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1. Alte Geschichte - S. 21

1874 - Nürnberg : Korn
- 21 — die Amazonen werden in die Flucht geschlagen. 11) Riese mit 3 Leibern, auf E ry-thia, liess seine Heerde von dem Riesen Eurythion und dem 2 köpfigen Hund Orthrus bewachen. Er erschlug alle 3 und verwundete Juno, die Beistand leisten wollte, an der Brust. Auf dem Hinweg durch Libyen errichtete er die 2 Säulen Calpe und Abyla; tödtete den Riesen Antäus. Mit der Heerde nach Latium gekommen, raubt ihm der feuerspeiende Riese Cacus einige Rinder, flieht in eine Höhle, verrammelt sie durch einen Felsen; er zerschmettert diesen, dringt ein und tödtet ihn. 15) Hesperiden, Töchter des Hesperos, bewachten mit dem hundertköpfigen Drachen Ladon in ihren Gärten jene goldenen Aepfel, welche Juno bei ihrer Verheirathung mit Zeus von der Gäa erhalten hatte. (Er bringt sie Eurystheus, der sie ihm und er Athene schenkt, die sie wieder an ihren frühem Ort bringt. Auf dem Zuge tödtet er Busiris; am Kaukasus tödtet er den Adler, der Prometheus’ Leber aushackte). Er wollte den Atlas schicken, nahm diesem die Last ab. Furoht befiel ihn; unter dem Yorwande, sich’s erst bequemer machen zu wollen, gab er sie wieder auf dessen Schulter. 16) 3 köpfig. Im Tartarus sieht er Theseus und Piritlious mit dem Rücken an einen Felsen gebunden; befreit Theseus; Pluto erlaubt, den Cerberus mitzunehmen, wenn er ihn, ohne Waffen zu gebrauchen, in seine Gewalt brächte. Juno macht Herkules rasend. Mercur verkauft ihn der lydischen Königin Omphale (wo er Weiberkleider anlegt und spinnt). Er heirathet Dejanira; verwundet mit einem giftigen Pfeil den Centauer Nessus, der Dejanira räth, ein Kleid mit seinem Blut zu tränken und damit ihren Gemahl zu bekleiden, wenn sie seine Liebe wieder gewinnen wolle. Er will auf Oeta opfern; schickt nach einem weissen Kleid; seine Gemahlin schickt ihm das vergiftete. Herkules merkt die Wirkungen des Gifts und lässt sich auf einem Scheiterhaufen auf Oeta verbrennen. Zeus nimmt ihn unter Blitz in einer Wolke in den Himmel auf, Juno versöhnt sich mit ihm und gibt ihm ihre Tochter Hebe (die ewige Jugend) zur Gattin. Theseus, Sohn des athenischen Königs Aegeus und der tröce- nischen Königstochter Aethra. Er wurde bei seinem Grossvater in Trö-zene erzogen und sollte erst dann nach Athen kommen, wenn er den schweren Stein, worunter des Vaters Schwert und Schuhe lagen, aufzuheben vermöge, was er mit 16 Jahren vollbrachte. Auf dem Weg nach Athen ver- trieb er die korinthischen Räuber und tödtete Prokrustes (den Folterer), der die Fremden grausam quälte, indem er grosse in ein kurzes Bett legte und ihnen die Füsse abhieb, kleine aber in ein langes Bett, und sie vermittels der Folter streckte. Er vertrieb seine Verwandten, die Ansprüche auf den Thron machten, erlegte den marathonisclicn Stier und tödtete den Minotaurus im Labyrinth auf Kreta (Canova’s Minotaurus-Gruppe zu Wien). Dem Minotaurus, halb Mensch, halb Stier, mussten die Athener den jährlichen Tribut von 7 Knaben und 7 Mädchen senden, die er verzehrte. Theseus liess sich freiwillig unter die Zahl der Opfer aufnehmen, kam nach Kreta, und Ariadne, die kretische Königstochter, gab ihm ein geweihtes Schwert und einen Faden, wodurch er den Rückweg wieder finden konnte. Den Faden, (eine Pergamentrolle mit dem Grundriss?) soll Ariadne von

2. Ergebnisse des Geschichtsunterrichts in der Volkssschule - S. 95

1877 - Nürnberg : Korn
— 95 — eben so die Herzogtümer Schleswig-Holstein: zufaitu men 1300 Quadratmeilen mit \\ Millionen Einwohnern. So hatte Preußen durch einen siebenwöchentlichen Krieg die Oberherrschaft in Deutschland errungen. 4. Im April 1867 ward der norddeutsche Bund gegründet, der 22 Staaten mit 7500 Quadratmeilen und 30 Millionen Einwohnern umfaßte. Preußen hatte im B un-d es rath 17 Stimmen, die übrigen Staaten zusammen 26 Stimmen. Die Vertreter des Volkes bildeten den Reichstag. Der preußische Minister Vismark wurde Bundeskanzler. Im Zollparlament waren auch die süddeutschen Staaten vertreten. Während sich die neue Ordnung in Deutschland vollzog, kam die Luxemburger Frage, die Napoleon zu Gunsten Frankreichs gelöst zu sehen wünschte. Die Londoner Konferenz im Mai 1867 erklärte jedoch Luxemburg für neutral, so daß Preußen sein Besatzungsrecht aufgab und die Festung geschleift wurde. Seitdem war die Stimmung in Frankreich dem neuen Deutschland gegenüber sehr unfreundlich, und der Krieg zwischen beiden Ländern schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein. 44. Der deutsch-französische Krieg — 1870. 1. Die Spanier, welche 1868 ihre Königin Jsa-bella vertrieben hatten, boten 1870 die erledigte Krone dem Prinzen Leopold von Hohenzollern an. Darüber gab es in Frankreich eine große Aufregung, so daß der Prinz Leopold auf die spanische Krone verzichtete. Nun verlangte aber der französische Botschafter Benedetti von dem in Ems weilenden König Wilhelm, er solle das Versprechen leisten, daß er niemals seine Einwilligung geben werde, wenn wieder ein ähnlicher Fall vorkommen sollte; auch ließ man in Paris dem preußischen Botschafter andeuten, daß ein

3. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 62

1914 - Nürnberg : Korn
62 Der Bischof nahm nun die schön geschliffenen Proben auö den Kästlein, eine nach der anderen, und es war keine darunter, die ihm und seinem Gefolge nicht gefallen hätte. Auch waren zum Teil die Marmelsleine in den Schubladen so nebeneinander gelegt, weiße und schwarze, gelbe und graue, bunte und einfarbige, daß man schon im kleinen sehen konnte, wie herrlich schön ein Steinpflaster davon im großen ausfallen würde. Aber als die fremden Steinmetzen nacheinander sagten, was der Quadratfuß davon schon an Ort und Stelle koste, und als der Baumeister an den Fingern herrechnete, wieviel Quadratfuß er brauche, und als der Rentmeister die Totalsumme in Goldgülden aussprach, wiegte der Bischof das Haupt gar bedächtig, sein Schatzmeister fuhr mit der Hand hinters Ohr und die Priester und Grafen machten große Augen; würden doch die Kosten sich so hoch be- laufen, daß sie die Kräfte der Herren, die ja schon ihr Scherflein zum Dombau beigetragen, weit überstiegen. Alle standen und sahen einander schweigend an. In diesem Augenblick entstand unter dem Hauptportal der Kirche ein Geräusch. Zwei Trabanten des Fürstbischofs wollten einen barfüßigen Bauernknaben nicht hereinlassen und hielten ihre Hellebarden vor. Aber der Knabe duckte sich, schlüpfte darunter hinweg wie eine Henne unter der Gartentüre und drängte sich dann ohne Umstände mitten durch die Versammlung, bis er vor dem Bischof stand, dem er den Saum seines Kleides küßte. Seine Mütze, an der nicht viel zu verkrüppeln war, nahm er zwischen die Kniee, drei viereckige und zolldicke Schieferplalten, eine blaß- gelbe, eine blaugraue und eine marmorierte, nahm er aus der Schürze, womit sie umwickelt waren, und legte sie auf die Tafel. Sie waren noch naß; denn er hatte sie erst in den Dombrunnen getaucht. Desto mehr aber glänzten die geschliffenen Seiten und zeigten, wie schön die Steine erst dann werden würden, wenn eine kunstgeübte Hand darüber käme. Seine Ware zu empfehlen, meinte der Knabe, sei nicht nötig; sondern er schaute nur einem von den Umstehenden nach dem andern ins Gesicht und wischte sich mit der Schürze den Schweiß von der Stirne. Als aber der Bischof anfing ihn zu fragen, antwortete er munter und sprach: „Ich gehöre dem Sandweib von Solnhofen und die Steine habe ich auf dem Berg hinter dem Kloster gemacht. Und wenn Ihr noch mehr braucht, so dürft Ihr mir nur Eure Steinhauer mitgeben, so will ich ihnen zeigen, wie sie es anfangen müssen."

4. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 81

1914 - Nürnberg : Korn
81 Und was mühsam er erworben auf der Wandrung nah und fern, An dem Räuber, dem gewalt'gen, find't es plötzlich seinen Herrn. — Abend wird's, die Sterne flimmern; mit dem Säbel und der Büchse, Stumm und lauernd steht der Räuber hinterm hohen Kruzifixe. Horch! da tönt's wie Engelstimmen! Leise Seufzer, laute Klageu Kommen hell wie Abendglvcken durch die stille Nacht getragen; Süß, mit ungewohnten Tönen, stiehlt Gebet sich in sein Ohr Und er steht und lauscht verwundert hinterm Kruzifix hervor. Alle sind's, des Kaufmanns Kinder, in der Jugend Blütejahren, Braunen Auges frische Knaben, Mägdelein mit blonden Haaren; Dicht beim Räuber vor dem Kreuze beugen betend sie das Knie, Für die Rückkunft des Geliebten, ihres Vaters, flehen sie: „£> du Schirmvogt der Verlass'nen, Hort und Pfleger du der Waisen! Laß den Vater, unsern teuern, ungefährdet heimwärts reisen; Den du freundlich schon geführt hast durch die Wüste und das Meer, Breit auch nun die holden Arme wie zween Flüglein um ihn her, Daß kein Sturm den Pfad zerwühle, daß kein Irrlicht ihn umschwirrt, Daß sein gutes Roß nicht strauchle, nicht sein Fuß vom Wege irrt! Daß kein Räuber stumm und lauernd in der Waldschlucht ihn entdeckt, Kein Verrat den Heimgekehrten an der Schwelle niederstreckt!" — Also flehten sie; der Räuber hört' es hinterm Kruzifixe, Schnallte fester noch den Säbel, spannte schärfer noch die Büchse. Und der Jüngste, sich bekreuzend, hub noch einmal an zu lallen: „Lieber Herr, ich weiß, die Amme sagt' es mir, du hilfst uns allen; Jeden Hauch vernimmst du droben! Freundlich wie das Sonnenlicht Über alle, Gut' und Böse, neigest du dein Angesicht! Gib den Räubern, den gewalt'gen, die da schwärmen auf den Wegen, Gib ein Haus, darin sie wohnen, einen Vater, sie zu pflegen, Warme Kleider, blanke Schuhe, Wein und Kleider mancherlei, Daß sie nicht zu rauben brauchen — und der Vater sicher sei! Müßt' ich, wo ein Räuber wäre, ging ich zu ihm ohne Beben; Dieses Kettchen hier am Halse, diesen Ring wollt' ich ihm geben, Meinen Pelz, den scharlachroten, dieses Mützchen auch dazu: Nimm dir alles, lieber Räuber, nur den Vater schone du!" 'Und der Räuber hört den Knaben hinterm hohen Kruzifixe. Nach dem Säbel faßt er schweigend, schweigend faßt er nach der Büchse. Da, von ferne hört er's nahen! Rosse schnauben, Räder knarren, Mühsam aus des Tales Grunde schwankt herauf der hohe Karren. Und den Säbel zieht der Räuber, richtet langsam stumm die Büchse; Und so steht er, lauscht und zielet hinterm hohen Kruzifixe. Lesebuch für Mittel- und Oberklassen 6

5. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 101

1914 - Nürnberg : Korn
101 Da stürzt entseelt manch tapfrer Abt, Manch Bischof edel und nmtbegabt. Der Markgraf teilte der Seinen Not Und sank mit ihnen im Heldentod. Herr Luitpold war es, der Schyren Ahn, Der erste auf Wittelbachs Ehrenbahn; Er gab sein Leben dem Vaterland; Drum bleibe sein Name mit Preis genannt. Aus Solereders Lesebuch. 188. Der Specht und die Taube. Der Specht und die Taube flogen eben von einem Besuche zurück, den sie bei den Pfauen gemacht hatten. „Nun, wie hat dir heute der Pfau gefallen?“ fragte der Specht. „War er dir nicht auch recht widrig? Und wie stolz ist er? Ich möchte nur wissen, worauf er sich so viel einbildet! Doch wohl nicht gar auf seine Füße? — Hast du nicht bemerkt, wie unförmlich diese sind? Aber auch auf seine Stimme kann er sich nichts zugute tun. Etwas Häßlicheres und Unerträglicheres ist mir noch gar nicht vorgekommen. Habe ich nicht recht?“ Die Taube aber antwortete ganz unbefangen: „Ich ge- stehe, ich habe auf dies alles nicht achtgegeben; denn ich mußte immer seinen schönen Kopf, die Schönheit seiner Federn und seinen majestätischen Schweif bewundern.“ So sieht ein edler Mensch an seinem Nächsten immer nur das Gute und vergißt darüber gern kleine menschlich© Gebrechen. Aua A. L. Grimms Fabelbibliothek. f89. Doktor Allwissend. Es war einmal ein armer Bauer namens Krebs, der fuhr mit zwei Ochsen ein Fuder Holz in die Stadt und verkaufte es für zwei Taler an einen Doktor. Wie ihm nun das Geld aus- bezahlt wurde, saß der Doktor gerade bei Tisch; da sah der Bauer, was er schön aß und trank, und das Herz ging ihm darnach auf und er wäre auch gern ein Doktor gewesen. Also blieb er noch ein weilchen stehen und fragte endlich, ob er nicht auch könnte ein Doktor werden. „O ja," sagte der Doktor, „das ist bald geschehen. Erstlich kauf dir ein Abcbuch, so eines, wo vorne ein Göckelhahn drin ist; zweitens mach deinen Wagen und deine zwei Ochsen zu

6. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 229

1914 - Nürnberg : Korn
229 Reichen schaut man mit wohltuendem Gefühl eine Kreatur, einen Eichbaum an, der alle diese Wechsel überlebt hat, und der dem stolzen Sterblichen die Kürze der ihm zugemessenen Zeit vorrückt und ihm zu sagen scheint: „Dein Leben währet 70 Jahr, und wenn’s hoch kommt, 80 Jahr, und wenn’s köstlich gewesen ist, so ist’s Mähe und Arbeit gewesen.“ 8. Erhard, 196. Der erste Kreuzzug. Im Jahre des Herrn 1094 erschien in Italien und Frank- reich ein Mann im bloßen Haupte, barfüßig, auf einem Esel reitend. Er nannte sich Peter und war aus Amiens (Amiäng) in Frankreich. Ein langes Pilgergewand, von einem Stricke zusammengehalten, umwallte den hageren Leib. Die mageren Hände hielten ein Kruzifix. Weit standen seine großen, schwarzen Augen aus ihren Höhlen hervor und glühten in frommer Be- geisterung. Wenn er in eine Stadt oder in ein Dorf zog, lief jung und alt zusammen um den wundersamen Mann zu sehen und den Worten zu lauschen, die wie ein Strom aus seinem Munde fiossen. Er kam aus dem heiligen Lande, in das er als frommer Pilger gezogen war um am Grabe des Herrn zu beten. Mit lebendigen Farben malte er die Not, welche christliche Pilger im Gelobten Lande zu ertragen hatten von den Ungläubigen, die im Besitz der heiligen Stätten waren. Es sei der Christen Pflicht, sprach er, in den heiligen Kampf zu ziehen, Vaterland, Freunde und Verwandte zu verlassen und das Grab, darin der Herr ge- legen, denen zu entreißen, die den Namen des Sohnes Gottes höhnten. Gewaltig waren die Wirkungen solcher begeisterten Rede. — Der Papst hielt zwei große Kirchenversammlungen ab, auf denen er die Christen anfeuerte in den heiligen Kampf zu ziehen. „Gott will es! Gott will es!" riefen Tausende und aber Tausende. Fürsten, Ritter, freie Männer und Knechte hef- teten sich ein rotes Kreuz auf die Schulter, zum Zeichen, daß sie zum Zuge ins heilige Land bereit seien. Ein kleinerer Haufe, mit welchem Peter von Amiens und Walther von Habenichts schon im Frühling des Jahres 1096 aufbrachen, erreichte Palästina nicht; Hunger, Seuchen und das Schwert der Türken hatten ihn schon in Kleinasien aufgerieben. Im Herbste desselben Jahres machte sich ein wohlgeordnetes und gut ausgerüstetes Heer unter der Führung Gottfrieds von Bouillon (Bu-johng) auf den Weg. Uber 100000 gepanzerte Reiter und 200000 streitbare Männer hatten sich zum Kreuz- zuge zusammengefunden. Zweimal wurden die Türken geschlagen;

7. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 232

1914 - Nürnberg : Korn
232 Nun schwur der Kaiser, er werde die Krone nicht wieder aufsetzen, bis er solch frechen Trotz gebrochen habe. Er bezwang ihn durch Schwert und Hunger. Barfuß und barhaupt, in zerrissenen Kleidern, ein bloßes Schwert oder einen Strick am Halse und Asche auf dem Haupte, das Kreuz voran, kamen sie hinaus in sein Lager und baten um Frieden und Gnade. Er aber ließ die Mauern der Stadt niederreißen und die Bewohner mußten sich in offenen Flecken ansiedeln. Aber bald entstand an einer anderen Stelle eine neue, gegen Friedrich feindliche Stadt, Alessandria, so genannt nach dem Papst Alexander Iii., welcher der lombar- dischen Städte Freund und Helfer war. So dauerte der Kampf noch lange fort. Der Kaiser kam selbst oft in Lebensgefahr: bei der Etschklause hatte der Feind in einem engen Paß zwischen Fels und Fluß das Heer umzingelt und nur der Tapferkeit Ottos von Wittelsbach verdankte Friedrich seine Rettung; in Susa hatten Bürger sich verschworen ihn im Schlafe zu ermorden; aber der treue Hartmann von Siebeneichen half dem Kaiser zur Flucht, indem er sich selbst in dessen Bett legte; die Feinde ehrten diese Treue und schenkten ihm das Leben. Ganz besonders hinderlich war es für Friedrich bei diesen Kämpfen, daß er sich auf die Unterstützung der deutschen Fürsten nicht verlassen konnte. Die Ordnung im deutschen Reiche war nämlich diese: der König überließ einen Teil des ihm gehörigen Landes an Edelleute auf unbestimmte Zeit. Eine solche Besitzung hieß Lehen, der Geber Lehnsherr, der Inhaber Lehnsmann oder Vasall. Dieser mußte seinen Lehnsherrn mit Leib und Leben, Gut und Ehre verteidigen und ihm in seine Kriege folgen. Nun wurden aber die Vasallen übermächtig und übermütig und Her- zoge, Fürsten und Grafen führten oft Krieg auf eigene Hand, auch gegen ihren König, oder sie weigerten sich ihm mit ihren Leuten im Kriege zu Dienste zu sein. Der mächtigste unter diesen Vasallen war zu Friedrichs Zeit der Herzog Heinrich der Löwe aus dem Geschlechte der Welfen; ihm gehörten Braunschweig und Lüneburg, Bayern und Sachsen. Dieser stolze Mann weigerte sich dem Kaiser Heerfolge gegen die lombardischen Städte zu leisten. Der Kaiser bat ihn, ja er fiel ihm zu Füßen. Alles umsonst. Da nahte die Kaiserin ihrem Gemahl und sprach: „Stehet auf, lieber Herr; Gott wird Euch helfen, wenn Ihr einst dieses Tages und Hochmutes gedenket!" Dieser Abfall Heinrichs des Löwen war hauptsächlich schuld an der Niederlage, welche Friedrich bei Legnano durch die Italiener erlitt. Wie oft hat doch die Uneinigkeit der Deutschen ihren Feinden zum Siege geholfen!

8. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 236

1914 - Nürnberg : Korn
236 Der wackre Schwabe forcht sich mt, Ging seines Weges Schritt vor Schritt, Ließ sich den Schild mit Pfeilen spicken Und tät nur spöttlich um sich blicken, Bis einer, dem die Zeit zu lang, Auf ihn den krummen Säbel schwang. Da wallt dem Deutschen auch sein Blut, Er trifft des Türken Pferd so gut, Er haut ihm ab mit einem Streich Die beiden Vorderfüß' zugleich. Als er das Tier zu Fall gebracht, Da faßt er erst sein Schwert mit Macht, Er schwingt, es auf des Reiters Kopf, Haut durch bis auf den Sattelknopf, Haut auch den Sattel noch zu Stücken Und tief noch in des Pferdes Rücken; Zur Rechten sieht man wie zur Linken Einen halben Türken Heruntersinken. Da packt die andern kalter Graus; Sie fliehen in alle Welt hinaus Und jedem ist's, als würd' ihm mitten Durch Kops und Leib hindurchgeschnitten. Drauf kam des Wegs 'ne Christenschar, Die auch zurückgeblieben war; Die sahen nun mit gutem Bedacht, Was Arbeit unser Held gemacht. Von denen hat's der Kaiser vernommen; Der ließ den Schwaben vor sich kommen; Er sprach: „Sag an, mein Ritter wert, Wer hat dich solche Streich' gelehrt?" Der Held bedacht' sich nicht zu lang: „Die Streiche sind bei uns im Schwang, Sie sind bekannt im ganzen Reiche, Man nennt sie halt nur Schwabenstreiche." 200. Wickher. Fern von des Rheines Heimatstrand Zog ins gelobte heil'ge Land Mit Gottfried Bouillon schlecht und recht Wickher, ein deutscher Lanzenknccht. 8tzl«rrb,

9. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 320

1914 - Nürnberg : Korn
320 hierauf sollte man ihn auf einen Bock werfen, ihm einen drei- strängigen Strick um den Hals winden und ihn sieben Fuß höher hängen als einen verfemten Missetäter oder Dieb. Sämtliche Freistühle waren von der Gerichtsbarkeit und Aufsicht d«r ein- zelnen Landesherren frei; sie erkannten nur den Kaiser als ihr Oberhaupt, machten ihn gleich nach seiner Krönung zu ihrem Mitwissenden und richteten unter kaiserlichem Ansehen. Von Westfalen batten sie sich über ganz Deutschland verbreitet. Frei- grasen und Freischöppen erkannten sich an gewissen Zeichen. Hatte jemand einen Raub oder Mord begangen, war er der Zauberei oder Ketzerei verdächtig, so hatte er Ursache genug, vor dem furchtbaren Richterstuhl der Wissenden zu zittern, selbst dann, wenn er vor seinem ordentlichen Richter der Strafe schon entgangen war. Er wurde von einem der Freischöppen dem heimlichen Gerichte angezeigt, der zugleich mit einem Eide be- ichwor, daß das Verbrechen wirklich begangen sei. Die Vor- ladung geschah aber nicht öffentlich, sondern wurde des Nachts vor dem Tore oder der Haustür des Beklagten angeschlagen. Dieser mußte sich dann zur bestimmten Zeit an dem bestimmten Orte einfinden; es wartete seiner schon ein Abgeordneter der heiligen Feme, der ihn mit verbundenen Augen an den geheimen Ort führte, wo die Richter versammelt waren. Gemeiniglich hielten sie ihre Sitzungen des Nachts in einem dichten Walde oder in einer Höhle oder in einem unterirdischen Gewölbe. Hier saßen sie vermummt bei schwachem Lichte in schauerlichem Halb- dunkel und tiefe Stille herrschte ringsumher. Der Freigraf allein erhob seine Stimme, hielt dem Vorgeladenen das Ver- brechen vor, dessen er angeklagt war, und forderte ihn auf, sich zu verteidigen. Konnte er sich mit Grund verantworten, so wurde er freigesprochen und ebenso geheimnisvoll, als er gekom- men war, wieder zurückgeführt. Wurde er aber seiner Schvld überwiesen, so ward er zum Tode verurteilt. Noch in derselben Stunde, sobald er sein Gebet gesprochen und seine Seele Gott empfohlen hatte, stieß man ihn mit einem Dolche nieder oder knüpfte ihn an einem Baume auf. Gewöhnlich verrichtete der jüngste Schöppe das Henkeramt; ein Dolch, in den Baum ge- stoßen, sagte, daß die heilige Feme gerichtet habe; sonst aber erfuhr niemand, wer der Henker gewesen sei. Stellte sich der Angeklagte nicht auf das erste Mal, so wurde die Vorladung noch zweimal wiederholt. Blieb er auch das dritte Mal aus, so folgte die Verurteilung und einige der Freischöppen erhielten den Auftrag, das Strafgericht zu voll-

10. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 277

1914 - Nürnberg : Korn
277 gedachte der Bischof dieses Versprechens. Auf seinen Vorschlag wurde Rudolf zum König gewählt. Die Krönung geschah zu Aachen. Als nun die Fürsten dem neuen Könige Treue schwuren, fehlte gerade das Reichszepter, auf welches der Eid geleistet zu werden Pflegte. Da ergriff Rudolf rasch ein Kruzifix und sagte: „Dieses Zeichen, in welchem wir und die ganze Welt erlöset sind, wird ja wohl die Stelle des Zepters vertreten können." Und die Fürsten leisteten darauf die Huldigung. Nur einer war nicht in Aachen erschienen und weigerte sich Rudolf als König anzuerkennen. Das war der mächtige Böhmenfürst Ottokar, der den Königstitel führte und seine Herrschaft weit- hin über die österreichischen Länder ausgebreitet hatte. Dem stolzen Manne deuchte es schimpflich, einem armen Grafen, wie er Rudolf spottend nannte, Gehorsam zu leisten. Aber Rudolf bezwang den Widerspenstigen in einer Schlacht und entriß ihm Österreich. Er gab dieses Land seinen eigenen Söhnen und wurde dadurch der Gründer des habsburgisch-österreichischen Herrscherhauses. Nach der Besiegung Ottokars richtete sich des Königs Sorge vor allem darauf Ruhe und Ordnung im Reiche zurück- zuführen. Er durchzog Deutschland von einem Ende zum anderen, saß oft selbst zu Gericht und verhängte strenge Strafen gegen die Frevler und Friedensstörer. Vorzüglich die übermütigen Raubritter bekamen seinen starken Arm zu fühlen. Eine ganze Menge Raubschlösser wurde zerstört und viele der gefangenen Räuber wurden gehängt. So folgte in kurzer Zeit Ruhe und Sicherheit auf Zwietracht und Zerrüttung. Der Landmann baute wieder fröhlich seine Felder, die nicht mehr von den Hufen der wilden Streitrosse zertreten wurden; der Kaufmann zog sicher seines Weges an den hohen Burgen vorüber und die Räuber, die zuvor offen im Lande umhergeschwärmt, suchten sich in einsame Schlupfwinkel zu verbergen. Bei aller Strenge, wo es die Bestrafung der Übeltäter galt, war Rudolf übrigens ein äußerst gütiger, leutseliger Fürst. Jeder hatte freien Zutritt zu ihm. Als einmal seine Diener einen gemeinen Mann nicht vor ihn lassen wollten, rief er un- willig aus: „Warum weiset ihr ihn ab? Bin ich denn dazu König geworden, daß man mich vor den Menschen einschließe?" Einfach in seinen Sitten, trug er statt des königlichen Schmuckes gewöhnlich ein schlichtes, graues Wams, das er sich im Felde wohl selbst flickte. Da sah man ihm freilich seine Würde nicht an und es begegnete ihm manch heiteres Abenteuer. Einst, als
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