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1. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 53

1808 - Innsbruck : Wagner
M Beförderung guter Gesinnungen rc. 5z Kopf, und der Angstschweiß lief ihr von der Stirn. Lange konnte sie es in dieser Lage nicht aushalten; sie wagte es endlich, auf einen Augenblick den Kopf hervor- zuziehen, und siehe da, die schreckliche weiße Gestalt stand nicht nur immer noch an der Kammerthür, son- dern bewegte sich auch. Jetzt sieng Wilhelmine laut an zu schreien, und in dem Augenblicke trat ihre Mutter in die Kammer. Aber Kind, was ist dir denn? rief sie ihr zu; träumst du, "oder wachst du? Ach Mutter! Mut- ter! die weiße Gestalt ! Ich glaube gar, du siehst Gespen- ster, erwiederte die Mutter; ermuntere dich, und fasse Muth. Was ängstigt dich denn ? Es kam nun heraus, Laß Wilhelmine ein weißes Handtuch, das an der Kam- merthür hieng, und worauf der Mond schien, für eine weiße Gestalt gehalten hatte. Die Mutter hatte an der Kammerthüre gehorcht, ob Wilhelmine schlief, und in- dem sie die Thür öffnete, hatte sich das Handtuch bewegt. Wilhelmine schämte sich ihrer kindischen Furchtsamkeit, und sahe seit dieser Zeit nicht wieder Gespenster. iy. Die gute Tochter; ^bi lhelm war sehr krank, und seine gute Mutter hatte, aus zärtlicher Besorgniß, schon drei Nächte hin- ter einander bei ihm gewacht. Marie, seine zwölfjähri- ge Schwester, fürchtete, daß ihre Mutter von den vie- len Nachtwachen endlich auch krank werden möchte. Da- her bat sie ihre Mutter herzlich, sie möchte ihr doch er- lauben, die vierte Nacht bei dem kranken Bruder zu wa- chen. Aber die zärtliche Mutter wollte dieß nicht zuge- den , theils weil Marie sehr schwächlich war, theils weil sie fürchtete, sie möchte einschlafen , und Wilhelm dann ganz ohne Hülfe seyn. Nun wurde es Abend, und die abgemattete Mutter mußte sich doch endlich aufs Bette legen, weil ihr die Augen zufielen. Maria hatte sich zwar auch, auf Befehl ihrer Mutter, zu Bette gelegt, aber aus Liebe und Besorgniß konnte sie nicht einschla- fen. Als sie hörte, daß die Mutter fest schlief, stand sie sachte auf, uahm ihr Strickzeug, und setzte sich ne- den dem Berte ihres kranken Bruders auf die Erde. Hier gab sie genau auf ihn Acht, und so bald er sich be-

2. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 58

1808 - Innsbruck : Wagner
58 Erzählungen Anken sehr gut kannte , da,; er sich jetzt mit seiner Frau und drey fseinen Kindern in einer recht trau- rigen Lage beende. Die armen Leute, sagte er, jam- mern mich sehr, denn sie sind, ganz ohne ihre Schuld, blos dadurch so herunter gekommen, daß sie von schlech- ten Menschen, denen sie Redlichkeit zutrauten, um be- trächtliche Summen betrogen wurden. Jeht^ekommt der arme Mann gar keine Arbeit mehr, denn er hat nicht einmal so viel Geld, um sich Leder zu kaufen, und seine besten Sachen stnd bereits verkauft. Wenn ich es nur einigermaßen übrig hatte, gern wollte ich ihm Geld borgen , damit er sich n ieder helfen könnte. Anton hatte dieß alles sehr aufmerksam angehört. Nach Tische kam er „um Vater, und sagte: lieber Va- ter ! wenn ich doch dem armen Martin (so hieß der Schuhmacher) das Goldstück, welches mir mein Pathe geschenkt hat, hintragen dürfte; erlaubst du es wohl? Der Vater hatte anfangs einiges Bedenken , denn ei war vorauszusehen, daß Martin auch diese paar Tha- ler nie würde wieder bezahlen können. Doch Anton hörte nicht eher auf, zu bitten, bis der Vater feine Er- laubniß gab. Froher war der gute Anton noch nie ge- wesen, als in dem Augenblick, da er sein Goldstück dem armen Martin hintragen durfte. Martin konnte nun einen kleinen Vorrath von Leder einkaufen, Antons Vater verschaffte ihm durch Fürsprache Arbeit genug, und bald war dem armen Manne so weit geholfen, daß er seine Betten , welche er in der Noth hatte versetzen müssen, wieder einlösen konnte, und von Nahrungs- sorgen, frey war. Freilich hat nicht jedes Kind ein Goldstück wegzuschenken, wieanton; aber jedes Kind kann doch etwas thun, um Unglücklichen zu helfeu, und sie zu erfreuen. 24. Was heißt schmollen. August hatte eine große Untugend, das Schmollen oder Maulen an sich; denn wenn er von jemand be- leidigt zu ferm glaubte, so war er viele Tage lang un- freundlich und mürrisch, svrach kein Wort mit ihm, antworretls quch nicht, wenn man ihn fragte, und sahe

3. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 80

1808 - Innsbruck : Wagner
So Erzählungen Bette, und wollte zur Thür hinaus, als die weiße Ges sialt vor ihn trat, und ihn packte. Ohnmächtig stürzte Ferdinand auf die Erde, und gab keinen Laut von sich. Endlich merkten die bösen Buben, was sie mit ihrem unbesonnenen Spaße angerichtet hatten, und wollten nun den armen Ferdinand aus seinem Irrthum reißen; aber jetzt war es zu spat, Ferdinand lag leblos da. Angstvoll riefen sie ihre Eitern herbei, und mtt großer Mühe ward der ohnmächtige Ferdinand wieder ins Le- den gebracht, aber er erholte sich so bald nicht wieder, beim ein hitziges Fieber war die Folge der Angst, weiche er ausgestanden hatte. Nun bereueten die bei- den Knaben ihren Spaß, denn sie hatten sich nicht vorgestellt, daß er so übe! ablaufen könnte. Der Va- ter strafte sie sehr hart dafür, und bemühte sich, Fer- dinanden von seiner thörichten Furchtsamkeit nach und nach zu befreien. 41» Ehrlich währt am längstem $ -Leonhard war zwölf Jahr alt, als er das Unglück hatte, daß ihm sein Vater starb. Nun hatte er kei- nen Versorger mehr, denn seine Mutter war so kränk- lich , daß sie ihn unmöglich mit ihrer Hände Arbeit er- nähren konnte. Leonhard faßte daher den Entschluß, selbst sein Unterkommen zu suchen, um seiner Mutter nicht zur Last zu fallen. Kann ich doch fertig lesen, schreiben und rechnen, dachte er bei sich selbst; wie sollte ich nicht durch die Welt kommen, wenn ich flei- ßig und ehrlich bin. Er nahm von seiner Mutier Ab- schied, und wanderte nach einer nahe gelegenen Stadt, wo ein Freund seines Vaters wohnte, der ein wohlha- bender Kaufmann war. Bei diesem meldete sich Leon- hard, erzählte ihm sein trauriges Schicksal, und bat ihn um Unterstützung. Gern will ich vom Morgen bis zum Abend arbeiten, sagteer, wenn Sie sich um' mei- ner annehmen wollen. Herr Schulz (so hieß der Kaufmann) war bereit, den vaterlosen Knaben in sein Heus und m seine Dienste zu nehmen, wenn er ver- spräche, ihm treu und ehrlich zu dienen. T as versprach Lepnhard mit so vieler Treuherzigkeit, daß Herr Schulz Zu-

4. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 200

1808 - Innsbruck : Wagner
200 Gesundheitslehre. vergoldete oder versilberte sie, und seine Fieberpulver bestanden ans Zucker, Salz und Kreide. Und es war noch gut, daß er seinen Kranken keine schädlichere Sa- chen gab. Schlimmer macyte es ein anderer Quacksal- der, der das alte Fieber durch Tropfen kurirte, zu wel- chen er Arsenik oder Rattengift nahm. Davon vergieng zwar das Fieber schnell, aber hinterher bekamen die Leute von seinen Gifttropfen schlimmere Zufalle, als das Fieber, und blieben Zeitlebens ungesund. Es ist Aberglaube, daß Krankheiten durch Behexen und Besprachen entstehen können. Alle Krankheiten haben ihre n a t ü r l i ch e n Ursachen. In H. waren noch viele einfältige Leute, welche an Hexen und Hexereien glaubten, so oft iie auch vom Prediger und von dem Schullehrer eines bessern be- lehrt worden waren. Michelskind war verfüttert, und wurde sehr elend. Anstatt lieh an einen vernünf- tigen Arzt zu wenden, und das Kind massig und or- dentlich zu halten , gebrauchte man allerlei thörichte Mittel gegen die Hexerei, so lange, bis das arme Kind zum Krüppel geworden war. — Konrads Kind war von der ungesunden Milch seiner-Mutter» die sehr är- gerlich war, krank und schwach, bekam Krämpfe, und hatte heftige Verzuckungen, wobei es das Gesteht schrecklich verzerrte. Die abergläubischen Eltern glaubten steif und fest, ihr Kind sey behext, und be- gnügten sich daher, es zu bekreuzen und zu segnen, ohne einen Arzt herbei zu rufen, und Arzneimittel zu gebrauchen. Es musste elend sterben. — Heine- manns Kinder hatten beim Spielen im Garten den giftigen Stechapfel gegessen; sie kamen schreiend, unter heftigen Schmerzen, nach Haufe, und klagten den Eltern ihre Noth. Bald bekamen sie schreckliche Verzuckungen. Die Eltern, welche ihre Kinder noch kurz zuvor so munter und froh gesehen hatten, konn- ten diese plötzliche Veränderung nicht begreifen, und ohne erst nach der Ursache zu forschen , waren sie gleich darin einig, dass die armen Kinder behext seyn müssten. Sie schickten daher eiligst nach dem Kuhhir- ten in einem benachbarten Dorfe, der in dieser Gegend als ein Wundermann berühmt war. Dieser kam, gab

5. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 54

1808 - Innsbruck : Wagner
54 Erzählungen bewegte, war sie sogleich bei der Hand, um sich zu er- kundigen, was er verlange. So trieb sie es bis an den Morgen, und wie groß war nun ihre Freude, daß sie der guten Mutter eine ruhige Nacht hatte verschaffen können! Bald nachher wurde die Mutter auch krank, erholte sich aber bald wieder; nur fehlte es ihr an Kräften. Der Arzt hatte in Marien's Gegenwart gesagt: wenn die Kranke nur täglich ein wenig Wein trinken könnte, so würde sie bald wieder zu Kräften kommen. Aber wo sollte die arme Frau das Geld zum Wein hernehmen? Wilhelms Krankheit hatte gar zu viel gekostet. Marie hörte, daß in dem Hause, wo sie wohnte, jemand gesucht wurde, der das klein gehauene Holz im Keller aufschichten könnte. Sie bat, daß man ihr diese Arbeit übertragen möchte, und versprach, recht emsig dabei zu seyn. Nach vier sauern Stunden hatte sie wirklich so viel verdient, daß sie für ihre Mutter ein wenig Wein kaufen konnte. Obgleich sie von der ungewohnten Arbeit sehr ermüdet war, so lief sie doch so schnell, als ob sie heute noch gar nicht gearbeitet hätte. Unbeschreiblich groß war ihre Freude darüber, daß sie durch ihre Hände Arbeit der guten Mutter diese Erquickung hatte verschaffen können. Die Mutter war so gerührt über Marien's kindliche Liebe, daß sie Freudenthranen vergoß. Wenn doch alle Kinder so gesinnet waren, wie die gute Marie! 20. Der ungegründete Verdacht. E^em Kaufmann Müller waren seit einiger Zeit verschiedene Flaschen mit Wein aus dem Keller gestohlen worden, und er konnte nicht herausbringen, wer wohl der Dieb seyn möchte. Eines Tages kam sein Sohn Ferdinand ganz außer Athem zu Hause, und erzähl- ie, nun wisse er ganz gewiß, wer die Flaschen aus dem. Keller geholt hatte. Nun, wer denn? fragte der Va- ter begierig. Kein anderer, sagte Ferdinand, als der kleine Ewald, denn ich habe ihn eben mit zwei Fla- schen sehr ängstlich ans dem Keller schleichen sehen. Der kleine Ewald war in dem Hause des Herrn Müller bisher viel aus-und eingegangen, und hatte, als ein

6. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 73

1808 - Innsbruck : Wagner
zur Beförderung guter Gesinnungen rc. 73 durfte. Noch waren die Körner unversehrt, und zum Kennen geschickt. Von einer schweren Sorge war nun doch der arme bekümmerte Valentin frei. Freudig ver- kündigte er seinen Fund dem Nachbar, der sogleich bereit war, ihm die Saar unterzueggen. Jetzt begab er sich auf seinen Acker, um die Saar auszustreuen. Er that es unter Thränen, .denn wie traurig war noch immer seine Lage! „ Was wird aus dir, aus deiner al- len Mutter, deinen Brüdern und Schwestern werden, dachte er bei sich selbst, wenn die Saat nicht gedeihen sollte! Vielleicht wäre es besser, du dientest bei guten Leuten, als das; du ein Ackergut besitzest, dessen Schul- denlast dich zu Boden drückt!" Auf einmal wurde er heiter, und faßte Muth, denn ihm fiel ein tröstlicher Denkspruch ein, den er in seinen Knabenjahren gelernt hatte. Dieser Spruch hieß: „die mit Thränen säen, werden mit Freuden ernten," oder mit andern Worten: wer mit Sorge und Kummer eine Unternehmung anfangt, wird Freudenthranen weinen, wenn sie gelingt. Valentin fühlte sich getröstet und gestärkt, indem er dachte: auch meine Kummer-Thränen können ja durch Gottes Güte in Freudenthranen ver- wandelt werden, wenn die Ernte kommt; ich will das Beste hoffen, und redlich thun, was ich kann. Täglich dachte er an seinen Trostspruch, und nun wurde er nicht wieder muthlos. Er hatte wirklich das Glück, eine sehr reiche Ernte zu machen, und bald half er sich wieder so weit, daß er ein Pferd anschaffen konnte. Damit bearbeitete er-den kleinen Acker, welcher noch un- verschuldet war, und im Winter that er damit Fuhren für Lohn. Das eine Pferd brachte ihm so viel ein, daß er bald ein zweites, und endlich noch ein drittes anschaffen, eine Schuld nach der andern bezahlen, und sich nach Verlauf einiger Jahre ganz von Schulden frei machen konnte. Noch lebt der brave Valentin in einem hohen Alter, und im Wohlstände, nnb nie spricht er von seinen ehemaligen traurigen Schicksalen, ohne hin- zu zu fügen: „die mit Thränen säen, werden mit Freu- den ernten."

7. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 79

1808 - Innsbruck : Wagner
zur Beförderung guter Gesinnungen rc. 79 Geschicklichkeit hatte, nicht nur sehr deutlich, sondern auch in dem rechten Tone zu lesen. Aber er schämte sich, und wollte anfangs durchaus nicht vortreten, ob er gleich sonst seinem Lehrer sehr gehorsam war. Erft nach vielem Zureden, und als der Lehrer ihm ernstlich drohete, sagte er seine Erzählung her, aber er that es mit niedergesenktem Kopfe, und sprach dabei so leise und undeutlich, daß der Lehrer unmöglich mit ihm zufrieden seyn konnte. Jetzt, da er seine Sache so schlecht gemacht hatte, durfte er sich wohl schämen, aber zuvor auch? 42. Der unbesonnene Spaß. ^8enn Ferdinand Gespenster Geschichten hatte er- zahlen hören, so konnte er oft die ganze Nacht nicht einschlafen, denn er war unglaublich furchtsam, und ob ihm gleich seine Eltern und Lehrer oft genug gesagt hatten, daß es thöricht sey, sich vor Gespenstern zu fürchten, so konnte er doch die Furcht davor nicht un- terdrücken. Als er zu einem Schlösser - Meister in die Lehre gekommen war, mußte er mit den beiden Söh- nen seines Meisters auf einer Boden-Kammer schla- fen. Diese Knaben hatten es dem treuherzigen Ferdi- nand bald angemerkt, daß er sich vor Gespenstern fürchte, und beschlossen, sich einmal mit ihm einen Spaß zu machen. Der eine gab daher eines Abends vor, daß er sehr müde Ware, und früh zu Bette gehen wollte. Er hatte aber mit seinem Bruder verabredet, daß er sich unter Ferdinands Bette legen, und wenn dieser im Bette wäre, erst mir Ketten raffeln, dann plötzlich hervorkommen, und in ein weißes Bert-Tuch gehüllt an sein Bette treten wolle; der Bruder sollte die Thür der Schlafkammer verschließen, damit Fer- dinand nicht entwischen könne. Was meynt ihr zu die- ser Verabredung? — Alles geschahe, wie es verabre- det war, und der furchtsame Ferdinand wurde auch wirklich durch das Rasseln der Ketten unter seinem Bette so getäuscht, daß er in das größte Schrecken gerieth, und in seinem Bette Angstschweiß schwitzte. Er rief endlich um Hülfe, bekam aber keine Antwort. Nun stieg seine Angst aufs höchste; er sprang ans dem

8. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 90

1808 - Innsbruck : Wagner
9° Erzählungen bringen, und sehen, ob wir ein Recht haben, sie zu tödten. Hier stehen erstlich zwei Körbe voll Karpfen. Haben sie uns Schaden gethan? Alle. Nein! Vater. Nüht es uns, wenn wir sie tödten? V e r n h a r d. Ich denke: ja ! Wir können sie essen, und ih r Fleisch schmeckt gut. Vater. So ist es ja wohl auch mit den Schleien, den Schmerlen und den Krebsen? Mögt ihr sie wohl essen? Lotte. Versuch es nur, Mutter, und siede wel- che; du sollst sehen, daß sie uns recht gut schmecken werden. Vater. Nun, so sollen sie alle sterben! Weil wir sie aber doch nicht alle auf einmal essen können, so sorgt dafür, Christoph! daß sie in den Kasten, den ich für die Fische und Krebse habe, gethan werden. Die Mut- ier wird schon darauf sehen, daß sie nicht Noth leiden, und täglich ihr Futter haben. Nun kömmt die Reihe an die Herren Frösche. Haben sie uns Schaden ge- than? Alle. Nein! Nein! V a t e v. Nüht es uns, wenn wir sie tödten? Soll sie euch die Mutter vielleicht braten? Männchen. Fi! ich mag keinen Frosch essen. Willst du, Lotte? Lotte. Ich will andern die Frösche lassen. Ich lo- be mir dafür die Krebse. Vater. Nun, so mögen denn die Frösche leben! Eben so sprach man auch die Larven und die Kaser frei vom Tode. Herr Herbst nahm dann von jeder Art dieser Thiere eins, zeigte es den Kindern, und sagte ih- nen, wie es lebe, sich nähre, und was es nütze. Da dieß vorbei war, sprach der Vater: nun Kin- der, weil uns denn alle diese Thiere durch ihr Leben nicht schaden, und durch ihren Tod nicht nützen: so gebt ihnen die Freiheit! Ja! ja! riefen alle, das wollen wir thun! Nun gieng es wieder nach dem Teiche zu, und alle Töpfe, in welchen drese Thiere waren, trugen sie da- hin, und leerten sie aus. Das war ein Spaß über

9. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 98

1808 - Innsbruck : Wagner
t}8 Erzählungen chen konnte. Dennoch nöthigte er mich, aus dem Wege z« fahren, indem er auf den Beistand seiner Gefährten trotzte. Hätte ich ihn heute, da er allein war, nicht in großer Noth angetroffen, er hätte es entgelten sollen! Ab-er vielleicht wäre den ganzen Tag kein Fuhrmann die Straße gekommen, der ihm hätte helfen können, und das unschuldige Vieh jammerte mich! — Wie gefällt euch die Denkungsart des Kutschers? 49. Traurige Folgen der Wildheit. Ferdinand, der Sohn einer armen Wittwe, war von seiner frühesten Zugend an ein wilder, ungehorsa- mer und leichtsinniger Knabe. Sein Vater harte ihn strenge gehalteir, starb aber, als er erst Z Jahr alt war, und die Mutter war zu weichherzig, als daß sie sich hätte entschließen können, den wilden Ferdinand zu züchti- gen, wenn er ungehorsam gewesen war; sie wollte ihn so gern blos durch liebreiche Ermahnungen und War- nungen ziehen. Aber darauf achtete der Wildfang nicht. Oft bat sie chn sehr rührend, er möchte doch nicht mehr so gefährliche Sprünge machen, und sein Leben nicht durch Klettern in Gefahr sehen; aber kaum war er ihr aus den Augen, so sprang und kletterte er, wie zuvor, und oft kam er dann so erhitzt nach Hause, daß die gute Mutter über ihn erschrack. So viel sie ihn auch warnte, daß er doch ja nicht kaltes Wasser trinken möchte, wenn er erhitzt wäre, so ließ sich der Knabe doch nicht abhal- ten, seinen Durst auch dann zu befriedigen, wenn er von Schweiß triefte. Aber was geschahe? An einem schwülen Tage kam er, äußerst erhitzt, nach Hause, und klagte über Seitenschmerz und Uebelkeit. Die geäng- stete Mutter suchte vergebene, ihm Linderung zu ver- schaffen, und da seine Klagen immer stärker wurden, so holte sic endlich einen Arzt herbei. Äls dieser Fer- dinanden genau befragt, und seinen Körper untersucht harre, fand cs sich, daß er sich durch heftiges Sprin- gen einen gefährlichen Bruch zugezogen hatte. Zhr könnt denken, lieben Kinder, welch einen Schreck die arme Mutter hierüber hatte, und sie würde außerdem noch durch die Unkosten gelitten haben, welche ihr diese

10. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 10

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
10 tue Berge umhüllt, so erschallt das Horn von Neuem mit einem trauliche»! „gute Nacht!" und in Frieden ziehen sich nun die Hirten in ihre einsamen Wohnungen zurück, um auszuruhen von den Mühen des Tages. 29. Wolf, Ziege und Kohl. Ein Mann sollte in einem Kahn einen Wolf, eine Ziege und einen Haufen Kohl über einen Fluß bringen. Der Kahn war aber so klein und enge, daß er nur immer einen von diesen Gegenständen aufnehmen.konnte. Es entstand nun die Frage, welchen der Mann zuerst überschiffen sollte, ohne fürchten zu müssen, daß während der Ueberfahrt der Wolf die Ziege, oder die Ziege den Kohl fresse. Je nun, versetzte Hermann, ich hätte zuerst deu Wolf übergesetzt. Der Vater. Aber darin hätte ja unterdeß die Ziege den Kohl aufgefressen. Bertha. Nein, ich würde zuerst die Ziege übersetzen, denn der Wolf kann ja doch den Kohl nicht fressen. Der Vater. Recht gut! Das würde das erste Mal wohl gehen; aber was soll er nun zur zweiten Ueberfahrt nehmen? Den Wolf? — so würde dieser während der dritten Ueberfahrt die Ziege zerreißen. Den Kohl? dann würde dieser eine Beute der Ziege. Bertha. Ja, da weiß ich wirklich den» armer» Manne keinen Rath zu geben. Hermann. Ich eben so wenig, denn wollte er auch zuerst den Kohl einschiffen, so würde die arme Ziege von dem grausamem Wolfe zerrissen werden. — Ist denn aber der Kahn wirklich so schrnal und klein, daß er den Wolf und den Kohl nicht zugleich auf- nehmen sonnte ? Der Vater. Wenn dieß anging, so wäre in der That Alles gerettet. Aber du hast gehört, daß dieß nicht geschehen kann. Hermann. Nun, da kann ich weder rathen, noch helfen. Da muß der Mann eins von den Sachen verlieren. Bertha. Ich ließ die Ziege immer Etwas an dem Kohl naschen. In der kurzen Zeit wird sie doch so viel nicht fressen. Wenn ich dann den Wolf zuerst übergesetzt hätte, so holte ich den Kohl und zuletzt die Ziege. Der Vater. Das könnte dem armen Manne aber doch Ver- druß zuziehen, wenn er seinem Herrn den angenagten Kohl über- brächte. Hermann. Ei Vater, nun weiß ich, wie ers machen muß. Unterdeß er den Wolf übersetzt, muß er die Ziege anbinden, daß sie den Kohl nicht erreichen kann. Der Vater. Dein Vorschlag ist nicht übel! Aber es fehlt sowohl an einem Stricke, als auch an einem Baume. Hermann. Schlimm, daß auch Alles so unglücklich zusam- mentreffen muß. Bertha. Kounte aber airch der Mann nicht vorher daran denken ur»d sich mit einem Knüppel und Strick versehen.
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197 3
198 1
199 4