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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 66

1867 - Rostock : Hirsch
kn fleißig die Wege geebnet, indem sie hin und her das Licht des Evange- liums anzündeten. Die von ihnen gegründeten Klöster mären die Sitze des Friedens, der Arbeit, der Gelehrsamkeit, die Zufluchtstätten der Armen, der Kranken, der Bedrängten und der Bekehrten. Rings um die Klöster, welche häufig tief in Wildnissen lagen, bauten ihre Bewohner das Land im Schweiße ihres Angesichts, unter harten Kämpfen mit Bären und Wölfen und mensch- lichen Räubern. Sie standen unter strenger Zucht, und ihre Nahrung war die allerdürstigste. An die meisten dieser Klöster sind hernach Kirchen ange- baut: an viele haben sich Städte und Dörfer angeschlossen. Winfried. Für ganz Deutschland aber brach der Tag des Heils erst an, als Bonifacius, der Apostel der Deutschen, den vaterlän- dischen Boden betrat, mit hier sein Missionsmerk zu beginnen. Bo- nifacius, ursprünglich Winfried genannt, stammte aus einer vor- nehmen Familie Englands und sollte nach dein Willen der Eltern etivas Großes in dieser Welt werden. Der Wunsch ist überreich- lich in Erfüllung gegangen, aber in anderer Weise, als jene dach- ten. Seine Jugend fiel in die Zeit, da Gott die Herzen vieler Christen in England rührte, daß sie ausgingen, den Heiden in Deutschland das Evangelium zu predigen. Da machte sich auch Bonifacius auf, in den deutschen Wäldern den Gekreuzigten zu verkündigen. Unterwegs übernachtete er in einent Kloster in der Nähe von Trier. Bei Tische mußte ein fünfzehnjähriger Knabe, der eben ans der Schule zurückgekommen war, einen Abschnitt aus der la- teinischen Bibel vorlesen. Winfried sagte zu ihm: „Du kannst schön lesen, mein Sohn; aber verstehst du denn auch, was du gelesen hast?" Der Knabe fing an, den Abschnitt noch einmal zu lesen. „So meine ich nicht," fuhr Winfried fort, „ich möchte gerne wissen, ob du mir auf deutsch sagen kannst, was du gelesen hast." Der Knabe gestand, daß er das nicht könne. Nun übersetzte ihm Win- fried die Bibelstelle ins Deutsche und hielt über dieselbe eine ein- dringliche Anrede an die Tischgesellschaft. Seine Worte drangen dem Jüngling so ins Herz, daß er sogleich seiner Muhme, der Äbtissin, erklärte, mit diesem Manne wolle er gehen, um von ihm die heilige Schrift verstehen zu lernen. Er ließ sich auch durch keine Vorstellungen in diesem Entschlüsse wankend machen und sagte zur Äbtissin: „Wenn du mir kein Pferd geben willst, mit ihm zu reiten, so werde ich ihm zu Fuße nachfolgen." Die Äbtissin sah, daß etwas Höheres das Herz des Knaben bewege, und ließ ihn ziehen. Dieser Knabe hieß Gregor und wurde später eins der

2. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 82

1867 - Rostock : Hirsch
82 Vor der Stadt Antiochia, die mit einer zweifachen Mauer und vierhundert Thürmen umgeben war, lagen sie volle neun Monate, ehe sie dieselbe erobern konnten. Da wurde die Noth im Lager- groß und erreichte solche Höhe, daß Leder, Baumrinde und das Fleisch der gefallenen Thiere gegessen wurde und viele Menschen vor Hunger starben. Wunder des Muthes und der Tapferkeit wurden dort gethan, wie sie nur die größten Helden der Vorzeit ausgerichtet haben. Vor allen ragte Gottfried durch unerschütter- liches Gottvertrauen und unbezwinglichen Heldensinn hervor. Einst hatte er einen Zweikampf mit einem riesigen türkischen Reiter. Eine Zeit lang hatte der Kampf gedauert, ohne daß eine Entscheidung erfolgt war; da holte der Türke zu einem fürchterlichen Schlage aus iinb hieb mit einem einzigen Hiebe den Schild des Christen mitten durch, daß er in zwei Stücken zur Erde siel. Nun hob sich Gottfried hoch empor in den Bügeln und schwang mit beiden Hän- den sein Schwert durch die Luft, daß es sauste und pfiff. Auf die linke Schulter des Türken fuhr das Schwert nieder und ging schräge durch die Brust hindurch, bis es an der rechten Hüfte wieder her- auskam. „Zur Rechten sah man, wie zur Linken einen halben Türken niedersinken. Da saßt die andern kalter Graus: sie fliehen in alle Welt hinaus." Nach nenn Monaten bekamen sie die Stadt in ihre Gewalt. Ein grausiges Gemetzel begann in den Straßen, als die Christen eindrangen. Nicht Kinder, noch Greise, nicht Kranke noch Schwache wurden verschont. Alles, was sich sehen ließ, wurde niedergemacht, zur Rache für das Elend, welches die Belagerer vor den Mauern erdnldet hatten. Von Antiochien ging der Marsch weiter nach Jerus al em. Am 6. Juni 1099 sahen sie von einer Anhöhe herab die Stadt Gottes im Glanze der Abendsonne vor sich liegen. Da fielen die müden und abgezehrten Krieger auf ihre Kniee, sangen Lob- und Danklieder und priesen Gott mit Thränen der Freude, daß er sie gewürdigt hatte, die heilige Stadt mit Augen zu sehen. Sie hätten gerne sogleich den Sturm unternommen; aber das wäre Vermessen- heit gewesen. Jerusalem war stark befestigt und mußte regelrecht eingeschlossen lind belagert werden. Nach einigen Wochen waren die Vorkehrungen getroffen, und der Sturin konnte beginnen. Mit beispiellosem Muthe griffen die Christen an; mit einer Todesver- achtung, die aus dem Glaubeil kam, daß sie sich den Himmel ver- dienten, gaben sie ihr Lebeil preis; Berge von Leichen häuften sich ans; aber der Abend kam heran, und die Christen mußteil zurück- gehen, ohne das Geringste erreicht zu haben. Am folgenden Tage, den 15. Juli, wurde der Kamps von bei- . den Theilen, wo möglich mit noch größerer Wuth erneuert. Auch

3. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 11

1867 - Rostock : Hirsch
11 ritzen bergen, liegt über 1000 Fuß tief ein uraltes griechisches Kloster, wel- ches an der Felswand, aus deren schmalen Vorsprüngen es gebaut ist, zu kleben scheint, wie ein Schwalbennest am Hause klebt. Jerusalem. Die Wüste Juda mit ihrem nackten Boden und ihren wilden Schluchten reicht bis dicht vor Jerusalem, bis an den Fuß des Ölberges hinan. Hier hört plötzlich die Wüste auf, und eine milde Landschaft breitet sich vor unsern Blicken aus. Am östlichen Abhange des Ölberges lag zwischen dunkeln Oli- venbäumen das friedliche Dorf Beth anien, wo Lazarus mit seinen Schwe- stern, Maria und Martha, wohnte, und wo der Heiland des Abends einzu- kehren pflegte , wenn er am Tage dem ungläubigen Jerusalem gepredigt hatte. Kaum zehn Almuten davon entfernt lag der Ort Betphage, von wo aus der Herr Christus seinen feierlichen Einzug in Jerusalem hielt. Sein Weg ging über den Ölberg, dessen Gipfel er etwa in einer Viertelstunde er- reichte. Hier sah er plötzlich die heilige Stadt in ihrer ganzen Ausdehnung vor sich liegen: in geringer Entfernung von ihm, gegenüber dem Garten Geth- semane, der zu seinen Füßen lag, stand auf dem Berge Moria der Tempel mit seinen vergoldeten Zinnen, etwas ferner erhob sich der Berg Zion mit den königlichen Palästen, noch ferner der Berg Golgatha, und am äußersten Ende lagen die Gebirge Juda und Ephraim, welche wie im Halbkreise die Stadt umschließen. Als der Herr bis zu dieser Stelle gekommen war, sah er die Stadt an und weinte über sie. Jerusalem ist rings von Bergen umgeben, welche wie natürliche Wälle die Stadt beschützen. Zwischen den Bergen und der Stadt ziehen sich zwei tiefe Thäler wie Festungsgräben hin, das Thal Josaphat im Norden und Osten, und das Thal Hinnom im Südwesten und Süden, so daß Jerusalem gleichsam auf einer Halbinsel liegt, welche nur einen einzigen freien Zugang im Norden hat. Durch das Thal Josaphat fließt der Bach Kidron, durch das Thal Hinnom floß der Gihon. Im Südosten der Stadt, wo beide Thä- ler zusammenstoßen, liegt der Ort, an welchem das götzendienerische Juda dem Moloch opferte und seine Söhne und Töchter durchs Feuer gehen ließ. Zur Zeit der Zerstörung Jerusalems durch die Römer lag die Stadt auf vier Hügeln und war mit einer dreifachen Mauer umgeben. Die älteste von David und Salomo erbaute Mauer lies um den Berg Zion und einen Theil des Moria. Von dieser ältesten Befestigung steht noch der Davidsthurm. Der Berg Zion scheint am frühesten bebaut gewesen zu sein- Denn als Abraham vom Siege über die Könige des Morgens heimkehrte, kam ihm Melchisedek, Priester und König von Salem, entgegen und brachte ihm Brot und Spein als priesterliche Gabe. Salem aber scheint Jerusalem zu sein. Später stand hier die Burg der Jebusiter, welche David eroberte und zu seiner Residenz erhob. Auf Zion erbaute er sein königliches Haus, auf Zion schlug er die Hütte auf, in welche er die Lade des Herrn stellte, also daß beide, der Herr und sein Gesalbter, ihre Wohnung auf Zion hatten. Daher ilt die Gemeinde des Herrn zur Tochter Zion geworden und der Berg Zion

4. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 160

1867 - Rostock : Hirsch
160 und betet: Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr Zebaoth! Der Grundstein wurde im Jahre 1248 gelegt; es wird noch immerfort an dem Dome gebaut, und man hat die Hoffnung nicht aufgegeben, ihn noch einmal vollendet zu sehen. Von Köln geht es weiter an dem nicht fernen, fabrikreichen Barmen, das aber auch reich an Werken des Glaubens ist, und an der Malerstadt Düsseldorf vorbei bis zu dem kleinen Orte Kaiserswerth, der von Alters her einen prunkvollen Namen führt, weil Kaiser Friedrich Barbarossa bei ihm Gevatter gestanden hat, aber in neuerer Zeit einen größern Namen erhalten hat, weil aus dem dortigen Diakonissenhause jährlich eine große Zahl von Jüngerinnen Jesu hervorgehen, die um der Liebe Christi willen sich dem Dienst der Elenden widmen. Nachdem der Rhein ins Holländische getreten ist, spaltet er sich in mehrere große Arme, die sammt und sonders ausländische Namen führen. Nur dem unbedeutendsten Arme, der in der Nähe der Stadt Leyden fast wie ein Graben ist und nur künstlich vor Versandung bewahrt wird, hat mau den Namen „Rhein" gelassen. Das ist das Ende des „deutschen Stromes". Ls. Der Schwarzwald. An der südwestlichen Grenze von Baden, wo der Rhein sich plötzlich ge- gen Norden wendet, erhebt sich der Schwarzwald, eins der stattlichsten Gebirge Deutschlands, und zieht sich, mit dem Rhein gleichlaufend, bis in das Würtembergische hinein. Seinen Namen hat er von den düstern Tan- nenwaldnngen, die ihn bedecken und ihm ein finsteres, trübes Aussehen ge- den. Gegen Westen fällt er schroff und steil ab und erscheint, von dort an- gesehen, als ein mächtiges Gebirge, gegen Osten geht er allmählich in ein hügeliges Land über. Viele Flüsse, unter denen die Donau der bedeutendste ist, verdanken ihm ihren Ursprung. In den dunkeln Tannenwäldern trifft man mehrere kleine, schwarze Seen, die ein unheimliches Aussehen haben, als müsse es in ihrer Nähe nicht recht geheuer sein. Am bekanntesten unter ihnen ist der 3000 Fuß über dem Meere liegende runde, in der Mitte uner- gründliche Mummelsee, aus dessen Tiefe man oft ein fernes, dumpfes Murmeln hört. In seinem Wasser lebt kein Fisch. — Wer den merkwürdig- sten der Schwarzwaldpäffe betreten will, der muß von Schaffhausen nach Freiburg reisen; auf diesem Wege kommt er durch ein tiefes Felsenthal, „die Hölle" genannt, welches zwischen 800 Fuß hohen, steilen Bergwänden hindurchläuft und sich zuweilen so sehr verengt, daß nicht zwei Wagen Nch ausweichen können. Auf dem Schwarzwalde wohnt ein kräftiges, wackeres Volk, das den Glauben und die Sitte, von den Vätern ererbt, treu bewahrt hat. Sie fin- den ihren Unterhalt als Hirten, Holzhauer, Kohlenbrenner und Theerschweler. Sie haben einen wahren Überfluß an Holz und verkaufen, weil sie selbst es unmöglich verbrauchen können, jährlich eine große Menge in die Gegenden, die Mangel daran haben. Riesige Tannen und Fichten, auf dem Gebirge ge-

5. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 15

1867 - Rostock : Hirsch
15 Die Niederung. Steigt man von dem steilen Gebirge Inda hinab in das Land der Philister, so durchgeht man eine fruchtbare, hügelige Landschaft, welche die „Gründe" oder „das Land Gosen" genannt wurde. Ihrer Fruchtbarkeit nach hätte diese Landschaft einer der gesegnetsten Wohnplätze Palästinas sein können; allein ihre Lage an der Grenze des Philisterlandes brachte es mit sich, daß sie regelmäßig der Schauplatz der Kriege zwischen Juden und Phi- listern war, in welchen alles verwüstet ward, was der Fleiß der Menschen geschaffen hatte. Das Land der Philister ist der südliche Theil jener schmalen Niederung, die vom Bache Ägyptens bis zum Vorgebirge Karmel am Meere entlang sich hinzieht und gewöhnlich das „b la ch e F eld ", zuweilen auch „diegründe" genannt wird. Es wurde den Stämmen Juda und Dan zugewiesen, aber nie vollständig von ihnen in Besitz genommen, weil es ihnen nicht gelang, die Philister auszurotten. Das Land ist außerordentlich fruchtbar und liefert zum Theil unglaublichen Ertrag. Mehr als eine halbe Meile weit waren einst die Städte Gaza, Asdod, Ekron, Ramla, Joppe u. a. mit Gärten umgeben, in welchen alle Arten von Südfrüchten in großer Fülle wuchsen. Besonderes Gedeihen hatte der Weinstock; denn er rankte bis in die Spitze der hohen Bäume hinauf, daß oben auf den Eichen die Trauben hingen. So war es unter den heidnischen Philistern; unter den Türken ist eine Wüste geworden, was selbst unter den Heiden wie ein Garten Gottes war. Der nördliche Theil der Niederung, die Ebene Saron, ist zum Theil von so außerordentlicher Schönheit, daß ihre Herrlichkeit znm Sprichwort in Israel geworden ist. Der Boden ist theils fruchtbares Ackerland, welches hundertfältige Frucht bringt, theils ein thoniger Boden, auf welchem, wenn er vom Regen erweicht ist, Gras und Blumen in so verschiedener Fülle emporschießen, daß weithin die ganze Gegend wie eine einzige bunte Blu- mendecke erscheint. Aber die Freude dauert nicht lange. Sobald die heiße Jahreszeit kommt, dörrt die glühende Sonne das Erdreich schnell aus und macht es hart, wie einen Stein. Dann verdorret das Gras, und die Blume verwelket, und die lustige Herrlichkeit wird zu einer einförmigen Öde, welche laut und vernehmlich predigt: „Alles Fleisch ist Heu, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde." Die Stadt Gilgal ist als Aufenthaltsort des Elias und als Sitz einer Prophetenschule bekannt. Noch berühmter ist Cäsaren geworden, wo Petrus den Erstling aus den Heiden taufte und Paulus zwei Jahre gefan- gen saß, bevor er nach Nom gebracht wurde, um sich vor dem Kaiser zu verantworten. 2. Samarien. Nördlich von Judäa lag die Landschaft San:arien. Sie erstreckte sich bis an das Gebirge Karmel und umfaßte etwa den Theil des Landes, welcher bei der Vertheilung an Ephraim und den halben Stamm Manasse

6. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 169

1867 - Rostock : Hirsch
169 jährlich in der Schweiz vor, ohne daß er Schaden anrichtet; wenn er aber eine größere Ausdehnung annimmt, so verbreiteter namen- loses Elend über eine weite Gegend. Einer der gräßlichsten Fälle dieser Art ereignete sich in neuerer Zeit am Nuffiberge. Er ist zugleich der bekannteste, weil er in seinem ganzen Verlauf von mehreren Menschen in unmittelbarster Nähe beobachtet worden ist. Es war am 2. September 1806, als eine Gesellschaft von Deut- schen, Engländern und Franzosen, welche die Schweiz bereisten, in die Gegend des Ruffiberges gelangte. Schon mehrere Tage vorher hatten Arbeiter, welche dort Holz fällten, wahrgenommen, daß selt- same Spalten im Boden waren, wo sie früher solche nicht bemerkt hatten. Nachmittags vier Uhr kamen die Reisenden in die Nähe des Dorfes Goldau und hatten den seltsamen Anblick, daß von der Höhe des Berges mächtige Felsblöcke und ganze mit Holz bestandene Stücke Erdreichs sich ablösten und mit Krachen in die Tiefe stürzten. Als die Führer dies sahen, warnten sie dringend, weiter vorzugehen. Ein Theil der Gesellschaft ließ sich warnen und blieb zurück; ein anderer Theil ging weiter vor, um den wunderbaren Anblick ganz in der Nähe zu haben. Plötzlich fängt der Abhang des Berges an sich zu bewegen; man sieht deutlich: das ganze Erd- reich mit Wäldern und Feldern, mit Dörfern und Hütten, mit Men- schen und Thieren senkt sich herab, anfangs langsam, dann schneller und immer schneller; endlich stürmt es wie der Blitz dahin, heulend, donnernd, zischend, brausend, und erfüllt die ganze Umgegend mit Staub und Nacht und Finsterniß. Felsblöcke fliegen gleich Splittern durch die Last. Eine Menge Trümmer stürzte in einen benachbarten See mit solcher Gewalt, daß das Wasser thurmhoch aufbrauste und über den Gipfeln der höchsten Bäume zusammenschlug. Die ganze Gegend wurde verändert; eine Quadratmeile Landes wurde mit Trümmern, zum Theil hundert Fuß hoch bedeckt; von Goldau und andern umliegenden Ortschaften kann man nicht einmal die Stätte angeben, wo sie gelegen haben. Über vierhundert Menschen fanden ihren Tod unter den Trümmern. Diejenigen von jener Reisegesell- schaft, welche vorwärts gegangen waren, wurden mit in das Ver- derben hineingerissen. Die andern hatten aber auch so viel gelitten, daß mehrere in eine schwere Krankheit fielen, ein Engländer sogar wahnsinnig wurde. Einige von ihnen reisten von da nach Frank- reich, wo eben eine Heerschau über 40000 Mann Truppen gehalten wurde. Das Rasseln der Trommeln und der Donner der Kanonen war betäubend; jenen erschien es wie der Lärm, den die Kinder mit ihren Weihnachtssachen machen: so furchtbar war der Donner gewesen, den sie kurz vorher in der Schweiz gehört hatten.

7. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 27

1867 - Rostock : Hirsch
27 Land. Seine Fruchtbarkeit verdankt es dem Nilstrome , welcher es in der ganzen Länge von Süden nach Norden durchtiiesst. Mit diesem Flusse aber hat es eine sonderbare Bewandtniss. Sobald im Frühlinge auf den benachbarten Gebirgen der Schnee schmilzt und der liegen in Menge vom Himmel herniederströmt, fängt der Nil , dem alles von den Bergen kommende Wasser zufliesst, allmählich zu steigen an und steigt höher und höher, bis er im August über seine Ufer tritt und das ganze Land zu beiden Seiten unter Wasser setzt. Um diese Zeit gleicht Ägyp- ten einem einzigen grossen See, aus welchem Städte und Dörfer gleich Inseln aus dem Meere hervorragen. Im Oktober verläuft sich das Wasser und lässt einen fetten Schlamm zurück, in welchen dann eilig der Same hineingesäet wird, ohne dass ein Mensch daran dächte, zuvor das Land zu graben oder zu pflügen. Unbeschreiblich schnell und üppig gedeiht die Saat in dem fruchtbaren Boden: im December ist ganz Ägypten eine blumige Wiese , im April des nächsten Jahres ist bereits die Ernte be- schafft. Dann beginnt die schlimme Jahreszeit; denn vom Mai bis zum August sieht man nur ein ausgedörrtes , staubiges Land , in welchem Menschen und Thiere vor Hitze fast verschmachten. Wer da bedenkt, wie oft wir im Norden an heissen Sommertagen nach einem erquickenden lie- gen uns sehnen, der wirds begreiflich finden, dass in ganz Ägypten ein Jubel ausbricht, wenn die Überschwemmung des Nil wiederkehrt. Unter allen Heiden haben die Ägypter am meisten die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes in die Bilder vergänglicher Menschen und Thiere verwandelt. Am weitesten war unter ihnen die Anbetung des Stieres verbreitet, in welchem sie das sichtbare Bild und Gleichniss des unsichtbaren starken Gottes erblickten. Ein grosser schwarzer Stier, welcher auf der Stirn ein weisses Dreieck und auf der Seite einen halb- mondförmigen weissen Fleck hatte , wurde mit köstlichen Speisen in ei- nem Tempel genährt und von vornehmen Leuten bedient. Wenn er ge- storben war, trauerte ganz Ägyptenland so lange, bis ein ähnlicher Stier wiedergefunden war. Daneben verehrten sie Schlangen, Ibisse, Katzen, Hunde und andere Thiere mit solcher Scheu, dass, wenn z. B. in einem Hause Feuer ausbrach , man eher für die Rettung einer Katze , als für die Rettung eines Menschen Sorge trug. Die Anbetung des Stieres mag den Kindern Israel besonders gefallen haben; denn zu verschiedenen Zeiten hat dieser Götzendienst Eingang bei ihnen gefunden. Besondern Fleiss verwandten die Ägypter auf die Bestattung ihrer, lodten. Sie wussten wohl, dass in dem sterblichen Leibe eine unsterb- liche Seele wohne, und dass die Seele umkleidet werden müsse mit einem Leibe; aber sie wussten nicht , woher die Seele einen Leib nehmen sollte, wenn der jetzige Leib zu Erde geworden war. Darum trachteten

8. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 172

1867 - Rostock : Hirsch
172 spiel, Wettrennen u. s. w. nicht fehlen dürfen, versteht sich von selbst. Betäubt und ermüdet geht endlich alles in die stille Fasten- zeit hinein. Tt Lissabon. Wenn man aus dem grossen atlantischen Ocean in die breite Mün- dung des Tajo einfährt, so erblickt man links die alte, berühmte Stadt Lissabon, die sich zwei Stunden lang vom Ufer des Flusses an die Berge hinanzieht und mit ihrem Gewirr von Häusern, Palästen, Kirchen und Ruinen einen gar prächtigen Anblick gewährt. Über die Stadt blicken die zackigen Höhen des Cintra - Gebirges weg. Das gegenüberliegende Uier ist mit Landhäusern und Gärten, mit Orangen- und Olivenhainen besetzt. Die Lage der Stadt an den Bergen macht es, dass viele Häuser nach der Flussseite hin ein oder zwei Stockwerke mehr haben, als nach der entgegengesetzten Seite. Es kommt vor, dass man zur ebenen Erde in ein Haus tritt und auf der andern Seite erst zwei Treppen hinabstei- gen muss, um die Ausgangsthür zu finden. Manche Strassen sind gar nicht gepflastert; in den meisten sieht es wenigstens nicht residenzmässig aus. Denn Reste von Speisen, Kehricht, Unrath — alles wird auf die Strasse geworfen und muss dort liegen, bis die Sonne es verzehrt oder ein tüch- tiger Regen es wegspült. Dazu wimmelt es von Bettlern und herren- losen Hunden, die beide gleich unverschämt sind, sich ihren Unterhalt zu verschaffen. Ob es der Schmutz der Strassen oder die Menge des um- herstreifenden zwei- und vierbeinigen Gesindels macht, genug, wer es irgend ermöglichen kann, geht nicht zu Fuss, sondern reitet oder fährt, wenn er auch nur einen kurzen Besuch bei einem benachbarten Freunde macht. Kann eres nicht bis zu einem Pferde oder Maulthier bringen, so spannt er Ziegen und selbst Hammel vor den Wagen und fährt wohlge- muth seines Weges dahin. Lissabon ist mehrere Male von Erdbeben stark heimgesucht worden, zuletzt am Feste Allerheiligen, den 1. November 1755. Es war Morgens kurz vor zehn Uhr, während die Kirchen gedrängt voll waren, als ein heftiger Erdstoss gespürt wurde, von dem Kirchen und Schlösser und Häuser zusammenstürzten. Bald folgten noch mehrere Stösse. Zwei Stunden darauf brach eine Feuersbrunst aus, die sich bei dem heftigen Sturm rasend schnell verbreitete und Tage lang wüthete, bevor ihr ein Ziel gesetzt ward. Die Menschen waren in das Freie hinaus geflohen und schauten mit Entsetzen die brennende Stadt an, während ringsumher die Erde sich bewegte, wie Wellen im Meere, oder hie und da sich auf- that und Schwefel und Feuer aus ihrem Munde warf. Plötzlich, als wollten sich alle Elemente zum Untergange der Stadt vereinigen, stieg der Tajo vierzig Fuss über seine gewöhnliche Höhe, warf grosse Schifte über Mauern und Häuser weg und brachte vielen Menschen, die am Ufer Schutz gesucht hatten, den Tod. An 30,000 Menschen sind bei jenem Erdbeben umgekommen. Dasselbe ist im ganzen westlichen Europa und dem nörd- lichen Amerika gespürt worden. Auch bei Waren und Malchow will man es beobachtet haben. 23. Die Stiergcfecbte in Spanien. Die großartigsten Volksbelustigungen in Spanien sind die Stiergefechte, die auf der ganzen Halbinsel vorkommen, am glänzendsten aber in Madrid gegeben werden. Die Stiere werden in den Gebirgen eingefangen. Der Ort

9. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 32

1867 - Rostock : Hirsch
O») oj er sicher oft, wenn er die Schafe des Jethro hütete , verlangend nach Norden geblickt, wo hinter der nackten Wüste das Land lag, welches Gott Abraham , Isaak und Jakob geschworen hatte. Nicht der höchste, aber der ödeste und schaurigste Berg auf dem Horeb ist der Sinai, der Berg der Gesetzgebung , der sich beinahe 8000 Fuss über das Meer erhebt. Wer den Berg ersteigen will, muss auf engen und steilen Pfaden mit grösster blühe emporklimmen. Oben findet er eine völlig kahle Stein- Hache von etwa 80 Fuss im Durchmesser und eine Aussicht voll erschüt- ternden Ernstes. Ringsumher erblickt man Hügel und Berge , schroff, zerrissen, kahl, die zackigen Gipfel zum Himmel streckend; nicht Dorf oder Hütte , nicht See oder Fluss , nicht Acker oder Wald , nicht Thier oder Vogel belebt die nächste Umgegend des Berges; ein Bild vollendeter Einsamkeit, steht der Sinai da als ein ungeheurer Altar, den Gott selbst fern von aller Unruhe der Menschen sich errichtete. Hier hat der Herr unter Donner und Blitz und dem Tone der Posaune, der in dem Gebirge tausendfach wiederhallte, seine majestätische Gerechtigkeit geoffenbart und in zehn Geboten den Ernst seines heiligen Willens kund gethan. Ungefähr 2000 Fuss unter der Spitze des Sinai liegt jetzt ein Kloster, dessen Felder und Gärten in der öden Umgebung einen überraschend freundlichen Eindruck machen. Das Kloster ist zum Schutz gegen die Überfälle der Araber mit Festungsmauern umgeben und hat seine Ein- gangsthür 30 Fuss hoch in der Mauer. Menschen und Vieh und Lebens- rnittel und was sonst ins Klosster eingelassen werden soll , muss bis zu jener Thür hinaufgewunden werden. An die Klosterkirche ist eine Ka- lielle angebaut, welche an der Stelle stehen soll , wo Gott dem Moses im feurigen Busche erschien. Wer in die Kapelle eintritt, muss seine Schuhe ausziehen , weil der Herr selbst den Ort für heiliges Land er- klärt hat. 'Vom D2oe*esi saam C*efoae*ge §eis*. Nach Jahresfrist brachen die Israeliten vom Sinai auf und zogen über die Lustgräber nach Hazeroth in die Wüste Par an, welche von Moses als gross und grausam beschrieben wird. Und das mit liecht. Denn sie ist eine unabsehbare Ebene, welche theils dicht mit heuerstei- nen besäet , theils mit leichtem Flugsande bedeckt ist und nur an ein- zelnen Stellen, wo Quellen aus der Erde kommen, einen spärlichen Gras- wuchs darbietet. Sie reicht vom Sinai bis an die Grenze des gelobten Landes, wo das an Blumen und Singvögeln reiche Amoritergebirge schon weit in die Wüste hinein die frohe Kunde- winkt, dass die Mühsal der Heise zu Ende geht. Früher mag die Gegend nicht ganz so unfruchtbar gewesen sein, als sie jetzt ist; denn es wohnten zu der Zeit, als die

10. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 34

1867 - Rostock : Hirsch
34 einen eben beschriebenen Zugang hat und mit Trümmern von Häusern, Palästen, Tempeln, Säulen, Brücken, Statuen, Triumphbogen ganz be- deckt ist. Dies ist der Ort , an welchem einst Petra stand. Kings um die Wohnungen der Lebendigen zog sich im Kreise die Stadt der Tod- ten hin. Bis auf die Höhe von mehreren hundert Fuss sind die innern Wände des Gebirges glatt abgeschliffen und lange Reihen von Grabmä- lern mit Sälen , Hallen und Gängen in die Felsen hineingehauen, einige vollendet, andere halb fertig , andere kaum angefangen , so dass man sieht, die Bevölkerung ist vernichtet, als sie eben an ihrer Todtenstadt arbeitete. Hoch über die Felsenstadt hinweg ragt der Berg Hör, auf welchem Aaron starb. Im Osten an der Edomiter Land, gegen Chaldäa zu lag wahrscheinlich das Land Uz, welches das Ileimathsland des Hiob war. Iv. Die Länder der Gefangenschaft. 1. Mesopotamien. Ostwärts von dem grossen Flusse Euphrat liegen die Länder, in welche Israel gefangen geführt wurde, Mesopotamien, Assy- rien und B ab yl oni en. Zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris liegt eine ausgedehnte Ebene, welche im südlichen Theile „die Ebene Sinear“, im nördlichen „Mesopotamien“, d. i. das Land zwischen den Flüssen, genannt wurde. Mesopotamien bestand aus zwei ganz verschiedenen Theilen. Der Norden , wel- cher an das gebirgige Armenien grenzte , lag hoch und hatte ein rauhes , kaltes Klima. Viehzucht war der Hauptnahrungsquell der Einwohner, liier im rauhen Norden, dem frühern Wohnsitz der Chaldäer, lag die Stadt Ur, von wo Tharali wegzog, um sich in einer mildern Gegend niederzulassen. Er kam nach Daran in dem wärmeren südlichen Theile von Mesopotamien und blieb da- selbst. Von dort zog Abraham auf Gottes Befehl weiter nach Ka- naan ; seine Verwandten aber blieben grüsstentheils in Daran zu- rück. — An den Fluss Che bar schickte Nebukadnezar einen Theil der Gefangenen aus Juda. Unter ihnen lebte der Prophet Ezechiel und tröstete die Traurigen mit der Verheissung, dass der Herr selbst sich seiner Herde annehmen und sie suchen werde, wie ein Hirte seine Herde suchet. T. Atssyfi'ficsa. Wenn man von Mesopotamien ostwärts über den Tigris geht, so gelangt man in das uralte Land Assyrien, welches im Nor-
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