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die Hopfen von Spalt in Bayern und Saaz in Böhmen,
als geringste die braunschweiger, die den belgischen gleichgesetzt
werden.
Der Tabacksbau und die daran sich knüpfende Fabrica-
tion hat in Deutschland einen bedeutenden Aufschwung genom-
men, und seit etwa 10 Jahren hat sich auch der Export nach
außereuropäischen Ländern rasch gehoben, so daß 1853 die Aus-
fuhr deutscher Cigarren nach Amerika und Australien ein Capital
von 1 Mill. Gulden repräsentierte. Der Hauptsitz der Tabacks-
cultur ist die bayerische und badische Pfalz sammt dem angren-
zenden Hessen. Im Jahre 1852 bestanden dort zusammen 43
Fabriken, mit 644 Arbeitern, welche über 12,000 Ctr. Rauch-
und Schnupftaback und 30 Mill. Stück Cigarren verfertigten;
letztere sind größtentheils exportiert worden. Rohe Tabacksblätter
gehen ebenfalls in Menge von dort über See; wer die Lager-
häuser der Londoner Docks besucht, findet immer große Massen
Pfälzertabacks, welche zum Theil nach den Cigarrenfabriken Ame-
rikas, Spaniens u. s. w. spediert werden. Nach Oesterreich gin-
gen im Jahre 1852 aus der badischen Pfalz allein 15,000 Ctr.
rohe Tabacksblätter ä 16 fl., 1853 aus der Pfalz überhaupt
45.000 Ctr. Oesterreichs Tabacksproduction selbst aber ist so be-
deutend, daß 1846 die Ernte 753,000 Ctr. betrug, wovon
560.000 Ctr. auf Ungarn trafen. Unter der Leitung der k. k.
Tabacksdirection — denn in Oesterreich ist, wie in Frankreich,
der Taback Regie oder Monopol der Regierung — arbeiten ge-
genwärtig 25 Fabriken mit mehr als 28,000 Arbeitern, von
denen 21,000 mit der Fertigung von Cigarren beschäftigt sind;
die Zahl der hergestellten Cigarren betrug im Jahre 1853
725% Mill. Stück, im Gewicht von 56,000 Ctr. und einem
Verkaufswerth von 12% Mill. Gulden, der producierte Rauch-
taback über 456,000 Ctr., im Werthe von fast 18 Mill. Gul-
den. Die Production hatte sich seit 1850 beim Rauchtaback um
70 Procent, bei den Cigarren um 123 Procent gehoben, also
innerhalb dreier Jahre mehr als verdoppelt.
Von Weinen waren auf der allgemeinen deutschen Indu-
strieausstellung in München nicht weniger als 339 Sorten aus-
gestellt, deren richtige Würdigung der Prüfungs-Commission nicht
wenig zu schaffen machte. Don einer Ausstellung der deutschen
Biersorten in dieser Metropole aller biertrinkenden Städte ist uns
nichts bekannt geworden.
Unter den Maschinen nehmen jetzt die Locomotiven einen
sehr bedeutenden Platz ein. Seit dem Jahre 1841, in welchem
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Ortsnamen: Bayern Deutschland Amerika Hessen Spaniens Oesterreich Oesterreichs Oesterreich Frankreich
165
in Wien abgeschlossenen Vertrag zur Anbahnung eines sämmtliche
deutsche Bundesstaaten umfassenden gemeinsamen Zollsystems,
welches mit dem Beginn des Jahres 1854 zugleich mit der
Ausdehnung des Zollvereins an die Küste der Nordsee ins Le-
den trat. Allgemeine Bestimmungen des Zollvereins sind: Frei-
heit des iunern Verkehrs mit Aufhebung aller Binnenzölle, Zu-
lassung ausländischer Erzeugnisse gegen einen mäßigen Schutzzoll,
Erleichterung ihrer Einfuhr durch Handelsverträge mit Zugrunde-
legung der Gegenseitigkeit, Erhebung der Zölle an der äußersten
Grenze des Zollvereinsgebietes, Vertheilung des Zollertrages auf
die Zollvereinsstaaten nach Maßgabe ihrer Volkszahl. Gegen-
wärtig wird über weitere Zollerleichterungen und Aufhebung ver-
schiedener Zölle zwischen Oesterreich und den Zollvereinsstaaten
unterhandelt.
Es steht zu hoffen, daß Deutschland durch immer größere
Einigung, insbesondere durch einiges Handeln seiner beiden mäch-
tigsten Staaten dem Auslande gegenüber sich endlich jenen wohl-
thuenden Respect erzwinge, der allein die Ehre und Würde einer
Nation vertritt und hebt. Schon jetzt ist der Zollverein eine be-
deutende Macht und von etwa 42 ^ Mill. Bewohnern Deutsch-
lands gehören nach der Zählung vom 3. December 1855 nicht
weniger als 32,721,094 zum deutschen Zollverein. Nur wenige
Staaten, Oesterreich, die beiden Mecklenburg, die drei Hansestädte
Bremen, Hamburg, Lübeck, und das unter dänischer Herrschaft
stehende Holstein sind demselben noch nicht beigetreten.
Was die Bevölkerungsverhältnisse im Zollverein betrifft, so
ist Sachsen (mit 2,039,176 E. oder 7500 auf die d>M.) am
dichtesten bevölkert, Oldenburg mit 2329 auf die lii>M. am we-
nigsten, darauf am wenigsten Hannover mit Schaumburg-Lippe
(1,841,317 E. oder 2610 auf die mm.), dann aufsteigend
kommt Bayern, Braunschweig, Preußen, Kurhessen, Luxemburg,
Thüringen, Württemberg, Baden, Nassau, Großherzogthum Hessen,
Sachsen. — Bei der Zählung von 1855 hatte die bedeutendste
Zunahme im Verhältniß zu seiner Bevölkerung Sachsen, dann
Preußen; Hannover hatte nur 385 mehr als 1852. Vermin-
dert hatte sich die Bevölkerung in Bayern um 18,017, in
Württemberg um 63,543, in Baden um 41,838, in den beiden
Hessen je um mehr als 17,000, um ein unbedeutendes auch in
Braunschweig und Nassau. Während in den frühern Zählungen,
wie sie im Zollverein alle 3 Jahre statt finden, die Steigerung
durchschnittlich 3 Procent betrug, war die Bevölkerung 1855 nicht
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166
einmal um l/2 Procent gestiegen. Jedoch sind die Ursachen die-
ser Erscheinung, wie Cholera, starke Auswanderung, andauernd
hohe Preise der Lebensmittel, wohl nur vorübergehender Natur.
Vom Herausgeber.
7. Der preußische Staat.
Historisch-statistische Uebersicht.
Preußen, eine der 5 europäischen Großmächte und die
zweite Großmacht Deutschlands, bildet einen Staat, welcher zwar
die meisten deutschen Unterthanen, aber auch die verschieden-
artigsten deutschen Volksbestandtheile unter der Einheit eines
Königshauses umfaßt, ein Ländergebiet, welches sich über Deutsch-
land von dessen äußerstem Nordostende bis zum westlichsten Saum
(von Memel bis Aachen) ausbreitet.
Der jetzige preußische Staat besteht aus mehr als 50 ehe-
maligen Reichsgebieten, die durch Kauf, Eroberung, Erbschaft
und Verträge im Laufe der Jahrhunderte vereinigt wurden. Das
Stammland, die Mark Brandenburg, um Christi Geburt von
Germanen bewohnt, wurde späterhin von den vordringenden
Slaven besetzt, seit Carls des Großen Zeiten aber von den
deutschen Kaisern erobert. Im 10. Jahrhundert werden die dort
hausenden slavischen Stämme mit dem Namen Borussen oder
Preußen belegt; diesen Heiden predigte der Bischof Adalbert von
Prag (1- 996) und der Benedictiner Bruno das Christenthum.
Der christliche Graf Albrecht der Bär, der zuerst die Altmark
besaß und sein Gebiet im Osten der Elbe ausdehnte, nannte
sich um das Jahr 1140 zuerst Markgraf von Brandenburg und
gründete 1162 Berlin. Nachdem Albrechts Stamm schon 1320
erloschen war, wurde nach mehrfachem Regentenwechsel der Burg-
graf von Nürnberg, Friedrich Vi., aus dem Hause Hohenzollern
durch Kauf Markgraf und Kurfürst 1415. Sein Gebiet war
etwa 460 □'!. groß. Im Jahre 1482 hatte sich der Staat
schon zu 685 Ql. und -bis zum Anfänge des dreißigjährigen
Krieges durch die Erlangung des Herzogthums Preußen zu
1450 n>M. erweitert; 1687 war nach Erwerbung von Hinter-
pommern, der Bisthümer Halberstadt, Minden (1648), des
Herzogthums Kleve, der Grafschaft Mark, Ravensberg (1666),
des Erzbisthums Magdeburg (1689) und anderer der Umfang
schon zu 2040 d>M. angewachsen. Friedrich Iii., der sich unter
dem Namen Friedrich I. mit Bewilligung des Kaisers Leopold
am 18. Januar 1701 zum König von Preußen machte, erweiterte
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Extrahierte Personennamen: Bruno Albrecht Albrechts_Stamm Albrechts Friedrich_Vi Friedrich Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_I. Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Aachen Brandenburg Christi Prag Altmark Brandenburg Berlin Nürnberg Minden Ravensberg Magdeburg
261
Der Binnenhandel wird durch Kanäle und Eisenbahnen
sehr gefördert, der Seehandel durch vortheilhaste Handelsverträge.
Die künstlichen Communicationsmittel, Kanäle und Eisenbahnen,
sind in diesem kleinen Lande erstaunlich vervielfältigt. Kanalan-
lagen verbinden Brüssel und Löwen mit der Rüpel, welche aus
der Vereinigung der Senne, Dyle (spr. Deile) und Nethe entsteht
und in die Schelde fließt, ferner Brüssel mit Charleroi an der
Sambre, welche bei Namur in die Maaß fällt, Mons mit Conde
(im französischen Flandern), Ostende mit Brügge und Gent.
Die belgischen Eisenbahnen verdienen besondere Auf-
merksamkeit, theils wegen der Großartigkeit der Anlagen selbst,
theils weil sie zu den am frühesten gebauten in Europa gehören
und schon 1834 nach einem über das ganze Land ausgedehnten
System begonnen wurden. Den Mittelpunkt bildet Mecheln, von
hier läuft eine Linie östlich über Löwen, Lüttich und Verviers
an die preußische Grenze (nach Aachen), westlich über Gent und
Brügge nach Ostende (zur Verbindung mit England), nördlich
nach Antwerpen, von wo dann wieder eine Eisenstraße nach
Gent führt, südlich über Brüssel und Mons an die französische
Grenze (zum Anschluß an die französische Nordbahn nach Paris).
Später traten noch hinzu der Schienenweg von Gent nach
Kortryk (Courtray), der sich dann südlich einerseits nach Lille
(Frankreich), andrerseits nach Doornik (Tournay) abzweigt und
von hier nach Iurbise wieder zur südlichen Hauptlinie geht,
ferner die von der Südlinie bei Brame le Comte nach Charleroi
und von hier nach Namur und Lüttich laufende Bahn. Durch
die im September 1855 eröffnete Bahn von Charleroi nach
St. Quentin (Frankreich) ist die Strecke von Paris nach Cöln
um 14 deutsche Meilen abgekürzt und man fährt jetzt mit dem
Schnellzuge (express train) von Cöln nach Paris über Aachen,
Lüttich, Namur, Charleroi, St. Quentin in 12 Stunden. Schon
und bei einer Anzahl von 17,943 Arbeitern. Im ganzen wird in der
Provinz Lüttich das Gesammterzeugniß der an den Bergbau und die
Eisengewerke sich knüpfenden Industrie für 1856 auf 99,728,000 Fr.
geschätzt. Die weltberühmte Anstalt zu Seraing, die größte Maschinen-
fabrik auf dem Coutinent, lieferte 35 Locomotiven, 20 fixe Maschinen,
8 Maschinen für Dampfschiffe, 41 Dampfkessel. Durch das einzige
Etablissement der „Vieille Montagne“ wurden 19% Million Kilo-
gramme rohes Zink gezogen; die zwei andern Etablissements der
Provinz, welche Zink producieren, Nouvelle Montagne und Corphalie,
lieferten 33% Million Kilogramme im Werth von ungefähr 23%
Million Franken.
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Extrahierte Personennamen: Courtray
Extrahierte Ortsnamen: Charleroi Namur Gent Europa Mecheln Aachen England Antwerpen Gent Paris Gent Lille Frankreich Doornik Charleroi Namur Charleroi Frankreich Paris Paris Aachen Namur Charleroi Provinz_Lüttich Nouvelle_Montagne
247
Beschränkungen leidet, kaufen lassen sollen, und hätte selber wei-
ter unten bei 36 Fuß Fahrwasser bauen müssen, wenn man sich
erinnerte, wie Napoleons Ausspruch: „Das wird das Auge des
Nordens sein (Os sera l’oeil du Nord)" die Ansicht Karls Xii.
über die Geestemündung bestätigte! Aber man ließ sich dadurch
verlocken, daß Bremen auf seine Kosten Schleusen und Bassins
Herstellen und für Gebietsabtretung sogar eine geringe Summe
zahlen wollte. Da den mitredenden Militärs vollends in Aus-
sicht gestellt wurde, ein Fort („Wilhelm") zum Schutz des
fremden Hafens errichten zu müssen, aber die dortigen Garnisons-
koften mit 5000 ch erstattet zu bekommen, so schlugen die han-
noverschen Staatsmänner ein, und der Vertrag vom 11. Januar
1827 kam zu Stande. Das Terrain von Bremerhafen wurde
mit voller Landeshoheit an Bremen abgetreten.
An der Stelle, wo man vor 30 Jahren nur einige mit
Stroh gedeckte Fischerhütten sah, steht jetzt Bremerhafen als eine
Stadt mit mehr als 6000 Einwohnern. Die Hafenbauten sind
vortrefflich; in das neue Dock laufen die größten Schiffe ein.
Die mit eisernen Thoren versehene Eingangsschleuse ist 76 Fuß
breit und hat 25 Fuß Wassertiefe. Erst kürzlich hat man an der
Leine beschlossen, den Bremerhafen unmittelbar gegenüber liegen-
den Hafen von Geestemünde auszubauen, und die hannoversche
Ständeversammlung bewilligte 1855 die Summe von 2,657,500
Thalern zur Herstellung eines Hafens mit Damm und Schleusen-
bau, der dem Zollverein gegenüber zum Freihafen erklärt werden
soll. Mag auch gegen Bremerhafen mit jährlich 2800 kommen-
den und gehenden Schiffen die Handelsbewegung von Geeste-
münde vorläufig noch ganz unbedeutend sein, so prophezeit man
ihm doch eine große Zukunft, und selbst Bremen soll, da mit
der Zeit Bremerhafen zu enge werden dürfte, die hannoversche
Anlage nicht ungern sehen. Nur findet man es hart, daß Bre-
merhafen, der zweite deutsche Seeplatz (d. h. an Gütern, an
Personenverkehr aber mit jährlich mindestens 36,000 Auswan-
derern der erste) noch 7 Meilen von der Eisenbahn entfernt liegt,
während alle andern Häfen den unmittelbaren Anschluß der
Schienenwege besitzen. Die Bremer klagen bitter, daß sie, wenn
die Dampfschifffahrt auf der Unter-Weser eingestellt werden muß,
7 Stunden auf der Chaussee zu fahren haben, um ihren Masten-
wald zu erreichen. Ueber die Richtung der Eisenbahn haben sich
Hannover und Bremen nicht einigen können.
Was nun die beiden andern Häfen Hannovers betrifft, so
trat mit der Lösung der Personalunion mit England und mit
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleons Karls
Extrahierte Ortsnamen: Nord Karls Hannovers England
272
Dame de Bruges) mit dem schon erwähnten hohen Turm ist
weniger durch ihre Bauart, als durch ihre plastischen Kunstwerke
berühmt. Im südlichen Kreuzschiff auf dem Altäre steht ein kleines
Standbild der heil. Jungfrau mit dem Kinde, angeblich von
Michel Angelo (s. unter Florenz), jedenfalls eine treffliche italie-
nische Arbeit aus seiner Zeit. Ein noch größeres Interesse aber
nehmen in Anspruch die dahinter in einer Capelle befindlichen
Grabmäler Karls des Kühnen (4 1477), Herzogs von Burgund
und seiner Tochter Maria (4 1481), Gemahlin des spätem
Kaisers Maximilian. Diese ausgezeichnet schönen Grabdenkmäler
sind den Vlamingen (Flamändern) noch besonders theuer, weil
Karl und Maria die letzten Sprößlinge des Hauses Burgund und
die letzten einheimischen Fürsten der südlichen Niederlande
waren. Maria's Denkmal, an Kunstwerth das bedeutendere, ist
auch das ältere, angefertigt 1495; Philipp Ii. bestellte im Jahre
1558 für seinen Ur-Urgroßvater Karl ein ganz ähnliches Denkmal
und bezahlte dafür dem Meister Ionghelinck die damals bedeu-
tende Summe von 24,000 Gulden, jedem Arbeiter aber 40
Gulden als Entschädigung für den Verlust seiner Zähne bei der
Schmelzarbeit oder dem Emaillieren. Die lebensgroßen liegenden
Statuen von Vater und Tochter, aus Erz und reich vergoldet,
ruhen in ganzer Figur (d. h. nicht in Relief) auf Marmor-
Platten. An den Seiten der Sarkophage sind reich mit Email
gezierte Wappenschilder der Herzogthümer, der Graf- und Herr-
schaften, welche die burgundische Maria, die reichste Fürstentochter
ihrer Zeit, dem Hause Oesterreich zubrachte und welche, nachdem
Philipp, der Sohn Maximilians und Maria's, Johanna, die
Erbin von Spanien und Neapel geheirathet, mit diesen Besitzungen
vereinigt das Reich ihres Enkels Karl V. bildeten, in welchem
die Sonne nie unterging. Bekanntlich starb die liebenswürdige
und früher viel umfreite Maria in Folge eines Sturzes vom
Pferde, den sie auf der Falkenjagd in der Nähe von Brügge
that; aus Liebe zu ihrem ritterlichen Gemahl hatte sie die em-
pfangene tödtliche Verletzung eine Zeitlang verheimlicht.
Auf dem Rathhause von Brügge, einem überaus zierlichen
Gebäude des vollendeten gothischen Stils, findet sich unter andern
Seltenheiten ein Verzeichniß einer 1446 zu Brügge gezogenen
Lotterie; demnach haben wahrscheinlich die Lotterien ihren Ursprung
in Flandern und nicht in Italien, wo sie erst später erwähnt
werden. Erst 1657 wurde die erste Lotterie in Paris eingeführt
durch Tonti, daher der Ausdruck Tontine.
Eine andere, jedenfalls unschädlichere Erfindung knüpft sich
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Extrahierte Personennamen: Michel_Angelo_( Karls Maria_( Maria Maximilian Maximilian Karl Karl Maria Maria Philipp_Ii Philipp Karl Karl Ionghelinck Maria Maria Philipp Philipp Maximilians Johanna Karl_V. Karl_V. Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: Karls Burgund Burgund Niederlande Oesterreich Maximilians Spanien Neapel Flandern Italien Paris
296
Was England selbst betrifft, so darf man annehmen, daß
die heutige Bevölkerung von London allein jener von ganz Eng-
land und Wales, vor etwa 450 Jahren, unter Eduard Iii.,
gleich kommt.
Lancashire, die fabrikreichste und am dichtesten bevölkerte
Grafschaft in England und wohl auch in Europa, der Hauptsitz
der Baumwollenindustrie mit den großen Städten Manchester
und Liverpool, begreift 297,727 Einwohner weniger, als London;
es bedürfte eines zweiten Liverpool, um den Unterschied auszu-
gleichen. Selbst Porkshire, die bei weitem ausgedehnteste Graf-
schaft des Königreichs, mit der alten Stadt 9)orf, dem bedeu-
tenden Seehandelsplatze Hüll und den großen Fabrikstädten Leeds
und Sheffield, erreicht nur zwei Drittel der Seelenzahl von
London.
Wales, mit seinen 12 Grafschaften, enthält nicht mehr als
die Hälfte der Einwohnerschaft der Hauptstadt, wo die Bevölke-
rung zehntausendmal dichter ist, als in Bellingham (in der Graf-
schaft Northumberland), das nur 18 Personen aufzuzeigen hat.
Zuwachs der Bevölkerung. Wie oben erwähnt war
die Bevölkerung während des Jahres ,1850 um 46,000 gestie-
gen, von 1801 bis 1851 war sie von 958,863 zu 2,361,640
Seelen angewachsen, was für die oben erwähnten Jahrzehnte
1801, 1811, 1821, 1831, 1841 bis 1851 eine verhältniß-
mäßige Zunahme von je 18, 21, 20, 17 Procent, für das
halbe Jahrhundert über 145 Procent und alljährlich 1,81 ergibt.
Wenn die Bevölkerung von London zu wachsen fortfährt, wie
1851 d. h. 1,515 Procent im Jahre, so würde sie nach der
Berechnung des englischen Statistikers Jobling am Schluß des
19. Jahrhunderts sich zu 4,816,062 anhäufen, und diese Men-
schenzahl braucht einen Raum von 160,535 Acres mit 650,819
Häusern, d. h. mehr, als das Doppelte des jetzigen Flächen-
gehalts.
Jeder Tag bringt einen Zuwachs von 130 Personen zu
der Einwohnerzahl; ungefähr 124 werden täglich verhcirathet,
198 Kinder werden geboren und 156 Personen sterben. Alle
7 Minuten also kommt ein Kind in London zur Welt, und alle
9 Minuten tritt einer seiner Bewohner aus derselben ab.
Jeden Tag kommen ungefähr 200,000 Personen zu Fuß
in das Innere der Altstadt (City) von verschiedenen Seiten, und
15,000 zu Wasser auf den Dampfbooten, welche beständig, wie
Omnibus, die Themse hinauf und hinunter fahren. Die Omni-
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Extrahierte Personennamen: Eduard_Iii Eduard Jobling
Extrahierte Ortsnamen: England London Wales Lancashire England Europa Liverpool London Leeds London Wales Bellingham Northumberland London London
297
buswagen allein machen täglich 7400 Reisen durch die Altstadt.
Man rechne nun die übrigen Wagen jeder Art und Größe dazu!
Einen fernem Maßstab der Bewegung in dieser geräusch-
vollen Hauptstadt, wo jeder nur an sein Geschäft („business“)
denkt und wo für so viele Tausende jeder Tag ein beständig
erneuerter Kampf um das Dasein (a 8tru^l6 for life) ist, ge-
den die verschiedenen Bahnhöfe innerhalb und außerhalb derselben:
am Bahnhof (terminus) von London-Bridge, von wo die Eisen-
bahn nach Greenwich, Brighton und Dover führt, stieg die Zahl
der Reisenden im I. 1854 auf 10,845,000; an der südwestlichen
Station (nach Portsmouth, Southampton k.) auf 3,308,000, in
Shoreditch d. h. am östlichen Bahnhof auf 2,143,000; in Euston-
Square (nordwestlich) auf 970,000; in Paddington (westlich)
1,400,000; in Kingscroß (nördlich) 711,000 und in Fenchurch-
street, von wo die Bahn nach den Docks und nach Blackwall
ausläuft, auf nicht weniger als 8,144,000 Personen.
Wir geben zum Schluß noch den Jahresbericht von 1856
über die Bevölkerung und den Gesundheitszustand der brittischen
Hauptstadt, aus welchem bervorgeht, daß das Hauptübel des
Stadtlebens, nämlich die Erzeugung einer kurzlebenden und ge-
schwächten Bevölkerung, durch eine zweckmäßige Gesundheitspolizei
sich sehr wohl vermeiden lasse. Die Bevölkerung Londons betrug
um die Mitte von 1856 2,516,248 Einwohner und wird gegen
Ende des Jahres etwa 60,000 mehr, als am Schluß des vor-
hergehenden gezählt haben. Todesfälle waren verhältnißmäßig
geringer an Zahl, als in jedem andern Jahr, mit Ausnahme
von 1852; die Geburten (86.833) überstiegen die Todesfälle
(56,786) um 30,047; wie es in jedem Jahre unwandelbar der
Fall ist, wurden mehr Kinder männlichen, als weiblichen Ge-
schlechts geboren, während die weibliche Bevölkerung (durch Ein-
wanderung vom Lande) um 165,000 die männliche überstieg.
Zehn Jahre lang kamen 25 Todesfälle auf 1000 Einwohner;
1856 war das Berhältniß auf 22 zu 1000 herabgesunken. In
den nördlichen und westlichen Theilen der Stadt betrug die
Sterblichkeit 21, in den östlichen 23; auch in letztern hat sich
das Berhältniß gebepert. Ansteckende Krankheiten, wie Pocken und
Scharlachfieber, haben abgenommen. Aus allem dem erhellt, daß
London trotz seines schlechten Wassers, des Rauches und der
Unmäßigkeit seiner Bewohner in Bezug auf die Gesundheit der-
selben noch immer gut gestellt ist. Ein Grund mag in der Breite
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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284
mentswahlen der Universität und andere Rechte erhalten. Da-
mals gaben 5 Fellows Unterricht. Der Durchschnittsbetrag der
Iahresrcchnung („battet“) in diesem Colleg betrug 103 Pfund
Sterling, das englische Schuljahr hat aber nur 26 Wochen, und
84 Wochen Aufenthalt sind bis zur Erreichung des Grades eines
Magister (Master of arts) erforderlich. Das Einkommen eines
Fellow — außer Wohnung und Kost — beträgt 190 Pf. St.,
das des Meisters (rnaster) 600 Pf. St.; die Corporation hat
10 Pfarreien zu vergeben. University - College ist nach seinen
Leistungen eines der besten.
Wir fügen hier noch die Bemerkung hinzu, daß der oben
erwähnte Unterschied zwischen College und Hall in Cambridge
nur dem Namen nach existiert; hier gibt es 17 Collegien und
Hallen, worunter King’s College mit seiner berühmten gothischen
Capelle, dem glänzendsten Denkmal der Baukunst in England.
Was nun die nicht stistungsmäßigen Mitglieder der Uni-
versität betrifft, so sind diese theils Studenten, welche ins Haus
ausgenommen sind gegen Bezahlung für Wohnung, Kost und
Unterricht, theils ehemalige Mitglieder, welche in den Büchern
aufgesiihrt werden; unter etwa 6000 Mitgliedern zählt Oxford
nur ungefähr 1400 wirkliche Studenten (undergraduates),
Cambridge unter 5500 Mitgliedern etwa 1200 bis 1300 Stu-
denten. —
Die Organisation der Universitätsbehörden ist ebenfalls von
unfern deutschen Einrichtungen verschieden. An der Spitze steht
der Kanzler, immer ein Peer des Reiches, für Oxford lange der
Herzog von Wellington, jetzt Lord Derby, für Cambridge seit '
1847 Prinz Albert; er wird, obgleich er meistens lebenslänglich
im Amte bleibt, eigentlich nur für zwei Jahre gewählt und zwar
von der „Convocation,“ d. h. von der Versammlung aller am
Sitze der Universität residierenden Doctoren, sämmtlicher Profes-
soren und sämmtlicher Mitglieder der Universität, welche den
Grad eines Doctor oder Master et Arte; erlangt und auch nach
ihrem Abgänge von der Universität ihren Namen in den Büchern
eines College haben fortführen lassen. Diese aus mehreren tausend
Mitgliedern bestehende Versammlung kann sich berathend mit
jedem Gegenstände beschäftigen, welcher die Universität betrifft
und ist innerhalb gewisser Schranken die gesetzgebende und wäh-
lende Behörde, sie ernennt manche Professoren, Häupter von
Häusern u. s. w. Das Amt des Kanzlers ist ein Ehrenamt,
außer einigen Ernennungen hat er keine Rechte oder Pflichten;
die wirkliche Vorstandschaft der Universität aber führt der Vice-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Capelle Albert
Extrahierte Ortsnamen: Cambridge England Wellington
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ristischen Zünften," die sich gewissermaßen in Gesellen und Lehr-
linge abtheilen (barristers and students), sind viele tausend
Juristen eingeschrieben, deren Kenntnisse in der sehr verwickelten
englischen Gesetzgebung zum Theil wahrhaft staunenswürdig sind;
hier verweilen, oder, wie man es scherzweise nennt, speisen die
angehenden Juristen (lawyers) ein Jahr lang, während in deut-
schen Büchern, wahrscheinlich durch Mißverständniß des Wortes
inn, zu lesen ist, sie brauchten nur ein Jahr in einem Londoner
Gasthofe zu speisen.
Uebrigens ist wohl zu beachten, daß die mit außerordent-
lichem Eifer betriebene Lectüre und das ganze öffentliche Leben
mit allen seinen mannigfaltigen Einrichtungen und seiner Preß-
freiheit wichtige Bildungsmittel sind für den jungen Engländer,
der eine höhere Stellung im Staate einzunehmen gedenkt.
Was das äußere Leben der Studenten betrifft, so muß
jeder in einem der Colleges oder Halls wohnen, frei in der
Stadt lebende werden gar nicht geduldet; er muß ferner die
Uniform (tbe collegiate habit), bestehend in Talar (black and
purple gown) und Barett, beständig tragen. In seinem College
hat sich dann der Student, der freilich nicht übermäßig strengen
Disciplin des Hauses zu fügen, den vom College vorgeschriebe-
nen Studienplan zu befolgen, bei den Dutoi-s Unterricht zu
nehmen und täglich den Gottesdienst in der Capelle zu besuchen.
Für Uebertretung der Universitätsgesetze wird er vom Dice-Kanz-
ler oder den pi-octors mit der Auflegung außerordentlicher Ar-
beiten, z. B. Auswendiglernen einer Anzahl von Bersen aus
Virgil, bestraft, oder in schlimmern Fällen auf kürzere Zeit ver-
wiesen („consiliiert," rusticated) oder ganz relegiert (expulsed).
Wer gegen die specielle Hausordnung fehlt, kann, nach Erkennt-
niß der dazu bestimmten Beamten des Hauses, ebenso be-
straft werden, nur heißt die zeitweilige Verweisung, in Deutsch-
land Consilium abeundi genannt, hier „migrare licet,“ die
Ausstoßung „bene discessit.“ Im erstern Falle kann der Ge-
strafte sogleich in ein anderes Haus treten, wenn er Aufnahme
findet, im letzter» nach einem Jahr. Thatsächlich sind es in Ox-
ford zwei Halls, welche solche räudige Schafe aufuehmen, aber
gegen hohe Bezahlung. Sehr im Irrthum wäre übrigens der,
welcher wegen der klösterlichen Formen und der Schuldisciplin
einen größer» Fleiß, bessern Haushalt und geordneteres Leben
bei den Studiosen von Oxford, Cambridge oder Dublin erwar-
tete, als etwa bei den Heidelbergern oder Göttingern. Daß es
aber in dieser Beziehung in England schlechter stehe, als bei uns,
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]