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1. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 157

1858 - Osnabrück : Rackhorst
157 die Hopfen von Spalt in Bayern und Saaz in Böhmen, als geringste die braunschweiger, die den belgischen gleichgesetzt werden. Der Tabacksbau und die daran sich knüpfende Fabrica- tion hat in Deutschland einen bedeutenden Aufschwung genom- men, und seit etwa 10 Jahren hat sich auch der Export nach außereuropäischen Ländern rasch gehoben, so daß 1853 die Aus- fuhr deutscher Cigarren nach Amerika und Australien ein Capital von 1 Mill. Gulden repräsentierte. Der Hauptsitz der Tabacks- cultur ist die bayerische und badische Pfalz sammt dem angren- zenden Hessen. Im Jahre 1852 bestanden dort zusammen 43 Fabriken, mit 644 Arbeitern, welche über 12,000 Ctr. Rauch- und Schnupftaback und 30 Mill. Stück Cigarren verfertigten; letztere sind größtentheils exportiert worden. Rohe Tabacksblätter gehen ebenfalls in Menge von dort über See; wer die Lager- häuser der Londoner Docks besucht, findet immer große Massen Pfälzertabacks, welche zum Theil nach den Cigarrenfabriken Ame- rikas, Spaniens u. s. w. spediert werden. Nach Oesterreich gin- gen im Jahre 1852 aus der badischen Pfalz allein 15,000 Ctr. rohe Tabacksblätter ä 16 fl., 1853 aus der Pfalz überhaupt 45.000 Ctr. Oesterreichs Tabacksproduction selbst aber ist so be- deutend, daß 1846 die Ernte 753,000 Ctr. betrug, wovon 560.000 Ctr. auf Ungarn trafen. Unter der Leitung der k. k. Tabacksdirection — denn in Oesterreich ist, wie in Frankreich, der Taback Regie oder Monopol der Regierung — arbeiten ge- genwärtig 25 Fabriken mit mehr als 28,000 Arbeitern, von denen 21,000 mit der Fertigung von Cigarren beschäftigt sind; die Zahl der hergestellten Cigarren betrug im Jahre 1853 725% Mill. Stück, im Gewicht von 56,000 Ctr. und einem Verkaufswerth von 12% Mill. Gulden, der producierte Rauch- taback über 456,000 Ctr., im Werthe von fast 18 Mill. Gul- den. Die Production hatte sich seit 1850 beim Rauchtaback um 70 Procent, bei den Cigarren um 123 Procent gehoben, also innerhalb dreier Jahre mehr als verdoppelt. Von Weinen waren auf der allgemeinen deutschen Indu- strieausstellung in München nicht weniger als 339 Sorten aus- gestellt, deren richtige Würdigung der Prüfungs-Commission nicht wenig zu schaffen machte. Don einer Ausstellung der deutschen Biersorten in dieser Metropole aller biertrinkenden Städte ist uns nichts bekannt geworden. Unter den Maschinen nehmen jetzt die Locomotiven einen sehr bedeutenden Platz ein. Seit dem Jahre 1841, in welchem

2. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 165

1858 - Osnabrück : Rackhorst
165 in Wien abgeschlossenen Vertrag zur Anbahnung eines sämmtliche deutsche Bundesstaaten umfassenden gemeinsamen Zollsystems, welches mit dem Beginn des Jahres 1854 zugleich mit der Ausdehnung des Zollvereins an die Küste der Nordsee ins Le- den trat. Allgemeine Bestimmungen des Zollvereins sind: Frei- heit des iunern Verkehrs mit Aufhebung aller Binnenzölle, Zu- lassung ausländischer Erzeugnisse gegen einen mäßigen Schutzzoll, Erleichterung ihrer Einfuhr durch Handelsverträge mit Zugrunde- legung der Gegenseitigkeit, Erhebung der Zölle an der äußersten Grenze des Zollvereinsgebietes, Vertheilung des Zollertrages auf die Zollvereinsstaaten nach Maßgabe ihrer Volkszahl. Gegen- wärtig wird über weitere Zollerleichterungen und Aufhebung ver- schiedener Zölle zwischen Oesterreich und den Zollvereinsstaaten unterhandelt. Es steht zu hoffen, daß Deutschland durch immer größere Einigung, insbesondere durch einiges Handeln seiner beiden mäch- tigsten Staaten dem Auslande gegenüber sich endlich jenen wohl- thuenden Respect erzwinge, der allein die Ehre und Würde einer Nation vertritt und hebt. Schon jetzt ist der Zollverein eine be- deutende Macht und von etwa 42 ^ Mill. Bewohnern Deutsch- lands gehören nach der Zählung vom 3. December 1855 nicht weniger als 32,721,094 zum deutschen Zollverein. Nur wenige Staaten, Oesterreich, die beiden Mecklenburg, die drei Hansestädte Bremen, Hamburg, Lübeck, und das unter dänischer Herrschaft stehende Holstein sind demselben noch nicht beigetreten. Was die Bevölkerungsverhältnisse im Zollverein betrifft, so ist Sachsen (mit 2,039,176 E. oder 7500 auf die d>M.) am dichtesten bevölkert, Oldenburg mit 2329 auf die lii>M. am we- nigsten, darauf am wenigsten Hannover mit Schaumburg-Lippe (1,841,317 E. oder 2610 auf die mm.), dann aufsteigend kommt Bayern, Braunschweig, Preußen, Kurhessen, Luxemburg, Thüringen, Württemberg, Baden, Nassau, Großherzogthum Hessen, Sachsen. — Bei der Zählung von 1855 hatte die bedeutendste Zunahme im Verhältniß zu seiner Bevölkerung Sachsen, dann Preußen; Hannover hatte nur 385 mehr als 1852. Vermin- dert hatte sich die Bevölkerung in Bayern um 18,017, in Württemberg um 63,543, in Baden um 41,838, in den beiden Hessen je um mehr als 17,000, um ein unbedeutendes auch in Braunschweig und Nassau. Während in den frühern Zählungen, wie sie im Zollverein alle 3 Jahre statt finden, die Steigerung durchschnittlich 3 Procent betrug, war die Bevölkerung 1855 nicht

3. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 166

1858 - Osnabrück : Rackhorst
166 einmal um l/2 Procent gestiegen. Jedoch sind die Ursachen die- ser Erscheinung, wie Cholera, starke Auswanderung, andauernd hohe Preise der Lebensmittel, wohl nur vorübergehender Natur. Vom Herausgeber. 7. Der preußische Staat. Historisch-statistische Uebersicht. Preußen, eine der 5 europäischen Großmächte und die zweite Großmacht Deutschlands, bildet einen Staat, welcher zwar die meisten deutschen Unterthanen, aber auch die verschieden- artigsten deutschen Volksbestandtheile unter der Einheit eines Königshauses umfaßt, ein Ländergebiet, welches sich über Deutsch- land von dessen äußerstem Nordostende bis zum westlichsten Saum (von Memel bis Aachen) ausbreitet. Der jetzige preußische Staat besteht aus mehr als 50 ehe- maligen Reichsgebieten, die durch Kauf, Eroberung, Erbschaft und Verträge im Laufe der Jahrhunderte vereinigt wurden. Das Stammland, die Mark Brandenburg, um Christi Geburt von Germanen bewohnt, wurde späterhin von den vordringenden Slaven besetzt, seit Carls des Großen Zeiten aber von den deutschen Kaisern erobert. Im 10. Jahrhundert werden die dort hausenden slavischen Stämme mit dem Namen Borussen oder Preußen belegt; diesen Heiden predigte der Bischof Adalbert von Prag (1- 996) und der Benedictiner Bruno das Christenthum. Der christliche Graf Albrecht der Bär, der zuerst die Altmark besaß und sein Gebiet im Osten der Elbe ausdehnte, nannte sich um das Jahr 1140 zuerst Markgraf von Brandenburg und gründete 1162 Berlin. Nachdem Albrechts Stamm schon 1320 erloschen war, wurde nach mehrfachem Regentenwechsel der Burg- graf von Nürnberg, Friedrich Vi., aus dem Hause Hohenzollern durch Kauf Markgraf und Kurfürst 1415. Sein Gebiet war etwa 460 □'!. groß. Im Jahre 1482 hatte sich der Staat schon zu 685 Ql. und -bis zum Anfänge des dreißigjährigen Krieges durch die Erlangung des Herzogthums Preußen zu 1450 n>M. erweitert; 1687 war nach Erwerbung von Hinter- pommern, der Bisthümer Halberstadt, Minden (1648), des Herzogthums Kleve, der Grafschaft Mark, Ravensberg (1666), des Erzbisthums Magdeburg (1689) und anderer der Umfang schon zu 2040 d>M. angewachsen. Friedrich Iii., der sich unter dem Namen Friedrich I. mit Bewilligung des Kaisers Leopold am 18. Januar 1701 zum König von Preußen machte, erweiterte

4. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 261

1858 - Osnabrück : Rackhorst
261 Der Binnenhandel wird durch Kanäle und Eisenbahnen sehr gefördert, der Seehandel durch vortheilhaste Handelsverträge. Die künstlichen Communicationsmittel, Kanäle und Eisenbahnen, sind in diesem kleinen Lande erstaunlich vervielfältigt. Kanalan- lagen verbinden Brüssel und Löwen mit der Rüpel, welche aus der Vereinigung der Senne, Dyle (spr. Deile) und Nethe entsteht und in die Schelde fließt, ferner Brüssel mit Charleroi an der Sambre, welche bei Namur in die Maaß fällt, Mons mit Conde (im französischen Flandern), Ostende mit Brügge und Gent. Die belgischen Eisenbahnen verdienen besondere Auf- merksamkeit, theils wegen der Großartigkeit der Anlagen selbst, theils weil sie zu den am frühesten gebauten in Europa gehören und schon 1834 nach einem über das ganze Land ausgedehnten System begonnen wurden. Den Mittelpunkt bildet Mecheln, von hier läuft eine Linie östlich über Löwen, Lüttich und Verviers an die preußische Grenze (nach Aachen), westlich über Gent und Brügge nach Ostende (zur Verbindung mit England), nördlich nach Antwerpen, von wo dann wieder eine Eisenstraße nach Gent führt, südlich über Brüssel und Mons an die französische Grenze (zum Anschluß an die französische Nordbahn nach Paris). Später traten noch hinzu der Schienenweg von Gent nach Kortryk (Courtray), der sich dann südlich einerseits nach Lille (Frankreich), andrerseits nach Doornik (Tournay) abzweigt und von hier nach Iurbise wieder zur südlichen Hauptlinie geht, ferner die von der Südlinie bei Brame le Comte nach Charleroi und von hier nach Namur und Lüttich laufende Bahn. Durch die im September 1855 eröffnete Bahn von Charleroi nach St. Quentin (Frankreich) ist die Strecke von Paris nach Cöln um 14 deutsche Meilen abgekürzt und man fährt jetzt mit dem Schnellzuge (express train) von Cöln nach Paris über Aachen, Lüttich, Namur, Charleroi, St. Quentin in 12 Stunden. Schon und bei einer Anzahl von 17,943 Arbeitern. Im ganzen wird in der Provinz Lüttich das Gesammterzeugniß der an den Bergbau und die Eisengewerke sich knüpfenden Industrie für 1856 auf 99,728,000 Fr. geschätzt. Die weltberühmte Anstalt zu Seraing, die größte Maschinen- fabrik auf dem Coutinent, lieferte 35 Locomotiven, 20 fixe Maschinen, 8 Maschinen für Dampfschiffe, 41 Dampfkessel. Durch das einzige Etablissement der „Vieille Montagne“ wurden 19% Million Kilo- gramme rohes Zink gezogen; die zwei andern Etablissements der Provinz, welche Zink producieren, Nouvelle Montagne und Corphalie, lieferten 33% Million Kilogramme im Werth von ungefähr 23% Million Franken.

5. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 247

1858 - Osnabrück : Rackhorst
247 Beschränkungen leidet, kaufen lassen sollen, und hätte selber wei- ter unten bei 36 Fuß Fahrwasser bauen müssen, wenn man sich erinnerte, wie Napoleons Ausspruch: „Das wird das Auge des Nordens sein (Os sera l’oeil du Nord)" die Ansicht Karls Xii. über die Geestemündung bestätigte! Aber man ließ sich dadurch verlocken, daß Bremen auf seine Kosten Schleusen und Bassins Herstellen und für Gebietsabtretung sogar eine geringe Summe zahlen wollte. Da den mitredenden Militärs vollends in Aus- sicht gestellt wurde, ein Fort („Wilhelm") zum Schutz des fremden Hafens errichten zu müssen, aber die dortigen Garnisons- koften mit 5000 ch erstattet zu bekommen, so schlugen die han- noverschen Staatsmänner ein, und der Vertrag vom 11. Januar 1827 kam zu Stande. Das Terrain von Bremerhafen wurde mit voller Landeshoheit an Bremen abgetreten. An der Stelle, wo man vor 30 Jahren nur einige mit Stroh gedeckte Fischerhütten sah, steht jetzt Bremerhafen als eine Stadt mit mehr als 6000 Einwohnern. Die Hafenbauten sind vortrefflich; in das neue Dock laufen die größten Schiffe ein. Die mit eisernen Thoren versehene Eingangsschleuse ist 76 Fuß breit und hat 25 Fuß Wassertiefe. Erst kürzlich hat man an der Leine beschlossen, den Bremerhafen unmittelbar gegenüber liegen- den Hafen von Geestemünde auszubauen, und die hannoversche Ständeversammlung bewilligte 1855 die Summe von 2,657,500 Thalern zur Herstellung eines Hafens mit Damm und Schleusen- bau, der dem Zollverein gegenüber zum Freihafen erklärt werden soll. Mag auch gegen Bremerhafen mit jährlich 2800 kommen- den und gehenden Schiffen die Handelsbewegung von Geeste- münde vorläufig noch ganz unbedeutend sein, so prophezeit man ihm doch eine große Zukunft, und selbst Bremen soll, da mit der Zeit Bremerhafen zu enge werden dürfte, die hannoversche Anlage nicht ungern sehen. Nur findet man es hart, daß Bre- merhafen, der zweite deutsche Seeplatz (d. h. an Gütern, an Personenverkehr aber mit jährlich mindestens 36,000 Auswan- derern der erste) noch 7 Meilen von der Eisenbahn entfernt liegt, während alle andern Häfen den unmittelbaren Anschluß der Schienenwege besitzen. Die Bremer klagen bitter, daß sie, wenn die Dampfschifffahrt auf der Unter-Weser eingestellt werden muß, 7 Stunden auf der Chaussee zu fahren haben, um ihren Masten- wald zu erreichen. Ueber die Richtung der Eisenbahn haben sich Hannover und Bremen nicht einigen können. Was nun die beiden andern Häfen Hannovers betrifft, so trat mit der Lösung der Personalunion mit England und mit

6. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 272

1858 - Osnabrück : Rackhorst
272 Dame de Bruges) mit dem schon erwähnten hohen Turm ist weniger durch ihre Bauart, als durch ihre plastischen Kunstwerke berühmt. Im südlichen Kreuzschiff auf dem Altäre steht ein kleines Standbild der heil. Jungfrau mit dem Kinde, angeblich von Michel Angelo (s. unter Florenz), jedenfalls eine treffliche italie- nische Arbeit aus seiner Zeit. Ein noch größeres Interesse aber nehmen in Anspruch die dahinter in einer Capelle befindlichen Grabmäler Karls des Kühnen (4 1477), Herzogs von Burgund und seiner Tochter Maria (4 1481), Gemahlin des spätem Kaisers Maximilian. Diese ausgezeichnet schönen Grabdenkmäler sind den Vlamingen (Flamändern) noch besonders theuer, weil Karl und Maria die letzten Sprößlinge des Hauses Burgund und die letzten einheimischen Fürsten der südlichen Niederlande waren. Maria's Denkmal, an Kunstwerth das bedeutendere, ist auch das ältere, angefertigt 1495; Philipp Ii. bestellte im Jahre 1558 für seinen Ur-Urgroßvater Karl ein ganz ähnliches Denkmal und bezahlte dafür dem Meister Ionghelinck die damals bedeu- tende Summe von 24,000 Gulden, jedem Arbeiter aber 40 Gulden als Entschädigung für den Verlust seiner Zähne bei der Schmelzarbeit oder dem Emaillieren. Die lebensgroßen liegenden Statuen von Vater und Tochter, aus Erz und reich vergoldet, ruhen in ganzer Figur (d. h. nicht in Relief) auf Marmor- Platten. An den Seiten der Sarkophage sind reich mit Email gezierte Wappenschilder der Herzogthümer, der Graf- und Herr- schaften, welche die burgundische Maria, die reichste Fürstentochter ihrer Zeit, dem Hause Oesterreich zubrachte und welche, nachdem Philipp, der Sohn Maximilians und Maria's, Johanna, die Erbin von Spanien und Neapel geheirathet, mit diesen Besitzungen vereinigt das Reich ihres Enkels Karl V. bildeten, in welchem die Sonne nie unterging. Bekanntlich starb die liebenswürdige und früher viel umfreite Maria in Folge eines Sturzes vom Pferde, den sie auf der Falkenjagd in der Nähe von Brügge that; aus Liebe zu ihrem ritterlichen Gemahl hatte sie die em- pfangene tödtliche Verletzung eine Zeitlang verheimlicht. Auf dem Rathhause von Brügge, einem überaus zierlichen Gebäude des vollendeten gothischen Stils, findet sich unter andern Seltenheiten ein Verzeichniß einer 1446 zu Brügge gezogenen Lotterie; demnach haben wahrscheinlich die Lotterien ihren Ursprung in Flandern und nicht in Italien, wo sie erst später erwähnt werden. Erst 1657 wurde die erste Lotterie in Paris eingeführt durch Tonti, daher der Ausdruck Tontine. Eine andere, jedenfalls unschädlichere Erfindung knüpft sich

7. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 296

1858 - Osnabrück : Rackhorst
296 Was England selbst betrifft, so darf man annehmen, daß die heutige Bevölkerung von London allein jener von ganz Eng- land und Wales, vor etwa 450 Jahren, unter Eduard Iii., gleich kommt. Lancashire, die fabrikreichste und am dichtesten bevölkerte Grafschaft in England und wohl auch in Europa, der Hauptsitz der Baumwollenindustrie mit den großen Städten Manchester und Liverpool, begreift 297,727 Einwohner weniger, als London; es bedürfte eines zweiten Liverpool, um den Unterschied auszu- gleichen. Selbst Porkshire, die bei weitem ausgedehnteste Graf- schaft des Königreichs, mit der alten Stadt 9)orf, dem bedeu- tenden Seehandelsplatze Hüll und den großen Fabrikstädten Leeds und Sheffield, erreicht nur zwei Drittel der Seelenzahl von London. Wales, mit seinen 12 Grafschaften, enthält nicht mehr als die Hälfte der Einwohnerschaft der Hauptstadt, wo die Bevölke- rung zehntausendmal dichter ist, als in Bellingham (in der Graf- schaft Northumberland), das nur 18 Personen aufzuzeigen hat. Zuwachs der Bevölkerung. Wie oben erwähnt war die Bevölkerung während des Jahres ,1850 um 46,000 gestie- gen, von 1801 bis 1851 war sie von 958,863 zu 2,361,640 Seelen angewachsen, was für die oben erwähnten Jahrzehnte 1801, 1811, 1821, 1831, 1841 bis 1851 eine verhältniß- mäßige Zunahme von je 18, 21, 20, 17 Procent, für das halbe Jahrhundert über 145 Procent und alljährlich 1,81 ergibt. Wenn die Bevölkerung von London zu wachsen fortfährt, wie 1851 d. h. 1,515 Procent im Jahre, so würde sie nach der Berechnung des englischen Statistikers Jobling am Schluß des 19. Jahrhunderts sich zu 4,816,062 anhäufen, und diese Men- schenzahl braucht einen Raum von 160,535 Acres mit 650,819 Häusern, d. h. mehr, als das Doppelte des jetzigen Flächen- gehalts. Jeder Tag bringt einen Zuwachs von 130 Personen zu der Einwohnerzahl; ungefähr 124 werden täglich verhcirathet, 198 Kinder werden geboren und 156 Personen sterben. Alle 7 Minuten also kommt ein Kind in London zur Welt, und alle 9 Minuten tritt einer seiner Bewohner aus derselben ab. Jeden Tag kommen ungefähr 200,000 Personen zu Fuß in das Innere der Altstadt (City) von verschiedenen Seiten, und 15,000 zu Wasser auf den Dampfbooten, welche beständig, wie Omnibus, die Themse hinauf und hinunter fahren. Die Omni-

8. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 297

1858 - Osnabrück : Rackhorst
297 buswagen allein machen täglich 7400 Reisen durch die Altstadt. Man rechne nun die übrigen Wagen jeder Art und Größe dazu! Einen fernem Maßstab der Bewegung in dieser geräusch- vollen Hauptstadt, wo jeder nur an sein Geschäft („business“) denkt und wo für so viele Tausende jeder Tag ein beständig erneuerter Kampf um das Dasein (a 8tru^l6 for life) ist, ge- den die verschiedenen Bahnhöfe innerhalb und außerhalb derselben: am Bahnhof (terminus) von London-Bridge, von wo die Eisen- bahn nach Greenwich, Brighton und Dover führt, stieg die Zahl der Reisenden im I. 1854 auf 10,845,000; an der südwestlichen Station (nach Portsmouth, Southampton k.) auf 3,308,000, in Shoreditch d. h. am östlichen Bahnhof auf 2,143,000; in Euston- Square (nordwestlich) auf 970,000; in Paddington (westlich) 1,400,000; in Kingscroß (nördlich) 711,000 und in Fenchurch- street, von wo die Bahn nach den Docks und nach Blackwall ausläuft, auf nicht weniger als 8,144,000 Personen. Wir geben zum Schluß noch den Jahresbericht von 1856 über die Bevölkerung und den Gesundheitszustand der brittischen Hauptstadt, aus welchem bervorgeht, daß das Hauptübel des Stadtlebens, nämlich die Erzeugung einer kurzlebenden und ge- schwächten Bevölkerung, durch eine zweckmäßige Gesundheitspolizei sich sehr wohl vermeiden lasse. Die Bevölkerung Londons betrug um die Mitte von 1856 2,516,248 Einwohner und wird gegen Ende des Jahres etwa 60,000 mehr, als am Schluß des vor- hergehenden gezählt haben. Todesfälle waren verhältnißmäßig geringer an Zahl, als in jedem andern Jahr, mit Ausnahme von 1852; die Geburten (86.833) überstiegen die Todesfälle (56,786) um 30,047; wie es in jedem Jahre unwandelbar der Fall ist, wurden mehr Kinder männlichen, als weiblichen Ge- schlechts geboren, während die weibliche Bevölkerung (durch Ein- wanderung vom Lande) um 165,000 die männliche überstieg. Zehn Jahre lang kamen 25 Todesfälle auf 1000 Einwohner; 1856 war das Berhältniß auf 22 zu 1000 herabgesunken. In den nördlichen und westlichen Theilen der Stadt betrug die Sterblichkeit 21, in den östlichen 23; auch in letztern hat sich das Berhältniß gebepert. Ansteckende Krankheiten, wie Pocken und Scharlachfieber, haben abgenommen. Aus allem dem erhellt, daß London trotz seines schlechten Wassers, des Rauches und der Unmäßigkeit seiner Bewohner in Bezug auf die Gesundheit der- selben noch immer gut gestellt ist. Ein Grund mag in der Breite

9. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 284

1858 - Osnabrück : Rackhorst
284 mentswahlen der Universität und andere Rechte erhalten. Da- mals gaben 5 Fellows Unterricht. Der Durchschnittsbetrag der Iahresrcchnung („battet“) in diesem Colleg betrug 103 Pfund Sterling, das englische Schuljahr hat aber nur 26 Wochen, und 84 Wochen Aufenthalt sind bis zur Erreichung des Grades eines Magister (Master of arts) erforderlich. Das Einkommen eines Fellow — außer Wohnung und Kost — beträgt 190 Pf. St., das des Meisters (rnaster) 600 Pf. St.; die Corporation hat 10 Pfarreien zu vergeben. University - College ist nach seinen Leistungen eines der besten. Wir fügen hier noch die Bemerkung hinzu, daß der oben erwähnte Unterschied zwischen College und Hall in Cambridge nur dem Namen nach existiert; hier gibt es 17 Collegien und Hallen, worunter King’s College mit seiner berühmten gothischen Capelle, dem glänzendsten Denkmal der Baukunst in England. Was nun die nicht stistungsmäßigen Mitglieder der Uni- versität betrifft, so sind diese theils Studenten, welche ins Haus ausgenommen sind gegen Bezahlung für Wohnung, Kost und Unterricht, theils ehemalige Mitglieder, welche in den Büchern aufgesiihrt werden; unter etwa 6000 Mitgliedern zählt Oxford nur ungefähr 1400 wirkliche Studenten (undergraduates), Cambridge unter 5500 Mitgliedern etwa 1200 bis 1300 Stu- denten. — Die Organisation der Universitätsbehörden ist ebenfalls von unfern deutschen Einrichtungen verschieden. An der Spitze steht der Kanzler, immer ein Peer des Reiches, für Oxford lange der Herzog von Wellington, jetzt Lord Derby, für Cambridge seit ' 1847 Prinz Albert; er wird, obgleich er meistens lebenslänglich im Amte bleibt, eigentlich nur für zwei Jahre gewählt und zwar von der „Convocation,“ d. h. von der Versammlung aller am Sitze der Universität residierenden Doctoren, sämmtlicher Profes- soren und sämmtlicher Mitglieder der Universität, welche den Grad eines Doctor oder Master et Arte; erlangt und auch nach ihrem Abgänge von der Universität ihren Namen in den Büchern eines College haben fortführen lassen. Diese aus mehreren tausend Mitgliedern bestehende Versammlung kann sich berathend mit jedem Gegenstände beschäftigen, welcher die Universität betrifft und ist innerhalb gewisser Schranken die gesetzgebende und wäh- lende Behörde, sie ernennt manche Professoren, Häupter von Häusern u. s. w. Das Amt des Kanzlers ist ein Ehrenamt, außer einigen Ernennungen hat er keine Rechte oder Pflichten; die wirkliche Vorstandschaft der Universität aber führt der Vice-

10. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 286

1858 - Osnabrück : Rackhorst
286 ristischen Zünften," die sich gewissermaßen in Gesellen und Lehr- linge abtheilen (barristers and students), sind viele tausend Juristen eingeschrieben, deren Kenntnisse in der sehr verwickelten englischen Gesetzgebung zum Theil wahrhaft staunenswürdig sind; hier verweilen, oder, wie man es scherzweise nennt, speisen die angehenden Juristen (lawyers) ein Jahr lang, während in deut- schen Büchern, wahrscheinlich durch Mißverständniß des Wortes inn, zu lesen ist, sie brauchten nur ein Jahr in einem Londoner Gasthofe zu speisen. Uebrigens ist wohl zu beachten, daß die mit außerordent- lichem Eifer betriebene Lectüre und das ganze öffentliche Leben mit allen seinen mannigfaltigen Einrichtungen und seiner Preß- freiheit wichtige Bildungsmittel sind für den jungen Engländer, der eine höhere Stellung im Staate einzunehmen gedenkt. Was das äußere Leben der Studenten betrifft, so muß jeder in einem der Colleges oder Halls wohnen, frei in der Stadt lebende werden gar nicht geduldet; er muß ferner die Uniform (tbe collegiate habit), bestehend in Talar (black and purple gown) und Barett, beständig tragen. In seinem College hat sich dann der Student, der freilich nicht übermäßig strengen Disciplin des Hauses zu fügen, den vom College vorgeschriebe- nen Studienplan zu befolgen, bei den Dutoi-s Unterricht zu nehmen und täglich den Gottesdienst in der Capelle zu besuchen. Für Uebertretung der Universitätsgesetze wird er vom Dice-Kanz- ler oder den pi-octors mit der Auflegung außerordentlicher Ar- beiten, z. B. Auswendiglernen einer Anzahl von Bersen aus Virgil, bestraft, oder in schlimmern Fällen auf kürzere Zeit ver- wiesen („consiliiert," rusticated) oder ganz relegiert (expulsed). Wer gegen die specielle Hausordnung fehlt, kann, nach Erkennt- niß der dazu bestimmten Beamten des Hauses, ebenso be- straft werden, nur heißt die zeitweilige Verweisung, in Deutsch- land Consilium abeundi genannt, hier „migrare licet,“ die Ausstoßung „bene discessit.“ Im erstern Falle kann der Ge- strafte sogleich in ein anderes Haus treten, wenn er Aufnahme findet, im letzter» nach einem Jahr. Thatsächlich sind es in Ox- ford zwei Halls, welche solche räudige Schafe aufuehmen, aber gegen hohe Bezahlung. Sehr im Irrthum wäre übrigens der, welcher wegen der klösterlichen Formen und der Schuldisciplin einen größer» Fleiß, bessern Haushalt und geordneteres Leben bei den Studiosen von Oxford, Cambridge oder Dublin erwar- tete, als etwa bei den Heidelbergern oder Göttingern. Daß es aber in dieser Beziehung in England schlechter stehe, als bei uns,
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