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1. Leitfaden in zwei getrennten Lehrstufen für den geographischen Unterricht in höheren Lehranstalten - S. 81

1852 - Osnabrück : Rackhorst
81 b. Die westl. Wüste oder Sahel, meist mit sehr tiefem lockerem Flugsands u. vielem Steinsalz (Baumaterial, Handelsartikel); doch weit weniger arm an Oasen und bewohnbaren Stellen, als man früher geglaubt. — Die Oberfläche besteht aus vielen einzelnen Becken. — An ihrem Rande saugt die Wüste begierig viele Flüsse ein; daher wol die bedeutenden unterird. Wasservorräthe; wo diese durch eine Art artes. Brunnen zu Tage gefördert werden, ent- wickelt sich alsbald eine üppige Vegetation (Datteln, Obst). Doch scheint die südl. Hälfte auf ewig zur unbewohnbaren Wüste be- stimmt zu sein. — Vor der ganz niedrigen atlant. Küste verändert. Sandbänke u. heftige Strudel. 3. Der flache Sudan od. Nig ritien, 50—70 M. br., c. 700 I., — 41,000 Ihm., bis 1000' absol. H.; sehr heiß, aber reich bewässert, gut bebaut und volkreich; — zw. Wüsten und Hochebenen, daher der abgeschlossenste Theil von Mittelafrika. §. 149. Gewässer. Die Hydrograph. Verhältnisse zwar nur sehr unvollständig bekannt; doch ist Afr.jedenfalls sehr wasser- arm. — Nur 2 Ströme leiten tiefer ins Innere hinein, Nil u. Niger. Die Flüsse des südl. Hochl. durchbrechen die Randgebirgs- landschaften in Katarrhakten; ihr sonst fahrbarer Unterlauf wird in der trockenen Jahreszeit meist durch Barren vom Meere her unzugänglich. — Im Biledulgerid und flachen Sudan verlöschen viele Ströme. I. Gebiet des Mittelmeeres. I. Der Nil; dir. Abst. 330 M., Entw. 560 (in Aegypten 112), Gebiet 32,000 Oidi. — Ohne alle Zuflüsse, also unausgebildetes Fluß- system. — Drei Quellflüsse in sruchtb., gut cultivirten Thälern: n. der Bahar el Abi ad od. weiße N., vielleicht v. Mondgeb.; — b. der Bahar el Azreck od. blaue N., aus Habesch, durchfließt den Tzana See, windet sich spiralförmig um sein Quellland u. vereinigt sich b. Kartum mit dem Abiad; — c. der Tacazze oder Atbara, aus Habesch, mündet unter 18° Nb. Der vereinigte Fluß durchbricht sein mittleres Stufenland, Nubien, in nicht sehr bedeutenden Katarakten, deren 10. u. letzter b. Assuan od. Syene an der ägypt. Grenze. — Als ruhiger Strom durchfließt er dann, anfänglich 9000' br., das 2-3 M. br., 750 s^M. umfassende Kultur- land v. Aegypten, das ursprünglich wol ein Meerbusen gewesen. Unter- halb Kairo durchschneidet er das von ihm mit geschaffene u. noch wach- sende Delta in vielen Armen, von denen der von Rosette und der von Damiette die tiefsten, der nach Alexandria führende Canal Mahmudieh der wichtigste ist. — Periodische Ueberschwemmungen v. Juli bis Oct., in Folge der trop. Regengüsse in Jnnerafrika. — Allmälige Erhöhung des Flußbettes u. des Thales. — Verfall der Canäle; — Wüstensand; Abnahme der Ergiebigkeit. Längs der Barbareskenküste nur unbedeutende Küstenfl., z. B. der Schellif in Algier. 6

2. Leitfaden in zwei getrennten Lehrstufen für den geographischen Unterricht in höheren Lehranstalten - S. 79

1852 - Osnabrück : Rackhorst
79 tinents; Vorherrschen der continentalen Natur; Abgeschlossenheit gegen das Ausland, (cf. 8. 72.) 8. 148. Senkrechte Verhältnisse. Höchst einförmige ver- ticale Gliederung; die plastischen Formen des Bodens treten alle- mal massenhaft auf; vielfacher Wechsel v. Hoch u. Tief fehlt ganz. — Das gesammte Hochland — 357,000 lum., also Tiefland = 177,000. Í. Das nördliche Hoch^land. 1. Das Hochland der Berberei, vom allant. M. bis zur Tief- ebene S ult in an der gr. Syrte. — a. Der hohe Atlas in Ma- rocco, mit schneebed. Gipfeln bis 13,000'; schmal, steil, zerrissen; nach dem Meere zu die fruchtb. Ebene v. Fez u. Marocco. — b. Das kahle Bergland v. Algier, 5000', welchem nördl. die reiche Culturebene Teil (Metidja b. Algier) vorgelagert ist. — c. Das Bergland von Tunis u. Tripolis, 1500', durch die stellenweise fruchtbare Ebene Sert vom Meer geschieden. — Fast dem ganzen Südabhange ist die breite Steppenebene Biledulgerid vorgelagert. 2. Das isolirte Plateau v. Barka (Cyrenaüca), 1500' h., 2000 lum., gut bewässert und cultivirt. — Von da felsigte Höhenzüge nach Unter-Aegypten Marmarica. Ii. Das südliche Hochland. Ein Dreieck zw. 13" N. u. 35" Sb., = 307,000 Hw.; wahr- scheinlich eine große einförmige Hochebene. Nur die terrassen- förmig zu schmalen, hafenlosen Küstenebenen abfallenden Randge- birge einigermaßen bekannt. I. Der Norvrand. a. Der hohe Sudan im Nw., ein Plateau, mit fruchtbaren, gut bebauten Terrassen. Längs der ungesunden Küstenfläche v. Obergui- nea das bis 5000' hohe Konggebirge. — b. Östl. v. Durchbruchs- thale des Niger setzt der Rand längs dem flachen Sudan unter verschie- denen Namen fort, zunächst als B erg l and v. Haussa. — Um 40" Ol. liegt vielleicht das Mondgebirge, Ge bl el Komri. c. Am Oende das Alpenland v. Habe sch; — erloschene Vul- cane; — weidereiche Plateaur v. 8000' u. 13,000' h. Schneegipfel (?). Ihm stnd als Stufenländer im N. vorgelagert die mit Wüstensand be- deckten, plateauartigen Gebirgszüge, welche das tiefeingeschnittene Nil- thal auf beiden Seiten bis Unter-Aeg. begleiten; — in Aeg. heißt die östl. Kette das arabische (3000'), die westl., niedrigere, das li- bysche Geb.; beide von wasserlosen Querthälern durchfurcht, durch deren westl. der verderbliche Wüstensand in das Culturland eindringt. 2. Der Oftrand. Von 6—26 " Sb. (Delagoa Bai) längs der Küste, ohne diese zu erreichen, die mauerartige, kaum 2000' h., wenig bekannte Lupata Kette. Im I. 1848 will der engl. Missionär Rebmann im Lande Dschagga, zw. 3—4° ©33. ein Schn eegebirge, Killi Mandshàro, entdeckt haben/ Wegen der Nähe des Arg. müßte dasselbe als Schneegeb. über 18,000' h. sein. Von ihm

3. Leitfaden in zwei getrennten Lehrstufen für den geographischen Unterricht in höheren Lehranstalten - S. 80

1852 - Osnabrück : Rackhorst
80 aus gehe ein auffallend kalter Fluß, Pangani, der in Zanguebar u. 5° 3"Sb. ins Meer falle. So. v. Dschagga sollte der große inselrciche See Asiako liegen. 3. Der Südrand ov. das Capland, hat folgende Abstufung: з. die dürre Scheitclfläche desoranjeriver, 6000' h.; — sie hat als Rand b. das Roggcveld, Nieuveveld u. a. Geb., 10,000'; — aus steilen Kegel-, Pyramiden- u. Tafelbergen bestehend. c. Die 1000 >Hm. gr., 15—20 M. br. Karroo Ebene, 3000' h.; im Som- mer dürr u. öde, in der Regenzeit eine üppige, belebte Grasstur. — Thal- cinfchnitt des Elephantenst. 2000'. — Als Rand 6. Zwarte Berge, 5000'; mit wenigen u. gefährlichen Pässen. e. Die Küstenebene, von der Oranje Mdg. bis zum großen Fischst., 5—7m. br. — Im W. sandig u. wasscrlos, im S. mit vereinzelten guten Culturstä- chen; — viele, aber meist offene, unbrauchbare Baien. — Im Sw. auf einer kleinen Hi. das ganz isolirte Capgebirge mit denr 3600' h. Ta selb erge, der eine wagcrechte breite Scheitelst, u. senkr. Abhänge hat. — Die Küsten- stufe läuft unter dem Meere bis 37" Sb. als Nadelbank fort. 4. Der Westrand. Wenig bekannt. — In Unterguinea das 30—40 M. breite mittlere Stufenland Congo, gut bewässert, fruchtbar, gesund, volkreich. Iii. Das Tiefland. Auster den bereits erwähnten Theilen: dem Nilthale mit dem Delta, dem Tell, den Küstenflächen, sind hier noch zu nennen: 1. Das Biledulgerid, längs dem Sfuße des Barbaresken:Hoch- landes, bis Fezzan, 80 M. br., 270 l.; einst, als »numidische Ebene«, wohlbebaut und mit volkreichen Städten, jeyt voll Trümmer und nur in den Flußthälern oasenartig bewohnt. 2. Die Sahara, der Sandocean, die größte u. furchtbarste Wüste der Erde; — zw. dem atl. M., Biledulg., Nilthale, flachen Sudan; — 200 M. br., 650 l., = 120,000 fom.; — einst vielleicht Boden des Meeres, das meist alle Fruchterde mit weggeschwemmt; — von sehr geringer absoluter Erhebung, zum Theil wohl unter dem Meeresspiegel. — Strenges contin. Klima, mit sehr heißen Tagen, empfindlich kalten Nächten; — weder Regen noch Thau, da der stark erhitzte aufsteigende Luftstrom die Wolkenbildung verhindert, auch der Atlas den ocean. Einfluß hemmt. — Glutwinde (Chamstn od. Harmattan); Sandwolken; Luftspiegelung. — Heerden von Straußen und Gazellen; andere Thiere nur am Rande der Wüste. и. Die östl. (libysche) Wüste bis zum Meridian v. Fezzan, die Sa- hara; — entweder nackter oder mit Gerolle bedeckter Felsboden, daher uncultivirbar u. pflanzenlos. — Gleichsam Brücken über das Sandmeer sind die Oasen d. i. durch Wüstenstrecken isolirte, von nackten Felshöhen umschlossene, auellenreicke Vertiefungen mit Äckern, Wiesen, Baumpflanzungen; Dattelpalme, Obst, Wein, Mais, Weizen, Gerste, Reis. — Vier Oasenzüge: der östl., parallel dem Nilthale: Oase Darfur, Kordofan, Selimah, große u. kleine O.; — der nördl.: Siwah, od. O. des Jupiter Ammon, Au- glla, Fezzan; — der südöstl., nach Borgu; — der südl., nach Bornu, die Hauptkaravanenstraße.

4. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 180

1858 - Osnabrück : Rackhorst
180 10. Wien und seine Lage. Wien, die mächtige Kaiserstadt, von der der Oesterreicher so gern singt: „'s gibt nur ein' Kaiserstadt, 's gibt nur ein Wien!" nimmt mit ihren 34 Vorstädten einen Raum von Sx/2 Meile im Umfange ein und enthält gegenwärtig (1858) inner- halb der Linien, d. h. der äußern Grenzen der Vorstädte 473,000 Seelen; der Polizei-Rayon Wien aber, d. h. der ganze Bezirk, über welchen der Arm der städtischen Polizei reicht, umfaßt 532,000 Einwohner. Unter jenen 473,000 E. sind gegen 7000 Protestanten und an 10,000 Juden; alle übrigen sind Katho- liken. Schon von fern, ehe man in die Stadt eintritt, sieht man über das Häusermeer das Wahrzeichen der Stadt, den Turm des Sct. Stephansdoms. Treten wir in die Stadt selbst ein, was stellt sich da unfern erstaunten Blicken alles dar! Kirchen, Paläste und reiche Privatwohnungen in seltener Pracht und Anzahl. Da fesselt vor allem der Stephansdom in der Altstadt unsere Auf- merksamkeit; ein ehrwürdiges, mit den Münstern zu Straßburg und Freiburg wetteiferndes gothisches Gebäude, 342 Fuß lang, 222 Fuß breit und 79 Fuß hoch; der schon genannte Turm aber, welchen Meister Wenzla im 14. Jahrhunderte zu bauen begann und Meister Buchsbaum 1433 vollendete, hat 429 Fuß Höhe. Ein zweiter Turm, der neben dem andern sich erheben sollte, ist nur halb zu Stande gekommen, gerade wie beim Straßburger Mün- ster; seit 1516 blieb die Arbeit daran liegen. Welche Pracht entfaltet aber dieser Riesenbau, dessen Turm mit seinen durch- brochenen Wänden, Wappen, Figuren, ausgezackten Baldachinen, Zackenlinien, Giebeln, Spitz- und Rundbogen wie ein Spitzen- gewebe erscheint, während der ganze Dom ein unendlich reich und schön verzierter Riesenschrein ist, in welchem Tausende von Kunstwerken enthalten sind. Der älteste Theil Wiens, die Altstadt, ehemals durch Ba- steien, Graben und Glacis, jetzt durch Alleen und herrliche Baum- und Gartenanlagen von jenen 34 Vorstädten getrennt, enthält überhaupt die bedeutendsten Kirchen, prächtige Paläste des reichen österreichischen und ungarischen Adels und die kaiserliche Burg. Diese Burg von gewaltigem Umfange besitzt große Schätze an Kunstarbeiten, Naturalien und Münzen. Zu ihren Gebäuden ge- hört unter andern die Universität, das Burgtheater und die Bi- bliothek. Im Kapuzinerkloster ist die kaiserliche Familiengruft, je- doch wird jedesmal das Herz mit silberner Kapsel bei den

5. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 228

1858 - Osnabrück : Rackhorst
228 dener Bahnhof in Deutz, wird die großartige stehende Brücke*) münden, zu welcher im October 1855 der König von Preußen den Grundstein gelegt hat; dort wird auch, um in unmittelbare Schienenverbindung — die Schienen werden über die Brücke führen — mit dem jenseitigen Ufer zu treten, die Rheinische Eisenbahn auslaufen. Riesige Werke sind in den Strom hinaus- gebaut, die Ufer sicher zu stellen, und wenn erst die traurigen Hütten, welche noch von dem schönen Trankgassenthor aus bis zum Fuß des Doms sich hinziehen, verschwunden sind und der kolossale Bau frei und in würdiger Umgebung dasteht, mag es wenig Plätze in der Welt geben, die mit diesem hier sich messen könnten, auf welchem gleichzeitig die starke Festung, die große Handelsstadt und der Gipfelpunkt der christlichen Kunst dem Auge entgegen tritt. Der Dom. „Es ist ein Wald voll hoher Bäume, Die Zweige seh' ich fröhlich blüh'n. Und aus den Wipfeln fromme Träume Zum fernen Reich der Geister slieh'n. So kühner Sinn und ernstes Streben, Das aus den Steinen Blumen treibt, Es ist der Väter Art und Leben, Das nimmer auf der Erde bleibt. Das wollen diese Säulen sagen, Die himmelwärts die Blicke zieh'n, Dazwischen, wie in grauen Tagen, * Im Eichenhain die Beter knie'n. Es ist kein eitles Licht der Sonnen, Was durch die bunten Scheiben fällt, Ist Wicderschein der ew'gen Wonnen, Ist Strahl aus einer bessern Welt." Max v. Schenkendorf. Erzbischof Conrad von Hochsteden legte 1248 in Gegen- wart des gegen Friedrich Ii., den Hohenstaufen, erwählten Ge- genkaisers Wilhelm von Holland den Grund zum Cölner Dom. *) Dieser gewaltige Bau besteht aus 2 Land- und 3 Strom- pfeilern, über welche die 30 Fuß hohen eisernen Gitterträger sich spannen werden. Der eiserne Brückenüberbau überspannt 4 Oeffnun- gen von 313 Fuß lichter Weite, ist im ganzen 1320 Fuß lang, 55% Fuß breit und wird von vernieteten Eisenplatten, Flachstäben und Winkeleisen gebildet. Das Gewicht des gesammten hierzu erfor- derlichen Walzeisens beträgt etwa 80,400 Centner.

6. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 200

1858 - Osnabrück : Rackhorst
200 15. Augsburg. Augsburg (Augusta Vindelicorum), feit 1276 freie Reichs- stadt, war im 16. Jahrhunderte die reichste und schönste der freien Städte Deutschlands. Der Schwerpunkt der ganzen Ge- schichte Augsburgs, sagt Riehl in seinen „Augsburger Studien", ruht in der Uebergangsperiode vom Mittelalter zur neuern Zeit. Jede Straße, jede Kirche verkündet, daß nicht das Mittelalter, sondern der Bruch mit demselben unserer Reichsstadt die tiefste Originalität gewann. Es gibt drei große Meister, welche uns die ganze Macht, womit die Renaissance (d. h. das Wiederaufblühen der Künste und Wissenschaften durch das seit 1453 neubelebte Studium der alten Sprachen) das höhere Geistesleben Augsburgs ergriff, in persönlicher Verkörperung darstellen: ein Gelehrter, ein Maler und ein Baumeister. Konrad Peutinger, Augsburgs größter Staatsmann und Gelehrter, der Freund des Kaisers Maximilian, des „letzten Rit- ters", verpflanzte den italienischen Humanismus nach Augsburg. Der grüßte Künstler Augsburgs, Hans Holbein, war es, der wie Dürer in Nürnberg, die Schranken der mittelalterlichen Malerei zerbrach und ohne der vaterländischen Tradition untreu zu werden, eine neue Welt des Naturstudiums, der classischen Formenanmuth und der frei modernen Gedankenfülle für seine Kunst eroberte. Elias Holl brachte im Anfang des 17. Jahr- hunderts die neue italienische Bauweise (Renaissance) aus Vene- dig nach Augsburg. Fast genau in denselben 4 Jahren, da Holl das Augsburger Rathhaus aufsührte, hat Eucharius Holzschuher das neue Rathhaus zu Nürnberg errichtet, gleichfalls ein Werk der Renaissance und an Kunstwerth dem erstern wohl ebenbürtig. Aber Nürnberg blieb trotz dieses Rathhauses eine mittelalterliche Stadt; Holl dagegen baute mit seinem Rathhause gewissertnaßen zugleich ganz Augsburg um. Den gothischen Türmen nahm er die spitzen Hüte ab und setzte ihnen wälsche Kappen aus, so daß in der ganzen Stadt auch nicht eine einzige gothische Turmpy- ramide mehr übrig geblieben ist. Zunfthäuser und Kirchen, Pa- läste und Festungstürme wurden dann in kurzer Zeit, theils von Holl, theils von seinen Nachfolgern massenhaft in den Renais- sancestil umgeschmolzen. — Damals, in der Blütezeit unserer Reichsstadt, galt der Spruch:

7. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 201

1858 - Osnabrück : Rackhorst
201 Der Veneter Macht, Der Augsburger Pracht, Der Nürnberger Witz, Der Straßburger Geschütz. In dieser Zeit (vom 15. bis 17. Jahrhunderte), wo Augs- burg der Mittelpunkt des süddeutschen Handels durch Italien mit dem Morgenlande war, und wo alle Künste, namentlich die Kupferstecherei, und alle Gewerbe hier und in Nürnberg ihren Hauptsitz hatten, zählte die Stadt gegen 90,000 Einwohner, und von ihrem Glanz und Reichthum zeugen die Bücher der Geschichte und die prächtigen Denkmale jener Tage, eine große Anzahl von schönen öffentlichen und Privatgebäuden. Eine be- sondere Zierde der Stadt sind die vielen zum Tbeil sehr schönen metallenen Springbrunnen und vor allem ist das Rathhaus aus dem Anfänge des 17. Jahrhunderts eins der prachtvollsten in Deutschland; die darin befindliche Bibliothek ist besonders reich an griechischen Handschriften. Unter den öffentlichen Gebäuden verdient auch das 1855 eröffnete neue Museum erwähnt zu werden; un Erdgeschoß desselben sind Grabmäler, Dedications-, Votiv-, Meilen- und Grenzsteine, sowie steinerne Aschenkrüge und andere ihrem mehr denn anderthalbtausendjährigen Grabe ent- rissene Steindenkmale aus den Zeiten römischer Herrschaft ausge- stellt. Wohl das merkwürdigste Denkmal ist hier der riesige Stadtpyr (vom griechischen Worte fjvqrjv nucleus, nux pinea, Fichtennuß) oder das Stadtwappen von Augsburg. Dasselbe, welches sich auf einer Säule befunden zu haben scheint, ist 12 Fuß tief unter der Erde ausgegraben und stellt einen kolossalen Föh- ren-, Fichten- oder Tannenzapfen von 5 Fuß Höhe dar. Dieses uralte Wappen der römischen Kolonie Xuausta ist wohl das älteste, welches irgend eine Stadt Deutschlands aufzuweisen ha- den dürfte. Es bleibt indessen noch zweifelhaft, ob der sogenannte Pyr wirklich das alte Stadtwappen Augsburgs sei, da dasselbe Zeichen sich auf römischen Grabdenkmälern findet, wie denn auch das Mausoleum Hadrians, die jetzige Engelsburg in Rom, einen solchen Schmuck oder Pinienzapfen von Bronze getragen hat. Unter den Kirchen, welche meist mit schönen Gemälden geziert sind, zeichnen sich der Dom, die schöne gothische Kirche zu St. Ulrich, die Barfüßer- und die Kreuzkirche aus. — Eine gute Uebersicht über die Stadt und Umgegend gewährt eine mäßige Anhöhe in der unmittelbaren Umgebung Augsburgs, der Lug in's Land. Von diesem schönen Punkte überschaut man den weiten Raum zwischen Lech und Wertach, das in deutscher Ge-

8. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 236

1858 - Osnabrück : Rackhorst
236 Brandenburg bereits in Westfalen ans dem Jülich-Cleve-Berg'- schen Nachlaß 1609 erworben hatte, des Ravensbergschen, der Grafschaft Mark u. s. w. Diese Erwerbung war um so werthvoller, da diese wohl- habenden und fruchtbaren Länder sich sehr bald als treue und ergebene Anhänger der neuen Regierung bewiesen; sie lagen wie eine breite protestantische Zone zwischen dem katholischen Süden und dem katholischen Norden Westfalens und schlossen sich um so eifriger an die stärkste protestantische Macht Deutsch- lands an. Als militärischer Punkt wird die Stadt Minden immer eine große Wichtigkeit haben; es deckt die Straße vom Rhein nach der Elbe und nach Niedersachsen, gerade da, wo die Weser- scharte jener Straße eine unabweichbare Richtung gegeben hat. Der seit 1816 begonnene Ansbau der Festung wird die Stadt deshalb eine wichtige Rolle spielen lassen in dem ersten Kampf, in welchem der Westen mit den Mächten des Ostens zusammen- ftößt. Bereits einmal erfolgte ein solcher blutiger Zusammenstoß unter den Mauern von Minden im Jahre 1759. Herzog Ferdi- nand von Braunschweig war es, der, am 1. August jenes Jahres mit einem Heere von 40,000 Mann (Preußen, Hannoveraner und Engländer) auf dem linken Weserufer von Norden herauf- ziehend, den französischen Marschall Contades zwischen Minden und Petershagen zu einer mörderischen Schlacht zwang, in welcher die 85,000 Mann starken Franzosen, die Minden dazu noch als Stutzpunkt im Rücken hatten, vollständig mit einem Verlust von 8000 Mann geworfen wurden. Zu den architektonischen Merkwürdigkeiten der Stadt gehört die Weserbrücke und die alte Domkirche (katholisch). Der Dom, wenn auch kleiner als die Kathedralen zu Münster und Pader- born (das Innere dieser letztem macht unstreitig unter den Dom- kirchen Westfalens den großartigsten Eindruck), ist ein imposantes Gebäude. Der weithin sichtbare Turm, im altromanischen Stile wahrscheinlich in den Jahren 1062—72 erbaut, ist plump und schmucklos; ebenso sind die östlichen Theile der Kirche romanischen Stiles, und mitten zwischen sie hinein ist das gothische Langhaus geschoben; dieses bildet eine Hallenkirche, d. h. es hat drei Schiffe von gleicher Höhe, mit hoch und kühn ansteigenden Kreuzgewölben; von besonderer und ganz seltener Schönheit sind jedoch die Con- structionen der Fenster mit bewundernswerther Mannichfaltigkeit der Erfindung.

9. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 222

1858 - Osnabrück : Rackhorst
222 besitzt den schönsten Bahnhof in ganz Süddeutschland. Hier müssen wir dem geneigten Leser ein Geheimniß verrathen: das eigentliche Ziel unserer Reise ist nämlich Paris und die allge- meine Industrie- und Kunstausstellung. In Ludwigshafen aber werden Billets zu ermäßigten Preisen für die Reise über Mainz, Cöln, Aachen, Lüttich, Brüssel, Lille, Amiens nach Paris und zurück über Metz und Saarbrücken, oder umgekehrt, ausgegeben, mit dem Rechte, beliebig auf einer der genannten Stationen zu verweilen; für 110 Franken die Person macht man die ganze Tour in den Wagen erster Classe. Der Zug von Ludwigshafen war ungewöhnlich besetzt; denn in Worms wurde die neu aufgeschlagene Rheinbrücke ein- geweiht. Der Großherzog von Hessen hatte sich persönlich zur Feier dort eingefunden, das alte Worms, das so viele Erinne- rungen aus der deutschen Geschichte und Heldensage (Nibelungen) in uns erweckt, prangte ganz im Festschmuck von Laub und Fahnen, und immer neue Menschenschaaren strömten durch die Thore der ehemaligen Hauptstadt des Wonnegaus, die heute einen eigenthümlichen Gegensatz zu ihrer melancholisch stimmenden Vergangenheit bietet. Schon im 5. Jahrhundert von den Hun- nen erobert und zerstört, blieb Worms (das alte Hordotomak-uz, die Hauptstadt der Vangionen, im Mittelalter Wormatia) in Trümmern liegen, aus denen die Stadt nur langsam sich wieder erhob, so daß sie unter Karl dem Großen mehre Reichstage und Maiversammlungen beherbergte. Unter dem Hohenstaufen Fried- rich Ii. zählte die Stadt 60,000 Einwohner; blühend war sie noch, als Karl V. im Jahre 1521 dort den Reichstag hielt, vor dem Luther erschien. Erst der Würgengel des dreißigjährigen Krieges brach die Blüte. Von da an ein beständiger Kampf mit Noth und Jammer: im Jahre 1635 eine gräßliche Hungers- noth; am Ende des großen Krieges nur mehr 200 Familien innerhalb der weiten Ringmauern und als die Stadt langsam sich zu erholen begann, verwandelte sie der 31. Mai 1689 im sogenannten Orleansschen Kriege in einen Schutthaufen. Ihre Mauerkrone umhüllte fortan der Witwenschleier; erst in den letz- ten Jahren stieg die Bevölkerung sichtbar, wenn auch langsam; gegenwärtig (1857) beträgt sie 10,325 Seelen. — Beim An- halten erfahren wir, daß die Liebfrauenmilch, der köstliche Reben- saft von dem Hügel, der die Liebfrauenkirche in Worms (nicht zu verwechseln mit dem Dom) trägt, für diesen Herbst besser zu gerathen verspricht, als seit Jahren. Dann geht es rasch weiter, rasch, wie die hessische Ludwigsbahn fährt, durch Boden-

10. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 470

1858 - Osnabrück : Rackhorst
470 Retter entgegen. Und Hussein hatte sich nicht getäuscht, einer unserer Leute brachte eine ganze Kamelladung frisches Nilwasser. Wir sprangen von unseren Thieren, öffneten die Schläuche und tranken zum Zerplatzen, ohne zu bedenken, daß uns das schaden könnte. War auch das Nilwasser trübe und lau, gegen unsere Schlauchjauche war es Nektar, und nie in meinem Leben hat mir ein Trunk besser geschmeckt. Thiere und Menschen waren erquickt, gestärkt, und nun rit- ten wir in scharfem. Trabe vorwärts. Schon nach einer Stunde erblickten wir die Palmen am Ufer des Nil und bald darauf den majestätischen Riesenstrom, den wir mit lautem Hurrah begrüßten. Nachmittags 4 Uhr langten wir in dem heiß ersehnten Abu Hammed an. Die ausgestandene Noth, die großen Gefahren waren wie ein Traum, denn nur die Erinnerung an das Schöne bleibt ewig jung. Nach Russegger. 5. Aufenthalt am Hofe des Königs von Dahomey. Die zuvorkommende Gastfreundschaft des Sclavenhändlers de Suza zu Whydah, an der Sclavenküste der Bai von Benin gelegen, machte meinen Aufenthalt daselbst äußerst angenehm. Seiner Verwendung sollte ich aber auch den Besuch am Hofe des Königs von Dahomey verdanken, indem er mir hierzu nicht allein die Erlaubniß auswirkte, sondern mich noch außerdem mit allem dazu nöthigen und den erforderlichen Geschenken für den König versah. Wir brachen den 6. Juni 1845 mit 20 Pack- trägern auf, von denen allein mehrere nur mit den hier als Geld üblichen Kauris — kleinen Muscheln, von denen unge- fähr 8 Stück den Werth eines Pfennigs besitzen — beladen waren. Dies Geld ist so unbequem, daß ein Mensch höchstens 14 Thaler zu tragen vermag. Unser Weg führte durch mehrere Dörfer und einige kleine Städte, deren Häuser allesammt von Lehm erbaut waren. Die Gegend war außerordentlich fruchtbar, gewaltige Bäume bedeckten den fetten Lehmboden, und. eine zahl- lose Menge der buntfarbigsten Schmetterlinge erfüllte die Lust. Selbst einem eine halbe Stunde langen Schwarme von Heu- schrecken begegneten wir vor der großen Stadt Canamina; sein Geräusch glich dem Sausen des Windes im Walde oder einem tüchtigen Hagelwetter. Schon nach sechs Tagen, den 12. Juni, hielten wir in der Hauptstadt Abomey unseren Einzug und wurden von dem Mayho oder erstem Minister des Königs em-
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