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Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
Tetradrachme von Athen.
Auf der Vorderseite der Kopf der Athene, auf der Rückseite die drei Anfangsbuchstaben des Namens von Athen Aq E und drei Archonten-immcn; ferner die der Athene heilige Eule, auf einer Vase stehend; ein Caducens, Ölkranz und das Münzzeichen £ (p.
Truck der C. H. Beck'schen Bnchdruckerei in Nördlingen.
(Alle Rechte vorbehalten.)
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Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
dtefomtierfuctje des Ägis in <Lparta.
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Zurückführung auf die Grundlage der alten lykurgischen Verfassung wieder zu heben. Der junge König Agis, der dritte dieses Namens, begann damit, daß er sich selbst von der Weichlichkeit und Üppigkeit, in welcher er nach der längst eingedrungenen Unsitte aufgezogen worden war, mit männlichem Mute losriß und in der nüchternen Einfachheit lebte, durch die Sparta vormals groß geworden war; und viele Jünglinge folgten diesem erhebenden Beispiele ihres Königs. Auch seine Mutter und Großmutter ließen sich von ihm bewegen, der großen Reform, die er beabsichtigte, die schwersten Opfer zu bringen: gleich ihm verzichteten sie zu Gunsten des Staates aus alle ihre großen Besitztümer; denn er wollte zunächst durch neue Verteilung des in wenige Hände geratenen Bodens die ehemalige Gleichheit des Besitzes unter den altspartanischen Familien, dem herrschenden Volksstamme, wieder herstellen und auch deu freigeborenen Unterthanen, den Periökeu, wieder Landeigentum verschaffen. Für die Spartaner sollte wieder, wie in alter Zeit, das Waffenhandwerk, für die Periöken der Anbau des eigenen Ackers die tägliche Beschäftigung werden, und als freie Grundeigentümer sollten die Periöken wieder mit den Spartanern ins Feld ziehen. Ehe aber die neue Landverteilung ins Leben trat, beredete den König Agis sein Oheim Agesilans, ein einflußreicher, aber verschuldeter Mann, daß die beabsichtigte Reform nur durch Aufhebung aller Schulden ausgeführt werden könne; es wurden darum an einem Tage alle Schuldscheine auf dem Markte von Sparta verbrannt und alle in Haft befindlichen Schuldner für frei erklärt. Als nun im I. 241 der achäische Bund Sparta aufforderte in Gemeinschaft mit seinem Heere einen drohenden Einfall der Ätoler abzuschlagen, zog Agis mit dem Heere von Sparta nach der Landenge von Korinth. Seine Krieger waren voll Freudigkeit, da ihr Los durch die Schuldentilgung schon jetzt verbessert war und die in Aussicht stehende neue Landverteilung ihnen nach der Heimkehr eiu glückliches bürgerliches Dasein verhieß. Überall, wohin er ans dem Marsche kam, bewunderte man die ruhige und ernste Haltung des spartanischen Heeres und vor allem den jungen König, welcher in kürzester Zeit eine so außerordentliche Änderung hervorgebracht hatte. Aber der achäische Kriegsoberste Aratus, der sich mehr und mehr als einen Manu von kleinlichem Geiste zu erkennen gab, wollte den Ruhm einer großen Waffenthat nicht mit Agis teilen. Er schickte ihn und das Heer nach Sparta zurück, ohne sich fürs erste in ein Gefecht mit den Ätolern einzulassen, und gewann erst nach dem Abzug der Spartaner durch einen wohl überlegten Überfall einen Sieg über die Feinde. Als Agis heim-
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Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
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Solon wird Archon. (594 v. Chr.)
Zeitbestimmungen, in öffentlichen und Privaturkunden, wurde auch das Jahr durch den Namen dieses ersten Archon bezeichnet, weshalb derselbe auch der namengebende, Archon Eponymos, genannt wurde. Was demnach im Jahre 594 vor Christo — denn in diesem war Solon erster Archon — in Athen von öffentlichen Urkunden ausgefertigt wurde, begann mit der Zeitbestimmung: unter dem Archon Solon ist dies und dies geschehen oder ausgemacht worden. Neben dem ersten Archon war der zweite und der dritte der vornehmste: der zweite hatte alles, was den Gottesdienst und die Heiligtümer betraf, der dritte das Kriegswesen und die Verhältnisse mit den Auswärtigen zu besorgen. Die sechs übrigen Archonten hatten meistenteils mit Rechtssachen zu thun. Keiner der neun Archonten blieb länger als ein Jahr in seinem Amte. Während der Amtsführung verlangte mau vou jedem Beamten, besonders aber von dem Archon als dein vornehmsten Beamten völlige Unbescholtenheit des Lebens. Wenn ein Archon in trunkenem Zustande getroffen wurde, so galt dies als ein todeswürdiges Verbrechen. Auch mußte jeder Archon nach Ablauf seines Amtsjahres vor einer besonders dazu bestellten Behörde Rechenschaft über seine Verwaltung ablegen. — Solon wurde mm durch die vereinigten Stimmen seiner adeligen Mitbürger mit der ausdrücklichen Bestimmung znm Regenten des Staats gewählt, daß er neue Gesetze für Athen geben und daß es ihm zu diesem Ende frei stehen solle, alle Staatseinrichtungen, auch die Gerichtshöfe, nach eigenem Ermessen zu bestellen. Bei dieser Vollmacht gab es Leute genug, die den neuen Archon antrieben weiter zu gehen und die Gewalt, welche er auf ein Jahr empfangen hatte, sich für immer zu sichern, indem er sich znm unumschränkten Herrn von Athen machte. Seine Freunde versprachen ihn dabei zu unterstützen und stellten ihm vor, wie schwer es mit einer beschränkten und kurzen Amtsgewalt sei, ein so großes Werk zu stände zu bringen und eine neue Verfassung und Gesetzgebung zu schaffen und einzuführen, während ein Alleinherrscher nur zu gebieten brauche, um alles Heilsame und Nützliche in kurzer Zeit herzustellen und zu befestigen. Doch Solon verschmähte es, eine gute Absicht durch ein unrechtes Mittel zu erreichen. Er glaubte, daß man nicht ungesetzlich handeln dürfe, um den gesetzlichen Zustand herbeizuführen: und so beschränkte er sich aus diejenige Gewalt, welche er als Archon und durch den Auftrag seiner Mitbürger besaß.
Die Verschuldung der meisten Bürger von Athen war das größte Übel, an dem das Gemeinwesen litt: und so fing Solon auch gerade hier mit seinen Verbesserungen an, indem er eilt Gesetz vorbereitete, durch wel-
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Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
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Tie Machtverhältnisse der beiden Parteien.
ihretwegen nachzugeben. Er sei eines guten endlichen Erfolges bei Beobachtung dieser Grundsätze so gewiß, daß er viel mehr Furcht vor Übereilungen empfinde, die in der Stadt vorkommen könnten, als vor dem, was etwa die Feinde im Schilde führten. Er trage darauf an, die For-deruugeu Spartas zurückzuweisen, übrigens aber zu erklären, daß man zu einem rechtlichen Austrag bereit sei und keinen Krieg anfangen, einem Angriff aber begegnen werde. Ganz nach diesem Antrage wurde der Beschluß vou der Versammlung gefaßt und den Gesandten geantwortet, welche hierauf die Stadt verließen. Das Volk, für Perikles jetzt wieder begeistert, dem es von neuem alles anvertraute, ahnte die schweren Drangsale nicht, welche bald über die Stadt kommen sollten: wie es anch nicht dachte, daß es in kurzer Zeit denselben Mann, in dem es jetzt den Retter seiner Ehre bewunderte, als den Stifter alles Unheils verwünschen werde.
Der Krieg, welcher jetzt — 431 v. Chr. — ausbrach und mit geringer Unterbrechung sieben und zwanzig Jahre dauerte, heißt der pelo-ponuesische Krieg. Denn mit Sparta, dem vornehmsten Staate der Halbinsel, waren alle Völkerschaften derselben, ausgenommen die Argiver und Achäer, gegen Athen verbunden. Dazu kamen noch andere Feinde Athens: die böotischen Städte, unter denen Theben besonders erbittert war, wogegen Platää seiner alten Freundschaft für Athen treu blieb; dann Me-gara mit seinem Gebiete, die Landschaften Lokris und Phocis; auch korinthische Pflanzstädte auf der Westseite von Griechenland. Mit diesen seinen Verbündeten konnte Sparta ein Landheer von sechzigtausend Schwerbewaffneten oder Hopliten aufstellen, welchem Athen mit seiner Landmacht auf keine Weise gewachsen war. Denn seine waffenfähigen Bürger machten nicht die Hälfte dieser Mannschaft aus; und von dieser waren nur dreizehntausend Mann eigentlich im Felde zu verwenden, während sechzehn-tausend Mann, die jüngsten und die ältesten Mannschaften, bloß zur Verteidigung der Mauern gebraucht werden konnten. In Sparta nämlich wie in Athen und den andern freien Staaten war um jene Zeit noch jeder Bürger vom Eintritt ins männliche Alter an auch Krieger; die Verheiratung änderte nichts an dieser Verpflichtung; nur das Greisenalter vom sechzigsten Jahre an, dann Gebrechlichkeit, auch gewisse Berufsarten und Beschäftigungen gaben Freiheit vom Kriegsdienste, wie z. B. in Athen das Amt des Ratsherrn ober die Beschäftigung mit dem Seehandel. So bestanden die Heere damals aus Bürgern, denen das Waffenhandwerk kein besonderer Berns war luib die nach dem Feldzuge zu ihren Familien und
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Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
i 74 Tie Herrschaft des Adels in Athen vor Solmt.
würde er die Athener zu besseren Menschen gemacht haben, als sie vor ihm waren. Er aber hat sie mit seinen Geldspenden faul, furchtsam, geschwätzig und habgierig gemacht." Und daß sie am Ende seiner Verwaltung unbändiger und ungerechter waren als im Anfang derselben, das mußte er selbst erfahren. Er selbst zwar vermochte dieses Volk, dessen Leidenschaften er znr Erreichung feiner Zwecke angefacht hatte, zu leiten und, wo es not that, im Zaume zu hatten; aber es konnte ihm nicht verborgen bleiben, daß der Keim des Verderbens in dem Dünkel, der Gennßsncht und der Härte seiner Mitbürger gegen die Bundesgenossen lag, Fehlern, zu denen er dieselben angeleitet hatte, und daß feiner dem Verderben steuern konnte, wenn er nicht so gewaltigen Geistes war, wie er selbst.
Wie überall in alter und neuer Zeit, so wohnten auch in Athen Vornehme und Geringe, Arme und Reiche zusammen, und die Vornehmen und Reichen lebten der Meinung, daß sie zum Regieren, die andern aber zum Gehorchen da seien. Es waren adelige Geschlechter da, deren eines sogar von dem letzten Könige Kodrus abstammte; ein anderes derselben, die Enmolpiden, besaß die höchste priesterliche Würde erblich. Dieser Adel war in den Zeiten vor Solon im Besitze nicht nur des größten Teils der Ländereien, sondern auch der höchsten Ehren und Würden, so daß keiner vom Bürger- und Bauernstande zu Ansehen und Macht gelangen konnte. Aber, wie es zu geschehen pflegt, manche ans dem Volke, die durch Betriebsamkeit und Glück wohlhabend geworden waren, strebten auch nach den Ehren und Würden, die der Adel bis auf Lolon für sich allein behalten hatte; und an Mißbrauch der Gewalt vou Seiten des Adels gegen das gemeine Volk fehlte es auch uicht, wodurch der Bürger und namentlich die ärmere Klasse gereizt wurde zu fragen, welches Recht denn der Adel über sie habe, und durch Verbindungen sich gegen dessen Bedrückungen zu wahren. Hieraus entstanden um Salons Zeit jene Feindseligkeiten der verschiedenen Stände in Athen, welchen man durch eine neue billige Gesetzgebung und Verfassung ein Ziel zu setzen gedachte. Zweierlei, sagt Aristoteles, veranlaßt den meisten Hader in den Freistaaten und dadurch Umwälzungen ihrer Verfassung; einmal, wenn die, welche in einer Hinsicht den andern gleichstehen, denselben in allen Stücken gleichgestellt sein wollen; zweitens, wenn die, welche in einer Hinsicht den andern nicht gleichgestellt sind, in keinem Stücke mehr denselben gleichstehen wollen. Das geringe Volk in Athen stand dem Adel gleich in einem Stücke: es wohnte mit ihm in derselben Stadt und führte
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Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
Übergang zur Demokratie bor Solon.
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denselben gemeinschaftlichen Namen. Nun wollte es aber auch im übrigen, d. i. in der Ehre, der Gewalt und dem Besitze demselben gleichstehen. Der Adel stand weit über dein Volke in der Ehre. dem Reichtum und der Macht: war demselben also ungleich. Er wollte aber auch im Rechte und in der Befugnis ungleich sein, nicht nach Gesetzen, sondern mit Willkür über das arme Volk herrschen. Und so gab es schon in jener alten Zeit Kämpfe geling, bei denen bald die eine, bald die andere Seite die Oberhand hatte, bis der Tyrann Pisistratus, welcher sich an die Spitze der geringeren Klasse gegen die Reichen und Vornehmen gestellt hatte, alle zusammen unter seine Gewalt brachte. Indessen war die Gewalt des Pisistratus und seiner Söhne über Atheu nur vorübergehend. Er selbst ließ Solons Gesetzgebung bestehen, dnrch welche in dem Verhältnis der verschiedenen Stände in Athen eine große Veränderung eingeleitet und begonnen war. Denn jene Regierung der Adelsgeschlechter über Stadt und Land war eine Aristokratie: Solons Gesetzgebung aber legte den Grund zur Volksregierung oder Demokratie. Bis zu jener Zeit konnten nur diejenigen Archonten, Richter und überhaupt höhere Staatsbeamte sein, welche vou den altadeligen Häusern abstammten. Solons Gesetzgebung teilte das Volk ohne Unterschied und unabhängig von den vier Stämmen oder Phylen, in welche seit den ältesten Zeiten die gesamte Bevölkerung Attikas eingeteilt war, und ebendarum mit Einschluß des Adels in vier Klassen, und zwar nicht nach der Herkunft, sondern nach dem Vermögen. In der obersten Klasse waren diejenigen, welche von ihren Landgütern einen jährlichen Ertrag von fünfhundert oder mehr Scheffeln hatten. Zur zweiten Klasse wurden die gerechnet, deren Felder jährlich zwischen dreihundert und fünfhundert Scheffeln ertrugen und die ein Pferd halten konnten, um dem Staate, wenn es Krieg gab, als Reiter zu bienen: weshalb sie auch Ritter genannt wurden. Wer einhundert und fünfzig bis dreihundert Scheffel von seinem Grundeigentum erntete und ein Gespann von Ochsen, Pferden oder Maultieren zum Pflügen halten konnte, gehörte zu der dritten Klasse; zu der vierten endlich alle, deren Grundstücke noch weniger ertrugen. Vermöge dieser Einteilung des ganzen Volks nach dem Besitze konnte jeder Bürger, wenn er nur einen wirklichen Athener zum Vater und ebenso eine Athenerin zur Mutter hatte, in der obersten Klasse gleichen Rang mit dem Manne vom ältesten Adel einnehmen, wenn er den geforderten Ertrag seines Grundeigentums nachwies. Ebenso konnte der Altadelige, wenn er im Vermögen herabgekommen war, in eine niederere Klasse versetzt, der geringe Mann
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Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
22 Das Leben der Männer in Sparta; die Tischgeiwssenschaften.
leben als der Knabe und Jüngling. Lyknrgns hatte dafür gesorgt, daß feine Bürger, ohne durch hänsliche Geschäfte gehindert zu sein, ihre Zeit der Übung in kriegerischen Fertigkeiten, der Aufsicht über das heranwachsende Geschlecht und dem öffentlichen Dienste widmen konnten. Keiner durfte eiu Handwerk oder sonst ein Geschäft treiben, das auf Gelderwerb abzielte. Gleich zu Anfang der von Lykurgus vorgenommenen Umwandlung aller Verhältnisse soll das Feld um Sparta her in neuntausend Teile geteilt worden sein, wovon jeder Bürger, der seinen eigenen Hausstand gründete, einen Teil bekam; ebenso wurde nach einer Überlieferung der des Anbaues fähige Grund und Boden im ganzen übrigen Lande in dreißigtausend Teile für diejenigen Bewohner Lakonikas, welche nicht Bürger der Stadt und in gewisser Art Unterthanen der Spartaner tt i n,arett' aömm. Die Spartaner empfingen ihre Grundstücke, um davon
zu leben, nicht aber, um sie selbst zu bearbeiten: dies mußten die Sklaven thun. Das Haus und der Hausrat mußte so einfach sein, daß auch diese Dinge dem Hausvater oder dem erwachsenen Sohne keine Sorge noch Arbeit verursachten. Gold- linb Silbermünzen setzte Lyknr-gus unter Androhung ernstlicher Strafe für denjenigen, bei welchem man solche fände, außer Umlauf und führte eisernes Geld ein, so groß und so schwer, daß man, um eine Summe von etwa 700 Mark aufzubewahren, eines bedeutenden Raumes und, um sie in die Hände eines andern zu bringen, eines angespannten Wagens bedurfte. Dadurch bewirkte er, daß das Geld keinen Menschen zum Diebstahl oder Raub verlockte, daß auch keiner den andern mit Geld bestechen konnte, auch daß fremde Händler gar keine Lust mehr hatten, kostbare und üppige Ware ins Land zu bringen. Um Weichlichkeit und Genußsucht im Essen und Trinken ferne zu halten, traf Lykurgus die Veranstaltung, daß alle Männer öffentlich in (lum- Gesellschaften von je fünfzehn miteinander speisten. Wer daheim bei seiner zum Essen blieb, von dem glaubte man, er wolle sich nur gütlich thun und habe allerlei besondere Gelüste, die ihm vor den andern Schande gemacht und am öffentlichen Tische keine Befriedigung gefunden haben würden. Ja man merkte bei Tische darauf, wenn einer der Tifchgenoffen keine Eßlnst zeigte, und schalt ihn darüber, weil dies so aussah, wie weitn er, zu leckerhaft für die gemeinsame Kost, vorher schon zu Hause sich gesättigt hätte. Nur wenn man vom Opfer ober von der Jagd einen Braten heimgebracht hatte, bürste man zu Haufe essen. Jcboch mußten andere von der gewöhnlichen Tifchgenoffenfchaft auch batet fein uitb es war Sitte, in biefem Falle vom Hanse aus etwas von den Fleischgerichten an
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Inhalt: Zeit: Antike
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Solons Jugendzeit.
durch eine Verzögerung, welche dieses Vorhaben durch ungünstige Opfer, zeichen erfuhr, dem Könige von Sparta von demselben Mitteilung. Die Antwort des Königs, welche mit dem heimkehrenden Boten in die Hände von Feinden des Aristokrates siel, die mißtrauisch geworden demselben aufgelauert hatten, lieferte den Beweis seiner früheren und jetzigen Schuld. Entrüstet steinigte ihn das eigene Volk zur Sühne für die von ihm zweimal Verratenen und verweigerte ihm das Begräbnis im heimischen Boden. Aristomenes aber wanderte mit einer kleinen Schar nach der Insel Rhodus aus, auch dort mit Gedanken der Rache bis zu seinem Tode beschäftigt; andere zogen gegen Westen auf den Spuren der nach dem ersten Kriege Ausgewanderten nach Rhegium und von da nach der gegenüberliegenden Stadt Zankte, die nach ihnen den Namen Messene erhielt. Die im Lande Zurückgebliebenen verfielen dem traurigen Lose von Heloten, d. i. Leibeigenen des spartanischen Staates oder mußten wenigstens von dem Lande, das sie bisher als freie Eigentümer bebaut hatten, den Lacedämouieru zum Zeichen ihrer Abhängigkeit Zins bezahlen.
Dies war der Verlauf der messenischen Kriege, wie ihn — freilich mit vielen Fabeln ausgeschmückt — die Alten erzählten.
Drittes Kapitel.
Die Gesetzgebung des Salon in Athen.
Um das Jahr 638 wurde in Athen Solon geboren als das Kind angesehener Eltern. Sein Vater besaß einiges Vermögen, verringerte aber dasselbe sehr durch allzugroße Freigebigkeit. Daher mußte sich Solon nach dem Tode des Vaters nach einer Beschäftigung umsehen, die ihm seinen Lebensunterhalt gewährte. Er widmete sich schon in jungen Jahren dem Handel, einer Beschäftigung, deren sich angesehene Personen bei anderen Völkern des Altertums schämten, während die Athener dagegen erkannten, daß der Handel, mit Redlichkeit betrieben, dem Lande nützlich, ja sogar verdienstlich sei, und deshalb Handelsleute, wie Solon einer war, aller Achtung wert hielten. Solon war von früher Jugend an darauf bedacht gewesen seinen Geist auszubilden und trieb vornehmlich die Dichtkunst sein Leben laug mit vielem Eifer. Da er nun durch seine Handelsreisen in Länder und auf Inseln geführt wurde, wo ange-
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Inhalt: Zeit: Antike
Mißständc in Athen. 35
seheue Dichter und Weltweise lebten, so benützte er fleißig diese Gelegenheit, neben dem Gelderwerbe auch Nahrung für seinen Geist im Umgange mit solchen Männern zu suchen. Er besuchte außer den näher liegenden Städten Delphi und Korinth mich die reichen und stark bevölkerten Städte in Kleinasien, insbesondere Milet, später auch die Jusel Kreta, deren Reichtum und gute Einrichtungen schon in der fabelhaften Zeit berühmt gewesen waren. Indem er überall die Lebensweise, die Sitten iittd Gesetze der Menschen beobachtete, sammelte er sich die Einsichten und Kennt nisse, mit denen er später seiner Vaterstadt so nützlich werden sollte.
Denn bei seiner Heimkehr fand Solon Stadt und Land in einer großen Verwirrung, die schon eine Reihe von Jahren dauerte. Die Reichen im Lande hatten das arme Volk ganz in ihrer Gewalt. Wenn es leben wollte, mußte es die Ländereien derselben in Pacht nehmen und den sechsten Teil des ganzen Ertrags als jährlichen Pachtzins abgeben, was bei dem magern Boden eine drückende Last war; oder es mußte von dem Gelde, das es von den Reichen entlehnte, übermäßige und unerschwingliche Zinsen entrichten und, wenn der Schuldner nicht zahlen konnte, durfte der Gläubiger ihn zu seinem Sklaven machen ober als Sklaven an an-bere verkaufen. So mußten manche ärmere Leute ihre Kinder als Sklaven hingeben, um mit dem Erlöse ihre Gläubiger zu befriedigen. Dadurch war die Erbitterung der Armen gegen die Reichen eben so groß als ihre Not. Es kam noch dazu, daß die Reichen, welche zugleich den Adel des Landes bildeten, durchweg die Richterstellen einnahmen und, wo gegen einen aus ihrer Mitte geklagt wurde, nicht nach Recht und Billigkeit urteilten, sondern nach Willkür und wie es ihrer Partei bequem war. Die arbeitende Menschenklasse, durch ihren wachsenden Notstand, durch die Unbarmherzigkeit der Gläubiger und Güterbesitzer und burd) die Ungerechtigkeit der Richter auf allen Seiten bebrängt und gereizt, war im Begriffe sich selbst mit Gewalt zu helfen: sie wollten ihre wegen Schulden verhafteten Mitbürger befreien, die Reichen von ihren Landgütern verjagen und allen Grundbesitz gleichmäßig verteilen, so daß keiner leer ausginge.
Um diese gewaltsamen Ausbrüche von Unzufriedenheit und die drohende Umwälzung abzuwenden, wirkten etliche wohldenkende Männer höheren Standes dahin, daß Solon gerade in der gefährlichsten Zeit zum Archon oder Regenten gemacht wurde. Es kamen in Athen alljährlich neun solche Archonten an die Spitze des Staats, die aus den Reihen der Adeligen gewählt wurden. Der erste derselben war gleichsam das Fami-lienhaupt des ganzen Volks und besorgte die eigentliche Regierung. Bei
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Aer heilige Krieg gegen Phocis (356—346 v. Chr.).
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zugleich besannt machen, er beabsichtige sich weder an den Tempelschätzen zu vergreisen, noch sonst etwas Unrechtes zu thun, sondern nur den Anspruch der Phocier auf die Obhut des Tempels geltend zu machen und das Recht seines Volkes ungesetzlichen Urteilen gegenüber aufrecht zu erhalten. Sofort teilten sich die bedeutendsten griechischen Völkerschaften in Parteien für und wider die Phocier. Ihr stärkster und abgesagtester Feind war Theben; die Lokrer, sowie mehrere thessalische und epirotische Völker schlossen sich den Thebanern an. Für Phocis waren Athen und Sparta, letzteres wegen seiner mit ihm gemeinschaftlichen Sache, da auch den Spartanern vom Amphiktyonenrat eine sehr große Geldstrafe auferlegt wordeu war. Auch uoch andere peloponnesische Völkerschaften nahmen diese Partei. Doch war die Hilfe, die Philomelus vou den Bundesgenossen erhielt, unbedeutend, wogegen die Feinde, insbesondere die Thebaner, sich den heiligen Krieg, wie man diesen Streit nannte, sehr angelegen sein ließen. Um sein Heer verstärken zu können, brandschatzte Philomelus zuerst die reichen Einwohner von Delphi und griff späterhin, als das Bedürfnis wuchs, gegen seine anfängliche Zusage auch die Tempelschätze an. Sobald er nun im Besitze dieser unermeßlichen Hilfsquellen einen um die Hälfte größeren Sold, als der gewöhnliche war, versprechen konnte, strömten ihm ganze Scharen von Söldnern zu, mit deren Hilfe er bald augriffsweise gegen die Lokrer und Thebaner vorging. Denn seit dem Ende des pclopouucstschcu Kriegs kam in Griechenland mehr und mehr die verderbliche Sitte auf, daß die Staaten ihre Kriege weniger mit der eigenen bürgerlichen Mannschaft, als durch fremde Leute führten, die sie in Sold nahmen. Die Söldner aber hatten nicht wie die Bürger eilte natürliche Liebe zu Haus und Hof, nicht jene Anhänglichkeit an den Bodeu, für dessen Freiheit oder Recht sie kämpfen sollten, sondern fielen immer demjenigen zu, welcher ant besten zahlte. So war Griechenland nach und nach arm au waffentragenden Bürgern, dagegen voll zügelloser, geldgieriger Mietsoldaten. Auf solche Art konnte das ohnmächtige Phocis gegen das viel stärkere Theben und dessen Verbündete sich zehn Jahre unter abwechselndem Kriegsglücke halten und sogar mehrere böotische Städte, die sein Heer eroberte, längere Zeit behaupteu. Der Krieg wurde vou beideu Seiten mit erbitterter Grausamkeit geführt, und die Beraubung der Tempelschütze in Delphi vou Seiten der photischen Führer nahm immer zu, je länger der Krieg dauerte, während diese Führer hinwiederum die Dauer des Krieges zu verlängern suchten, weil sie den Raub auch zu ihrem eigenen Vorteile verwandten. Die Gattinnen zweier Heerführer waren
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