81
b. Die westl. Wüste oder Sahel, meist mit sehr tiefem lockerem
Flugsands u. vielem Steinsalz (Baumaterial, Handelsartikel); doch
weit weniger arm an Oasen und bewohnbaren Stellen, als man
früher geglaubt. — Die Oberfläche besteht aus vielen einzelnen
Becken. — An ihrem Rande saugt die Wüste begierig viele Flüsse
ein; daher wol die bedeutenden unterird. Wasservorräthe; wo diese
durch eine Art artes. Brunnen zu Tage gefördert werden, ent-
wickelt sich alsbald eine üppige Vegetation (Datteln, Obst). Doch
scheint die südl. Hälfte auf ewig zur unbewohnbaren Wüste be-
stimmt zu sein. — Vor der ganz niedrigen atlant. Küste verändert.
Sandbänke u. heftige Strudel.
3. Der flache Sudan od. Nig ritien, 50—70 M. br., c. 700 I.,
— 41,000 Ihm., bis 1000' absol. H.; sehr heiß, aber reich bewässert,
gut bebaut und volkreich; — zw. Wüsten und Hochebenen, daher der
abgeschlossenste Theil von Mittelafrika.
§. 149. Gewässer. Die Hydrograph. Verhältnisse zwar nur
sehr unvollständig bekannt; doch ist Afr.jedenfalls sehr wasser-
arm. — Nur 2 Ströme leiten tiefer ins Innere hinein, Nil u.
Niger. Die Flüsse des südl. Hochl. durchbrechen die Randgebirgs-
landschaften in Katarrhakten; ihr sonst fahrbarer Unterlauf wird
in der trockenen Jahreszeit meist durch Barren vom Meere her
unzugänglich. — Im Biledulgerid und flachen Sudan verlöschen
viele Ströme.
I. Gebiet des Mittelmeeres.
I. Der Nil; dir. Abst. 330 M., Entw. 560 (in Aegypten 112),
Gebiet 32,000 Oidi. — Ohne alle Zuflüsse, also unausgebildetes Fluß-
system. — Drei Quellflüsse in sruchtb., gut cultivirten Thälern:
n. der Bahar el Abi ad od. weiße N., vielleicht v. Mondgeb.; —
b. der Bahar el Azreck od. blaue N., aus Habesch, durchfließt den
Tzana See, windet sich spiralförmig um sein Quellland u. vereinigt sich
b. Kartum mit dem Abiad; — c. der Tacazze oder Atbara, aus
Habesch, mündet unter 18° Nb.
Der vereinigte Fluß durchbricht sein mittleres Stufenland, Nubien,
in nicht sehr bedeutenden Katarakten, deren 10. u. letzter b. Assuan od.
Syene an der ägypt. Grenze. — Als ruhiger Strom durchfließt er dann,
anfänglich 9000' br., das 2-3 M. br., 750 s^M. umfassende Kultur-
land v. Aegypten, das ursprünglich wol ein Meerbusen gewesen. Unter-
halb Kairo durchschneidet er das von ihm mit geschaffene u. noch wach-
sende Delta in vielen Armen, von denen der von Rosette und der von
Damiette die tiefsten, der nach Alexandria führende Canal Mahmudieh
der wichtigste ist. — Periodische Ueberschwemmungen v. Juli bis Oct.,
in Folge der trop. Regengüsse in Jnnerafrika. — Allmälige Erhöhung
des Flußbettes u. des Thales. — Verfall der Canäle; — Wüstensand;
Abnahme der Ergiebigkeit.
Längs der Barbareskenküste nur unbedeutende Küstenfl., z. B. der
Schellif in Algier.
6
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80
aus gehe ein auffallend kalter Fluß, Pangani, der in Zanguebar u. 5° 3"Sb.
ins Meer falle. So. v. Dschagga sollte der große inselrciche See Asiako liegen.
3. Der Südrand
ov. das Capland, hat folgende Abstufung:
з. die dürre Scheitclfläche desoranjeriver, 6000' h.; — sie hat als Rand
b. das Roggcveld, Nieuveveld u. a. Geb., 10,000'; — aus steilen Kegel-,
Pyramiden- u. Tafelbergen bestehend.
c. Die 1000 >Hm. gr., 15—20 M. br. Karroo Ebene, 3000' h.; im Som-
mer dürr u. öde, in der Regenzeit eine üppige, belebte Grasstur. — Thal-
cinfchnitt des Elephantenst. 2000'. — Als Rand
6. Zwarte Berge, 5000'; mit wenigen u. gefährlichen Pässen.
e. Die Küstenebene, von der Oranje Mdg. bis zum großen Fischst., 5—7m.
br. — Im W. sandig u. wasscrlos, im S. mit vereinzelten guten Culturstä-
chen; — viele, aber meist offene, unbrauchbare Baien. — Im Sw. auf einer
kleinen Hi. das ganz isolirte Capgebirge mit denr 3600' h. Ta selb erge,
der eine wagcrechte breite Scheitelst, u. senkr. Abhänge hat. — Die Küsten-
stufe läuft unter dem Meere bis 37" Sb. als Nadelbank fort.
4. Der Westrand.
Wenig bekannt. — In Unterguinea das 30—40 M. breite mittlere
Stufenland Congo, gut bewässert, fruchtbar, gesund, volkreich.
Iii. Das Tiefland.
Auster den bereits erwähnten Theilen: dem Nilthale mit dem Delta,
dem Tell, den Küstenflächen, sind hier noch zu nennen:
1. Das Biledulgerid, längs dem Sfuße des Barbaresken:Hoch-
landes, bis Fezzan, 80 M. br., 270 l.; einst, als »numidische Ebene«,
wohlbebaut und mit volkreichen Städten, jeyt voll Trümmer und nur
in den Flußthälern oasenartig bewohnt.
2. Die Sahara, der Sandocean, die größte u. furchtbarste Wüste
der Erde; — zw. dem atl. M., Biledulg., Nilthale, flachen Sudan; —
200 M. br., 650 l., = 120,000 fom.; — einst vielleicht Boden des
Meeres, das meist alle Fruchterde mit weggeschwemmt; — von sehr
geringer absoluter Erhebung, zum Theil wohl unter dem Meeresspiegel.
— Strenges contin. Klima, mit sehr heißen Tagen, empfindlich kalten
Nächten; — weder Regen noch Thau, da der stark erhitzte aufsteigende
Luftstrom die Wolkenbildung verhindert, auch der Atlas den ocean.
Einfluß hemmt. — Glutwinde (Chamstn od. Harmattan); Sandwolken;
Luftspiegelung. — Heerden von Straußen und Gazellen; andere Thiere
nur am Rande der Wüste.
и. Die östl. (libysche) Wüste bis zum Meridian v. Fezzan, die Sa-
hara; — entweder nackter oder mit Gerolle bedeckter Felsboden,
daher uncultivirbar u. pflanzenlos. — Gleichsam Brücken über das
Sandmeer sind die Oasen d. i. durch Wüstenstrecken isolirte, von
nackten Felshöhen umschlossene, auellenreicke Vertiefungen mit
Äckern, Wiesen, Baumpflanzungen; Dattelpalme, Obst, Wein, Mais,
Weizen, Gerste, Reis. — Vier Oasenzüge: der östl., parallel
dem Nilthale: Oase Darfur, Kordofan, Selimah, große u. kleine
O.; — der nördl.: Siwah, od. O. des Jupiter Ammon, Au-
glla, Fezzan; — der südöstl., nach Borgu; — der südl., nach
Bornu, die Hauptkaravanenstraße.
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180
10. Wien und seine Lage.
Wien, die mächtige Kaiserstadt, von der der Oesterreicher
so gern singt: „'s gibt nur ein' Kaiserstadt, 's gibt nur ein
Wien!" nimmt mit ihren 34 Vorstädten einen Raum von Sx/2
Meile im Umfange ein und enthält gegenwärtig (1858) inner-
halb der Linien, d. h. der äußern Grenzen der Vorstädte 473,000
Seelen; der Polizei-Rayon Wien aber, d. h. der ganze Bezirk,
über welchen der Arm der städtischen Polizei reicht, umfaßt
532,000 Einwohner. Unter jenen 473,000 E. sind gegen 7000
Protestanten und an 10,000 Juden; alle übrigen sind Katho-
liken. Schon von fern, ehe man in die Stadt eintritt, sieht man
über das Häusermeer das Wahrzeichen der Stadt, den Turm des
Sct. Stephansdoms. Treten wir in die Stadt selbst ein, was
stellt sich da unfern erstaunten Blicken alles dar! Kirchen, Paläste
und reiche Privatwohnungen in seltener Pracht und Anzahl. Da
fesselt vor allem der Stephansdom in der Altstadt unsere Auf-
merksamkeit; ein ehrwürdiges, mit den Münstern zu Straßburg
und Freiburg wetteiferndes gothisches Gebäude, 342 Fuß lang,
222 Fuß breit und 79 Fuß hoch; der schon genannte Turm aber,
welchen Meister Wenzla im 14. Jahrhunderte zu bauen begann und
Meister Buchsbaum 1433 vollendete, hat 429 Fuß Höhe. Ein
zweiter Turm, der neben dem andern sich erheben sollte, ist nur
halb zu Stande gekommen, gerade wie beim Straßburger Mün-
ster; seit 1516 blieb die Arbeit daran liegen. Welche Pracht
entfaltet aber dieser Riesenbau, dessen Turm mit seinen durch-
brochenen Wänden, Wappen, Figuren, ausgezackten Baldachinen,
Zackenlinien, Giebeln, Spitz- und Rundbogen wie ein Spitzen-
gewebe erscheint, während der ganze Dom ein unendlich reich
und schön verzierter Riesenschrein ist, in welchem Tausende von
Kunstwerken enthalten sind.
Der älteste Theil Wiens, die Altstadt, ehemals durch Ba-
steien, Graben und Glacis, jetzt durch Alleen und herrliche Baum-
und Gartenanlagen von jenen 34 Vorstädten getrennt, enthält
überhaupt die bedeutendsten Kirchen, prächtige Paläste des reichen
österreichischen und ungarischen Adels und die kaiserliche Burg.
Diese Burg von gewaltigem Umfange besitzt große Schätze an
Kunstarbeiten, Naturalien und Münzen. Zu ihren Gebäuden ge-
hört unter andern die Universität, das Burgtheater und die Bi-
bliothek. Im Kapuzinerkloster ist die kaiserliche Familiengruft, je-
doch wird jedesmal das Herz mit silberner Kapsel bei den
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228
dener Bahnhof in Deutz, wird die großartige stehende Brücke*)
münden, zu welcher im October 1855 der König von Preußen
den Grundstein gelegt hat; dort wird auch, um in unmittelbare
Schienenverbindung — die Schienen werden über die Brücke
führen — mit dem jenseitigen Ufer zu treten, die Rheinische
Eisenbahn auslaufen. Riesige Werke sind in den Strom hinaus-
gebaut, die Ufer sicher zu stellen, und wenn erst die traurigen
Hütten, welche noch von dem schönen Trankgassenthor aus bis
zum Fuß des Doms sich hinziehen, verschwunden sind und der
kolossale Bau frei und in würdiger Umgebung dasteht, mag es
wenig Plätze in der Welt geben, die mit diesem hier sich messen
könnten, auf welchem gleichzeitig die starke Festung, die große
Handelsstadt und der Gipfelpunkt der christlichen Kunst
dem Auge entgegen tritt.
Der Dom.
„Es ist ein Wald voll hoher Bäume,
Die Zweige seh' ich fröhlich blüh'n.
Und aus den Wipfeln fromme Träume
Zum fernen Reich der Geister slieh'n.
So kühner Sinn und ernstes Streben,
Das aus den Steinen Blumen treibt,
Es ist der Väter Art und Leben,
Das nimmer auf der Erde bleibt.
Das wollen diese Säulen sagen,
Die himmelwärts die Blicke zieh'n,
Dazwischen, wie in grauen Tagen,
* Im Eichenhain die Beter knie'n.
Es ist kein eitles Licht der Sonnen,
Was durch die bunten Scheiben fällt,
Ist Wicderschein der ew'gen Wonnen,
Ist Strahl aus einer bessern Welt."
Max v. Schenkendorf.
Erzbischof Conrad von Hochsteden legte 1248 in Gegen-
wart des gegen Friedrich Ii., den Hohenstaufen, erwählten Ge-
genkaisers Wilhelm von Holland den Grund zum Cölner Dom.
*) Dieser gewaltige Bau besteht aus 2 Land- und 3 Strom-
pfeilern, über welche die 30 Fuß hohen eisernen Gitterträger sich
spannen werden. Der eiserne Brückenüberbau überspannt 4 Oeffnun-
gen von 313 Fuß lichter Weite, ist im ganzen 1320 Fuß lang,
55% Fuß breit und wird von vernieteten Eisenplatten, Flachstäben
und Winkeleisen gebildet. Das Gewicht des gesammten hierzu erfor-
derlichen Walzeisens beträgt etwa 80,400 Centner.
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Extrahierte Personennamen: Max Conrad_von_Hochsteden Friedrich_Ii Friedrich Wilhelm
200
15. Augsburg.
Augsburg (Augusta Vindelicorum), feit 1276 freie Reichs-
stadt, war im 16. Jahrhunderte die reichste und schönste der
freien Städte Deutschlands. Der Schwerpunkt der ganzen Ge-
schichte Augsburgs, sagt Riehl in seinen „Augsburger Studien",
ruht in der Uebergangsperiode vom Mittelalter zur neuern Zeit.
Jede Straße, jede Kirche verkündet, daß nicht das Mittelalter,
sondern der Bruch mit demselben unserer Reichsstadt die tiefste
Originalität gewann.
Es gibt drei große Meister, welche uns die ganze Macht,
womit die Renaissance (d. h. das Wiederaufblühen der Künste
und Wissenschaften durch das seit 1453 neubelebte Studium der
alten Sprachen) das höhere Geistesleben Augsburgs ergriff, in
persönlicher Verkörperung darstellen: ein Gelehrter, ein Maler
und ein Baumeister.
Konrad Peutinger, Augsburgs größter Staatsmann und
Gelehrter, der Freund des Kaisers Maximilian, des „letzten Rit-
ters", verpflanzte den italienischen Humanismus nach Augsburg.
Der grüßte Künstler Augsburgs, Hans Holbein, war es, der
wie Dürer in Nürnberg, die Schranken der mittelalterlichen
Malerei zerbrach und ohne der vaterländischen Tradition untreu
zu werden, eine neue Welt des Naturstudiums, der classischen
Formenanmuth und der frei modernen Gedankenfülle für seine
Kunst eroberte. Elias Holl brachte im Anfang des 17. Jahr-
hunderts die neue italienische Bauweise (Renaissance) aus Vene-
dig nach Augsburg. Fast genau in denselben 4 Jahren, da Holl
das Augsburger Rathhaus aufsührte, hat Eucharius Holzschuher
das neue Rathhaus zu Nürnberg errichtet, gleichfalls ein Werk
der Renaissance und an Kunstwerth dem erstern wohl ebenbürtig.
Aber Nürnberg blieb trotz dieses Rathhauses eine mittelalterliche
Stadt; Holl dagegen baute mit seinem Rathhause gewissertnaßen
zugleich ganz Augsburg um. Den gothischen Türmen nahm er
die spitzen Hüte ab und setzte ihnen wälsche Kappen aus, so daß
in der ganzen Stadt auch nicht eine einzige gothische Turmpy-
ramide mehr übrig geblieben ist. Zunfthäuser und Kirchen, Pa-
läste und Festungstürme wurden dann in kurzer Zeit, theils von
Holl, theils von seinen Nachfolgern massenhaft in den Renais-
sancestil umgeschmolzen. —
Damals, in der Blütezeit unserer Reichsstadt, galt der
Spruch:
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Extrahierte Personennamen: Riehl Konrad_Peutinger Konrad Maximilian Maximilian Hans_Holbein Elias_Holl Holl Eucharius_Holzschuher Holl Holl
201
Der Veneter Macht,
Der Augsburger Pracht,
Der Nürnberger Witz,
Der Straßburger Geschütz.
In dieser Zeit (vom 15. bis 17. Jahrhunderte), wo Augs-
burg der Mittelpunkt des süddeutschen Handels durch Italien
mit dem Morgenlande war, und wo alle Künste, namentlich die
Kupferstecherei, und alle Gewerbe hier und in Nürnberg ihren
Hauptsitz hatten, zählte die Stadt gegen 90,000 Einwohner,
und von ihrem Glanz und Reichthum zeugen die Bücher der
Geschichte und die prächtigen Denkmale jener Tage, eine große
Anzahl von schönen öffentlichen und Privatgebäuden. Eine be-
sondere Zierde der Stadt sind die vielen zum Tbeil sehr schönen
metallenen Springbrunnen und vor allem ist das Rathhaus aus
dem Anfänge des 17. Jahrhunderts eins der prachtvollsten in
Deutschland; die darin befindliche Bibliothek ist besonders reich
an griechischen Handschriften. Unter den öffentlichen Gebäuden
verdient auch das 1855 eröffnete neue Museum erwähnt zu
werden; un Erdgeschoß desselben sind Grabmäler, Dedications-,
Votiv-, Meilen- und Grenzsteine, sowie steinerne Aschenkrüge und
andere ihrem mehr denn anderthalbtausendjährigen Grabe ent-
rissene Steindenkmale aus den Zeiten römischer Herrschaft ausge-
stellt. Wohl das merkwürdigste Denkmal ist hier der riesige
Stadtpyr (vom griechischen Worte fjvqrjv nucleus, nux pinea,
Fichtennuß) oder das Stadtwappen von Augsburg. Dasselbe,
welches sich auf einer Säule befunden zu haben scheint, ist 12 Fuß
tief unter der Erde ausgegraben und stellt einen kolossalen Föh-
ren-, Fichten- oder Tannenzapfen von 5 Fuß Höhe dar. Dieses
uralte Wappen der römischen Kolonie Xuausta ist wohl das
älteste, welches irgend eine Stadt Deutschlands aufzuweisen ha-
den dürfte. Es bleibt indessen noch zweifelhaft, ob der sogenannte
Pyr wirklich das alte Stadtwappen Augsburgs sei, da dasselbe
Zeichen sich auf römischen Grabdenkmälern findet, wie denn auch
das Mausoleum Hadrians, die jetzige Engelsburg in Rom, einen
solchen Schmuck oder Pinienzapfen von Bronze getragen hat.
Unter den Kirchen, welche meist mit schönen Gemälden geziert
sind, zeichnen sich der Dom, die schöne gothische Kirche zu St.
Ulrich, die Barfüßer- und die Kreuzkirche aus. — Eine gute
Uebersicht über die Stadt und Umgegend gewährt eine mäßige
Anhöhe in der unmittelbaren Umgebung Augsburgs, der Lug
in's Land. Von diesem schönen Punkte überschaut man den
weiten Raum zwischen Lech und Wertach, das in deutscher Ge-
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Extrahierte Personennamen: Ulrich
Extrahierte Ortsnamen: Italien Nürnberg Deutschland Augsburg Deutschlands Augsburgs Hadrians Rom Augsburgs
236
Brandenburg bereits in Westfalen ans dem Jülich-Cleve-Berg'-
schen Nachlaß 1609 erworben hatte, des Ravensbergschen, der
Grafschaft Mark u. s. w.
Diese Erwerbung war um so werthvoller, da diese wohl-
habenden und fruchtbaren Länder sich sehr bald als treue und
ergebene Anhänger der neuen Regierung bewiesen; sie lagen
wie eine breite protestantische Zone zwischen dem katholischen
Süden und dem katholischen Norden Westfalens und schlossen
sich um so eifriger an die stärkste protestantische Macht Deutsch-
lands an.
Als militärischer Punkt wird die Stadt Minden immer
eine große Wichtigkeit haben; es deckt die Straße vom Rhein
nach der Elbe und nach Niedersachsen, gerade da, wo die Weser-
scharte jener Straße eine unabweichbare Richtung gegeben hat.
Der seit 1816 begonnene Ansbau der Festung wird die Stadt
deshalb eine wichtige Rolle spielen lassen in dem ersten Kampf,
in welchem der Westen mit den Mächten des Ostens zusammen-
ftößt. Bereits einmal erfolgte ein solcher blutiger Zusammenstoß
unter den Mauern von Minden im Jahre 1759. Herzog Ferdi-
nand von Braunschweig war es, der, am 1. August jenes Jahres
mit einem Heere von 40,000 Mann (Preußen, Hannoveraner
und Engländer) auf dem linken Weserufer von Norden herauf-
ziehend, den französischen Marschall Contades zwischen Minden
und Petershagen zu einer mörderischen Schlacht zwang, in welcher
die 85,000 Mann starken Franzosen, die Minden dazu noch
als Stutzpunkt im Rücken hatten, vollständig mit einem Verlust
von 8000 Mann geworfen wurden.
Zu den architektonischen Merkwürdigkeiten der Stadt gehört
die Weserbrücke und die alte Domkirche (katholisch). Der Dom,
wenn auch kleiner als die Kathedralen zu Münster und Pader-
born (das Innere dieser letztem macht unstreitig unter den Dom-
kirchen Westfalens den großartigsten Eindruck), ist ein imposantes
Gebäude. Der weithin sichtbare Turm, im altromanischen Stile
wahrscheinlich in den Jahren 1062—72 erbaut, ist plump und
schmucklos; ebenso sind die östlichen Theile der Kirche romanischen
Stiles, und mitten zwischen sie hinein ist das gothische Langhaus
geschoben; dieses bildet eine Hallenkirche, d. h. es hat drei Schiffe
von gleicher Höhe, mit hoch und kühn ansteigenden Kreuzgewölben;
von besonderer und ganz seltener Schönheit sind jedoch die Con-
structionen der Fenster mit bewundernswerther Mannichfaltigkeit
der Erfindung.
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Extrahierte Personennamen: August Marschall_Contades
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Westfalen Westfalens Rhein Niedersachsen Minden Petershagen Westfalens
222
besitzt den schönsten Bahnhof in ganz Süddeutschland. Hier
müssen wir dem geneigten Leser ein Geheimniß verrathen: das
eigentliche Ziel unserer Reise ist nämlich Paris und die allge-
meine Industrie- und Kunstausstellung. In Ludwigshafen aber
werden Billets zu ermäßigten Preisen für die Reise über Mainz,
Cöln, Aachen, Lüttich, Brüssel, Lille, Amiens nach Paris und
zurück über Metz und Saarbrücken, oder umgekehrt, ausgegeben,
mit dem Rechte, beliebig auf einer der genannten Stationen zu
verweilen; für 110 Franken die Person macht man die ganze
Tour in den Wagen erster Classe.
Der Zug von Ludwigshafen war ungewöhnlich besetzt;
denn in Worms wurde die neu aufgeschlagene Rheinbrücke ein-
geweiht. Der Großherzog von Hessen hatte sich persönlich zur
Feier dort eingefunden, das alte Worms, das so viele Erinne-
rungen aus der deutschen Geschichte und Heldensage (Nibelungen)
in uns erweckt, prangte ganz im Festschmuck von Laub und
Fahnen, und immer neue Menschenschaaren strömten durch die
Thore der ehemaligen Hauptstadt des Wonnegaus, die heute
einen eigenthümlichen Gegensatz zu ihrer melancholisch stimmenden
Vergangenheit bietet. Schon im 5. Jahrhundert von den Hun-
nen erobert und zerstört, blieb Worms (das alte Hordotomak-uz,
die Hauptstadt der Vangionen, im Mittelalter Wormatia) in
Trümmern liegen, aus denen die Stadt nur langsam sich wieder
erhob, so daß sie unter Karl dem Großen mehre Reichstage und
Maiversammlungen beherbergte. Unter dem Hohenstaufen Fried-
rich Ii. zählte die Stadt 60,000 Einwohner; blühend war sie
noch, als Karl V. im Jahre 1521 dort den Reichstag hielt,
vor dem Luther erschien. Erst der Würgengel des dreißigjährigen
Krieges brach die Blüte. Von da an ein beständiger Kampf mit
Noth und Jammer: im Jahre 1635 eine gräßliche Hungers-
noth; am Ende des großen Krieges nur mehr 200 Familien
innerhalb der weiten Ringmauern und als die Stadt langsam
sich zu erholen begann, verwandelte sie der 31. Mai 1689 im
sogenannten Orleansschen Kriege in einen Schutthaufen. Ihre
Mauerkrone umhüllte fortan der Witwenschleier; erst in den letz-
ten Jahren stieg die Bevölkerung sichtbar, wenn auch langsam;
gegenwärtig (1857) beträgt sie 10,325 Seelen. — Beim An-
halten erfahren wir, daß die Liebfrauenmilch, der köstliche Reben-
saft von dem Hügel, der die Liebfrauenkirche in Worms (nicht
zu verwechseln mit dem Dom) trägt, für diesen Herbst besser
zu gerathen verspricht, als seit Jahren. Dann geht es rasch
weiter, rasch, wie die hessische Ludwigsbahn fährt, durch Boden-
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Extrahierte Personennamen: Wormatia Karl_dem_Großen Karl Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Paris Ludwigshafen Mainz Aachen Lille Amiens Paris Ludwigshafen Worms Rheinbrücke Hessen Worms Worms Worms
470
Retter entgegen. Und Hussein hatte sich nicht getäuscht, einer
unserer Leute brachte eine ganze Kamelladung frisches Nilwasser.
Wir sprangen von unseren Thieren, öffneten die Schläuche und
tranken zum Zerplatzen, ohne zu bedenken, daß uns das schaden
könnte. War auch das Nilwasser trübe und lau, gegen unsere
Schlauchjauche war es Nektar, und nie in meinem Leben hat
mir ein Trunk besser geschmeckt.
Thiere und Menschen waren erquickt, gestärkt, und nun rit-
ten wir in scharfem. Trabe vorwärts. Schon nach einer Stunde
erblickten wir die Palmen am Ufer des Nil und bald darauf den
majestätischen Riesenstrom, den wir mit lautem Hurrah begrüßten.
Nachmittags 4 Uhr langten wir in dem heiß ersehnten Abu
Hammed an. Die ausgestandene Noth, die großen Gefahren
waren wie ein Traum, denn nur die Erinnerung an das Schöne
bleibt ewig jung.
Nach Russegger.
5. Aufenthalt am Hofe des Königs von Dahomey.
Die zuvorkommende Gastfreundschaft des Sclavenhändlers
de Suza zu Whydah, an der Sclavenküste der Bai von Benin
gelegen, machte meinen Aufenthalt daselbst äußerst angenehm.
Seiner Verwendung sollte ich aber auch den Besuch am Hofe
des Königs von Dahomey verdanken, indem er mir hierzu nicht
allein die Erlaubniß auswirkte, sondern mich noch außerdem mit
allem dazu nöthigen und den erforderlichen Geschenken für den
König versah. Wir brachen den 6. Juni 1845 mit 20 Pack-
trägern auf, von denen allein mehrere nur mit den hier als
Geld üblichen Kauris — kleinen Muscheln, von denen unge-
fähr 8 Stück den Werth eines Pfennigs besitzen — beladen
waren. Dies Geld ist so unbequem, daß ein Mensch höchstens
14 Thaler zu tragen vermag. Unser Weg führte durch mehrere
Dörfer und einige kleine Städte, deren Häuser allesammt von
Lehm erbaut waren. Die Gegend war außerordentlich fruchtbar,
gewaltige Bäume bedeckten den fetten Lehmboden, und. eine zahl-
lose Menge der buntfarbigsten Schmetterlinge erfüllte die Lust.
Selbst einem eine halbe Stunde langen Schwarme von Heu-
schrecken begegneten wir vor der großen Stadt Canamina; sein
Geräusch glich dem Sausen des Windes im Walde oder einem
tüchtigen Hagelwetter. Schon nach sechs Tagen, den 12. Juni,
hielten wir in der Hauptstadt Abomey unseren Einzug und
wurden von dem Mayho oder erstem Minister des Königs em-
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