jahrhundert hat man in Spanien Papiermühlen gehabt,
in Italien im 14. Jahrh. — Die alten Ägypter haben schon gu
Mosis Zeit eine Art Papier aus der Papyrusstaude, einem schilf-
ähnlichen Gewächse, bereitet. Zu Davids Zeiten hatten die Israeliten
und benachbarte Völker aufgerollte Bücher von Tierhäuten, die später
mit Kalk gebeizt und geglättet wurden. Man nannte das so her-
gestellte Papier Pergament, nach der Stadt Pergamus in Klein-
asien, wo man die Kunst am besten verstand. Das Baumwollcn-
papier ist bereits vor Christi Geburt von den Indern erfunden worden.
(Kappe und nach andern.)
222. Wie es früher in den Städten ausgesehen hat.
Die Bewohner der Städte bestanden ursprünglich aus den freien Bauern,
welche Heinrich I. dahin berufen und mit mancherlei Vorrechten ausgestattet hatte.
Bald erwählten sie aus ihrer Mitte Schöppen oder Ratsherren und die Schult-
heißen, die miteinander die städtischen Angelegenheiten zu verwalten hatten.
Streitigkeiten schlichtete das Schöffengericht. Allmählich aber traten die Schöffen
zurück und „Bürgermeister und Rat" wurden die Häupter der Städte, die wiederum
unter dem Gerichte des Gaugrafen standen. Die Gaugrafen hatten außer dem
Schraep, Lese- und Lehrbuch Ii. 2. 19
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Personennamen: Peter_Schöffer Davids Christi Heinrich_I.
Extrahierte Ortsnamen: Gutenberg Gutenbergs Frankreich Spanien Italien Mosis
290
Gerichtswesen und der Verwaltung die Polizei zu üben und im Kriege die Mann-
schaft des Gaues anzuführen. Für die gerichtlichen Verhandlungen waren übrigens
dem Gaugrafen erfahrene Männer aus der Gemeinde als Schöffen bcigegeben.
Der Pfalz graf vertrat die Stelle des Kaisers im hohen Gericht; die Burg-
grafen standen einer königlichen Burg und dem dazu gehörigen Bezirke vor. Außer-
dem gab es unter dem Kaiser Mark-, Send- und Stallgrafen.
Als die Zahl der Bürger durch Zuzug vom platten Lande mehr und mehr
wuchs, blühte auch das Handwerk auf, und es bildeten sich Zünfte oder
Innungen. Die Zunftmeister wählten aus ihrer Mitte einen „Altmeister", der
in Versammlungen den Vorsitz führte. Uneinigkeiten wurden im versammelten
„Amte" vor der „Amtslade" entschieden. Jeder konnte in die Zunft als Lehrling
, eintreten, dann ward er Gesell, endlich Meister. Der Geselle mußte eine Zeitlang
wandern und später, um Meister zu werden, ein Meisterstück liefern. Bestand er
die Prüfung, so ward er unter vielen Feierlichkeiten als Zunftmeister aufgenommen,
wobei man strenge aus Ehre und einen guten Lebenswandel hielt. Auf Vorrechte,
Über- und Unterordnung, Erkennungszeichen des Handwerks rc. wurde strenge ge-
halten. Durch den Wetteifer der Meister, durch Ausbildung der Gesellen auf der
Wanderschaft und durch Ausstoßung der Pfuscher ward die Arbeit immer voll-
kommener, und der Handwerkerstand hob sich ungemein. So waren mit der Zeit
in den Städten 3 Stände entstanden: neben den Rittern, Adeligen und Vor-
nehmen (Stand der „Patricier") die Bürger, die kleine Güter in der Nähe
des Ortes hatten oder Handel trieben (Stand der „Freien") — und „Hörige
Leute" als dritter Stand, welcher Gewerbe oder Ackerbau trieb; es bildeten sich
also die Grundlagen aus, auf denen das heutige deutsche Leben ruht und ruhen
muß. Daß aber der ehrenwerte Handwerksstand durch den emporstrebenden Geist
der „Aufklärung" das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, d. h., mit der Verwer-
fung des früheren Zunftwesens auch das wirklich Gute der alten Zeit über
Bord geworfen hat, daran hat er nicht wohl gethan. In dem jetzigen „geordneteren
Lehrliugswesen" ist man bereits angefangen, den gemachten Fehler zu
verbessern.
Die ältesten deutschen Städte am Rhein und an der Donau waren römische
Niederlassungen, d. h. militärische Einrichtungen. Darauf entstanden aus Dörfern,
Meiereien oder aus Ansiedelungen um die Klöster und Burgen herum Städte, die
aber dann dem Herrn gehörten, auf dessen Grund und Boden sie standen. Solche
Städte wurden „Landstädte" genannt, im Gegensatz zu den „freien Reichsstädten",
die sich von ihren Grundherren losgemacht hatten und nur den Kaiser über sich
anerkannten. Aber das Aussehen der Städte um etwa 1300 darf man nicht mit
ihrem heutigen vergleichen. Wer am Morgen in ein Thor hineinging, be-
gegnete sicher dem Stadtvieh; denn der Bürger trieb auch Landbau, und selbst
die vornehmen Häuser hatten im Hosraume Viehställe. Schweine liefen in der
Straße umher, und auf abgelegenen Plätzen lagerten große Düngerhaufen. Vor
400 Jahren gab es noch viele deutsche Städte, die gar keinen Steindamni kannten;
nur die Hauptstraße der vornehmsten Städte war gedämmt. An den engen Gassen
standen die von Fachwerk und mit Strohdach aufgeführten kleinen Häuser, mit dem
Giebel der Straße zugekehrt. Doch mit dem wachsenden Wohlstand und der Ent-
wickelung aller Künste gewann auch das Wohnhaus an Ausdehnung und Behaglich-
keit. Es bildeten sich unter den Maurern und Steinmetzen besondere Verbindungen,
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
330
zosen blieben im Lande, bis die Summen bezahlt waren, und über-
wachten alles. Es war eine Zeit der Knechtschaft und der Thränen,
die über unser Vaterland hereinbrach; so manches edle deutsche Herz
ist darüber gebrochen, auch das der Königin Luise, deren Gleichen
kaum je einen Thron geziert hat. Einzelne Männer, welche zur Be-
freiung des Vaterlandes auf eigne Hand losbrachen, erlagen der Über-
macht. So der edle Major Schill, welcher in den Straßen Stral-
sunds fiel. Elf seiner Offiziere ließ Napoleon in Wesel, 14 Unter-
offiziere und Gemeine in Braunschweig erschießen, die übrigen Ge-
fangenen wurden unter die Galeerensklaven gesteckt. So führte
der Übermütige Krieg.
3. Solche schwere Zeit der Prüfung trug aber in Preußen
auch ihren Segen. Man erkannte, was versäumt war. Man hatte
die Drangsal als Gottes Gericht verstehen, sich unter seine Hand
beugen, auf sein Wort merken gelernt. Je härter der Druck, desto
größer die Sehnsucht nach Erlösung. Edle Männer traten auf.
Fichte entflammte die Herzen durch seine Reden; Jahn trachtete
die Jugend durch das Turnen zu einem kräftigen, neuen Geschlechte
zu erziehen. Dichter wie Arndt, Schenkendorf, Körner, Uhland,
Rückert u. a. entzündeten ein neu belebendes Feuer in den Herzen
der Vaterlandsfreunde. Zu den Worten kamen große Thaten. Der
größte Mann dieser Jahre der Wiedergeburt von 1808 an, wo die
Franzosen das Land verließen, war der Freiherr von Stein, der
die Verwaltung des Staates neu ordnete, die Gewerbesreiheit ein-
führte, die Grundsteuerfreiheit aufhob, Klöster und Stifter einzog
und die Geldwirtschaft verbesserte. Neben ihm hat Scharnhorst
mit andern weisen Männern, z. B. Gneisenau, Großes gethan. Er
schuf das Heerwesen und die Wehrkraft des Landes um, erfüllte die
Armee mit einem neuen Geist der Liebe zu König und Vaterland,
gab ihr tüchtige, gebildete Offiziere ohne Ansehen der Geburt, schaffte
Veraltetes ab und legte die Waffenpflicht dem ganzen Volke als
Ehrenpflicht auf. Durch List, denn die Augen des Feindes späheten
überall, erreichte man auch, daß das Heer weit'stärker wurde, als
gestattet war, indem man die eingeübte Mannschaft immer entließ
und neue Rekruten zu den Waffen rief. — Die Stiftung der Uni-
versität in Berlin 1810 ist das größte Zeugniß des Geistes und der
Kraft, welche in dieser Zeit der Not in unserm Vaterlande lebendig
geblieben war.
In demselben Jahre stand Napoleon auf dem Gipfel seiner
Macht. Ganz Europa außer England und Rußland lag zu seinen
Füßen, in Italien, Spanien, den Niederlanden und Westfalen saßen
seine Brüder und Verwandte auf den Königsthronen. Da unternahm
er 1812 einen Krieg gegen Rußland. Nie hatte Europa ein solches
Heer gesehen, wie sich durch Deutschland nach Osten wälzte, ein Heer
von 600 000 Mann Franzosen, Polen, Holländern, Schweden,
Deutschen, Italienern, Dänen, Spaniern, Portugiesen. Preußen
hatte 20 000 Mann stellen müssen.
(1 D. V. 2 u. 3 Preuß. Kinderfreund S. 185.)
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
Extrahierte Personennamen: Major_Schill Napoleon Jahn Arndt B._Gneisenau Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Wesel Braunschweig Berlin Europa England Italien Spanien Niederlanden Westfalen Europa Deutschland Polen Schweden
292
Über 500 Kaufleute beschaffen den Handel in alle Weltgegen-
den. Hamburg besitzt ein eigenes Gebäude, die Börse genannt, in
welchem die Kaufleute in den Mittagsstunden ihre geschäftlichen Zu-
sammenkünfte haben. Die Handelsschiffe führen uns eine Menge
Artikel vom Auslande zu. Aus Amerika befördern sie Kaffee, Tabak,
Baumwolle re., aus Rußland Pelzwerk, Hanf, Flachs, Leder re.,
aus Schweden und Norwegen Eisen, Bretter, Teer, Heringe re.,
aus Frankreich, Spanien, Italien und anderen südlichen Ländern
Wein, Citronen, Apfelsinen, Seidenwaren re., aus Ostindien Thee
und allerlei Gewürze u. s. w. Andererseits schickt auch Deutschland
Produkte ins Ausland, namentlich nach Amerika Leinwand, Wolle
und allerlei Gerätschaften von Eisen. — Im Jahre 1842 zerstörte ein
zehntägiges, schreckliches Feuer den dritten Teil der reichen und schönen
Handelsstadt. Prachtvolle Häuser, Straßen und Plätze sind nach dem
Brande in diesem Stadtteil entstanden. Hamburgs Tiergarten ist sehr
schön. Die Berlin-Hamburger Eisenbahn besteht seit 1846; auf
mecklenburgischem Boden wurde der erste Spatenstich zu der Bahn
am 6. Mai 1844 gethan.
Berlin, die Kaiserstadt, in einer großen sandigen Fläche und
zu beiden Seiten der Spree gelegen, hat sich mit wunderbarer
Schnelligkeit entwickelt. Die Bevölkerung hob sich namentlich nach
dem letzten Kriege (187%i), und ihre Zahl hat bereits die erste
Million weit überschritten, so daß also in Berlin etwa noch einmal
so viele Menschen leben, als in den beiden Großherzogtümern
Mecklenburg zusammen oder es ist nach der Einwohnerzahl 28mal
größer als Rostock. Einst ein armes Fischerdorf, von Albrecht dem
Bären (1106—1170), dem ersten Markgrafen der Mark Branden-
burg, als Stadt (nebst Spandau) gegründet — ist Berlin jetzt eine
Weltstadt. Und was für eine schöne Stadt! Durchgehends ist ihr
Aussehen ein neumodisches und ganz verschieden von dem alter Haupt-
und Handelsstädte. Unter den hunderten von Straßen sind nur
wenige eng und krumm; die herrlichste ist die unter den Linden,
72 Schritt breit und über 1000 Schritt lang, mit vier schnurge-
raden Linden- und Kastanien-Alleen bepflanzt — ein grüner Wald
inmitten der glänzendsten Straße der Residenz — und von der über
eine Stunde langen, ganz geraden Friedrichsstraße durchschnitten.
Wie reich ist die Stadt an Prachtgebäuden und öffentlichen Plätzen!
Am Ende der Straße „unter den Linden" besitzt Berlin einen Platz,
wie ihn wohl weiter keine Stadt der Welt aufzuweisen hat, einen
Platz, um welchen zu beiden Seiten mehrere Paläste, Museei:, eine
Kirche, die Universität, das Zeughaus und andere großartige Gebäude
liegen. Sobald mau durch das wunderschöne Brandenburger-
Thor in die Stadt tritt, hat man einen andern großen Platz,
Pariser Platz genannt, vor sich, der rings mit prächtigen Palästen
umgeben ist. Die Standbilder der großen Helden des preußischen
Staats gereichen den öffentlichen Plätzen und der Stadt §ur besonderen
Zierde. Das großartigste Denkmal ist das von Friedrich dem
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_dem
Bären Albrecht Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Amerika Schweden Norwegen Frankreich Spanien Italien Ostindien Deutschland Amerika Hamburgs Berlin Berlin Rostock Spandau Berlin Berlin
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eingeschlafen". Die eheliche und häusliche Innigkeit des hohen Paares wurde
durch das Unglück nur befestigt. Wie trefflich verstand cs „seine liebe Luise" den
in sich gekehrten Gemahl aufzurichten und zu ermutigen. Ihre Kinder waren
ihre größten Schätze, und ihre Augen ruhten angesichts der trüben Zeit voll Hosf-
nung auf ihnen.
Im Jahre 1808 machte das Königspaar einen Besuch in Petersburg. Alle
ihr dort gebrachten Huldigungen vermochten jedoch der Königin keine unbefangene
Freude mehr zu bereiten; sie fühlte, daß ihr Reich nicht mehr von dieser Welt
sei. Schon in Petersburg war sic von Unwohlsein ergriffen worden; den ganzen
Sommer 1809 hindurch fühlte sic sich leidend. Am Ende des Jahres wurde
endlich ihre Sehnsucht erfüllt, wieder nach Berlin zurückkehren zu können. Es
war ein Triumphzug, und aller Orten wurde dem Königspaare der rührendste
Empfang zuteil. Diese Reise und der Besuch bei ihrem Vater, dem Herzoge von
Mccklenburg-Strelitz. waren die letzten Sonnenblicke für die Leidende. Es war ihr
langjähriger Wunsch gewesen, noch einmal am väterlichen Hofe einen Besuch zu
machen. Dieser Wunsch wurde ihr im folgenden Sommer erfüllt. Ihre Um-
gebung ward aber leider! bald gewahr, daß das Antlitz der Leidenden deutlich den
Todeskeim zeigte. Sie erkrankte bedenklich. Husten. Fieber und eine große Mattig-
keit waren eingetreten, und plötzlich stellte sich auch ein heftiger Brustkrampf ein.
Der König wurde von Berlin gerufen und traf mit seinen beiden ältesten Söhnen
ein, dem späteren Nachfolger Friedrich Wilhelm Iv. und Wilhelm, unserm jetzigen
Kaiser; ersterer war damals 15, letzterer 13 Jahre alt. Es war die letzte Freude
für die Sterbende, noch einmal ihre Lieben zu sehen. Der König war gebrochen
von Schmerz; schon wenige Stunden nach seiner Ankunft trat wieder ein heftiger
Krampfanfall ein; kurze Zeit darauf bog die Königin sanft das Haupt zurück und
schloß die Augen, ausrufend: „Herr Jesus, mach es kurz!" Noch einmal atmete
sie auf. und mit diesem stillen Seufzer endete ihr Leben. Der König drückte
seiner Luise die Augen zu, — seines Lebens Sterne, die ihm auf seiner dunklen
Bahn so treu geleuchtet.
Der tiefste Schmerz eines ganzen Volkes begleitete den Leichenzug nach
Berlin und nach Charlottcnburg, wo ihr der edle Gemahl in dem berühmten
Mausoleum eine Ruhestätte bereitet hat. wie sie ihrer und seiner würdig ist.
Auf einem Sarkophage ruht die schlafende Königin unvergleichlich schön vom Bild-
hauer Rauch in Marmor geschaffen. Tausende pilgern jährlich dahin in dankbarer
Erinnerung an die „unvergeßliche Luise." Für die königliche Familie aber ist der
Todestag der edlen Entschlafenen noch heute ein Bet- und Gedenktag an die früh
Verklärte. (Nach Eylert.)
250. Die geraubte Blume.
Die schöne Pfaueninsel, auf welcher Friedrich Wilhelm Iii. viele seltene
Tiere und Pflanzen unterhalten und pflegen ließ, war zu seiner Zeit ein beliebter
Besuchsort für die Bewohner von Potsdam und Berlin, denen wie jedem Frem-
den der Zutritt zweimal in der Woche gestattet war.
Einst hatte die Kaiserin von Rußland ihrem hochverehrten Vater eine wun-
derschöne Blume geschickt. Sie war von angenehmem Dufte und entfaltete unter
der Hand des kunstsinnigen Hofgärtners eine' seltene Farbenpracht. _ Der König
hatte "seine Freude an dieser seltenen Blume, betrachtete sie^ oft in seiner stillen
Gemütlichkeit und nannte sie nach seiner geliebten Tochter. So oft er in dieser
Zeit nach der Pfaueninsel kam. wo er gern weilte, pflegte er gleich beim ersten
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Extrahierte Personennamen: Mccklenburg-Strelitz Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm Jesus Luise Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Petersburg Petersburg Berlin Todeskeim Berlin Berlin Charlottcnburg Potsdam Berlin
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für seinen Plan zu gewinnen. Er erhielt drei kleine Schiffe. Damit sollte er
seine Entdeckungen machen.
Am 3. August 1492 segelte er von der spanischen Küste ab. Es erhob sich
ein Ostwind, welcher die Schiffe pfeilschnell nach Westen trieb. Als er nun aber
aus dem weiten Meere immer weiter vorwärts ging, da verloren die Schisssleute
den Mut. Nur Kolumbus ließ sich den Glauben nicht rauben. Er stand un-
ermüdlich aus dem Verdecke und ließ das Senkblei in das Meer hinab, um die
Tiefe desselben zu messen. Bei wem er Traurigkeit bemerkte, dem redete er freund-
lich zu. Am 1. Oktober waren die Schiffe schon 700 Seemeilen von der Heimat
entfernt. Die Sonne ging aus und wieder unter, und noch zeigte sich nichts als
Meer und lauter Meer. Die Angst der Schiffsleute stieg von Tag zu Tag. Man
wurde aus Kolumbus ergrimmt. Sie redeten ihm zu, er möge doch umkehren.
Als er aber fest bei seinem Entschlüsse blieb, drohte man, ihn über Bord zu werfen.
Doch Kolumbus ließ sich nicht irre machen. Da gewahrte er Rohr und einen
Baumast mit roten Beeren. Er begrüßte dies als Anzeichen, daß Land nahe sei.
Daher befahl er, als die Sonne unterging, daß auf dem Mastkorbe sorgfältig
Wache gehalten werde, um nicht bei Nacht aus Klippen aufzulaufen. Kein Auge auf
dem Schiffe schloß sich. Zwei Stunden nach Mitternacht am 12. Oktober erscholl ein
Kanonenschuß und der Ruf: „Land!" „Land!" Die Schisssleute fielen einander
vor Freude in die Arme und stürzten dem Kolumbus zu Füßen. Es ertönte das
Danklied: „Herr Gott, dich loben wir." Als der Morgen anbrach, sah das Schisss-
volk vor sich eine schöne, grüne Insel liegen. Mit Sonnenaufgang bestiegen sie die
Böte und ruderten dem Lande zu. Kolumbus war der erste Europäer, der die
neue Welt betrat. Die Insel wurde von ihm San Salvador (Land des Erlösers)
genannt. Bei den Eingeborenen hieß sie Guanahani. Anfangs glaubte er, daß
die Insel zu Indien gehöre. Daher nannte er diese und die andern Inseln West-
indien, während jenes zum Unterschiede Ostindien genannt wurde. Erst später
ward er gewahr, daß es ein neuer Erdteil sei, den er entdeckt habe. — Er hat
für seine große Entdeckung wenig Dank geerntet. Selbst den Namen erhielt der
neue Weltteil nicht von ihm, sondern von einem gewissen Americus Ves-
pucius, der das neue Land zuerst beschrieb. Gebeugt von Mühseligkeiten, ent-
schlief er als 70jähriger Greis 1506 mit den Worten: In deine Hände befehle
ich meinen Geist!
(Kappe und nach andern.)
225. Kolumbus.
„Was willst du, Fernando, so trüb und
bleich?
Du bringst mir traurige Mär!"
Ach, edler Feldherr, bereitet euch!
Nicht länger bezähm' ich das Heer!
Wenn jetzt nicht die Küste sich zeigen will,
so seid ihr ein Opfer der Wut;
sic fordern laut wie Sturmgebrüll
des Feldherrn heil'ges Blut.
Und eh' noch dem Ritter das Wort
entslohn,
da drängte die Menge sich nach,
da stürmten die Krieger, die wütenden,
schon
gleich Wogen ins stille Gemach,
Verzweiflung im wilden, verlöschenden
Blick,
aus bleichen Gesichtern der Tod. —
Verräter! wo ist nun dein gleißendes
Glück?
Jetzt rett' uns vom Gipfel der Not!
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Extrahierte Personennamen: August Kolumbus Kolumbus Kolumbus Kolumbus Kolumbus Kolumbus