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1. Ergebnisse des Geschichtsunterrichts in der Volkssschule - S. 56

1877 - Nürnberg : Korn
— 56 — 2. Der neugewählte Kaiser Karl V., der zugleich König von Spanien war, hielt 1521 in Worms einen Reichstag, zu welchem auch Luther vorgeladen wurde. Dieser erschien und verweigerte den Widerruf seiner Lehre. Darauf in die Acht erklärt, ward er von seinem Kurfürsten auf die Wartburg gebracht. Hier begann Luther die Bibelübersetzung, mit welcher sich ein neuer Aufschwung der deutschen Sprache eröffnete. Nach 10 Monaten lehrte Luther nach Wittenberg zurück und steuerte hier den Bilderstürmern. Indessen hatten sich die Bauern zur Befreiung aus ihrer schweren Lage erhoben. Sie wurden aber von den Fürsten überwältigt. Dasselbe Schicksal erfuhren die Wiedertauf er bei Frankenhausen und in Münster. Luther, von Melanchthon (Schwarzerd) aufs beste unterstützt, führte die Umgestaltung des Kirchenwesens in Kursachsen und Thüringen ans, wo Friedrich des Weisen Bruder und Nachfolger, Johann der Beständige (1520—1532), mtt seinem Sohne Johann Friedrich öffentlich zur neuen Lehre übertrat. Bald nachher wurde diese auch in Hessen durch den Landgrafen Philipp eingeführt. Andere Fürsten und viele Städte folgten nach, so z. B. Abrecht, Herzog von Preußen, und die Städte: Magdeburg, Nürnberg, Hamburg, Straßburg und Frankfurt a. M. ^n Nürnberg lebte damals der Volksdichter Hans Sachs, der eifrig für Luther wirkte und einen großen Einfluß ans das Volk hatte. 3. Im Jahre 1529 war ein Reichstag zu Speier, auf welchem die Katholiken verlangten und beschlossen, daß jede fernere Ausbreitung der Lutherischen Lehre verboten werde. Gegen diesen Beschluß legten die Lutheraner Protest (Widerspruch) ein, weshalb man sie später Protestanten hieß. Im folgenden Jahre hielt Karl Y. einen Reichstag zu Augsburg. Hier überreichten die Protestanten ihr Glaubensbekenntniß, die „Augsburger Confession", von Melanchthon verfaßt und von Luther genehmigt. Eine

2. Ergebnisse des Geschichtsunterrichts in der Volkssschule - S. 57

1877 - Nürnberg : Korn
— 57 — Vereinigung der kirchlichen Parteien kam nicht mehr zu Stande. Der Kaiser, der von den Türken bedrängt wurde, be-willigte 1532 den Religionsfrieden von Nürnberg; doch war die Entscheidung des Glaubensstreites einer Kirchenversammlung (einem Concil) vorbehalten. Luther, seit 1525 mit Katharina von Bora vermählt, führte ein glückliches Familienleben und starb 1546 zu Eisleben. Nach 14 Jahren verschied auch sein Freund Melanchthon. Die religiöse Bewegung, die von Deutschland ausgegangen war, hatte in andern Ländern Nachfolge gefunden, besonders in der Schweiz, und war nicht zu unterdrücken. 4. Ulrich Zwingli, geboren am 1. Januar 1484 zu Wildhaus, im jetzigen Kanton St. Gallen, war seit 1519 Prediger in Zürich und trat hier gegen den Ablaßverkündiger Samson auf. Vom Rathe der Stadt unterstützt, bewirkte Zwingli eine Reformation, die in den wichtigsten Punkten gleich der Luther'scheu war, die aber auch mehrere abweichende Lehren hatte, z. B. vom Abendmahl, von der menschlichen Natur 2c. So kam es, daß Luther sich oft und heftig gegen Zwingli erklärte und daß die beiden Kirchenmänner gesonderte Wege gingen. Ihr Religionsgespräch zu Marburg (1529) war für die gewünschte Eintracht vergebens, da Luther zu hartnäckig war. Heute noch bilden die Anhänger der Schweizer Reformation, die Reformirten, eine besondere Kirchengemeinschaft. Zwingli's Lehre ward in den meisten Kantonen der Schweiz gern angenommen. Aber einige, voran die Ur-kantone Schwyz, Uri und Unterwalden, traten für den alten Glauben ein und griffen selbst zu den Waffen. Sie fielen 1531 in das Züricher Gebiet und schlugen ihre überraschten Gegner bei Kappel, nahe am Rigiberge. Hier fiel auch Zwingli, der als Feldprediger mit ausgezogen war. Sein Leichnam wurde verbrannt. Das Werk Zwingli's fand einen eifrigen Vertreter an Johann Calvin in Genf. Dieser Reformator hatte aber eine finstere Lebensanschauung und trat mit fürchterlicher Strenge auf. Als er 1564 gestorben war, wurde

3. Ergebnisse des Geschichtsunterrichts in der Volkssschule - S. 106

1877 - Nürnberg : Korn
— 106 — Jahr 1438 Albrecht von Oestreich. Mit ihm beginnt die Reihe der deutschen Kaiser aus dem Hause Hab sbura. 1450 Gutenberg erfindet die Buchdruckerkunst. 1495 Maximilian I. stiftet den ewigen Landfrieden. 4. Geschichte der Glaubenskämpfe: bis zum west- fälischen Frieden — 1648. 1517 Dr. Martin Luther schlägt seine 95 Thesen an die Schloßkirche zu Wittenberg. 1521 Reichstag zu Worms unter Karl V. 1525 Bauernkrieg. - Herzogthum Preußen. 1529 Neichstagsabschied zu Speier. Protestanten. 1530 Die Augsburger Consession. 1532 Nürnberger Religionsfriede. 1540 Der Jesuitenorden von Loyola gegründet. 1546 Luther's Tod. — Schmalkaldischer Krieg. 1552 Der Passauer Vertrag. 1555 Augsburger Religionsfriede. 1618—1648 Dreißigjähriger Krieg. 1623 Maximilian von Bayern erhält die pfälzische Kur-würde und die Oberpfalz. 1632 Gustav Adolf siegt und fällt bei Lützen. 1648 Friede zu Osnabrück und Münster. 5. Deutsche Nationalgeschichte: bis zur Gegenwart. 1675 Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst von Brandenburg, schlägt die Schweden bei Fehrbellin. 1681 Ludwig Xiv. von Frankreich raubt Straßburg. 1701 Preußen zum Königreich erhoben. 1717 Prinz Eugen erobert Belgrad. 1740 Friedrich Ii., der Große. — Maria Theresia. 1756 — 1763 Der siebenjährige Krieg um Schlesien. 1772 Erste Theilung Polens. 1780 Joseph Ii. von Oestreich. 1789 Französische Revolution. 1796 Napoleon Bonaparte in Italien. 1804 Napoleon Kaiser der Franzosen. 1806 Rheinbund. Franz von Oestreich legt die deutsche Kai-fßrfronß rtieber 1807 Friede zu Tilsit. — Stein, Scharnhorst. 1809 Oestreichs Krieg gegen Napoleon. 1812 Krieg Napoleons gegen Rußland.

4. Ergebnisse des Geschichtsunterrichts in der Volkssschule - S. 55

1877 - Nürnberg : Korn
— 55 — Iii. Die neue Zeit. 26. Gründung der protestantischen Kirchen in Deutschland und der Schweiz. 1. Der schon früher gehörte Ruf nach kirchlichen Reformen (Aenderungen und Verbesserungen) drang im Anfange des 16. Jahrhunderts aufs neue und gewaltig durch die Welt. Die nächste Veranlassung dazu war der Mißbrauch, der mit dem Ablaß, d. H. der Vergebung der Sündenstrafen, getrieben wurde. Als der Dominikanermönch Johann Tetzel mit seinem Ablaßhandel in Sachsen erschien, trat Luther in Wittenberg dagegen auf und bekämpfte zugleich andere Lehren und Einrichtungen der römischen Kirche, so daß eine große Glaubensbewegung, das Zeitalter der Reformation begann. Martin Luther, der Sohn eines Bergmannes, wurde zu Eisleben (in Thüringen) am 10. November 1483 geboren. Er besuchte die Lateinschulen in Magdeburg und Eisenach und studirte zu Erfurt die Rechtswissenschaft. Da er sich aber gern mit göttlichen Lehren beschäftigte, wurde er Augustinermönch (1505). Sein Vorgesetzter, Doktor Staupitz, empfahl ihn darauf dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen, und dieser übertrug ihm (1508) eine Lehrstelle für Weltweisheit (Philosophie) an der neugegründeten Hochschule zu Wittenberg. Luther lehrte bald auch Gottesgelehrtheit (Theologie) und ward zum Prediger in der Schloßkirche erwählt, so daß er einen großen Wirkungskreis hatte. Ant 31. Oktober 1517 veröffentlichte Luther 95 Lehrsätze, die sich auf den Mißbrauch des Ablasses bezogen. Run gab es Streitgespräche, besonders mit Dr. Eck von Ingolstadt. Als dieser eine päpstliche Bannbulle erwirkte, ward dieselbe 1520 von Luther verbrannt. Damit hatte sich der kühne Mönch vom Papstthums losgesagt. Wie er seine Lehre weiter ausbildete, wird als bekannt vorausgesetzt.

5. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 487

1914 - Nürnberg : Korn
487 6. Juli 1415 war der Tag seiner Hinrichtung. Auf einer kleinen Insel, welche der Rhein bei Kostnitz bildet, war der Richtplatz. Dort band ihn der Henker mit nassen Stricken an einen Pfahl. Um seinen Hals zog er noch eine Kette. Dann umlegte man ihn mit Holz und Stroh und zündete dieses an. Als die Lohe emporschlug, betete er zweimal: „Christus, Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich mein!" Weiter hörte man nichts von ihm; denn der Wind trieb ihm den Qualm so sehr ins Gesicht, daß er bald erstickte. Seine Asche warf man in den Rhein. Im folgenden Jahr am 30. Mai wurde auf demselben Richt- platze auch Hussens Freund, Hieronymus von Prag, verbrannt, nachdem er 340 Tage in einem elenden Kerker zugebracht hatte. Die böhmischen Anhänger dieser beiden Männer nannten sich Hussiten und wollten nun für Hussens Lehre Gut und Leben lassen. Es kam zu einem Kriege. Die kaiserliche Heeresmacht wurde durch Ziska, den Anführer der Hussiten, besiegt und die Schrecknisse des Krieges dauerten 16 Jahre, bis endlich zwischen dem Kaiser und den Hussiten ein Vertrag zustande kam, der ihnen gewisse Rechte zusicherte. 376. Luther. Es wohnte ein armer Bergmann in dem Dorfe Möra bei Eisenach, der hieß Hans Luther und seine Frau Margarete. Beide führten ein frommes, stilles Leben und standen in gutem Rufe bei ihren Nachbarn. Später zogen sie nach Mansfeld. Nun trug es sich zu, daß sie einst nach Eisleben gingen zum Jahrmarkt und hier ward ihnen den 10. November 1483 ein Söhnlein beschert. Anderen Tages brachten sie das Kind zur Heiligen Taufe, und da es gerade der Tag des heiligen Martin war, so wurde der Knabe Martin geheißen. — Seinen ersten Unterricht erhielt der kleine Martin in der Schule zu Mansfeld. Später brachte ihn der Vater nach Magdeburg und endlich nach Eisenach. Hier ging es ihm aber sehr kümmerlich; denn die Eltern konnten ihm nicht viel geben und so mußte er denn, um nicht zu hungern, mit anderen armen Schülern sich sein Brot auf den Straßen ersingen. Wie er nun ein gar frommes Gemüt hatte, so ward er auch stets durch den Gesang zur tiefsten Andacht gestimmt. Das bemerkte die Frau eines Mannes namens Konrad Cotta. Sie fühlte sich dadurch so sehr zu dem Knaben hingezogen, daß sie ihn zu sich nahm und ihm Wohnung und Unterhalt gab. Jetzt war der kleine Luther aus aller Not. Freudig überließ er sich nun dem Lernen und er machte solche Fortschritte, daß er schon nach vier Jahren die hohe Schule zu Erfurt beziehen konnte. Hier fand er einst in der Büchersammlung der Schule eine

6. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 490

1914 - Nürnberg : Korn
490 Im Jahre 1521 wurde Luther vor den Reichstag zu Worms gefordert. Dort sollte seine Sache untersucht werden. Obgleich Friedrich der Weise ihm sicheres Geleit vom Kaiser erwirkte, so baten ihn doch seine Freunde, nicht nach Worms zu gehen. Er aber sagte: „Und wenn sie ein Feuer machten, das von Worms bis Wittenberg reichte, so wollte ich dennoch mich nicht fürchten." Von seinem geliebten Freunde Melanchthon nahm er mit den Worten Abschied: „Komme ich nicht wieder, und morden sie mich, so beschwöre ich dich, lieber Bruder, laß nicht ab zu lehren und bei der Wahrheit des göttlichen Wortes zu beharren; du kannst es besser als ich, und darum ist's auch nicht viel schade um mich." — Mit Tränen sahen die Wittenberger ihn scheiden und sie sandten ihm die heißesten Segenswünsche nach. — Neben ihm im Wagen saß der kaiserliche Herold, welcher ihn sicher geleiten sollte. Wie nötig das war, ersah man aus deu vielen Veröffentlichungen der päpstlichen Bulle; sie war an allen Ecken in den Straßen der Städte ange- schlagen. Es glich aber die Reise einem Triumphzuge. In Scharen strömte ihm das Volk entgegen, um den kühnen und geliebten Mann noch einmal zu sehen. „Lieber Bruder Martin," hieß es da oft, „gehe nicht hin! Denke an Huß!" Als ihn noch kurz vor Worms einer seiner Freunde zum Umkehren bewegen wollte, da sagte er: „Und wenn so viele Teufel in Worms wären wie Ziegel auf den Dächern, so wollte ich dennoch kommen." Am 16. April fuhr er zur Stadt hinein nach dem deutschen Hose, wo der Kurfürst von Sachsen wohnte. Von allen Seiten strömte das Volk herbei und kaum konnte der Wagen sich langsam durch die Menge dahin bewegen. Gleich am folgenden Morgen ward er vor die Versammlung geladen. Wegen der außerordentlichen Volksmenge, die sogar die Dächer besetzt hatte, um ihn zu sehen, führte man ihn durch Gärten und verborgene Gänge nach dem Bischofshof, wo der Reichstag gehalten wurde. Als Luther eben eintreten wollte, trat ein grauer Kriegsheld, Georg von Frundsberg, an ihn heran, klopfte ihm auf die Schulter und sagte: „Mönchlein, Mönchlein, du gehst jetzt einen Gang, dergleichen ich und mancher Oberster auch in unserer ernstesten Schlachtordnung nicht getan haben. Bist du auf rechter Meinung, so sei getrost, Gott wird dich nicht verlassen!" — Jetzt öffneten sich die Flügeltüren. Festen Schrittes trat Luther in den Saal und stand den Machthabern des deutschen Reiches gegenüber. Da saß der Kaiser Karl V. und sein Bruder, der Erzherzog Ferdinand; da waren 6 Kurfürsten, 24 Herzöge, 8 Markgrafen, 30 Bischöfe und Prälaten und viele andere. Aller Augen richteten sich auf den kühnen Mann, als ihn nun der Kanzler Johann von Eck fragte,

7. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 88

1914 - Nürnberg : Korn
88 Alsbald begibt sich's in der Nacht, Daß er von einem Glanz erwacht, Der zwingt das Aug' ihn auszu- schließen; Da steht ein Mann zu seinen Füßen, Sein Haupt trägt eine Dornen- kron'; Er ist'-, er ist's, des Menschen Sohn! Mithundertengeln,dieihmdienen, Ist Plötzlich unser Herr erschienen In aller seiner Herrlichkeit; Und mit dem Mantel, welchen heut' Der Martin aus Pannonia, Der besten gar sich nicht versah, Geschenkt dem armen Bettelmann, Ist unser Heiland angetan. Und so der Herr zu Petrus spricht: „Siehst, Treuer, du den Mantel nicht, Den ich hier auf den Schultern trage?" Auf des Apostels weitre Frage: Wer ihm den Mantel wohl ge- schenkt? +75. Die Ivfaus Das Aug auf Martin hingesenkt, Mit einem sanften Himmelston Fährt also fort des Menschen Sohn: „Der Martin hier, der ist es eben, Der diesen Mantel mir gegeben. Ernmntre dich! Steh auf, mein Knecht, Den ich erwählt, du bist gerecht! Du warst bisher ein blinder Heide; Das Schwert, das stecke in die Scheide: Ein Streiter Gottes soll auf Erden Mein frommer Diener Martin werden!" Als dieses Wort der Herr gesagt, So kräht der Hahn, der Morgen tagt; Ein Engel küßt des Mantels Saum Und Martin ist erwacht vom Traum, Denkt nach, klopft an ein Kloster an Und ist, getreu nach Christi Worten, Aus einem wilden Reitersmann Ein gottgetreuer Bischof worden. «astelt. und der Löwe» Ein Löwe schlief in seiner Höhle und um ihn her spielte eine lustige Mäuseschar. Eine derselben kroch eben auf einen hervorstehenden Felsen, fiel herab und erweckte den Löwen, der sie mit seiner gewaltigen Tatze festhielt. „Ach,* bat sie, „sei doch großmütig gegen mich unbedeutendes Geschöpf! Ich habe dich nicht beleidigen wollen, ich habe nur einen Fehltritt getan und bin von dem Felsen herab- gefallen. Was kann dir mein Tod nützen? Schenke mir das Leben und ich will dir gewiß dankbar sein!“ „Geh hin!* sagte der Löwe großmütig und ließ das Mäuslein springen. Bei sich aber lachte er und sprach: „Dankbar sein! Wie könnte ein Mäuslein sich einem Löwen dankbar bezeigen 1*

8. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 488

1914 - Nürnberg : Korn
488 vollständige lateinische Bibel. Er hatte noch keine gesehen. Mir hoher Freude nahm er sie in die Hand, und je länger er darin las, desto höher stieg seine Ehrfurcht vor dem heiligen Buche. Kaum konnte er sich davon trennen, und so oft es seine Zeit erlaubte, kehrte er zurück und las in seiner Bibel. Wie gern hätte er sein ganzes Leben der Erforschung dieses Schatzes gewidmet; aber sein Vater wünschte, daß er ein Rechtsgelehrter werden sollte, und er gehorchte. Da geschah es, daß er einst mit seinem Freunde Alexius spazieren ging. Ein schweres Gewitter zog herauf, ein Blitzstrahl zuckte herab und Alexius lag erschlagen am Boden. Das machte auf Luther einen solchen Eindruck, daß er auf seine Kniee sank und gelobte ein Mönch zu werden. Er hielt sein Gelübde und trat in das Augustinerkloster zu Erfurt. Nach der Weise der damaligen Kirche wollte Luther in der Angst seines Gewissens durch Fasten, Beten und Kasteien Friede und Gewißheit der Seligkeit sich erwerben. Die innere Anfechtung war jedoch immer größer. Da tröstete ihn ein Klosterbruder mit dem Worte des Iii. Glaubensartikels: „ich glaube eine Vergebung der Sünden," und Luther lernte aus der Schrift, namentlich aus dem Briefe St. Pauli an die Römer, immer mehr die Lehre von der Rechtfertigung aus Gnaden durch den Glauben an Christi Verdienst verstehen und erfuhr deren beseligende Kraft. Diese Lehre wurde deshalb die Grundlehre der von ihm wie- derhergestellten Kirche. Im Jahre 1512 erhielt er vom Kurfürsten Friedrich dem Weisen von Sachsen einen Ruf nach Wittenberg, um an der dortigen Universität zu lehren. Hier erwarb er sich die Würde eines Doktors der Heiligen Schrift und machte durch seine Lehren und Predigten, bei denen er immer von der Bibel ausging, ein solches Aufsehen, daß die Jünglinge von nah und fern herbei- eilten, um den außerordentlichen Mann zu hören. — Auf einer Reise, die er in Angelegenheit seines Ordens nach Rom gemacht hatte, hatte er Gelegenheit, die Gebrechen der Kirche an ihren Dienern kennen zu lernen. Wie erstaunte er über die unglaubliche Unwissen- heit der Priester und Mönche! Selten fand er einen, der die Heilige Schrift auch nur dem Namen nach kannte. Und was für ein sitten- loses Leben führten sie! Und wie sah es in den Kirchen aus! Da war keine Spur von einer Anbetung Gottes im Geiste und in der Wahrheit. Die öffentlichen Gebete verstand kaum der Priester; der ganze Gottesdienst ging in Äußerlichkeiten auf. Tiefes Leid im Herzen über den grenzenlosen Verfall der Kirche und die himmelschreiende Unwissenheit und Verwahrlosung des armen Volkes, ermahnte Luther einst einige Leute in der Beichte zur Buße. Wie erstaunte er aber, als sie ihm erklärten, sie brauchten

9. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 489

1914 - Nürnberg : Korn
489 nicht Buße zu tun, denn sie hätten Ablaßbriefe von Tetzel! Nun vermochte er nicht länger zurückzuhalten. Er setzte sich hin und schrieb 95 kurze Sätze auf, in denen er bewies, daß der Ablaßhandel ganz gegen die Heilige Schrift und gegen alle Vernunft und sogar eine Gotteslästerung sei; daß niemand das Recht und die Macht habe, Sünden zu vergeben, außer Gott, und daß allein wahrhafte Besse- rung durch wirkliche Reue und Buße dahin führen könne u. s. w. Diese Sätze schlug er den 31. Oktober 1517 in Gegenwart vieler Studenten und anderer Leute an die Schloßkirche zu Wittenberg an. Das war der Anfang der Reformation; hieraus entstand nach und nach die evangelische Kirche, die Kirche, welche alle Satzungen des Papstes verwarf und allein auf die Heilige Schrift sich gründete. Die Sätze machten unerhörtes Aufsehen. Als wären die Engel selber Botenläufer gewesen, so waren sie in 14 Tagen durch ganz Deutschland, in 4 Wochen durch ganz Europa verbreitet. Mau staunte und bewunderte den Mut des Mannes, der es wagte, den Papst anzu- greifen, eine Macht, vor welcher man die mächtigsten Fürsten hatte zittern sehen. Bald genug erschien denn auch der päpstliche Bann gegen Luther. Dieser aber, inzwischen durch immer tieferes Eindringen in die Hl. Schrift seiner Sache noch gewisser geworden und dadurch zu größerem Widerstände gereizt, ließ ein Feuer anzünden und über- gab in Gegenwart der staunenden Menge die Bannbulle mit kühner Hand den Flammen. Dadurch hatte er sich nun gänzlich vom Papste losgesagt; man zitterte für sein Leben und viele hielten ihn für verloren. Er aber kannte keine Furcht. Auch hatte er schon mäch- tige Freunde, die sich seiner annahmen. Da war vor allem der edle Kurfürst Friedrich der Weise, welcher entschlossen war, ihn zu schützen, dann Ulrich von Hutten, ein echt deutscher Mann, kühn und scharf mit dem Schwerte und mit der Feder. Wie er einst vier Franzosen zum Zweikampf forderte und sie alle besiegte, weil sie vom Kaiser unehrerbietig gesprochen hatten, so war er auch mächtig mit dem Worte. Mit Begeisterung ergriff er Luthers Sache und hätte gern das Schwert für ihn gezogen. Franz von Sickingen, ein tapferer Ritter in Franken, bot Luther einen sichern Auf- enthalt in seinen Burgen. Luther selbst wollte jedoch Geistliches und Weltliches nicht vermischen und verschmähte das Schwert der Ritter. Zu Luthers eifrigsten Gegnern gehörte unter den Fürsten der Kurfürst Albrecht von Mainz und sein Bruder Joachim I. von Brandenburg, vor allen auch Kaiser Karl V., welcher gelobte, „alle seine Macht daran zu setzen, um dies gottlose Unternehmen zu verhindern.-

10. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 491

1914 - Nürnberg : Korn
491 ob er jene Bücher, welche auf einer Bank lagen, für die seinigen erkenne, und ob er sie widerrufen wolle. — Die erste Frage bejahte er; für die zweite bat er sich Bedenkzeit aus. Und als man am folgenden Tage eine kurze, entschiedene Erklärung verlangte, da hob er mit fester Stimme an: „Weil denn Ew. Kaiserliche Majestät, Kurfürstliche und Fürstliche Gnaden eine schlichte, einfache und richtige Antwort begehren, so will ich eine geben, die weder Hörner noch Zähne haben soll, nämlich also: Dem Papst und Konzilio glaube ich nicht; widerrufen kann und mag ich nicht. Hier stehe ich; ich kann nicht anders; Gott helfe mir! Amen." Diese Worte brachten einen tiefen Eindruck auf die Versammlung hervor und manches Herz ward für ihn gewonnen. Man führte ihn hinaus. Vergeblich bemühten sich Kurfürst Joachim I. und Richard von Trier, die Sache gütlich auszugleichen; Luther verharrte bei seinem Entschlüsse. Die Anhänger des Papstes aber drangen in den Kaiser, dem Beispiele Sigismunds zu folgen und dem Ketzer sein Wort nicht zu halten, sondern ihn sogleich verbrennen zu lassen. Voll edlen Unwillens entgegnete der jugendliche Kaiser: „Und wenn nirgends in der Welt Treue zu finden wäre, so soll man sie bei dem deutschen Kaiser finden." — Obwohl er nun gegen Luther die Acht aussprach, so bewilligte er ihm doch freies Geleit auf 21 Tage. Als Luther auf dem Heimwege in den Wäldern von Thüringen dahinfuhr, siehe, da sprengten plötzlich fünf verkappte Ritter auf ihn zu, zogen ihn aus dem Wagen und schleppten ihn mit sich in das Gebüsch. Hier kleideten sie ihn wie einen Ritter, setzten ihn auf ein Pferd und brachten ihn auf die nahe Wartburg. Es war das Werk Friedrichs des Weisen, welcher den Geächteten den Augen seiner Feinde zu entziehen suchte. Indes nun niemand wußte, wo Luther geblieben war, faß er sicher und unangefochten auf der Wartburg und arbeitete an dem nächst der Reformation selbst größten und wichtigsten seiner Werke: er übersetzte die Bibel in die deutsche Sprache und übergab damit dem Volke einen Schatz, der allein hinreichend war, sein großes Unternehmen zu sichern. — Luther starb in der Gewißheit, daß sein Werk zu glücklicher Vollendung ge- langen werde, zu Eisleben, wo er geboren war, am 18. Februar 1546. 377. Ein Brief Dr. Luthers an seinen kleinen Sohn Hans. Gnade und Friede in Christo, mein liebes Söhnchen! Ich sehe gerne, daß du wohl lernest und fleißig betest. Tue also, mein Söhnchen, und fahre fort. Wenn ich heimkomme, so will ich dir einen schönen Jahrmarkt mitbringen. Ich weiß einen hübschen, lustigen Garten, da gehen viele Kinder innen, haben güldene
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