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1. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 38

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
— 38 — viele anbete wohlthätige Einrichtungen machten die Regierung des Herzogs Peter Friedrich Ludwig zu einer segensreichen für das Olden- burger Land. Leider wurde die Regierung Peter Friedrich Ludwigs durch Kriegs- ereignisse getrübt. Zu dem Kriege, welchen das Deutsche Reich iu deu Jahreu 1793 bis 1795 gegen Frankreich zu führen hatte, mußte Oldeu- bürg 800 000 Thaler Kosten bezahlen. Möglich war das nur durch die reichen Einkünfte des Weserzolls, der zu Elsfleth erhoben wurde. Doch auch diese Geldquelle sollte versiegen. Von verschiedenen Ländern wurde 1803 die Aushebung des Weserzolls gewünscht Der Herzog er- hielt schon damals als Entschädigung dafür das Fürstentum Lübeck, sowie die Ämter Wild esh ausen, Vechta und Cloppenburg zu- gesprochen; die Aufhebung des Weserzolls wurde aber uoch bis zum Jahre 1820 hiuausgeschobeu. Bis zum Jahre 1806 blieb dus Herzogtum Oldenburg von den Unruhen des damaligen Krieges verschont. In diesem Jahre ließ der Küttig Ludwig von Holland das Herzogtum für seilten Bruder, deu französischen Kaiser Napoleon I., in Besitz nehmen. Glücklicherweise zogen die holländischen Truppeu schon im folgenden Jahre wieder ab. Der Herzog aber hielt es für geraten, dem Rheinbnude beizutreten, der sich unter der Oberhoheit des Kaisers Napoleou gebildet hatte. Um den Engländern zu schaden, verbot der Kaiser Napoleon die Laudnug englischer Schiffe an der Küste des Herzogtums Oldenburg, sowie auch den Handel mit englischen Waren. Trotzdem die Küste von französischen Douaueu ftreug bewacht wurde, gelaug es mauchem Küsten- bewohner, während der Nacht heimlich an die englischen Schiffe zu fahren, für weuig Geld Kaffee, Zucker, Thee, Baumwolleuzeug und englische Stahlwaren zu bekommen, und sie nachher für hohen Preis zu ver- kaufeu. Mancher wurde durch diesen Schmnggelhandel reich; mancher aber wnrde von den Donanen bemerkt und mnßte seine Waghalsigkeit mit dem Leben bezahlen. 1811 rückten französische Trnppen ein und nahmen das Herzogtum Oldenburg für ihren Kaiser in Besitz. Dem Herzog wurde dafür das Fürstentum Erfurt augeboteu. Er wollte auf den Tanfch nicht eingehe». Nachdem er feine Beamten beaufträgt hatte, ver neuen Obrigkeit zu ge- horchen, suchte er Schutz iu Rußland. Oldenburg hatte unter der sran- zösischen Gewaltherrschaft sehr zu leideu. Es wurden fortwährend Ab- gaben erhoben, und oldenburgische Männer und Jünglinge mußte» für den französischen Kaiser ins Feld ziehen. Als im Anfange des Jahres 1813 ein Gerücht von der Niederlage der Franzosen in Rußland nach Oldenburg drang, entstand daselbst eine Volksbewegung gegen die französische Herrschuft. Die beiden Kanzlei- rate von Berg er und von Finkh wurden von einem französischen Militärgericht beschuldigt, die Volksbewegung veranlaßt zu haben und deshalb auf Befehl des fräuzöfifcheu Generals Vandamme zu Bremeu erschossen.

2. Neues Lesebuch für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Volksschulen - S. 65

1842 - Oldenburg/Holstein : Fränckel
05 Worms. Hier ward cr gefragt, ob er widerrufen wolle? Er bat sich Be- denkzeit ans, und man bewilligte ihm diese bis auf den andern Tag. Jetzt antwortete er: „cr wolle widerrufen, wenn man ihm aus der Bi- bel des- Irrthums zeihen konnte." Da Inan sich aber hierauf nicht einlassen wollte, erklärte cr ganz bestimmt: „Ich kann und werde nicht widerrufen; denn cs ist nicht gerathen, etwas wider das Ge- wissen zu thun. Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir! Amen." Alan deutete ihm hierauf an, er könne abreisen, 21 Tage schütze ihn das Versprechen deö Kaisers, dann nicht mehr. So reif'tc er von Worms ab, - «nid nach Verlaufs von 3 Wochen wurde dic Reichsacht über ihn ausgesprochen, welche ihn deö Schutzes der Gesetze beraubte. Indeß war Luther schon in Sicherheit gebracht. Als er nämlich, nachdem er zuvor seine Anverwandten in More besucht hatte, des Wegs weiter nach Wittenberg zog, wurde er von 5 Edelleuten, die sich wie Räuber und Mörder anstellten, aus dem Wagen ge- rissen und nach dem Schlosse Wartburg gebracht, welches nicht weit von Eisenach im Walde liegt. Sein Landcsvater, Friedrich der Weise, hatte dies veranstaltet, um ihn vor den Verfolgungen der Katholischen sicher zu stellen. In Wartburg Fug Luther ein großes, für daö ganze deutsche Volk un- endlich nützliches, Werk an, das er später in Wittenberg mit Hülfe mchrcr Gelehrten beendigte, nämlich: die Ucbcrsetzn»g der Bibel, und war bei diesem Geschäfte so unermüdet fleißig, daß das neue Testament noch binnen einem Jahre fertig wurde. — Indeß fing man während seiner Abwesenheit allerhand Neuerungen an: man zertrümmerte die Heiligenbilder, und riß die Gemälde von den Kirchenwänden herunter. Ja, es waren sogar Leute mit der verderblichen Lehre ausgetreten, daß die Kindertau sc abgeschafft werden müsse. Da vermochte man ihn nicht länger zu halten, ttngefähr ein Jahr nach seiner Ankunft verließ er die Wartburg und erschien ganz unerwartet tu Wittenberg, um alles wieder in Ordnung z>t bringen. Die Reformation ging nun rasch vorwärts: es wurden immer mehr Geistliche verheirathet, immer mehr Klöster aufgehoben, ijnr an vielen Orten Deutschlands sing man an, den Gottesdienst in deutscher Sprache zu halte»; denn früher hatte man sich bei demselben der lateinischen Sprache bedient. Luther selbst heirathete im Jahre 1525, vornämlich auf den Wunsch seines Vaters. Seine Frau war Eatharina von Bora, eine gewesene Nonne. Zwei Jahre später machte er mit seinem Freunde Melanchtho», welcher ihm bei dem ganzen großen Werke der Kircheuverbesserung sehr behülslich war, eine Reise durch Sachsen, um Kirchen und Schulen zti untersuchen. Luther hatte sich alles schlimm vorgestellt, aber »och viel schlimmer fand er eö. Das Volk befand sich in schrecklicher Unwissenheit, und der gute Man», der überall gern half, wo er helfe» konnte, schrieb deswegen »ach vollendeter Reise eilt kleines, herrliches Buch, das auch ihr kennt, nämlich seinen kleinen Eate chism'us, für die Kinder, und bald darauf einen größeren für die Pfarrherrn. Um diese Zeit verursachten die ausgebrochenen Bauernkriege unserm Luther viel Verdruß und Kampf. Schon vor der Reformation waren wegen Unter- drückung und grausamer Behandlung der Bauern, an verschiedenen Orten un- sers deutschen Vaterlandes Unruhen entstanden, welche von Seite» der Fürsten nur durch Gewalt gedämpft werden konnten. Jetzt brach in Thüringen neuer Ausruhr auö, und was das schlimmste war, man berief sich anfangs immer auf Luther und seine Lehren. Luther hatte nämlich in seinen Schriften oft- malö daö Volk zur Erringung der Freiheit (vom Papstthum) aufgefordert. Dies Wort wurde mißverstanden, und einem Aufwiegler, Thomas Müu zcr, gelang es, das verblendete Volk zum offenbaren Kampfe gegen Fürsten und Herrn zu bewegen, Luther warnte tind ermahnte sie zur Ruhe; man > X-

3. Neues Lesebuch für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Volksschulen - S. 69

1842 - Oldenburg/Holstein : Fränckel
69 schöpf auf dieser Erde. Schwacher und hülfloscr, als irgend ein Thier, ohne alle angeborne Kunsttricbe, kommt er auf diese Welt; aber zum Er- sah dafür hat der Schöpfer ihm den Verstand gegeben, vermittelst dessen er jede Kunst und jede Fähigkeit sich aneignen kann. Auch seine Sinne übertreffen, zusammen genommen, diejenigen der Thiere weit, obgleich sie ihm in der Scharfe einzelner derselben überlegen sind. So bezwingt er sie auch alle, entweder durch Gewalt oder durch List, obgleich ihn viele in körperlicher Stärke weit übertreffen; ja, er weiß sich ihrer selbst zu bedie- nen, sich vor ihrer Wuth zu schützen und sich ihm zu unterwerfen. Diese Fähigkeiten, und ein Körper, der die größte Abwechselung von Hitze und Kälte ertragen kann, machen den Menschen geschickt, überall auf Erden seine Wohnung aufzuschlagen. In den kältesten, wie in den heiße- sten Ländern wohnen Menschen, und wenn gleich verschieden an Farbe, Ge- stalt, Bildung, Sitte und Wissenschaft, so kommen sie doch darin überein, daß sie alle diesen kunstvoll gebauten Körper, alle diese vernünftige und unsterbliche Seele von Gott empfangen haben. — Dem Aeußcrcn nach theilt man sie aber, mit Rücksicht auf Farbe und Gestalt in fünf Nassen, nämlich: 1) Die kaukasische Nasse, zu welcher auch wir gehören. Ihre Farbe ist weiß, an einigen Stellen rölhlich; sie haben ein langes, meistens schlichtes Kopfhaar von verschiedener Farbe; einen kleinen Mund; ein klei- nes Gesicht; eine meist spitzige Nase, und eine etwas zurückgetretene Unter- kinnlade. Dies ist die schönste Menschenrasse. 2) Die mongolische Nasse, Zu dieser gehören hauptsächlich die Bewohner des großen chinesischen Reiches in Asien. Ihre Farbe ist oliven- gelb; vorspringende Backenknochen, tiefliegende Augen, schwarzes Haar machen die übrigen Kennzeichen derselben aus. 3) In Afrika giebt cs auch Menschen, die ganz schwarz aussehen, diese nennt man Neger. Die Haare derselben sind kraus und kurz, aber zart wie Wolle; die Nase ist platt, der Mund sehr groß, die Lippen sind auf- geworfen und die untere Kinnlade steht hervor. 4) Die ursprünglichen Einwohner von Amerika haben eine kupfcrrothe Haut, ein glattes, steifes und schwarzes Haar, eine stumpfe Nase und ein breites Gesicht. 5) Die Malaien in Asien endlich sind braun, haben dichtes, lockiges und schwarzes Haar, die Nase ist dick und platt, und der Mund groß. — Sprache, Gewohnheiten und Sitten sind unter diesen verschiedenen Völkern unendlich verschieden; dagegen ist im Ganzen der Unterschied in der Größe so bedeutend nicht. Die kleinsten Völker wohnen in sehr kalten Ländern, die größten in warmen und gemäßigten Himmelsgegenden. — Die Menschen aller Länder stehen durch Handel und Schifffahrt mit einander in Verbindung. Hz. Von der menschlichen Seele. Durch den Unterricht eurer Lehrer wißt ihr schon, lieben Kinder, daß der Mensch außer seinem Körper auch eine Seele hat. Diese Seele des Menschen ist es vorzüglich, welche ihm vor allen Geschöpfen auf Erden ei- nen so großen Vorzug giebt und ihn zu ihrem Herrn macht; sie erhebt uns zu unserm Schöpfer, durch sie werden wir ein Bild, das Gott gleich sei. Darum kann keine Wissenschaft für uns wichtiger sein, als die Kennt- niß unserer Seele. — Zwar kann man sie weder durch das Gehör, noch durch das Gesicht, noch durch irgend einen andern Sinn wahrnehmen, aber ihr Dasein ist dessen ungeachtet unzweifelhaft gewiß. Der Mensch kann so manche Wirkungen hervorbringen, die unmöglich bloß in dem Körper ih- ren Grund haben können. Weil nun aber keine Wirkung ohne Ursache sein kann, so schließen wir, daß der Mensch eine Seele haben müsse.

4. Neues Lesebuch für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Volksschulen - S. 51

1842 - Oldenburg/Holstein : Fränckel
- 51 — bewohncr und erzog ihn zu brm ehrenvollen Amte, welches ihm bestimmt war. Ihm wurde der Auftrag, die Israeliten ans Egypten zu führen und mit dem Beistände des Allmächtigen richtete er denselben ans. Sein erstes Geschäft, nachdem er seinem Volke Freiheit und Unabhängigkeit gesichert hatte, war die Wiederherstellung und Ausbildung der Religion. Auch er legte den Glauben an den Einigen zum Grunde, und suchte denselben auf alle nur mög- liche Weise sicher zu steilen. Es mußte also sein Volk von den heid- nischen Völkern abgesondert, es muffte,i Anstalten getroffen werden, das Volk in inlinerwährendcm Andenken an Iehovah, an seine Gesetze und Verhcißun- gen zu erhalten. Deshalb ordnete er mancherlei Speisegesetze, mancherlei Opfer und Abwaschungen an; darum traf er die Anordnung, daß im ganzen Lande nur ei » Tempel sein» und alle männlichen Israeliten sich dreimal im Jahre in demselben versammeln sollten; darum wurde der Gottesdienst so prachtvoll ein- gerichtet, darum endlich ein zahlreicher Priesterstamm gebildet. Zur Verbrei- tung seiner Religion geschah freilich durch Moses nichts, aber dennoch verlor auch er die göttliche, dem Abraham gegebene Verheißung nicht aus den Augen; auch er lebte des Glaubens, cs werde einmal ein göttlicher Gesandter unter diesem Volke auftreten, der den Glauben an den einigen Gott über den ganzen Erdkreis verbreiten werde. — So entstand auö der patriarchalischen Religion die mosaische. So lange Moses und Iosua lebten, blieb das Volk im Gehorsam gegen Gottes Gesetz. Aber bald nach dem Tode des letzter« wich es ab und wurde durch seinen Abfall unglücklich. Es hörte auf, die cananitiscbcn Völker zu vertreiben, und machte sic nur zinsbar. Bald erhoben sich diese gegen ihre Unterdrücker, und so ist der ganze Zeitraum von Iosua bis David nichts, als ein langer Kampf gegen die heidnischen Einwohner d?ö Landes Canaan, in welchem die Israeliten selten siegten, oft aber besiegt wurde». Im Glücke wä- ret! sie übermüthig, und der llcbcrmnth führte sie immer zur Gottvergcssenheit und Abgötterei; im Unglücke waren sie verzagt und feige. Die Richter, welche nach Iosuas Tode das Volk regierten, waren oftmals selbst abgöttisch oder lasterhaft. Dazu kam, das, sie gewöhnlich nur bei einem sehr kleinen Theile des Volkes in Ansehen standen. So war also der Zustand der Reli- gion und des Volkes in dieser Zeit bedauernswürdig. Unter Samuel wurde cs etwas besser. Er wusste sich allgemeine Achtung zu verschaffen, und brachte es durch seine uncrmüdeten Ermahnungen und Belehrungen endlich dahin, das, der Götzendienst großcntheils abgeschafft wurde. Samuel gründete acich Propheten sch ulen, in welchen Jünglinge von ausgezeichneten Anlagen in der Religion unterrichtet und zu Lehrern des Volkes gebildet wurden. — In dieser Zeit bildete sich auch der Glaube an die Unsterblichkeit mehr aus. Doch dachte inan sich das Todtenreich unter der Erde, hielt es jedoch auch für mög- lich, daß ein ausgezeichnet frommer Mann, wie etwa Elias, zu Gott in den Himmel komme. Rach Samuel wurde das Land von Königen beherrscht. Im Ganzen war diese Veränderung für die Religion heilsam. Insbesondere erhob sich dieselbe unter der Regierung dcö frommen David und seines weisen Sohnes Salomo zu einer zuvor nie gehabten Höhe. David dichtete eine Menge geistlicher Lie- der (Psalme), sammelte schon vorhandene, und verband den Gesang mit dein Gottesdienste. Salomo führte den, schon von seinem Vater beabsichtigten Tem- pclbau aufs prachtvollste aus. Die Theilung des Reiches unter Rchabcam führte einen abermaligen > Verfall der Religion herbei. Am traurigsten stand es in dieser Hinsicht im Reiche Israel. Schon von Icrobcam, dem ersten Könige dieses Landes, wurde der Grund zu der Vernachlässigung des Iehovah.gottesdienstes gelegt. Er führte eine Art egyptischen Kälbcrdicnsteö ein, den alle seine Nachfolger bei-

5. Neues Lesebuch für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Volksschulen - S. 137

1842 - Oldenburg/Holstein : Fränckel
irr — Alle christlichen Religionen haben im deutschen Lande freie Ausübung ihrer Religion, und auch dir Anhänger eines andern Glaubens werden geduldet. Die größere Hälfte der Einwohner besteht aus Katholiken, die kleinere aus Protestanten. Juden finden sich, wie in allen übrigen Ländern der Welt, so auch hier, und zwar etwa 800,000. — In Absicht auf die Sprache theilt sich Deutschland in zwei Haupktheile. Einige der Einwohner, vorzüglich in, Norden deö Landes, reden die niederdeutsche oder plattdeutsche Sprache; tut südlichen Theile desselben wird hochdeutsch in verschiedenen Mundarten gespro- chen. — Deutsche Treue, deutscher Fleiß und deutsche Tapferkeit sind von allen gesitteten Völkern so anerkannt worden, daß die Deutschen überall verbreitet, und überall geachtet und geliebt sind. Der ächte Deutsche ist ein Feind der Hinterlist und Heuchelei, er ist fest und beständig in seinem Thun. An seinem Landesherr» und seinem Vaterlande hängt er mit der wqrmsten Liebe, ächte Gottesfurcht und Frömmigkeit findet man nirgends mehr, als bei ihm. Sein Wort ist ihm unverbrüchlich, und ein Handschlag gilt bei ihm statt eines Eid's. — Keinem Volke der Erde steht der Deutsche an Geschicklichkeit und Bildung nach. Deutschland ist. ein herrliches Land, schon und fruchtbar zugleich. — Fast in allen Gegenden bringt der Boden einen Ueberflust an Getraide, Flachs und Hanf hervor. Es hat einen Reichthum an Holz; alle Gebirge und ein großer Theil des ebene» Landes sind mit Waldungen bedeckt. In vielen Gegenden wird ein vorzüglicher Wein, und in manchen andern herrliches Obst gewonnen. Pferde, Rinder und Schafe sind in manchen Gegenden von vor- züglicher Güte, beinahe überall wird die Bienenzucht eifrig betrieben, und im Süden und in Mittel-Deutschland sogar der Seidenbau. — Auch an Mineralien ist ein großer Vorrath vorhanden. Gold findet sich zwar wenig, aber Silber, .Blei, Zink, Eisen »nd Quecksilber sind in bedeutender Menge da. Steinkohlen finden sich vorzüglich in Sachse», Baiern, Preußen und Oesterreich, und Salz bringt fast ein jegliches Land so viel hervor, alö es bedarf; manches hat sogar Ueberflust. — Der Bergbau wird besonders in den gebirgige» Gegenden des mittlere» Deutschlands, lind vorzüglich in Sachsen getrieben. Allenthalben, wo rö der Boden zuläßt, ist der Ackerbau mehr oder minder in Flor; am höchsten steht er in Schleswig-Holstein, in Lanenburg und Bleck- lenburg, weshalb aus allen (hegenden Deutschlands, und bisweilen sogar aus fernen Ländern Europa's und Ämerika's Menschen zu und kommen, um von uns in dieser Hinsicht zu lernen. — Alle nur denkbaren Gewerbe werden getrie- den, und manches wird im Vaterlandc weit schöner, besser und wohlfeiler ge- macht, als in England oder Frankreich, so daß viele Waaren, die sonst aus fremden Ländern gekauft wurden, jef;t von den Deutsche» nach eben diesen Ländern zum Verkauf hingebracht und von den Ausländern gekauft werden. — Der Handel Deutschlands ist sehr bedeutend, vorzüglich in dem nördliche» Theile desselben, wo die größcstcn Flüsse und die bedeutendsten Handelsstädte liegen. Der Boden zeigt viele Abwechselungen; von den sanftesten Anhöhen steigt derselbe zu den steilsten und schroffsten Gebirgen hinan. Die niedrigsten und ebensten Gegenden liegen im nördlichen, die gebirgigsten im mittleren, und süd- lichen Theile Deutschlands. — Das Hauptgebirge bilden die Alpen, die sich in einzelnen Bcrgspihcn biö zu einer Höhe von 12,000 Fuß und darüber erhe- den. — Die Sudeten liegen in Schlesien, Böhmen und Mähren, und wer- den in ihren höchsten Punkten das Riesengebirge genannt.— Das Erz- gebirge liegt in der Mitte Deutschlands, zwischen den Königreichen Böhmen und Sachsen; es erhebt sich zu einer Höbe von 3000 Fuß, und enthält einen großen Reichthum an den verschiedenartigsten Mineralien. — Das Fichtcl- gebirge im nordöstlichen Baiern erreicht eine Höhe von 3000 Fuß, und der thüringer Wald, nordwestlich von diesem, ist in seine» erhabensten Punkten

6. Neues Lesebuch für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Volksschulen - S. 166

1842 - Oldenburg/Holstein : Fränckel
166 21 u ft r st I i c ii. Dieser Erdtheil beft.ht aus einer Menge großer und kleiner Inseln, die im stillen Meere zerstreut liegen. Ihre Größe beträgt etwa insge- gesammt 200,000 Quadratm.; ihre Bevölkerung muthmaßlich 2 Will. Die vorzüglichsten Inseln und Inselgruppen sind folgende: Neu Holland, 150,000 Quadratm. groß. Wir kennen von diesem Lande nichts, als die Küsten. Auf der Ostküste haben die Engländer eine Verbrecher - Colonie errichtet. — Van Diemenö Land, im Süden von Neuholland, ist eine fruchtbare, 1200 Quadratm. große Insel. — Neu-Guinea, nördlich von Neuholland, ist etwa 13,000 Quadratm. groß. — Neu-Brittannien, östlich von Neu-Guinea. Neu-Jrland, nordöstlich von den vorigen. — Neu-Kaledonien, östlich von Neu-Holland, von einem gutmüthigen und friedlichen Völkchen bewohnt.— Neu-Secland, südöstlich von Ncu- Holland, besteht aus 2 großen Inseln, mit kriegerischen, grausamen Ein- wohnern, welche die Gewohnheit haben, ihre Gefangenen zu schlachten und zu essen. — Die Freundschaftsinseln, mit gutmüthigen Einwohnern. — Die Gesellschaftsinseln, welche jetzt einen christlichen Staat bil- den, haben sanfte, gastfreie und wohlgebildete Bewohner.— Die Maria- nen, Ladronen, oder Diebsinseln, gehören den Spaniern. — Die Ka rolinen sind noch sehr unbekannt. — Die Sandwichinseln sind fruchtbar, und gesund. Sie haben eine christliche Bevölkerung, welche in ihrer Bildung solche Fortschritte gemacht hat, daß sie fast den Europäern gleich zu stellen ist. X. Schleswig-Holsteinische Geschichte. 1. Aelteste (»ehciiiclite. In dem schönen Lande Italien, welches von uns gegen Süden liegt, herrschte in alten Zeiten mit unwiderstehlicher Gewalt das Volk der Hörner. Es war von einem ganz kleinen Ursprünge ausgegangen, und besass zu An- fang nicht mehr, als was jetzt eine mässige Stadt an Gürten, Aeckcrn und Wiesen besitzt. — Aber der Ehrgeiz und die Kriegs- und Kroberungs- lust der Römer erweiterten dieses Gebiet nach Osten und Westen, nach Süden und Norden, so dass sie etwa 200 Jahre vor Christi Geburt, nachdem die Stadt Rom ungefähr sechstehalb hundert Jahre gestanden hatte, schon das ganze Italien beherrschten. Auch hiermit waren sie noch nicht zufrieden, sondern drangen über die Alpen nach Deutsch- land und der Schweiz, gingen über das Meer nach Griechenland, Spa- nien und Afrika, und setzten alle Völker in Furcht und Schrecken. — Niemand vermochte ihnen Widerstand zu leisten, sondern alle unterwar- fen sich, entweder gezwungen oder freiwillig. Da trat ihnen auf ihren Zügen in Deutshlaud, südlich vom Donau- strome, im Jahr 113 vor Christo, ein stürmischer Kriegshausen eines bisher ganz unbekannten Volkes entgegen, mehre hunderttausend Männer stark. — Sie waren von furchtbarem, kriegerischen Ansehen, fast eines Hauptes grösser, als die Römer, und beinahe alle von gleicher Gestalt. Alle hatten gelbes Haar, blaue Augen und eine hohe und freie Stirn, von welcher Muth und Kühnheit schauten. Ihre Bekleidung bestand

7. Neues Lesebuch für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Volksschulen - S. 167

1842 - Oldenburg/Holstein : Fränckel
L«S — bloss aus einem Thicrscll, welches ihnen von den Schultern herabhingj Anne und Heine aber waren unbedeckt, und zeigten die ausserordent- liche Kraft der Muskeln. — Ihre Waffen waren ungleich, einige trugen eiserne Helme, von sonderbarer, zum Theil schrecklicher Gestalt, waren ge- harnischt und führten Schild und Sphwcrdt; die meisten aber hatten blos einen, aus Weidenruthen zusammengeflochtenen Schild, einen Spiess, welchen sie eben sowohl zürn Werfen, wie zum Stössen, zu gebrauchen wussten; und zum Theil auch ein kurzes Schwert. Sie erschienen aber nicht allein, sondern kamen mit Haabe und Gut, mit Weib und Kind, mit Knechten und Heerde», und es war augen- scheinlich, dass, wenn nicht ein ganzes Volk, doch ein Theil desselben, sich auf der Wanderung befände. Solche Feinde waren den Römern noch nicht vorgekommen; sie kann- ten sie nicht, hatten auch niemals ihren Namen gehört, und erfuhren nun erst, dass sic sjchcimbc-rn und Teutonen nannten, und dass sic aus einem, weit entfernte», nördlichen Lande hergezogen kamen. Mieses nördliche Land war unser Vaterland, Schleswig-Holstoin-Laucnburg, und die Gimborn und Teutonen waren also unsere ältesten Vorfahren. — Hundert und fünfzig Jahr vor Christi Geburt batte ein bedeutender Theil derselben, wegen einer grossen Ucberschwemmung, welche die west- lichen Gegenden Schleswigs verheerte und verwüstete, die lleiinalh ver- lassen, um sich in andern Gegenden einen andern Wohnplutz zu suchen. So waren sie Deutschland oder Germanien in langsamen Tagereisen mit häufigen Unterbrechungen durchzogen, und andere deutsche Völker, von der Wandcriingslust des fremden Haufens angesteckt, hatten sich zu ih- nen gesellt. So wälzte sich die Masse, gleich einem wogenden und im- mer mehr anschwellenden Strome dem Lande Italien, als dem Ziele der Wanderung, zu. Aber nun trat ihnen der römische Feldherr Cu rhu, welcher gerade hier mit einem Heer die Ucbcrgflnge der Alpen nach Italien bewachte, entgegen; nicht mit offener Gewalt, sondern mit Schlauheit und Hinter- list. lir gab vor, er wolle ihnen den Weg nach Italien zeigen, lockte sie in die Gebirge und leitete sie in enge Thäler und Schluchten, nütz- lich slürtzte er mit scipcm Heere über sic her und hoffte, sie auf ein- mal zu vernichten. Aber dies Schicksal traf die Körner selbst, Mio Deutschen kehrten sich, als sic sahen, dass sic verrathen waren, gegen ihre Feinde, und kämpften so verständig, so unerschrocken und imithig, dass diese die Flucht ergreifen mussten. Nur Wenige entkamen, und die ihr Leben retteten, hatten es einem heftigen Gewitter zu verdanken, welches den Kampf unterbrach, Die Deutschen zogen nun weiter, durch Maiern und Schwaben, der Schweiz und dem südlichen Frankreich zu. Hier wohnten sic eine Zeit lang, sehnten sich aber immer nach Italien, und schickten Boten zu den Römern, um einen Wohnsitz in diesem gesegneten Lande bittend, ■wogegen sie ihren Beistand in jedem Kriege anboten. Die Römer woll- lc» aber von einem solchen Vertrage nichts wissen, sondern schickten ihnen vielmehr unter anderen Anführern neue Heere entgegen, aber 'v»e das erste mal unter Garbo, ging es noch viermal nach einander; die Römer wurden geschlagen, ja, die letzte Schlacht am Rhoncflusso 'Vilr so schrecklich, dass, mehr als 100,000 derselben ums Leben kamen. Ga rüber verbreitete sieb ein furchtbarer Schrecken durch ganz Italien; ‘ U! Homer glaubten den schrecklichen Feind schon vor den Thoren der Hauptstadt- sic batten niemand, den sie ihm entgegenstellen konnten; niemand hatte Lust, der Anführer eines neuen Heeres zu werden, und

8. Neues Lesebuch für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Volksschulen - S. 178

1842 - Oldenburg/Holstein : Fränckel
17h wurde die eine Herzogliche Linie die 6) ottorfische, die andere die Hadcrs- lebencr genannt. Christian Iii. starb 1559, und sein Sohn Friedrich Ii. folgte ihm in der Regierung. Unter ihm kam endlich die Unterwerfung der Dithmarscher zu Stande. Auch jetzt wehrte sich dieser kleine Volkshaufcn aufs tapscrste; selbst Weiber und Kinder mischten sich in die Schlacht. — Vergebend! Am 13. Juni 1559 wurden sic gänzlich geschlagen; sie baten um Gnade und mußten sich unterwerfen. —. Friedrich Ii. überließ seinen Antheil an Schles- wig - Holstein seinem jungem Bruder Johann, und nach dem Tode seines Vaterbrudcrs, Johann von Hadcrsleben, überließ er seinen Antheil an dem nach- gelassenen Erbe desselben auch seinem Bruder. Johann der Jüngere hinter- ließ 4 Söhne, welche sich kn die Besitzungen des Vaters theilten und die 4 Linien: Norburg, Sonder bürg, Glücks bürg und Plön bildeten. Die Sonderburgische Linie verzweigte sich wieder in 5 Nebenlinien, von welchen die A u gu sten bn rg ischc die merkwürdigste ist. Die Besitzungen der andern Linien sind nach und nach unter die dänische Krone gekommen. Acht Jahre nach dem Tode Friedrich Ii., 1596, kam sei» Sohn Chri- stian Iv. zur Regierung, und verwaltete sein hohes Amt mit Gcrechtigkc'it und Weisheit. Zwei und sunszig Jahr saß er auf dem dänischen Thron, und wurde wahrend dieser Zeit in Kämpfe und Kriege verschiedener Art verwickelt, unter welchen der dreißigjährige Krieg der wichtigste war. Christian war im Kampfe mit dem kaiserlichen General Tillp unglücklich; er wurde geschlagen, und von allen seinen Anhängern verlassen, vermochte er seine eigenen Länder nicht vor dem räuberischen Feinde zu schützen. Holstein und Schleswig wur- den erobert, und sogar Jütland blieb nicht verschont. — Dennoch gelang eö dem König, durch einen Friedensschluß alle seine Länder wieder zu gewinnen.— Trotz der ungeheuren Kosten, welche der Krieg erforderte, drückte er das Land nicht mit übermäßigen Abgaben ; die Staatseinkünfte wurden durch zweckmäßige Einrichtungen vermehrt; verschiedene Städte und Schlösser wurden erbaut; Fricdrichöort in Schleswig und Glückstadt in-Holstein wurden befestigt, und Wissenschaften und Künste fingen an,'immer mehr und mehr empor zu kommen. Christian starb im Jahre 1648, und sein Sohn Friedrich Iii. kam zur Regierung. Ein gefährlicher Krieg mit Schweden brach während dersel- den aus, wurde aber durch rie Standhaftigkeit des Königs, und durch den Muth und die Ausdauer mehrer feiner Unterthanen siegreich beendigt. Bald nach geschlossenem Friede» wurde in Kopenhagen ein Reichstag gehalten, auf welchem zweckmäßige Anstalten getroffen werden sollte», dem verödeten Lande wieder aufzuhelfen, und die Schulden, unter welchen das Volk seufzte, zu be- zahlen. Neue Abgabe» wurden in Vorschlag gebracht; aber die Adeligen wie- sen jegliche Zumuthung, die Last derselben tragen zu helfen, von sich ab. Des- halb vereinigten sich die Nichtadeligen, die Einschränkung der königlichen Macht, und das unerträgliche Vorrecht des Adels aufzuheben, eine unumschränkte Ge- walt in die Hände des Königs zu legen, und vie Erblichkeit der Regierung ein- zuführen. Solches geschah am 18. Oktober 1669. Nach dem Tode Friedrich Iii. bestieg sein Sohn Christian V., 1670, den väterlichen Thron. Er war ein liebenswürdiger Regent, der durch treffliche Gc- fetze und zweckmäßige Einrichtungen flir das Beste des Landes sorgte. Er würde aber noch viel mehr Gutes gestiftet haben, wen» er weniger den Krieg und mehr den Frieden geliebt hätte. Er hatte Kampf mit Schweden, mit Hamburg und mit dem Herzoge Christian Albrecht von Holstein, welcher im Jahre 1665 die Universität in Kiel gründete; doch trug er in keinem der- selben viel Ruhm und Sieg davon. — Sechs Jahre nach dem Antritt seiner Negierung kam auch daö Stammland seines Hauses, die Grafschaft Oldenburg, unter seine Gewalt, und blieb 100 Jahre mit Dänemark vereinigt.

9. Neues Lesebuch für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Volksschulen - S. 181

1842 - Oldenburg/Holstein : Fränckel
181 vor dein Uttftcnisld) fccv Witterung Schutz verliehen, und ernährten sich von der Jagd, der Fischerei und dein Ackerbau. Brach ein Krieg auö, so vergruben sic das vorräthige Korn, und verbargen ihre Weiber und Kinder in dichten Wäldern und heimlichen Schlupfwinkeln, so dasi der Feind nichts vorfand, als ein kampfgcrüstetcs Bolk, und die leeren, werthlosrn Hütten.— Ihre Neli- gion war, wie die dcs ganzen Deutschlands, in alter Zeit die heidnische. Bor- zügliche Verehrung bezeigten sie der Göttin Siva, deren Heiligthum sich in derjenigen Gegend, wo jetzt die Stadt Natzeburg liegt, in einem dichten Haine befand. — Die Todten wurden verbrannt. Die Verfassung des Landes war eine lange Zeit hindurch sehr einfach. Die Väter führten die Herrschaft über ihre Kinder und Hausgenossen; die Ael» teren hatten die Aufsicht über die Jüngeren; und die Tapfersten, Weisesten und Angesehensten geboten über das Land, bald in einein weiteren, bald in einem en- geren Kreise. — So war eö »och zu den Zeiten Karls des Großen. Ein gemeinschaftliches Band fand außer dein der gleichen Abstammung, Sprache und Lebensweise unter den Einwohnern nicht Statt; kein König oder Fürst gebot über sic. Spät fanden die Verkündiger deö Christenthums bei diesem ungesitteten Volke mit ihren Lehren Eingang, und wenn dasselbe auch hie und da'wurzel zu schlagen schien, so dauerte cs doch sehr lange, bi's es gesegnete Früchte zu bringen vermochte. Schon Karl der Große war bemüht, hier wie überall, die Saat des Friedens in den mit Blut gedüngten Boden zu streuen. Aber spar- sam ging sic aus. lind so eifrig auch sein Nachfolger durch den srommrn Ans- garius jene Bemühungen fortsetzte, so war doch sein Wirken größtentheils umsonst. Auch der Enkel Karls ^des Großen, der zweite, der nach ihm auf dem deutschen Kaiserthrone saß, vermochte den alte» Aberglauben und Götzen- dienst nicht auszurotten, obgleich es ihm gelang, die Slaven im Jahre 844 zu bezwingen, und dem Herzoge von Sachsen zu unterwerfen. Erst im zehnten Jahrhundert, nachdem Otto der Große das Bisthnm in Oldenburg gestiftet hatte, schien das Christenthum auch unter den Polaben auf eine erfreuliche Art Wurzel zu schlage». Vielleicht wäre die zarte Pflanze bald zu einem kräftigen Baume gediehen, wen» nicht ein neuer Unfall noch vor ihrer Blüthe sie zer- knickt hätte. — Der sächsische Herzog, der dazumal über das Land herrschte, drückte das Volk; es entstand ein Aufruhr, dir Sachsen wurden aus dem Lande vertrieben, alle Priester wurden verjagt, und alle Kirche» niedergerissen. Erst um die Mitte des eilften Jahrhunderts fing daö Christenthum unter der Negierung Gottschalks, der außer den Polaben, auch noch die Obo- triten in Mecklenburg, und die Wagner im östlichen Holstein beherrschte, wieder an aufzublühen. Aber bald darauf brach im Jahre 1066 in allen 'S Slavi- schen Völkerschaften ein plötzlicher Aufruhr auö, der das Heidenthum auf eine Zeit lang in allen seinen Gräueln wieder herstellte. Gottschalk wurde in einer Kirche beim Gottesdienste überfallen und ermordet, und der Abt Ansverus verlor mit 28 Mönchen vor Natzeburg sein Leben. Gottschalks ältester Sohn floh zwar aus dem Lande, aber die Feinde ereilten ihn bei Plön und tödteten ihn samt allen seinen Leuten. Erst im Jahre 1106 gelang es seinem junger» Bruder Heinrich, der sich bisher in Dänemark aufgehalten hatte, durch Mithülfe des Herzogs Magnus von Sachsen bei Smilow einen vollständigen Sieg über die Slaven zu crfcch- teil. ^Sie mußten sich unterwerfen und Tribut bezahlen. Jetzt hielt er sie an, ihre Felder, welche überall verwüstet da lagen, wieder ordentlich zu bestellen, und ließ eö sich angelegen sein, die Anfrnhrstifter und Räuber, welche sich im Lande angehäuft hattenf, zu vertilge». Mit allen benachbarten Fürsten schloß er Frie- den und Freundschaft, namentlich aneb mit Knud Lavard, dem damaligen Herzog von Schleswig, und dem neuen Herzoge von Sachsen, Adolph von 145

10. Neues Lesebuch für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Volksschulen - S. 182

1842 - Oldenburg/Holstein : Fränckel
183 Schauenburg. Durch die Hülse des letzteren gelang eö ihm, sein Reich nach allen Seiten hin zu erweitern, und sich eine größere Macht zu erwerben, als je einer seiner Vorgänger gehabt hatte. — Jetzt dachte Heinrich auch daran, das Christenthum auss neue in dieses Land zu verpflanzen, deshalb bewog er eine Anzahl christlicher Kaufleute, sich in Lübeck, das er zu seiner Residenz er- wählt hatte, nieder zu lassen, fing an Kirchen zu erbauen, und Geistliche in sein Land zu rufen. Aber mitten unter diesen Bemühungen ereilte ihn der Tod, im Jahre 1126. Bald nach ihm erlosch sein ganzes Geschlecht, und die Macht des Irrthums und Aberglaubens brach noch einmal mit Macht herein. Bis zum Jahre 1131 zwar hielt der Herzog von Schleswig, welcher von dem Kaiser mit allen Ländern Heinrichs belehnt worden war, den gänzlichen Verfall des Christenthums auf, als aber nach seinem Tode zwei heidnische Fürsten sich in die slavischen Länder theilten, blieb kaum eine Spur desselben übrig. Pribislaus hatte Polabenland und Wagricn bekommen, besaß aber diese Länder nur kurze Zeit. Cr verwickelte sich in verschiedene nachtheilige Kriege mit den Rügianern sowohl, als mit dem Grafen Heinrich von Badcwidc, welcher einen Theil von Holstein beherrschte, indeß Adolph I>. über den an- deren gebot. In dem Kampfe mit demselben war" Pribislaus so unglücklich, daß er im Jahre 1138 aller seiner Länder, und seines ganzen Ansehens bc- raubt wurde. Heinrich regierte also jetzt über Polabenland, Wagricn und ei- nen Theil von Holstein. — Aber bald wurde tie wachsende Macht desselben von Adolph N. mit Eifersucht bemerkt; er musile Wagrien abtreten, und die Regierung von Holstein niederlegen, erhielt aber zum Ersatz für diesen Ver- lust die Bestätigung seiner Herrschaft über das eroberte Polabenland. Auf die- ses trug er den Grafentitcl über; der alte Name Laucnburgs hörte auf, und seit dem Jahre 1142 erscheint es eine Zeit lang unter der Benennung der Grafschaft Ratzcburg. 2. Geschichte Lauenburgs bis zur Bereinigung desselben mit dem sächsischen .^>erzvgthume. Nach einer Negierung von 22 Jahren, in welchen er sich bemühte, die Wunden, welche der Krieg dem Lande geschlagen hatte, zu heilen, starb Hein- rich, im Jahre 1164. Sein Sohn Bernhard l. setzte die Bemühungen des Vaters fort. Theils um den alten aufrührerischen Slavenstamm nach und nach zu vertilgen, theils um seine Unterthanen mit einer besseren Bearbeitung des Ackers bekannt zu machen, rief er viele von den Westphäliiigern, die dazu- mal als treffliche Landwirthc berühmt waren, in seine Grafschaft. Wirklich fingen auch die alten Bewohner/ durch das Beispiel der Fremdlinge aufgemun- tert, an, auf die Bearbeitung des Bodens mehr Sorgfalt zu verwenden, als bisher geschehen war. Früher hatten sic bloß mit der Hacke umzugehen ge- wußt; jetzt lernten sic auch den Pflug gebrauchen. Ihre Ernten wurden rei- cher, ihre Wohlhabenheit mehrte sich, und die Sitten wurden milder. Auch das Christenthum sano nun immer mehr Eingang, und sing jetzt an, für immer in diesem Lande seinen Sitz zu nehmen. — Aus diese Weise genoß das Land nach vielen kriegerischen, unruhigen Jahren endlich einmal die Früchte des Fric- dcnö; es blühte schnell zu einem herrlichen Wohlstände auf, und schien für die Folge noch glücklichere Zeiten zu versprechen. Leider war dieser Zustand von keiner Dauer; ein neuer Krieg entzündete sich, und drohte mit neuen Verhee- rungen. Im Jahre 1180 gericth nämlich Bernhard 1. bei seinem Lehnsherrn H ei n - rich dem Löwen, welcher dazumal mit dem Kaiser, der ihn seiner Länder, der Herzogthümer Sachsen und Baiern beraubt hatte, im Streite lag, in de» Verdacht des Derraths. Cr mußte in der Flucht seine Rettung su chm, und
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