280
Da bemerkte der Kaiser, wie es schien, mit Wohlgefallen, daß der Gast-
wirth einen schönen und reich verzierten Beutel im Gürtel trug. Der Gast-
wirth nahm ihn geschwind ab und bot ihn dem Kaiser zum Geschenk an.
Rudolf nahm den Beutel und übergab ihn im Nebenzimmer einem Boten
mit der Weisung, ihn der Frau des Wirths zu bringen und sich im Namen
ihres Mannes, von dem er zum Zeichen des von ihm ausgehenden Auf-
trags den schön gestickten Beutel erhalten, den bewußten Sack mit Gold
von ihr auszubitten. Die List gelang. Die arglose Frau schickte den Beutel
mit Gold, der Verbrecher war überwiesen und büßte seine Schuld am Gal-
gen. Auf solche Weise erwarb sich Rudolf in hohem Grade die Liebe des
Volks, welches ihn das lebendige und wandelnde Gesetz nannte, eine Menge
großmüthiger Handlungen und gerechter Sprüche von ihm sprüchwörtlich im
Munde führte und die Bewunderung des ritterlichen Kaisers bis auf die
späteste Nachwelt vererbte.
Ein heißer Wunsch jedoch, welchen Rudolf hegte, nämlich die Wahl
seines Sohnes Albrecht, der ihn von seinen vier Söhnen allein überlebte,
zu seinem Nachfolger im Reiche, ging ihm nicht in Erfüllung. Denn die
Fürsten, welche die in Kurzem so hoch gestiegene Macht des Hauses Habs-
burg zu fürchten begannen und Albrecht's harten und unfreundlichen Sinn
kannten, wichen einem solchen Antrage auf dem Reichstage zu Frankfurt aus.
Mißmuthig darüber zog der greise Kaiser, schon schwach und krank, nach
Straßburg. Als es dort immer schlimmer mit ihm wurde und er sein
Lebensende herannahen fühlte, rief er: „Wohlan, nach Speier!" Hier, an
der Begräbnißstätte der Kaiser, wollte auch er seinen Tod erwarten; allein
er kam nur bis Germersheim, wo er in einem Alter von 73 Jahren den
15. Juli 1291 starb. Den Ruhm nahm er mit in das Grab, als ein
Vater des Vaterlandes, wenn auch nicht Großes, doch Gutes für dasselbe
gethan zu haben.
§ 69. Ursprung und Erstarkung der schweizerischen Eidge-
nossenschaft.
I. Bund der drei Männer auf dem Rütli (1307). Wil-
helm Tell.
Was Rudolf von Habsburg umsonst erstrebt hatte, die Wahl seines
Sohnes Albrecht zum deutschen Kaiser, ging dennoch einige Jahre später
in Erfüllung. Denn der ritterliche, aber machtlose Graf Adolf von
Nassau, der auf die Verwendung seines Vetters, des Erzbischofs Ger-
hard von Mainz, zum Kaiser erwählt worden war, konnte sich nur so
lange halten, als er ein willenloses Werkzeug der geistlichen Kurfürsten sein
wollte, Als er aber das von England zu einem Angriffskriege gegen Frank-
reich erhaltene Geld dazu verwandte, Albrecht dem Unartigen Thüringen
abzukaufen und gegen die Enkel Friedrich's Ii. einen schandbaren Krieg zu
führen, erregte er allgemeinen Unwillen und wurde widerrechtlich von einer
Anzahl Kurfürsten entsetzt. Albrecht von Oesterreich wurde zum
Gegenkaiser erwählt, und Adolf fiel in einem Treffen bei Worms (1298).
Unter der Regierung Albrecht's I. fand ein Ereigniß statt, welches in seinen
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Albrecht Albrecht Rudolf_von_Habsburg Rudolf Albrecht Adolf_von
Nassau Adolf Albrecht Albrecht_von_Oesterreich Albrecht Adolf Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Gal- Frankfurt Straßburg Germersheim Mainz England Worms
282
Zwingburgen und gründete die schweizerische Eidgenossenschaft.
Das Nähere darüber wird uns also erzählt.
Die schlimmsten unter den schlimmen Vögten waren Hermann Geß-
ler von Brun eck und der Ritter Bering er von Landenberg. Sie
waren trotzig und herrisch, straften die kleinsten Vergehen mit Kerker und
schwerer Buße und mißhandelten die Landleute mit Stolz und Verachtung.
Im Jahr 1307 ließ der Landvogt von Unterwalden, Beringer von Laudenberg,
dem Heinrich von Melchthal, einem frommen, freigesinnten und ange-
sehenen Landmanne, um eines geringen Vergehens willen, das sein Sohn
Arnold sollte begangen haben, ein Paar schöne Ochsen wegnehmen und
ihm sagen, die Bauern sollten künftig den Pflug selber ziehen. Als nun
bei dem Wortwechsel darüber Arnold dem Knechte des Vogts durch einen
Schlag mit dem Stecken im Zorne den Finger zerbrach und aus dem Lande
gen Uri zum Walther Fürst von Attinghausen floh, ließ der Land-
vogt dem alten Vater beide Augen ausstechen. Zu derselben Zeit ließ
Geßler, Landvogt zu Uri und Schwyz, zu Uri eine Feste bauen, die er
Zwing-Uri nannte, und zu noch größerm Aergerniß der Landleute am
St. Jacobs-Tage zu Altdorf bei den Linden, wo Jedermann vorübergehen
mußte, eine Stange mit einem Hute oben aufrichten und bekannt machen,
ein jeder Vorübergehende sollte bei Verlust seines Guts und bei einer
Leibesstrafe durch Verneigen und Barcttabziehen dem Hute dieselbe Ehre
und Reverenz beweisen, als ob der König persönlich da wäre. Gegen den
Werner Stauffacher, einen begüterten und angesehenen Landmann zu
Schwyz, führte Geßler so trotzige und beunruhigende Reden, daß dessen ver-
ständige, und besonnene Hausfrau ihm den Rath gab, sich mit noch andern
vertrauten Männern zu bereden, wie sie der muthwilligen Gewalt des Land-
vogts sich erwehren möchten. Der Stauffacher folgte dem Rathe und
verabredete mit Walther Fürst und Arnold von Melchthal, sie
wollten vorerst ihre Verwandten und Freunde erforschen und alsdann im
Dunkel der Nacht, jeder von zehn vertrauten Männern seines Landes beglei-
tet, auf einer verborgenen Wiese in einsamer Gegend am Ufer des Vier-
waldstädtersees, dem Rütli, zu gemeinsamer Berathung sich versammeln.
Hier auf dem Rütli war es, wo am Mittwoch vor Martinstag im Novem-
der 1307 diese 33 beherzten Männer ihre Hände gen Himmel streckten und
bei Gott und den Heiligen schwuren, treu bei einander stehen, kein Blut ver-
gießen, aber die Freiheiten und Rechte ihres Landes behaupten und den
Enkeln aufbewahren und lieber den Tod erleiden, als so schweres Unrecht
dulden zu wollen. Das war der Ursprung der schweizerischen
Eidgenossenschaft.
Einer von den Verschworenen war Wilhelm Teil, ein Landmann
aus Uri, Walther Fürst's Eidam. Dieser ging am 18. des Wintermonats
einige Male vor dem Hute vorüber, ohne ihm die befohlene Ehrerbietung
zu beweisen. Sofort ward Tell ergriffen und vor den Landvogt geführt,
der ihm als einem guten Armbrustschützen befahl, einem seiner geliebten Kin-
der einen Apfel vom Kopfe zu schießen, mit der Drohung, daß er sterben
müsse, wenn er beim ersten Schuß fehle. Tell erschrak und bat um Gottes
willen, ihn mit dem verhängnißvollen Schuß, der sein Kind das Leben kosten
könne, zu verschonen. Aber der Wütherich von Landvogt blieb ungerührt
und drohte, wenn er nicht schießen wolle, Vater und Kind umbringen zu
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Extrahierte Personennamen: Hermann_Geß- Beringer_von_Laudenberg Heinrich_von_Melchthal Heinrich Arnold Arnold Walther Werner_Stauffacher Walther Arnold_von_Melchthal Wilhelm Walther Eidam
338
Söhne, der damals dreizehn Jahre alt war, wurde unter dem Namen
Eduard V. als König ausgerufen. Sein jüngerer Bruder, Richard von
Aork, war erst sechs Jahre alt.
Ii. Die Kinder Eduard's Iv. Richard Iii.
Richard von Glocester, ein ebenso Löser, als häßlicher Mensch,
der mit einem Fuße hinkte und an einem Arme gelähmt war, hatte seine
Leiden kleinen Neffen, welche ihm selbst den Thron versperrten, schon immer
mit neidischen, gehässigen Augen angesehen; jetzt faßte er, von Ehrgeiz ge-
stachelt, den entsetzlichen Entschluß, sie aus dem Wege zu räumen. Mit vollen-
deter Heuchelei verstand er es, sein Vorhaben zu verbergen und der Königin
Mutter, Elisabeth, die ihm mißtraute, die beiden königlichen Knaben
abzulocken, um sie im Tower, der Festung von London, einzuschließen. Zu-
erst ließ er die Brüder der Königin und die Freunde des jungen Königs
unter einem nichtigen Vorwände hinrichten oder einkerkern; dann sprengte
er das Gerücht aus, seine beiden ältern verstorbenen Brüder wären keine
ächten Söhne seines Vaters gewesen und darum auch der junge König,
Eduard V., unfähig zur Regierung; endlich ließ er sich selbst von einem
bezahlten Volkshausen als König ausrufen und wie mit Widerstreben zur
Annahme der Krone bewegen (1483).
Aber noch lebten die Kinder Edüard's Iv., seine Neffen, welche ihn
mehr beunruhigten, als alle seine übrigen Feinde; und der Commandant
des Towers, der brave Sir Brakenbury, war nicht dazu zu bewegen,
die beiden unschuldigen Kinder meuchlerisch umzubringen. „Gut!" sagte
endlich Richard zu ihm, „so befehle ich dir, auf eine Nacht Sir Tyrrel
die Schlüssel des Towers abzutreten." In der That hatte es dieser Un-
mensch mit noch einigen andern Bösewichtern übernommen, den abscheulichen
Mord zu vollbringen, und empfing die Schlüssel zum Gefängniß der jun-
gen Prinzen. Um Mitternacht schlich er sich mit den Genossen seiner
Schandthat an die Thür des Zimmers, wo die Kinder sorglos schlummer-
ten. Sir Tyrrel schickte die Mörder hinein; er selbst wartete draußen das
Bubenstück ab. Arm in Arm geschlungen lagen sie da, die beiden Knaben,
in tiefem Schlafe auf einem lind demselben Lager. Ein aufgeschlagenes
Gebetbuch lag neben ihnen; denn so sehr sie auch noch Kinder waren, so
hatten sie doch nicht das Gebot ihrer Mutter vergessen, niemals einzuschla-
fen, ohne zu beten. So schöil waren die Kinder und ihr Lächeln im Schlaf
so hold, daß selbst die verhärteten Bösewichter, von ihrer Unschuld gerührt,
einen Augenblick betroffen zurückwichen. Aber der Durst nach Gold, das
man ihnen versprochen hatte, überwand die flüchtige Rührung; sie drückten
Kissen auf die armen Knaben, bis sic erstickt waren, zeigten dann dem Sir
Tyrrel die nackten Leichname, und dieser ließ sie unter einem Haufen Steine
tief in die Erde vergraben.
Iii. Heinrich Vii. T u d o r.
Ein Schrei des Entsetzens ging bei der Nachricht von diesem Frevel
durch ganz England, und viele Lords erhoben sich, um den Tod der könig-
lichen Prinzen zu rächen. Selbst der Vcrräther Buckingham, der doch das
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hier (Priester, Weise) zu sich kommen und fragte sie um des Traumes
Bedeutung. „Deine Tochter, o König," sagten sie, „wird einen Sohn ge-
bären, welcher dick, vom Throne stoßen und ganz Asien beherrschen wird."
Um diesen Traum zu Schanden zu machen, verheirathete Astyages seine
Tochter an einen vornehmen aber armen Perser, Namens Kambyses,
in der Landschaft Persis (Elam) im Süden von Medien. Das war dem
geängsteten Könige jedoch noch nicht genug, sondern als Mandane einen
Sohn bekam, übergab er ihn seinem Minister Harpagus, um ihn zu
tödten. Harpagus übernahm zwar den königlichen Auftrag, aber um sich
auf alle Fälle vor der Rache der Mandane zu sichern, vollzog er ihn nicht
selbst oder durch seine Leute, sondern ließ einen Rinderhirten des Königs
kommen und befahl ihm, das Knablein in einer Wildniß den Thieren des
Waldes auszusetzen. Der Hirt brachte das Kind seiner Frau, die gerade
ein todtes Kind geboren hatte und ihren Mann überredete, ihr den Kna-
den zu lassen und statt seiner das todtgeborne Kind auszusetzen. So wurde
der kleine Cyrus erhalten, um seine große Bestimmung zu erfüllen.
Cyrus war zwölf Jahre alt, als durch einen Zufall seine vornehme
Geburt entdeckt wurde. Eine Anzahl Knaben spielten mit cinanber und er-
nannten den Cyrus zu ihrem Schiedsrichter und Könige. Cyrus spielte
den König mit solcher Strenge und Gerechtigkeit, daß er einen andern vor-
nehmen, aber widerspenstigen Mederknaben für seinen Ungehorsam tüchtig
auspeitschte. Der Vater des Knaben fühlte sich dadurch beleidigt und
brachte die Sache vor den König. Dieser ließ den Knaben kommen und
war über seinen edlen Anstand, die Aehnlichkeit seiner Gesichtszüge und die
Uebereinstimmung der Jahre so betroffen, daß der Gedanke an den Sohn
der Mandane, den er doch zu tödten befohlen, blitzschnell in ihm aufstieg.
Eine Frage des Königs mit einem drohenden Blick an den Hirten entriß
diesem das bisher treu bewahrte Geheimniß, gegen den Harpagus aber stellte
sich der König freundlich, versicherte ihm, nun der Traum an seinem Enkel
in Erfüllung gegangen sei, über seine Erhaltung froh zu sein, und lud
ihn zu einem Gastmahl ein. Nach dein Mahl fragte ihn Astyages, wie
ihm das Fleisch geschmeckt habe, und winkte einem mit einer zugedeckten
Schüssel bereit stehenden Diener, dem Harpagus die blutigen Ueberreste
seines geschlachteten Sohnes zu zeigen. Der Minister faßte sich mit dem
Verzweiflungsmuthe des Sclaven und versicherte seinem Herrn, dem Könige,
daß er mit Allem, was er thue, zufrieden sei; allein in seinem Innern
brütete er schwere Rache. Der König aber, welcher nun nichts mehr von
seinem Traume zu befürchten zu haben glaubte, entließ den jungen Cyrus
zu seinen Eltern nach Persis, wo er große Hoffnungen für die Zukunft
erweckend heranwuchs.
Endlich aber war die Stunde der Rache für den Harpagus gekom-
men: er forderte den Cyrus zum Abfall von seinem tyrannischen Großvater
auf und sagte ihm seine Hülse zu. Dem Cyrus wurde es leicht, die
tapfern, aber unterdrückten Perser zur Empörung gegen die Meder zu rei-
zen, und Harpagus, welchem der verblendete Astyages den Oberbefehl über
die Meder anvertraute, ging mit dem größten Theile seines Heeres zu dem
Cyrus über und vollendete die Niederlage der Meder. So ward Cyrus
König der Perser und Meder, Astyages aber gerieth in Gefangenschaft
(560 v. Chr.).
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Extrahierte Personennamen: Namens_Kambyses Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus
185
ihm von seiner zweiten Gemahlin Judith, des Grafen Welf von Baiertt
Tochter, noch ein Söhnchen, Karl, späterhin der Kahle genannt, geboren
worden, und die schöne und schlaue Kaiserin Judith ruhte nicht eher, als
bis sie ihren Gemahl zu einer zweiten Theilung vermocht hatte. Natürlich
reizte dieses Verfahren zu großer Unzufriedenheit und führte zu einer Reihe
blutiger Kriege zwischen Vater und Söhnen, Brüdern und Brüdern. Im
Jahr 833 standen Vater und Söhne sich mit ihren Heeren im Elsaß am
Nothfeld unweit Kolmar, nachher das Lügenfeld genannt, gegenüber. Der
Kaiser verlor den günstigen Augenblick des Kampfes, seine Truppen gingen,
während der mit Lothar aus Italien gekommene Papst Gregor Iv. mit ihm
unterhandelte, zu den Söhnen über und Per unglückliche Vater wurde als
Gefangener von seinem Sohne Lothar nach Soissons in ein Kloster gebracht.
Weil aber der herrschsüchtige Lothar ihn sogar zur Kirchenbuße und zur
Abdankung zwang, trat Ludwig der Sohn mit seinen Deutschen dem unnatür-
lichen Bruder entgegen und setzte den Vater wieder auf den Thron. Lothar
erhielt Verzeihung. Kaum aber sah sich Ludwig wieder im Besitz der Macht
und Judith an seiner Seite, als er sein altes Streben, durch neue Reichs-
theilungen für seinen Lieblingssohn Karl zu sorgen,' fortsetzte und nach Pipin's
Tode bei einer neuen Theilung auf Zureden der Kaiserin zu Gunsten Lothar's
und Karl's seinen Sohn Ludwig nur auf Baiern beschränkte. Darüber
erhob sich Ludwig von Baiern, der es bisher mit seinem Vater am treuesten
gemeint, nun aber am schlechtesten belohnt werden sollte, nahm Schwaben
in Besitz und überzog den alten betrübten Vater mit Krieg. Ehe es aber
zum Kampfe kam, starb Ludwig der Fromme auf einer Rheininsel Ingelheim
gegenüber (840). Als der Bischof von Metz mit der Mahnung an das
Sterbebett des Kaisers trat, doch sa nicht mit Zorn im Herzen aus der
Welt zu scheiden, wollte Ludwig lange nichts von Versöhnung hören. End-
lich sprach er: „Nun wohl, ich will meinem Sohne Ludwig vor Gott und
vor Euch vergeben, aber Eure Sache wird es sein, ihn zu erinnern,
daß er die grauen Haare seines Vaters mit Gram in die Grube
gebracht habe."
Unter diesen Kriegen wuchs das Ansehen des Papstes außerordentlich
durch die schiedsrichterliche Gewalt, welche man ihm von allen Seiten über
Kaiser und Könige zugestand; aber Karl's des Großen löbliche Einrichtungen
gingen beinahe wieder zu Grunde: die Großen wollten nicht mehr gehorchen,
die Grafen machten sich zu eigenen Herren, das Reich, wehrlos gegen kühn
eindringende äußere Feinde, zerfiel in einzelne Stücke und die alte Rohheit
und Barbarei erhob ihr Haupt von Neuem.
Ii. Der Theilungsvertrag zu Verdun (843).
Mit dem Tode Ludwig's des Frommen ging jedoch der Krieg noch
keineswegs zu Ende, sondern Lothar's anmaßendes Streben nach Alleinherr-
schaft führte zu einem neuen Bruderkriege, in welchem Ludwig der Deutsche
und Karl der Kahle den Lothar bei Föntenay in Burgund 841 entschei-
dend schlugen. Jetzt erst kam unter den drei Brüdern der berühmte Thei-
lungsvertrag von Verdun (843) zu Stande, durch welchen Karl's
des Großen Reich in drei unabhängige Reiche: Italien, Deutschland,
Frankreich getrennt wurde. Lothar erhielt Italien mit dem Kaisertitel;
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Extrahierte Ortsnamen: Nothfeld Italien Baiern Rheininsel_Ingelheim Burgund Verdun Italien Deutschland Frankreich Italien
211
seiner Väter Thron wieder zu besteigen, verließ ihn nicht. Einst saß er am
Herde und bereitete sich einen Bogen und Pfeile. Da gab ihm die Frau
des Kuhhirten den Auftrag, auf die Brode zu achten, die am Feuer geröstet
wurden. Er aber, versunken in Heldengedanken, vergaß des Auftrags. Als
nun die Hirtenfrau zurückkam und die Brode verbrannt fand, schalt sie ihn
einen faulen Knecht, der wohl Brod essen, aber nicht Lacken möchte. Als
die Nachspürung der Dänen zu erkalten begann, verschanzte er sich mit
wenigen Getreuen an einem abgelegenen Orte in Sommersetshire, der durch
Flüsse und Moräste zu einer Insel gebildet und schwer zugänglich war. Er-
nannte die Stelle Aethelingey, d. h. Insel der Edlen. Auch seine Gemahlin
war bei ihm. Nur eine schmale/ durch ein Bollwerk geschützte Brücke führte
in die Insel, aus welcher bei Tage und bei Nacht die Sachsen Streifzüge
machten, sowohl um zu jagen und zu fischen, als auch um andere Bedürf-
nisse von den Dänen zu erbeuten. Auch wurden die Dänen bald innc, daß
der Löwe noch lebte, und es schien auf die Länge der Zeit unmöglich, den
Feinden zu entrinnen. Da soll ein Ereigniß die Hoffnungen des Königs
neu belebt haben. Eipes Wintertages waren die sächsischen Krieger ausge-
zogen zu fischen; nur der König und seine Gemahlin waren daheim geblie-
den. Alfred las in einem Buche, als er auf einmal am Thore klopfen
hörte. Er öffnete das Thor, und ein Armer stand da, der ihn um Christi
willen um einen Bissen Brod bat. Alfred läßt seine Gemahlin im Brod-
schranke nachsehen, ob noch etwas vorhanden sei. Die Königin sieht nach
und meldet ihm, nur noch Ein Brod sei übrig, das nicht hinreichen würde,
die rückkehrenden Krieger zu sättigen. „Gesegnet sei Gott in seinen Gaben!"
rief Alfred aus und fügte hinzu: „Ich bitte dich um Christi willen, Weib,
gieb ihm die Hälfte dieses Brodes! Wer mit fünf Broden und zwei Fischen
fünftausend Mann speisete, der kann auch, so es ihm gefällt, dafür sorgen,
daß das halbe Brod für uns ausreiche." Die Königin gab dem Armen
das halbe Brod. Daraus soll der König über seinem Buche eingeschlummert
und ihm im Traume der heilige Cuthbert erschienen sein mit der Versiche-
rung, daß Gott sich nun Englands erbarmen und ihn, der sein letztes Brod
mit dem Armen getheilt, wieder auf den Thron setzen werde. Als bekräf-
tigendes Zeichen dieser Verheißung würden bald seine Krieger mit außer-
ordentlich reichem Fischfang zu ihm kommen. Der König erwachte und rief
seine Gemahlin, um ihr den Traum mitzutheilen. Sein Ruf erweckte sie;
denn auch sie war in Schlummer gesunken. Wie groß war Beider Erstau-
nen, als jedes von ihnen seinen eignen Traum erzählen hörte! Bald kamen
die Sachsen von ihrem Ausgange heim mit so gewaltigem Fischfang, daß
dieser schon an sich, auch ohne Verheißung, für ein Wunder gelten
konnte.
Im Frühling darauf segelte Hubba, Ragnar Lvdbrok's Sohn, von
Northumbrien aus mit 23 Schiffen gen Wessex und landete in Devonshire,
wo er sich vor der Felsenburg Kinwith lagerte, in welche sich Graf Oddun
mit den vornehmsten sächsischen Kriegern geworfen hatte. Als aber die all-
zusichern Dänen sich dessen am wenigsten versahen, überfiel sie Oddun mit
dem Häuflein seiner Besatzung, erschlug den Hubba mit fast dem ganzen
Heer und eroberte die Heerfahne der Dänen, welche sie Reafan nannten
nach einem von Ragnar Lvdbrok's Töchtern linier Absingung grauenvoller
Zauberlieder eingewirkten Raben.
14.
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Extrahierte Personennamen: Eipes_Wintertages Alfred Alfred Alfred Hubba Graf_Oddun
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Christi Christi Sachsen
335
binanb und Jsalella an, als sie den doppelten Thron bestiegen — an
Mulei-Abul-Hazen, welcher damals über Granada herrschte, einen
Abgeordneten, um den Tribut einzufordern, zu dem sich einst ein maurischer
König nach dem Fall der Almohaden verstanden hatte. „Sagt eurem
Herrn," antwortete mit Stolz der greise Abul-Hazen, „daß Die, welche den
Tribut bezahlten, schon langst gestorben sind, und daß man in Granada nur
noch Lanzen und Sabel verfertigt." Infolge dieser Verweigerung entstand
seit 1481 ein Krieg auf Leben und Tod, der erst nach 11 Jahren mit der
Einnahme von Granada und der Vernichtung der maurischen Herrschaft in
Spanien überhaupt endigte. Einen solchen Ausgang beförderten die Zwiste,
welche unter den Mauren selbst und in der königlichen Familie herrschten.
Eine der Frauen Abul-Hazen's, Zoraya, verlor seine Gunst und beschloß
sich dafür zu rächen. Sie war Mutter eines jungen Prinzen, Namens
Boabdil, den sie zum Werkzeug ihrer Rache erwählte. Als Abul-Hazen
eines Tages seine Hauptstadt verlassen hatte, um die Spanier zu bekämpfen,
bemächtigte sich Boabdil mit einem Haufen gedungener Empörer der könig-
lichen Paläste und Schätze, und Abul-Hazen fand bei seiner Rückkehr die
Thore der Stadt verschlossen und den Boabdil im Besitz der Alhambra.
Der Schmerz des alten Vaters über den Verrath seines Sohnes war groß;
aber auch er hatte noch zahlreiche Anhänger in Granada und öffnete sich
mit Gewalt den Eingang in die Stadt. Mehrere Tage wurde zwischen
Vater und Sohn in den Straßen Granada's blutig, aber ohne Entscheidung
gekämpft. Da trat ein alter, durch seine Weisheit und seine Tugenden
ausgezeichneter Imam aus, warf sich zwischen die Kämpfenden und schlug
ihnen vor, einen neuen König zu wählen, den stolzen und tapfern Bruder
Abul-Hazen's, Abu-Abdallah-Al-Zagal, der mit dem Titel eines
Mali in Malaga residirte. Dies geschah auch von einem großen Theile
der Bevölkerung; der kriegerische Al-Zagal zog in die Alhambra ein und
Abul-Hazen begab sich mit seinen Weibern, Kindern und Schätzen in die
Einsamkeit einer entfernten Stadt, wo er einige Monate später starb.
Während so die Zwietracht unter den Mauren herrschte und ihre Kräfte
lähmte, ließen Ferdinand und Jsabella ein furchtbares Heer gegen Granada
anrücken, bemächtigten sich nach und nach aller festen maurischen Städte und
schlossen zuletzt die Hauptstadt ein. Al-Zagal, von seinem Neffen Boabdil
und den Christen zugleich gedrängt, warf sich in die Arme dieser Letztern,
die er für seine edlern Feinde hielt. Als er aber seiner Zusage gemäß noch
seine letzten Festungen den Castilianern ausliefern sollte, um als Preis seiner
Unterwerfung einige Domänen und leere Ehrentitel zu empfangen, schiffte
er sich, um das traurige Schicksal seiner Glaubensgenossen nicht länger mit
ansehen zu müssen, mit allen seinen Schätzen nach Afrika ein. Jetzt blieb
nur noch Boabdil zu bekämpfen übrig, der schon vor seines Onkels Unter-
werfung den Spaniern die Schlüssel von Granada insgeheim versprochen
hatte. Vergebens übersandte er den beiden katholischen Majestäten die kost-
barsten Zeuge und die prachtvollsten Pferde zu Geschenken: Granada allein
konnte die Spanier zufriedenstellen. So mußte sich denn Boabdil zu einem
letzten entscheidenden Kampfe rüsten. König Ferdinand selbst war zur Bela-
gerung der Stadt mit einem mächtigen castilianischen Heere herangerückt, und
die Königin Jsabella, begleitet von den schönsten Damen ihres Hofes, war
ihrem Gemahl ins Lager gefolgt. In kurzer Zeit erstand im Angesicht der
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Namens
Boabdil Ferdinand Jsabella Ferdinand Königin_Jsabella
Extrahierte Ortsnamen: Granada Granada Granada Spanien Zoraya Granada Abu-Abdallah-Al-Zagal Mali Malaga Alhambra Granada Al-Zagal Afrika Granada Granada
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er von der sächsischen Schweiz bis zum Harzgebirge, von der Spree bis
an die Saale herrschte. Er focht gegen Normänner, Polen und Slaven,
pilgerte zwei Mal nach dem heiligen Grabe, legte im Jahre 1156 im
Dome zu Meißen vor vielen Herren und Priestern seine Rüstung und sein
Schwert am Altare nieder und endete als Mönch in dem Kloster Peters-
berg Lei Halle seine irdische Laufbahn (1157). Ihm folgte in der Mark-
grafschaft Meißen sein Sohn, Otto der Reiche (gest. 1190), unter wel-
chem die Freibergischen Bergwerke entdeckt und die ersten beiden Leipziger
Messen gestiftet wurden. Otto's des Reichen zweiter Sohn, Dietrich der
Bedrängte (1195 — 1221), vermählte sich mit der Tochter des Land-
grafen Hermann von Thüringen, wodurch die unter dessen Sohne,
Heinrich dem Erlauchten (1221 — 1288), erfolgende Vereinigung der
Landgrafschaft Thüringen mit Meißen vorbereitet wurde. Sein Enkel von
seinem ältesten Sohne Albrecht dem Entarteten war Friedrich mit der
gebissenen Wange (1291 — 1324), der nach zwei sturmvollen Jahr-
zehnten und nach dem Absterben der übrigen Fürsten seines Hauses zum
ruhigen Besitze von Meißen und Thüringen gelangte. Er vereinigte die
Reichsstädte Altenburg, Chemnitz und Zwickau mit seinem Lande, in wel-
chem er 1309 einen allgemeinen Frieden anbefehlen ließ, zu dessen Haltung
sich Adel und Bürger eidlich verbindlich machten. Friedrich's des Gebisse-
nen Urenkel war eben jener Friedrich der Streitbare, der als erster Herzog
von Sachsen Wettinischen Stammes und Kurfürst (1423 — 1428) den
Namen Friedrich's I. führt.
Friedrich's I. Nachfolger als Kurfürst und Herzog von Sachsen war
Friedrich Ii. oder der Sanstmüthige (1428 — 1464), unter wel-
chem der für Meißen und Thüringen so verderbliche Bruderkrieg ausbrach.
Als nämlich im Jahre 1440 durch den Tod des kinderlosen Friedrich des
Friedfertigen die sämmtlichen Wettinischen Lande zum letzten Male unter
Eine Herrschaft kamen, brach zwischen den beiden noch übrigen Brüdern
eine langverhaltene Zwietracht los. Der jüngere Bruder, Wilhelm der
Strenge, glaubte sich nämlich bei der 1445 zu Stande gekommenen Erb-
theilung, wonach ihm Thüringen und ein Theil des Osterlandes, d. h. des
Landes zwischen der Pleiße und Saale mit dem Hauptort Altenburg, zuge-
fallen waren, übervortheilt, und seine Räthe, namentlich der böse Apel von
Vitzthum, entflammten durch ihre arglistigen Einflüsterungen ihren Herrn
zum Zorne gegen seinen Bruder, den sanftmüthigen Friedrich. Da ent-
brannte der schreckliche Bruderkrieg, der die Gebiete beider Fürsten auf die
jammervollste Weise verwüstete. Ja, Wilhelm ries sogar 9000 Böhmen
herbei, die in Freundes-, wie in Feindesland mit gleicher Grausamkeit haus-
ten und im Jahr 1450 in dem erstürmten Gera himmelschreiende Frevel-
thaten verübten. Jeder Versöhnungsversuch Friedrich's war fruchtlos, und
die kaiserliche Mahnung zum Frieden blieb ohne Erfolg. Zuletzt aber
wurde ein Ereigniß eigner Art die Veranlassung zu dem Ende des Krieges.
Die feindseligen Heere standen an der Elster einander gegenüber. Da erbot
sich ein gemeiner Krieger, dem Herzog Wilhelm, der nahe am Lager daher-
schritt, aus seiner Donnerbüchse die tödtliche Kugel ins Herz zu jagen.
Aber Friedrich antwortete: „Schieß, wohin du willst, nur triff meinen Bru-
der nicht!" Wilhelm erfuhr bald dieses brüderliche Wort, und es löschte
die Flamme des Hasses in seinem Herzen. Auf freiem Felde, im Auge-
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Vitzthum Friedrich Friedrich Wilhelm Wilhelm Wilhelm Friedrich Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Polen Chemnitz Zwickau Sachsen_Wettinischen_Stammes Sachsen Gera
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tue Berge umhüllt, so erschallt das Horn von Neuem mit einem
trauliche»! „gute Nacht!" und in Frieden ziehen sich nun die Hirten
in ihre einsamen Wohnungen zurück, um auszuruhen von den Mühen
des Tages.
29. Wolf, Ziege und Kohl.
Ein Mann sollte in einem Kahn einen Wolf, eine Ziege und
einen Haufen Kohl über einen Fluß bringen. Der Kahn war aber
so klein und enge, daß er nur immer einen von diesen Gegenständen
aufnehmen.konnte. Es entstand nun die Frage, welchen der Mann
zuerst überschiffen sollte, ohne fürchten zu müssen, daß während der
Ueberfahrt der Wolf die Ziege, oder die Ziege den Kohl fresse.
Je nun, versetzte Hermann, ich hätte zuerst deu Wolf übergesetzt.
Der Vater. Aber darin hätte ja unterdeß die Ziege den
Kohl aufgefressen.
Bertha. Nein, ich würde zuerst die Ziege übersetzen, denn
der Wolf kann ja doch den Kohl nicht fressen.
Der Vater. Recht gut! Das würde das erste Mal wohl
gehen; aber was soll er nun zur zweiten Ueberfahrt nehmen? Den
Wolf? — so würde dieser während der dritten Ueberfahrt die Ziege
zerreißen. Den Kohl? dann würde dieser eine Beute der Ziege.
Bertha. Ja, da weiß ich wirklich den» armer» Manne keinen
Rath zu geben.
Hermann. Ich eben so wenig, denn wollte er auch zuerst
den Kohl einschiffen, so würde die arme Ziege von dem grausamem
Wolfe zerrissen werden. — Ist denn aber der Kahn wirklich so
schrnal und klein, daß er den Wolf und den Kohl nicht zugleich auf-
nehmen sonnte ?
Der Vater. Wenn dieß anging, so wäre in der That Alles
gerettet. Aber du hast gehört, daß dieß nicht geschehen kann.
Hermann. Nun, da kann ich weder rathen, noch helfen.
Da muß der Mann eins von den Sachen verlieren.
Bertha. Ich ließ die Ziege immer Etwas an dem Kohl
naschen. In der kurzen Zeit wird sie doch so viel nicht fressen. Wenn
ich dann den Wolf zuerst übergesetzt hätte, so holte ich den Kohl und
zuletzt die Ziege.
Der Vater. Das könnte dem armen Manne aber doch Ver-
druß zuziehen, wenn er seinem Herrn den angenagten Kohl über-
brächte.
Hermann. Ei Vater, nun weiß ich, wie ers machen muß.
Unterdeß er den Wolf übersetzt, muß er die Ziege anbinden, daß
sie den Kohl nicht erreichen kann.
Der Vater. Dein Vorschlag ist nicht übel! Aber es fehlt
sowohl an einem Stricke, als auch an einem Baume.
Hermann. Schlimm, daß auch Alles so unglücklich zusam-
mentreffen muß.
Bertha. Kounte aber airch der Mann nicht vorher daran
denken ur»d sich mit einem Knüppel und Strick versehen.
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Extrahierte Personennamen: Hermann Wolf Bertha Bertha Hermann Wolf Hermann Bertha Wolf Hermann Hermann Bertha
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so werden die Hinterbliebenen von Gott und guten Menschen nicht
verlassen werden. Vielen Menschen aber wird die Schreckensgeschichte
eine Warnung sein, beim Gewitter unter Bäumen Schutz zu suchen.
In meinem nächsten Briefe hoffe ich Freudigeres berichten zu
können. Herzlich grüßt Dich
Dein Christian.
M-------, den . . August 18 . .
Geliebte Eltern!
Mit gerührtem Herzen erinnere ich mich an dem heutigen Tage
an die vielen und großen Wohlthaten, die Ihr mir von meiner Ge-
burt an bis jetzt erzeugt habet. Auch in dem verflossenen Jahr nahmt
Ihr Euch meiner mit treuer Vater- und Mutterliebe an und sorgtet
für mein Wohlsein. Euch verdanke ich nächst Gott Alles, was ich
bin und habe, meine Erziehung und Bildung. — Möge Euch der
liebe Gott vergelten, was Ihr an mir thut und Euch jede Freude
des Lebens schenken, die Ihr wünschet und die Euch wahrhaft heil-
sam ist. Mir soll es heilige Pflicht sein, auch in dem neuangetrete-
nen Jahre Euch durch Folgsamkeit und Fleiß viel' Freude zu machen.
Dann darf ich auch hoffen,' daß Ihr fortfahren werdet, mich zu liebeu
und für mich zu sorgen.
Ewig werde ich sein
Euer
dankbarer Sohn
Ernst.
Reinheim, den 10. Januar 18 . .
89.
Meine liebe, gute Mutter!
O, könnte ich doch heute in Ihr liebes, freundliches Auge
schauen, um Ihnen sagen zu können, mit welcher Freude ich den Tag
begrüße, der mir eine so zärtliche Mutter gegeben hat und mich ganz
besonders daran erinert, wie viel Liebe 'und wie vielen Dank ich
Ihnen schuldig bin. Sie waren so liebevoll für mich besorgt, haben
so manche Entbehrungen erduldet, um nur mein Wohlergehen zu be-
gründen. Es ist mir nicht möglich, die Gefühle meiner Liebe und
meines Dankes in ihrer ganzen Größe durch Worte auszudrücken.
Nur wünschen kann ich und meine Gebete für Sie, geliebte Mutter,
zum lieben Gott emporsteigen lassen. Möge der Allgütige Sie mir
noch recht viele Jahre in ungestörtem Wohlsein erhalten; möge er in
dem neuangetretenen Lebensjahre und Ihr ganzes Leben hindurch sei-
nen Segen im reichsten Maße über Sie ausschütten!
Mein eifriges Bestreben wird immer dahin gerichtet sein, ihnen
durch Fleiß, Gehorsam und ein sittsames Betragen reckt viele Freude
zu machen und mich Ihrer zärtlichen Liebe immer würdiger zu er-
weisen.
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Extrahierte Personennamen: Gott Christian August Ernst