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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 151

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 151 — Heere gegen Westfalen vor. Am 3. Juli stand Ferdinand bei Dissen, er zog Nordost noch Osnabrück, Contades rückte bis Bielefeld vor, von Broglio zog die Weser stromab gen Minden, sie wollten das alliierte Heer von dort abdrängen. In Minden kommandierte General von Zastrow 1400 Mann. Kanonen wurden auf der Herforder- straße aufgestellt. Broglio forderte vergeblich Übergabe. Ein ver- räterischer Bauer Sander in Aulhausen zeigte eine Furt nach Haus- berge. Broglio erscheint am rechten Ufer der Weser. Überrumpelung der Stadt, schreckliche Plünderung in der Nacht. Der General Zastrow, 27 Offiziere, 1400 Unteroffiziere und Gemeine nebst 22 schweren Kanonen und der Uberrest des Magazins fiel in die Hände Broglios. Die Hilfe, welche Herzog Ferdinand in dem Erbprinzen gesandt, kam zu fpät und das alliierte Heer mußte nun, um Hannover zu decken, Osnabrück aufgeben und sich auf die Weser zurückziehen. Am 14. Juli 1759 traf Ferdinand in Stolzenau ein. Am 12. Juli war das Koips Broglios bei Minden vereinigt. Contades setzte sich am linken Weserufer füdlich von der Bastau sest. Herzog Fer-- dinand ließ sich nicht verlocken, auf das rechte Ufer zu kommen, sondern rückte von Stolzenau in der Nacht vom 15.—16. Juli bis Petershagen und nahm seine Stellung in den Nachbardörfern 7 Todtenhausen, Kutenhausen, Südhemmern, Hille. Die Schanzen des Grafen von Bückebnrg waren bei Todtenhausen. Nach Contades Plan sollte zuerst das Waugenheimsche Korps, das sich abgesondert hatte, angegriffen werden, worauf ein Angriff auf die linke Flanke Ferdinands beabsichtigt war. Der rechte Flügel des französischen Heeres wurde von Broglio gebildet. Die Reserve stand unter dem Herzog von Brissae weiter im Süden, bei Rehme und Gohfeld. Zur Beobachtung derselben hatte sich der Erbprinz von Braunschweig mit einem abgesonderten Korps bei Quernheim aufgestellt. Tie Zurüstungen zur Schlacht vermochte der Herzog von Braun- schweig in aller Ruhe zu treffen. Das hatte er einem ehrlichen Bürgersmanne aus Minden, Jobst Heinrich Lohrmann genannt, zu danken. Der Marschall Contades hatte nämlich von dem Bürger- meister zu Minden einen zuverlässigen Boten verlangt, der dem Herzog von Brissac nach Herford ein Paar Schuhe als Muster für

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 153

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 153 — ständen, wie sie damals in der französischen Armee herrschten, in welcher sich der eine Heerführer für zu vornehm hielt, dem andern zu gehorchen. Von solchem heutzutage kaum zu begreifenden Un- gehorsam lieferte die Schlacht bei Minden freilich auch auf Seiten der Verbündeten ein beklagenswertes Beispiel. Bald nach Eröff- nuug des Treffens waren in großer Kampfbegier und ohne höheren Befehl sechs englische Bataillone mit Zurücklassung ihrer Kanonen aus der Schlachtlinie gegen die zwischen Hahlen und Malbergen stehenden Kavalleriemassen des Feindes vorgedrungen. Kaum hatten sie einige hundert Schritt zurückgelegt, als ihnen ebenso willkürlich fünf Bataillone Hannoveraner folgten. Tiefe elf Bataillone mar- schierten in einer Linie, wie bei der Parade, durch die vor ihnen liegende eine Viertelstunde breite Fläche, obgleich die französische Batterie in ihrem Angesichte sie mit einem mörderischen Kreuzfeuer empfing; auch schlugen sie in größter Tapferkeit die ihnen entgegen- gesandten feindlichen Schwadronen zurück. Ter Herzog von Braun- schweig, besorgt für seine kühnen Krieger, schickte dem Lord Germain, dem Führer der englischen Reiterei, durch seine Adjutanten, unter denen sich zwei Engländer befanden, dreimal nach einander den Befehl, den Vorgedrungenen zu Hilfe zu eilen. Aber der Lord ver- weigerte ihm den Gehorsam, hielt sogar diejenigen Regimenter, welche freiwillig in den Kampf eilen wollten, zurück und blieb als dessen müßiger Zuschauer stehen, indem er vorgab, die deutlichsten Anweisungen nicht verstanden zu haben. Hauptsächlich wegen dieses schweren Vergehens des englischen Lords wurde es den französischen Heerführern möglich gemacht, sich in ziemlicher Ordnung zurück- zuziehen, allerdings immer noch mit einem Verluste von 7000 Mann, vielen Geschützen, Fahnen und Standarten, während Herzog Fer- dinand 2500 Mann eingebüßt hatte. Am folgenden Morgen wurde Minden von den Franzosen geräumt und durch Truppen der Alliierten besetzt. Der Herzog von Brissac, welcher an demselben 1. August den Erbprinzen von Braun- schweig vernichten sollte, wurde dagegen von diesem bei Gohfeld angegriffen und aufs Haupt geschlagen. Auch er mußte sich nach Hameln, Münden und Kassel zurückziehen. — Lord Germain wurde

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 154

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 154 — nach England berufen, vor ein Kriegsgericht gestellt und seiner Würden entsetzt; auch strich König Georg Ii. seinen Namen mit eigner Hand aus der Liste der geheimen Staatsräte aus, und das erbitterte Volk drohte, ihn in Stücke zu zerreißen. Trotz alledem wurde er späterhin, als er beim Antritt der väterlichen Erbschaft schon den Namen Lord Sackville angenommen hatte, durch Georg Iii. wieder zum Minister für die englischen Kolonien ernannt; — die verunglückten Kriegsunternehmungen gegen Amerika, welche die Be- freiung der Vereinigten Staaten herbeiführten, sind hauptsächlich sein Werk. Die englischen Jnsanterie-Regimenter Napiers, Kingskley, Welsch Füsiliers, Brndnel und Home führen wegen ihrer Tapferkeit am 1. August 1759 in ihren Fahnen den Namen Minden. Von der Bravheit der Hannoveraner erzählt der französische Bericht über die Schlacht, daß der Sieg gewiß würde errungen sein, wenn les troupes Manteaux, die ihnen in die Flanken gefallen wären, ihnen denselben nicht wieder entrissen hätten. Tas Hannover-- sche Bataillon Hardenberg ermutigte sich beim Bajonettangriff gegen die französische Kavallerie: „Man drupp! Man tau!" und der Berichterstatter, der kein Platt verstand, hatte aus den beiden letzten Worten Truppen gemacht. Nach Südwesten vom Amte Petershagen dehnt sich das von Hartum bis zur Stadtgrenze von Minden aus; in ihm die Kirch- dörser Hartum, zugleich Amtssitz, mit 1136 und Hille mit 1230 und das Tors Hahlen mit 1806 Bewohnern. Das Hartumer und Hiller Moor erstreckt sich weithin und es wird viel Torf gestochen und vertrieben. Anmutiger und auch fruchtbarer, als die nördlich von Minden gelegenen vier Ämter, sind die drei südlichen: links an der Weser Dützen und Rehme, rechts Hausberge. In dem Amtssitz Dützen, einem Dorfe von 1261 Einwohnern, liegt nebst anderen Ortschaften, westlich dem Hiller Moore angegrenzt Rothenuffeln mit 1059, südöstlich Böhlhorst mit 573 und das Kirch- dorf Barkhausen mit 1186 Bewohnern an dem fruchtbaren Nordmasch des Wiehengebirges. Hier thut sich die Westfälische Psorte, porta Westfalica, die Weserscharte, wie die Landleute noch sagen, aus.

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 403

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 403 — Christian lehnte seinen rechten Flügel unter Knyphausens Befehl an den Liesner, die Mitte, welche er selbst befehligte, nahm zu beiden Seiten der Straße Stellung, während der linke Flügel, welcher dem Grafen Isenburg unterstellt war, sich an die nördlich sich hin- ziehenden Sümpfe und Büsche anlehnte; die Artillerie stand in ihrer Hauptmasse auf der rechten Flanke, die Kavallerie auf beiden Flügeln. Abgesehen von der Flankendeckung bot diese Stel- lung keineswegs Vorteile. Überall konnte der Gegner, ohne ein wesentliches Hindernis zu sinden, mit entwickelten Kräften an die Schlachtlinie herankommen und dann im frontalen Gefechte die über- legene Tüchtigkeit seiner Truppen ungehindert zur Geltung bringen; und wurden die Braunschweiger zum Weichen gezwungen, so mußte der Umstand, daß sie nahe hinter sich die Berkel hatten, über welche nur zwei Übergänge führten, für sie großes Verderben herbei- führen. Siegesbewußt rückten die Truppen Tillys, nachdem sie zwischen Ahaus und Wüllen aufmarschiert waren, zum Angriffe vor, wie- wohl ihnen ein heftiger Wind Rauch und Staub ins Gesicht trieb. Die Vorhut stand unter der bewährten Führung des Grafen von Anholt. Mit Ungestüm warf sie sich gegen drei Uhr nachmittags auf des Gegners rechten Flügel und brachte diesen in kurzem zur Erschütterung. Alsdann rückte, während die Artillerie in den dichtgedrängten feindlichen Reihen fürchterliche Verheerungen an- richtete, auch das Gros Tillys auf der ganzen Front kräftig vor, und nun haben „die Kanonen und Musketen, (wie es in einem gleichzeitigen Berichte heißt,) angefangen zu musizieren und zu spielen, daß alles erzitterte, gleich als wenn Himmel und Erde vergehen wollten." Christians neugeworbene Truppen waren „des Hagelgeschosses und scharfen Platzens nicht gewohnt" und gerieten bald in große Bedrängnis. Vergebens versuchte Christian, um den Gegner sich vom Leibe zu halten, zur Offensive überzugehen; er beauftragte Knyphaufen, von Liesner aus vorzubrechen, indessen Anholt ließ sich nicht verdrängen, und ebenso wurde Isenburg, der auf seinen Befehl mit dem linken Flügel vorzurücken suchte, zurückgeworfen, während Graf Styrum, der seine allerdings bereits 26*

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 152

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 152 — die 2000 Paar überbringen solle, welche die Stadt Herford zu liefern habe. Zu diesem Geschäft wählte der Bürgermeister unsern Jobst Heinrich aus, der als Matrose und Steuermann die Welt gesehen hatte, dazu auch französisch und englisch sprach. Lohrmann verstand somit auch, was die Franzosen unter einander redeten, als ihm die Schuhe übergeben wurden, und dies genügte ihm. Er machte sich also aus den Weg, eilte jedoch, als er den Franzosen aus dem Gesichte war und die Porta hinter sich hatte, in weitem Umkreise rechts über die Berge ins Lager des Herzogs, wo man die Schuhe untersuchte und zwischen den Sohlen eine Depesche fand, nach welcher am 1. August der Angriff der Franzosen stattfinden und Briffae gleichzeitig auf den Erbprinzen losgehen solle. Nachdem Abschriften von der Depesche genommen, wurden die Schuhe wieder wohl verpackt, und Lohrmann war mit Anbruch der Nacht richtig in Herford. Tie gewonnene Kunde aber wußte namentlich der treff- liche Graf Wilhelm von Schaumburg-Lippe, der spätere Lehrer Scharnhorsts, zu verwenden, indem er für die ausgezeichnete Artillerie, mit welcher er unter dem Herzog von Braunschweig diente, geeignete Stellungen wählte und die Entfernungen abmaß. Und so geschah, was Friedrich der Große nachmals mit den Worten ausdrückt: „Coutades beeiferte sich, die Absichten des Herzogs Fer- dinand zu erfüllen, und betrug sich so, als wenn er von diesem seinem Gegner Verhaltungsmaßregeln zu empfangen hätte." Am Morgen des 1. August rückten die Franzosen wirklich aus ihrem Lager vor und überschritten auf neunzehn Brücken die Vastau. Aber sie ordneten sich nur sehr langsam; erst um 8 Uhr waren sie mit ihrer Aufstellung fertig, während die Verbündeten sich schon seit 1 Uhr in der Nacht unter den Massen befanden. Auch zeigten ihre Bewegungen keinen Zusammenhang, vielmehr ging jeder An- führer nach eigenem Gutdünken ins Gefecht. Tie Reiterei, welche unklugerweise in ihr Centrum gestellt war, griff aufs tapferste an, wurde jedoch von der Infanterie der Verbündeten zurückgeworfen. Ihre Flucht entschied zugleich die Niederlage der aus einander ge- rissenen Korps des Fußvolks; schon nach wenigen Stunden war die Schlacht für die Franzosen verloren. Kein Wunder bei Zu-

6. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 120

1834 - Minden : Eßmann
120 Sonne und sagte: „Ich wollte es wäre Nacht, oder die Preußen kamen." Kaum hatte er diese Worte gespro- chen, so blitzte das Feuer einer Batterie auf, und in der rechten Seite der Franzosen erhob sich ein fürchterlicher Kanonendonner. „Nun, Gott Lob, rief Wellington, da ist der alte Blücher!" Und er war es. Mit dem frühen Morgen hatte er sich auch schon aufgemacht, und nachdem er einen Heerhaufen unter dem General Thielemann dem französischen General, der die Preußen in den Rhein stürzen sollte, entgegengeschickt, war er mit allen seinen übrigen Soldaten weiter gezogen. Bald kamen Boten über Boten von Thielemann und baten um Hülfe, denn die Franzosen hatten die Preußen bei Wawre schrecklich angegriffen, doch Blücher sprach: „Thielemann muß sich wehren! Wir Alle gehen vorwärts." Nach lan- gem Zuge durch schlechte Wege, durch Wasser und Schlamm kamen endlich gegen 4 Uhr Nachmittags die Regimenter an ihren rechten Platz. Sogleich ging es auf die Feinde los. Diese erschraken nicht wenig. Ein Offizier jagte nach Napoleon und brachte die Nachricht: Die preußische Armee ist da. Der Kaiser wurde todtenblaß und befahl, Soldaten über Soldaten gegen die Preußen zu schicken. Er selbst rief seine Garden. Mit ihnen wollte er schnell die Eng- länder durchbrechen und so noch den Sieg erjagen; aber Wellington schlug nicht nur den Sturm zurück, sondern rückte nun auch mit den Seinen etwas vorwärts. Bald bekam er ein sehr leichtes Spiel. Die Preußen hatten wüthend angegriffen, Alles vor sich niederge- schlagen, die Dörfer gewonnen und die Franzosen aus einander gejagt. Diese stoben jetzt von allen Seiten davon. „Es rette sich, wer da kann; rettet die Adler!" schrie man, und alle Ordnung löste sich auf. Der Eine rannte hier-, der Andere dorthin. Kanonen, Wagen, Gepäck, Alles ließen sie im Stiche.

7. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 106

1834 - Minden : Eßmann
106 Drei und vierzigste Erzählung. Die viertägige Schlacht bei Leipzig. 11m Leipzig waren nun alle Krieger versammelt. Na- poleon hatte ihrer an 180,000 {mit 600-Kanonen, der Bund an 250,000 mit 1000 Kanonen. Äm 16. Okto- der begann der Angriff. Ein grauer Herbstnebel lag auf den Feldern, und der Morgen war düster. Gegen 9 Uhr wurde es heller, und nun brachen die Rus- sen und Preußen los. Es sing ein so gräßliches Kanonenfeuer an, daß die Erde davon erbebte. In den Dörfern, welche südöstlich von Leipzig liegen, kämpfte man mit großer Erbitterung. Napoleon war, hier selbst und ermunterte seine Schaaren. Sie fochten auch tapfer. Bald eroberten die Verbündeten die Dörfer, bald die Franzosen; es war ein entsetzliches Drängen und Treiben. Endlich stürmten die Russen und Preußen noch einmal heran, die Franzosen wichen, mehrere Regimenter flohen. Napoleon sah dies mit düfterm Gesichte. „Vor mit dem Geschütz!" rief er, und 150 Kanonen sprengten herbei, hinten nach große Haufen von Garden. Der Angriff war mörderisch, die Verbündeten mußten einen Augen- blick weichen und den Franzosen die Dörfer überlassen. Als der östreichische Feldherr dies sah, ließ er schnell frische Truppen anrücken, im Sturmschritt auf die Dör- fer losgehen und abermals den Kampf beginnen. Lange wüthete man gegen einander, endlich wichen die Fran- zosen. Sie mußten zurück. Am Abend standen die Heere fast auf derselben Stelle wieder, wo sie des Mor- gens die Schlacht begonnen hatten. Im Norden von Leipzig war es unterdeß ganz anders ausgefallen. Hier stand Blücher und schlug eine Schlacht für sich, die man die Schlacht bei Möckern nennt. Napoleon hatte einen tüchtigen General mit großer Macht gegen den alten Helden geschickt und ge- sagt, man solle Blücher so lange zurückwchren, bis er mit den Feinden in Südosten fertig sei, dann wolle er auch kommen und helfen. Der französische General that, was er konnte. In Möckern entstand ein gräß- i

8. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 265

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 265 Bauern Wolf Jsebrand in der Nähe von Hemmingstedt eine Schanze er- richtet, das Dusendüwelswarf genannt, und erwarteten hier etwa 1000 Mann stark den Feind. Am Montag, dem 17. Februar, gegen Morgen hatte sich der Nordwest- wind, der schon seit dem Abend vorher wehte, zum Sturme entwickelt, der rastlos schwarze Wolken über das Land dahintrieb und ihren Inhalt, Regen, Hagel und Schnee mit einander vermischt in wilden Schauern zur Erde schleuderte. Hans von Ahlefeld, der Feldmarschall, riet vom Aufbruch ab, und einige holsteinische Adelige, die die Marsch wohl kannten, stimmten ihm bei; aber Junker Slenz, der Anführer der zu dem Heereszuge angeworbenen, aus Landsknechten bestehenden großen Garde, hatte nur Spott und Hohn für ihre Ängstlichkeit. Der Aufbruch ward befohlen, und unter Trompetenklang ging es die Norderstraße Meldorfs entlang. Voran marschierte die Garde. Junker Slenz im goldenen Harnisch an ihrer Spitze, die gewaltige, riesenmäßige Erscheinung, auf die jeder Landsknecht mit Stolz und Vertrauen blickte. Übermütig zog das stolze Corps dahin, seine Banner wehten, und aus rauhen Kehlen er- scholl der Schlachtruf: „Wahr di, Buer, de Gard de kummt!" So ging's in die fette Marsch hinein. Aber ein fürchterliches Stück Arbeit war es, auf dem Wege fortzu- kommen. Das Schlachtgeschrei der Garde, ja fast alles Reden im Zuge verstummte nach und nach völlig. Die aus den breiten Seitengräben auf den Weg geworfene Kleierde, die noch nicht festgetreten gewesen war, war vom Regen vollständig aufgeweicht, und die Füße der Menschen, die Hufe der Rosse sanken tief in den zähen Schlamm und lösten sich schwer wieder. Dabei sauste der Sturm fort, und kalter Regen, Schnee und Hagel fuhren den Marschierenden ohne Aufhören ins Gesicht, auf die die Waffen hal- tenden Hände, die nach und nach erstarrten, auf die Kleidung, die bald auch völlig durchnäßt war und den Leib fröstelnd erzittern ließ. So näherte man sich allmählich dem Dusendüwelswarf. Noch war die Schanze bei dem strömenden Regen nicht zu erkennen; alles, soweit das Auge blickte, war ein ödes Grau, Himmel und Erde gleichsam verschlingend. Da blitzt es plötzlich auf, dann ein Donner, eine Kugel fährt dicht an Junker Slenz und dem neben ihm reitenden Hauptmanne vorbei. Der Zug stockt unwillkürlich, aber Slenz weiß ihn schnell wieder zu beleben. „Jetzt haben wir die Bauern!" ruft er. „Wahr di, Buer, de Gard de kummt!" Die Garde wiederholte den Schlachtruf, und ihr in zahllosen Schlachten erprobter Mut, die Gewiß- heit, am Feinde zu sein, der Drang, vorwärts zu kommen, erwärmt für einen Augenblick die kältestarren Glieder. Auf Anordnung des Führers be- ginnt man, die Notbrücken über die Gräben rechts und links zu legen; die Schützen gehen vor und legen ihre Büchsen auf die Gabeln; aber das Pulver ist feucht geworden, und kein Schuß geht los. Von der Schanze her kommt

9. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 315

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 315 stehenden Kampfes nahmen die Mannschaften am Tage vorher das heilige Abendmahl. Am 18. April morgens 2 Uhr rückten sie in der Stille und Dunkel- heit der Nacht in die dritte Parallele ein. Acht Stunden bangen und doch freudigen Erwartens hatten sie hier zu verbringen, und manch ernster Ge- danke wird durch die Seelen der harrenden Krieger gezogen sein. „Kurze Zeit vor Beginn des Sturmes," so erzählt ein Augenzeuge, „kam ein Feld- geistlicher zu unserer Sturmkolonne und stärkte uns durch eine kurze An- sprache. Liebe Kameraden, sprach er, in wenig Minuten wird der Augen- blick da sein, in welchem euer ganzer Mut in Anspruch genommen werden wird. Ihr geht aber mit dem Bewußtsein in den Kampf, für eine gerechte Sache zu streiten. Vertrauet auf Gott und geht mit Gott! Verzaget nicht! Der Herr segne euch und gebe euch seinen himmlischen Frieden! Amen. Darauf beteten wir mit nassem Auge ein stilles Gebet, und dann rief der Prediger nochmals: Geht mit Gott! In diesem Augenblicke rief der hinter uns stehende Beobachtungsposten der Haubitzbatterie, unter der wir uns be- fanden: Noch zwei Minuten! Eine Generalsalve erfolgte; dann schwieg das Geschützfeuer, das von 4 Uhr morgens an unausgesetzt getobt hatte. Es war 10 Uhr. Eine lautlose kurze Pause folgte; dann schlugen die Trommler den Sturmmarsch; die Regimentschöre bliesen Ich bin ein Preuße, und mit tausendstimmigem Hurra ging es auf die Schanzen los." Voran ging jeder Sturmkolonne eine zum Ausschwärmen bestimmte Schützenkompanie; ihr folgten unmittelbar die Pioniere, die allerlei not- wendige Werkzeuge, als Spaten, Hacken, Äxte, Brechstangen sowie auch Pulver- säcke von je 30 Pfund mit sich führten, und in einem Abstande von 100 Schritt folgte die eigentliche Stnrmkolonne. Viele der Stürmenden sanken unter der feindlichen Kugelsaat; doch drangen die Massen unerschüttert vor, und nur wenige Minuten vergingen, da wehte das preußische Banner auf der Verbindung zwischen den feindlichen Werken Nr. Ii und Iii. Es war ein wirres Durch- einander, was das Ohr vernahm: Geknackter des Gewehrfeuers, preußische und dänische Kommandorufe, Trommelgewirbel, Kampfgeschrei. Ein Jubel erhob sich — die Schanze Nr. I war genommen; auf ihrer Höhe flatterte ein preußisches Banner. Was wäre nun noch für die tapferen Preußen un- erreichbar gewesen? Die verschiedenen Truppenteile wetteiferten, es einander zuvorzuthun. Binnen zwanzig Minuten etwa befanden die Preußen sich in dem Besitze von sechs Schanzen. Die Dänen wehrten sich zwar auf den ihnen noch übriggebliebenen Plätzen verzweifelt, aber der Tapferkeit der Preußen vermochten sie nicht zu widerstehen; es blieb ihnen nur der Tod, Flucht oder Gefangenschaft. Bald nach 12 Uhr war das Eroberungswerk vollendet und gegen '/s3 Uhr auch der starke Brückenkopf genommen, der die beiden Schiffs- brücken über den Alsensund deckte. Die Trümmer des dänischen Heeres hatten

10. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 318

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
318 Iv. Bilder aus der Erdkunde, ziger, der uns in einem Briefe den Übergang, insbesondere den der zwei- ten Kolonne, lebendig vor Augen führt: „Solange man von Alsen sprechen wird, wird dieser Übergang als ein tollkühnes Unternehmen gelten. Vielleicht barg diese Kühnheit das Geheimnis des Erfolges. Die Anordnung lautete etwa wie folgt: Um 12 Uhr nachts steht alles an den angewiesenen Plätzen; Anzug wie am Sturmtage; der Mann 80 Patronen. Schlag 2 Uhr setzt die Brigade Röder als Vortrab über den Alsensund. Das 1. Bataillon vom 24. Re- giment nimmt den rechten Flügel in der Richtung auf Arnkiel, das 2. Bataillon vom 24. nimmt die Mitte, sechs Kompanieen vom 64. Regiment nehmen den linken Flügel und steuern auf Arnkiel-Öre. Die ersten Kompanieen, die das feindliche Ufer erreichen, stürmen die dortigen Schützengräben und Batterieen. Wenn dies geschehen ist, wendet sich das 1. Bataillon vom 24. auf das abgebrannte Gehöft Arnkiel, das 2. Bataillon durchstreift die Fohlenkoppel bis zum südlichen Ausgang der- selben ; die Vierundsechziger säubern den äussersten linken Flügel an der Augustenburger Förde und dringen ebenfalls bis zum Südrande der Fohlenkoppel vor. Hier warten Vierundzwanziger und Vierundsechziger weitere Befehle ab. Am 28. abends halb zehn Uhr marschierten wir nach dreimaligem Hoch auf den König aus der Büffelkoppel. Um D/a Uhr morgens mach- ten wir Halt dicht hinter einer am Strande gelegenen Ziegelei. Von hier aus sollten wir übergehen. Die Pioniere und die zu ihrer Hilfe- leistung befehligten Schiffer waren eben damit beschäftigt, die Boote ins Wasser zu bringen — eine mühevolle und nicht ganz geräuschlose Arbeit. Dennoch blieb am jenseitigen Ufer, das man auf 800 Schritt in der Dämmerung erkennen konnte, alles in geheimnisvoller Stille. Nun, — macht euch fertig! Zwei Uhr. Es kam der Befehl zum Einsteigen. Die Leute mussten, da viele unserer Boote auf den Kiel gebaut und die Ufer sehr flach waren, bis an den Leib ins Wasser. Ein angeneh- mes Morgenbad! Die Patronen waren im Brotbeutel um den Hals ge- bunden. Ungeachtet aller dieser Hindernisse ging das Einsteigen rasch von statten. Drei Minuten nach 2 Uhr schwammen wir auf dem Alsensund. Die 5. Kompanie und ein Teil der 6. hatte die Spitze. Unser Boot war unter den vordersten. Wenn wir nach links hin blickten, nordwärts nach Arnkiel-Öre zu, sah es in der Morgendämmerung aus, als schwäm- men Züge wilder Enten über den Sund. Alles still. Peinlichste Erwar- tung. Die Ruderer griffen rascher ein; da mit einem Male brach ein Donnerwetter über unsern Köpfen los. Granaten-, Kartätsch- und Ge- wehrfeuer begrüfsten uns vom andern Ufer: Feuerzeichen brannten auf
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