28 —
Proben, am häufigsten wurden die Feuer- und Wasserproben angewendet. Wer die Feuerprobe zu machen hatte, mußte mit bloßen Füßen über glühende Pflugschare gehen oder durch ein Feuer schreiten. Wurde er dabei verwundet, so galt er für schuldig. Die Probe mit heißem Wasser bestand darin, daß man die Hand in siedendes Wasser stccfte. (Statt dessen wurde manchmal auch Ol genommen. Bei der Kaltwasserprobe wurde jemand an Händen und Füßen gebunden und ins Wasser geworfen. Sank er unter, so war er unschuldig und wurde rasch wieder herausgezogen. Oft mußten sich auch die beiden Streitenden mit ausgestreckten Armen an ein Kreuz stellen. Wer die Arme am längsten wagrecht halten konnte, hatte recht. Stand ein Mensch im Verdacht, einen anderen ermordet zu haben, so wurde er an dessen Leiche geführt und mußte mit seinen Fingern die Wunden berühren. Fingen diese an zu bluten, so wurde er für den Mörder gehalten. Auch den Zweikampf vor Gericht gab es. Die Gegner gingen aufeinander los, und der Kampf endete oft erst mit dem Tode des einen. Ein solcher Streit ist aber unrecht und töricht, weil fast immer der Stärkste und Gewandteste siegt und beinahe nie der Schwache, wenn auch Gerechte.
Es war damals eine seltsame Zeit, die allerlei Merkwürdigkeiten hervorbrachte. Kriege und Fehden hatten einen wilden, unbändigen Geist erzeugt, der die Gewalt an Stelle des Rechtes sehte — es war die Zeit des Faustrechtes. Biele Ritter plünderten die reisenden Kaufleute aus und schleppten den Raub in ihre uneinnehmbaren Felsennester. Vergebens erließ der Kaiser Gesetze, vergebens predigte man in den Kirchen. Niemand konnte dem Unfug steuern.
Zu jener Zeit begann im Abendlande eine mächtige Bewegung, welche die prüfenden Blicke von den heimischen Verhältnissen weglenkte.
Die Sehnsucht nach dem Lande, wo Jesus lebte und litt, trieb schou ttor langer Zeit viele Christen dazu, Palästina zu besuchen. Insbesondere war das Grab (Shri)ti zu Jerusalem ein steter Anziehungspunkt. So lange die Araber Herren im Lande Kanaan waren, konnten die Pilger dort ungestört überall weilen; als es aber die Türken in Besitz nahmen, wurden die Wallfahrer oft mißhandelt, ja sogar getötet. Ein Franzose, Peter von Amiens, hatte solche Greuel mit angesehen. Voll Entrüstung kehrte er in das Abendland zurück, erzählte von den Leiden der Christen und predigte gegen die Türken. Er hätte wohl wenig erreicht, wenn nicht ein Mächtigerer hinter ihm gestanden wäre — der Papst. Auf einer Kirchenversammlung zu Clermout in Frankreich predigte dieser selbst voll flammender Begeisterung einen heiligen Krieg gegen die Feinde der Christenheit und tau)ende seiner Zuhörer ließen sich ein rotes Kreuz auf die rechte Schulter heften, als gemeinsames Zeichen, daß sie Jerusalem erobern wollten. Bon diesem Kreuz haben die Züge ins hl. Land den Namen
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8 —
aber kamen sie unter die Oberhoheit der Franken. Als erster Herzog wird (tinribolb I. genannt. Seine Tochter Theodolmde wünschte der Lango bardenkönig Autharis zur Gemahlin. Um dieselbe, von deren Anmut und Klugheit er gehört hatte, noch vor der Vermählung zu sehen, zog er in Verkleidung mit einer langobardischen Gesandtschaft nach Regensburg an den Hof des Herzogs. Hier sah er seine Braut; aber niemand ahnte daß er selbst der König sei. Auf der Rückreise in sein Land, hart an der bayerischen Grenze, warf er seine Streitaxt mit solcher Kraft gegen einen Baum, daß die Waffe tief eindrang und stecken blieb. Dabei rief er aus: „solche Streiche führt Autharis!" Nun erkannten ihn die bajuwarischen Begleiter, die ihm der Herzog mitgegeben hatte. — Theodolinde wurde Komgtn. Sie wirkte viel Gutes und bekehrte den Gemahl und das Volk zum römisch-katholischen Glauben. Dafür soll sie Papst Gregor mit der „eisernen Krone" beschenkt haben. Diese Krone besteht ans Gold und Edehteinen; sie wurde aber „eisern" genannt, weil sich innen ein eiserner Reif befindet, der aus einem Nagel vom Kreuz Christi gefertigt sein soll. .Veit dir^ eisernen Krone wurden nachmals alle Langobardenkönige, Karl dct Große und viele deutsche Kaiser gekrönt. Sie ist heute noch vorhanden und befindet sich zu Monza*) im Besitz des Königs von Italien, der jetzt das Gebiet des einstigen Langobardenreiches beherrscht.
Von anderen Kindern des Herzogs Garibald ist uns wenig bekannt. Man vermutet, daß ihm sein Sohn (Tassilo I.) in der Regierung de* Landes nachfolgte und daß dieser das Herzogtum wieder einem Sohne, foortbnlb Ii., vererbte. Schon zu dieser Zeit begannen Einfälle von feindlichen Nachbarvölkern, die int Osten wohnten. Derartige Angriffe, deren sich Bayern kaum erwehren konnte, dauerten mehr als drei Jahrhunderte und wir werden noch viel davon hören. Damals waren es die Slaven und Atmrat, gegen welche die Herzoge ihr Land zu verteidigen hatten. Es geschah mit wechselndem Glück; bald waren die Bajnwarier Zieger bald Besiegte. Nach dem letzten Sieg Garibaldis Ii. über die Aöaren kamen dieselben lange nicht wieder. Sie hatten nämlich im eigenen Lande Ruhe zu stiften.
Die Agilolfinger ertrugen ihre Abhängigkeit von den Frankenkönigen stets unwillig. Wir treffen daher immer wieder anf Versuche, sich von der Oberherrschaft frei zu machen. Unter den letzten Königen der Franken aus dem Hanse der Merovinger waren die Herzoge wieder unabhängig. Es regierte damals in Bayern Theodo. Dieser teilte das Reich unter seine drei Söhne. Es war die erste Teilung in Bayern. Dieser Vorgang wiederholte sich aber nur allzu oft. Der Vater teilte mit dem Sohne, die Söhne wieder mit den Söhnen und so ging es weiter. Diese Zer-
¥) Stadt bei Mailavb in bei Sonibarb.’i.
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Extrahierte Personennamen: Gregor Gregor Karl_dct_Große Karl Tassilo_I. Tassilo_I.
Extrahierte Ortsnamen: Regensburg Christi Italien Bayern Mailavb Sonibarb
59
nicht gab, wurden alle Waren mit Wagen selbst in die fernsten
Länder gebracht. (Wie kostspielig, langsam und unsicher gegen heute!)
Auch der Besuch fremder Gegenden und Länder war nicht so leicht
möglich als heute.
Wie staunten die Leute in unserer Stadt, als sie zum erstenmal
die Eisenbahn sahen, bei der die Wagen von einem Dampfwageu
gezogen so schnell auf den Schienen dahinfuhren, daß kein anderes
Fahrzeug folgen konnte! Es war ein besonderes Ereignis, als
der erste Zug zwischen Nürnberg und Fürth verkehrte. Im
Jahre 1835 wurde diese Bahn als erste im ganzen Land gebaut.
Von nah und fern waren die Leute gekominen um dieses neue Ver-
kehrsmittel zu befrachten. Manche glaubten ein Wunder zu sehen
und hielten die Eisenbahn für eine gar gefährliche Sache. (Denk-
mal zur Erinnerung an die Einweihung dieser ersten Bahn am
Ludwigsbahnhof.)
4. Der Kanal.
Ein weiterer Verkehrsweg aus der Stadt ist der Kanal. Der
Kanal ist eine Wasserstraße und das Mittel zum Verkehr ist
das Schiff.
Das Schiff als Verkehrsmittel.
Bau der Kanalschiffe: aus Holz mit verschiedenen Teilen aus
Eisen. Nach vorne läuft das Schiff spitzig zu (warum?). Der
oben weite Raum im Schiff wird nach unten enger (Kiel). Viel
Platz zum Unterbringen dessen, was man mit dem Schiff fortschaffen
will. (Steinwürfel zum Pflastern der Straßen, Sand- und Ziegel-
steine zum Hausbau, Zement, Holz, Balken u. s. w.). Aufenthalts-
raum für die Begleiter des Schiffes. Ander Hinterseite das Steuer.
(Zweck.) Wir haben beobachtet, daß ein vollständig beladenes Schiff
tiefer im Wasser einsinkt als ein leeres.
Das Wasser trägt das Schiff, doch muß dieses auch im Wasser
fortbewegt werden. Ein einziges Pferd bringt vom Ufer aus ein
voll beladenes Schiff langsam vorwärts. (Beachte, wie das Pferd
zieht und wie das Steuer gebraucht wird!)
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Extrahierte Ortsnamen: Nürnberg Ludwigsbahnhof Kiel
55
Man mußte zuerst die Richtung bestimmen und anzeigen (messen,
abstecken). Soweit es möglich war, wählte man den kürzesten Weg,
die gerade Verbindung zwischen zwei Orten. Wir sehen aber (Karte
und Wirklichkeit), daß die Straßen nicht immer in gerader Richtung
fortgehen. Es wurde nötig dieselben so zu bauen, weil man oft
einem zur Anlage eines Weges wenig passenden Stück Land aus-
weichen mußte. Die Straßen wurden z. B. um unbequeme Er-
höhungen oder Vertiefungen des Bodens, um nasse und sumpfige
Strecken herumgeführt, wenn auch der Weg dadurch länger wurde.
(Umweg.) Wo Straßen durch Wald gebaut wurden, mußten die
Bäume niedergehauen werden. Über Gewässer, Bahnlinien, größere
Vertiefungen des Erdbodens führen Brücken.
Damit schwere Fuhrwerke im lockeren Boden nicht einsinken und
mit den Rädern stecken bleiben, mußte die Straße fest gemacht
werden. Ein Grund wurde ausgegraben, mit großen Steinbrocken
gefüllt, kleinere Steine, Sand und Erde kamen oben auf. Damit
das Regenwasser, das die Straßen aufweichen würde, ablaufen kann,
wurden diese in der Mitte etwas erhöht. In den Gräben an den
Seiten fließt das Wasser fort.
Breite, besonders gut gebaute Straßen heißen Hauptstraßen oder
Landstraßen; schmälere, weniger gepflegte werden nur Wege und
wenn sie nicht befahren werden können, Fußwege genannt. Der
Wanderer benützt lieber Fußwege, da angenehmer darauf zu gehen
ist. (Weniger Staub, Grasdecke.) Die Fahrwege werden durch den
Verkehr abgenützt. Bei nassem Wetter lassen schwere Wagen Ver-
tiefungen zurück, in denen das Regenwasser stehen bleibt. Der
Wegmacher bessert die entstandenen Schäden aus. (Steine liegen
in Haufen an der Seite der Straße bereit.) Angepflanzte Bäume
auf beideu Seiten der Straße (Allee) machen den Weg schattig.
Wegweiser zeigen an, wohin die Straßen führen. Sie sind be-
sonders dort nötig, wo zwei Wege auseinander gehen oder sich kreuzen
(Kreuzwege). Die Größe der auf der Straße zurückgelegten Strecke ist
aus Steinen zu ersehen, die in Entfernungen von je 1 Kilometer am
Wege stehen. (Nach 50 Kilometern größere Steine.) Die Ent-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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58
Verfügung. Unterhaltungen und Vergnügungen möchten die Städter
nicht entbehren.
Andere Wohnplätze: Märkte, Weiler, Einöden.
3. Die Bahn.
Für die Eisenbahnen, die von der Stadt aus nach allen Rich-
tungen fahren, sind besondere Wege geschaffen. Die schnell dahin-
brausenden Züge können nicht die Straßen benützen, da sie den
Wagen und Fußgängern gefährlich würden. Der Weg der Eisen-
bahn ist erhöht, sie fährt auf einem Damm. Niemand soll diesen
betreten. Schienen, auf denen die Räder der Eisenbahnwagen leicht
dahinrollen, sind an querliegenden, in die Erde eingebetteten Holz-
balken befestigt. (Je 2 Schienen für Züge, die sich begegnen.)
Auch den Schienenweg hat man so angelegt, daß er nicht allzusehr
steigt und fällt. Wo größere Erhebungen im Wege standen, führte
man die Bahn unten durch. (Tunnel.) Uber Gewässer und Straßen
fährt die Bahn auf Brücken. (Eiserne und steinerne Eisenbahn-
brücken.) Wo ein Weg und die Bahn sich in gleicher Höhe kreuzen,
sind Schranken angebracht, die geschloffen werden, wenn ein Zug
kommt. Wege verbinden auch die kleinsten Orte, Eisenbahnlinien
nur größere Orte (warum?). Wo die Züge halten, Reisende ein-
und aussteigen, ist eine Station, bei jeder Station ein Bahnhof, je
nach der Größe des Verkehrs größer oder kleiner. (Bahnwärter-
haus.)
Die von unserer Stadt ausgehenden Bahnlinien.
Die Bahnlinien verbinden die Stadt mit der Umgebung (Nah-
verkehr, Vorortsverkehr) und weiter entfernten Orten (Fernverkehr).
Was in der Stadt hergestellt wird, kann schnell, sicher und ohne
große Kosten in die fernsten Gegenden versandt und das, was man
in der Stadt braucht, von auswärts bezogen werden. Wir können
von der Stadt aus zur Erledigung von Geschäften oder zu andern
Zwecken bequem näher oder fern liegende Orte erreichen. Das
Leben und Treiben auf dem Bahnhof unser Stadt zeigt uns, wie
notwendig die Bahn ist. In alter Zeit, als es eine Bahn noch
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Die Ebene.
Von einem über alle Gebäude der Stadt hinausragenden Punkt
können wir die Stadt und die umliegende Gegend überschauen.
Nach allen Seiten haben wir einen freien Ausblick in das vor uns
liegende Stück Land. Erst in weiter Ferne hebt sich der Boden und
hält unsern Blick auf. Würden sich solche Erhebungen nahe bei der
Stadt finden, wäre eine freie Umschau uicht möglich. Eine Gegend,
die sich so überblicken läßt, bei der das Land keine besonderen,
größeren Erhebungen zeigt, heißt Ebene. Nürnberg liegt in einer
Ebene. Die Lage in der Ebene hat für die Stadt große Vorteile.
Eine große Stadt breitet sich nach allen Seiten immer mehr aus.
Diese Erweiterung wird bei ebenem Boden nicht aufgehalten,
während größere Erhebungen in einer Richtung oder gar im Um-
kreis dem Bau der Häuser und der Anlage von Straßen hinderlich
wären. (Schon der Burgberg, hinter dem ein Teil der Stadt liegt,
hindert den Verkehr und man will deshalb einen Burgbergtunnel
bauen.) Ein anderer Vorteil der ebenen Lage der Stadt sind die
bequemen Verbindungswege der Stadt mit der Umgegend, auf denen
ein schneller und sicherer Verkehr möglich ist. In alter Zeit war
es für eine Stadt vorteilhaft in ebener Gegend zu liegen, da man
herankommende Feinde rechtzeitig bemerken und sich gegen ihre An-
griffe schützen konnte.
Rings um die Stadt, mit Ausnahme der Westseite, ist die
Nürnberger Ebene mit Wald bedeckt, der an einzelnen Stellen, be-
sonders im Süden und Osten, nahe an die Häuser heranreicht.
(Vorteil für die Stadtbewohner. — Gartenstadt.) Lorenzer Forst
im Süden und Sebalder Forst im Norden der Stadt. Wir finden
fast nur Föhrenwald, weil auf dem unfruchtbaren Sandboden der
Nürnberger Ebene nur der Kiefernbaum gedeiht. Die zwischen den
Waldpartien liegenden Strecken sind mit Heidekraut und Ginster-
pflanzen bewachsen, die sich mit solchem Boden begnügen. (Bienen-
zucht in der Nürnberger Gegend. Heidekraut beliebte Bienen-
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2<*
Das Deutsche Reich.
Staatliche Zugehörigkeit. Anteil am Iura haben, wie wir sahen, folgende
Staaten: 1. die Schweiz (die bei Schaffhausen aufs rechte Rheinuser herüberreicht);
2. Baden, 3. hohenzollern; 4. Württemberg- 5. Bayern (die Kreise Schwaben
und Neuburg, Mittelfranken, Gberpfalz, Oberfranken).
Verkehrsleben. Oas talreiche Juragestein setzt dem Lahnverkehr keine
besonderen Hindernisse entgegen- so queren es folgende wichtige Linien:
a) München-Ingolstadt-Nürnberg (Tunnels),-
b) Augsburg- Donauwörth-Ansbach -
c) Ulm-Geislingen-Stuttgart (über den seit alters wichtigen „Geislinger
Steig").
Rückblick auf das Südo st deutsche Dreieck.
Es umfaßt etwa 1/10 des Deutschen Reiches (über 50 000 qkm); häufiger als
in den meisten anderen Gegenden des deutschen Vaterlandes fallen hier Nieder-
schlage und das Rlima ist hier rauher und kälter als im übrigen Deutschland mit
Ausnahme von dessen äußerstem Nordosten. Überwiegend nährt sich die Be-
völkerung von Landwirtschaft, sie ist darum auch verhältnismäßig dünn (4—5 Itctll.,
also nicht ganz 1/13 der Gesamtbevölkerung des Reiches).
Oer Mehrzahl nach gehört die Bevölkerung zum bayrischen Volksstamme
und es überwiegt das katholische Bekenntnis.
Ii. Oas Südwestdeutsche Becken.
Wir betreten nun zum erstenmal das Innere des nordwesteuropäischen
Schollenlandes. Aus diesem und manchem anderen Grunde nannten wir ja den
Jura ein „Scheidegebirge".
lvir denken uns fünf Gesteinsplatten aus verschiedenen Gesteinsarten über-
________ einandergelegt. Es handelt sich um
i folgende Gesteine:
Im.........|j.........1. 3 Uta mit seinen uns schon be-
4 kannten Eigenschaften;
'////////////////////ff//////////////// 2. Neuper, ein blätteriges Gestein
^ ^ von grauer, bläulicher, grünlicher
oder rötlicher Zarbe, mit Lagern
von Salz, Gips, Ton und Mergel durchsetzt; letzterer brauchbar als
Dungmittel und zur Zementbereitung;
Z. Muschelkalk, so genannt wegen seines Reichtums an Muschelschalen
einstiger Meerestiere, stellenweise ebenfalls salz- und gipshaltig;
4. Luntsand st ein, wegen der meist schwärzlichen Streifen im roten
oder gelblichen Gestein; er setzt Wasser und Wind nur geringen Wider-
stand entgegen und verwandelt sich unter ihrem Einfluß in Sandstaub;
5. U r g e st e i n , d. h. ältestes, härtestes Gestein.
Diese Ge st eine liegen aber jetzt nicht übereinander,
wie das ursprünglich der § all war, sondern neben-
einander. Wie kommt das?
Wenn wir Steinplatten erhitzen und dann rasch abkühlen, bekommen sie
möglicherweise Sprünge. Auch die gewaltige Plattenlage des Südwestdeutschen
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Das Deutsche Reich.
1. Bayern mit der schönen Inselstadt Lindau (prächtiger Hafen).
2. Württemberg mit Zriedrichshafen (Lahn nach Ulm).
3. Baden mit Konstanz, der größten Stadt am See, von deren Münster-
turm aus man einen einzigartigen Blick über den See genießt.
(4. Schweiz mit R 0 r s ch a ch und Komansfyotn.
5. Österreich mit B t e g e n 3 am Zuß des Pfänder, eines beliebten
Aussichtsberges.)
Auch die Bodensee-G ürtelbahn hat eine große Verkehrsbedeutung.
Der Bodensee (62 km lang, 250 m tief, 540 qkm groß = y^Vo Deutschlands),
im Umriß einem Stiefelzieher vergleichbar, ist wiederholt schon 3ugefroren (vgl.
Gedicht von Schwab „Der Heiter und der Bodensee"),- man hat ausgerechnet,
daß auf dieser Kläche dann sämtliche Menschen der Erde aufgestellt werden
könnten!
Das Donautal in Deutschland. Die Donau entspringt bekanntlich im
Schwarzwald aus Brege und Brigach und durchbricht dann dreimal den
Iura:
1. auf eine weite Strecke hin
| etwa vom Zusammenfluß
^ ^ der (tzuellflüsse bis gegen
Jura^V-^ Sigmaringen;
1, 2. in der Gegend von Neu-
Jurau—\___-_ bürg a. Donau, dessen
~~ prachtvolles Schloß (pfäl-
zischer tdittelsbachcr) auf
Bayer.wald W ___ einem Iurafelsen über
3. dem Zlusse thront,-
Donaulaufw. Hochebene 3- in..^ ®e9«n». w° Ktt-
1 zwischen Ulm u Donauwörth, muhl und Naab munden,
2 bei Welte nbvurg, hier bildet sie das be-
3. bei Donaustauf. rühmte Durchbruchstal
bei Kloster Umtenburg,
L's- 8- nicht weit von Oelheim
mit der Befreiungshalle.
von Regensburg ab etwa fließt sie meist nahe an den Granit- und
Gneiswänden des Bayrischen Waldes hin, die sie dann in
der Gegend um die alte Bischofsstadt Passau ebenso durchbricht wie die beiden
hier mündenden Nebenflüsse Inn und Ilz (ebenfalls sehr malerische Täler).
Erst von R e g e n s b u r g an ist das Donautal eine wichtige Der-
fehrslinie: hier läuft in derselben Richtung eine Weltverkehrslinie vom
Rhein (und Holland) her nach Wien und dem Grient, auch beginnt bei Regensburg
Zrachtschiffahrt (auch Kettenschiffahrt); ab Passau verkehren Personendampfer.
Die größte deutsche Stadt an der Donau ist U l m (56 000 E.) in Württemberg,
mit dem bayrischen Neuulm zusammen ein wichtiger Waffenstützpunkt; es liegt
in einer fruchtbaren, zum Gemüsebau (Ulmer Spargel) wohlgeeigneten Mulde
und treibt eine ganze Anzahl von blühenden Gewerben (Gießereien, Färbereien,
Möbelfabriken, Bierbrauereien usw.),- der Turm des herrlichen Münsters, das
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Württemberg Welte
Extrahierte Ortsnamen: Ulm Deutschlands Deutschland Sigmaringen Donau Ulm Donauwörth Donaustauf Oelheim Donautal Rhein Holland Wien Donau Württemberg Bierbrauereien
Oberrheinische Tiefebene.
29
Oer Hl]ein und das Rheintal sind Westdeutschlands wichtigster Verkehrs-
w e g. Die Schiffahrt auf dem Rhein leidet freilich bis Ket?I durch das starke
Gefälle, wegen desselben hat man schon vor Jahrhunderten mit Benützung der
Illstrecke zwischen Straßburg und Kehl einen Kanal gegraben, der jenseits der
deutschen Grenze weiterführt bis zu einem schiffbaren Nebenfluß der Rhone, des
wichtigsten französischen Zlusses im Nittelmeergebiet- der Kanal heißt deswegen
Rhein-Rhone-Kanal; zu Deutschland gehört eine Strecke etwa von der
Länge des Rheinlaufs zwischen Lasel und Kehl. Ein anderer Kanal führt mit
Hilfe von Kanalbrücken und Tunnels über die westlichen höhen zur Marne, einem
wichtigen Zlusse im mittleren Krankreich (Rhein-Narne-Kanal; die
deutsche Strecke beträgt etwa 100 km). Sehr zustatten kam der Rheinschiffahrt
die Abschneidung der zahlreichen Stromschlingen und Altwässer sowie die Ein-
öämmung des Zlußbettes („Rheinregulierun g"); die Laufstrecke des
Zlusses ist dadurch beinahe um V4 ihrer früheren Länge abgekürzt worden.
Die Großschiffahrt auf dem Rhein beginnt bei Mannheim-Ludwigshafen; sie
dient hauptsächlich dem Warenverkehr, der Personenverkehr auf dem Rhein
wird erst lebhafter von da an, wo die Ufer sich durch hohe landschaftliche Schönheit auszeichnen,
d. h. von Mainz ab.
Lange Zeit bildete der größte Teil dieses oberdeutschen Rheinlaufstückes Deutschlands
Grenze; jetzt ist der Rhein wenigstens insoferne wieder „Deutschlands Strom", als er nur bis
Basel die Grenze gegen die Schweiz bildet und von da ab durch deutsches Reichsgebiet strömt;
beim Beginn des Deltas verläßt er freilich unser
Vaterland wieder. Für die südwestdeutschen Staaten
Baden, Elsaß-Lothringen und Bayerns Rheinpfalz
bildet er aber immer noch eine wichtige p 0 l i -
tische Grenze.
An Nebenflüssen nimmt der
Rhein hier auf:
rechts Kinzig und Neckar vom
Schwarzwald, sodann den Itc a in;
links die 311 vom Schweizer Iura,
Lauter, Queich und Speyer vom
Hardtgebirge.
Die Ebene selbst. Die G e b i r g s -
grenzen ergeben sich aus nebenstehender
Zeichnung. Die Richtung dieses Schwemm-
landbeckens ist leicht nordöstlich. Die gesamte
Längenausdehnung von der südwest-
lichen bis zur nordöstlichen Ecke beträgt etwas
mehr als die Länge der Rheinstrecke
in diesem Gebiet; die Breite Über-
schreitet nicht 1/10 unserer Maßeinheit
(40—50 km). Daß der südlichste Teil
streng genommen nicht mehr Tief-
ebene genannt werden kann, haben
wir schon gehört. Die Größe des
Gebietes beträgt etwas mehr als die Gebirgsgrenzender Oberrhein. Tiefebene.
des Kreises Unterfranken. ^g. *9.
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