den meisten Raum zugebilligt erhalten, darnach diejenigen Lander,
welche durch politische oder commercielle Bedeutung hervorragen, also
Frankreich, Großbritannien, die beiden Indien, die Ver. Staaten, Bra-
silien u. a. ■— Insbesondere darf hier über Deutschland noch Folgen-
des bemerkt werden. Sowol seine natürl. als auch statist. Verhält-
nisse sind ausführlicher dargestellt worden, z. B. die ethnogr. Unter-
schiede, welche sich neuerdings so sehr bemerkbar gemacht, die indu-
striellen und commerciellen Zustände, soweit sie für Schüler faßlich
und nöthig sind, die Land- und Secwehrverfassung. Die bedeuten-
deren Bundesstaaten wird man genauer beschrieben finden. Auch dies
Mal hat das Kgr. Hannover die umfassendste Behandlung erfah-
ren, und ist auch auf die mit demselben zusammengrenzenden Länder
mehr Rücksicht genommen worden. Der Berf. hat es sich auch jetzt
nicht versagen können, seiner Heimat, dem Osnabrückischeu, und
insbesondere den orograph. Verhältnissen derselben einen vielleicht un-
verhältnißmäßigen Raum zuzuweisen, was ja wol weder einer Begrün-
dung noch auch Entschuldigung bedarf. — Soweit es ihm möglich
war, hat der Verf. überall die neuesten Zustände angegeben. In der
phys. Geographie ist er vorzugsweise dem trefflichen Lehrbuche v.
D. V ölt er (3 B>), in der polit. der 5. Aust, des Vo lg er scheu
Handbuches gefolgt. Doch standen ihm sehr viele zuverlässige
neuere Data zu Gebote, deren Fundorte nicht wol alle angegeben
werden können. Kundigen wird es nicht entgehen, wie z. B. aus
Humboldt's Kosmos I., Aus. der Natur und Centralasien, aus
Winderlich's Deutschland u.der Zeitschrift „Ausland" viel Neues
in das Büchlein übergegangen ist. — Auch in dieser Ausgabe ist vor-
zugsweise Bezug genommen auf Stieler's Schulatlas und auf
den W a n d a t l a s v. S y d o w, welcher nebst einem Handatlas von
ebendems. Verf. die wärmste Empfehlung verdient. — Eine Erläute-
rung der Abkürzungen dürfte wol unnöthig sein. — Der Verf. hofft
den reichhaltigen Stoff, welchen das Buch bietet, so gestellt zu haben,
daß jedem Lehrer in der weiteren Erörterung desselben genügend
freie Hand gelassen bleibt.
Osnabrück, im Mai 1850.
Kormort zur drittln Auflage.
¡38im bot Verbesserungen, die das Buch erfahren bat, soll hier nur
die Erweiterung der politischen Geographie, insbesondere der
von Preußen, Italien, Belgien, China, erwähnt werden.
Osnabrück, im November 1851.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler]]
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Indien Deutschland Deutschland Italien Belgien China
— 30 —
seinen schmalen auf- und absteigenden Gassen. Tie Burg ist wohl
erhalteu und einen Teil des Jahres von dem Fürsten von Beut-
heim bewohnt. Es ist die größte Burg unserer Provinz. Von dem
viereckigen Turme hat man eine herrliche Aussicht uach alleu
Seiten. Tie ältesten Teile der Burg sind wohl schon 800 Jahre
alt. Östlich von Bentheim sind im Berge bedeutende Sandstein-
brüche, deren Steine viel nach Holland verkauft werdeu. Die
Bentheimer Berge sind die letzten Berge nach Westen hin. Sie ziehen
sich bis nach dem Flecken Gildehaus, der letzten deutschen Eisen-
bahnstation an der holländischen Bahn.
Tie übrigen Ortschaften lernen wir durch eiue Wanderung
am Ufer der Vechte entlang kennen. Nach der gewerbreichen Stadt
Schüttorf ist Nordhorn der nächste bedeutende Ort. Es ist eine
Stadt mit einer reformierten und einer katholischen Kirche, sowie mit
mehreren Fabriken. Sie liegt unweit der holländischen Grenze am
Süd—nord-Kanal, an der Vechte und an der Bahn Bentheim—
Neuenhaus. Südlich von ihr geht auch der Ems—vechte-Kanal
durch die Vechte ins Holländische, wo er sich bei Almelo an andere
Kanäle anschließt. Sehenswert ist nahe bei Nordhorn das ehemalige
Augustinerkloster Frenswegen. An der Dinkel liegt kurz vor
ihrem Einflüsse in die Vechte die freundliche, stille Stadt Neuen-
h a u s. Sie hat eine katholische und eine reformierte Kirche und
treibt Ackerbau und Viehzucht, aber ebenso wie Nordhorn auch
etwas Schiffahrt, da der Fluß bis hier schiffbar ist. Von Neuen-
Haus führt westwärts eine Chaussee nach dem Torfe Uelsen
und ostwärts eine andere über das in fruchtbarer Gegend liegende
Veldhausen nach Stift und Torf Wietmarschen. Tie
Vechte weiter abwärts wandernd gelangt man von Hos zu Hof
schließlich nach dem Torfe Emblichheim, dem einzigen und
letzten größeren Orte in diesem einsamen Winkel unserer Heimat.
Vi. Einige Sagen aus dem Oonaörückischen.
Wieck und Karl Manq.
Es waren einst 2 mächtige Könige: Wittekind und Earolus
Magnus. Wittekind, auch König Wieck geuaunt, war noch ein
Heide und regierte in nnserm Lande. Earolus Magnus war
König der Franken und eiu eifriger Christ. Ter ließ dem Wieck
-sagen, er solle seine Götter abschwören. Wieck aber antwortete:
-,',Slau mt- de Dünner, wenn ick bat do!" Ta zog Karl aus und
wollte den Wieck zwingen.
Das Kerlsfcld und die Karlssteine.
Da zog Wieck dem Könige entgegen und stritt mit ihm. Karl
aber behauptete das Schlachtseld siegreich. Es heißt seitdem das
Kerlsfeld. Wittekind wollte sich aber noch nicht ergeben und^sam-
Titelte sein Heer von neuem. Karl war in den Hon bei Osna-
brück gezogen, um dort die heidnischen Opfersteine zu zerstören. Aber
die Steine widerstanden dem Eisen und dem Feuer. Karl ver-
zweifelte zuletzt an dem Gelingen und wollte vou dem Versuche
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Manq Karl Earolus
Magnus Magnus König_Wieck Earolus_Magnus Magnus Wieck Karl Karl Wieck Karl Karl Karl Karl_ver- Karl
— 31 —
ablassen. Da ermahnten ihn 7 Brüder ans seinem Heere, er solle
auf Gott vertrauen. Sie errichteten den ersten Altar in diesem
Laude gegenüber den blutigen Opfersteinen der Heiden. An diesem
Tie Karlssteine bei Osnabrück.
Altar flehten sie zu Gott, er möge dem Könige seinen göttlichen
Beistand verleihen. Karl aber schlug mit seiner Reitgerte aus
Pappelholz aus den Opferstein und sprach: Es ist ebenso unmöglich,
mit dieser Gerte den Heidenaltar zu zerstören, wie die trotzigen
Sachsen zu besiegen. Da krachte der gewaltige Block und zerbarst
in drei Stücke. Davon heißt er Karlsstein. Um den Altar der
7 Brüder wurden 7 Buchen gepflanzt, zum Andenken für alle
Zeiten, i)
Wiecks Flucht und der Pferdesprnng.
Als der Heidenkönig wieder auf seiner Burg bei Osnabrück
war, schickten Verräter eilige Boten zum König Karl, daß er
ihn fange. Wieck aber merkte den Verrat früh genug und floh.
Jedoch Karl hätte ihn fast im Hon gefangen genommen, da die
Franken den Weg durch einen Verhau gesperrt hatten. Wieck ritt
einen schwarzen Hengst mit glänzender Mähne und schnellen Füßen.
Zu dem sprach er in der Gefahr: a.ora-Eclcrt-lnsm».
„Hengstken, spring awer, lü, intemafcmal.
Mrtegst en Spmt Hawer. Schulbuchfo*»cftung
Springst du rtich awer, Braunschw^Jg
Frätet di int mi de Rawen." »Schirt>Kj&ti*>ifal»th«k -
Da sprang das kluge Tier pfeilgeschwind über den Verhau
und trug seinen Reiter sicher nach Osnabrück. Hier brach es tot
zusammen.
a) Als die 7 Buchen abstarben, pflanzte man an ihre Stelle 10 Buchen.
Davon heißt jetzt der Platz „ton teggen Böken". Ein steinernes Kreuz ist in-
mitten der Buchen errichtet.
Nach einer anderen Sage standen Karl und Wieck einst an den Opfersteinen.
Als Wieck den Kaiser ausforderte, die Macht seines Gottes zu zeigen, schlug Karl
voll Gottvertrauen zu und siehe da! der Stein zerbrach.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod]]
Extrahierte Personennamen: Karl Wiecks Karl Karl Karl Karl Hawer Karl Karl Wieck Wieck Karl Karl
— 52 —
tätigen Gnadenbilde zu beten. Auch Kranke hoffen dort Heilung oder
doch Linderung zu finden.
Von Rulle an durchfließt die Nette schöne Wälder und kommt dann
in das liebliche Nettetal. An beiden Seiten drängen die Höhen sich so
dicht heran, daß nur eine enge Schlucht bleibt. Wahrscheinlich hat die
Nette dieses Tal im Laufe der Zeit selbst ausgenagt (Ausnagungstal).
Hoch oben liegt die Wittekindsburg. Es sind Reste einer Wallanlage,
in der Wittekind nach den Kämpfen mit König Karl Schutz gesucht
haben soll.
Die Nette fließt am Haster Berge und am Kloster Haste vorbei zur
Netter Heide, wo sie ein Dücker unter den Kanal hindurchführt. Dann
mündet sie in die Hase.
Aus der Vergangenheit.
Der Süntelstein (Sonnenstein). Nördlich von Vehrte liegt in ein-
samer Heide ein 4 m hoher Granitblock, welcher Süntelstein genannt wird.
Die Sage erzählt von ihm folgendes: In uralten Zeiten hatte der Teufel
in der Venner Gegend sein Reich. Es verdroß ihn daher gewaltig, daß
in Venne eine Kirche gebaut wurde. Zornig eilte er zum Gattberge, erwählle
einen großen Stein, -schlang eine Kette herum und lud ihn auf seinen
Rücken, um den Eingang zur Kirche zu sperren. Aber der Stein war schwer
und drückte selbst den starken Teufel tüchtig auf den Rücken, dabei wurde ihm
so heiß, daß der Stein von dem glühenden Teufelsrücken eine Höhlung be-
kam. So kam der Teufel nur langsam vorwärts. Plötzlich fiel der erste
Strahl der Morgensonne auf den Stein, und ein wachsamer Hahn krähte.
Da war's mit der Macht des Teufels vorbei. Grimmig stieß er den
Stein in den Boden und verschwand. Die Spuren der Kette und des
Teufelrückens sind noch heute an dem Stein zu sehen. Bei jedem Sonnen-
aufgang aber dreht sich der Stein dreimal um sich selbst.
Wie das Christentum in unsere Gegend kam.
Unsere Vorfahren, die Sachsen, waren Heiden. In heiligen Hainen,
an Steinaltären brachten sie ihren Göttern Früchte, Tiere, ja oft sogar
Kriegsgefangene zum Opfer dar. Auch die Karlssteine im Hon sollen eine
solche Opferstätte gewesen sein.
Da kamen christliche Priester aus dem Süden, um die Sachsen zu be-
kehren, und der Frankenkönig Karl zog mit großer Heeresmacht heran.
Zornig griffen die Sachsen zu den Waffen. Ihr Führer war Herzog Witte-
kind, dessen Burgen in unserer Gegend bei Schagen und bei Rulle lagen.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Schutz Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Nettetal Wittekindsburg Venne Sachsen Sachsen Sachsen
53 —
Nun gab es viele Jahre blutiger kämpfe in unserer Heimat. Wenn Witte-
kind auch das übermächtige Frankenheer nicht bezwingen konnte und sogar
mehrmals geschlagen wurde (Klus), so wurden doch nach dem Abzüge
Karls alle Franken erschlagen und die Altäre und Kirchen zerstört. Dann
kam der König Karl zurück und nahm blutige Rache. Oft mußte Witte-
kind auf seinen Burgen Schutz suchen; er legte seinem Rosse die Eisen ver-
kehrt unter, um den Feind irrezuführen. Einmal rettete ihn nur die
Schnelligkeit seines Hengstes, der ihn mit letzter Kraft über ein Verhau
nach Osnabrück trug. Als Wittekind sich nach jahrelangen Kämpfen von
der Macht des Christengottes überzeugt hatte (Sage von den Karlssteinen),
ließ er sich mit seiner Gemahlin Geva taufen, der Sage nach an dem noch
vorhandenen uralten Taufsteine der katholischen Kirche zu Belm. Er lebte
von nun an friedlich in Enger, wo man noch heute sein Grab zeigt. Die
Sage erzählt es uns anders. Danach holten die Getreuen unserer Heimat
ihren toten Schlachtenherzog in silbernem Sarge nach Wersen und begruben
ihn am Roten Berge. Ein mächtiges Steinmal wurde über seinem Grabe
errichtet.
Nach der Taufe Wittekinds folgten die Sachsen dem Beispiele ihres
Führers und nahmen das Christentum an. Auf der Domsfreiheit ent-
stand die erste Kirche, aus der der heutige Dom geworden ist. Dort wohnte
auch der erste Bischof unseres Landes, der h. Wiho. Die erste Messe
(Gottesdienst) soll allerdings im Hon bei den ,,teggen Böken" (Kreuz
im Hon) gehalten worden sein. Dann entstanden andere Kirchen in Laer,
Dissen, Melle und Bramsche. Die Gemeinden waren dem Bischof unter-
stellt und gaben den zehnten Teil ihrer Ernte an die Kirche ab.
Aber noch lange Zeit gab es in unserer Heimat Leute, die vom Christen-
tum nichts wissen wollten. Trotz scharfer Verbote und harter Strafen ver-
sammelten sie sich in nächtlicher Stunde an den heidnischen Opferstätten,
um den alten Göttern zu dienen.
Noch heute erinnert manche Sage, mancher Aberglaube an jene Heiden-
zeit. Man erzählt sich von dem wilden Jäger, der in den zwölf heiligen
Nächten zwischen Weihnachten und dem Feste der Heiligen drei Könige
mit seinem Gefolge durch die Lüfte brause und den Wanderer erschrecke.
Märchen erzählen von der Frau Holle, die in der Unterwelt wohnt.
Manche Ortsnamen, auch die Wochentage, erinnern noch heute an die Götter
unserer Vorfahren.
Der Piesberg.
Wenn wir die Bramscher Straße entlang wandern, sehen wir gleich
hinter dem Hofhause den höchsten Berg unserer engeren Heimat, den
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
Extrahierte Personennamen: Karls Karl Karl Geva Wiho Holle
Extrahierte Ortsnamen: Karls Osnabrück Wersen Sachsen Dissen Melle Bramsche Piesberg
— 17
neu Zeitrechnungen zu vielen Streitigkeiten und Verwirrungen
Anlaß gaben, besonders an Orten, wo Protestanten und Katho-
liken untereinander gemischt lebten. So entstanden zu Augsburg
große, mehrere Jahre anhaltende Unruhen, die unter dem Namen
des Kalenderstreites bekannt sind. So oft man aber auch, wie
auf dem Reichstag von 1613, bei den westfalischen Friedens-
unterhandlungen 1648, auf dem Reichstage von 1654 und
später in die evangelischen Stande dringen mochte, den neuen
Kalender des bessern Einverständnisses wegen anzunehmen, wichen
sie doch jedesmal aus, weil sie das wiederholte kaiserliche An-
sinnen als eine Schmälerung ihrer Majestätsrechte ansahen. Als
aber nach dem ryswicker Frieden wegen Kalenderverschiedenheit
neue Unruhen in der Pfalz, in Schwaben und an andern Orten
auszubrechen drohten, nahmen die evangelischen Stände die Sache
in nähere Ueberlegung, und beschlossen nun, besonders auf Be-
trieb von Leibnitz und mit Zuziehung des jenaischen Mathema-
tikers Erhard Weigel, am 23. September 1699, mit dem
nächsten Jahre einen sogenannten verbesserten Kalender einzufüh-
ren, nach welchem mit Weglassung von 11 Tagen statt des
19. Februars 1700 sogleich der 11. März gezählt und das
Osterfest so lange, bis die Fehler des gregorianischen Kalenders
verbessert sein würden, mit Bezug sowohl auf die Nachtgleiche
als auf den Vollmond, nach astronomischer Rechnung angesetzt
werden sollte. Diesem Beschlüsse der evangelischen Stünde sind
gleichzeitig Dänemark und die vereinigten Niederlande und im
Jahre 1701 die evangelischen Kantone der Schweiz beigetreten.
In England ist der neue Kalender erst im Jahre 1752 und in
Schweden 1753 eingeführt worden. Dort ging man vom 2. Sep-
tember zum 14., hier vom 17. Februar zum 1. März über.
Die Russen und Griechen beharren nunmehr allein noch beim
alten Kalender, zählen daher im laufenden Jahrhundert 12 Tage
später, als die übrigen christlichen Völker Europa's.
Nach D. Völt er.
4. Die Zeitrechnung der wichtiglten Völker.
In der gleichförmig fortfließenden Zeit können wir die
Theile derselben nicht anders unterscheiden, als durch Begeben-
heiten, die in ihnen Vorgehen, und die man daher chronolo-
gische Charaktere oder Zeitmerkmale nennt. Diese sind
entweder Natur- oder menschliche Begebenheiten. Zur erstern Art
gehören die Mondviertel, die Jahrpunkte und die Finsternisse,
2
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Leibnitz Erhard_Weigel März
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Niederlande England Schweden
166
einmal um l/2 Procent gestiegen. Jedoch sind die Ursachen die-
ser Erscheinung, wie Cholera, starke Auswanderung, andauernd
hohe Preise der Lebensmittel, wohl nur vorübergehender Natur.
Vom Herausgeber.
7. Der preußische Staat.
Historisch-statistische Uebersicht.
Preußen, eine der 5 europäischen Großmächte und die
zweite Großmacht Deutschlands, bildet einen Staat, welcher zwar
die meisten deutschen Unterthanen, aber auch die verschieden-
artigsten deutschen Volksbestandtheile unter der Einheit eines
Königshauses umfaßt, ein Ländergebiet, welches sich über Deutsch-
land von dessen äußerstem Nordostende bis zum westlichsten Saum
(von Memel bis Aachen) ausbreitet.
Der jetzige preußische Staat besteht aus mehr als 50 ehe-
maligen Reichsgebieten, die durch Kauf, Eroberung, Erbschaft
und Verträge im Laufe der Jahrhunderte vereinigt wurden. Das
Stammland, die Mark Brandenburg, um Christi Geburt von
Germanen bewohnt, wurde späterhin von den vordringenden
Slaven besetzt, seit Carls des Großen Zeiten aber von den
deutschen Kaisern erobert. Im 10. Jahrhundert werden die dort
hausenden slavischen Stämme mit dem Namen Borussen oder
Preußen belegt; diesen Heiden predigte der Bischof Adalbert von
Prag (1- 996) und der Benedictiner Bruno das Christenthum.
Der christliche Graf Albrecht der Bär, der zuerst die Altmark
besaß und sein Gebiet im Osten der Elbe ausdehnte, nannte
sich um das Jahr 1140 zuerst Markgraf von Brandenburg und
gründete 1162 Berlin. Nachdem Albrechts Stamm schon 1320
erloschen war, wurde nach mehrfachem Regentenwechsel der Burg-
graf von Nürnberg, Friedrich Vi., aus dem Hause Hohenzollern
durch Kauf Markgraf und Kurfürst 1415. Sein Gebiet war
etwa 460 □'!. groß. Im Jahre 1482 hatte sich der Staat
schon zu 685 Ql. und -bis zum Anfänge des dreißigjährigen
Krieges durch die Erlangung des Herzogthums Preußen zu
1450 n>M. erweitert; 1687 war nach Erwerbung von Hinter-
pommern, der Bisthümer Halberstadt, Minden (1648), des
Herzogthums Kleve, der Grafschaft Mark, Ravensberg (1666),
des Erzbisthums Magdeburg (1689) und anderer der Umfang
schon zu 2040 d>M. angewachsen. Friedrich Iii., der sich unter
dem Namen Friedrich I. mit Bewilligung des Kaisers Leopold
am 18. Januar 1701 zum König von Preußen machte, erweiterte
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
Extrahierte Personennamen: Bruno Albrecht Albrechts_Stamm Albrechts Friedrich_Vi Friedrich Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_I. Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Aachen Brandenburg Christi Prag Altmark Brandenburg Berlin Nürnberg Minden Ravensberg Magdeburg
259
Volk, wie es ein Land ist. Auf alle Fälle aber überwiegt das
Treffliche und Erfreuliche in diesem Gesammtcharakter das Unlieb-
same und Abstoßende bedeutend, und mit vollem Rechte werden
die Bewohner der Herzogtümer den besten Stämmen der deut-
schen Nation zugerechnet. Nach vr. M 0 nj Busch.
b. Belgien und Holland.
1. Belgien. Land und Volk.
Die südlichen Niederlande (Gallia Belgica, Belgium, la
Belgique), die durch ihren Reichthum und ihre Handelsthütigkeit
die Macht des burgundischen Hauses begründet hatten, standen
seit Karl V. (geboren zu Gent 1500) unter spanischer, dann
unter österreichischer, darauf unter französischer Herrschaft, seit
1815 waren sie mit Holland unter dem Namen des Königreichs
der Niederlande vereinigt. Die Revolution von 1830 trennte Bel-
gien gewaltsam von Holland, 1831 wurde das Königreich Belgien
von den 5 Großmächten Europas, aber erst 1839 von Holland
anerkannt. Dieser jüngste Staat Europas zählte auf nur 536 H)M.
4,548,507 Einw. (nach der Zählung von 1854); 1,190,656
lebten in den Städten, 3,357,851 auf dem Lande. Die 9
Provinzialhauptstädte hatten zusammen 579/974 Einwohner.
Am 31. December 1856 betrug die Volkszahl Belgiens 4,611,066,
wovon 1,214,791 in den 86 Städten des Landes und 3,396,275
in den 2445 Landgemeinden wohnten; auf je 119 Bewohner
kam 1 Militärperson. In keinem Staate Europas leben die
Menschen so dicht zusammengedrängt, wie in Belgien. In den
beiden Flandern (Ost- und Westflandern), auf einem Raume von
114 lum. beträgt die Volksdichtigkeit 12,500 Menschen auf
die Quadratmeile, in Deutschland durchschnittlich nur 3500, im
Regierungsbezirk Düsseldorf, dem am dichtesten bevölkerten des
preußischen Staates, 10,166 *). Freilich ist — oder war vor einigen
Jahren — in Westflandern der 5. Mensch ein Hülfsbedürftiger,
in Ostflandern und Brabant der 7., in Lüttich und Namür der
9., und in der mit Wäldern bedeckten Provinz Luxemburg erst
der 60. Mensch.
Boden. Von der gesummten Vodenfläche sind etwa 66
Procent als Ackerland und Wiesen der Landwirtschaft gewidmet,
25 Procent mit Holz bestanden oder noch zu Ackerland bestimmt
und 9 Procent unbebaut. Belgien ist im Süden gebirgig: Zweige
der Ardennen oder Argonnen reichen von Frankreich ins Land
') Vergl. S. 168.
17
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Holland Belgien Holland Niederlande Holland Belgien Europas Holland Europas Belgiens Europas Belgien Flandern_(Ost- Westflandern Deutschland Westflandern Ostflandern Lüttich Luxemburg Frankreich
337
und Neid betrachtet, besonders sucht sich der Süden Frankreichs der
herrischen Zucht der Hanptstadt zu entziehen. Die Spitze der
Centralisation ist die Befestigung von Paris, die unter der
Dynastie der Orleans zu einer Lebensfrage erhoben wurde. Thiers
äußerte sich unter anderm darüber in seinem damals abgestatteten
Berichte also: „Zu diesem Umstand (Berlin liegt von der fran-
zösischen Grenze 182 Lienes, auf dem Wege drei große Flüsse
und starke Festungen; Wien 216 Lieues über Rhein, Donau,
Lech, Inn, Festung Ulm; dagegen Paris kaum 60 Lieues von
der Nordgrenze, dazwischen nur Gewässer von geringer Bedeu-
tung) kommt noch ein anderer, ganz politischer Natur: Preußen,
Spanien, Oesterreich, England sogar, sind nicht so compact wie
Frankreich. Unser schönes Land hat einen unermeßlichen Bortheil,
es ist aufs innigste vereint. Nie, zu keiner Zeit hat ein so großes
Reich eine so vollendete Einheit gezeigt. 36 Millionen Menschen
führen auf einem Boden von nicht sehr großer Ausdehnung
ein und dasselbe Leben, sie fühlen, denken und sprechen in glei-
cher Weise fast zu gleicher Zeit, was man den Einrichtungen der
Presse, welche das Wort in wenigen Stunden von dem einen
Ende Frankreichs zum andern bringen, sowie den administrativen
Mitteln, welche in wenigen Minuten einen Befehl nach den ent-
ferntesten Punkten des Landes tragen, verdankt; dieses große
Ganze denkt und bewegt sich wie ein einziger Mensch. Frankreich
erhält durch dieses compacte Ganze eine Stärke, welche viel
größere Reiche, denen das ungeheure gleichzeitige Zusammenwirken
fehlt, nicht besitzen. Diese Vortheile hat es aber nur unter der
Bedingung eines einzigen Centrums, von dem der gemeinsame
Impuls ausgeht und welches das Ganze in Bewegung setzt. Es
ist Paris, welches durch die Presse spricht und durch den Tele-
graphen Befehle gibt." Es kann nicht geleugnet werden, daß
Frankreichs geschlossene Ganzheit hier mit dem geographischen
Hochblick des politischen Genies gewürdigt ist, es kann nicht ge-
leugnet werden, daß die Portheile der Centralisation im günstig-
sten Lichte hervorgehoben sind, aber der Minister-Berichterstatter
deckt ohne es zu wollen auch zugleich die ganze Blöße der ge-
rühmten Vortheile durch den Zusatz auf: „führt einen Schlag
auf dieses Centrum, so fühlt sich Frankreich wie ein Mann, der
auf den Kopf getroffen ist." Allerdings soll durch die Befestigung
ein solcher Schlag unmöglich gemacht werden, aber ist sie nicht
eben das indirecte Bekenntniß wirklich gegründeter Furcht? Ist
nicht das befestigte Paris mehr eine stillschweigende Aufforderung
für auswärtige Feinde als ein Schreckmittel? Wenn ein Schlag
22
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Paris Berlin Wien Rhein Donau Spanien Oesterreich England Frankreich Frankreichs Frankreich Paris Frankreichs Frankreich
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im Durchschnitt 45 Scheffel, in Preußen 23, in Frankreich 20,
in Oesterreich 15, in Rußland noch nicht 12. So verschieden ist
die Fruchtbarkeit des Bodens und die Höhe seiner Cultur. Die
Wertste, welche der Gewerbfleiß schafft, sind in den verschiedenen
Ländern folgende: in England 172 Franken auf den Kopf, in
Frankreich 110 Fr., in Preußen 1.04, in Oesterreich 68, in Ruß-
land 34 Fr. Die Summe der Handelsbewegung ergibt 128 Fr.
auf den Kopf in England, 52 Fr. in Frankreich, 28 in Preu-
ßen, 17 in Oesterreich und 12 Fr. in Rußland. Rußland, ob-
wohl das ärmste europäische Land an Flußverbinduugen, steht
auch an Kanälen so sehr zurück, daß Großbritannien (ebenfalls
an Flußverbindungen im Verhältniß zu Deutschland arm) deren
fast V7 Meile, Preußen und Oesterreich %8 Meile, Rußland da-
gegen nur Meile auf die Quadratmeile Oberfläche hat.
Großbritannien hat über 2000 (deutsche) Meilen Eisenbahnen,
Frankreich über 700, Preußen 400, Rußland etwa 100. Die
Sterblichkeit ist in Rußland außerordentlich groß, da schon auf
26 Personen jährlich eine stirbt. Von den Russen griechischen
Bekenntnisses stirbt der 45. Theil vor dem 15. Lebensjahre,
während gleichzeitig unter 1000 Todesfällen sich nur 116 von
Greisen vorfinden. In Preußen sind der Greise auf dieselbe Zahl
von Todesfällen 193, in Frankreich 214, in England 270.
Von Schülern kommt in Preußen einer auf 67/10 Einwohner,
in Großbritannien einer auf 9, in Frankreich auf 11, in Oester-
reich auf 14, in Rußland auf 132.
Rußlands Macht und Weltstellung. Es sind fast
400 Jahre, daß Iwan Iii., der Befreier Rußlands von der
Oberherrschaft der Mongolen, durch sein Ehebündniß mit einer
Tochter des byzantinischen Kaisers Emanuel ein Erbrecht auf den
Thron von Byzanz erhielt und das Wappen des ostgriechischen
Reichs, den zweiköpfigen Adler, zum russischen Wappen machte.
Schon Iwan Iv. (1533 bis 1584) erwarb Kasan, Astrachan,
Woronesch, Saratow, 1000 Geviertmeilen der kaukasischen Be-
sitzungen (Kabardei), das Land der donischen Kosaken urib schlug
die Tataren an der Tura. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts
zählte Rußland (Großsürstenthum Moskau) etwa 18,000 Qua-
dratmeilen; bei Iwans Iv. Tode (1584) umfaßte das Reich
schon gegen 100,000 Quadratmeilen. Man sieht, schon vor drei
Jahrhunderten war der erste eiserne Ring, der die Türkei um-
fassen sollte, ihr um die Glieder geschlagen; von dem Wege nach
Georgien, dem Kaukasus und dem schwarzen Meere waren die
ersten Hauptpässe gewonnen. Es zog die Slaven des Nordens
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Extrahierte Personennamen: Emanuel
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Oesterreich England Frankreich Oesterreich England Frankreich Oesterreich Rußland Deutschland Oesterreich Frankreich Frankreich England Großbritannien Frankreich Oester- Byzanz Kasan Astrachan Saratow Moskau Georgien Kaukasus